Träume sanft, mein liebes Kind - Martina Meier - E-Book

Träume sanft, mein liebes Kind E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Haben wir sie nicht alle geliebt, die Geschichten, die uns Väter und Mütter, Großeltern oder Brüder und Schwestern abends vor dem Zubettgehen erzählt oder vorgelesen haben? Das waren unsere Stunden, die manchmal vielleicht auch nur ein paar Minuten dauerten. Geschichten, von denen wir nie genug bekamen, Geschichten, die uns in der Nacht die Träume wiesen, Geschichten, die unsere Verbindung zum Vorlesenden unterstrichen. Geschichten, die zu Herzen gingen, aber manches Mal auch den Zeigefinger hoben, doch immer liebevoll und sanft. Geschichten ohne Angst, Geschichten mit offenem Herzen erzählt ... Diese Geschichten, leise und wenig aufregend, suchen wir für unsere neue Anthologie-Reihe „Träume sanft, mein liebes Kind – Gutenachtgeschichten“.

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Träume sanft, mein liebes Kind

Gutenachtgeschichten Band 1

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Bearbeitung: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2023.

Illustration Cover: © Elena Schweitzer - Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-99051-188-6 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-189-3 - E-Book

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Inhalt

Wenn das Traumschaf kommt

Der Apfelstreit

Schneekönigin nicht nur für einen Tag

Schmetterling für einen Tag

Kleine Nachtmusik

Der kleine Mann im Mond

Märchenzeit

Traumlokomotive

Die Elfenhand

Stella sagt dir: „Gute Nacht!“

Der Traumschaum

Ein Traum

Himmlische Träume

Tanoba, der magisch mysteriöse Zug der Träume

Teddybär

Wer besiegt die Traummonster?

Nüsschen

Gute Nacht, mein liebes Kind

Der Abenteuerwald von Lumaria

Heute Nacht

Die Flauschlinge

Das Geheimnis der Traumlichter

Die Milchstraße

Gemüse ist wichtig

Nachmittag im Sommerwald

Die Donnerwale

Die Prinzessin ohne Namen

Gute Nacht und sanfte Träume

Der Mond ist in Gefahr

Milas Reise

Lausche deinem Herzen

Die Karatekuh

Schäfchenzählen

Sieben Schäfchen

Grimms mal anders

Die Suche nach dem Sandmann

Brumm fällt aus dem Bett

Ein Tag voller Erlebnisse

Lenas Geburtstag

Die Wolkeneisenbahn

Der Gutenachttraum

Die Nachbarin der Maus

Gute Nacht, kleiner Emil

Kuscheltiere

Träume sanft ...

Die Spinne Thekla

Das Lied von den Wimperchen

Herr Lehmann ist weg

Cinta Zahnfee

Polly und der Löwe Zottel

Ene mene ...

Mathilde, die Gutenachtfee

Himbeerstreit

Reise ins Traumland

Die alte Katze

Eine Traumreise in eine andere Welt

Was man von einer Biene alles lernt

Kimberlys Traumwelt

Knubbelnase

Schlummerland

Eine Nacht im Elefantengehege

Der Regentropfen, der dich liebt

Fritsch, der kleine Papagei

Eine ungewöhnliche Eiche

Mein Engel

Die kleine Fledermaus

Berta und das Kätzchen

Träume sind zum Leben da

Merle

Trau dich, kleines Schaf!

Träume sanft, mein Kind

Die verlorene Krone

Ich will keine Raupe bleiben

Die Autorinnen und Autoren dieses Buches:

Dörte Müller, Dieter Geisler, Claudia Gers, Sieglinde Seiler, Astrid Kuhlen, Bianca Buchmann, Sonja Haas, Chantal Wobito, Lisa Marie Kormann, Catharina Luisa Ilg, Katja Lippert, Eva Joan, Tim Tensfeld, Ingrid Baumgart-Fütterer, Katja Richter, Simone Lamolla, Volker Liebelt, Vanessa Boecking, Ramona Wesselow-Krystosek, Valerie Schussel, Emma Summer Mintken, Dennis B. Backhaus, Bettina Ronschke, Helga Licher, Edda Gutsche, Sarah Sophie Vierheller, Lia Pipa, Dominique Goreßen, Wolfgang Rödig, Alyssa Sophie Kvade, Susanne Gwilt, Luna Day, Beccy Charlatan, Oliver Fahn, Simon Käßheimer, Regina Berger, Jonas Müller, Hartmut Gelhaar, Iris T., Carina Isabel Menzel, Julia Heß, Florian Wessels, Charlie Hagist, Heike Krause, Stephanie Hope, Jeannine Di Marco, Jochen Stüsser-Simpson, Daniela Moll, Margit Günster, Jasmin Uz, Annabel Stenger, Cindy Paver, Elena C. M. Tüx, Lea Riesel, Danny M. Hügelheim, Christian Reinöhl, Catamilla Bunk, Ann-Kathleen Lyssy, Juliane Barth, Bettina Schneider, Nadine Kadner, Lisa Dvoracek, Carola Marion Menzel, Claudia Dvoracek-Iby, Nor Nory,

*

Wenn das Traumschaf kommt

Schlaf ein und mach die Äuglein zu,

das Traumschaf bring dir deine Ruh.

Es nimmt dich mit auf seine Reise,

schleicht sich in den Traum ganz leise.

Trägt dich sanft den Berg hinauf,

nimmt den langen Weg in Kauf.

Hoch bis hin zum Mond es fliegt,

du fest in das Schaf geschmiegt.

Ihr zählt die Sterne leuchtend hell

und fliegt zurück zur Erde schnell.

Hui, das war fix, man glaubt es kaum.

War das nicht ein schöner Traum?

Am Morgen weckt dich Sonnenlicht,

das Schäfchen leise zu dir spricht:

„Heut Nacht bin ich wieder da

und weiß, es wird ganz wunderbar!“

Dörte Müller, geboren 1967, schreibt und illustriert Kinderbücher. Viele ihrer Kinderbücher helfen beim Einschlafen und eignen sich gut zum Vorlesen.

*

Der Apfelstreit

Es waren einmal zwei Kobolde – Kulle und Kalle. Seit sie denken konnten, waren sie beste Freunde. Sie machten alles zusammen und waren immer zu Scherzen und Späßen aufgelegt. Sie spielten Fangen oder Verstecken. Aber am liebsten ärgerten und erschreckten sie andere. Die beiden Kobolde nahmen das Leben leicht und stritten nie. Na ja, fast nie.

An einem schönen und warmen Herbsttag spielten sie auf einer großen, grünen Wiese mit vielen bunten Blumen. Erst neckten sie einen Maulwurf, als er aus seinem Bau kommen wollte. Dieser ärgerte sich über die Kobolde und schimpfend zog er sich zurück in sein zu Hause. Danach versuchte der eine den anderen zu fangen. Und schließlich machten die beiden Kobolde Purzelbäume und lachten über den anderen, wenn einer verunglückte. Sie hatten viel Spaß.

Nachdem sie sich abgekämpft hatten, gingen sie fröhlich über die Wiese. Plötzlich rief Kulle: „Schau mal, da liegt ein Apfel.“

Kalle sah den Apfel, lief hin und hob ihn auf.

„Der gehört mir“, rief Kulle und wollte ihn Kalle abnehmen.

„Nein, das ist meiner“, sagte Kalle.

„Warum ist das deiner? Ich habe ihn zuerst gesehen“, schimpfte Kulle.

„Aber ich habe ihn aufgehoben“, sprach Kalle.

Kulle wollte das nicht gelten lassen und lief zu seinem Freund, um ihm den Apfel abzunehmen. Dieser wehrte sich, böse blickten sie sich an. Jeder wollte den Apfel besitzen, da jeder dachte, es wäre seiner. Und so stritten sie weiter. Erst mit Worten, dann knufften sie sich. Es wurde immer ärger. Bis Kalle Kulle so heftig schupste, dass er mit dem Rücken an einen Baumstamm stieß. Dieser rutschte am Stamm hinunter und saß auf dem Hosenboden.

Plötzlich regnete es von dem Baum Äpfel herunter. Die Äpfel trafen die Kobolde auf den Kopf, die Schultern und überallhin.

Mit einem Mal saßen die beiden zwischen den vielen Äpfeln und schauten sich böse an. Zuerst grimmig, dann aber mussten sie lachen. Kalle ergriff als Erster das Wort und sagte: „Ganz schön dumm von uns. Meinst du nicht? Wo ein Apfel liegt, gibt es meistens noch welche.“

Kulle nickte und meinte: „Warum hat keiner den Apfelbaum gesehen?“

Kulle und Kalle schüttelten lachend die Köpfe. Dann griffen beide nach einem Apfel und bissen kräftig hinein, sodass ihnen der Saft rechts und links vom Munde lief.

Nachdem sie ihren Apfel gegessen hatten, gingen beide Arm in Arm über die Wiese nach Hause. Sie waren wieder Freunde.

Dieter Geißler, geboren 1954 in Weimar, Ausbildung zum Koch, danach Studium an der Fachschule für Gaststätten- und Hotelwesen Leipzig. Heute lebt der Rentner in Frankenheim, in der „Hohen Rhön.“ Durch eine Krankheit kam er mit 57 Jahren zum Schreiben. Er verfasst Gedichte und Kindergeschichten. In verschiedenen Verlagen wurden von ihm Gedichte und Kindergeschichten veröffentlicht.

*

Schneekönigin nicht nur für einen Tag

Hoch auf einem Berg lag ein wunderschönes, altes Königsschloss. Dort lebte ein Märchenprinz, der zu einem jungen Mann heranwuchs. Seine Eltern wollten, dass er bald regieren sollte, da der König schon sehr alt und kränklich war. Sie wünschten sich eine Frau an der Seite des Prinzen. Doch der Königssohn hatte unter den adeligen Töchtern der umliegenden Schlösser und Burgen kein Mädchen im Auge, das ihm gefiel. Anders sollte sie sein als die Prinzessinnen, die er kennengelernt hatte. Für ihn war der Gesamteindruck schon wichtig, der ihn an einer Frau zuerst faszinierte: ihre natürliche Ausstrahlung, ihr Auftreten, ihr Blick, ihr Lächeln, ihre Figur und sicher auch ihre Haare. Aber sie sollte nicht nur schön sein, sondern auch intelligent, sanft, gütig, lebhaft, aber dennoch besonnen, anmutig, kreativ und auch etwas von Politik verstehen, damit er sich mit ihr austauschen konnte.

Wenn sich der Prinz mit den Töchtern, die ihm von seinen Eltern vorgestellt wurden, unterhielt, merkte er rasch, dass die meisten von ihnen sehr oberflächlich waren. Es interessierte sie vorwiegend der Reichtum des Prinzen, seine Schätze, Schmuck und wie sie ihrer Schönheit mit besonders aufwendigen Kleidern noch nachhelfen konnten.

Schön war für den Prinzen aber nicht eine zurechtgemachte Schönheit. Er wollte lieber mit einer natürlichen Frau sein Leben verbringen und sie zur Mutter seiner Kinder machen. Von den Eigenschaften, die dem Prinzen wichtig waren, konnte er bei jeder Prinzessin allenfalls einzelne finden. Mehrere dieser Eigenschaften vereinte keine Prinzessin.

Der Zeitpunkt, da der Prinz das Amt des Vaters übernehmen sollte, rückte immer näher. Der König wurde langsam unruhig, weil es nicht so aussah, als würde sich der Prinz in absehbarer Zeit für ein Mädchen entscheiden können. Er besprach sich mit seiner Frau, die öfter Rat wusste, wenn er selbst nicht mehr weiter wusste.

Die Königin schlug vor, doch einen Hofball zu arrangieren, zu dem man nicht nur die Töchter der Könige bitten wollte, sondern auch die geringerer Adeliger. Dann wäre die Auswahl für den Prinzen sicher wesentlich größer. Eine gute Erziehung sei wichtiger als eine große Mitgift, meinte sie. Da gab ihr der König recht. Er sagte, dass man den Versuch durchaus wagen könne, und gab der Dienerschaft entsprechende Anweisung, die adeligen Häuser davon zu verständigen.

So kam es, dass ein junges, hübsches Mädchen, das als Tochter eines verarmten Burgherrn geboren worden war, auch eine Einladung zum Hofball erhielt. Sie hatte den Prinzen schon einmal sehr nah gesehen, als er sich bei einem Fest in der am Fuße der Burg gelegenen Stadt kurz gezeigt hatte. Er hatte ihr seinerzeit so gut gefallen, dass sie fast jeden Tag an diesen jungen Mann denken musste, selbst wenn er für sie einfach unerreichbar schien – sie, die unscheinbare Tochter eines verarmten Adelsgeschlechts – er, der stattlich schöne und reiche Königssohn! Das machte sie dann traurig. Aber es hielt sie nicht davon ab, weiter von ihm zu träumen.

Nun hielt sie die Einladung zum Hofball in Händen. Grundsätzlich hatten auch ihre Eltern nichts dagegen, dass sie zu dem Ball gehen wollte. Ein solches Ereignis fand nicht jeden Tag statt, und sie wollten es ihrer Tochter gönnen, dieses schöne Fest mitzufeiern. Allerdings gab es dabei ein Problem: Ein geeignetes, dem Anlass würdiges Kleid hatte das Mädchen nicht. Die Familie hatte zwar einen schönen Brokatstoff aufbewahrt. Aber daraus ein aufwendiges Kleid eigens anfertigen zu lassen, war viel zu teuer. Das vorhandene Geld musste zusammengehalten werden, um das tägliche Wohl sicherzustellen.

Das Mädchen sah ihren Traum in weite Ferne gerückt, als es kurz darauf schlafen ging. Mitten in der Nacht wachte es plötzlich auf, rekelte sich und rieb sich die verschlafenen Augen … Es hatte sich im Traum mit einem bodenlangen, weit ausladenden schneeweißen Kleid gesehen, das mit unzähligen funkelnden Steinchen besetzt war. In diesem traumhaften Kleid stand es auf dem Hofball inmitten der ganzen Prinzessinnen. Der Königssohn hatte nur Augen für das Mädchen, hatte es zum Tanz aufgefordert und es schwebte in seinen Armen über die glatte Tanzfläche zu herrlicher Musik. Aber genau in dem Moment, als der Märchenprinz es etwas fragen wollte, war es aufgewacht und wusste gar nicht, wo es eigentlich war. Es spürte aber noch das selige Gefühl des Moments und wie glücklich es war ...

Sehr schnell merkte die Prinzessin, dass dieses Glück nur im Traum für sie zum Greifen nah, vielleicht sogar erreichbar war. Die Wirklichkeit sagte ihr etwas ganz anderes, nämlich: „Du liegst in deinem Bett in einer kalten Stube daheim!“

Eine Fee – es war die Glücksfee –, die jedes Jahr einmal und nur einen einzigen Tag lang jemandem einen besonderen Wunsch erfüllen durfte, erfuhr davon, dass das Mädchen traurig war. Es tat ihr leid. Warum sollte sie nicht dieses Mal dem jungen Mädchen Glück bringen, indem sie ihm den Wunsch erfüllte, den Hofball in einem schönen Kleid besuchen zu können?

Sie machte sich sofort auf den Weg in ihre Glückskammer und suchte dort nach einem geeigneten Kleid, feinen Schuhen in der richtigen Größe und weiteren Utensilien, um das Mädchen dem Anlass gemäß passend einzukleiden. Schnell hatte sie sich für ein schneeweißes, königliches Kleid mit kleinen, funkelnden Edelsteinen entschieden, das der Prinzessin sicher gut stehen würde. Sie suchte noch nach einer geeigneten Stola, einer Halskette, einem Armreif, Ohrringen und einer weißen Christrose für das Haar der Prinzessin.

Noch in der gleichen Nacht, als das Mädchen fest schlief, legte die Glücksfee das ausgesuchte Ballkleid mit Stola auf den Stuhl der Prinzessin, der neben ihrem Bett stand. Das Mädchen würde mit seinem schwarzen, langen und lockigen Haar so schön wie das Schneewittchen aussehen, stellte sie sich vor. Sichtlich zufrieden schlich sich die Glücksfee in ihre verborgenen Gemächer zurück. Sie war ganz glücklich darüber, dass sie dem Mädchen seinen Wunsch erfüllen konnte.

Und damit hatte sie recht.

Als die arme Prinzessin aufwachte und der erste Sonnenstrahl der Morgensonne auf das wunderschöne Ballkleid fiel, blieb ihr der Mund regelrecht offen stehen. Sie rieb sich nochmals die Augen, weil sie glaubte, noch immer zu träumen, um festzustellen, ob es denn Wirklichkeit war, was sie sah: ein wunderschönes Ballkleid mit Edelsteinen, die unter dem frühen Sonnenstrahl wie Brillanten funkelten. Sie berührte den Stoff des Kleides vorsichtig mit ihren Händen – ja, es war tatsächlich Wirklichkeit!

Im Nachthemd rannte sie zu ihren Eltern, um sich für das wunderschöne Kleid zu bedanken. Sie fiel beiden stürmisch um den Hals und rief: „Danke, danke, tausend Dank!“

Die Eltern schauten einander ungläubig an, weil sie sich die Worte ihres Kindes nicht erklären konnten und sich über den eigenartigen Aufzug ihrer Tochter im Nachthemd wunderten. Beide wussten nicht, wofür sich die Prinzessin so überschwänglich bedankte. Das Mädchen wurde aufgrund der Reaktion seiner Eltern nachdenklich, weil es merkte, dass etwas anders war, als es sich gedacht hatte. Es erzählte seinen Eltern von dem wundersamen Kleid, von dem es geträumt und das es heute beim Erwachen vorgefunden hatte.

Zu dritt liefen sie nun in das Zimmer des Mädchens, alle etwas schneller, als sie es sonst taten. Tatsächlich ... dieses herrliche Prinzessinnenkleid lag noch immer dort auf dem Stuhl, glitzerte und funkelte in der unterdessen hell scheinenden Morgensonne. Die Eltern der Prinzessin konnten sich keinen Reim darauf machen, wo das schöne Kleid herkam. Die Burg war nachts verschlossen und die Wächter waren zuverlässig. Es kam niemand herein und es konnte niemand hinaus. Einen heimlichen unterirdischen Gang gab es auch nicht. Alles war wie ein Zauber … ein faszinierend schöner Zauber!

Die Prinzessin, die sonst nur schlichte Kleider trug, probierte das feine Kleid an. Es saß wie angegossen. Sie fand selbst, dass sie darin ganz zauberhaft aussah. Die Eltern waren sehr stolz auf ihre Tochter und freuten sich darüber, dass sie nun die Möglichkeit hatte, zum Hofball zu gehen. Ein Reitersmann begleitete die Prinzessin auf die Königsburg, wo sie gerade noch rechtzeitig vor Beginn des Hofballes eintrafen.

Als das Mädchen erhobenen Hauptes den Ballsaal betrat, richteten sich alle Blicke der wartenden jungen Frauen auf es. Sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. So ein wunderschönes Kleid trug keine von ihnen. Nicht einmal gesehen hatten sie ein solches je zuvor. Wer war wohl dieses Mädchen, das niemand kannte und das sich jetzt in den Kreis der Prinzessinnen an der Tanzfläche einreihte? Sie vermuteten, dass es aus einem weiter entfernten Herzogtum gekommen war.

Lange konnten sie nicht mehr darüber nachdenken, denn in diesem Augenblick ertönte ein Zeichen, das den Einzug des Königs ankündigte. Er trat mit seiner Gemahlin und dem Königssohn mit Gefolge in den Ballsaal. Die Königsfamilie nahm Platz und der Prinz warf einen ersten Blick in die Runde der anwesenden Prinzessinnen.

Plötzlich blieb sein Blick förmlich an der armen Prinzessin hängen. Wer war dieses anmutige, wunderschöne Mädchen? Nie hatte er von ihm gehört. In dem glitzernden weißen Kleid mitten im Winter sah es aus wie eine kleine Schneekönigin. Der Kronprinz ging geradewegs auf das Mädchen zu, um es zum Eröffnungstanz zu bitten.

Damit hatte die Prinzessin nicht gerechnet und war etwas verlegen, als sie am Arm des Prinzen zur Mitte der Tanzfläche schritt. Dann erklang Musik. Als sie – wie in ihrem Traum – in den Armen des Königssohnes über die Tanzfläche schwebte, verflüchtigte sich jede Befangenheit. Sie fühlte sich einfach glücklich und strahlte den Prinzen an.

Das waren die Augen, nach denen der Prinz sich immer gesehnt hatte! Wie gut sie zusammen tanzten, als hätten sie schon immer miteinander getanzt, dachte er bei sich. Dieses Mädchen, das er in seinen Gedanken Schneekönigin nannte, war das Mädchen, das er sich als Frau an seiner Seite wünschte und lieb gewinnen wollte. Der Prinz fragte die Prinzessin nach ihrem Namen.

„Lisa!“, sagte sie. „Ich heiße Lisa!“

„Lisa!“, wiederholte der Kronprinz. „Was für ein schöner Name!“ Er wollte keine Zeit mehr verlieren, ihr die wichtigste Frage zu stellen. So sicher wie jetzt, dass Lisa für ihn die richtige Frau sein würde, war er sich noch nie. Am Ende des dritten Tanzes schaute er ihr tief in die braunen Augen und fragte sie: „Lisa, willst du meine geliebte Frau werden und für immer meine kleine Schneekönigin sein?“

Das Ja der Prinzessin kam aus ganzem Herzen. Der König und seine Frau hatten gegen die Wahl ihres Sohnes nichts einzuwenden und alle freuten sich schon auf die baldige Hochzeit.

Durch einen Vorhang beobachtete die Glücksfee die beiden glücklichen jungen Menschen. Sie spürte, dass sie die richtigen Menschen mit dem Glück beschenkt hatte. Das Glück der Schneekönigin sollte nicht nur einen Tag lang währen, sondern für immer.

Sieglinde Seiler wurde 1950 in Wolframs-Eschenbach geboren. Sie ist Dipl. Verwaltungswirt (FH) und lebt mit ihrem Ehemann in Crailsheim. Seit ihrer Jugend schreibt sie Gedichte. Später kamen Aphorismen, Märchen und Prosatexte hinzu. Ferner fotografiert sie gerne. Bislang hat sie bereits über 200 Gedichte im Internet und diversen Anthologien veröffentlicht.

*

Schmetterling für einen Tag

Die kleine Spinne saß mit ihrer Mama auf ihrem Netz und beobachtete einen gelben Schmetterling, der tanzend um sie herumflatterte. „Ich wäre auch gerne ein Schmetterling!“, rief die kleine Spinne. „Sie sind wunderschön, sie können überall hinfliegen und jeder mag sie!“

Der Schmetterling hatte die freundlichen Worte der kleinen Spinne gehört und landete neben dem Spinnennetz auf einem dünnen Ast. „Möchtest du mal erleben, wie es ist, ein Schmetterling zu sein?“, fragte er die Spinne, die sogleich begeistert nickte. „Dann steig auf!“

Die Spinne krabbelte auf den Rücken des Schmetterlings, winkte ihrer Mutter noch mal freudig zu, dann fing der Schmetterling an, seine großen, zitronengelben Flügel zu schlagen – und hui, schon stiegen sie in die Höhe!

Die kleine Spinne juchzte begeistert, als der Schmetterling wilde Bahnen flog, hoch und runter, links und rechts, Kreise und Loopings. Dann überquerten sie eine bunte Wiese und der Schmetterling landete auf einer piksigen lila Blüte.

„Was machst du da?“, fragte die kleine Spinne.

„Ich esse den Nektar der Blüte“, antwortete der Schmetterling und schlürfte genüsslich.

Sie flogen von Blüte zu Blüte, bevorzugt zu den violetten, die mochte der Falter am liebsten.

„Das ist ganz schön viel Arbeit“, meinte da die kleine Spinne. „Bei uns wird das Essen direkt in unser Netz geliefert.“

Schließlich hatte der gelbe Schmetterling genug Nektar zu sich genommen und die beiden zogen weiter.

Die kleine Spinne genoss den Wind um die Nase und den wunderbaren Ausblick. Alles sah viel kleiner von hier oben aus. Die Sonne wärmte ihren Rücken und die kleine Spinne genoss es in vollen Zügen, sich wie ein Schmetterling zu fühlen. Sie kamen an eine Streuobstwiese und der Schmetterling entdeckte einen überreifen Apfel am Boden liegen.

Als sie darauf landeten, fragte die kleine Spinne: „Was machst du da?“

„Ich trinke den Apfelsaft“, antwortete der Schmetterling und schlürfte laut.

Plötzlich zogen dunkle Schatten über sie hinweg. Der Schmetterling zuckte zusammen und flog dann schnell unter ein Stück altes Holz, wo er bewegungslos sitzen blieb.

Auch die kleine Spinne hatte Angst bekommen. „Was machst du da?“, fragte sie flüsternd.

„Ich verstecke mich vor den Vögeln am Himmel. Die verspeisen uns sonst noch zum Mittagessen.“

Die kleine Spinne schauderte. So was gab es bei ihr zu Hause nicht. Als die dunklen Schatten am Himmel weitergezogen waren, traute sich der gelbe Falter aus seinem Versteck. Nervös schaute er sich um, dann stieg er wieder in die Höhe. Aber die Sonne hatte sich hinter dicken Wolkendecken versteckt und die Spinne fröstelte. Dann fielen auch schon die ersten dicken Tropfen vom Himmel.

„Oh nein!“, schrie der Schmetterling entsetzt auf und landete schnell auf einem Apfelbaum, wo er unter einem großen Blatt Schutz suchte.

„Was machst du da?“, fragte die kleine Spinne.

„Ich suche Schutz vor dem Regen. Wenn es regnet, kann ich nicht fliegen.“

So saßen die beiden Weggefährten für einen Tag unter dem Blatt und hörten dem trommelnden Regentropfen zu. Der kleinen Spinne war kalt und sie sehnte sich nach Hause zurück.

„Ich glaube, ich wäre jetzt gerne wieder eine Spinne“, sagte sie leise zu dem Schmetterling.

„Dann wird es wohl Zeit, dass ich dich nach Hause bringe!“, meinte der Falter. In diesem Augenblick versiegten die Regentropfen und einzelne Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Wolkendecke.

Die kleine Spinne sah schon von Weitem ihr Zuhause. Wie schön das Spinnennetz glitzerte und funkelte!

Und da saß auch ihre Mama und winkte! Hastig bedankte sich die Spinne beim Schmetterling für den spannenden Tag und krabbelte, so schnell sie ihre acht Beinchen trugen, über das Netz zu ihrer Mutter.

„Na, wie hat dir der Tag als Schmetterling gefallen?“, fragte diese ihre Tochter.

„Es war super und spannend, aber ich bin lieber eine Spinne. Zu Hause ist es doch am schönsten!“, antwortete die Kleine, kuschelte sich an ihre Mama und schlief wohlig seufzend ein.

Claudia Gers,Jahrgang 1982, lebt mit ihrem Ehemann, zwei lustigen Töchtern, zwei Hunden, Schildkröte und drei Kaninchen in Wassenberg, NRW. In ihrer Freizeit widmet sie sich gerne ihrer Fantasie und schreibt Kurzgeschichten und Kinderbücher.

*

Kleine Nachtmusik

Schlaf mein Kind,

schlafe ein …

Die blaue Stunde

bricht herein.

Der Mond erwacht

in der dunklen Nacht.

Die Sterne klingen,

der Wind pfeift,

das Meer rauscht,

die Berge schwingen,

die Bäche plätschern,

die Bäume rascheln,

die Engel singen

eine sanfte Melodie.

Schlaf mein Kind,

schlafe ein …

Und lausche dieser Sinfonie.

Lasse diesen Tag hinter dir,

bewahre ihn wie ein Souvenir.

Es sind die schönen Momente,

sie sind wahre Geschenke.

In sehr stürmischen Zeiten

werden sie dich begleiten.

Helfen sie dir im späteren Leben,

Frieden zu finden und zu geben.

Schlaf mein Kind,

schlafe ein …

Träume sanft,

mein liebes Kind,

bis ein neuer Tag beginnt.

Bianca Buchmannwurde 1972 in Oldenburg geboren und lebt noch immer gerne in dieser schönen Stadt. Sie illustriert und schreibt Geschichten und Gedichte für Kinder und alle Erwachsenen, die in ihrem Herzen Kind geblieben sind. Sie hat schon einige Texte und Bilder in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Mehr zu entdecken gibt es auf Instagram @biancas.unexpected.art.

*

Der kleine Mann im Mond

Jeden Abend blickte Marco traurig aus seinem Fenster, bevor er ins Bett ging, und schaute zum Mond hinauf, dessen Anblick ihn beruhigte. An jenem Abend, als er zu dem Mond hinaufblickte, bemerkte er etwas Eigenartiges.

„War da eben nicht irgendetwas?“, fragte sich Marco. „Ach, was soll da schon gewesen sein? Das war bestimmt eine Eule, die vor dem Mond vorbeiflog“, dachte sich Marco im Anschluss und blickte abermals zum Mond hinauf, während er vor sich hin träumte.

Er wurde unerwartet am linken Oberarm gepackt und aus seinem Zimmer gezogen. „Was ist denn jetzt los?“, fragte sich Marco wundernd und blickte herzklopfend um sich, dabei begriff er sehr schnell, wie hoch er sich bereits befand. Staunend sah er hinab und stellte fest, dass sich der Boden unter ihm rasch verkleinerte. Ehe er sich versah, stand er urplötzlich vor einem Männchen. Er war ungefähr so groß wie Marco und grinste ihn an.

„Guten Abend“, begrüßte ihn das Männchen.

„Guten Abend“, grüßte Marco zurück. „Ich bin …“, begann Marco den zweiten Satz, um sich vorzustellen.

„… Marco. Ich weiß“, vollendete das Männchen den Satz. „Mein Name ist Bolbi. Ich lebe, so lange ich denken kann, hier im Mond. Ich beobachte dich schon lange. Verrate mir eines: Warum bist du so traurig?“, fragte Bolbi.

„Mein Hund verstarb letzte Woche. Ich vermisse ihn sehr“, antwortete Marco.

„Das ist in der Tat eine sehr traurige Nachricht. Ich möchte mit dir gerne etwas unternehmen. Ich verspreche dir, dich pünktlich wieder zurückzubringen. Deine Eltern werden gar nicht bemerken, dass du überhaupt weg warst“, schlug Bolbi vor.

„Warum möchtest du das tun?“, fragte Marco.

„Ich möchte dir gerne etwas zeigen. Also willst du?“, entgegnete ihm das Männchen.

Marco nickte grinsend.

„Dann folge mir“, sprach Bolbi und ging voraus.

Bolbi betrat einen kahlen Raum, in dem es sehr kühl war. Darin befand sich ein kleines Raumschiff. Bolbi öffnete die Tür. Marco folgte ihm. Nachdem Marco zusammen mit Bolbi den Raum des Raumschiffes betreten hatte, schloss das Männchen die Tür wieder, weshalb Marco erschreckt um sich blickte.

„Es geschieht dir nichts, versprochen!“, äußerte sich Bolbi.

Dann betraten sie den nächsten Raum des Raumschiffes. Darin befanden sich zwei weiße Stühle und eine Tastatur mit vielen bunten Knöpfen, davor befand sich eine große Frontscheibe, durch die Marco und Bolbi absolut freie Sicht hatten.

„Setze dich auf den Stuhl und halte dich gut fest“, gab Bolbi von sich. Daraufhin betätigte Bolbi einen großen, roten Knopf und das Raumschiff setzte sich in Bewegung. Sie flogen aus dem Mond heraus. Und ehe Marco sich versah, gewann das Raumschiff an Geschwindigkeit. In Nullkommanichts befanden sie sich an einem anderen Ort. Durch die rasende Geschwindigkeit begann sich der Raum vor Marco leicht zu drehen, als würde die Welt kopfstehen.

„Verzeih, ich vergaß, dir mitzuteilen, dass dir bei dieser Fahrt etwas schwindelig werden könnte. Das vergeht schnell wieder“, teilte ihm Bolbi mit. Der kleine Mann behielt recht. Rasch fühlte sich Marco wieder besser. Bolbi hielt das Raumschiff an und winkte Marco zu sich an die große Frontscheibe, woraufhin Marco auf ihn zutrat.

„Siehst du die Menschen dort unten?“, fragte ihn Bolbi.

„Ja. Sie haben gar keine Häuser“, fiel Marco auf.

„Da hast du völlig recht. Sie leben ohne ein Dach über dem Kopf. Die Tiere, siehst du sie auch?“, fragte Bolbi.

„Sie sehen nicht glücklich aus“, merkte Marco an.

„Das hast du gut beobachtet. Das kommt daher, weil sie nicht genug zu fressen haben. Dir hingegen geht es viel besser. Ich wollte dir zeigen, wie schlecht es manchen anderen Menschen und auch Tieren geht. Du hast eine schöne Bleibe. Dein Hund ist zwar gestorben, aber dennoch hatte er ein schönes Leben. Sei nicht traurig, weil dein Hund gestorben ist“, sprach Bolbi.

„Aber Samy war ein so lieber Hund. Ich habe großen Kummer seinetwegen“, schluchzte Marco.

„Ich weiß. Aber wenn du wieder zurück bist, dann denke immer daran, dass es Menschen und Tiere gibt, denen es noch viel schlechter geht als dir. Diese Menschen und Tiere brauchen Hilfe. Deine Hilfe“, teilte Bolbi dem kleinen Jungen mit.

„Wie dieser kleine Hund da? Er humpelt, der arme Kerl“, sagte Marco und deute mit seinem Zeigefinger auf einen kleinen, süßen Welpen.

„Genau. Verstehst du, was ich dir mit dieser Reise sagen möchte?“, fragte ihn Bolbi.

„Ich denke schon. Du möchtest, dass ich diesem kleinen Kerl helfe, oder?!“, gab Marco von sich.

„Nicht unbedingt helfen, aber ich möchte, dass du dich daran erinnerst, wie gut es dir geht. Erinnere dich an all die gute Zeit mit deinem Hund Samy. Ich bin sicher, er genoss die Zeit mit dir“, erläuterte Bolbi und flog sein Raumschiff weiter.

Vor einem bunten Regenbogen hielt er sein Raumschiff an. Unter dem bunten Regenbogen befand sich eine grüne Wiese, auf der viele Hunde umhertollten.

„Da!“, platzte es aus Marco heraus. „Dieser Hund sieht genauso aus wie Samy“, fügte Marco freudestrahlend hinzu und deutete mit dem Zeigefinger auf einen braun-weiß gefleckten Hund mit langen Schlappohren.

„Dieser Hund sieht nicht nur so aus wie Samy: Das ist Samy! Wie du erkennst, geht es ihm hier sehr gut. Er ist in deiner Welt gestorben, das stimmt. Aber mit vielen anderen Hunden tollt er unter der Regenbogenbrücke herum und hat seinen Spaß. All die Hunde hier sind in deiner Welt gestorben. Doch nun befinden sie sich in ihrem Hundehimmel. Ihnen fehlt es an nichts und sie sind glücklich. Du siehst also, es gibt keinen Grund, traurig zu sein. Samy geht es wunderbar. Er ist nicht mehr bei dir, aber ist es nicht schön zu wissen, dass es ihm gut geht?“, entgegnete Bolbi dem kleinen Jungen.

„Ja. Du hast recht. Jetzt geht es mir besser und ich bin so froh, dass es Samy auch gut geht“, stimmte Marco dem Männchen zu.

„Siehst du! Und genau das wollte ich dir begreiflich machen. Und jetzt bringe ich dich wieder nach Hause“, sprach der kleine Mann. Er wendete sein Raumschiff und flog Marco nach Hause.

Unmittelbar vor seinem Fenster hielt Bolbi mit seinem Raumschiff an. Dann öffnete er die Tür und Marco konnte ganz bequem in sein Zimmer klettern.

„Ich hatte viel Spaß mit dir“, sprach der kleine Junge.

„Du wirst noch mehr Spaß haben. Schau mal auf dein Bett“, zwinkerte Bolbi dem kleinen Jungen zu.

Marco warf einen Blick auf sein Bett, auf den der kleine Welpe saß, den Marco gesehen hatte. Es war der Welpe, der gehumpelt hatte. Marco konnte nicht nachvollziehen, wie der Welpe auf sein Bett gekommen war, aber er freute sich sehr darüber. „Na, mein süßer Kerl. Um dich will ich mich kümmern“, flüsterte er dem kleinen Hund zu und streichelte seinen Kopf. Dieser schmieg sich an Marco und schien dankbar zu sein, dass er bei Marco sein durfte.

Marco sah aus seinem Fenster. Er wollte Bolbi für den kleinen Welpen danken. Doch Bolbi war mit seinem Raumschiff schon längst wieder zurück zum Mond geflogen.

Marco blickte in dieser Nacht noch einmal zum Mond hinauf. Ganz plötzlich erkannte er ein Gesicht im Mond, das ihn ansah. „Das muss Bolbi sein“, dachte sich Marco, schloss sein Fenster, legte sich in sein Bett, wo er den kleinen Welpen streichelte und ihn im Arm haltend einschlief.

Von da an war Marco nicht mehr traurig, er wusste, Samy ging es gut, und nun hatte er einen neuen Hund, um den er sich kümmern konnte.

Sonja Haas,geboren 1974 in Mannheim, zog vor einigen Jahren nach Lampertheim, schreibt sehr gerne Geschichten. Sie ist bereits in diversen Anthologien vertreten. Außerdem liest sie auch gerne.

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Märchenzeit

Bin gern dienlich, will erfreuen,

Märchen in die Herzen streuen.

Will erzählen alte Sagen.

als es gab noch Wohlbehagen.

Wo im Dunkeln knistert’s Feuer

und die Welt voll Ungeheuer.

Wo in Reihen Hand in Hand

Zwerge standen ganz galant.

Und die Elfen an dem Weiher

fanden viele gold’ne Eier.

Und – fast hätt ich es vergessen,

Liebe wurde dort gegessen.

Dies und manches noch viel mehr,

reich mir mal das Büchlein her.

Astrid Kuhlen, geboren 1966, kaufmännische Ausbildung, Tanz- und Bewegungspädogogin, tanzt, malt, musiziert und dichtet mit Begeisterung.

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Traumlokomotive

Es war einmal ein kleines, gemütliches Haus in einer still gelegenen Stadt inmitten eines verzaubert wirkenden Waldes, wo die Glühwürmchen singen und die Tiere des Waldes schöne Feste feiern. Dort lebten die zwei Geschwister Livia und Jakob mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Zusammen hatten ihre Eltern ein Café eröffnet und verkauften seit jeher die süßesten Leckereien. Schokoladenkuchen und Zitronen-Muffins schmücken die Theke.

Die Mutter war ebenfalls eine ausgezeichnete Schriftstellerin, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Träume ihrer Kinder Realität werden zu lassen. Die Kinder lernten das Träumen wie das Lesen in der Schule. Und so kam es, dass jeden Abend, wenn die Brise frischer wurde, sich kleine Kristalle auf den Wiesen bildeten und der Mond über der Erde glänzte, in den behüteten Kinderzimmern winzige Wunder geschahen. Die beiden Kinder reisten zu magischen Orten und erlebten aufregende Abenteuer, denn immer vor dem Einschlafen las ihre Mutter Geschichten oder Gedichte aus den selbst geschriebenen Büchern vor. Auch heute nach dem spaßigen Tag im Kindergarten und dem anschließenden Toben im Wald fielen die beiden müde und glücklich ins Bett.

„Mama, kannst du uns noch etwas vorlesen, bevor wir schlafen gehen?“, fragte Livia ihre Mutter mit solch strahlenden Augen, dass sie den Sternen am Nachthimmel glichen.

„Lesen! Mami, lesen!“, stimmte ihr kleiner Bruder Jakob mit ein und sein Lachen erfüllte das kleine Haus mit Freude.

Ein süßes Lächeln bildete sich auf dem Gesicht der Mutter, die ihre zwei Kinder behutsam mit der weichen Decke zudeckte. „Aber sicher doch“, antwortete sie und ging zum Bücherregal hinüber, das bis in alle Ecken mit den fantastischsten Büchern gefüllt war und kaum noch Platz für neue bot.

Jetzt kam auch ihr Vater mit einer Tasse warmen Tee hinzu und kuschelte sich neben seine beiden Lieblinge.

„Was denkt ihr, worum wird es heute gehen?“, fragte er gespannt.

„Piraten!“, rief Jakob wieder und klatschte in die Hände.

„Nein, bestimmt um Tiere auf dem Bauernhof!“, erwiderte Livia und sah erwartungsvoll zu ihrer Mutter, die sich nun auf die Bettkante setzte.

„Erinnert ihr euch noch an die magischen Sommernächte auf der Lichtung, als ihr mit den Glühwürmchen getanzt habt? Als ich eure traurigen Gesichter gesehen habe, jetzt, wo der Herbst angekommen ist, dachte ich mir, ich muss mir etwas Besonderes für euch einfallen lassen. Ihr wart so begeistert von den Glühwürmchen, dass ich dachte, dass ihr eure Freunde heute Nacht wiedersehen solltet. Heute ist es ein Gedicht über eine honigsüße Reise zu euren Freunden“, löste die Mutter das Geheimnis.

Die Augen der beiden Kinder wurden riesig und ein Ausdruck des Glückes war in ihnen zu finden. „Oh wow“, staunten sie gleichzeitig. Kichernd kuschelten sie sich tiefer in ihre Decken und lauschten gespannt, was ihre Mutter ihnen vorlas, während ihr Vater ihnen sanft über die Haare streichelte. Geheimnisvoll öffnete die Mutter das Poesiebuch und begann die magischen Worte vorzulesen:.

Hört ihr das Rattern auf den eisernen Gleisen?

Wie tausend kleine Mäuschen, wenn sie tanzen, nicht wahr?

Aus leise wird laut, aus fern wird nah.

Ein lautes Hupen und schon ist sie da, die Traumlokomotive!

Das rötliche Holz geschmückt mit süßen Malereien

Den Duft von heißer Schokolade hat sie mitgebracht.

„Willkommen und herein!“, singt der Schaffner gut gelaunt.

Ein lustiger Mann, ein Zylinder auf dem Kopf

und ein Lachen auf dem Gesicht immerzu

„Nun, habt keine Angst, steigt ein! Die Zeit ist knapp, oje!“

Reicht euch höflich die Hand, der Einstieg ist federleicht.

Auf gehts, nächster Halt – das Zuckerwattenland!

Es ist ein langer Weg, gewiss.

Aber lasst euch nicht täuschen, Abenteuer erwarten euch.

Sternengärten, sonnige Wasserfälle erzählen Märchen

von vor hundert Jahren.

Schau! Die Lichtung der Einhörner und Dörfchen voller Engel,

fantastische Wunder.

Im Wäldchen klopfen Feen an die Scheibe,

singen dir ihre Lieder. Welch magische Tradition!

Könnt ihr sie spüren, die langsam aufziehende Brise?

„Wir sind da!“, ertönt es aus den Lautsprechern.

Aufgeregtes Murmeln, die Atomsphäre verwandelt ihre Gestalt.

Die Luft wird süßlich, färbt sich hauchzart in den Pastellfarben.

Glühwürmchen aus Zucker erhellen die Felder,

ein Regenbogen aus unerfüllten Träumen.

Und ehe ihr euch verseht, steht ihr inmitten ihrer Welt.

Rosen kitzeln unter den Füßen ein Picknick

mit den freundlichen Tierchen.

Eine herrliche Stunde, Herzklopfen und Freiheit der Seele.

Schnell drehen sich die Zeiger der Uhr, der Rückweg steht bevor.

Durch Raum und Schicksal zurück nach Hause.

Schließt nun die Äuglein, ihr habt sie vergessen, die elenden Sorgen.

Nehmt ihn mit, den Funken, den Glanz von dem Kuss der Fantasie.“

Und sobald die Mutter das letzte Wort ausgesprochen hatte, schlossen die beiden ihre Äuglein. Selbst der Vater war eingeschlafen. Stolz betrachtete die Mutter nun ihre Familie mit dem Wissen, dass alles, was sie sich je erträumt hatte, schon längst zur Realität geworden war – nämlich die schönste Geschichte von allen zu schreiben, sobald die Sonne jeden Tag die Welt erhellte. Für immer und ewig.

Chantal Wobito ist18 Jahre alt und kommt aus Langenselbold in der Nähe von Frankfurt. Ihre Hobbys sind Geschichten schreiben, Bücher lesen und Tanzen. Zurzeit macht sie eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten.

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Die Elfenhand

Schließ die Augen,

liebes Kind.

Lass die Gedanken fließen

so dahin.

Sie schaffen neue Welten,

in denen alles möglich scheint.

---ENDE DER LESEPROBE---