Fantastisch gute Kindergeschichten Band 1 - Martina Meier - E-Book

Fantastisch gute Kindergeschichten Band 1 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Im Rahmen eines internationalen Schreibwettbewerbs im Jahr 2008 entstand dieses Buch. Beteiligt haben sich Mädchen und Jungen im Alter zwischen 8 und 15 Jahren, die mit ihren Märchen, Erzählungen und Gedichten in eine fantastische Welt entführen. Lasst euch mitreißen von ihren Geschichten.

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Fantastisch gute Kindergeschichten

Band 1

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Titelbild: Liza Dorogova, - www.liza-dorogova.narod.ru

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2008.

ISBN: 978-3-940367-36-5 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-749-9- E-Book

*

Inhalt

Die Legende von Onirico

Die Wasserparty der Einhörner

Die kleine Fee

Lindas Freunde sind weg

Der goldene Schlüssel

Die Tür ins Hexenreich

Der Weg nach Avalon

Das Zwergenschloss

Fridolins Erlebnis

Elfenglück

Mondwald

Elli, Nudel und der Wassergeist Nina

Melissa und der Kampf um Sxmad

Trixi und das Hexenhaus

Das Apfelgespenst

Begegnungen

Der kleine Ritter und der Drache

Annika im Meereskönigreich

Baltimäus niest

Der verzauberte Steinbrunnen

Drei unglückliche Feen

Der Füllfederhalter

Das Mädchen und der Müllersohn

Wunder der Nacht

Nur ein Traum?

Der verzauberte Prinz

Ach du dickes Ei!

Leala und Arlan

Der Fall Ayon

Fantastische Ferien

Die Rache der Dunkelelfe

Blumento-Pferde

Das Kellergespenst

Der Riese

Die Fantasie

Zauberhafter Garten

Endlich 12!

Die kleine Fee

Der knallgelbe Samen

Traum

Der grüne Schleim

Ist das wahr?

Klexteufelinchen

Zauberwelten

Das erste Fest der Elfen und Menschen

Zwergenabenteuer

Ritter Kunibert

Weltenwandler

Die vier Kammern

Die verbotene Liebe

Die drei Hexen

Der Bann des Zauberers

Die Gespensterbande

Ein lieber Drache

Die verzauberte Uhr

Ritter Kamal

Das Regenbogenland

Seraphias großes Abenteuer

Hilfe lohnt sich

Der Geisterschatz

Die Rettung

Der Zauberberg

Lissy und der Drache

Meereskönigin Nosilia

Der kleine Zauberer

Elfenglas

Das lebende Herz

Die Zauberfee

Elfenportal

Museumsbesuche lohnen

Das Flügelpferd

Doch keine Motte!

Der kleine Junge Karl

Der Drache von Eidolon

Der kleine Elm

Der Blumendrache

Die andere Dimension

Nach acht

Prinzessin Trizitinka

Die Elfenkönigin

Der Rote Rächer

Der Zauberer

Vampir Wahnsinn

Heimatlos

Die Suche nach den Schlüsseln

Tanz der Elben

Die dunkle Festung

Der letzte Elf

Der rote Lord

Anna und Schneeheide

Tu und Ta

*

Die Legende von Onirico

Das Mondlicht drang nur spärlich durch das dichte Geäst der Bäume, unter denen ich saß. Der kleine Bach Onirico rauschte friedlich und an den beleuchteten Stellen funkelte er in allen Farben. Die Legende besagt, wer reinen Herzens ist, bekommt hier seinen größten Traum erfüllt. Ob ich reinen Herzens war, wusste ich nicht. Ich wusste auch nicht, was genau dies bedeutete, aber dumm war ich deswegen bestimmt nicht. Immer wieder wird gesagt, Kobolde seien die dümmsten Kreaturen in diesem Wald, Elfen die intelligentesten. Und dieses Gerücht ließen sie uns spüren: Immer wenn ich in das Gebiet dieser zauberhaften Wesen kam, wurde ich wie ein Nichtskönner behandelt. Mir riefen sie Schimpfwörter zu und machten mich runter. Natürlich ging es nicht nur mir so, auch andere Kobolde wurden so behandelt. Aber die meisten haben viel Selbstvertrauen und machen sich nur lustig über die Elfen.

Nicht so ich. Ich bin sehr nachdenklich. Warum heißt es also, wir seien so dumm? Hat es was mit dem Aussehen zu tun? Mit unserer manchmal groben Art? Oder damit, dass wir einfach nur hässlich, groß und dick gegenüber den kleinen zarten Elfen sind? Ich dachte oft an die Beleidigungen und über ihren Grund nach. Mir fiel nie eine Antwort ein, wie sehr ich mir auch den Kopf zerbrach. Ich hatte es satt, mir immer Beleidigungen anzuhören, außerdem wollte ich schon immer auch ein so anmutiges und wundervolles Wesen sein. Natürlich erzählte ich niemandem meinen Traum, da ich nicht ausgelacht werden wollte. Manchmal fand ich ja selbst, dass dies absoluter Schwachsinn ist, aber wenn ich dann wieder in das Gebiet der Elfen kam, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als auch so elegant schweben zu können.

Und nun saß ich hier an diesem kleinen Bach, als plötzlich etwas kleines Zartes an mich prallte. Als ich mich umdrehte, erkannte ich Felia. Sie war eine der schönsten Elfen des Waldes. Sie hatte ein langes hellgrünes Kleid an, ihre Flügel waren im Vergleich zu ihrem Körper riesig, aber wunderschön, nur ihr zerzaustes Haar passte nicht zu ihrem eleganten Erscheinen.

„Ich bitte dich, hilf uns!“, hörte ich Felia sprechen. Irgendetwas war anders als sonst, es lag kein Hohn, kein Spott in ihrer Stimme, nein, es war etwas Verzweifeltes, Hilfloses. „Was ist den passiert?“, stotterte ich etwas verwirrt. Elfen hatte ich noch nie so verängstigt gesehen.

„Meine Schwester wurde von den Zwergen gefangen genommen. Keiner von den anderen Elfen möchte mir helfen. Bitte hilf du mir.“ Felia fing an zu weinen.

Ich wusste, dass Zwerge für ihre Zaubertränke Elfenflügel benötigten, allerdings stirbt eine Elfe, wenn sie ihre Flügel verliert.

„Ich helfe dir!“, sagte ich ohne darüber nachzudenken, was eigentlich auf mich zukommen würde. „Ich bringe dir deine Schwester zurück.“

„Ich danke dir, ich danke dir von ganzem Herzen.“

Ich nahm die kleine erschöpfte Elfe auf die Schulter und stand auf. Was ist schon ein Wunsch gegenüber einem Leben? Eines war klar: Das Leben ist wichtiger, also machten wir uns auf den Weg in die Pianta Gärten, wo die Zwerge hausten. Kurz bevor wir in ihr Gebiet gelangten, fing Felia zu zittern an. „Ich habe Angst. Meine Eltern wurden auch von den Zwergen umgebracht.“

Wie schlimm muss das sein? Die Feinde und Mörder leben direkt nebenan, dabei müssten sie die Elfen gar nicht umbringen, da die Zaubertränke nicht lebenswichtig für sie sind.

Ich sah mich um. Ein hohler Ast drängte sich in mein Blickfeld. „Du wartest hier und versteckst dich in dem Ast. Ich rette deine Schwester.“ Nachdem ich das letzte Wort ausgesprochen hatte, nahm ich Felia auf meine Hand und setzte sie genau neben dem Ast auf den Boden.

„Viel Glück, ich glaube an dich.“ Mit diesen Worten machte mir Felia Mut. Als die kleine Elfe sich verkrochen hatte, ging ich weiter in Richtung der Pianta Gärten. Erst jetzt merkte ich, dass ich jemandem half, der mich jahrelang beleidigt hatte. Aber aus irgendeinem Grund war mir dies völlig egal.

Als ich die Gärten erreicht hatte, schaute ich mich um. Viele kleine Häuschen standen dort, denn wenn Zwerge auch größer sind als Elfen, sind sie im Vergleich zu Kobolden immer noch klein.

Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, ob ich rumbrüllen und trampeln oder einfach nett fragen sollte. Ich entschied mich auf Anhieb für Fragen, denn ich bin kein Kobold, der auf dicke Hose macht, ich bin eher ruhig.

Das Häuschen des Zauberzwergs war schwarz und hatte auf der Spitze einen Stern, das wusste ich aus Erzählungen. Ich fand das Haus auch gleich, da es ein bisschen größer war als die anderen. Ich klopfte leise an die Tür und prompt wurde mir geöffnet.

„Was willst du?“, fragte mich der Zwerg ziemlich unfreundlich.

„Ich bin gekommen, um eine Elfe zu holen“, sagte ich mit aller Überzeugungskraft, die ich aufbringen konnte.

„Eine Elfe? Hm, wenn du sie willst, musst du ein Rätsel lösen“, sagte der Zwerg lachend. „Wie soll ich ohne Elfen zu töten Elfenflügel bekommen?“

Ich hatte mir gedacht, dass diese Frage kommen würde. Aber plötzlich kam mir die Idee „Warum nehmt ihr anstatt lebendiger nicht tote Elfen?“

„Was? Das ist die Idee, kein lästiges Fangen mehr, kein Gekreische der Elfen.“ Die Augen des Zwerges leuchteten auf. Er ging ohne ein weiteres Wort in sein Häuschen und kam mit einer kleinen Elfe heraus. „Hier hast du das dumme Ding“, sagte er knapp und schlug die Tür zu.

„Keine Sorge kleine Elfe, ich tue dir nichts. Deine Schwester hat mich um Hilfe gebeten“, erklärte ich ihr und sie hörte auf zu zittern.

„Vielen Dank.“ Irgendwie lag Verlegenheit in ihrer Stimme und die Erleichterung war rauszuhören.

Ich brachte die kleine Elfe zu ihrer Schwester, die ganz erleichtert war. „Vielen, vielen Dank! Und Entschuldigung für alle Demütigungen“, sagte Felia erleichtert zu mir.

„Ihr braucht euch keine Sorgen mehr um die Zwerge machen, die verwenden nun hoffentlich nur noch tote Elfen“, erklärte ich den beiden.

Plötzlich flogen die Elfen mir an den Hals und umarmten mich. Ich war so glücklich, dass ich weinen musste. Nun wusste ich, dass die Legende des Baches wahr war und mein größter Traum, einfach nur akzeptiert zu werden, erfüllt worden war.

Anna-Katharina Oswald (14)aus Walldorf

*

Die Wasserparty der Einhörner

Es war Nacht. Ira und ich waren noch wach. Wir konnten nicht einschlafen, obwohl wir uns so sehr anstrengten! „Werden wir einschlafen können?“, fragte Ira, als es kurz nach Mitternacht war.

„Ich weiß es nicht“, antwortete ich.

Wir lagen sehr lange wach. Da spürte ich plötzlich Wasser an meinem Hals.

„Was war das?“ Ich sprang auf. Wasser! Wo kam das denn her? Da sah ich das Mädchen Lisa, das am Fluss saß und spritzte. Jetzt bekam auch Ira etwas von dem Wasser ab.

Lisa bemerkte uns und rief: „Hallo, ihr beiden! Habe ich euch etwa nassgespritzt? Wollt ihr mitspielen?“

Das taten wir. Wir spritzten mit unseren Hörnern und traten mit unseren Hufen ins Wasser. Wir hatten am Schluss nasse Hufe und Hörner. Aber es machte uns Spaß.

Plötzlich begann es zu regnen. Da hatte ich eine Idee! „Machen wir eine Wasserparty?“, rief ich.

Alle stimmten zu, und so machten wir eine Wasserparty. Die war toll! Wir tanzten den Regentanz und den Dauerschauer und wälzten uns in Pfützen! Ich fand es etwas traurig, als es zu Ende war.

Noch trauriger war ich darüber, dass ich alles nur geträumt hatte! Aber mir fiel da etwas ein. Ich könnte doch vor allen Einhörnern des Landes den Regentanz und den Dauerschauer tanzen! Also schlich ich mich leise von Ira fort und begann zu üben. Ich übte, bis es Morgen war. Dann hängte ich Plakate auf. Darauf stand:

TANZAUFFÜHRUNG

heute Nachmittag!

Alle Einhörner des Landes sind herzlich eingeladen!

Als es soweit war und alle da waren, quoll die Wiese fast vor Einhörnern über! Ich war richtig aufgeregt. Aber ich schaffte es: Ich tanzte erst den Regentanz und dann den Dauerschauer.

Auch heute erinnere ich mich gerne daran und kann die Tänze immer noch tanzen.

Miriam Förster (8)aus Ottobrunn

*

Die kleine Fee

Jede Nacht in meinen Träumen

Treff ich sie, die kleine Fee

Will keinen Abend mehr versäumen

Seit ich sie kenn’, die kleine Fee.

Ich freue mich, auch tags,

Wenn ich sie plötzlich seh‘

Sie erzählt mir die Geschichten,

Die ich mir selbst so gern erzähl,

Hört mir zu und zaubert das,

Was ich schon immer wollt

Sie bastelt mir die schöne Welt,

Die ich so gerne hätt’.

Zeigt mir die Brücke in das Reich,

So wunderbar und nett

Macht das Schlimme ungeschehen und

Das Schöne wichtig

Ja, ohne sie will ich doch gar niemals mehr sein

Sie ist nur Fantasie, meine kleine Fee

Doch Fantasie wird Wirklichkeit,

Wenn ich nur wirklich will.

Drum sind wir beste Freunde,

Die kleine Fee und ich

Also bitte, bitte, weck mich nicht!

Franziska Marie C. Roßig (15)aus Marbella/Spanien

*

Lindas Freunde sind weg

In einem fernen Land hinter dem Horizont gab es einen riesigen Wald, wo viele Märchengestalten wohnten: liebe Hexen, Feen, Elfen, Einhörner und Kobolde. Es gab aber auch böse Märchengestalten, wie den Drachen Friedrich und die zwei bösen Hexen Lotte und Rina.

An einem schönen Tag spielte die Elfe Linda mit ihren Freunden Verstecken. Das Einhorn Bruno versteckte sich zwischen den Bäumen. Die Fee Nuna versteckte sich in einen hohlen Baum. Der Kobold Tijo versteckte sich in dem Labyrinth vor dem Drachen Friedrich.

Aber der Drache wollte in den Wald gehen und ein paar Pilze, Kräuter, Ahornsaft und Früchte sammeln und eine sehr leckere Suppe kochen. Dann ging der Drache ins Labyrinth und sah Kobold Tijo. Er steckte ihn in seine Tasche und nahm ihn mit. Dabei sagt er: „Ich glaube, Linda spielt wieder mit ihren Freunden Verstecken!“

Nun fand er die Kräuter und Pilze. Dann ging er zu seinem hohlen Lieblingsbaum, der Ahornsaft hatte, und da fand er die Fee Nuna. Der Drache steckte auch sie in seine Tasche. Nun sammelte der Drache Friedrich Früchte. Dabei sah er Bruno. Er hielt ihn in seiner Hand und flog ganz schnell zu seinem Schloss. Dort steckte er Bruno, Nuna und Tijo in einen großen Käfig.

Da sagte die Elfe Linda: „Ich komme!“, und wollte ihre Freunde suchen. Linda guckte in den Bäumen nach, wo sich Bruno eigentlich immer versteckte, aber Linda fand Bruno nicht. Dann guckte Linda in einen hohlen Baum, in dem Nuna sich eigentlich immer versteckte. Linda guckte im ganzen Wald nach, aber sie fand ihre Freunde nicht. Sie guckte sogar im Labyrinth des Drachen, aber dort fand sie ihre Freunde auch nicht. Da sagte Linda: „Ich glaube, der Drache hat meine Freunde!“ Linda flog zum Schloss von dem Drachen und den zwei Hexen. Auf einmal wurde Linda von den zwei bösen Hexen Lotte und Rina erwischt. Die Hexen gingen zum Drachen Friedrich und der Drache sagte: „Sperrt Linda in den großen Käfig ein, in dem auch ihre Freunde sind.“ Lotte und Rina stritten sich, wer Linda in den Käfig stecken durfte. Auf einmal rissen Lotte und Rina im Streit die Tür vom Käfig auf, aber sie merkten es nicht.

Linda biss Lotte und Rina in den Finger. Die Freunde flogen in dem Moment schnell aus dem großen Fenster raus. Bruno nahm Tijo auf den Rücken.

Der Drache drehte sich um und fragte: „Wo sind die Gefangenen?“

Lotte und Rina sagten: „Oh nein, sie sind entflohen!“ Aber da waren die Freunde schon weit geflogen.

Auf ihrem Flug sahen sie einen See, den sie noch nie gesehen hatten. Sie spielten dort, bis es Abend war. Später flogen alle wieder nach Hause und Bruno nahm Tijo wieder mit auf seinem Rücken.

Julia Baden (8)aus Sottrum

*

Der goldene Schlüssel

„Hallo, ich bin die Elfe Ludmila, kommt mit in meine Märchenwelt. Wir werden sicher ganz viel Spaß miteinander haben ...“

Es war einmal ein Drachenland voller schwarzer, roter und grüner Drachen. Nur ein einziger war aus purem Gold. Er war immer traurig, weil er kein Junges bekommen konnte. Doch eines Tages bekam er ein goldenes Drachenei. Alle Drachen im Drachenland waren begeistert.

Der älteste Drache sagte: „In deinem Ei ist nicht nur dein Kind, sondern auch noch ein goldener Schlüssel! Es ist ein Zauberschlüssel.“

Alle Drachen waren schockiert.

„Was für ein goldener Schlüssel?“, fragten sie laut.

„Ein Schlüssel, der die Tür in das schönste Drachenland auf der ganzen großen weiten Welt öffnen kann“, sagte der älteste und alle staunten. Der goldene Drache war überglücklich.

Auch die Kobolde hörten diese Nachricht und wollten den goldenen Schlüssel besitzen. Dann könnten nämlich nur sie in der besonderen Drachenwelt leben. Aber der goldene Drache beschützte sein Ei sehr gut.

Der Koboldrat beschloss, den Drachen anzugreifen, und zwar in der Nacht, wenn es dunkel ist. Als alle Drachen schliefen, griffen die Kobolde an. Der stärkste Kobold rief ganz laut: „Wir haben dich umzingelt, goldener Drache!“

Der goldene Drache erwachte und lachte. Er fragte: „Ihr Kleinen wollt mich aufhalten?!“

„Ja, das wollen wir“, sagte der Anführer der Kobolde. „Wir wollen den goldenen Schlüssel!“

Der Drache stand auf und zischte mit seinem Feuer. Mit einem Schwanzstoß schlug er alle Kobolde an die Felsenwand. Die kleinen Wesen heulten auf und rannten nach Hause. Sie weinten vor lauter Schmerzen.

Nach dem lauten Streit knackte das Ei und fiel auseinander. Das kleine, goldene Babydrachenkind schlüpfte aus. Alle Drachen kamen herbei, um auch den goldenen Schlüssel zu sehen.

„Da ist gar kein Schlüssel!“, sagte einer.

Und plötzlich sagte das Baby „Mama“ und da fiel ein goldener Schlüssel aus seinem Mund. Mit diesem Schlüssel konnten die Drachen in das neue Reich. Alle waren begeistert und gingen gemeinsam in das zauberhafte Drachenland. Dort lebten sie glücklich und zufrieden, ohne Kobolde und ohne Streit, bis ans Ende aller Tage.

„Und, war das nicht ein spannendes Abenteuer? Tschüss zusammen, bis zum nächsten Mal ...!“

Aaron Aeppli (9) aus Langnau am Albis/Schweiz

*

Die Tür ins Hexenreich

Es war einmal im Universum ein Planet so weit weg, dass niemand ihn kannte. Auf diesem Planeten lebten die Hexen. Singular war die schlimmste und gemeinste Hexe. Doch eines Tages wurde sie krank. Sie murmelte: „Warum muss ausgerechnet ich krank werden?“

Plötzlich hatte Singular eine Idee. „Ich hexe jemand anderen krank! Ene, mene, eins, zwei, drei, meine Krankheit ist nun vorbei!“

Es kam ein Blitz aus ihren Fingern und schoss auf die Erde, genau auf Jonas, Lenas Bruder. Jonas wurde es übel und er bekam Fieber.

Lena wollte etwas unternehmen. Wieso konnte Jonas so plötzlich krank werden? Sie ging ins Zimmer und überlegte. Da sah sie eine Tür, die noch nie zuvor da gewesen war. Lena öffnete die Tür und ging hinein. Plötzlich fiel sie vom Himmel.

Gerade noch in letzter Sekunde fing ein Drache Lena auf. Er war groß, rot und hatte einen langen Schwanz.

Lena fragte: „Wie heißt du denn?“

„Ich, ää …, Linda“, antwortete der Drache.

„Ich bin Lena. Ich suche ein Mittel, um meinen Bruder wieder gesund zu kriegen.“

„Du musst zu Singular gehen und sie gibt dir den Onyx des Guten“, sagte Linda.

Sie flogen über Vulkane und Berge, Seen und Flüsse, bis sie an der Hexenhöhle ankamen.

Singular flog mit ihrem Besen Rabendreck herum. „So, das war es für heute, Rabendreck. Oh, wen haben wir denn da? Einen Drachen und eine Sterbliche“, wunderte sich die Hexe. Singular wusste nicht, dass Lena die Schwester des verzauberten Jonas war.

Lena sagte: „Ich suche ein Mittel, das alles heilt.“

„Jetzt nimm den Onyx des Guten. Wenn du es nicht schaffst, werden du und der andere mit einem Fluch belegt. Du hast bis 12 Uhr Zeit.“

Lena flog nach Hause. Später probierte sie den letzten Spruch aus.

„Hokus, pokus, eine Weile, mein Bruder ist wieder heile!“, murmelte Lena.

Und es klappte! Lena bedankte sich bei dem Drachen für seine Hilfe und zum Dank bekam Linda eine dicke, fette Umarmung. Von nun an kam Lena jeden Tag und kaufte sich einen eigenen Besen, mit dem sie mit den Elfen und Linda in der Luft Fangen spielen konnte.

Jessica Schira (9) aus Porta Westfalica

*

Der Weg nach Avalon

Noch bevor meine Mitschüler sich zu dem traditionellem Morgengebet versammelt hatten, begann ich meine Kleider, Umhänge und Gewänder in eine viel zu kleine Tasche zu packen. Ich ging in die Küche, um nach Reiseproviant zu fragen, und begab mich schließlich vor das Turmzimmer der Direktorin. Dort sah ich mich um ... 6 Jahre hatte ich hier in Nordschottland gelebt. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte ich mich, wie ich als kleines Mädchen in die Schule gekommen war, damit man aus mir, einer unwissenden Elfe, eine Magierin mache.

„Nun, sie haben es geschafft“, dachte ich lächelnd, „ich bin eine Magierin geworden!“ Es tat mir leid, gehen zu müssen, aber ich konnte es nicht ändern ...

Ein neues Leben wartete auf mich, ein Leben, für das viele ihr ganzes Hab und Gut geben würden! Ein Leben als ... Königin von Avalon, dem Elfenreich!!! Ich hatte allerdings auch ein wenig Angst vor dieser Aufgabe.

„Aelia, bist du bereit?“ Die Direktorin stand vor mir und riss mich aus meinen Tagträumen.

„Ja Herrin“, antwortete ich mit zittriger Stimme.

„Gut, dein Pferd ist in zehn Minuten bereit. Hast du sonst noch Fragen?“ Sie sah mich durchdringend an.

Ja, ich hatte eine Frage, die mir, seit ich von meiner Bestimmung in Kenntnis gesetzt worden war, nicht mehr aus dem Kopf ging: WER WIRD MEIN BRÄUTIGAM?

Doch ich spürte, dass mir die auch sonst so weise Direktorin keine Antwort geben konnte, denn nur Odin wusste sie, und der hatte trotz meines Flehens geschwiegen.

„Nein Herrin, ich habe keine Frage!“, antwortete ich ihr somit und ging hinaus, um meine von Kriegern begleitete Reise zu beginnen.

Drei Tage später befand ich mich immer noch auf dem scheinbar endlosem Weg quer durch England. Ich fühlte mich schmutzig, verschwitzt und durstig. Durstig, ja vor allem das. Der Durst löschte meine anderen Gefühle, wie den Abschiedsschmerz, aus. Ich kannte nur noch ihn. Er war wie eine Droge für mich. Wir waren vielen Trollen, Feen und Kobolden begegnet, die mich alle mit einem seltsam unterwürfigen Blick musterten, sobald sie das Ziel unserer Reise erfuhren.

Ich merkte, dass sie wussten, dass ich bald über sie regieren würde, und ihr Blick verunsicherte mich.

„AVALON, DAS MAGISCHE LAND!“, schrie plötzlich jemand auf.

In der Ferne konnte ich einen Nebelschleier über einem tiefen See erkennen. Dies musste das Ziel unserer Reise sein! So schnell wir konnten, begaben wir uns in eine Barke und überquerten den See. Plötzlich lichteten sich die Nebel und man konnte das Ufer sehen. Ein hochgewachsener Mann erwartete uns und sah mir in die Augen.

Ich betrachtete ihn neugierig und rätselte, wer er sei. Es traf mich wie ein Schlag, als ich die Antwort in seinem freundlichen Blick las: Er war mein Bräutigam! Ich jubilierte und sprang meinem Zukünftigen in die Arme, denn ich spürte dass Odin eine gute Wahl getroffen hatte. Und so war es dann auch ...

An dieser Stelle endete mein Weg nach Avalon, wo ich ein Jahr später Königin wurde.

Agnes-Katharina Steil (13)aus Berlin

*

Das Zwergenschloss

Es war einmal ein Mädchen namens Luise. Sie liebte Geschichten, besonders Märchen. Eines Tages, als sie in der Nacht erwachte, entdeckte sie an ihrer Zimmerwand eine winzige Tür. Sie war so klein, dass nicht mal Luises Kopf durchgepasst hätte. Vor der Tür lag ein klitzekleiner Schlüssel aus Kupfer, der wie die Faust aufs Auge in das Schlüsselloch passte. Luise stand auf und näherte sich der Tür. Sie nahm den Schlüssel und steckte ihn ins Schlüsselloch. Plötzlich wurde sie von einem gelblichen Nebel umhüllt und Luise wurde immer kleiner. Die winzige Tür sprang auf und Luise trat ein.

Auf einmal schloss sich die Tür hinter ihr. Da erkannte sie, wo sie gelandet war: Sie war im Zwergenland. Doch alles war anders, als sie es sich immer vorgestellt hatte. Lauter Leute, die genau so klein waren wie Luise, schlenderten gelangweilt und müde hin und her. Keiner tat etwas, nicht mal die Zwergenkinder spielten.

Plötzlich kamen zwei Zwerge direkt auf Luise zugesteuert. Sie trugen eine Lanze bei sich, hatten einen Helm auf und waren ein bisschen größer als Luise. Die zwei Soldaten packten Luise fest an den Armen, doch die schrie: „Lasst mich los! Hilfe! Will mir denn keiner helfen?“ Aber keiner wollte sich zu sehr anstrengen und so nahmen die Soldaten Luise gefangen.

Sie marschierten in das Zwergenschloss hinein, wo sie Luise in das unterste Verlies brachten.

„Rein mit dir!“, befahl der eine Soldat. „Und wehe, du versuchst zu fliehen!“ Die beiden lachten spöttisch und gingen weg.

„Was mache ich denn nur hier? Gerade erst war ich noch in meinem vertrauten Schlafzimmer und jetzt sitze ich im dunkelsten Verlies eines Zwergenschlosses“, sagte das Mädchen leise.

„Wer bist du?“, ertönte eine Stimme hinter ihr.

Luise drehte sich um und entdeckte einen Jungen, ungefähr in ihrem Alter, der sie verblüfft anschaute. „Ich bin Luise. Aber kannst du mir vielleicht bitte erklären, wo wir hier sind und was wir hier überhaupt machen?“, entgegnete das überraschte Mädchen.

„Ah Luise ... ich bin Jonathan, der zukünftige König von Zwergtown. Aber als mein Vater starb, stürzte sich meine böse Stiefmutter auf die Krone und machte sich selbst zur neuen Herrscherin unseres Landes. Sie ließ mich in den Kerker werfen, damit ich nicht versuchen konnte, sie vom Thron zu stürzen. Und nun sitze ich schon eine ganze Weile hier unten!“, antwortete er. ,,Und du? Wo kommst du her, Luise?“, erkundigte sich der junge Adelige.

„Aus einer anderen Welt, die du nicht kennst!“, erwiderte sie. ,,Ich muss so schnell es nur geht wieder zurück!“

„Das werde ich nicht zulassen! Du bist die Einzige, die hier noch bei klarem Verstand ist! Du musst mir helfen, meine Stiefmutter zu stürzen, denn ohne sie wird unser Land wieder wie es immer war! Wir müssen nur an ihren Hexenstab rankommen und ihn zerbrechen, so wird sich ihre Macht auflösen und alles wird wie früher!“, rief er ganz aufgeregt.

Luise war verlegen und wollte antworten, doch gerade in dem Moment kamen Soldaten und zogen Luise und Jonathan aus ihrer Zelle. „Vorwärts! Der Henker wartet keinen Tag!“, knurrte einer der Soldaten.

Luise erschrak, sie wollte doch nicht schon so früh sterben! Was würde ihre Familie machen, wenn sie plötzlich auch die winzige Tür in ihrem Zimmer entdecken würde, auch nach Zwergtown käme und erfahren würde, dass ihre Tochter tot sei? Würden sie sich so lange bei der bösen Stiefmutter beschweren, bis diese Luises Familie auch irgendwann köpfen lassen würde? Oder hätte sie ein bisschen Gnade und würde sie ihr Leben lang einsperren lassen?

So viele schreckliche Gedanken gingen ihr in dem Moment durch den Kopf. In ihrer Not riss sich Luise mit voller Kraft los und rannte die endlosen Treppen hinauf, bis sie in der Empfangshalle ankam. Sie schaute sich hastig um und lief einen breiten Gang entlang.

Plötzlich stand die Stiefmutter mit ihrem Hexenstab vor ihr. „Keinen Schritt weiter! Sonst werden wir dein kleines Freundchen hier köpfen!“, brüllte sie. Hinter ihr sah man einen Soldaten, der Jonathan festhielt und mit ihm die Treppen raufkam. Der Soldat hielt Jonathan ein Messer an den Hals. Langsam wurde auch Luise von Soldaten umzingelt, die nur darauf warteten, sie zu schnappen. Die Soldaten rückten immer näher und Luise dachte: „Was soll ich denn jetzt machen? Wenn ich versuche zu entkommen, werden sie Jonathan umbringen und wenn ich nichts tue, werden wir beide draufgehen!“

Bevor die Stiefmutter noch etwas sagen konnte, lief Luise auf sie zu und trat ihr fest ans Schienbein. Sich vor Schmerzen krümmend, ließ die böse Stiefmutter ihren Stab fallen. Dieser zerbrach in hunderttausend Stücke. „Nein!!“, brüllte sie und zerfiel sofort zu Staub.

Auf einmal fielen Sonnenstrahlen in das Schloss. Die Lanzen und Helme der Soldaten verschwanden und die Soldaten wurden wieder freundlich.

Luise und Jonathan liefen hinaus und beobachteten, wie sich auf den Gesichtern der Bewohner von Zwergtown ein Lächeln bildete. Sie wurden wieder fröhlich, machten sich mit Schwung an ihre Arbeit und die Zwergenkinder bauten wieder Sandburgen. Die Bäume blühten in voller Pracht und die Sonne strahlte.

„Vielen, vielen Dank, Luise! Du hast mich und mein Volk gerettet! Wie kann ich mich bei dir bedanken?“, rief Jonathan begeistert.

„Eigentlich will ich ja nur nach Hause“, erwiderte Luise.

Er nickte und gab ihr zum Abschied ein Geschenk. „Öffne es erst in deiner Welt!“, bestimmte er. Jonathan lächelte und ließ sie in einer goldenen Kutsche, die mit den wertvollsten Edelsteinen besetzt war, zurückbringen. Die Kutsche war aus purem Gold und ziemlich klein. Sie hatte silberne Räder und wurde von einem weißen kräftigen Hengst gezogen.

Als Luise wieder vor der kleinen Tür stand, aus der sie gekommen war, verabschiedete sie sich von Zwergtown und schlüpfte zurück in ihre Welt. Ein gelblicher Nebel umhüllte sie plötzlich und langsam erhielt sie ihre normale Größe zurück. Die Tür schloss sich und verschwand dann ganz.

Luise setzte sich auf ihr Bett und machte voller Spannung das Geschenk auf. Es war ein goldenes Diadem. Da sie es aber von Jonathan, dem künftigen König von Zwergtown, bekommen hatte, musste sie feststellen, dass das Diadem leider in Zwergengröße war. Doch sie freute sich sehr und lächelte, setzte sich das winzige Diadem auf den Kopf und fühlte sich wie eine echte Königin.

Und wenn die tapfere Luise nicht gestorben ist, dann lebt sie auch heute noch.

Cathy Van den Bossche (13) aus Mondercange/Luxemburg

*

Fridolins Erlebnis

Als Fridolin sich am letzten Freitag gähnend auf seinem Sitzplatz rekelte, weil es ihm so vorkam, als würde die langweilige Unterrichtsstunde bei Frau Prof. Dr. Zeisig nie vergehen, hörte er auf einmal etwas rascheln. Das Geräusch kam eindeutig aus der linken Ecke des Klassensaals, in welcher der wie immer übervolle Papierkorb stand. Fridolin traute seinen Augen nicht, als er plötzlich inmitten der zusammengeknüllten Papierreste den Haarschopf eines kleinen seltsamen Wesens ausmachte.

„Das gibt’s doch gar nicht“, dachte Fridolin, der auf einmal sah, dass ein blauhaariges Männchen aus dem Papierkorb kletterte. Fridolin dachte, er hätte Halluzinationen. Er beäugte das Wesen aufmerksam, doch als das Männlein merkte, dass Fridolin es entdeckt hatte, murmelte es etwas Unverständliches vor sich hin und daraufhin konnte sich der Junge nicht mehr rühren.

„Wieso unternimmt denn keiner etwas?“, dachte Fridolin. Er versuchte zu reden, doch das Reden klappte nicht. Das Männchen merkte, dass Fridolin versuchte, gegen seine Hilflosigkeit anzukämpfen, deshalb sprang es aus dem Papierkorb, rannte zu Fridolins Bank, schwang sich elegant hoch und dann auf seine rechte Schulter.

Das Männlein hauchte dem verblüfften Schüler ins Ohr: „Deine Klassenkameraden können mich nicht sehen und damit das auch so bleibt, wirst du schön den Mund halten. Wenn ihnen jemand von mir erzählen würde, würden sie mich sehen, deshalb habe ich dich mit einem Bann belegt, der dich dazu bringt, alles zu tun, was ich dir befehle!“

Fridolin konnte sich kurz darauf wieder bewegen, aber sprechen konnte er immer noch nicht!

„Was sagt man, um sich zu bedanken?“, zog ihn das kleine Männchen auf, das ganz genau wusste, dass, auch wenn Fridolin sprechen konnte, er sich nicht bedanken würde! „Hol’ mir ein Haar deiner Lehrerin!“, befahl ihm das hässlich Männlein. „Es soll als Hochzeitsgeschenk für meine geliebte Frau dienen, Prinzessin Julietta von Minotopia!“, prahlte das Männlein eingebildet!

Fridolin erhob sich und ging auf seine Lehrerin zu, die ihn ahnungslos ansah. „Fridolin, was hast du vor?“, fragte Frau Zeisig ängstlich. Als Fridolin seine Hand nach ihr ausstreckte, schreckte sie zurück und befahl: „Setz dich hin! Sofort!“ Fridolin gehorchte nicht, er ging weiter zielgerichtet auf Frau Zeisig zu, die sich vor Angst auf ihre Unterlippe biss. Als er schließlich ihre Haare berührte, riss er ihr ein einziges Haar aus, drehte sich um, ging zurück an seinen Platz und setzte sich hin. Frau Zeisigs Mund stand noch immer meilenweit offen und sie stand wie angewurzelt vor ihrem Pult! Sogleich sprang das Männlein auf Fridolins Arm und riss ihm das lange Haar aus der Hand. Das Männchen löste den Bann und verschwand wieder im überfüllten Papierkorb. Fridolin brach kurz darauf stöhnend zusammen.

„Fridolin! Fridolin, wach auf, Fridolin!“, rief Frau Zeisig hilflos. Fridolin öffnete die Augen und war erleichtert, als er sich umschaute und bemerkte, dass das blauhaarige Wesen verschwunden war. Er erblickte einen winzigen Brief auf seinem Pult, in dem stand, dass das Männchen das Haar von Frau Zeisig wieder hatte nachwachsen lassen und dass Fridolin nur in Ohnmacht gefallen sei, weil der Bann zu viel an Fridolins Kräften gezehrt hatte. Seit diesem Tag war Fridolin viel aufmerksamer in Frau Zeisigs Unterricht! „Es hat sich ja gelohnt!“, sagte Frau Zeisig später einmal zu Fridolin. Zuerst verstand er die Bemerkung nicht so recht, doch als er sie sich noch einmal durch den Kopf gehen ließ, wurde ihm klar, was sie damit hatte sagen wollen ...

Lena Bollendorf (13)aus Luxemburg

*

Elfenglück

Zartblaue Flügel in schimmerndem Glanz

mit leuchtenden Augen in Grün, ganz und ganz.

So grün wie die Wiese, über der sie jetzt fliegt

und über der ein goldener Schimmer liegt.

Die Elfe mit ihrem engelsgleichen Gesicht,

umgeben von ihrem ganz eigenen Licht.

Das Elfenschwert in ihrer linken Hand,

mit dem sie umgeht so klug und gewand,

ist sie viel zu lieblich, um in ihr zu sehn,

was vor vielen Jahren mit ihr ist geschehn.

Die Wolken im Rücken, die Sonne so warm,

hielt sie ihre kleine Schwester im Arm.

Ihr Feind, der im Himmel das Glück ihr nahm

und mit ihrer Schwester nach Süden entkam,

ist immer noch vor ihr auf endloser Flucht,

doch heute, am Abend trägt ihre Mühe Frucht.

Nun wird sie sich rächen, ihre Schwester befrein,

und vor Wiedersehensfreude so glücklich sein,

dass sie vielleicht sich zur Ruhe lässt,

und singt und tanzt und springt im Licht,

bis ihr Elfenleben zu Ende ist.

Catriona Fadke (12)aus Berlin

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Mondwald

Man sah nur ein leichtes Flimmern, als die kleine Elfe Layla durch den Mondwald schwebte. Sie ließ sich auf einer grünen Aue nieder und zählte die Blumen des Waldbodens. Die Elfe summte ein Liedchen vor sich hin, da hörte man ein Rascheln. Erschrocken drehte sich Layla um, doch sie konnte niemanden sehen. Beruhigt setzte sie sich wieder auf ihre Aue und summte weiter.

Aber plötzlich hörte sie ein Rauschen direkt hinter sich. Layla schreckte hoch und stieß sich den Kopf an einem Ast. Wieder konnte sie niemanden sehen. Langsam wurde es ihr mulmig. Was wäre, wenn sie von einem Menschen beobachtet wurde? Sie wollte gar nicht an die ganzen Strafen denken, die eine Elfe wie sie erwarteten, wenn ein Mensch ins Elfenreich eindrang, die Elfen sah und dann das ganze Reich zerstören würde. Er könnte die Elfen in Käfige sperren und sie an Zirkusse verkaufen. Layla graute vor dem Gedanken an all das.

Schnell versuchte sie, auf andere Gedanken zu kommen, doch als sie wieder ein Geräusch hinter sich hörte, bekam sie Angst. Langsam, ganz langsam stand sie auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie schwebte auf den Busch direkt hinter sich zu und zog rasch die Blätter auseinander. Was sie da sah, ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen. Dort in dem Busch saß ein kleiner Junge mit einer roten Latzhose und einem grünen Pulli an. Und das bedeutete, dass ein Mensch in den Mondwald eingedrungen war!

Layla hätte gedacht, dass sie in Panik geraten würde, doch nichts geschah. Irgendwie strahlte dieser kleine menschliche Junge Ruhe aus. Layla musste lächeln. Und der kleine Junge lächelte zurück. Layla wusste, dass er trotzdem eine Gefahr für den Mondwald darstellte. Aber noch bevor sie zu Ende gedacht hatte, fing der kleine Junge an zu sprechen: „Ich bin Marvin. Und wer bist du?“

Layla stutzte. Durfte sie ihren echten Namen verraten? Dieser kleine Junge war doch keine Gefahr! Oder etwa nicht? „Ich bin Layla. Eine Elfe“, sagte sie.

Der Junge lächelte und sagte: „Ich weiß, dass ich hier nicht sein darf. Es wäre aber trotzdem schön, wenn du mir einen Tag in eurem Land schenken würdest.“

„Hm. Vielleicht könnte man ja eine Ausnahme ...“ Noch bevor sie zu Ende geredet hatte, nahm sie den kleinen Jungen an der Hand und sie flogen los.

Marvins Haare flogen durch den Wind. Staunend öffnete er den Mund. Das war aber auch kein Wunder bei der Schönheit des Mondwaldes. Der Wald war nicht so schön wie ein normaler Wald. Nein, er war viel schöner. Mit den hohen Bäumen, in deren Ästen viele Tiere ihr Heim hatten, den grasgrünen Auen, den dunkelgrünen Sümpfen, den vielen kleinen Bächen und den wundervollen Geräuschen. Selbst Layla staunte jeden Tag aufs Neue über den Mondwald, obwohl sie schon ewig hier lebte.

Doch irgendwann, nach wundervollen Stunden wanderte die Sonne westlich und versank schließlich im Wasser eines großen Sumpfes.

„Nun ist es an der Zeit Abschied zu nehmen, Marvin“, sagte die Elfe.

„Ja, ich weiß.“

„Es gibt da noch eine Sache Marvin. Du musst diesen Tag vergessen. Komm mit mir.“ Die Elfe nahm den kleinen Jungen an der Hand und führte ihn zu einem dampfenden Sumpf.

„Bade in der Mitte des Sumpfes und du wirst dich nicht mehr an den heutigen Tag erinnern. Es muss sein. Aber vorher möchte ich dir noch etwas geben.“ Layla streifte ihre Kette mit dem Amulett ab und hängte sie Marvin um. „Als kleines Andenken an mich.“

„Dich werde ich nie vergessen Layla. Auf Wiedersehen.“ Und mit diesen Worten stieg er in den dampfenden Sumpf und winkte zum Abschied. Dann verschwand er in einem duftenden Nebel.

Kurz darauf wachte ein kleiner Junge in seinem Bett auf. In der Hand hielt er eine Kette mit einem Amulett daran. In seinen Augen sah man ein helles Leuchten.

Und er lächelte.

Anais Jung (11) aus Stuttgart

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Elli, Nudel und der Wassergeist Nina

An einem schönen Tag im Sommer wurde ich in der Wüste geboren, mein Name ist übrigens Nudel und ich bin ein Nilpferd. Mit meiner Mama lebe ich am Nil, einem großen Fluss in Afrika. Bei uns wohnt auch ein kleines fliegendes Wassergeist-Mädchen namens Nina, sie ist meine beste Freundin und wir spielen oft zusammen.

Einmal, als meine Mama gerade im Nil badete und ich mit Nina herumtobte, gab es plötzlich einen dumpfen Knall. Staub wirbelte auf. Als er sich gelegt hatte, war meine Mama verschwunden. Nur Nina wirbelte aufgeregt um meinen Kopf herum. Als ich sah, was den Knall ausgelöst hatte, erschrak ich fürchterlich, denn es war eine alte, verbeulte Zeitmaschine. Quietschend öffnete sich die Tür und heraus kam ein bunter Papagei, der etwas mitgenommen aussah. Unter lautem Husten hüpfte er heraus und sah mich verwirrt an.

Mit einer lustigen Krächz-Stimme fragte er mich: „Wo bin ich denn hier gelandet?“

Ich antwortete: „Du bist hier in Afrika! Wie heißt du eigentlich und wo kommst du her?“

Der Papagei sagte: „Ich heiße Elli und wo ich herkomme, erzähle ich dir jetzt.“ Dann begann Elli, mir und Nina ihre Geschichte zu erzählen: „ Also, ich lebte auch in einer Wüste, weit weg von hier. Aus herumliegendem Müll baute ich mir eines Tages diese Zeitmaschine hier.“ Stolz zeigte Elli auf den Schrotthaufen hinter uns. „Es hat sehr lange gedauert, aber als sie fertig war, flog ich damit los in die Zukunft. Ich wurde kräftig durchgeschüttelt. Als die Maschine ruckartig auf den Boden aufsetzte, stieg ich aus und sah mich um. Alles blitzte und glänzte, überall war Chrom und Edelstahl, darüber war ich sehr erschrocken. Ich ging weiter, bis ich die MSX-Schule sah. Neugierig ging ich hinein und hopste auf einen leeren Tisch, der dort stand. Von hier aus hatte man eine gute Sicht auf die Schulklasse. An der Tafel stand ein 20062stelliges Alphabet. Die Schüler waren keine Kinder ... es waren Roboter! Was ich da sah, erschreckte mich dermaßen, dass ich wie der Blitz das Schulgebäude verließ, wobei ich fast von einem Luftkissenboot überfahren worden wäre. In der Zeitmaschine angekommen, drückte ich hastig und verstört alle Knöpfe nacheinander. Ja – und so bin ich hier bei euch gelandet ...“

Viele Tage vergingen. Elli, Nudel und Nina wurden die besten Freunde. Eines Tages machten sie eine Wanderung am Nil entlang. Plötzlich stolperte Elli über eine Baumwurzel. Sie riss Nudel mit sich in den Nil. Nina lachte und sprang sofort hinterher. Schließlich war sie ein Wassergeist – und ein Wassergeist darf auch mal baden, fand sie. Alle drei lachten wie wild, aber kurz darauf verging ihnen das Lachen, denn sie waren von Krokodilen umzingelt.

Nudel packte Elli und Nina und tauchte mit ihnen unter den Krokodilen hinweg. Am anderen Flussufer lagen alle drei erschöpft nebeneinander und warteten auf ein vorbeikommendes Kamel, das sie nach Hause bringen sollte.

Dort angekommen, waren sich alle drei Freunde einig: Zu Hause ist es doch immer noch am schönsten !

Alicia Marie Göckel (8)aus Osnabrück /Lara Lucia Brumme (8)aus Osnabrück

---ENDE DER LESEPROBE---