Frostmagie - Rocking Christmas - Danara DeVries - E-Book

Frostmagie - Rocking Christmas E-Book

Danara DeVries

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Beschreibung

Die Liebe findet immer einen Weg. Manchmal sind allerdings eine Wetterkatastrophe, ein Verkehrsunfall, Minusgrade und ein Stromausfall nötig. Ein Schneesturm tobt über Frost Creek. Wo sonst winterlich romantischer Apfelzimtduft in der Luft liegt, bläst ein Blizzard Schneemassen durch die Straßen. Stromausfälle und Verkehrschaos sind die Folgen. Danyell »Brock« Brocksby wäre liebend gerne im Hochsommer durch Frost Creek gefahren, doch eine Meinungsverschiedenheit darüber, in wessen Bett die Frau seines Bosses am besten aufgehoben ist, trieb ihn zur Flucht. Und als auch noch sein Motorrad den Geist aufgibt, ist für Brock eines glasklar: Er wird mitten in einem Schneesturm dem Erfrierungstod erliegen. Wäre da nicht die junge Tiffany Sherman, die sich nicht zu schade ist, einen wildfremden, furchteinflößend tätowierten Mann bei sich aufzunehmen. Dies ist Band 6 von Frostmagie Staffel 2 Verbringt mit uns ein Jahr voller romantischer Frostmagie-Geschichten. Willkommen zurück in Frost Creek!

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Buchbeschreibung:

Die Liebe findet immer einen Weg. Manchmal sind allerdings eine Wetterkatastrophe, ein Verkehrsunfall, Minusgrade und ein Stromausfall nötig.

 

Ein Schneesturm tobt über Frost Creek. Wo sonst winterlich romantischer Apfelzimtduft in der Luft liegt, bläst ein Blizzard Schneemassen durch die Straßen. Stromausfälle und Verkehrschaos sind die Folgen.

Danyell »Brock« Brocksby wäre liebend gerne im Hochsommer durch Frost Creek gefahren, doch eine Meinungsverschiedenheit darüber, in wessen Bett die Frau seines Bosses am besten aufgehoben ist, trieb ihn zur Flucht. Und als auch noch sein Motorrad den Geist aufgibt, ist für Brock eines glasklar: Er wird mitten in einem Schneesturm dem Erfrierungstod erliegen. Wäre da nicht die junge Tiffany Sherman, die sich nicht zu schade ist, einen wildfremden, furchteinflößend tätowierten Mann bei sich aufzunehmen.

 

Dies ist Band 6 von Frostmagie Staffel 2

Verbringt mit uns ein Jahr voller romantischer Frostmagie-Geschichten - Gruselige Spannung zu Halloween, die winterliche Magie von Weihnachten, Gefühlvolles zum Valentistag und tiefe Emotionen am 4. Juli.

Willkommen zurück in Frost Creek!

 

 

 

 

 

 

 

Über den Autor:

Danara DeVries ist das Pseudonym einer nerdigen Mutter von zwei Nachwuchs-Nerds. Das Schreiben eigener Texte ist ihr liebster Zeitvertreib und wenn sie nicht gerade durch virtuelle Welten hastet und mit Schwertern herumfuchtelt, versinkt sie in dem Kreieren romantischer Beziehungen mit Tragikfaktor.

 

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1. Auflage, 2021

©Danara DeVries 2021

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06869 Coswig (Anhalt)

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Cover und Logo: Grace C. Stone unter Verwendung der Bilder Adobestock

Verwendete Schriftarten: Linux Libertine G, Times New Roman, Raustila (TT), Exmouth, Trajan 3 Pro, Arial, Freebooter Script

 

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Kapitel 1

Jeder normale Mensch wäre in den Süden gefahren. Mexiko galt für Biker als das wahre Paradies. Aber nicht für ihn. Die Evils hielten seit Jahren regen Kontakt mit einigen mexikanischen Clubs, wohingegen sie jährlich mehrere Fahrten für ihre Partner in die USA machten, um ... nun, sagen wir es mal so, die Transporte beliefen sich auf illegales Material und sein Boss strich dafür mehrere Riesen ein, pro Tour. Brock kannte sich mit langen Fahrten aus. Wenn sie von Indianapolis nach Mexiko fuhren, waren sie häufig mehrere Wochen unterwegs. Die Entfernung spielte ihnen immer in die Karten. Die Feds nahmen an, dass sie die Strapazen solcher Touren nicht auf sich nehmen würden. Fast zweitausend Meilen auf einem Bike abzusitzen war ja auch kein Zuckerschlecken. Brock jedenfalls liebte diese Touren. Er liebte es, die Kraft der Harley zwischen seinen Beinen zu fühlen, das sanfte Schnurren des Motors, das leichte Gleiten über den Asphalt, die Hitze des Fahrtwindes ... apropos Hitze. New Hampshire war absolut keine gute Idee gewesen, schon gar nicht im Dezember.

Sein Weg sollte ihn allerdings in genau die entgegengesetzte Richtung führen, die Carl erwartete. Gerade weil der Boss wusste, dass er Richtung Süden jede Straße wie seine Westentasche kannte, ließ ihn den Norden wählen. Kanada war zwar scheißkalt, aber auch scheiß weit weg. Zudem etwas näher als Mexiko und ohne Verbindung zu den Evils. Welcher Biker verirrte sich denn nach Kanada? Da lag Schnee. Wie Brock zu seinem eigenen Leid erfahren hatte, mochte seine Maschine keinen Schnee. Nein, sie hasste ihn. Wie eine zickige Hure bockte sie, grub den Vorderreifen in die Schneewehe und gab nach kurzem Röcheln den Geist auf. Fluchend trat er gegen den Vorderreifen und versenkte seinen Stiefel in ebenjene Schneewehe.

»Was für eine verdammte Scheiße!«

Der Wind pfiff ihm um die Ohren und brachte eine Menge von dem ekelhaften weißen Zeug mit. Er hätte nicht Aufstehen sollen, er hätte einfach liegenbleiben und sich erschießen lassen sollen. Dann wäre ihm dieser Rotz erspart geblieben. Stattdessen hatte er sich gewehrt, sich den Weg freigekämpft, sich bis zu seinem Bike geschleppt und war einfach losgefahren. Samt filmreifem Durchbrechen der Absperrung. Vielleicht hatte seine Süße dabei was abgekriegt? Brock hockte sich neben die Maschine und prüfte den Motor, während ihm der eisige Wind um die Ohren pfiff. Seine Füße spürte er schon eine ganze Weile nicht mehr, aber das war egal. Wenn er nur die Maschine wieder zum Laufen kriegte.

Brock hob den Kopf und sah sich um. Mitten im Nirgendwo. Es schneite unaufhörlich. Die Spuren, die seine Süße beim Bremsvorgang im Schnee auf der Straße hinterlassen hatte, waren kaum noch zu erkennen. Zudem dämmerte es bereits. Die Temperaturen waren eh schon niedrig, doch mit Einsetzen der Dunkelheit würden sie nochmals dramatisch fallen. Wenn er wenigstens wüsste, wo er war, dann könnte er auch einschätzen, ob es sich lohnen würde, loszulaufen. Er hatte praktisch nichts dabei. Nur ein Smartphone, dessen Akku leer war, keine Kleidung, nur die dünne Lederkluft, ohne seine Kutte. Er wagte nicht, mit dem Emblem der Evils auf dem Rücken herumzufahren. Wegwerfen könnte er die Weste dennoch nicht, wenn gleich dies wohl die vernünftigste Entscheidung gewesen wäre. Stattdessen hatte er sie in das Fach unter seinen Sitz gestopft und die paar hundert Dollar, die seine Notreserve bildeten, genommen. Mit dem Geld war er bis hierher gekommen, doch jetzt verließ ihn sein Glück.

»Verdammte Scheiße!«

Brock hockte sich gegen sein Bike, schlang die Arme um seinen Körper und versuchte, so viel Schutz gegen den eisigen Wind zu bekommen wie möglich. Seine Rippen zogen bei jedem Atemzug und die eisige Kälte biss ihm eintausend Nadeln gleich in die Wangen. Gar nicht so schlecht. Bald würde er die Schwellungen, die die Fäuste seiner ehemaligen Kameraden in seinem Gesicht hinterlassen hatten, nicht mehr spüren. Vielleicht war die Entscheidung für den Norden doch nicht so übel gewesen. Er hatte gehört, dass Erfrieren ein sehr angenehmer Tod sein würde. Wenn nur endlich dieses schreckliche Zittern aufhören würde.

Wie im Wetterbericht in den Frost Creek Chronicles angekündigt, verstärkte sich der Schneesturm gegen Abend. Am späten Nachmittag war bereits der Strom ausgefallen. Die feuchten Massen mussten wohl mit ihrem Gewicht die Stromleitungen zum Bersten gebracht haben, doch Tiffany hatte, ehrlich gesagt, überhaupt keine Ahnung. Die ganze Stadt glich einem Filmset aus einer Zombieapokalypse im tiefsten Winter. Niemand war unterwegs, nur Tiffany. Sie hatte Mandy nicht erreichen können, also war sie kurz nach dem Stromausfall selbst losgefahren, um nach dem Laden zu sehen. Leider hatte es am Mittag einen Unfall auf der Schnellstraße Richtung Concorde gegeben, so dass sie sich nicht traute, die übliche Strecke zurückzufahren. Also war sie in eine Seitenstraße abgebogen. Die Schneeflocken fielen so dicht, die Straßenbeleuchtung war ausgefallen und die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, so dass sie kaum sah, wohin sie fuhr. Ihr alter Ford kämpfte sich mühsam durch die Schneemassen. Immer wieder verfluchte sie ihre Entscheidung, nicht die Hauptroute genommen zu haben, aus Angst, in einen Stau zu gelangen, doch die Straße wäre wenigstens geräumt gewesen. Böser Fehler.

Tiffany fuhr sich durchs Haar und rieb sich über den Nacken. Beim Ausatmen kristallisierte die Atemluft, so kalt war es. Und die Heizung ihres Fords war schon vor Jahren ausgefallen. Sie hatte keine Veranlassung gesehen, für die zehnminütige Fahrt vom Salon zu ihrem Häuschen die kostspielige Reparatur in Angriff zu nehmen. Obwohl Hunter ihr bestimmt einen guten Preis gemacht hätte. Sei es drum. Nun war es zu spät und sie sah sich schon liegenbleiben, mitten im tiefsten Schneesturm, auf einer wenig befahrenen Nebenstraße, bei Dunkelheit.

Tiffany fröstelte und startete einen Versuch, die Heizung in Gang zu kriegen. »Du verdammtes Scheißteil!«, fluchte sie gegen die Angst. »Bitte, geh an!« Sie donnerte mit der Faust gegen die Kühlrippen, doch nichts tat sich. Eiskalte Luft blies ihr unbeeindruckt entgegen. »Toll, wirklich toll.« Tiffany musterte finster die Kühlrippen und drehte die Heizung aus. Scheiß drauf. Sie war sowieso gleich Zuhause – wenn sie sich nicht im Sturm verirrte und irgendwo falsch abgebogen war. Verbissen starrte sie auf die Straße, beugte sich leicht übers Lenkrad und fuhr stur weiter. Als könnte sie allein mit ihrer Willenskraft dem dichten Schneetreiben ein Ende bereiten. Was natürlich niemals geschehen würde. Stattdessen schien es fast so, als würde der Sturm noch an Intensität zunehmen. Sie hätte Mandys Angebot annehmen und in ihrer Wohnung in der Stadt übernachten sollen. Sie brauchte sie sowieso nicht mehr, da sie nur noch in der Feuerwache schlief.

Bis vor Kurzem hatte Tiffany ebenfalls eine Wohnung in der Stadt gehabt, doch dann war ihre Granny im Sommer verstorben und Tiffany hatte nicht widerstehen können. Das Häuschen barg soviele Erinnerungen und war genau das, was sie sich immer vorgestellt hatte. Es war im Stil der Sechziger erbaut und genau nach Tiffanys Geschmack. Sie liebte diese Zeit, Rockability und Freiheit waren ihr Ding. Dazu noch eine eigene Veranda? Wer konnte da Nein sagen? Und es zu verkaufen war sowieso keine Option. Das Häuschen schien ihr ein Wink mit dem Zaunpfahl des Schicksals. Seit Jahren suchte sie nach einem Mann, doch in Frost Creek hatte sie bereits alle Junggesellen durch. Der Einzige, mit dem sie noch nicht ausgegangen war, war Dallas, ihr Arbeitskollege, und der interessierte sich nicht für Frauen. Tiffany seufzte. Vielleicht würde er ja dieses Jahr ein Einsehen mit ihr haben und sie zum Ball begleiten, denn bisher hatte sich noch kein Mann der Stadt dazu bereiterklärt.

Im Schritttempo fuhr sie weiter, sich immer an den Straßenmarkierungen orientierend. Der Wald wirkte düster und bedrohlich, der Wind heulte und der Sturm pfiff ihr beängstigend laut um die Ohren.

Tiffany schaltete das Radio ein. Gerade lief ein Song aus den Achtzigern. Sie liebte dieses Jahrzehnt, überhaupt mochte sie alles, was jenseits der Jahrtausendwende lag. Ob es nun Kleidung, Häuser oder die Musik waren. »Gimme, gimme, gimme a man after midnight.« Laut sang sie den alten Song einer schwedischen Popgruppe mit, klammerte sich ans Lenkrad und grölte laut los. »Oh, einen Kerl könnte ich tatsächlich gebrauchen.« Wie jedes Jahr besuchte Tiffany den Tanzkurs, doch die Teilnahme am Pärchenkurs blieb ihr verwehrt, weil ihr immer noch ein Mann als Voraussetzung fehlte. Seit Jahren versuchte sie, sich einen Kerl in dieser Stadt zu angeln, doch so richtig war es ihr noch nicht gelungen. Die Stadt war einfach zu klein für sie.

Während Tiffany ihren Gedanken nach einem Mann nachhing, achtete sie weniger auf die Straße. Es schneite immer heftiger. Mittlerweile stürmte es so stark, dass die Scheinwerfer ihres alten Fords kaum zwei Meter weit leuchteten. Und plötzlich stand er vor ihr. Wie aus der Dunkelheit herausgelöst, materialisierte sich eine männliche Gestalt direkt vor ihrer Motorhaube. Er drehte sich zu ihr, starrte sie direkt an. Tiffany riss die Augen auf, umklammerte das Lenkrad, schrie aus Leibeskräften und trat auf die Bremse. Doch sie konnte eine Kollision nicht mehr verhindern. Krachend fuhr sie in den Typen hinein, der sich über ihrer Motorhaube abrollte und neben der Beifahrertür zu Boden ging.

Der beißenden Kälte gleich ließ Tiffany der Schock zu Eis erstarren. Als hätte Elsa einen ihrer Frostblitze auf sie abgeschossen, umklammerte sie das Lenkrad und starrte in das Schneegestöber. Die Scheibenwischer surrten von links nach rechts und zurück, draußen heulte der Sturm und sie hatte gerade einen Mann über den Haufen gefahren, während ABBA aus dem Radio ihr Mantra trällerte. Gib mir einen Mann nach Mitternacht. Tadaa, da lag er, direkt vor ihrer Motorhaube. Tiffany schüttelte entsetzt den Kopf und starrte auf die Digitaluhr in ihrem Radio. 0:21 Uhr.

»Das ist jetzt nicht wahr«, murmelte sie zu sich selbst, griff nach dem Gurt und schnallte sich ab. Sie brauchte ihr gesamtes Gewicht, um die Wagentür zu öffnen. Immer wieder drückte der Wind sie zu, doch schließlich schaffte es Tiffany und konnte aussteigen. Heftiger Wind schlug ihr entgegen. Sie beeilte sich, ihre Kapuze hochzuklappen und zog den Kopf so weit ein, wie es ging. Dann schlang sie die Arme um ihren Körper und stapfte um ihren Wagen herum. Sie hatte extra den Motor laufen und die Scheinwerfer angelassen. Schließlich war sie nicht sonderlich erpicht darauf, den Weg bis zu ihrem Häuschen zu Fuß zurückzulegen. Nicht bei diesem Sturm.

Tiffany stapfte gegen den Wind an und blieb schließlich ziemlich ratlos neben einer vor ihr im Schnee liegenden Gestalt stehen. »Hallo?« Tiffany hob den Stiefel und wollte ihn anstupsen, doch dann überlegte sie es sich anders. Sie käme sich auch ziemlich rüde vor, wenn sie einen verletzten Typen so behandeln würde, vor allem da sie ja für seine Verletzungen verantwortlich war. Tiffany sah sich um. Wo war er überhaupt hergekommen? Suchend drehte sie den Kopf, erwartete, irgendwo in der Nähe sein Auto zu sehen, doch durch den Schneesturm beschränkte sich ihre Sichtweite auf wenige Meter. Sie wandte sich wieder dem Mann zu, der sich noch immer nicht bewegt hatte. »Hey, alles okay bei dir?« Sie hockte sich neben ihn und berührte ihn an der Schulter. Als sie leichten Druck ausübte und ihn zwang, sich auf den Rücken zu drehen, stöhnte er leise. Fuck, nichts war okay.

Mal ganz davon abgesehen, dass der Typ nur eine dünne Lederjacke und einen schwarz-weiß-karierten Schal trug, zierte seine Schläfe eine üble Schnittwunde und sein Gesicht sah aus, als ob sie ihn nicht einfach nur an der Seite touchiert hatte, sondern frontal in sein Gesicht hineingedonnert war. Dabei war sie doch gar nicht so schnell gefahren. Allein schon wegen des Sturms.

»Mist«, fluchte sie leise. »Hey, bist du wach?« Tiffany zog ihren Handschuh aus und tätschelte seine Wange. Verdammt, er war eiskalt! Hastig sah sie sich um. Die Telefone funktionierten schon seit Stunden nicht, zudem war der Strom ausgefallen und die Straßen komplett dicht. Aber sie musste ihm helfen, irgendwie. Sie hob sein nicht zugeschwollenes Lid an. Der Typ schoss wie von der Tarantel gestochen hoch, so dass Tiffany einen spitzen Schrei ausstieß und prompt in den Schnee fiel, hätte er sie nicht am Handgelenk festgehalten.

»Verdammt, was soll das?!«, fluchte er, setzte sich auf und griff sich an die Stirn.

»Oh, toll, du bist wach.« Tiffany zerrte an ihrem Arm, doch er schien sie nicht einmal zu bemerken.

»Sag mal, hast du mich gerade angefahren?« Er zog sie zu sich und starrte sie finster an.

Tiffany schnappte nach Luft. »Du standest mitten auf der Straße!«

»Ja, weil ich deinen Wagen anhalten ...« Plötzlich ließ er sie doch los. Tiffany wollte sich schon darüber freuen, als er ein grässliches Stöhnen ausstieß, sich die Arme um den Oberkörper schlang und zur Seite gegen ihren Wagen kippte.

»Hey, alles okay?« Tiffany kroch zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Stirn. »Du siehst ziemlich mitgenommen aus.«

»Alles gut. Weißt du, wo ich hier pennen kann?«

Argwöhnisch musterte sie ihn, als ein plötzliches Zittern seinen gesamten Körper erfasste. Es herrschten frostige Minusgrade und um sie tobte der Sturm. »Pennen? Du musst eher in ein Krankenhaus. Wo ist dein Auto?«

»Hab kein Auto, bin mit dem Bike unterwegs.«

Tiffany streckte sich, um über die Motorhaube ihres Fords zur anderen Straßenseite zu schielen, doch sie konnte nichts als Schneegestöber erkennen. »Ich kann kein Bike sehen.«

Der Typ knurrte. »Weil dieses verfickte Schneetreiben die Sicht beeinträchtigt. Hilf mir hoch, dann zeig ich dir, wo mein Bike ist und du kannst mich in die Stadt fahren, zur Werkstatt oder so. Es muss abgeschleppt werden.« Der Mann hob auffordernd den Arm, als erwarte er, dass Tiffany sich unter seine Achsel schob und seinen massigen Körper auf die Beine wuchtete. Irritiert blinzelte sie gegen den Wind. Mal ganz davon abgesehen, dass das Motorrad offensichtlich nicht fahrtüchtig war, musste dieser Typ in ein Krankenhaus.

Abwehrend hob Tiffany die Hände. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Wenn, dann bringe ich dich ins Krankenhaus. Der Sheriff kann sich um dein Bike kümmern und Hunter bescheidgeben. Der liebt Motorräder und wird es aus der Schneewehe ziehen. Aber nicht vor morgen.«

»Nein, kein Sheriff, kein Krankenhaus.«

»Wie bitte? Du bist unterkühlt und verletzt. Du musst in ein Krankenhaus.«

Der Typ schüttelte energisch den Kopf, doch bevor er noch die Kraft aufbrachte, etwas zu erwidern, sackte er endgültig in sich zusammen und ließ Tiffany mit der Entscheidung über den restlichen Verlauf der Nacht allein.

Kapitel 2

Wie genau Tiffany es angestellt hatte, diesen riesenhaften Typen auf die Rückbank ihres alten Fords zu schleifen, wusste sie längst nicht mehr. Sie wog kaum sechzig Kilo und er dafür eine Tonne. Während sie allerdings durch den Schnee ihre Auffahrt hinauf rollte, den massigen Kerl aus ihrem Fond zerrte und mit gutem Zureden, das sich nur wenige Augenblicke später in saftiges Fluchen wandelte, musste sie unweigerlich an den Song aus dem Radio denken. Da, hier hast du deinen Typen nach Mitternacht. Bämm. Einfach vor die Füße geknallt hatte man ihn ihr und nun musste sie zusehen, was sie mit ihm anstellte. Irgendwie war er dann doch aufgewacht und hatte zumindest so viel mitgeholfen, dass sie ihn ins Haus bringen konnte.

Tiffanys Häuschen besaß nicht sonderlich viel Platz. Im hinteren Bereich des unteren Geschosses lag die Küche und ein kleines Gästebad, sowie eine Art Waschküche und Vorratsraum. Ein Gästezimmer und ihr Schlafzimmer sowie das große Badezimmer fanden im oberen Stockwerk Platz. Die Hauptattraktion im unteren Geschoss beanspruchten der große Kamin und die Couch für sich. Sie bildeten das Zentrum ihres kleines Reiches und genau dort lud sie den tonnenschweren Motorradfahrer ab. Erschöpft fiel er einfach auf der Ottomane nach hinten, die Füße noch auf den Boden gestellt. Tiffany beobachtete ihn einen Augenblick beunruhigt. Nervös haderte sie mit sich, ob sie nicht doch einen Krankenwagen rufen sollte. Er atmete flach und hielt die Augen geschlossen. Tiffany erhob sich und griff nach dem Telefon, obwohl sie bereits wusste, dass kein Freizeichen ertönen würde. Sie versuchte es trotzdem. Kein Mensch brauchte kurz vor Weihnachten eine Leiche auf der Couch.

»Kein Notarzt«, raunte der Typ. Erschrocken fuhr Tiffany herum.

»Du lebst ja noch!«

Seine Mundwinkel zuckten verräterisch. »Geradeso.« Seine Stimme klang rau und verführerisch, doch das war wohl kaum der richtige Augenblick, dem Allmächtigen für diesen Mann zu danken. Tiffany ließ das Telefon wieder sinken und starrte ihn einfach nur an. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.«

»Warum sollte ich Angst haben? Du liegst halb erfroren auf meiner Couch wie ein tiefgekühltes Fischstäbchen. An dir ist wirklich überhaupt nichts heiß.« Schockiert schlug sich Tiffany die Hand vor den Mund. Das hatte sie nicht wirklich gerade gesagt, oder? Aber Tatsache war, sie hatte tatsächlich Angst davor, nicht das Richtige zu tun und mit ihrer stümperhaften Erste-Hilfe eventuell mehr Schaden anzurichten, als jemand, der wusste, was er tat. Schließlich war sie doch nur Friseuse!

Der Kerl rührte sich nicht. »Stimmt.« Und dann sagte er eine ganze Weile gar nichts mehr, doch da sich seine Brust hob und senkte, beschloss Tiffany, seinen Status als nicht mehr lebensbedrohlich einzustufen und machte sich ans Werk. Nur die Reihenfolge stellte ein winziges Problem dar. Irgendwo hatte sie mal gelesen, dass man eine unterkühlte Person von der nassen Kleidung befreien sollte. Nun, er hatte im Schnee gelegen und trug lediglich dünnes Leder. Natürlich lag offensichtlich auf der Hand, dass sie ihn davon befreien musste, aber ... vielleicht sollte sie erst mal Feuer machen. Ja. Feuer war gut.

Eine halbe Stunde später prasselte ein behagliches Feuer im Kamin und auf einer improvisierten Kochstelle stand ein antiker Kessel. Das Häuschen ihrer Granny verfügte über allerhand solch seltsamen Zeugs und Tiffany war kurz davor gewesen, das rostige Metallgestell, das man in die Glut stellen und als Kochstelle benutzen konnte, wegzuwerfen. Genauso wie den uralten Kessel. Schließlich war sie eine moderne Frau und hatte den Kamin nur deshalb nicht zumauern lassen, weil er ein so behagliches Raumgefühl vermittelte. Mit modern meinte Tiffany alles jenseits der 50er Jahre. Wenn sie von Vintage sprach, dachte sie nicht an altertümliche Kleider und Kochen über dem offenem Feuer. Oh, nein, diesen Spleen hatte sie sich nicht zueigen gemacht.

Als der Kessel pfiff, goss Tiffany das Wasser in die vorbereiteten Tassen. Nun musste der Tee nur noch ziehen und ihr blieb nichts mehr weiter zu tun, als ihren unfreiwilligen Hausgast endlich aus seiner Kleidung zu schälen. Tiffany seufzte ergeben und warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Der Kerl, dessen Namen sie noch nicht einmal kannte, hatte sich bisher nicht mehr bewegt. Allerdings hatte er in den letzten Minuten angefahren, zu zittern. Er musste dringend aus der durchnässten und teilweise steif gefrorenen Sachen heraus, doch Tiffany widerstrebte es ziemlich, den Mann auszuziehen. Dennoch ... ihre Absichten zeichneten sich durch reine Nächstenliebe aus. Schließlich wollte sie nicht, dass er sich erkältete, oder gar noch schlimmer erkrankte. Nein, sie musste ihn ausziehen, ob sie wollte oder nicht. Wobei es im Augenblick nicht einmal ums Nichtwollen ging. Ganz im Gegenteil. Normalerweise wäre es ihr ein innerliches Vergnügen gewesen, einem Mann an die Wäsche zu gehen, aber alleine in ihrem Häuschen, ohne Chance auf Rettung, falls er ... Tiffany schluckte. Selbst wenn er wollte, er war viel zu geschwächt. Das ließe er sie zumindest glauben. Genervt stöhnte Tiffany auf und fuhr sich durch ihre Mähne. Und da lag er, auf ihrer Couch, brauchte ihre Hilfe und sie zerbrach sich den Kopf über völlige Nichtigkeiten.

»Pouh, dann wollen wir mal.« Tiffany erhob sich, zog ihren Mantel aus und hängte ihn neben die Eingangstür. Sie umrundete die Couch auf der anderen Seite und näherte sich zunächst seinen Stiefeln. Immer wieder warf sie einen vorsichtigen Blick zu seinem Gesicht. Er sah gut aus, wenn man mal von dem dunklen Bart und den viel zu langen Haaren absah. Mittlerweile war der Schnee, der sich in seiner Gesichtsbehaarung gesammelt hatte, aufgetaut und offenbarte glatte, faltenfreie Haut. Seine Wangen waren gerötet und seine Lippen wiesen einen energischen Zug auf. Tiffany biss sich auf die Unterlippe und hockte sich vor seine Stiefel. Der Schnee versteifte die Schnürsenkel, so dass es sie einige Mühe kostete, die gefrorenen Schnüre aufzuknoten. Nachdem sie die Lasche freigelegt hatte, versuchte sie ihm den Schuh – oder eher Stiefel – auszuziehen, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. Tiffany erhob sich und zerrte mit aller Kraft, bis der Stiefel schließlich nachgab. Sie ächzte und stellte das schmutzige, gefrorene und feuchte Ding neben den Kamin, nicht zu dicht, da sie ja nicht wissen konnte, ob es sich um echtes Leder handelte, das sich möglicherweise durch zu starke Hitze verzog. Sicher war sicher, nicht, dass der Typ noch bei ihr bleiben musste, nur weil er keine Stiefel hatte. Tiffany kicherte, die Vorstellung amüsierte sie. Sie wollte zwar einen Mann, aber so dringend nun auch wieder nicht. Und schon gar nicht wollte sie, dass man ihn ihr quasi vor die Füße warf.

Tiffany wandte sich dem zweiten Stiefel zu und unterzog ihm einer ähnlichen Behandlung. Nachdem sie auch diesen Stiefel neben dem Kamin platziert hatte, ging es ans Eingemachte. Tiffany wollte wirklich nicht in die Komfortzone des Typen eindringen, aber er zitterte bereits stark. Ihr blieb also keine andere Wahl. »Also los.« Sie schob die Ärmel ihres weiten Pullovers bis über die Ellenbogen und hockte sich neben seinen Oberkörper. Vorsichtig berührte sie seine Wange ... und erschrak. Er war eiskalt. Verdammt. Statt sich um ihre – oder seine – Tugendhaftigkeit zu sorgen, hätte sie lieber alle Bedenken beiseiteschieben sollen und sich um seine Gesundheit kümmern müssen. Sie war so eine dumme Gans. Tiffany kämpfte alle Bedenken nieder und begann damit, die Lederjacke zu öffnen. Die Kälte hatte das Leder versteift. Es kostete sie einige Mühe, den Reißverschluss zu öffnen. Als sie sie aufschlug, kam darunter nur ein dünnes Shirt zum Vorschein. Tiffany sog scharf die Luft ein, als sie ihre Hand auf seine Brust legte. Wie konnte er nur so unvorsichtig sein? In einen Schneesturm mit einem Motorrad zu fahren, grenzte ja schon an Wahnsinn. Das Ganze aber nur mit einer Lederjacke und einem Shirt bekleidet zu tun, war einfach nur dumm.

Tiffany presste die Lippen aufeinander und hob seinen Arm an, doch ohne seine Mithilfe würde sie ihn nicht ausziehen können. Sie zerrte ein wenig an der Jacke, doch nichts tat sich. »Hey, bist du wach?«, sprach sie ihn leise an und tätschelte vorsichtig seine Wange. Der Typ blinzelte tatsächlich und öffnete die Lider einen Spaltbreit.

»Du schon wieder«, murrte er. Tiffany lächelte, obwohl die Antwort nicht das war, was sie erwartete, war es zumindest eine positive Reaktion.

»Ja, ich. Wir müssen dich ausziehen. Kannst du mithelfen?«

»Es gibt nur einen Grund, warum ich mich ausziehen sollte.«

Tiffany räusperte sich. »Ich bezweifle, dass du dazu imstande wärst. Du bist stark unterkühlt und wir müssen dich aufwärmen.«

Der Kerl hob eine Augenbraue. »Oh, ich wüsste, wie mir warm würde. Aber dazu muss nicht ich mich ausziehen.« Er zwinkerte vielsagend.

Tiffany schüttelte den Kopf und drückte energisch gegen seine Schulter, damit er sich auf die Seite rollte. »Los, die Jacke ist steifgefroren. Du musst da raus.«

Widerwillig gab er ihrem Drängen nach und Tiffany schaffte es schließlich, ihm das gefrorene Material zumindest von einem Arm zu zerren. Er half praktisch gar nicht mit. Als sie ihn zu sich rollte, widersprach er nicht mehr. Sie hatte seine spitzen Bemerkungen genossen. Ihr Ausbleiben beunruhigte sie. »Hey, wie geht es dir?«, sprach sie ihn direkt an, als sie sich an seinem zweiten Ärmel zu schaffen machte. »Ist dir kalt?«

»Mh«, brummte er, halb auf ihren Oberschenkeln liegend. »Mir ist so kalt, ich merke zwar, dass ich zittere, aber die Müdigkeit überwiegt. Ich will nur noch schlafen. Erfrieren ist gar nicht so schlecht.«

»Nicht schlafen, erst muss ich dich aus den Klamotten rauskriegen.« Tiffany schob ihn wieder auf den Rücken und beförderte die Lederjacke von der Couch. Dann griff sie energisch nach seinem Hosenbund und zerrte am T-Shirt.

»Hey, was soll das werden?« Seine Stimme klang träge. »Ich habe noch nie einer Frau erlaubt, mich auszuziehen.«

Tiffany hob eine Augenbraue. »Das Shirt ist nass und steif gefroren. Du musst es ausziehen.«

Er taxierte sie mit wildem Blick. »Ich ziehe mich alleine aus.«

Tiffany gab ihm etwas Raum und machte eine einladende Geste. »Bitte. Nur zu.«

Er erwiderte ihren Blick und stieß einen unwilligen Laut aus. »Unmögliches Weibsbild«, knurrte er, während er sie taxierte und sich mit einigen Mühen in eine sitzende Position kämpfte. Tiffany wollte nach dem Saum des Shirts greifen, doch sein Blick lies sie mitten in der Bewegung innehalten. Abwehrend hob sie die Hände und beobachtete mit einiger Genugtuung, wie er sich das Shirt über den Kopf zog. Dabei kamen Muskeln zum Vorschein, die sie zwar unter der Kleidung ertastet hatte, bei deren Anblick sie allerdings dennoch schwach werden würde. Wow, einfach nur wow.

Tiffany mochte gut gebaute Männer, aber den Typen, den man ihr vor die Motorhaube geworfen hatte, den könnte sie mit Haut und Haaren vernaschen. Zunächst erhaschte sie einen Blick auf wohl definierte Bauchmuskeln, ein waschechtes Sixpack, garniert mit zartem richtungsweisenden Flaum. Diese Art von pfeilartigem Haarwuchs, der Richtung Süden deutete. Wenn draußen nicht ein Schneesturm wüten und das Untergeschoss nicht so kalt wäre, Tiffany hätte sich die geröteten Wangen gehalten und Luft zu gefächelt. Verdammt, sie wollte mit Mandy und Dallas über diesen perfekten Mann sinnieren, bei Cocktails im Frost Creek Inn, aber sie wollte ihn nicht auspacken, zumindest nicht jetzt. Das war definitiv die falsche Reihenfolge!

Der Typ hatte sich fast aus dem Shirt geschält, als er erschöpft zurücksank, die Arme noch halb in dem nasskalten Stoff steckend. »Hilfst du mir mal?«

Tiffany hob die Augenbraue. »Ist das so ne verquere Anmache ...?«

Ein von feuchtem Stoff gedämpftes Stöhnen drückte all seine Erschöpfung und Genervtheit aus. »Nein, ich will dich nicht angraben. Du hast doch darauf bestanden, dass ich mich ausziehe.« Zitternd vor Kälte ließ er die Arme sinken und Tiffany hatte schließlich ein Einsehen mit ihm, griff nach dem Shirt und half ihm. Als er schließlich befreit war, fiel er zurück und schloss die Augen. Tiffany nahm das Shirt und warf es zu der Lederjacke. Sie hätte sich gerne einen Augenblick genommen, um ihn genauer zu betrachten, doch das gestattete sein Zustand nicht. Hastig griff sie nach der bereitgelegten Wolldecke und breitete sie über ihm aus. Sorgfältig steckte sie die Enden unter seinem Körper fest und warf einen argwöhnischen Blick gen Süden. Jetzt ging es definitiv ans Eingemachte.

Tiffanys Blick wanderte wieder in sein Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig. Seine Züge glänzten im Schein des Feuers. »Ich ziehe dir jetzt die Hose aus. Nicht, dass du auf dumme Gedanken kommst.« Seine Augenbraue hob sich und seine Mundwinkel kräuselten sich. Ohne die Augen zu öffnen, antwortete er: »Habe ich denn Grund dazu?«

Tiffany räusperte sich. »Nicht im geringsten.«

»Na dann ist ja gut.« Seine Stimme nahm einen schläfrigen Klang an.

Tiffany beobachtete ihn noch einen Augenblick, bevor sie tiefer rutschte und nach seinem Hosenknopf griff. Er trug eine dieser schrecklichen Bikerhosen aus Leder. Natürlich aus Leder! In der Bikerwelt gab es keinen anderen möglichen Stoff für Bekleidung. Aber dass Leder sich denkbar ungünstig bei Minusgraden verhielt, daran dachte natürlich niemand. Allerdings sahen die Ärsche in hautengem Leder natürlich sehr lecker aus. Tiffany kicherte, was den Typen dazu veranlasste, nun doch die Augen zu öffnen.

»Kicherst du etwa über meine Hose?«

Tiffany hielt inne. »Nein, selbstverständlich nicht. Die Hose muss runter, du hast bereits eine Unterkühlung. Wir müssen ...«

»Ja, ja, ich weiß. Wir müssen mich aufwärmen.« Er zitterte, als ob er den Wahrheitsgehalt seiner Worte noch untermauern wollte. »Also mach.«

Tiffany nickte und griff nach dem Hosenknopf. Konzentriert fummelte sie daran herum, während ihre Zähne ihre Unterlippe malträtierten. Das Leder erwies sich als äußerst störrisch, doch schlussendlich siegte ihre Beharrlichkeit. Tiffany öffnete seine Hose und ließ ihre Fingerspitzen über den Saum seiner Unterhose wandern. Sie fuhr die klare Linie nach, bis zu seinen Seiten. Dann grub sie die Fingerspitzen unter das Material und zog daran. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, was sie da eigentlich tat. Sie zog einem heißen Typen die Hose aus. Schlagartig färbten sich ihre Wangen rot. Beschämt hob sie den Blick und suchte Augenkontakt, doch er hatte die Lider geschlossen, atmete flach und zitterte am ganzen Körper. Das konnte auch nur ihr passieren. Einen heißen Typen auspacken und er bekam nicht einmal etwas davon mit. Tiffany spielte eine Zehntelsekunde mit dem Gedanken, seine Situation auszunutzen, aber dann ermahnte sie sich innerlich mit der tadelnden Stimme ihrer Mutter. Nein, sie würde ihn nicht begrapschen, nur wenn sie zufällig ein paar Mal die Finger über diesen prächtigen Körper wandern ließ, würde sie bestimmt niemand ausschimpfen. Es war ja auch niemand da, oder?

»Tiffany«, ermahnte sie sich laut. »Lass das!

---ENDE DER LESEPROBE---