Geheimnisse des Herzens? - Toni Waidacher - E-Book

Geheimnisse des Herzens? E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer Sebastian Trenker hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen. Franziska Veit war glücklich. Es war ein herrlicher Tag Anfang Mai, die Sonne schien, der Himmel war ungetrübt blau, und sie stieg an der Hand ihres Liebsten den Berg hinauf in Richtung Kandereralm. Seit zwei Stunden waren sie unterwegs. Längst hatten sie ihre Westen ausgezogen, zusammengerollt und auf dem Rucksack festgeschnallt, denn der Weg war steil und sie waren ins Schwitzen gekommen. Sie hatten den Bergwald hinter sich gelassen und um sie herum erstreckten sich jetzt blühende Wiesen. Weiter oben verschwand der Weg zwischen Felsen. »Langsam krieg' ich Hunger«, sagte Jannik Rehfeldt. »Und trinken sollten wir auch mal. Dort oben, im Schatten der Felsen, könnten wir eine Rast machen. Was meinst du?« »Einverstanden«, antwortete Franziska, dankbar, für den Vorschlag, denn auch ihr knurrte schon der Magen und sie war ziemlich erschöpft. Dort, im willkommenen Schatten, nahmen sie ihre Rucksäcke ab, ließen sich auf kniehohe Felsbrocken nieder und packten ihre Brotzeiten sowie die Thermosflaschen mit den erfrischenden Getränken aus. »Macht's noch Spaß?«, fragte Jannik. Es war seine Idee gewesen, an diesem Samstag zur Kandereralm zu wandern. Obwohl Franziska in St. Johann geboren und aufgewachsen war, hatte sie sich noch nie dazu aufraffen können, zu der Alm aufzusteigen. Nun hatte sie sich von Jannik überreden lassen.

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Der Bergpfarrer Extra – 10 –

Geheimnisse des Herzens?

Toni Waidacher

Franziska Veit war glücklich. Es war ein herrlicher Tag Anfang Mai, die Sonne schien, der Himmel war ungetrübt blau, und sie stieg an der Hand ihres Liebsten den Berg hinauf in Richtung Kandereralm.

Seit zwei Stunden waren sie unterwegs. Längst hatten sie ihre Westen ausgezogen, zusammengerollt und auf dem Rucksack festgeschnallt, denn der Weg war steil und sie waren ins Schwitzen gekommen. Sie hatten den Bergwald hinter sich gelassen und um sie herum erstreckten sich jetzt blühende Wiesen. Weiter oben verschwand der Weg zwischen Felsen.

»Langsam krieg’ ich Hunger«, sagte Jannik Rehfeldt. »Und trinken sollten wir auch mal. Dort oben, im Schatten der Felsen, könnten wir eine Rast machen. Was meinst du?«

»Einverstanden«, antwortete Franziska, dankbar, für den Vorschlag, denn auch ihr knurrte schon der Magen und sie war ziemlich erschöpft.

Dort, im willkommenen Schatten, nahmen sie ihre Rucksäcke ab, ließen sich auf kniehohe Felsbrocken nieder und packten ihre Brotzeiten sowie die Thermosflaschen mit den erfrischenden Getränken aus.

»Macht’s noch Spaß?«, fragte Jannik.

Es war seine Idee gewesen, an diesem Samstag zur Kandereralm zu wandern. Obwohl Franziska in St. Johann geboren und aufgewachsen war, hatte sie sich noch nie dazu aufraffen können, zu der Alm aufzusteigen. Nun hatte sie sich von Jannik überreden lassen.

»Ich hab’ kein Problem«, antwortete sie lächelnd. »Dass ich in der Vergangenheit kaum in den Bergen herumgestiegen bin, bedeutet net, dass ich unsportlich wär’ und keine Kondition hätt’. Außerdem macht mir alles großen Spaß, was wir zusammen unternehmen. Das müsstest du eigentlich längst wissen.«

Während sie gesprochen hatte, hatte sie ihn mit ihren blauen Augen regelrecht angestrahlt. Seit fast einem Jahr waren sie und Jannik nun ein Paar. Sie liebte ihn und war sich seiner Liebe sicher. Sogar vom Heiraten hatte er schon gesprochen, konkret jedoch hatte er sich noch nicht geäußert.

Jannik lachte. »Ich weiß, ich weiß. Du fährst hin und wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zum Einkaufen. Und jetzt im Frühjahr hast du wieder viel im Garten gewerkelt …« Er schaute skeptisch drein. »Ich kann mir allerdings net vorstellen, dass das eine sportliche Herausforderung sein soll.«

Franziska schluckte einen Bissen von ihrem Brot und erwiderte: »Na ja, in bissel warm ist mir schon geworden, und die Füß’ sind auch schon ganz schön schwer. Aber ich werd’ durchhalten.«

»Ich freu’ mich schon auf den Thurecker-Franz«, sagte er. »Denn kenn ich schon, seit ich ein kleiner Bub gewesen bin. Mit meinen Eltern war ich öfter mal auf der Alm. Den Winter über, wenn er im Tal ist, sieht man ihn ja kaum. Es ist, als würd’ er sich in seinem kleinen Häusl in den Winterschlaf zurückgezogen haben. Droben, auf der Alm, wo er seinen Bergkäs’ herstellt, da ist er in seinem Element.«

»Du brauchst mir nix erzählen, Schatz«, lachte Franziska. »Ich kenn’ den Franz auch schon, seit ich denken kann.«

»Auf der Alm hast du ihn aber noch net erlebt. Dort oben ist er ein völlig anderer, als unten im Ort. Du wirst es sehen.«

»Wie lang’ werden wir denn noch gehen müssen?«

»Jetzt haben wir ungefähr die halbe Streck’, Schatzerl. Und es wird net einfacher.«

»Ich schaff’ das!«, versicherte sie im Brustton der Überzeugung.

Nachdem sie Hunger und Durst gestillt hatten, packten sie alles wieder zusammen, schwangen sich die Rucksäcke auf den Rücken und setzten ihren Weg fort. Manchmal stieg das Gelände dermaßen steil an, dass Jannik seiner Liebsten helfen musste, das schwierige Stück zu überwinden.

Die Sonne wanderte höher und höher, der Weg wurde immer steiler, und ihnen perlte der Schweiß über das Gesicht.

Manchmal hielten sie kurz an, um zu verschnaufen. »Soll ich dir den Rucksack abnehmen?«, fragte Jannik, als sie wieder angehalten hatten und er bemerkte, dass Franziska heftig atmete.

»Nein, aber dennoch vielen Dank.« In der Tat war sie ziemlich außer Atem und das Herz hämmerte in ihrer Brust. Der Schweiß brannte in ihren Augen und die Füße waren schwer wie Blei. Aber der Ehrgeiz hatte sie gepackt. Die Blöße, schlapp zu machen und aufzugeben, wollte sie sich nicht geben.

»Weit ist’s nimmer, Schatzerl«, tröstete er und musterte sie dabei besorgt. »Die Tour ist dir doch ein bissel zu viel, gell?«

»Mir sagt es, dass ich, ab sofort, mehr für meine Fitness tun muss«, keuchte sie. »Aber allzu weit kann’s jetzt ja nimmer sein. Tu’ mir mal den Gefallen und hol’ meine Flasche aus dem Rucksack. Ich bin am Vertrocknen.«

Nachdem sie getrunken und noch etwas verschnauft hatten, verstaute Jannik die Flasche wieder in ihrem Rucksack, dann marschierten sie weiter.

Und als die Sonne hoch im Zenit stand und sie eine letzte Anhöhe überquert hatten, konnten sie die Kandereralm sehen. Am Hang darüber weiteten Kühe und Ziegen, bewacht von zwei Hütehunden.

Die Hütte war alt. Das Holz der Wände und die Schindeln auf dem Dach waren silbrig verwittert, aber frischeres Holz zeigte an, dass sie immer sorgsam repariert worden war.

Die bunten Sonnenschirme auf der Terrasse waren vielfältige Farbtupfer, die das Grau in Grau des Gebäudes auf freundliche und einladende Art auflockerten. Die Hütte schien sich an einen gewaltigen Felsen anzulehnen, der die Senke nach einer Seite begrenzte. Aus einer Rohrleitung plätscherte Wasser in einen hölzernen Trog.

»Wunderschön«, staunte Franziska. »Idyllischer geht’s ja fast nimmer.«

»Das ist wahr«, stimmte Jannik zu. »Hier oben ist die Welt noch in Ordnung.« Er kniff die Augen etwas zusammen. »Sieht aus, als wären wir im Moment die einzigen Gäste.« Er legte den Arm um Franzis Schultern und drückte sie an sich. »Aber das macht gar nix. Wir zwei brauchen niemand. Im Gegenteil! Andere Leut’ würden nur stören.« Er gab ihr einen schnellen Kuss, dann marschierten sie weiter.

Bei der Hütte angelangt, stiegen sie zur Sonnenterrasse empor. Als sie oben waren, kam der alte Senn aus der Hütte.

»Ja, was für eine Überraschung«, rief er. »Ich hab’ schon befürchtet, dass heut’ kein Mensch den Weg zu mir herauf findet. Grüaß euch. Hockt euch nur her. Ihr schaut ja ganz erhitzt aus. Darf ich euch ein Glaserl kühle Kuhmilch bringen? Die tut euch sicherlich gut, nach dem beschwerlichen Aufstieg.«

»Dazu sagen wir net Nein«, erklärte Jannik lächelnd. Er und Franziska nahmen die Rucksäcke ab und setzten sich. »Und gegen eine anständige Brotzeit wär’ auch nix einzuwenden. Nachdem du erst ein paar Tag’ heroben bist, wirst du noch keinen Käs’ fertig haben?«

»Ich hab’ ein paar Laiberln von meinem Käs’ mit heraufgebracht«, erklärte der Thurecker-Franz. »Außerdem hätt’ ich Kaminwurz und Geräuchertes zu bieten. Ich werd’ schon eine Brotzeit zusammenstellen, die euch munden wird.«

»Dessen bin ich mir sicher«, rief Jannik lachend. »Deine Brotzeiten waren für mich schon als Kind ein Grund, den weiten und beschwerlichen Weg zu dir herauf unter die Füß’ zu nehmen.«

Der alte Senn verschwand lachend in der Hütte.

»Hier heroben fühlt man sich dem Himmel ganz nah«, murmelte Franziska nach einem erneuten Blick in die Runde. »Man kommt sich ganz klein vor.«

»Ja, es ist schon eine wunderbare Welt hier oben, Schatzerl. Man kann’s verstehen, dass sich der Franz an keinem anderen Ort auf der Welt wohler fühlt, als in der schönen Bergwelt.«

»Das tät’ mir auch gefallen, immer hier zu sein.«

»Jetzt enttäuscht du mich aber«, knurrte er mit gespieltem Ernst.

Franziska lachte ihn an. »Natürlich nur, wenn du dabei wärst. Stell’ dir vor, du und ich, monatelang ganz allein auf einer einsamen Alm. Wir wären die glücklichsten Menschen auf der Welt.«

»Dazu muss man geboren sein, Schatzerl«, murmelte Jannik. »Eine gewisse Zeit mag’s ja recht schön sein. Aber auf die Dauer …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß net.«

Der Franz kam mit einem Tablett, auf dem eine Kanne mit Milch und zwei Gläser standen. »Lasst euch die Milch schmecken«, sagte er. »Ich richt’ jetzt die Brotzeiten für euch. Wollt ihr was anderes dazu trinken? Ein Radler vielleicht? Das macht net so müd’ wie Bier.«

»Im Moment sind wir mit der Milch voll und ganz zufrieden, Franz«, erwiderte Jannik und Franziska nickte. »Vielen Dank.«

*

Während Franz in die Hütte zurückkehrte, schenkte Jannik die Gläser mit Milch voll, dann tranken sie. Sie kam direkt aus der Kühlung und war sehr erfrischend.

Franziska schwärmte: »Köstlich. So was Gutes hab’ ich schon lang nimmer getrunken.«

»Hast du schon mal den Käse vom Franz probiert?«, fragte Jannik. »Der ist ein Gedicht, sag’ ich dir. Der Franz beliefert damit die Pensionen und Hotels im Wachnertal. Jeder ist begeistert. Normalerweise führt er seinen Gästen vor, wie er den Käs’ herstellt, aber da er erst ein paar Tag’ heroben ist, wird er mit der Produktion noch gar net begonnen haben.«

»Ich bin heut’ zwar das erste Mal auf der Kandereralm«, erklärte Franziska, »aber ganz sicher net das letzte Mal! Hier oben ist es wunderschön, man fühlt sich unbeschwert und frei. Wie ich den Franz um dieses Leben beneid’.«

»Du hörst dich an, wie jemand, der recht glücklich zu sein scheint«, bemerkte Jannik lächelnd. »Liegt das nur daran, dass es dir hier so gut gefällt, oder trägt meine Anwesenheit auch ein bissel dazu bei?«

»In deiner Gegenwart bin ich immer glücklich, Schatz, und das muss ich dir net immer wieder sagen.«

»Ich kann’s aber gar net oft genug hören.«

»Ich liebe dich, du machst mich glücklich. Zufrieden?«

Beide lachten. Jetzt brachte Franz die beiden Bretteln mit den Brotzeiten; Bergkäse, Geräuchertes und Kaminwurz. Daneben stellte er einen Korb mit Brot. »Das hab’ ich heut’ Früh selber gebacken«, sagte der Senn. »Ich hoff’, es schmeckt euch.«

»Wie geht’s denn allweil, Franz?«, fragte Jannik.

»Ich fühl’ mich wieder pudelwohl, seit hier heroben bin«, antwortete das alte Original, das vom Aussehen her voll dem Klischee eines wettergegerbten Naturburschen entsprach. Er trug eine abgewetzte Lederhose und ein kariertes Hemd, auf seinem eisgrauen Haar saß ein zerknautschter Tirolerhut. Sein von tiefen Furchen zerklüftete Gesicht mit den wasserhellen Augen und der großen Nase wies eine gesunde Farbe auf. »Als ich heraufgekommen bin«, fuhr er fort, »hab’ ich net schlecht gestaunt, als ich einen jungen Burschen schlafend auf meinem Bett vorgefunden hab’. Ich hab’ erst an einen Einbrecher gedacht und war bereit, dem Kerl mit meinem Spazierstock die Leviten zu lesen. Schließlich aber hat sich alles aufgeklärt. Es war ein Verwandter von unserem Pfarrer, den unschuldigerweis’ die Polizei gesucht hat.«

»Die Geschichte ist wie ein Lauffeuer durch den Ort gegangen«, sagte Jannik. »Deine Großnichte, die Kerscher-Luisa, hat den Burschen hier oben versteckt. Na ja, es hat sich ja herausgestellt, dass er unschuldig ist. Sowohl er als auch seine Mutter sollen in St. Johann ihr Glück gefunden haben.«

Der Franz hob die Hände, ließ sie wieder sinken und erwiderte: »Ja mei, wo die Liebe hinfällt. Oft hilft die Vorsehung ein bissel nach. Eigentlich wollt’ ich der Luisa ja gehörig den Kopf waschen, weil s’ mir die Schlüssel für die Schranke und die Almhütte geklaut hat. Als ich allerdings gesehen hab’, wie glücklich das Madel ist, hab’ ich’s sein lassen. Sie hat’s ja aus Liebe getan. So, ihr zwei, jetzt lasst’s euch schmecken. Wenn ihr was braucht – ein Ruf genügt.«

»Danke, Franz«, sagte Jannik und machte sich über die Brotzeit her.

»Ja, vielen Dank«, sagte auch Franziska, und der Senn ging in die Hütte.

Franziska und Jannik saßen im Schatten unter einem der Sonnenschirme und ließen es sich schmecken. Von der anderen Seite der Senke näherte sich eine kleine Wandergruppe. Drei Männer, drei Frauen und zwei Kinder. Sie kamen auf die Terrasse, grüßten freundlich und setzten sich an einen der langen Tische.

Sofort kam der Thurecker-Franz heraus, begrüßte die Gruppe und nahm die Bestellung auf.

»Vorzüglich«, lobte Franziska die Brotzeit. »Der Käs’ ist wirklich einzigartig gut. Du lieber Gott, ich bin in St. Johann aufgewachsen und hab’ fünfundzwanzig Jahr’ alt werden müssen, um die Kandereralm kennenzulernen. Das ist ja fast eine Schande. Ich glaub’, ich hab’ in meinen Leben so manches versäumt.«

»Macht nix, das können wir alles nachholen«, versetzte Jannik schmunzelnd. »Es gibt viele Hütten in den Bergen rund ums Wachnertal. Wir können zum Beispiel mal zur Streusachhütte aufsteigen. Da müssen wir an der Kachlachklamm vorbei. Ein tolles Naturschauspiel! Wenn du auf der Brücke über der Klamm stehst, glaubst du, dass jeden Moment die Welt untergeht, so einen Lärm verursacht der Wasserfall.«

»Ja, ich glaub’, dafür könnt’ ich mich begeistern«, rief Franziska mit leuchtenden Augen. »Ich möcht’ das alles sehen, Schatz, und du wirst es mir zeigen, gell?«

»Wenn du das willst, gern’. Die Berg’ sind mein Leben. Und wenn du jetzt endlich auch auf den Geschmack kommst … Nichts würd’ mich mehr freuen.«

Sie wurden fast gleichzeitig mit ihrer Brotzeit fertig und tranken den letzten Schluck Milch.

Jannik lehnte sich auf der Bank zurück.

»Reden wir net vom Bergwandern, Spatzl«, sagte er und schaute sie verliebt an. Ihr Blick versank in seinem. »Reden wir von uns. Noch ein paar Tage, dann ist’s ein Jahr, dass wir zusammen sind.«

»Richtig.«

»Ich hab’s noch keine Sekunde bereut, Schatzerl.«

Franziska lächelte glücklich.

»Denkst du etwa – ich?«

»Und weil das so ist, und weil ich davon überzeugt bin, dass wir zwei zusammengehören …« Jetzt erhob er sich, holte aus der Tasche seiner Lederhose ein kleines Schächtelchen und öffnete es. In einem kleinen schwarzen Kissen aus Samt steckte ein goldener Ring mit einem kleinen, wasserklaren Edelstein. Er ging vor Franziska auf das linke Knie nieder, hielt ihr den Ring hin und vollendete seinen Satz: »… möcht’ ich dich bitten, meine Frau zu werden.« Treuherzig schaute er sie an.

»Jannik, ich …« Der Heiratsantrag machte sie fassungslos und glücklich zugleich. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Mir – mir fehlen die Worte …« Sie lachte und weinte vor Glück.

»Nur zwei Buchstaben, Spatzl. Die wirst du doch wohl noch herauskriegen.«

»Ja, ja, ja«, schluchzte sie und nahm den Ring.

»Na also.« Grinsend erhob sich Jannik, nahm sie in die Arme und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss, und an dem Tisch, an dem die Wanderergruppe saß, brach stürmischer Applaus los.

Sie lösten sich voneinander, wandten sich den Leuten zu, und sahen, dass auch der Thurecker-Franz unter der Tür stand und breit lachte. Die Zähne blitzten regelrecht in dem wettergegerbten Gesicht.

»So ist’s richtig!«, rief der alte Senn. »Darauf geb’ ich eine Runde aus. Das muss gefeiert werden!«

Jannik und Franziska lachten.

»Sie hat Ja gesagt, Franz!«, rief Jannik. »Ich könnt’ die ganze Welt umarmen.«

»Das sieht man dir an, Bursch’!«, antwortete der Senn. »Aber die Franzi schaut mindestens ebenso glücklich aus, wie du. Meinen herzlichen Glückwunsch, ihr beiden. Und alles Gute für eure Zukunft.«

»Ja, herzlichen Glückwunsch!«, kam es mehrstimmig von dem anderen Tisch.

»Danke, vielen Dank«, riefen Jannik und Franziska, dann setzten sie sich wieder, und Franziska hielt Jannik die linke Hand hin, an der jetzt der Verlobungsring funkelte. »Der passt wie angegossen«, freute sie sich.

»Zwischen uns passt’s, der Ring passt, das Wetter passt – alles passt«, stieß Jannik lachend hervor. »Was wollen wir noch mehr, Spatzl?«