Geheimnisvolle Berührung - Nalini Singh - E-Book

Geheimnisvolle Berührung E-Book

Nalini Singh

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Beschreibung

Vergessen Sie alles, was Sie bislang zu wissen glaubten! Über Geheimnisse. Über Rache. Über Verlust und Schmerz. Der Tag der Abrechnung ist gekommen! Ein Roman, der die Welt der Gestaltwandler erschüttern wird - mit der schockierenden Antwort auf eine explosive Frage, die schon jetzt die Leserinnen in aller Welt in Atem hält. Die sensationelle Fortsetzung von Nalini Singhs Gestaltwandlerserie ist ein Muss für jeden Fan!

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Seitenzahl: 532

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NALINISINGH

GEHEIMNISVOLLE

BERÜHRUNG

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Nora Lachmann

Zu diesem Buch

Mit seiner telekinetischen Begabung gehört Kaleb Krychek zu den mächtigsten Männern des Rates der Medialen. Kaum jemand kann es mit seinen mentalen Fähigkeiten aufnehmen. Zugleich hat das Trauma seiner Kindheit, die er unter der Obhut des Mörders Santano Enrique verbrachte, jedoch deutliche Spuren hinterlassen. Kaleb verfolgt skrupellos seine Ziele und schreckt auch nicht davor zurück, seine Gegner mit Gewalt einzuschüchtern. Dieser Mann hat nur eine Schwäche: Die Mediale Sahara Kyriakus, in die er sich in seiner Jugend verliebte, die jedoch vor sechs Jahren spurlos verschwand. Seither sucht Kaleb nach ihr und findet sie schließlich in einer geheimen Einrichtung, wo sie von Unbekannten gefangen gehalten wird. Es gelingt Kaleb, Sahara zu retten, doch die langen Jahre der Folter und Misshandlung haben ihre Spuren hinterlassen. Ausgezehrt, entkräftet und dem Wahnsinn nahe, ist Sahara nur noch ein Schatten ihrer selbst. Kann Kaleb es schaffen, in ihr die Frau wiederzuerwecken, die er einst liebte und die noch immer eine brennende Sehnsucht in ihm hervorruft? Zugleich verstärken sich die Unruhen in der Welt der Medialen. Immer wieder kommt es zu terroristischen Anschlägen einer Splittergruppe, die viele Unschuldige das Leben kosten. Kaleb und die anderen Mitglieder des Rates haben alle Hände voll zu tun, denn die Situation droht zu eskalieren …

In finsterer Nacht

1979 entschied sich das Volk der Medialen für Silentium, die Konditionierung der Jugend zu einem Leben ohne Gefühle – ohne Hoffnung oder Verzweiflung, ohne Angst oder Furcht, ohne Sorgen und ohne Freude.

Aus tiefer Liebe und in vollem Bewusstsein, dass ihre Liebe nie erwidert werden würde, verurteilten Mütter und Väter ihre Kinder zu einem Dasein in eisiger Selbstkontrolle. Sie sagten den Kleinen, Silentium sei ein unschätzbares Geschenk, das sie vor dem Wahnsinn und der Gewalt bewahren würde, die so häufig zusammen mit ihren wunderbaren geistigen Fähigkeiten auftraten.

Ohne Silentiumwerden wir uns selbst in blutigem Wahnsinn zerfleischen, bis von der Gattung der Medialen nur noch furchtbare Erinnerungen übrig sind, erklärte ein führender Philosoph jener Zeit.

1979 war Silentium ein Lichtstrahl der Hoffnung … aber seitdem sind mehr als hundert Jahre vergangen.

Die konditionierten Kinder von damals sind schon lange tot, und das Medialnet wird von den Anfangswellen eines Bürgerkriegs erschüttert, der es zerstören könnte, Mediale, Menschen und Gestaltwandler mit sich in den Abgrund zu reißen droht.

Allmählich machen sich Unruhe in der Bevölkerung breit, mehr und mehr Leute werden sich der furchtbaren Ironie eines Lebens in Silentium bewusst. Indem sie eine Gesellschaft geschaffen haben, die vor allem diejenigen belohnt, die keinerlei Gefühle haben, bereiteten die Medialen den perfekten Nährboden für Psychopathen in Führungspositionen vor.

Denn wer nichts fühlt, ist vollkommen in Silentium.

Rücksichtslos. Kaltblütig. Ohne Gnade … und ohne Gewissen.

1

Kaleb Krychek war Kardinalmedialer mit telekinetischen Kräften, ein Mann, dem niemand gern allein im Dunkeln begegnete. Sieben Jahre, drei Wochen und zwei Tage hatte er seine Beute gejagt, selbst im Schlaf hatte sein Bewusstsein das geistige Netzwerk durchkämmt, das pulsierendes Herz und unentrinnbares Gefängnis der medialen Gattung war. Nicht einen Tag, nicht einmal eine Sekunde hatte er mit der Suche ausgesetzt oder gar vergessen, was ihm genommen worden war.

Wer immer darin verwickelt gewesen war, würde sterben müssen. Niemand würde Kaleb entkommen.

Doch im Augenblick hatten andere Dinge Vorrang: Die über Jahre gesuchte Person saß in einer Ecke eines fensterlosen Raums in seinem Haus am Rande von Moskau. Kaleb beugte sich vor zu ihr und hielt ihr ein Glas Wasser an den Mund. »Trink.«

Die Frau rückte nur noch weiter an die Wand, obwohl das kaum möglich schien, und zog die Knie noch höher. Seit er sie vor einer Stunde aus der Gefangenschaft befreit hatte, wiegte sie sich rhythmisch vor und zurück und sagte kein Wort. Ihr Haar war vollkommen verfilzt, ihre Oberarme waren von frischen Kratzern und alten Narben verunziert.

Noch immer maß sie höchstens knapp über einen Meter fünfzig … das vermutete er jedenfalls. Sicher konnte er nicht sein, denn schon vor der Teleportation hatte sie sich in dieser Kauerstellung befunden und war später nur noch mehr in sich zusammengekrochen. Die mitternachtsblauen Augen wichen seinem Blick aus, sobald er in ihr Blickfeld kam.

Die Frau senkte den Kopf, und die hüftlangen Haare – von Natur aus glänzend schwarz mit leuchtend rotgoldenen Strähnen – fielen stumpf und fettig über den Schädel mit seinen hohlen Wangen und hervorstechenden Knochen und der durchscheinenden, blassen Haut. Die Fingernägel waren abgekaut und trotzdem blutverkrustet – wahrscheinlich hatte sie sich dennoch heftig gekratzt, vielleicht auch jemand anderen oder auch beides.

Nun war auch klar, warum der Netkopf und der Dunkle Kopf sie nicht gefunden hatten, obwohl Kaleb ihnen so viele Informationen wie möglich gegeben hatte, um die Suche zu beschleunigen. Die beiden Wesenheiten kannten jeden Winkel des unendlich weiten geistigen Netzwerks, das alle Medialen mit Ausnahme der Abtrünnigen verband, doch sie hatten die Frau nicht wiedererkannt. Ohne den unzweifelhaften Beweis hätte nicht einmal er selbst es vermocht, obwohl er zur Teleportation in ihr Bewusstsein hatte eindringen müssen, denn sie war nicht mehr dieselbe, war nicht mehr das Mädchen, das er einst gekannt hatte.

Ob der verbliebene Rest ihrer Persönlichkeit mehr als nur eine zerbrochene Hülle war, ließ sich noch nicht beantworten.

»Trink, oder ich lass dich in deinem Dreck verkommen.«

Früher hätte sie darauf reagiert – aber wer konnte wissen, ob dieser Teil von ihr noch existierte. Die Akte, die er so sorgsam über die Jahre zusammengetragen hatte, die er immer wieder gelesen hatte, bis er im Schlaf hersagen konnte, was darin stand, war vollkommen nutzlos. Sie war nicht mehr das Mädchen mit dem glänzenden Haar und den Mitternachtsaugen, die unter die Haut drangen und erkannten, was sich dahinter verbarg.

»Scheint dir ja zu gefallen, wie ein Mülleimer zu stinken.«

Sie schaukelte schneller vor und zurück.

Vernünftig wäre es gewesen, so rasch wie möglich einen spezialisierten M-Medialen hinzuzuziehen. Doch das würde er auf keinen Fall tun. Er vertraute nur sehr wenigen Leuten, und in Bezug auf diese Frau traute er niemandem. Da er bislang nicht zu ihr durchgedrungen war, versuchte er etwas anderes, denn er hielt nie an Entscheidungen fest, die ihn nicht weiterbrachten.

»Deine Lippen sind aufgesprungen, und du hast seit mindestens vierundzwanzig Stunden nicht genügend Flüssigkeit zu dir genommen.« In dem Sekundenbruchteil, in dem er in den vollkommen weißen, durch eine Deckenleuchte in gleißendes Licht getauchten Raum teleportiert war, hatte er die zerbrochenen Flaschen und den feuchten Boden bemerkt.

Erst hatte er angenommen, die Helligkeit sei der normale Zustand, aber es konnte auch eine Strafe gewesen sein, der Versuch, ihren Willen zu brechen. Es sagte eine Menge über die Frau aus, die sich weigerte, mit ihm in irgendeiner Weise Kontakt aufzunehmen, und zeigte, dass ihr Wille nicht gebrochen war.

»Wenn du dich umbringen willst, ist Verdursten nicht das Einfachste«, sagte er und beobachtete sie aufmerksam, um nicht die kleinste Reaktion zu übersehen. »Oder bist du zu dumm, um das zu begreifen?«

Das rhythmische Schaukeln wurde noch schneller.

»Ich kann dich auch festhalten und dir Wasser in den Mund schütten. Dazu müsste ich dich nicht einmal berühren.«

Sie zischte nur, und es blitzte dunkelblau unter dem verfilzten Schopf auf.

Er zuckte nicht mit der Wimper, verriet mit keiner Bewegung die Befriedigung darüber, dass sie endlich reagiert hatte, wenn auch nicht mit Worten. »Trink. Ich bitte dich nicht noch einmal darum.«

Sie weigerte sich noch immer. Damit hatte er nicht gerechnet. Selbst wenn ihr Verstand gebrochen war, war sie doch nicht dumm, das war sie nie gewesen. Selbst die Lehrer hatten Schwierigkeiten gehabt, mit ihrer Intelligenz Schritt zu halten. Ihr musste doch klar sein, dass Widerstand zwecklos war. Kardinale TK-Mediale verfügten über unbegrenzte Kräfte. Ein Gedanke von ihm reichte, um ihr jeden Knochen im Leib zu brechen, oder sie zu Staub zu zermalmen, wenn es ihm gefiel. Und selbst wenn sie das nicht mehr begriff, musste sie doch bei der Teleportation bemerkt haben, über welche Kräfte er verfügte. In ihrer prekären Lage konnte sie darüber nicht hinwegsehen.

Sie blickte kurz das Glas an und biss sich auf die Lippen, griff aber nicht nach dem Wasser, das sie so dringend brauchte. Warum bloß?

Kaleb überlegte, in welchem Zustand er sie vorgefunden hatte. »Es enthält keine Betäubungsmittel«, teilte er einem Antlitz mit, in dem keine Spur von Wiedererkennen aufleuchtete, kein Anzeichen der Erinnerung an die letzte blutige Begegnung, bei der sie vor Schmerzen so laut und lange geschrien hatte, dass ihre Stimmbänder Schaden genommen hatten.

»Nur Spurenelemente und Vitamine, die du brauchst«, fuhr er fort, »aber nichts Betäubendes. Im Koma nutzt du mir nichts.« Er sah ihr fest in die Augen, als sie ihn endlich anblickte, nahm selbst einen großen Schluck und hielt ihr das Glas hin.

Nur eine Sekunde später griff sie zu. Noch bevor sie das erste ganz geleert hatte, teleportierte er schon ein zweites Glas aus der Küche. Sie trank auch das bis zur Neige aus. Mühelos ließ er die Gläser telekinetisch verschwinden und stand dann auf. »Willst du erst essen oder erst duschen?«

Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie ihn an.

»Schön, dann entscheide ich für dich.« Er holte einen Teller mit Obst und eine Scheibe Brot, dick mit Butter und Honig bestrichen. So etwas würde er selbst nicht essen – wie die meisten Medialen ernährte er sich von Energieriegeln, denn Geschmack war eine starke Empfindung, die Silentium nicht zuträglich war.

Das Silentium seines Gastes war jedoch schon lange zerstört. Sinnesempfindungen konnten sie vielleicht aus dem geistigen Ödland holen, in das sie sich zurückgezogen hatte, in dem ihre Persönlichkeit und ihre Fähigkeiten begraben waren. Er teleportierte ein Messer, schnitt das Brot in kleine Stücke und setzte sich zu ihr, um ihr den Teller zu reichen. Über eine Minute rührte sie sich nicht, dann nahm sie ein Stück, aber nicht hastig, wie er es erwartet hatte, sondern wählte mit Bedacht aus.

Nicht die Wärter hatten sie hungern lassen. Es war allein ihre Entscheidung gewesen.

Wieder agierte er telekinetisch in der Küche, setzte Wasser auf und machte ihr einen Tee, der gerade warm genug war, dass sie ihn trinken konnte. Drei Teelöffel Zucker tat er hinein. Diesmal zögerte sie nicht, barg den Becher sofort an der Brust.

Wärme.

Ihr war offensichtlich kalt. Er drehte den Thermostat höher, obwohl es schon ordentlich warm war. Ihre einzige Reaktion war der Griff nach einem weiteren Stück Brot. Sie kaute langsam, schien ihn abzuschätzen. Man hätte leicht auf den Gedanken kommen können, dass sie doch nicht so gebrochen war, wie sie wirkte, dass sie alles nur spielte, aber die kurzen Momente in ihrem Bewusstsein hatten ihm etwas anderes vermittelt.

Sie war innerlich vollkommen zersplittert.

Sie schätzte ihn mehr mit einem Teil des Hirnstamms ab, wie ein Lebewesen, das nur wusste, wie sich Raubtier von Beute unterschied, Gefahr von Sicherheit. Auf einer solchen Ebene konnte er nichts mit ihr anfangen, aber es war immerhin besser als katatone Starre oder tatsächliche Gehirnschädigungen.

Ihr Gehirn war in Ordnung. Der Geist war gebrochen.

Er nahm einen Apfel, aber ihre Augen suchten die Trauben. Kaleb sagte nichts, legte den Apfel wieder hin und drehte den Teller so, dass sie an die Trauben herankam. Sie aß vier davon, trank einen Schluck Tee und hielt dann inne.

Ein halbes Brot, vier Trauben, zwei Glas Wasser und einen Schluck Tee.

Das war besser, als er erwartet hatte.

»Ich lasse dir das Essen da«, sagte er und stellte den Teller auf den kleinen Tisch am Bett. »Wenn du mehr willst, musst du dir etwas aus der Küche holen.«

Nun reagierte sie.

Das Schaukeln hatte erneut begonnen, als er aufgestanden war, doch sie hielt jedes Mal inne, wenn sie zuhörte. Zur Vorbereitung ihres Zusammentreffens hatte er medizinische Zeitschriften der M-Medialen gelesen, hatte auch Vorlesungen zu dem Thema besucht. Die Spezialisten empfahlen bei gebrochenen Individuen ruhige und sanfte Interventionen, doch Kaleb wusste genau, dass der auf Grundbedürfnisse reduzierte Verstand hinter den mitternachtsblauen Augen jedes falsche Spiel sofort durchschaut hätte.

Denn sie wussten beide, dass er die Bestie war, die Albträumen hinterherjagte.

»Im Haus kannst du dich frei bewegen.« Er überlegte, wie lange man ihr wohl nicht das kleinste bisschen Freiheit gelassen hatte. Die gesamte Gefangenschaft über? Falls ja, brauchte ihm niemand zu erklären, welche Wirkung eine solche Einschränkung auf die Psyche hatte, das wusste er selbst weit besser als jeder Fremde mit pseudo-medizinischem Hintergrund.

»Der Raum hat nur keine Fenster, damit du nicht in Panik gerätst, weil du nicht mehr so abgeschirmt bist wie in den letzten Jahren.« Sie hatte nicht danach gefragt, aber es musste das Erste gewesen sein, was ihr in den Sinn gekommen war.

Ihre Schultern versteiften sich. Vielleicht befand sich in der zerbrechlichen Schale doch mehr als nur ein Bewusstsein auf der Stufe eines Tieres. Vielleicht. »Du kannst dir ein anderes Zimmer suchen, wenn du willst. Das Bad ist gleich dort.« Er wies auf eine Tür gleich neben dem Bett – aus demselben Grund, aus dem er ein fensterloses Zimmer gewählt hatte, hatte er sich auch für das kleinste im Haus entschieden.

Er hatte es für sie gebaut, in der Hoffnung, sie eines Tages wiederzufinden.

Niemand konnte vorhersagen, wie sie auf die weite, offene Fläche reagieren würde, die das Haus umgab. Keine Nachbarn in Rufweite … oder irgendwie erreichbar. An drei Seiten nur Wiesen und zur vierten hin die Terrasse – über einer tiefen Schlucht. Eine Terrasse ohne Geländer, wie ihm jetzt einfiel, und von vielen Zimmern im Haus erreichbar, auch von dem Schlafzimmer, das diesem gegenüber lag.

Schnell suchte er das Material zusammen, um den Ort zu sichern. »Es ist deine Entscheidung, ob du weiter wie ein Schwein stinken willst. Aber wenn es mir zu viel wird, werde ich dich samt Kleidern in die Dusche teleportieren, flüssige Seife über dir ausschütten und das Wasser anstellen.«

Das Schaukeln hatte aufgehört.

»Im Schrank ist zivile Kleidung.« Nicht alles würde ihrem ausgemergelten Körper passen, aber für den Anfang würde es genügen. »Falls du lieber weiter die gewohnte Uniform tragen willst, findest du eine saubere Garnitur in der Kommode.« Der weiße Kittel und die Hose, die sie trug, starrten vor Dreck, und in der medizinischen Einrichtung, aus der er die Garnitur entwendet hatte, würde man die Kleidung nicht vermissen.

Die Frau in der Ecke blieb weiter stumm.

Er wandte sich zur Tür und fasste nach dem kleinen Platinstern in seiner Hosentasche. »Es ist schon nach Mitternacht. Wenn du magst, kannst du schlafen – falls nicht, kannst du das Haus erkunden. Ich bin auf der Terrasse.« Damit ging er hinaus. Es war das wichtigste Spiel seines Lebens, kein Zug war unbedeutend. Die Frau war wie ein tumbes Tier gefangen gehalten worden, aber das war sie nicht. Unbegrenzte Fähigkeiten schlummerten in ihr. Die durfte er nicht gefährden.

Und er durfte keine endgültige Entscheidung treffen.

Noch nicht. Nicht ehe er herausgefunden hatte, wie viel von diesen Fähigkeiten noch übrig war.

Kaleb hätte die Barriere zwischen Terrasse und Schlucht auch mittels telekinetischer Kräfte errichten können, doch er zog lieber dünne schwarze Laufhosen an, in denen er nicht so schwitzte, und machte sich mit seinen eigenen Händen an die Arbeit. Energie war das Lebenselixier der TK-Medialen, doch im Augenblick spürte er einen Überschuss davon, der sich körperlich und nicht geistig bemerkbar machte.

Bei Menschen oder Gestaltwandlern hätte man diese Reaktion auf die Aufregung schieben können, nach sieben Jahren endlich erreicht zu haben, was man wollte, endlich die Frau bei sich zu haben, die man gesucht hatte. Doch Kaleb gehörte keiner emotionalen Gattung an. Er war ein Medialer, war in Silentium, schon von Kindesbeinen an dazu konditioniert, keine Gefühle zu haben. Der Weg zu Silentium war für Kaleb steinig und nicht immer gerade gewesen, doch schließlich war es ihm gelungen, einen kühl abwägenden, vollkommen rationalen Verstand zu entwickeln, der keinen Platz für Furcht oder Hoffnung, Wut oder Aufregung hatte.

Früher einmal hatte seine Konditionierung einen großen strukturellen Fehler gehabt, einen tiefen Riss in Silentium, doch damals war er noch ein anderer gewesen. Der Riss war durch unnachgiebige Härte versiegelt worden, der schwache Punkt hatte sich als die Stärke seines Silentiums erwiesen, doch hinter der Mauer lauerte noch immer der selbe Defekt.

Falls sich das jemals ändern sollte … auf jeden Fall war es für die Welt besser, wenn dieser Tag nie käme.

Kaleb wischte sich den Schweiß von der Stirn, stellte die Außenbeleuchtung heller ein und schraubte das Metallgeländer so fest, dass es selbst ein heftiges Erdbeben unbeschadet überstehen konnte. Er hatte zu lange gesucht, um seinen Fang nun durch Unachtsamkeit zu verlieren.

Trotz aller Konzentration war er mit einem Ohr immer bei seinem Gast. Manch einer hätte vielleicht behauptet, die Bezeichnung »Gefangene« würde es eher treffen, doch Worte spielten keine Rolle. Für ihn war nur wichtig, dass sie in greifbarer Nähe war.

Ein ohrenbetäubender Knall.

Kaleb war schon in ihr Zimmer teleportiert, ehe er das Geräusch bewusst wahrgenommen hatte.

2

Der Spiegel der Frisierkommode war zerschmettert, Teppich und Bett waren mit Glassplittern übersät. Die Frau auf dem Bett war aber anscheinend unversehrt, abgesehen von einem frischen Schnitt auf der Wange, aus dem Blut tropfte.

Neben dem Spiegel lagen die Scherben des Bechers, den sie auf ihn geworfen hatte, vergossener Tee zog eine rostrote Spur über die Kommode und den hellen Teppich auf den Holzdielen.

Kaleb fragte nicht nach dem Grund ihres Ausbruchs. »Bleib sitzen.« Die größten Scherben teleportierte er in die Recyclingtonne. Es gab einen Teleporter, der das Blut vom Teppich aufnehmen konnte, Kalebs eigene Fähigkeiten reichten sogar noch weiter. Er konnte eine Stadt mit einem Erdbeben verwüsten, konnte mit seinen Kräften ein Flugzeug vom Himmel holen oder eine Flutwelle auslösen – doch er konnte nicht jeden einzelnen winzigen Glassplitter entfernen.

»Du kannst nicht hierbleiben«, sagte er. »Erst muss das Zimmer gereinigt werden.«

In stiller Rebellion setzte sie sich ans Kopfende des Bettes. Sie zu etwas zu zwingen, hätte den Versuch torpediert, ihr Vertrauen zu gewinnen, deshalb verfiel er auf eine andere Lösung. »Warte.«

Sein Gast schnappte nach Luft und krallte sich im Laken fest, als das Bett hochgehoben wurde. Kaleb hielt die Möbel telekinetisch in der Luft und rollte den dicken Teppich zusammen, der den größten Teil des Bodens bedeckte. Auf den Dielen entdeckte er keine weiteren Scherben, suchte aber noch einmal jeden Zentimeter danach ab, bevor er den Teppich mithilfe eines im Kopf gespeicherten Bildes in den Brennofen der zentralen Müllverbrennungsanlage verfrachtete.

Zu viel Tee war verschüttet worden, und weder seine DNA noch ihre sollten in die falschen Hände geraten.

Nun musste er die Frau ebenfalls hochheben und das Bettzeug zum selben Brennofen schicken. Er setzte sie auf das leere Bett und holte einen Teppich aus dem Lagerraum im Keller. »Bemüh dich bitte, ihn nicht zu beschädigen«, sagte er, während er das Bett bezog. »Das ist handgeknüpfte Seide.«

Vor fünf Jahren hatte er den leuchtend blauen Teppich mit dem zarten Muster aus gebrochenem Weiß und dunklem Indigo gekauft. Die Firma hatte damals zum ersten Mal Gewinne abgeworfen, die selbst streng konservativ denkende Leute als weit über der Sicherheitsreserve betrachtet hätten. »Gibt es noch mehr, was du zerstören möchtest? Nur zu, dann kann ich die Scherben gleich beseitigen.«

Die Frau auf dem Bett starrte ihn an, und tat dann etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Sie nahm eine kleine Vase vom Nachttisch und zielte damit eine Handbreit über seinen Kopf. Er fuhr gerade rechtzeitig herum, um die Vase aufzuhalten, ehe sie den winzigen Sensor des Feueralarms traf.

Als sie ohne Unheil anzurichten vor dem roten Blinklicht schwebte, begriff er, was zu dem scheinbar irrationalen Verhalten geführt hatte. »Das ist keine Kamera. Und der Spiegel war auch nur ein Spiegel.« Natürlich würde sie ihm nicht glauben und den Sensor zerschmettern, sobald er den Raum verließ, selbst wenn sie eigentlich nichts mehr zum Werfen hatte.

Kaleb stellte die Vase zurück und nahm den Sensor von der Wand – für sie wäre er zu hoch gewesen. Dann sah er die Frau wieder an, deren Augen ihm die ganze Zeit gefolgt waren. »Noch etwas?«

Ihr Blick ging zum Deckenlicht.

»Wenn ich das mitnehme, sitzt du im Dunkeln.«

Sie wandte den Blick nicht ab.

Das war kein wichtiges Schlachtfeld, er holte eine andere Lampe. »Sieh dir die an.«

Sie nahm sich Zeit, gelangte aber offensichtlich zu der Überzeugung, dass keine Überwachungssensoren angebracht waren, und schaltete die Lampe ein, statt sie zu zerstören. Er entfernte die Deckenlampe und überprüfte den Raum auf weitere Dinge, die ihr verdächtig erscheinen konnten. Ihm fiel nichts weiter auf, und sie hatte sicher schon Wände und Decke mit Argusaugen betrachtet, ehe sie gehandelt hatte.

Also absolut kein Verstand, der nur auf der Stufe eines Tieres funktionierte, trotz der verdrehten Gedanken, die er in ihrem Kopf gesehen hatte.

Kaleb ging ins Bad, nahm die Lampe und den Wärmestrahler an der Wand ab und ersetzte den Spot durch eine wasserfeste Stehlampe, die sie auseinandernehmen konnte, wenn sie wollte. Der Spiegel musste auch fort, ebenso das Gitter vor dem Lüfter, damit sie sehen konnte, dass das leise Gebläse wirklich nur die Feuchtigkeit beseitigen sollte.

Als Kaleb auf die Terrasse zurückkehrte, spürte er die Kälte, doch trotz der leichten Brise, die vom Wald am Rande der Schlucht herüberwehte, wurde ihm bald wieder warm. Bei seiner Arbeit musste er an den Raum denken, in dem man sie gefangen gehalten hatte, und an die mögliche Reaktion der Wärter auf das plötzliche statische Rauschen der Monitore. Ein paar Sekunden nur, dann hatten sie in einen leeren Raum gestarrt.

Das nützliche Rauschen hatte er schon als Jugendlicher entdeckt. Durch die schiere Stärke seiner telekinetischen Kräfte sandte er ein tiefes »Summen« aus, unhörbar für menschliche Ohren, rief es Unruhe bei Tieren und technische Störungen hervor. Inzwischen hatte er das Phänomen natürlich unter Kontrolle und ließ es nur nach außen dringen, wenn er seine Anwesenheit vor Überwachungskameras und Ähnlichem verbergen wollte. Außer ihm wusste nur eine einzige lebende Person Bescheid über diese Fähigkeit.

Aufgrund der schnellen Teleportation ahnten die Wärter sicher, dass große telekinetische Kräfte im Spiel gewesen sein mussten. Und obwohl es nur sehr wenige TK-Mediale dieser Kategorie gab, würde niemand auf Kaleb tippen, nicht bevor er selbst bereit war, sich zu zeigen.

Und dann würden sie um Gnade winseln.

Selbst die Mächtigsten, die vollkommen in Silentium waren, baten am Ende um Gnade, ihre Konditionierung bekam in dem Augenblick Risse, in dem sie in ihrer Panik nicht mehr wahrnehmen konnten, dass Kaleb keine Gnade kannte.

Die letzte Schraube saß, Kaleb packte sein Werkzeug zusammen und verstaute es telekinetisch. Die Terrasse bot ein eigenartiges Bild mit dem hohen Metallgeländer – man konnte zwischen den Streben hindurchsehen, aber nicht mehr in den schwarzen Schlund der Schlucht fallen. Nicht einmal sein Gast war dünn genug, sich hindurchzuzwängen.

Sir.

Die höfliche telepathische Anfrage kam von Silver, seiner Assistentin aus der einflussreichen Familie Mercant, die im Stillen ihren Einfluss ausübte.

Kaleb öffnete den telepathischen Kanal. Was gibt es? Er musste nicht darauf hinweisen, dass er darum gebeten hatte, nicht gestört zu werden – Silver verstieß nur gegen Anordnungen, wenn es unbedingt notwendig war.

Eine kleine Forschungsgruppe in Khartum wurde angegriffen. Sie hatten gerade die Parameter des nächsten Projekts bekannt gegeben: Vorteile für die Medialen aus weitreichender Kooperation und Interaktion mit Menschen und Gestaltwandlern.

Dann flogen also bereits die nächsten Kugeln im Bürgerkrieg, der dem Medialnet drohte. Wie viele Tote?

Alle zehn, die sich im Gebäude aufhielten. Giftgas in der Lüftungsanlage.

Haben die Makellosen Medialen sich bereits zu dieser Tat bekannt? Um die rassistischen Befürworter von Silentium war es still geworden nach der verheerenden Niederlage in Kalifornien gegen eine Streitmacht aus SnowDancer-Wölfen und DarkRiver-Leoparden, die zudem von Medialen unterstützt worden waren, die den zwei Ratsmitgliedern der Region – Nikita Duncan und Anthony Kyriakus – unterstanden. Auch Menschen hatten sich dem Widerstand angeschlossen. Der Versuch der Makellosen Medialen, die Herrschaft in San Francisco und der Sierra Nevada zu übernehmen, hatte gerade jene Rassengrenzen zum Einsturz gebracht, die diese Fanatiker unbedingt aufrechterhalten wollten, ganz egal um welchen Preis.

Das Motiv schien auf den ersten Blick nicht zu der Gruppierung zu passen, deren ursprünglicher Fokus auf das Medialnet gerichtet war. Doch den »rationalen« Argumenten der Makellosen Medialen lag die Überzeugung zugrunde, dass die mediale Gattung allen anderen überlegen sei, und dass sie wieder unangefochten an der Spitze der Macht stünde, wenn sie nur die Risse versiegeln könnte, die sich im Fundament von Silentium zu zeigen begannen.

Jeder Versuch, die Medialen ins Menschenvolk oder in Gestaltwandlerrudel zu integrieren, musste nach dieser Argumentation nicht nur als Angriff auf Silentium, sondern auch als Gefahr für die Überlegenheit des medialen Genpools aufgefasst werden. Was eine unsinnige Annahme war, denn Mediale hatten ebenso viele Defekte wie Menschen oder Gestaltwandler – das hatte Kaleb selbst erfahren. Er war in Räumen voller Blut aufgewachsen, mit Schmerzensschreien in den Ohren. Niemand wusste besser als er, dass die dunkle Seite ihrer Gattung nur begraben und nicht ausgelöscht war.

Beteiligung bestätigt, teilte ihm Silver nach einer kurzen Pause mit. Die Makellosen Medialen haben sich öffentlich zu dem Giftanschlag bekannt. Sie schickte ihm ein Bild, ihre telepathischen Kräfte waren stark genug für eine gestochen scharfe Abbildung.

Auf einer Seite des Gebäudes der Forschungsgruppe prangte ein schwarzer Stern mit einem großen, weißen M in der Mitte. Darunter standen die Worte: Vergebung durch Makellosigkeit, SCHLIESSTEUCHAN.

Vergebung durchMakellosigkeit

SCHLIESST EUCH AN

Das ist etwas Neues, sagte Kaleb.

Ja. Der Aufkleber taucht zum ersten Mal auf.

Ein Aufkleber. Natürlich, deshalb hatte die Truppe der Makellosen Medialen das Bild so schnell anbringen können. Kaleb überlegte, ob der religiöse Unterton Absicht war. Vasquez, der gesichtslose Anführer der Makellosen Medialen seit dem Ableben von Ratsherrn Henry Scott, war ein Fanatiker, aber dennoch sehr schlau, was die Tatsache bewies, dass niemand bisher herausgefunden hatte, wie er aussah. Selbst wenn er jene anprangerte, deren Silentium Risse aufwies, und die nicht glaubten, dass Gefühle eine Gefahr für ihre Gattung seien, nutzte er Gefühle, damit sie sich ihm anschlossen.

Sehr schlau.

Oder vollkommen psychotisch.

Warum hat das Medialnet nichts davon mitbekommen? Kaleb war zwar in den vergangenen Stunden beschäftigt gewesen, hatte aber dennoch das Netz überwacht und nichts von Gewalttaten gehört.

Der Zeitpunkt war schlecht gewählt. Der Aufkleber war erst kurz zuvor angebracht worden, als ein Polizeiwagen es entdeckte. Die Polizisten wurden misstrauisch, überprüften das Gebäude und fanden die Leichen.

Anschließend wurde die Untersuchung abgeschlossen und das Bild entfernt, bevor die Stadt erwachte. Ich habe die Daten nur, weil ein entfernter Cousin einen hohen Posten bei der Landespolizei hat – es ist ihnen gelungen, den Vorfall komplett aus den Medien herauszuhalten.

Keine weltweite Aufmerksamkeit erregt zu haben, würde die Makellosen Medialen nur zu noch mehr grausamer Gewalt anstacheln. Ist es Ihrem Kontaktmann gelungen, näher an den inneren Kreis heranzukommen? Den Makellosen Medialen war es zwar perfekt gelungen, jene Instabilität zu produzieren, die Kaleb für den endgültigen Schlag brauchte, aber sie waren auch unberechenbar, und er zog es vor, die Dinge unter Kontrolle zu haben.

Nein. Vasquez ist äußerst vorsichtig.

Verfolgen Sie weiter die Ereignisse in Khartum. Und halten Sie mich auf dem Laufenden.

Sehr wohl, Sir.

Als Kaleb die telepathische Verbindung kappte, hörte er ein leises Geräusch hinter sich, drehte sich aber nicht um, sondern trat an das Geländer und schaute in den tiefen Schlund der Schlucht.

Kurz darauf gingen die Lichter im Haus aus, nur die Sterne erhellten noch die Terrasse, es war Neumond.

Bloße Füße auf den Holzbohlen, ein kaum wahrnehmbarer, frischer Duft, ein grüner Schemen neben ihm – allerdings mindestens drei Meter entfernt. Sie trug ein grünes T-Shirt, eine graue Schlafanzughose und hatte die Haare gewaschen, deren Strähnen aber immer noch ihr Gesicht verbargen, als sie das Geländer so fest umklammerte, dass die Knöchel der Hand weiß hervortraten.

»Es ist nur dann ein Gefängnis, wenn du nicht die Kontrolle über deinen Verstand hast.« Er konnte die Schilde um sie nicht senken, denn sonst wäre sie selbst den Schwächsten ihrer Gattung hilflos ausgeliefert. »Sobald du deine Schilde wieder aufgebaut hast, gebe ich dich frei.«

Das war eine Lüge.

Er würde sie nie mehr gehen lassen.

3

Hier war es anders. Kein schneidend grelles Licht, das den Augen wehtat und Kopfschmerzen verursachte. Alles war sanft und unaufdringlich. Alles, bis auf den Mann, der sie hierher gebracht hatte. Der war hart und unbeugsam.

Wie schwarzes Eis.

Seine Worte prickelten ihr auf der Haut, ergaben manchmal einen Sinn und hatten ihn manchmal schon verloren, bevor sie den Weg durch das verschlungene Labyrinth in ihrem Kopf gefunden hatten. Das Labyrinth hatte sie selbst geschaffen, aber sie wusste nicht mehr, warum. Warum sollte sie sich selbst sabotieren? Warum sollte sie bewusst ihre eigenen Fähigkeiten beschneiden?

Nur deswegen hatte man sie so lange in dem weißen Zimmer festgehalten, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte, wann sie dort hineingekommen war oder wann sie das letzte Mal richtig geschlafen hatte. Wie Hammerschläge waren die blendend hellen Strahlen durch ihre Lider gedrungen, selbst wenn sie sich zusammengerollt und das Gesicht in den Armen verborgen hatte. Die Wärter hatten versprochen, das Licht auszuschalten, wenn sie das Labyrinth entwirren und wieder nützlich für sie werden würde, wenn sie bestimmte Dinge für sie tun würde.

In einem kurzen Moment der Klarheit begriff sie, dass eine so offensichtliche Weigerung jeglicher Kooperation eigentlich ein Todesurteil war. Was immer also ihre Fähigkeiten waren, sie war wichtig genug, dass sie am Leben erhalten wurde, wenn auch in Ketten und halb tot. Der letzte Versuch –

Das Labyrinth drehte sich und änderte erneut die Gestalt wie wohl tausend Mal am Tag, und die Gedanken waren nicht mehr zu fassen, zerfetzten das feine Gewebe aus Verstand und Erinnerung. Sie schloss die Finger noch fester um das Geländer, das sie davor bewahrte, in den Abgrund zu stürzen, atmete weiter und blinzelte die Lichtpunkte fort, die vor ihren Augen tanzten. Doch die Punkte verschwanden nicht, und verwundert begriff sie, dass es die Sterne am Nachthimmel waren.

Sie glitzerten so verführerisch, dass sie die Hände ausstreckte, um sie zu berühren. Doch die Sterne waren zu weit weg … und in ihrer Hand hielt sie nun ein Buch. Beinahe hätte sie den unerwarteten Gegenstand fallen lassen, doch eine Art Luftkissen bewahrte es davor, und ihr wurde klar, dass der Mann aus schwarzem Eis das Buch nie hätte in den Abgrund fallen lassen.

Im Dunkeln konnte sie die Schrift auf dem Umschlag nicht lesen, wusste nicht einmal, ob sie überhaupt noch lesen konnte. Doch sie zog das Buch durch die Streben und drückte es an ihre Brust, als wäre es ein Schatz. Als sie sicher sein konnte, dass er sie nicht länger beobachtete, riskierte sie einen Blick auf den Mann.

Er war anders als die Gefängniswärter an dem Ort mit dem schmerzenden Licht. Sie hatten ihr Schmerzen zugefügt, doch er wäre vermutlich in der Lage, ihr die Kehle durchzuschneiden, ohne mit der Wimper zu zucken. Das sagte ihr derselbe Teil ihres Gehirns, der auch das Labyrinth geboren hatte, der Teil, den nur der Wille zu überleben antrieb. Welche Qualität das Leben hatte, war dabei egal – das Leben allein zählte. Nur brutaler Pragmatismus hatte sie lange genug am Leben erhalten, damit sie nun unter einem Sternenhimmel neben einem Mann stand, in dessen Augen ebenfalls Sterne leuchteten, kühl und weiß auf schwarzer Seide.

Ein Kardinalmedialer, flüsterte es aus tief verborgenen Erinnerungen, das sind die Augen eines Kardinalmedialen.

Sie …

Wieder drehte sich das Labyrinth, nahm dem Gedanken jegliche Gestalt und verwandelte ihren Verstand in ein buntes Kaleidoskop, in dem Millionen Bilder zersplitterten und durcheinandertaumelten, bis nichts mehr Sinn ergab und alle Schönheit aus Scherben bestand. Manchmal gab sie sich den faszinierenden Bildern stundenlang hin, ließ sich von ihnen in eine Welt ziehen, in der kein Licht mehr schmerzte und ihr Verstand kein Krebs ohne Schale war, so weich und so verletzlich. So schrecklich ausgeliefert zu sein, das tat weh.

Doch nun … schützte sie eine Schale.

Ungläubig tippte sie mental an den schwarzen Schild, der ihren Geist umgab. Nichts. Absolut gar nichts. Neugierig strich sie an der Oberfläche entlang, er »schmeckte« nach schwarzem Eis. Nach ihm. Nach dem gefährlichen, schönen Mann mit der harten Stimme, der sie von dem Ort weggeholt hatte, wo man sie nicht hatte schlafen lassen, wo man von ihr Dinge gefordert hatte, die sie beinahe ausgelöscht hätten.

Nun hatte er sie an einen Ort mit Gittern gebracht.

Das war der letzte zusammenhängende Gedanke, den sie bewusst fassen konnte, bevor das Labyrinth sich wiederum neu formierte, Worte und Sätze in Konfetti verwandelte und die Wirklichkeit auslöschte.

Kaleb sah zu, wie die Frau, die seit zwei Stunden sein Gast war, die Terrasse wieder verließ. Bis auf den Augenblick, als sie die Hände in die Nacht hinausgestreckt und er es gewagt hatte, ihr das Buch zu reichen, hatte sie nur bewegungslos in die Sterne geschaut. Vielleicht erinnerte sich ein Teil von ihr an die leuchtenden Sterne im Medialnet – für die meisten ihres Volkes stellten sich so die geistigen Energien der einzelnen Medialen dar –, vielleicht nahm sie aber auch nur der Anblick des offenen Himmels gefangen, nachdem sie so viele Jahre in einem Käfig verbracht hatte.

Metall kreischte.

Eine Strebe war beinahe in der Mitte gebrochen. Ein Gedanke richtete sie wieder, dann betrat Kaleb sein Schlafzimmer durch die Schiebetüren. Es lag dem ihren gegenüber, damit er sie ständig überwachen konnte, auch wenn sie schlief.

Kurz duschte er den Schweiß ab und ging zu Bett. Raue Laken auf bloßer Haut. Er stellte seine innere Uhr auf fünf Stunden Schlaf ein. Sicher konnte er auch längere Zeit mit weit weniger auskommen, aber fünf Stunden waren die optimale Spanne, um sich psychisch und physisch zu regenerieren. Das Haus war verriegelt, die Alarmanlage angestellt, doch er stellte noch einen weiteren Alarm im Kopf an, der anschlagen würde, wenn die Frau ein Geräusch machte. Dann schlief er ein.

Träumte.

Träume wiesen auf einen Fehler der Konditionierung hin, doch Kaleb hatte schon vor langer Zeit gelernt, solche Fehler zu kompensieren, obwohl er sein Unbewusstes nicht kontrollieren konnte. Die Träume nahmen ihn nicht mehr so völlig gefangen wie in seiner Jugend, wo er oft so verstört aufgewacht war, dass er mindestens eine Stunde gebraucht hatte, bis er sich wieder konzentrieren konnte. Als Erwachsener erwachte er stets frisch und konnte sich an jede Einzelheit der nächtlichen Visionen erinnern.

M-Mediale hätten sicher interessante Schlüsse aus dem Material gezogen, überlegte er am nächsten Morgen, als er zur Arbeit eine schwarze Hose und ein weißes Hemd anzog, den Kragen aber noch offen ließ. Da er jedoch niemandem aus dieser Zunft jemals Zutritt zu seinem Geist gestatten würde, war der Gedanke unerheblich.

Die Türen zum Zimmer gegenüber waren noch geschlossen, und er wollte die Ruhe seines Gastes nicht stören. Seit sie unter seinem Dach lebte, war er die Geduld in Person. Er ging in die Küche und erstarrte. Sie saß mit angezogenen Beinen in einem Sessel in der sonnendurchfluteten »Frühstücksnische«, die er während der Bauphase den Plänen hinzugefügt hatte – obwohl er nicht im Sinn gehabt hatte, sie zu nutzen.

Die Menschen der beauftragten Bauunternehmen fanden nichts von dem eigenartig, was bei medialen Architekten sofort den Verdacht hervorgerufen hätte, etwas sei nicht in Ordnung mit dem Haus von Kaleb Krychek, den man im Medialnet für jemanden hielt, der so fest in Silentium verankert war wie kaum ein anderer. Die Firmen hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet, und da jedes Unternehmen nur einen Teil des Gebäudes gebaut und Kaleb selbst die letzten Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet hatte, kannte niemand außer ihm das ausgeklügelte System.

Da sein Gast aber nichts von dem geistigen Alarm gewusst hatte, dieser jedoch nicht ausgelöst worden war, obwohl sie ihr Zimmer verlassen hatte, musste er nach dem Fehler suchen. Er hatte etwas Grundlegendes übersehen: Er war ihr Schild; sein Verstand war zwar durch eine undurchdringliche Firewall von ihrem getrennt, dennoch hatte sein Bewusstsein sie als Teil seiner selbst angesehen. Er veränderte die Parameter, damit das nicht noch einmal passierte, teleportierte Frühstücksgebäck aus dem sehr erfolgreichen Hotel, das ihm gehörte, und bereitet an der Theke eine heiße Schokolade zu.

Selbst hatte er so etwas noch nie getrunken, sich aber informiert, welcher Geschmack und welche Empfindungen als »angenehm« für emotionale Gattungen galten. Bei dem Zustand, in dem sich sein Gast dort in der Sonne befand, konnten solche Dinge ihr Vertrauen erwecken.

Er trug den Becher hinüber. »Bist du hungrig?«

Dunkelblaue Augen hinter wilden Strähnen, der Blick so eindringlich, als würde sie durch all seine Schilde schauen. Verwirrend, aber weiter nicht von Bedeutung – sie kannte bereits sein dunkelstes Geheimnis, hatte schreiend den scharfen Stahl darin geschmeckt.

Die Frau senkte den Blick und beugte sich über die heiße Schokolade. Während sie damit beschäftigt war, machte er sich einen Energieshake zum Frühstück und ging in Gedanken den Tagesplan durch. Ganz egal, ob er die Videokonferenz hier oder im Büro in Moskau abhielt, er würde als Sieger daraus hervorgehen. Das tat er immer. Versagen war keine Option.

In diesem Augenblick erhob sich die Frau, nach der er so lange gesucht hatte, aus dem Sessel und kam zu ihm. Einen Meter vor ihm blieb sie stehen, und er trat schweigend zurück, als sie in den bereitgestellten Korb griff. Da die Hotelküche einem Koch unterstand, der alles gern am richtigen Platz hatte, und so auch die Körbe mit frischem Gebäck in gut unterscheidbare Servietten packte, war die Teleportation nicht weiter schwierig gewesen. Er hatte das Bild der Küche im Kopf, und die entsprechenden Papierhüllen grenzten das Ziel weiter ein. Sein Gast legte ein Plundergebäck mit Aprikosenfüllung auf einen Teller und trug es zum Tisch.

Aber sie setzte sich nicht hin, sondern kam noch einmal zurück und nahm ein weiteres Gebäckstück, diesmal mit Brombeerfüllung. Erst als sie es auf die andere Seite des Tisches legte und die heiße Schokolade in die Mitte schob, begriff er, dass sie ihn einlud, mit ihr zu frühstücken.

Lenik, telepathierte er und wartete, bis der Untergebene von Silver den telepathischen Kanal öffnete. Verschieben Sie das Treffen mit Imkorp.

Sir? Die Firma steht den Vereinbarungen doch bereits sehr zögernd gegenüber.

Sie werden schon warten. Kaleb hatte bei den Verhandlungen das Heft in der Hand und würde den Geschäftsführer von Imkorp nur zu gern daran erinnern, falls dieser es vergessen haben sollte.

Ich werde mich sofort mit Imkorp in Verbindung setzen.

Nachdem das erledigt war, goss sich Kaleb ein Glas Wasser ein und setzte sich zu der Frau. »Vielen Dank«, sagte er und schob ihr die Schokolade hin. »Aber das ist für dich.«

Sie sah ihn prüfend an, und die plötzlich aufscheinende Intelligenz in den dunkelblauen Augen ließ alle Warnsignale in seinem Kopf anspringen. »Wer bist du?« Die Stimme war so heiser, als hätte sie seit Monaten … oder sogar Jahren kein Wort mehr gesprochen.

»Kaleb Krychek.«

Sie zögerte. »Kaleb Krychek.« So tonlos wie er selbst seinen Namen ausgesprochen hatte. Dann sah sie auf ihren Teller und biss in das Plunderstück. Auf ihren Blick hin machte er es ebenso.

Der Geschmack war wie ein Angriff auf Sinne, die nur an geschmacksneutrale Energieriegel und -shakes gewöhnt sind und von Zeit zu Zeit eine ebenfalls fade Mahlzeit, die den auf notwendige Kalorien und Vitamine ausgerichteten Speiseplan ergänzen. Doch er schluckte den Bissen hinunter und spülte mit Wasser nach. Damit zufrieden, aß die kleine Frau ihm gegenüber ihr eigenes Gebäck mit kleinen Bissen auf.

Das ist gut. Sie isst.

Sie war immer schlank gewesen, wie es sich für eine Tänzerin gehörte, doch nun waren die Muskeln verschwunden, die ihr ein gesundes Aussehen verliehen hatten. Sie schien zerbrechlich, die Wangen waren eingesunken und durch das grüne T-Shirt waren die knochigen Schultern zu sehen. Er teleportierte den Rest des Korbes auf den Tisch, und nach einigem Überlegen entschied sie sich für ein Bananenmuffin.

Dann nahm sie das Buttermesser, teilte das Muffin und legte ihm eine Hälfte auf den Teller. »Vielen Dank«, sagte er wieder und biss in das weiche, viel zu süße Gebäck, um sie zu beruhigen.

Sie aß ihre Hälfte auf und trank einen Großteil der Schokolade, ehe sie erneut etwas sagte. »Kaleb Krychek. Das ist ein ziemlich langer Name.«

»Du kannst Kaleb zu mir sagen.« Das hatte er ihr schon einmal gesagt, damals hatte sie noch nicht gewusst, wer er war und warum sie am besten hätte fortlaufen sollen.

»Ich habe die Schale, Kaleb.«

Er verstand den Sinn ihrer Worte nicht. »Tatsächlich?«

»Sie ist schwarz und hart.«

»Du meinst den geistigen Schild, den ich um dich gelegt habe.« Er trank sein Wasser. »Das war notwendig. Dein Geist war zu ungeschützt.« Nackt und verletzlich – vollkommen unakzeptabel für ihn. »Der Obsidianschild verbirgt jede Spur von dir im Medialnet.«

Offene Besorgnis stand in ihren Augen. »Bist du jetzt ungeschützt?«

Ihr Mitgefühl kam nicht überraschend, es war schließlich der Grund, warum man sie gefoltert hatte. »Nein. Ich kann ohne Schwierigkeiten zwei Schilde aufrechterhalten.« Zweifellos war er der mächtigste Mediale im Netz, seine Kräfte konnten den Stoff zerstören, aus dem ihre Gattung bestand, oder alles kontrollieren. Wofür er sich entscheiden mochte … hing allein von dieser Frau ab.

Wenn sie Rache wollte, würde er die Welt in ein Schlachthaus verwandeln.

Sie schnitt sich von seiner Muffinhälfte ein Stück ab. »Kannst du mich sehen?«

»Deine Gedanken gehören nur dir.« Nur ein einziges Mal hatte er in ihren Kopf gesehen, in dem kurzen Augenblick der Teleportation.

Wieder der intelligente Blick. »Kann ich deine Geheimnisse sehen, weil wir in einer Schale sind?«

»Nein. Das möchtest du auch gar nicht.« Eine Warnung. »Gerüchte im Medialnet besagen, dass ich Leute in den Irrsinn treiben kann.«

Kein Erschrecken, nicht einmal Furcht, nur volle Aufmerksamkeit, als hätte sie noch mehr aus seinen Worten herausgehört. »Kannst du das?«

»Ja.« Er hätte sie gern gefragt, was sie in ihm sah, ob der Albtraum für die mitternachtsblauen Augen sichtbar war. »Bis sie Phantome sehen und fürchterliche Stimmen hören, bis sie nicht mehr Teil der vernünftigen Welt sind, sondern nur noch gebrochene Kopien ihres früheren Selbst.«

»Warum tust du das?«

»Weil ich es kann.«

4

Sie hörte, was der Mann sagte, der so schwer einzuschätzen war wie eine Kobra vor dem Biss und bei dessen Stimme sich jedes Haar an ihrem Körper aufrichtete, doch sie wusste genau, dass er ihr etwas verschwieg. Sie konnte sich nicht erklären, ja nicht einmal in Worte fassen, was sie so sicher machte oder warum es sie so heftig danach verlangte, die eisige Fassade herunterzureißen. Nur eines war in dem Augenblick, in dem sie noch überlegen, noch denken konnte, kristallklar: Sie brauchte ihre Fähigkeiten, um der kalten Kraft standzuhalten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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