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14 Autorinnen entführen euch mit 14 romantisch-weihnachtlichen Geschichten nach Frost Creek! Der alljährliche Winterball in Frost Creek steht kurz bevor. Vier Wochen vor Weihnachten kommt in Frost Creek nicht wirklich winterliche Stimmung auf. Die Temperaturen sind zu hoch und es regnet in Strömen. Mandy Talbots Laune kommt jedoch auf dem Gefrierpunkt an, als der neue Chief sie beinahe überfährt. Wutentbrannt stapft sie in die neue Feuerwache, um Mason Miller zur Rede zu stellen. Doch zwischen ihnen fliegen nicht nur die Fetzen, es knistert auch ganz gewaltig. Wird es für Mandy und Mason ein weihnachtliches Happy End geben oder passen sie tatsächlich nicht zusammen? Dies ist Band 10 der Frostmagie-Reihe. »Eine feurige Bescherung« ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts um die Kleinstadt Frost Creek, wo der Winterball jedes Jahr die Herzen der Menschen verzaubert und für die Liebe öffnet.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
1. Auflage
©Danara DeVries 2020
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Widmung
Für Mandy,
weil ich ihr die Idee
zu diesem Buch verdanke.
Sechs Monate zuvor
»Ich sagte Ihnen doch, wie perfekt es ist, oder?« Guiliana Watson klemmte die lederne Aktenmappe unter ihren Arm und stöckelte klangvoll durch die alte Feuerwache in Frost Creek. »Zwar nicht ganz, was Sie aus Los Angeles gewohnt sind, aber ich denke, es wird gehen, oder?«
Ich schob die Hand in die Tasche meiner Jeans und folgte ihr in das heruntergekommene alte Gebäude. Guiliana war die Bürgermeisterin von Frost Creek, meiner Heimatstadt, und verfolgte den irrwitzigen Plan, eine eigene Feuerwache zu unterhalten. Seit Jahren arbeitete sie daran, mich zurückzuholen, denn der Senat bestand darauf, einen Einheimischen zum Chief zu ernennen. Viele, die dafür in Frage kämen, gab es nicht. Niemand in diesem beschaulichen Örtchen hatte auch nur annähend genug Erfahrung, aus ein paar Ladenbesitzern, Mechanikern und Kellnern eine schlagkräftige Truppe in Sachen Brandlöschung zu machen. Außer mir, vielleicht. Aber ich war vergeben. Die Betonung lag auf war. L.A. wollte mich nicht mehr und nach dieser Sache wollte ich L.A. auch nicht mehr. Also hatte ich bei Guilianas fast schon traditionellem Anruf nicht mehr abgelehnt.
»L.A. ist nicht mehr von Bedeutung«, murmelte ich einsilbig und nahm einen tiefen Zug. Okay, und die Kippe war nicht das, was Ms. Mayor von ihrem zukünftigen Chief erwartete. Hastig schnippte ich den Zigarettenstummel in eine Pfütze vor den Garagentoren und folgte ihr ins Innere. Guiliana nickte mir wohlwollend zu, bevor sie die Besichtigungstour fortsetzte.
»Ihnen stehen Bezüge aus dem Vermögen der Stadt für die Renovierung zu. Die Löschzüge müssen ebenfalls instant gesetzt werden. Sie erinnern sich noch an Hunter Davis? Ihm gehört die Werkstatt. Vielleicht könnten Sie sich mit ihm in Verbindung setzten.«
Hunter, ja. Ich erinnerte mich. Zehn Jahre war es jetzt her, ich hoffte, er erinnerte sich noch an mich. Damals hatte ich mich vom Acker gemacht, statt wie versprochen bei ihm anzufangen. »Alles klar. Und Guiliana?«
Die adrett gekleidete, dunkelhaarige Frau drehte sich zu mir um und musterte mich mit hochgezogener Augenbraue. »Vielleicht könnten wir das Erwachsenenspiel lassen. Immerhin kennen wir uns seit dem Sandkasten. Der Bürgermeistertitel steht dir, aber nicht das Gehabe.«
Guiliana schnappte nach Luft. »Flirten Sie etwa mit Ihrem Boss, Mason?«
Ich lachte leise. »Nein, Ms. Watson, das würde mir nie einfallen. Ich würde Sie noch nicht einmal zum Abendessen einladen.«
Sie schmunzelte verhalten. »Denk an deine Manieren, Mason, ich könnte deine Mutter sein.«
Als ich damals fortging, war Guiliana Watson Leiterin der örtlichen Grundschule gewesen, wo auch ich hingegangen war. Mathe und amerikanische Geschichte hatte sie unterrichtet. Mittlerweile war sie Bürgermeisterin und ja, vielleicht ein wenig zu alt für mich. Aber meine Absichten lagen auch nicht in der Horizontalen. »Trotzdem können wir auf die Förmlichkeiten verzichten. Immerhin soll ich für dich arbeiten.«
Guiliana nickte. »Meinetwegen, wir sind hier sowieso alle per Du. Also machst du den Job?«
Mein Blick glitt durch die marode Halle, nach oben. Das Dach leckte, die Wagen waren in einem erbärmlichen Zustand und ich würde mein letztes Hemd drauf verwetten, dass die Heizung ebenfalls im Arsch war. »Wenn du zahlst, werde ich mein Bestes geben, um aus dieser Bruchbude ein vernünftiges Fire Department zu machen. Allerdings sollte der erste Einstz nicht vor Ende das Jahres erfolgen.«
Guiliana nickte. »Sag mir, was du brauchst.«
Mein Kopf glitt eine Etage höher, wo sich ein großzügiges Loft befand, früher mal Aufenthaltsraum, heute vermutlich eine Brutstätte für Tauben. »Eine Bleibe, das ist es, was ich brauche.«
Guiliana hielt mir die Hand hin. »Abgemacht.«
»Scheiße, verdammt noch mal!« Mit dem Coffee-to-go in der Hand stolperte ich direkt in eine riesige Pfütze. Emily, der das gemütliche Cafè in der Nähe meiner Wohnung gehörte, rief mir noch irgendetwas hinterher, aber ich konnte ihre Worte über das Läuten der Glocke, die über der Tür zu ihrem Laden angebracht war, nicht verstehen. Der Scheißregen ging mir so auf die Nerven. Seit Tagen goss es wie aus Kübeln und überall in der Stadt hatten sich große Pfützen gebildet. Ich hasste es. In vier Wochen war Weihnachten und zu Weihnachten gehörte Schnee! Überall in den Schaufenstern hatten die Ladenbesitzer bereits die weihnachtliche Deko angebracht. Es war Ende November und genauso sah Frost Creek auch aus. Kalt, verregnet und stürmisch. Ostküste halt.
Ergeben blickte ich gen Himmel und schickte einen Fluch in die Wolken. Doch durch das triste Grau verdunkelte sich meine Stimmung nur noch mehr. Wenn sich wenigstens die Temperaturen endlich dem Gefrierpunkt näherten, würde es auch anfangen zu schneien. Ja und dann wurde aus dem nasskalten Regenwetter nasskalter Schneematsch. Wunderbar.
Meine Laune besserte sich nur mäßig, als ich mich dem Salon näherte. Tiffany wirbelte bereits durch den Laden, die Weihnachtsdeko war auf Hochglanz poliert und Dallas, mein Mitarbeiter für die männliche Kundschaft, bediente bereits einen Herrn im Barberbereich. Der Laden war mein ganzer Stolz. Vor ein paar Jahren hatte ich ihn von meinem Vater übernommen. Den ehemaligen Barbershop hatte ich halbiert und einen Friseursalon hinzugefügt. Links bedienten nun Tiffany und ich die Damen, rechts Dallas die Herren. Die Kasse teilte den Laden in die zwei Bereiche. Man traf sich und es wurde gelacht und geredet, was schon seit jeher mein kleiner persönlicher Traum gewesen war. Ich wollte eine Begegnungsstätte schaffen. Klingt vielleicht etwas skurril, das mit einem Friseursalon und nicht einer Bar zu tun, aber für mich war der Barbershop meines Vaters genau das gewesen. Dort war ich aufgewachsen und mit dem Geruch nach Rasierschaum verband ich Heimat. Viele ältere Herren hatte ich dort kennen und lieben gelernt. Manche verließen erst abends wieder den Stuhl, auf dem sie kurz nach dem Öffnen Platz genommen hatten. Und mein Vater? Der störte sich nicht daran. Es wurde geredet, getrunken und hin und wieder Kundschaft bedient. Für mich war es das ideale Leben gewesen. Und jetzt, nach jahrelanger harter Arbeit, konnte ich mich endlich zurücklehnen und meinen Traum leben. Nämlich dieses Ambiente des Barbershops mit einem Friseursalon zu vereinen. Schade, dass mein Vater Paul den Laden so nicht mehr sehen konnte. Das war der einzige Wermutstropfen, der das Glück trübte. Das und dieses grässliche Wetter.
Mit beschwingten Schritt ging ich an der Kirche vorbei, über die Straße und … HUPPP!
Gerade noch rechtzeitig wich ich einem vorbeifahrenden Pick-up in Knallrot aus. »Verdammt, pass doch auf!«, schimpfte ich und erkannte gerade noch das Symbol der Stadt an der Seitentür des Wagens. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich das Nummernschild zu erkennen, bis mir klar wurde, dass ich mir eigentlich überhaupt keine Mühe zu machen brauchte. Rot und dieses Zeichen konnten nur eines bedeuten. Feuerwehr! Verdammt, das musste der neue Chief gewesen sein. Der fuhr seit Monaten mit dem Pick-up in der Stadt herum, sammelte Leute und Baumaterial und versuchte aus dem alten Brandwehrgebäude am anderen Ende der Stadt eine brauchbare Feuerwache zu machen. Mason … irgendwer. Keine Ahnung, bei mir war er noch nicht gewesen und auch sonst hatte er sich nicht viel in der Stadt blicken lassen. Aber immerhin brachte er das alte Gebäude wieder auf Vordermann. Eine wirklich ehrenhafte Aufgabe, aber das bedeutete nicht, dass er sich in der Stadt wie ein Straßenrowdy aufführen konnte. Missmutig sah ich seinen Rücklichtern hinterher und wollte mich gerade an die erneute Überquerung der Straße machen, diesmal mit etwas mehr Rücksichtnahme auf den Verkehr, als ich merkte, wie etwas Warmes und Feuchtes meinen Mantel durchdrang. Tief durchatmend schloss ich die Augen und konzentrierte mich nur aufs Luftholen. Es war noch nicht einmal neun und ich bereits kurz vorm Durchdrehen. Aber nein, nicht jetzt, nicht heute, niemals! Wir lebten in Frost Creek, dem wohl beschaulichsten Örtchen an der Ostküste, es goss aus Strömen und in vier Wochen war der Ball. Ich zimmerte mir ein Lächeln ins Gesicht, hüpfte in die nächste Pfütze und lief – den Verkehr nicht aus den Augen lassend – über die Straße. Kein Grund, sich aufzuregen. Erst würde ich heute den Tag hinter mich bringen, Dutzende Köpfe aufhübschen, und heute Abend würde ich beim Sheriff vorbeischauen und mich über Masons Verhalten im Straßenverkehr beschweren. Jawohl! Allein der Gedanke, ihm eine saftige Rechnung für die Reinigung meines Mantels zu präsentieren, hellte meine Stimmung merklich auf. Daran änderte auch das beschissene Wetter nichts!
»Na wie siehst du denn aus?«, begrüßte mich Tiffany, als ich, begleitet vom Läuten der Eingangsglocke mein Heiligtum betrat.
»Na wie schon?«, murrte ich und stellte meinen leeren Kaffeebecher auf die Theke, die Tiffany gerade mit einer weißen Plüschgirlande verzierte. »Wie eine mit Kaffee durchnässte Chefin, ohne Koffein im Blut, dafür aber mit feuchten Füßen?«, schimpfte ich vor mich hin und fixierte das glitzernde Etwas, das sich um meine – MEINE – Theke schlang. »Was genau ist das?« Mit spitzen Fingern zupfte ich an dem Plüsch.
»Hab ich bei Belle erstanden!«, flötete Tiffany. »Hübsch, nicht?«
Tief einatmend schloss ich die Augen. »Nicht. Hübsch. Vielleicht könntest du dich auf ein Farbkonzept einigen?« Wenn ich nach links sah, verätzte mir ein Albtraum aus weißem Plüsch die Netzhaut, sah ich nach rechts in Dallas' Reich drehte sich mir der Magen um. Rot, grün und lila! Dallas hatte es tatsächlich geschafft, sämtliche Deko aus dem Lager in seinem Bereich zu horten und daraus ein regenbogenfarbenes Kaleidoskop zu kreieren. Okay, das war nicht lustig.
»Sagt mal, was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?«
Dallas war gerade mit seinem Kunden – Mr. Wilson – fertig, schüttelte den Umhang aus und geleitete ihn zu seinem Mantel. »Du, Schätzchen, hast gesagt, wir sollen dekorieren. Und da die da«, missmutig deutete er auf Tiffany, »nicht mit meinen Ideen einverstanden war …«
»… dachtest du, du raffst sämtliche Deko zusammen und verteilst sie gießkannenartig im Barbershop?«, half ich aus.
Dallas zuckte mit den Schultern, als er Mr. Wilson abkassierte. »Stimmt so«, meinte der alte Herr und drückte ihm einen Zwanziger in die Hand. »Für die Kaffeekasse, ich glaube, Mandy hat‘s nötig.«
»Bitte?«, warf ich Mr. Wilson einen pikierten Blick zu. »Wenn überhaupt hab ich ein großes Glas Whisky nötig! Ich bin heute morgen beinahe überfahren worden!«
»Von wem?« Tiffany beugte sich über die Theke. »Sah er gut aus? Was hatte er an?«
Ich verdrehte die Augen. »Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass es sich um einen ER handelt?«
Tiff lachte, doch Mr. Wilson antwortete für sie. »Weil du viel biestiger wärst, wenn es eine Frau gewesen wäre, deshalb. Schönen Tag noch. Und reg dich nicht auf, Kleines. Es gibt Wichtigeres im Leben.« Mr. Wilson setzte seinen Hut auf und zwinkerte mir zu. Er kannte mich, seit ich ein Dreikäsehoch war. Möglich, dass ich sogar einen Milchzahn auf seinem Schoß verloren habe.
»Zum Beispiel?« Mr. Wilson antwortete nicht mehr, stattdessen tippte er sich kurz an den Hut und verließ den Laden. Wunderbar. Was bitte schön konnte es Wichtiges als Kaffee geben?
»Und?«, bohrte Tiffany weiter und hielt mir eine verführerisch duftende Tasse unter die Nase, während ich noch Mr. Wilson hinter her sah und darüber nachdachte, wie seine Bemerkung aufzufassen war. Der Geruch frisch gebrühten Kaffees flutete meine Sinne. Genüsslich schloss ich die Augen und folgte dem Duft, während Dallas hinter mich trat und mir aus dem Mantel half.
»Was und?«, äffte ich Tiffany nach und streckte gierig meine Hände nach der Tasse aus. Sie wich einige Zentimeter zurück, sodass ich die Tasse nur um Haaresbreite verfehlte. Dallas legte seinen Kopf auf meine Schulter.
»Sah er gut aus?«, hauchte mir mein Mitarbeiter ins Ohr. Ich fröstelte und bei jedem anderen Mann wäre mir vermutlich ein wohliger Schauer über den Rücken gelaufen, aber nicht bei Dallas. Er stand nicht auf Frauen. Viel mehr interessierte er sich für den Fahrer des roten Pick-ups.
»Weiß ich doch nicht! Ich war voll und ganz damit beschäftigt, nicht durchnässt zu werden. Gibst du mir jetzt endlich den Kaffee!«, fuhr ich Tiff an. Meine Freundin lachte herzlich.
»Nein, erst setzt du dich und dann erzählst du uns alles. Und ich verrate dir den Namen des Fahrers.« Überrascht starrte ich Tiff an und ließ mich widerstandslos von Dallas auf den ersten freien Bedienstuhl setzen.
»Woher weißt du den? Soweit ich weiß, hat sich der Chief noch nirgendwo blicken lassen.«
Tiff reichte mir die Tasse, sonnte sich in meinem Blick und betrachtete gelangweilt ihre perfekt manikürten Nägel. »Du weißt eben nicht alles. Ich war lezte Woche bei Hunter und da habe ich zufällig einen Blick auf ihn werfen können. Er sah verdammt gut aus.«
»Name, Süße, ich will einen Namen«, flötete Dallas und lehnte sich gegen die Theke.
Tiffany spitzte die Lippen. »Was kriege ich denn dafür, wenn ich euch zwei Raubtieren den Namen des neuen Chiefs verrate?«
Dallas rollte mit den Augen. »Na vielleicht lasse ich dich zusehen, wenn ich mich von ihm …«
»Oh bitte! Verschone uns mit deinen Bettgeschichten!«, brachte ich Dallas zum Schweigen.
»Ich glaube sowieso nicht, dass er auf Kerle steht«, lachte Tiff. »Also was bietest du mir an, Cheffin?«
Vorsichtig nippte ich an meiner Tasse. Obwohl mich der Name des neuen Chiefs brennend interessierte, war ich nicht so dämlich, Tiffany gegenüber eine Schwäche zu zeigen. Sie war ein Raubfisch, wenn es darum ging, andere auszunutzen. Und wenn ich auch nur mit der Wimper zuckte, würde sie mich fertig machen. Natürlich auf liebevolle, kollegiale Weise. »Du darfst die ganze nächste Woche früher gehen, aber dafür übernimmst du die Frühschicht.« Tiffs Augen wurden groß. Das war ein Angebot, dem sie nicht widerstehen konnte. Tiff besuchte jeden Abend einen Tanzkurs, um beim jährlichen Winterball perfekt über die Tanzfläche schweben zu können. Mit ein paar zusätzlichen freien Stunden am Abend könnte sie auf Hochglanz poliert im Studio erscheinen und sich einen Begleiter angeln. Nicht, dass sie das nötig hätte, und ich auch nicht. Nach einer gescheiterten Beziehung war mein Bedarf an Männern mehr als gedeckt. Trotzdem, den Namen des Chiefs wollte ich schon wissen, allein um ihn beim Sheriff anschwärzen zu können.
Tiffany biss sofort an. »Mason Miller«, gurrte sie. »Zumindest hat Hunter ihn so genannt.« Hunter gehörte die örtliche Werkstatt, nur leider sagte mir der Name überhaupt nichts.
»Okay«, machte ich. »Hast du deiner Aussage noch irgendetwas hinzuzufügen? Das reicht nicht annähernd für die Frühschicht.«
Tiffany grinste. »Groß, dunkles Haar, muskulös.« Dallas ließ einen tiefen Seufzer hören und griff sich theatralisch an die Brust. Genau sein Beuteschema, meines auch, aber – wie gesagt – mein Interesse lag derzeit nur darin, diesem Straßenrowdy das Handwerk zu legen. Wenn er nicht gerade einen Einsatz hatte, sollte er so wie jeder Bürger der Stadt ein degressives Fahrverhalten an den Tag legen.
»Weiter …«, bohrte ich nach, doch Tiffany zuckte mit den Schultern.
»Er wohnt auch in der Wache, hat Hunter gesagt. Du kannst also gleich bei ihm übernachten, wenn du ihn zur Schnecke machst.«
»Was?«, schnappte ich. Tiff lachte.
»Na das hattest du doch vor, oder? Ihn wegen deines Mantels runterputzen.«
»Nope«, wehrte ich ab und versank im Kaffee. »Ich werde den Sheriff auf ihn ansetzen.« Und damit war das Gespräch beendet, denn die Glocke über der Ladentür kündigte Kundschaft an.
Als ich die Ladentür hinter dem letzten Kunden für den heutigen Tag schloss, goss es längst nicht mehr so stark wie heute Morgen. Ja, der Regen hatte soweit nachgelassen, dass ich beschloss, mich ohne Regenschirm auf den Weg zum Büro des Sheriffs zu machen. Mason Miller, der Name des Typen wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich meinte, mich an einen Mason Miller erinnern zu können. Er war ein paar Klassen über mir zur örtlichen High School gegangen. Nicht, dass ich jeden Kerl kannte, der zufällig die gleiche Schule besucht hatte. So eine war ich nicht. Allein die Angst vor meinem Vater, was er mit den Jungs gemacht hätte, die ich auch nur einmal kurz angesehen hätte, ließ mich jegliche amourösen Gedanken beiseiteschieben. Paul Talbot war ein herrischer Mann gewesen, aber auch ein liebevoller Vater. Jeder in der Stadt kannte ihn und allein aus diesem Grund hatten die Jungs von mir die Finger gelassen.
In Gedanken versunken stieß ich einen wehmütigen Seufzer aus, während ich die Hauptstraße hinunter schlenderte. Letztendlich hatte es mir wenig genützt und ich war an den wohl miesesten Kerl geraten, den man sich vorstellen konnte. Nur um meinem Vater eins auszuwischen. Um ihm die Stirn zu bieten. Höchstwahrscheinlich hatte ich mir genau deshalb einen Kerl ausgesucht, den ein Mädchen mit gesundem Menschenverstand nie auch nur angeschaut hätte. Aber nein, ich musste mich Hals über Kopf in einen Gangster verlieben. Insgeheim machte ich mein jugendliches Aufbegehren für sein Herzleiden verantwortlich und so kam eines zum anderen. Es hatte immer nur meinen Vater und mich gegeben. Wir gegen den Rest der Welt. Mom hatte ihn verlassen, als ich noch ganz klein gewesen war. Ich kannte sie nur von Bildern. Umso schlimmer muss es für ihn gewesen sein, als ich ihn auch wegen eines Kerls verließ. Doch ich kam zurück, übernahm seinen Laden und hielt mich von jedem männlichen Zeitgenossen fern, der auch nur einen Hauch Interesse an mir zeigte.
Erst recht seit dem Tod meines Vaters.