Eine letzte Chance für die Liebe - Toni Waidacher - E-Book

Eine letzte Chance für die Liebe E-Book

Toni Waidacher

0,0

Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Wenn man von Garmisch-Partenkirchen kommend nach St. Johann fuhr, hatte man auf dem höchsten Punkt des Passes Gelegenheit, zu parken und von dem Aussichtspunkt aus einen weiten Blick ins Wachnertal zu genießen. Auch Daniel Wagner kannte diesen Aussichtspunkt. Er steuerte seinen BMW auf den Parkplatz neben der Straße und sagte zu Anna Niklas, seiner Verlobten: »Von hier aus kannst du sehen, wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen werden. Du wirst begeistert sein.« Er war vor einigen Jahren schon einmal in St. Johann. »Ich hoffe nur, dass die zwei Wochen uns etwas bringen«, murmelte Anna, eine schöne, blonde Frau von einunddreißig Jahren. Daniels Miene verschloss sich etwas. »Wir haben beschlossen, uns Mühe zu geben«, sagte er. »Wir waren uns einig, dass es so, wie es in den vergangenen Wochen und Monaten war, nicht weitergehen kann.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Du wärst wohl kaum mit mir hierhergefahren, wenn du die Hoffnung aufgegeben hättest.« Anna seufzte. »Ich will ja hoffen, Daniel, wirklich.« Daniel und Anna stiegen aus und gingen zu der Aussichtsplattform, deren steil abfallender Rand mit einem eisernen Geländer gesichert war. Es war um die Mitte des Nachmittags und die Sonne lachte von einem strahlend blauen Maihimmel. Über dem Wachnertal hing ein flirrender Hitzeschleier, der die Konturen der Felsketten, die das Tal säumten, verschwimmen ließ. Und Anna Niklas war wirklich beeindruckt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 124

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Bergpfarrer Extra – 14 –

Eine letzte Chance für die Liebe

Werden Daniels Träume wahr?

Toni Waidacher

Wenn man von Garmisch-Partenkirchen kommend nach St. Johann fuhr, hatte man auf dem höchsten Punkt des Passes Gelegenheit, zu parken und von dem Aussichtspunkt aus einen weiten Blick ins Wachnertal zu genießen.

Auch Daniel Wagner kannte diesen Aussichtspunkt. Er steuerte seinen BMW auf den Parkplatz neben der Straße und sagte zu Anna Niklas, seiner Verlobten: »Von hier aus kannst du sehen, wo wir die nächsten zwei Wochen verbringen werden. Du wirst begeistert sein.« Er war vor einigen Jahren schon einmal in St. Johann.

»Ich hoffe nur, dass die zwei Wochen uns etwas bringen«, murmelte Anna, eine schöne, blonde Frau von einunddreißig Jahren.

Daniels Miene verschloss sich etwas. »Wir haben beschlossen, uns Mühe zu geben«, sagte er. »Wir waren uns einig, dass es so, wie es in den vergangenen Wochen und Monaten war, nicht weitergehen kann.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Du wärst wohl kaum mit mir hierhergefahren, wenn du die Hoffnung aufgegeben hättest.«

Anna seufzte. »Ich will ja hoffen, Daniel, wirklich.«

Daniel und Anna stiegen aus und gingen zu der Aussichtsplattform, deren steil abfallender Rand mit einem eisernen Geländer gesichert war.

Es war um die Mitte des Nachmittags und die Sonne lachte von einem strahlend blauen Maihimmel. Über dem Wachnertal hing ein flirrender Hitzeschleier, der die Konturen der Felsketten, die das Tal säumten, verschwimmen ließ.

Und Anna Niklas war wirklich beeindruckt. Der Ausblick ins Wachnertal war in der Tat grandios. Sie schaute in eine Welt, wie sie idyllischer und malerischer nicht sein konnte. Den zerklüfteten Felsketten des Hochgebirges waren Berge mit sattgrünen Wäldern vorgelagert. In dem Tal gab es drei kleine Orte, deren Häuser vom Glockenturm ihrer Kirchen überragt wurden. Zwischen den Gemeinden erstreckten sich blühende Wiesen und grüne Felder, auf denen das Wintergetreide schon den ersten Wachstumsschub hinter sich hatte. Auf den akkurat bestellten Äckern lugten erste zarte Triebe der Kartoffeln und Rüben aus dem dunklen Boden. Der riesige Achsteinsee wirkte auf die Entfernung wie ein schimmernder Smaragd. Auf seiner der Uferpromenade gegenüberliegenden Seite konnte man die Gebäude und Becken einer Fischzuchtanlage ausmachen.

Beim See entdeckte sie eine große Liegewiese und einen Campingplatz. An der Uferpromenade reihten sich kleine Cafés, Eisdielen und Geschäfte aller Art aneinander wie die Perlen an einer Schnur. Auf dem See waren die ersten Segelboote zu sehen.

»Na, was sagst du?«, fragte Daniel er legte den Arm um Annas Schultern.

»Wunderschön«, antwortete sie und es kam von Herzen. »Ich habe das Gefühl, einen Blick ins Paradies geworfen zu haben.«

Daniel sah sie mit einem Lächeln an. »Prima«, sagte er, »wir machen Urlaub im Paradies. Der Vergleich ist gewiss nicht schlecht und steigert meine Zuversicht, dass alles wieder gut werden wird.«

Sein Arm um ihre Schultern übte leichten Druck aus, er zog sie dichter an sich heran, und sie schmiegte sich an ihn. »Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es schaffen, Liebling.«

Minutenlang standen sie schweigend da und verinnerlichten, was sie sahen. Dann fuhr ein weiteres Auto auf den Parkplatz, Autotüren schlugen, helle Kinderstimmen erklangen. Die Geräusche rissen Daniel und Anna aus ihrer Versunkenheit.

Daniel schaute in die Richtung, aus der sich ein junges Paar und zwei Kinder, die allenfalls vier Jahre alt waren, näherten. »Fahren wir weiter«, sagte er leise.

Anna nickte, nach wie vor gebannt von dem, was sie sah.

Daniel nahm seinen Arm von ihren Schultern, sie wandten sich um und gingen zu ihrem Auto. Die jungen Leute grüßten freundlich und sie erwiderten deren Gruß. Die beiden Kinder standen schon am Geländer und schauten ins Tal.

Wenig später saßen Daniel und Anna wieder im BMW und fuhren die Serpentinen hinunter, kamen schließlich unten an und passierten wenige Minuten später die ersten Häuser von St. Johann.

Beim Hotel ›Zum Löwen‹ hielt Daniel an. »So, wir sind da. Es ist schon zehn Jahre her, dass mal hier war, aber verändert hat sich kaum etwas. Ich kann jedenfalls nicht feststellen, dass etwas anders wäre als damals. Und wenn sich der Ort auch im Hinblick auf Ruhe und Beschaulichkeit nicht verändert hat, dann sind wir hier genau richtig, Schatz.«

Anna warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. »Es wird an uns liegen, und nicht an irgendwelchen äußeren Einflüssen«, murmelte sie.

»Auch das Drumherum spielt eine Rolle«, versetzte er. »Wir werden hier zu uns selber finden und können unser inneres Gleichgewicht wieder herstellen, und wenn die zwei Wochen herum sind, werden wir wissen, wie es für uns weitergehen wird. Ich finde jedenfalls, dass die kommenden zwei Wochen sehr, sehr wichtig für uns und unsere Zukunft sind.«

Darauf gab Anna keine Antwort.

Nachdem sie ausgestiegen war, schaute sie sich um. Zu beiden Seiten der Straße erhoben sich Häuser mit ausladenden Dachvorsprüngen, großen Balkonen und hölzernen Fensterläden. Die Giebel der Gebäude waren oftmals mit Holz verkleidet, an einigen Fassaden sah Anna farbige Lüftmalereien. Die Blumenkästen auf den Fensterbänken und an den Balkonen waren bepflanzt, doch bis sie ihre volle Blütenpracht entfalteten, würden noch einige Wochen ins Land ziehen müssen.

›Das Dorf scheint zu halten, was der Ausblick vom Pass oben aus versprochen hat‹, sagte sich Anna und verspürte eine tiefe, innere Zufriedenheit. ›Alles wird gut‹, hoffte sie. ›Hier werden wir uns ausschließlich auf uns konzentrieren …‹

»Ich gehe hinein und sage Bescheid, dass wir da sind«, hörte sie Daniel sagen. Über das Autodach hinweg begegneten sich ihre Blicke. Daniel lächelte.

›Ja, alles wird wieder gut!‹, durchfuhr es Anna. ›Wir werden uns wieder lieben wie eh und je.‹ Davon war sie plötzlich ganz fest überzeugt. Und sie würde alles dafür tun, um die Gefühle, die sie einmal füreinander hegten, wieder aufzufrischen und alles, was dem Alltagstrott, der Gewohnheit, der Hektik und dem beruflichen Stress mehr und mehr zum Opfer gefallen war, wieder aufleben zu lassen.

›Wir lieben uns doch!‹, ging es ihr durch den Kopf, indes sie Daniel hinterher schaute, der eben durch die Tür ins Hotel ging. ›Und hier, in St. Johann, soll unsere Liebe eine neue Chance bekommen! Wenn wir nach Berlin zurückkehren, soll alles wieder so sein wie vor drei Jahren, als wir frisch verliebt waren.‹ Anna war im Moment fest entschlossen, darum zu kämpfen.

Seit Wochen hatten sie und Daniel sich kaum noch viel zu sagen gehabt. Das sollte sich hier, in der Beschaulichkeit des wunderbaren Bergdorfs, ändern …

*

Susanne Reisinger arbeitete in der Rezeption am Computer. Als die Gestalt des neuen Gastes die Eingangstür verdunkelte, hob sie den Blick und nahm die Hände von der Tastatur. Ein spontanes Lächeln verzauberte das Gesicht der ältesten der drei Haustöchter.

»Guten Tag«, grüßte der Ankömmling, er musterte sie interessiert, denn Susannes Lächeln wirkte auf ihn sehr charmant – und anziehend.

»Grüß Gott«, erwiderte Susi und wurde wegen der Intensität, mit der er sie ansah, ein wenig verlegen. Sie schaute in ihm vorbei zur Tür, als erwartete sie eine weitere Person. »Sie könnten der Herr Wagner aus Berlin sein«, sagte sie.

»Sehr richtig«, bestätigte er. »Daniel Wagner. Ich habe für die nächsten zwei Wochen ein Doppelzimmer bei Ihnen gebucht.«

Susi konzentrierte sich auf den Monitor ihres Computers. Sie tippte den Namen Wagner ein, nickte und sagte: »Herr Wagner und Frau Niklas.« Jetzt schaute sie Daniel wieder an. »Herzlich willkommen im Hotel ›Zum Löwen‹, herzlich willkommen im Wachnertal. Ich hoff’, Sie hatten eine gute Anreise. Ist ja net gerade der nächste Weg von Berlin herunter.«

»Mehr als siebenhundert Kilometer«, erwiderte er. »Ja, wir sind gut durchgekommen. Man merkt, dass die Saison noch nicht begonnen hat.«

»Das freut mich«, erklärte Susanne. »Das Zimmer ist bezugsfertig. Brauchen Sie Hilfe beim Gepäck?«

Daniel winkte ab. »Ich schaffe das schon.« Er grinste Susi an. »Okay, dann hole ich mal das Zeug und meine Verlobte herein.« Wieder traf ein intensiver Blick die Haustochter. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf die zwei Wochen hier freue, Frau …«

»Reisinger – Susanne Reisinger.«

Daniels Lächeln verblasste ein wenig. »Ah, Sie sind die Gattin des Hoteliers. Nun ja …«

»Die Tochter«, berichtigte ihn Susanne. »Ich hab’ noch zwei jüngere Schwestern. Sie arbeiten ebenfalls im Hotel. Die Heidi und die Gitti. Wenn S’ was brauchen oder wenn S’ irgendein Problem geben sollt’, dann können S’ sich an mich oder meine Schwestern, natürlich auch an meinen Vater wenden.«

»Wenn ich ein Problem habe?«, fragte er grinsend.

Susi hatte das Gefühl, erröten zu müssen. »Ich mein’, ein Problem mit dem Zimmer oder einer anderen Einrichtung im Hotel.«

»Ach so«, sagte Daniel, nickte ihr zu und wandte sich ab, um wieder nach draußen zu gehen.

Susi schaute dem neuen Gast hinterher, er war groß und schlank, wirkte sportlich und sehr weltgewandt. Ein Mann nach ihrem Geschmack. Sofort verdrängte sie diesen Gedanken. Als Gast war er natürlich für sie tabu, im Übrigen war seine Verlobte dabei, es war also sinnlos, auch nur einen einzigen weiteren Gedanken an diesen Mann zu verschwenden.

Gleich darauf kam Daniel zurück. Er trug einen Koffer und eine Reisetasche. Die Frau, die hinter ihm das Hotel betrat, schaute sich aufmerksam um und richtete schließlich den Blick auf Susi. »Guten Tag«, grüßte sie mit einem angedeuteten Lächeln um den sinnlich geschnittenen Mund.

»Herzlich willkommen, Frau Niklas«, sagte Susi, beeindruckt von der Schönheit dieser Frau. »Ich freue mich, Sie und Herrn Wagner als unsere Gäste begrüßen zu dürfen. Sie werden es sehen: Ein Urlaub im Wachnertal ist, was Erholung und Ruhe angeht, kaum zu toppen. Wir hier vom Hotel werden alles tun, um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.«

»Davon bin ich überzeugt«, lächelte Anna.

Susanne reichte Daniel den Zimmerschlüssel und der bedankte sich, nicht ohne ihr dabei tief in die Augen zu sehen. Aufs Neue spürte Susi Verlegenheit. »Dort, in dem Regal, finden Sie Prospekte, die Sie über die Sehenswürdigkeiten im Tal und auch in der unmittelbaren Umgebung informieren«, sagte sie, um ihre Unsicherheit zu überspielen. »Es gibt viele, sehr schöne Wanderrouten zu den verschiedenen Almen. Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit ist die Kachlachklamm. Im Ort selber empfehle ich Ihnen, sich unsere Kirche anzuschauen. Aber schmökern S’ ruhig ein bissel in den Prospekten herum. Da finden S’ sicherlich was, das Sie interessiert.«

»Vielen Dank, Sie sind sehr nett«, sagte Anna. »Darf ich Ihren Namen erfahren?«

»Nennen S’ mich bitte einfach Susi.«

»Danke.«

»Darf ich auch Susi zu Ihnen sagen?«, fragte Daniel.

»Natürlich.« Susi vermied es, ihn länger als nötig anzusehen, richtete den Blick auf Anna und wies sie darauf hin, während welcher Zeit am Morgen gefrühstückt werden konnte.

Dann gingen Daniel und Anna auf ihr Zimmer. Es befand sich in der ersten Etage, das Fenster wies zur Straße hinaus. Es war ein großer, gemütlich eingerichteter, freundlicher Raum. Eine Tür führte in die Dusche.

Anna schaute sich um und kam zu dem Schluss, dass alles blitzblank und sauber war.

Daniel stand am Fenster und genoss den Ausblick. Über den Dächern auf der anderen Straßenseite waren die Berge zu sehen, deren Gipfel im Sonnenlicht gleißten. Hoch oben, in den Schattenfeldern, lag noch Schnee.

»Du kannst es einfach nicht lassen, nicht wahr?«, stieß Anna hervor.

Ohne sich umzudrehen fragte er: »Was meinst du, Schatz?«

»Meinst du, mir ist es verborgen geblieben, wie du diese Susi angesehen hast?«

»Wie habe ich sie denn angesehen?«

»Wie du alle Frauen ansiehst, die dir gefallen. Das solltest du dir abgewöhnen.«

»Das bildest du dir ein, Schatz. Ich war nur freundlich. Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass mir andere Frauen nichts bedeuten?« Seine Brauen hoben sich ein wenig und sein Tonfall war schärfer, als er hervorstieß: »Ich soll es mir also abgewöhnen, andere Frauen anzusehen. Meiner Meinung nach wäre es viel angebrachter, du würdest etwas von deiner unbegründeten Eifersucht ablegen.«

»Ich und eifersüchtig!«, regte sich Anna auf. »Was hat es mit Eifersucht zu tun, wenn ich beobachte, wie du andere Frauen anschmachtest, und dich deswegen zur Rede stelle?« Sie hob die linke Hand, an der der Verlobungsring blitzte. »Der Ring verleiht mir das Recht dazu. Mit Eifersucht hat das herzlich wenig zu tun.«

Daniel drehte sich um. Anna funkelte ihn mit ihren blauen Augen an. »Wir sind schon wieder auf dem besten Weg, uns in die Haare zu kriegen«, knurrte er. »Und genau das ist doch der Grund, weshalb wir in St. Johann zwei Wochen in Zweisamkeit verleben wollen.«

Sie atmete durch. »Du hast recht. Entschuldige bitte, Daniel. Vielleicht bin ich wirklich ein bisschen schnell eifersüchtig.«

Er ging zu ihr hin, nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuss. »Ein gesundes Maß an Eifersucht ist legitim, Schatz. Käme in dieser Hinsicht nichts von dir, müsste ich ja annehmen, ich wäre dir egal.«

Anna lachte. »Gib mir einfach keinen Grund mehr, eifersüchtig zu sein«, versetzte sie und das kriegerische Funkeln in ihren Augen wich einem Strahlen, das verriet, dass sie nach seinem liebevollen Kuss glücklich war. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn. »Dann schaffen wir es auch, wieder zueinander zu finden«, sagte sie mit warmer, zärtlicher Stimme. »Wären wir davon nicht überzeugt, hätten wir erst gar nicht hierherzukommen brauchen. Denn dann wäre dieser Urlaub vergeudetes Geld und vergeudete Zeit.«

Daniel legte seine Arme um sie. »Wir werden unserer Liebe wieder auf die Sprünge helfen, Schatz. Wir werden es schaffen, meine ich.«

Sie schauten sich tief in die Augen und jeder las in denen des anderen den festen Willen, die Risse, die in ihrer Beziehung entstanden sind, wieder zu kitten.

*

Sie packten ihre Sachen aus und machten sich frisch, anschließend verließen sie das Hotelzimmer.

In der Rezeption saß Susanne. Soeben kam Gitti aus dem Gastzimmer, aus dem ein Durcheinander von Stimmen und Gelächter sickerte, und Daniel rief: »Sieh an, die jüngere Schwester.«

Lachend drehte sich Gitti zu ihm um. »Die jüngste Schwester.«

»Freut mich«, erklärte Daniel lachend. »Jetzt fehlt mir nur noch die mittlere der drei Reisinger-Schwestern in der Sammlung.«

»Die werden S’ sicher auch noch kennenlernen, Herr Wagner«, mischte sich Susi ein. Ihr entging es nicht, dass Anna dem Ganzen mit versteinertem Gesicht folgte.

»Ein Eldorado der hübschesten Frauen!«, rief Daniel mit gespielter Entzückung, ohne zu bemerken, dass seine Verlobte nahe daran war, zu explodieren.

›Sie kratzt ihm gleich die Augen aus‹, durchfuhr es Susi, der Annas Reaktion nicht verborgen blieb. »Falls Sie Lust auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen haben – wir haben im Restaurant eine Kuchentheke aufgebaut«, versuchte sie abzulenken.

»Eine Tasse Kaffee und ein schönes Stück Torte wären sicher nicht schlecht«, schwärmte Daniel und himmelte Susi an. »Was meinst du, meine Liebe?« Diese Frage galt seiner Verlobten.

»Gegen den Kaffee ist sicher nichts einzuwenden«, antwortete Anna mit leicht bebender Stimme. Es war ihr anzumerken, dass sie sich zur Ruhe zwang. »Mit Kuchen oder Torte …«, sie strich sich mit der linken Hand über die schlanke Taille und lächelte verkrampft, »… bin ich lieber vorsichtig.«

»Aber gehen S’, gute Frau«, sagte Gitti. »Sie können ruhig noch ein paar Gramm auf den Rippen vertragen.«