Miezefeine Mausgeschichten Band 2 - Martina Meier - E-Book

Miezefeine Mausgeschichten Band 2 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Frauen, sie kreischen, wenn sie mich sehen. Ich bin doch ganz süß, kann’s nicht verstehen ... (Dörte Müller) Na, schon eine Ahnung, von wem oder was hier die Rede ist? Na klar, der Maus, an der sich ja nach wie vor die Geister scheiden. Die einen lieben sie, die anderen fressen sie und die meisten Menschen möchte sie partout nicht im Haus haben. Und wie sieht es bei den Mäusen aus? Die haben uns jedenfalls eine Menge zu erzählen – miezefeine Mausgeschichten fürwahr ...

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Miezefeine Mausgeschichten

Band 2

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2024 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Bearbeitung: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2024.

Coverbild: © if grane - Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-99051-213-5 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-214-2 - E-Book

*

Inhalt

Das graue Etwas

Katz und Maus im großen Haus

Der Käseräuber

Die Weihnachtsmaus

Kluger Mäuseverstand

Frederiks Morgen-Abenteuer

Maus Kayra und Kater Hüso

Die wundersame Verwandlung der Maus

Die Brötchenmaus

Mümmelmaus Mia und die Feuervögel

Kassandra – das Mäuse-Orakel

Kater Karlo

Tilly und der Weihnachtsschrank

Nickis Abenteuer

Feldmaus Konstantin

Die Abenteuer der Büchermaus Molly

Mäuseglück im Grandhotel

Die kleine Maus im Misthaufen

Die schlaue Hausmaus

Revolutionäre Demonstration

Maxi und das Geheimnis des magischen Käses

Die Maus und die Hoffnung

Mäuschen

Die Malicki-Mäuse: Echte Mäusepower

Das Abenteuer der Maus Therese

Alles Käse

Die fabelhafte Fabelmaus

Auch Mäuse sind nur Menschen

Der Superlativ der grauen Maus

Lili, die Genpuzzlemaus

Die Spitzmaus

Ungleiche Freunde

Mein Mäusekind

Mäuse zum Mond

Drei Wünsche

Die Maus in der Vorratskammer

Aslan, die mächtige Maus

Erfolgreiche Jagd der Katze

Hansi Pieps erster Urlaubstag

Zicki – klein, aber tüchtig

Eine Maus in der Garage neben dem Haus

Über uns die Wolken

Oh Mäuserich, oh Mäuserich

Jaspers Rettungsaktion

Manfred Maus hatte Hunger

Mausoma Erna hat Geburtstag

Ein Fest für Gertrude

Socke und Zitrone

Reise in die Freiheit

Katzen gibt es doch gar nicht!

Ein Mäuseleben

Das Abenteuer von Miriam Maus

Die gutmütige Maus

Lily und der Pustelwanz

Angst vor Mäusen?

Ein ganz normales Wochenende

Die Freunde der Vorratskammer

Die Heldenmaus Adrian

Mann mit Maus

Katjas Maus

Die Sache mit der Maus

Leonie findet einen Freund

Mitzi-Maus

Dr. Eli Fromage und der Käsewettbewerb

Sim, Sala und Bim allein zu Haus

Eine dicke Freundschaft

Mausi-Alarm

Mäuse in der Lateinstunde

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Wilbur und Patou

Schokis neue Welt

*

Die Autorinnen + Autoren

Andrea Fejza

Angelika Holderberg

Anne Heyn

Ann-Kathleen Lyssy

Aurelia Heerdegen

Beccy Charlatan

Bernd Watzka

Catamilla Bunk

Charlie Hagist

Christian Reinöhl

Claudia Dvoracek-Iby

Daniel Schiller

Dörte Müller

Elisabeth Seiberl

Elizaveta Miasnikova

ElviEra Kensche

Emma Summer Mintken

Filip Birchler

Florian Geiger

Gerald Marten

Gerhard Hartig

Gerhard P. Steil

Hannelore Futschek

Heinrich Dörflinger

Heinz Ruch

Ingrid Baumgart-Fütterer

Is Salem

Jens Richter

Jochen Stüsser-Simpson

Juliane Barth

Karin Endler

Katja Richter

Katrin Adler

Kerstin Voigt

Laraina Joana Joller

Lisa Marie Kormann

Luisa Ahrens

Luitgard Renate Kasper-Merbach

Luna Day

Manfred Luczinski

Michaela Kapsalis

Nico Haupt

Niklas Böhringer

Nina Edinger

Oliver Fahn

Priska Fiebig

Ramona Stolle

Sarah Sophie Vierheller

Sibylle Klubkowski

Simon Käßheimer

Simone Lamolla

Sonja Haas

Stefan Micke

Stephanie Eckhardt

Stephanie Hope

Susanne Ulrike Maria Albrecht

Udo Brückmann

Ulrike Müller

Ulrike Wessel-Fuchs

Vanessa Boecking

Volker Liebelt

Volker Naylor

Volker Trepte

Wolfgang Rödig

*

Das graue Etwas

Hinter der alten Pendeluhr hatte es sich Familie Maus bequem gemacht und wohnte seit geraumer Zeit in einer wohligen Höhle, durch die nur ein kleines Loch führte. Gingen sie auf Beutezug, quetschten sie sich bei der Pendeluhr vorbei, die nicht ganz an der Wand anstand.

Im Stall des Bauern Winkler war immer für genug Nahrung gesorgt, sei es, dass er vergessen hatte, einen Sack mit Grassamen zu verschließen, oder Getreidekörner offen herumstanden. Bauer Winkler war ein schlampiger Mann, was die Mäusekolonie sehr begrüßte. Hin und wieder begab sich Amalia Maus, die Mutter von sieben kleinen und acht größeren Kindern, in die Küche und lugte in den Abfallkübel, wenn dieser unverschlossen unter der Herdplatte stand. Beladen mit Käseresten und Salatblättern kehrte sie dann erfreut wieder und konnte so den Jungmäusen Abwechslung am Speiseplan bieten.

Ihr Anführer Adam Maus, Amalias Gatte, hatte den Überblick über seine feine, kleine Gemeinde und unterrichtete auch täglich die Jungmäuse, indem er sie über alle Gefahren aufklärte, die bei Bauer Winkler auftreten konnten.

Hin und wieder machte Adam bereits einen Ausflug mit den Jungmäusen, die es nicht erwarten konnten, im Stall zwischen Stroh und Heu ihr Unwesen zu treiben. Aber auch die Hauskatze Mimi hatte zum Stall Zutritt, sodass die Streifzüge der Kleinen nicht ungefährlich waren.

Seit einigen Tagen wohnte auch Paul, der Sohn des Bauern, wieder zu Hause. Ihm gehörte ein Zimmer neben der Küche. Manchmal unterhielt er sich mit dem Vater, aber die meiste Zeit war die Türe verschlossen und man hörte ein seltsames Geräusch, das Adam Maus nicht identifizieren konnte. Abends, wenn Vater Winkler und sein Sohn bei Tisch saßen und sich das Essen munden ließen, hörte man nichts.

„Seltsam! Sehr seltsam!“, konstatierte Adam Maus und teilte seine Beobachtungen – oder besser gesagt das Gehörte – seiner Frau mit. „Es sind Töne, als wenn jemand auf ein Brett klopfen würde!“, erklärte er, aber Amalia zeigte kein gesteigertes Interesse an diesen Klopfzeichen.

„Ich muss warten, bis einmal die Türe zu Pauls Zimmer offen ist, dann werde ich das Rätsel lösen!“, beschloss er und widmete sich wieder der Erziehung seiner Kleinen.

„Vater, in dem Zimmer geschieht etwas Fürchterliches!“, kam der älteste Sohn außer Atem angetrippelt. „Ich habe gehört, wie Paul getobt hat. Er hat mit einer Maus geschimpft!“

Die Barthaare von Adam gingen hektisch hin und her. „Was meinst du mit geschimpft?“, fragte er bestürzt.

„Du, Maus, du, wenn du nicht so willst, wie ich will, wirst du einfach entsorgt!“, wiederholte der Sohn das Gehörte und seinem Vater wurde kurz schwarz vor den Augen.

„Hm, ich frage mich, ob es außer unserer Familie noch eine zweite oder dritte hier im Haus oder im Stall gibt?“

Jetzt meldete sich der kleine Benjamin zu Wort. „Was heißt entsorgt?“, wollte er von seinem Vater wissen.

„Äh … na ja, abmurksen? Oder so ähnlich!“, stotterte der Vater, worauf Benjamin sofort zu heulen anfing.

„Na, das hast du wieder prima hingekriegt!“, schimpfte Amalia.

Am nächsten Tag ergab es sich tatsächlich, dass die Tür zu Pauls Zimmer offenstand. Paul selbst saß bei seinem Schreibtisch und Mimi, die Katze, lag bei seinen Füßen. „Das ist doof, jetzt kann ich natürlich nicht in das Zimmer schleichen. Mimi würde mich sofort sehen, und dann gäbe es eine Katastrophe!“, stellte Adam verärgert fest. „Was will die auch bei Paul? Wartet sie vielleicht schon auf die Maus, die er entsorgen will?“, fragte sich Adam aufgeregt. „Heute bleibt ihr alle bei Mutter im Bau! Dass mir keine auf Expedition geht! Verstanden?“ Alle Familienmitglieder nickten und zogen sich ängstlich in das letzte Eck ihres Baus zurück.

Mutig legte Adam sich im Schatten der Pendeluhr auf die Lauer. Er erkannte, dass Paul etwas Graues in seiner rechten Hand hielt. Jetzt hieb er damit auf die Tischplatte ein. „Verdammt, ich sagte, wenn du nicht so willst wie ich, dann kaufe ich mir eine neue und du landest am Schrotthaufen, so kann ich nicht arbeiten!“

Adam schluckte. Dieses graue Ding in Pauls Hand rührte sich nicht und auch Mimi schien davon nicht sehr beeindruckt zu sein.

Anscheinend hatte Paul sich wieder beruhigt, denn er tippte mit seinen Fingern auf eine schwarze Platte ein. Adam musste passen, denn so etwas hatte er noch nicht gesehen, aber das Geräusch kam ihm mehr als bekannt vor. Vor dieser schwarzen Platte stand tatsächlich ein kleiner Fernseher. In den blickte Paul ständig hinein. Das ging eine Zeit lang gut, bis er wieder zu dem grauen Ding griff und es auf der Tischplatte hin- und herschob. Anscheinend befolgte dieses Ding wieder nicht seine Befehle.

„Du bist die blödeste Maus, die ich je hatte!“, schrie er zornig und schleuderte sie zu Boden, worauf Mimi entsetzt aufschreckte und das Weite suchte. Paul gab der Türe einen Schubs und sie fiel ins Schloss. Damit war die Beobachtungsstunde für Adam zu Ende.

Der Mäusevater erzählte seiner Familie die Vorkommnisse, konnte sich aber nicht erklären, was genau in Pauls Zimmer geschehen war.

Der Abend kam und die Männer nahmen wieder am großen Küchentisch Platz. Paul hatte das graue Etwas dabei und knallte es auf die Tischplatte.

„Ich muss morgen am Vormittag in die Stadt fahren, ich brauche eine neue Maus!“, erklärte Paul seinem Vater. „Brauchst du etwas?“

Der Vater schüttelte den Kopf. „Macht das alte Stück Probleme?“, wollte er von seinem Sohn wissen.

„Ach, die spinnt, obwohl ich die Batterie gewechselt habe, streikt sie und rollt nicht richtig!“

Der Vater nickte verständnisvoll.

Nach geraumer Zeit verließen die beiden Männer die Küche. Bauer Winkler löschte das Licht und schlurfte ins Wohnzimmer.

Gut, dass Vollmond war. Amalia machte sich auf den Weg zum Abfallkübel, aber nicht ohne vorher auf den Esstisch zu klettern. Eine Schale mit ein paar Brotkrümel stand noch da. Vorsichtig näherte sie sich den Brotresten. „Wollen wir teilen?“, fragte sie vorsichtig das graue Ding, das Paul MAUS genannt hatte.

Nichts geschah, also kam Amalia näher. Wagemutig beschnupperte sie das Ding und musste feststellen, dass es weder Ähnlichkeit mit einer Maus hatte noch so roch, geschweige denn lebte. Es war aus Plastik. Frech stupste Amalia die Konkurrentin an, die aber nach wie vor leblos am Tisch liegen blieb.

Völlig furchtlos näherte sich Amalia nun dem Abfallkübel, um die köstlichen Überreste herauszufischen, die weder Bauer Winkler noch sein Sohn gegessen hatten. Immerhin handelte es sich um eine große Käserinde, die sie gedachte, ihrer Familie zu bringen.

Gerade als sie die Küche verlassen wollte, wurde es hell und Paul trat ein. Er ging zum Küchentisch und nahm seine Maus. Amalia konnte sich gerade noch hinter dem Abfalleimer verstecken. Mit großen Mäuseaugen verfolgte sie, wie Paul auf der Unterseite seiner Maus einen kleinen Schieber öffnete, zwei Batterien entfernte und die Plastiküberreste im Gelben Sack entsorgte. Die beiden Batterien steckte er in seine Hosentasche, ging zur Tür, löschte das Licht und verließ wieder die Küche.

Völlig aufgelöst landete Amalia wieder bei ihren Lieben.

„Und?“, fragte Adam aufgeregt, während die Kleinen bereits begannen, die Käserinde abzuknabbern.

„Oh Mann! Du solltest dich wirklich mehr interessieren, was im Haus alles passiert! Das, was Paul als Maus bezeichnet, ist ein Plastikspielzeug! Es kann weder von allein laufen, noch wollte es Brotkrümel haben!“, erklärte Amalia stolz. „Paul hat es letztlich in den Gelben Sack geworfen!“

Adam atmete erleichtert auf. „Nun ist mir auch klar, warum Mimi nicht an dem grauen Ding interessiert war!“

Hannelore Futschek wurde 1951 in Wien geboren. Nach Matura und Studium heiratete sie und zog mit ihrer Familie 1984 ins Weinviertel. Sie übte mehrere Berufe aus, unter anderem als Bankangestellte, Bestatterin und Angestellte im Arbeitsmarktservice. Seit der Pensionierung begann sie Kurzgeschichten zu schreiben. Das Spektrum hat sie um Romane erweitert, die Liebesgeschichten, Biografien und Krimis zum Thema haben. Bis dato wurden in mehreren Anthologien ihre Kurzgeschichten veröffentlicht.

*

Katz und Maus im großen Haus

Kennst du schon die kleine Maus?

Die wohnte in dem großen Haus.

In diesem Haus, da wohnte auch

Die Katze mit dem dicken Bauch.

Mila hieß die mut’ge Maus,

Schaute gern zum Fenster raus.

Kathi hieß die freche Katze,

Schnitt sehr gerne eine Fratze.

Kathi Katz jagte durchs Gras

Die kleine Maus und hatte Spaß.

Mila Maus lief eilig weg

Und kroch blitzschnell ins Versteck.

Duckte hinter Blumen sich,

Mit der Zeit die Angst, die wich.

Lugte vorsichtig hinaus,

Unsre tapf’re, kleine Maus.

Kathi Katze suchte lange

Geduldig, ohne Angst und Bange.

Lauernd schlich sie ums Zaungitter,

Doch dann ertönte ein Gewitter.

Machte sich schnell aus dem Staub,

Geschwind ins Haus durchs dichte Laub.

Mila Maus kam hinterher,

Ganz beruhigt, nun umso mehr.

Im Haus, da folgte sie der Katze,

Sah unterm Sofa ihre Tatze.

Rief: „Die Furcht, die spürst du nun!

Kann ich irgendetwas tun?“

„Leiste mir Gesellschaft, Maus.

Ich jag dich nie mehr aus dem Haus.“

Dies versprach Kathi, die Katze,

Schnitt seitdem niemals ’ne Fratze.

Kathi Katz und Mila Maus

Sprachen sich versöhnlich aus.

Wurden Freunde, glaubt man kaum,

Ließen Streit nicht mehr den Raum.

Platz war da für Abenteuer,

Keine Chance für Ungeheuer,

Spiel und Spaß, tagein, tagaus,

Lustig in dem großen Haus.

Maus und Katze, jetzt gemeinsam,

Fühlten sich nie wieder einsam.

Sie halfen sich, stets teilten sie,

Vergaßen ihrer Freundschaft nie.

Denn die Freundschaft, musst du wissen,

Sollte wirklich niemand missen.

Gibt es auch oft Unterschiede,

Kann doch trotzdem sein hier Friede.

Nun kennst du sie, die kleine Maus

Und die Katze aus dem Haus.

Hast auch du ’nen guten Freund?

Sag ihm das, wie wär es heut?

Sarah Sophie Vierhellerwurde 1996 in Darmstadt geboren. Nach dem Abitur studierte sie Deutsch und Evangelische Religion, zuerst in Flensburg, dann in Oldenburg, der Stadt, in der sie derzeit wohnt.

*

Der Käseräuber

In einem gemütlichen Mauseloch, das sich tief im Herzen eines üppigen Waldes versteckte, lebte eine glückliche und harmonische Mäusefamilie.

Diese Familie bestand aus Mama Maus, einer warmherzigen und fürsorglichen Mutter. Papa Maus war ein tapferer und fürsorglicher Vater. Und dann waren da noch die beiden quirligen Kinder Mia und Leo. Mia hatte seidiges, bernsteinfarbenes Fell und ihre Augen strahlten vor Neugier. Leo hingegen hatte ein tiefbraunes Fell und war bekannt für seinen unersättlichen Wissensdurst. Sie waren das Herz und die Seele der Familie.

Das Mauseloch, in dem sie lebten, war ein wahres Meisterwerk. Es war tief in den Boden gegraben und mit flauschigen Moosbetten ausgestattet. Diese hatten sie selbst aus feinen Moosflocken gewoben. In einer Ecke des Lochs befand sich die Vorratskammer, in der sich der Käsevorrat befand. Der Käsevorrat, auf den die Familie so stolz war, wurde über die Jahre mit Liebe und Bedacht gesammelt. Mama Maus war eine Expertin darin, die köstlichsten Käsesorten zu finden und sie in der Vorratskammer zu lagern. Jeder Tag begann mit einem leckeren Stück Käse. In der Vorratskammer der Mäusefamilie befand sich eine beeindruckende Sammlung von Käsesorten. Da war zuerst der milde, cremige Brie. Die Mauseltern genossen ihn oft zusammen mit einem Schluck Traubensaft, wenn die Kinder bereits schliefen. Daneben lagen Räder von kräftigem Cheddar. Leo konnte nicht genug davon bekommen. Mama Maus schätzte besonders den würzigen Gouda. Dieser schimmerte in goldenem Licht. Die kleinen Rotschmierkäse waren in den winzigen Ecken der Kammer versteckt. Sie verströmten einen erdigen, leicht pfeffrigen Duft. Mia liebte diesen besonderen Käse. Alle Sorten zusammen waren ein wahres Fest für die Sinne. Sie sorgten für eine köstliche Abwechslung. Jeder einzelne Käse erinnerte sie immer wieder daran, wie reich ihr Leben im Mauseloch war.

Es war ein sonniger Morgen, als die Familie aus ihrem süßen Schlaf erwachte und sich streckte. Bereit für einen weiteren aufregenden Tag bemerkten sie jedoch sofort, dass der gesamte Käsevorrat verschwunden war. Das Lächeln auf ihren Gesichtern verschwand, als sie den leeren Platz in der Vorratskammer sahen.

„Oh nein! Unser Käse ist weg!“, rief Mama besorgt.

„Verschwunden?“, fragte Leo. Er rieb sich mit seinen Pfötchen den Schlaf aus den Augen.

Mia nickte, ihre kleinen Mäuseohren schlaff hängend: „Ja, verschwunden!“

Die Familie Maus war in höchste Aufregung versetzt. Mama, Papa, Mia und Leo fingen an, das Mauseloch gründlich zu durchsuchen. Sie wühlten zwischen den Moosbetten. Sie inspizierten jedes Käsefach. Sie prüften sogar die Blumenmuster an den Wänden, ob sie versteckte Hinweise verrieten. Doch trotz ihrer Bemühungen gab es keine Spur ihres geliebten Käses. Die Stimmung in ihrem gemütlichen Mauseloch war gedrückt. Der Verlust wog schwer auf ihren Herzen.

Mia und Leo, die beiden neugierigen Geschwister, wollten nicht tatenlos zusehen. Sie entschieden sich, auf eine Abenteuerreise durch den Wald zu gehen. Sie wollten den Käsedieb finden und ihren geliebten Käse zurückzubringen. Mit ihren winzigen Rucksäcken machten sie sich auf den Weg. Der Wald war an diesem Tag besonders ruhig. Die Sonnenstrahlen drangen sanft durch das dichte Blätterdach. Die Geschwister folgten den winzigen Käsekrümeln, die wie Brotkrumen auf einem Pfad lagen, der sie tiefer in den Wald führte. Und dann, auf einer kleinen Lichtung, sahen sie ihn – Igor, den Igel.

Igor, der Igel, war ein kleiner Geselle mit einem Herzen, das genauso groß war wie sein Hunger. Sein stacheliges Äußeres mochte vielleicht bedrohlich aussehen. In Wahrheit aber war er sanftmütig und freundlich. Seine Stacheln, die normalerweise aufrecht standen, neigten sich immer dann, wenn er sich in der Nähe von köstlichem Käse befand. Mia rief überrascht aus: „Da ist der Käsedieb!“

Igor erschrak und drehte sich zu ihnen um. Seine Augen waren groß und voller Angst: „Oh, tut mir leid. Ich hatte so großen Hunger.“

Igor hatte einen Grund für seinen Käsediebstahl. In den letzten Tagen hatte der Wald wenig Futter für ihn bereitgehalten. Die Beerenbüsche waren leer. Die Nüsse rar. Die Wurzeln waren schwer zu finden. Sein Magen knurrte vor Hunger. Er wusste nicht, wo er seine nächste Mahlzeit finden sollte. Als er die verführerischen Düfte aus dem Mauseloch roch, konnte er sich einfach nicht zurückhalten. Sein leerer Magen trieb ihn dazu, den Käse zu stehlen. Er wollte nur seinen Hunger stillen. Aber als er erwischt wurde, fühlte er sich schuldig und schämte sich.

Leo, der das mitfühlende Herz seiner Familie hatte, trat einen Schritt vor und sagte: „Vielleicht könnten wir ihm etwas von unserem Käse abgeben, Mia?“

Mia war immer noch ein wenig verärgert. Aber sie nickte schließlich zustimmend: „Gut, aber nur ein kleines Stück.“

Und so teilten sie einen Teil ihres Käses mit Igor. Er war vor Dankbarkeit fast zu Tränen gerührt: „Danke euch beiden! Ihr seid wirklich nett.“ Igor hatte nicht erwartet, dass die Mausgeschwister Mia und Leo so großzügig und mitfühlend sein würden. Ihr Verständnis und ihre Bereitschaft, ihren Käse zu teilen, berührten sein Herz. Es war, als hätte er nicht nur Käse gefunden, sondern auch Freunde, die ihm halfen, seine Einsamkeit und seinen Hunger zu überwinden.

Mia und Leo lächelten sich an. Sie hatten nicht nur den Käsedieb gefunden, sondern auch einen neuen Freund. Das Leben in ihrem Mauseloch würde nie wieder dasselbe sein. Das war wunderbar.

Mama und Papa Maus freuten sich, als sie zurückkehrten. „Ihr habt den Käsedieb gefunden?“, fragte Papa.

Leo nickte stolz: „Ja, es war Igor. Und jetzt sind wir Freunde!“

Igor, Leo und Mia erklärten Mama und Papa Maus, warum Igor den Käse aus der Vorratskammer gestohlen hatte. Igor tat auch den beiden leid. Mama Maus lud Igor zum Essen ein. Die Stimmung im Mauseloch war noch herzlicher und freundlicher als an normalen Tagen. Die Mäusefamilie und Igor verbrachten den Rest des Tages miteinander. Sie lachten. Sie erzählten Geschichten und genossen gemeinsam Leckereien.

Sie saßen um einen kleinen Tisch, der in der Mitte des Mauselochs stand. Mama Maus hatte ihren geheimen Vorrat geplündert. Das fröhliche Geplauder und Lachen der Familie und von Igor füllte die Luft. Igor erzählte von seinen Abenteuern im Wald. Er schwärmte von den Hügeln, die er erklommen hatte. Er beschrieb anschaulich die Sterne, die er am Nachthimmel betrachtet hatte.

Die Zeit verflog. Die Sonne begann langsam, sich hinter den Bäumen zu verstecken. Das Licht im Mauseloch wurde weicher und gemütlicher. Alle spürten, dass etwas Wundervolles passiert war. Eine unerwartete Freundschaft hatte sich entwickelt. Diese hatte nicht nur Käse in die Mägen gebracht, sondern auch Wärme und Glück in ihre Herzen. Schließlich legten sie sich auf ihre Moosbetten. Satt und zufrieden starrten sie durch das winzige Fenster, um die funkelnden Sterne am Himmel zu betrachten.

Die Mäusefamilie und Igor schliefen mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Wissend, dass sie nun nicht nur im Herzen des Waldes lebten, sondern auch im Herzen einer wunderbaren Freundschaft. Und in dieser Gemeinschaft entdeckten sie, dass selbst, wenn etwas verschwand, etwas Wundervolles an seine Stelle treten konnte. Und so lebten sie alle glücklich zusammen im Herzen des Waldes, Seite an Seite.

Simone Lamollaerblickte 1979 im Bundesland Schleswig-Holstein das Licht der Welt. Sie ließ sich zur Bürokauffrau ausbilden und ist nun seit über 22 Jahren in einer mittelständischen Firma in Norddeutschland als Abteilungsleiterin tätig. Schon früh schlägt ihr Herz für die Natur, sodass sie ihre Freizeit in einem Kleingarten oder mit langen Spaziergängen an der Ostsee verbringt. Sie hat 2022 mit dem Schreiben angefangen. Einige ihrer Kurzgeschichten wurden bereits in Anthologien bei verschiedenen Verlagen veröffentlicht. Man findet sie auf Instagram unter: https://instagram.com/la_mone_hansedeern

*

Die Weihnachtsmaus

Heute Abend wird sie kommen,

Fühl mich jetzt schon wie benommen.

Sie kennt sich aus in meinem Haus –

Die kleine, graue Weihnachtsmaus!

Rote Mütze, nettes Lachen.

Wird an meinem Bett sie wachen?

Ob ich immer artig war?

Ja, das ist doch allen klar!

Käse bringt sie mir und Kuchen

In den nächtlichen Besuchen.

Sie hat kaum Zeit, schnell muss sie fort

Noch an einen andren Ort.

Da läuft sie in die Nacht hinaus.

Komm bald wieder,

Kleine Maus!

Dörte Müller, geboren 1967) schreibt und illustriert Bücher für Kinder. Immer wieder kommen in ihren Büchern Mäuse vor, die kleine Abenteuer erleben.

*

Kluger Mäuseverstand

Auf dem Dachboden der Scheune eines kleinen Bauernhofes lebte eine Maus zusammen mit ihrem Mann und drei gesunden Mäusekindern. Sie hatten es oben in dem alten Gebälk, das schon seit mehreren Jahren nicht mehr von Menschen oder Katzen kontrolliert wurde, sehr gemütlich und konnten sich nach Herzenslust darin bewegen. Die Heuballen gab ihnen Schutz und Wärme vor Witterungseinflüssen und das Holz hielt ihre Klettermanöver noch immer aus. Die Mäusekinder hatten jeden Tag so viel Spaß, auf den Brettern herumzutollen, zu springen und zu tanzen. Sie liebten es, zu tanzen und im Takt der Melodie, die einer der drei durch das Schlagen seiner Pfötchen auf einen metallenen Milchkrug erzeugte, Pirouetten zu drehen und gewagte Hebefiguren auszuprobieren. Es trieb ihre Laune so weit nach oben, dass ihre Eltern sie zum Abendessen fünf-, sechsmal rufen mussten, bis sie ihr Spiel endlich beendeten und sich zu ihnen an den Essenstisch gesellten. Nachdem sie dann gegessen hatten, warfen sie sich erneut in das wilde Herumgealbere, lachten und jauchzten vor Freude, manchmal sogar bis spät in die Nacht. Doch sie kamen, wenn sie müde waren, jedes Mal zu ihrer Mutter oder ihrem Vater in die Betten gekrochen und schliefen friedlich und besonnen ein.

Eines Mittags, die Maus kam gerade mit einer beachtlichen Getreidesammlung zurück, die sie an dem nahe gelegenen Feld gefunden hatte, um ihrer Familie eine schöne Suppe zu kochen, trat ihr plötzlich jemand auf den Schwanz und sie plumpste mit einem überraschten Quieken kopfüber in die aufgehäuften Komposthaufen, die in der Scheune für die Ackerdüngung gelagert wurden. Dabei verlor sie leider auch alle Getreidehalme aus dem Mäulchen.

„Himmel, Arsch und Zwirn“, empörte sie sich ungehalten, während sie sich aufrappelte und die stinkende Erde von ihrem Gesicht wischte. Ihr Fell war ebenfalls ganz verdreckt und klebte an ihr wie der Regen nach einem schlimmen Gewitter. „Welcher Dummkopf kann seine Pfoten nicht alle beisammenhalten und ... huch!?“ Zu ihrem großen Erstaunen stand eine Katze hinter ihr und beugte sich zu ihr hinunter.

„Hallo, Frau Maus. Entschuldigung, wenn ich Sie gestört habe. Mein Name ist Minka. Ich soll Ihretwegen auf Jagd gehen. Haben mir meine Menschen befohlen.“ Minka schnupperte neugierig an dem zierlichen, braunen Körper und ihre Nase kräuselte sich augenblicklich. „Sie riechen aber sehr streng nach Mist, Frau Maus. Soll ich Sie sauber lecken? Wäre ja nicht gut, wenn Sie dadurch krank werden.“ Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern öffnete die Schnauze, um ihre lange, rosa Zunge zu entblößen.

Diese machte der Maus keine Sorge. Die scharfen Zähne, die im Licht der Sonne funkelten, waren jedoch Grund genug, um das Angebot, so schnell es nur ging, aus der Welt zu schaffen.

„Nein, ich will keine Dusche, danke“, zeterte sie also drauflos und tapste einige Schritte zur Seite, um den gewaltigen Kiefern zu entgehen. „Warum musst du unbedingt hier jagen? Da draußen gibt es bestimmt ein Dutzend anderer Häuser, in denen viel mehr Mäuse leben als bei uns.“

„Oh, tatsächlich?“ Minka schien ehrlich verwundert. Sie richtete sich ein Stück auf und dachte kurz über die äußerst interessante Aussage nach. „Ich bin neu in der Gegend und meine Menschen haben gesagt, ich solle als Erstes in der Scheune nachsehen, damit ...“

„Dann wissen deine Menschen offenbar sehr wenig von der Welt“, fiel ihr die Maus ins Wort. Sie machte sich daran, das kreuz und quer liegenden Getreide wieder an sich zu bringen, während sie so beiläufig wie möglich versuchte, Minka von sich und ihrer Familie abzulenken.

„In unserer Nachbarschaft, quasi um die Ecke, gibt es eine Gemeinschaft an Gebäuden mit spitzen Dächern und riesigen Kellern. Das bedeutet Mäuse im Überfluss. An denen ist auch was dran, mit uns da ... da wirst du ja nicht satt.“

Sie bemerkte, dass Minkas schwarz-weiße Ohren aufmerksam auf sie gerichtet waren, und ließ sich noch ein paar mehr Argumente für den Grund einfallen, warum sie keine Beute darstellte, für die es sich zu jagen lohnte.

„Sie sind auch viel leichter zu fangen, haben nichts zu tun in der Zeit, in der sie Käse und Brot von den Bewohnern fressen. Sie wären erleichtert, wenn sie mal ein wenig Abwechslung bekommen würden.“

„Wirklich?“ Minkas gelbe Augen wurden rund vor Faszination und ihr Schwanz zuckte aufgeregt hin und her.

„Sicher doch. Du müsstest sie nur finden. Sie sind Meister im Versteckspielen, musst du wissen, und verkriechen sich in allen Winkeln und Nischen, die du dir vorstellen kannst. Wenn du sie aber einmal erwischt hast, kommen sie dir nicht so einfach wieder davon.“

Minka sprang auf. Ihre Nackenhaare waren gesträubt und ihre Schnurrhaare zitterten so heftig, dass die Maus schon fürchtete, sie würden ihr von den Backen fallen.

„Oh, danke. Vielen lieben Dank, Frau Maus. Da haben Sie mir jetzt aber sehr weitergeholfen. Ich werde es direkt mal bei einem der Gebäude mit dem spitzen Dach und dem riesigen Keller probieren. Wo, sagten Sie, liegen die noch gleich?“

Die Maus stellte sich auf die Hinterbeine und beschrieb den Weg mit treffenden Pfotenbewegungen. „Einmal geradeaus den Feldweg entlang und dann nach links zu dem Rauch, der aus den Steintürmen auf den Dächern steigt. Da braten die Menschen nämlich ihr Fleisch, also immer der Nase nach.“

„Hervorragend, da biege ich ab.“

Die Maus war der Überzeugung, dass sie Minka dadurch endgültig abgeschüttelt hatte. Aber diese musste noch eine Frage beantwortet bekommen, die ihr anscheinend so wichtig war, dass sie nicht damit warten konnte.

„Warum braten die Menschen denn ihr Fleisch? Schmeckt es ihnen anders nicht?“

Die Maus musste sich ein Lachen verkneifen, damit sie keinen Verdacht schöpfte, dass ihre kindliche Ahnungslosigkeit sie ziemlich amüsierte. Sie erinnerte sie an ihren eigenen Nachwuchs, der immer alles bis aufs letzte Detail erklärt haben wollte.

„Ach, das weiß ich nicht. Vielleicht fragst du sie mal.“

Minka nickte überschwänglich. „Gute Idee, das mache ich. Einen erholsamen Tag noch, Frau Maus, und genießen Sie die Sonne.“ Damit drehte sie sich um, rannte durch das Tor hinaus und war kurz darauf hinter den dicken Holzpfeilern, die die Scheune trugen, verschwunden.

Puh, was für eine Begegnung!

Die Maus atmete hörbar aus, erleichtert über den Ausgang ihres kleinen, gut verlaufenen Gesprächs. Sie hatte Glück gehabt, dass Minka noch so jung und ohne Erfahrung zu ihnen geschickt worden war. Eine ältere Katze hätte sie nicht so leicht an der Nase herumführen können. Aber auch mit älteren Katzen würde sie fertig werden. Das wusste sie, ohne viel darüber nachzudenken.

Höchst zufrieden mit sich selbst klaubte sie die letzten Reste des Getreides vom Boden auf und steuerte die Sprossen der Leiter an, die sie nach oben zu ihrem Zuhause führten. Die Suppe würde sich schließlich nicht von selbst kochen.

Nina Edinger (20) aus Wallhausen/Deutschland.

*

Frederiks Morgen-Abenteuer

Frederik erwachte. Um ihn herum war es noch ganz still. Er öffnete die Augen, erst das rechte, dann das linke. Seine Geschwister schliefen eng an ihn gekuschelt. Karinmaus, die Kleinste, pustete leise und ihr Atem kitzelte ihn am Ohr. Mit ihrem silbergrauen Fell und dem dunklen Streifen auf dem Rücken war sie die Hübscheste der ganzen Mäusefamilie.

Als sich Frederik streckte, wurde auch sie wach. Sofort blitzten ihn ihre Knopfäuglein unternehmungslustig an. Die anderen Geschwister und die Eltern murrten nur verschlafen, als die beiden aus dem warmen Nest schlüpften.

„Frederik, was unternehmen wir heute?“, fragte die kleine Schwester erwartungsvoll. Mit dem großen Bruder gab es immer wieder etwas zu entdecken und zu erleben.

„Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber ich habe einen richtigen Mäusehunger. Am besten holen wir uns vom Garten drüben etwas zum Frühstück. Nur wir beide, okay?“ Frederik hob sein Pfötchen und Karinmaus schlug ein. Das machten sie immer so, wenn sie etwas unternahmen, was die Eltern besser nicht wussten. Und dazu gehörte der Ausflug in den Garten ganz sicher.

Aufgeregt trippelte Karinmaus auf und ab, bis endlich Frederik vor ihr durch den Gang schlüpfte, seinen Kopf aus dem Loch steckte und schaute, ob auch keine Gefahr drohte. Draußen war es noch dämmrig. Bald würde die Sonne aufgehen und damit ein neuer Tag voller Abenteuer beginnen.

„Kannst kommen!“, flüsterte er und huschte vollends hinaus. Karinmaus folgte ihm. Der Weg von ihrem Nest zum Garten war gar nicht weit. Dort wusste Frederik ein ganzes Beet voller Blumenzwiebeln, die die Menschen erst vor Kurzem gesetzt hatten. Blumenzwiebeln schmeckten fein, nicht so scharf wie die echten Zwiebeln, die den ganzen Sommer lang in der Erde steckten und vor sich hin wuchsen. Unterwegs liefen sie sie an den Erdbeerpflanzen vorbei und Frederik wurde der Mund wässrig, wenn er an die herrlichen Früchte dachte, von denen er im Sommer wieder naschen würde. Karinmaus wusste von alledem nichts, die hatte ihren ersten Sommer noch vor sich. Sie wusste auch nicht viel vom Garten und seinen Leckerbissen. Frederik würde ihr alles noch beibringen.

Ohne auch nur einen einzigen Grashalm zum Zittern zu bringen, erreichten sie das Blumenzwiebelbeet. Frederik grub mit seinen Vorderpfötchen in der Erde und schon kam eine kleine Zwiebel zum Vorschein.

„Hier, Karinmaus, probier einmal, schmeckt dir sicher!“, ermunterte er seine Schwester zum Kosten.

Sie begann, mit ihren kleinen Mausezähnchen zu nagen. „Mmmhh, schmeckt nach mehr!“, piepste sie.

Also buddelte Frederik eine zweite Zwiebel aus. „Ich denke, wir sollten unsere Schätze mit in den Bau nehmen. Dort kann uns nichts passieren.“

Karinmaus stellte sich ein wenig ungeschickt an beim Wegtragen der Zwiebel, sodass der große Bruder seine Zwiebel fallen ließ, um ihr zu helfen.

Da! Was war das?

Frederik stellten sich die Nackenhaare auf. Etwas schlich den Gartenweg entlang, sehr bemüht, kein Geräusch zu verursachen. Ziemlich große, graue Pfoten, die Grashalme bebten. Frederiks Herzschlag machte einen Satz – das war die Katze! Er hatte sie schon des Öfteren heimlich beobachtet, wenn sie faul in der Sonne lag und sich putzte. Er hielt auch was auf Sauberkeit, aber so übertreiben musste man es dann auch wieder nicht. Nun pirschte sich diese Katze offensichtlich an. Und er hatte seine kleine Schwester im Schlepptau. Er musste etwas unternehmen!

„Karinmaus“, flüsterte er, „ich glaube, die Katze hat es auf uns abgesehen. Du bleibst jetzt ganz ruhig sitzen. Ich werde sie ablenken. Wenn es funktioniert, läufst du sofort in unser Nest zurück! Ich werde dann schon kommen! Einverstanden?“

Karinmaus verzog das Schnäuzchen, sodass Frederik Sorge hatte, sie würde zu weinen anfangen.

„Nicht, das kriegen wir schon hin. Tu einfach, was ich dir sage! Duck dich unter die Blätter und verhalte dich ganz still!“

Das Herz klopfte ihr so heftig, dass sie es bis in die Ohren spürte. Was, wenn Frederiks Plan nicht aufging? Aber daran wollte sie jetzt gar nicht denken. Sie würde tun, was ihr kluger Bruder anschaffte.

Frederik lief – ziemlich tollpatschig wie ihr schien – quer durch den Garten davon. Er achtete überhaupt nicht darauf, unauffällig zu sein.

Und dann konnte Karinmaus gar nicht mehr hinschauen. Fest kniff sie die Augen zu, um sie nur noch weiter aufzureißen. Was tat denn ihr Bruder da!

Die Katze verhielt sich plötzlich ganz ruhig, tat keinen Schritt mehr und duckte sich. Dabei ließ sie Frederik nicht aus den Augen. Der hampelte im Garten herum. Immer niedriger wurde sie, immer näher kam sie an ihn heran.

„LOS!“, rief er.

Karinmaus nahm an, dass sie jetzt laufen musste, jetzt, wo die Katze nur auf ihn fixiert war. Und sie lief. Wie sie noch nie in ihrem kurzen Leben gelaufen war. Hinterm Beet herum, den kurzen Weg zum Eingang ihres Zuhauses. Und nichts wie hinein.

Drinnen kauerte sie sich zitternd hin und horchte hinaus.

Alles blieb still. Nur ihr Herz wummerte. War Frederik etwas passiert? Musste sie ihm nicht zu Hilfe eilen? Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und guckte beim Eingang hinaus. Im gleichen Moment schoss ihr Bruder herein, stieß sie um, etwas schlug hart gegen ihren Kopf und gemeinsam kullerten sie ein ganzes Stück durch den Gang.

„Autsch!“, jammerte Karinmaus und hielt sich mit den Pfoten den Kopf.

Frederik hatte gar keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Gebannt starrte er zum Eingang. Würde die Katze ihn finden? Hatte sie ihn überhaupt verfolgt?

Seine Augen wurden riesengroß, als er eine graue Pfote sah, die sich am Eingang zu ihrem Nest zu schaffen machte. Dann näherten sich konzentriert zitternde Schnurrbarthaare und verdunkelten den Gang. Karinmaus packte ihren Bruder und zog ihn vom Eingang weg. Jetzt erst schien er sie zu bemerken.

„Da bist du ja! Ist dir auch nichts passiert?“ Und anstatt auf ihre Antwort zu warten, holte er die Zwiebel, mit der er in das Loch zurückgekommen war. Die hatte sie vorher so hart am Kopf getroffen!

„Unser Frühstück wollte ich doch nicht zurücklassen. Komm, wir teilen. Du wirst deine Zwiebel ja nicht mitgenommen haben.“ Gemeinsam hockten sie sich in eine Ecke und nagten und es schmeckte trotz allem wunderbar. Mit vollen Bäckchen schlugen sie ein. Ja, so ließen sie es sich gefallen!

Elisabeth Seiberl,Vorderweißenbach, Oberösterreich, veröffentlicht Kurzgeschichten und Gedichte in Anthologien und Literaturzeitschriften.

*

Maus Kayra und Kater Hüso

Was war das denn? Es kam ein lauter Knall aus der Küche und ein Teller fiel zu Boden. In Windeseile kam Kater Hüso angelaufen. Er hatte sich so erschrocken.

Maus Kayra hatte versucht, sich Käse vom Teller zu mopsen, und der Teller stand auf dem Küchentisch. Leider rutschte Kayra am Tellerrand aus und dadurch fiel der Teller zu Boden. Als Hüso sich wieder ein bisschen gefasst hatte, schlich er sich leise in die Küche, um zu schauen, was dort passiert war. Er sah, dass lauter Scherben auf dem Boden lagen. Sofort war ihm klar, dass er dafür die Schuld bekommen würde.

Kayra hatte sich selbst erschrocken und war in Windeseile in sein Mauseloch gelaufen. Dann fiel ihm aber ein, dass er den leckeren Käse in der Küche vergessen hatte. Er schlich sich leise raus und schaute ständig nach links und rechts. Kater Hüso könnte sich überall rumtreiben. Kayra schlich leise vor sich hin und auf einmal konnte er nicht weiterlaufen. Er merkte, dass was auf seinem Schwanz stand. Vorsichtig drehte er sich um und sah, dass Kater Hüsos Pfote seinen Schwanz festhielt. Erschrocken wollte Kayra davonlaufen, aber es ging nicht. Hüso war zu stark und natürlich auch ein Ende größer.

„Du kleiner Dieb“, fauchte Hüso.

„Aber der Käse roch so lecker bis in mein Mauseloch und ich konnte nicht widerstehen“, sagte Kayra ängstlich.

„Deinetwegen werde ich großen Ärger bekommen. Am besten ist es, wenn ich dich in einen Käfig sperre und in die Küche hinstelle, damit meine Leute sehen, dass du es warst“, fletschte Hüso die Zähne. Kayra fing fürchterlich an zu zittern und fürchtete um sein Leben. Dennoch versuchte er, einen kühlen Kopf zu bewahren, und überlegte, wie er Hüso überlisten und sich auch noch den Käse schnappen konnte. Plötzlich kam Kayra eine Idee. „Hüso, ich würde dir etwas Interessantes erzählen, allerdings musst du mich dafür freilassen.“

Hüso traute seinen Ohren nicht. „Was sagst du da? Du möchtest mir etwas erzählen, wenn ich dich freilasse? Was kann das schon sein?“, fragte Hüso.

„Vertraue mir einfach und du wirst sehen“, sagte Kayra mit leicht zittriger Stimme.

„Ich soll dir vertrauen? Einer Maus? Mäuse versuchen, Katzen immer hineinzulegen“, zweifelte Hüso.

„Wie soll ich dir es beweisen, wenn du mich nicht lässt?“, fragte Kayra.

„Na gut, aber wehe, du veräppelst mich. Dann werde ich dich jagen und fressen“, fauchte Hüso. Er ließ Kayra los.

„Hinter unserem Haus wohnt eine Familie mit Kindern. Sie haben auch eine Katze und sie ist eine sehr hübsche Dame. Ich habe sie letztens gesehen, als ich auf Futtersuche war. Ihr weißes Fell glänzte in der strahlenden Sonne. Ihre Augen leuchteten in strahlendem Grün. Sie sah sehr nett aus“, sagte Kayra.

Hüso war von der Rede sehr angetan. Er ließ Kayra los und rannte hinaus. Kayra freute sich und schnappte endlich den Käse, der auf dem Boden lag. Der Käse roch so lecker. Es war so viel, dass er zweimal laufen musste. Kayra musste sich beeilen, denn Hüso konnte jeden Augenblick zurückkehren. Er nahm das letzte Stück und verschwand in sein Mauseloch.

Nach kurzer Zeit kam Hüso wütend und schnaufend wieder herein. „Wo steckst du, du hinterhältige Maus? Warte, wenn ich dich in die Pfoten bekomme. Ich werde dich mit einem Schluck verschlingen“, knurrte Hüso wütend.

In dem Moment stand auch schon seine Menschenmama vor ihm. „Hüso? Was hast du nun wieder angestellt? Kann man dich nicht eine Sekunde aus den Augen lassen, ohne dass du irgendetwas anstellst? Du machst das sofort sauber!“, schimpfte die Mama.

Hüso duckte sich und dachte sich nur: „Alles wegen der blöden Maus. Eines Tages werde ich dich kriegen!“ Er nahm ein Kehrblech und fegte alles auf. Kayra beobachtete alles vom Mauseloch aus und musste kichern. Wieder einmal hatte Kayra es geschafft, Kater Hüso zu veräppeln.

Andrea Fejza,geboren 1976 in Goldberg, Mecklenburg-Vorpommern, lebt in Werdohl und schreibt Kindergeschichten.

*

Die wundersame Verwandlung der Maus

Maus

Mau

Miau!

---ENDE DER LESEPROBE---