Halte mich (Stark Friends Novella 3) - J. Kenner - E-Book

Halte mich (Stark Friends Novella 3) E-Book

J. Kenner

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Beschreibung

Aufgeregt folgt Sylvia der Einladung zu einem glamourösen Maskenball in Hollywood. Mit Jackson hat sie eine erotische Wette abgeschlossen: Wird er sie hinter ihrer Kostümierung in der Menge erkennen? Sollte es Jackson nicht gelingen, wird er Sylvia einen sehnlichen Wunsch erfüllen. Gewinnt er jedoch, gehört Sylvia ganz ihm – und seinen wildesten Fantasien …

Stark Friends Novella 3 von SPIEGEL-Bestsellerautorin J. Kenner

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J. Kenner

HALTE

mich

Erzählung

Stark Friends Novella 3

Aus dem Amerikanischen von Janine Malz

Zur Erzählung

Aufgeregt folgt Sylvia der Einladung zu einem glamourösen Maskenball in Hollywood. Mit Jackson hat sie eine erotische Wette abgeschlossen: Wird er sie hinter ihrer Kostümierung in der Menge erkennen? Sollte es Jackson nicht gelingen, wird er Sylvia einen sehnlichen Wunsch erfüllen. Gewinnt er jedoch, gehört Sylvia ganz ihm – und seinen wildesten Fantasien …

Zur Autorin

Die New-York-Times- und SPIEGEL-Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.

Romane mit Nikki und Damien

Dir verfallen (Stark 1)

Dir ergeben (Stark 2)

Dich erfüllen (Stark 3)

Dich lieben (Stark 4)

Erzählungen mit Nikki und Damien

Dich befreien (Stark Novella 1)

Dir gehören (Stark Novella 2)

Dir vertrauen (Stark Novella 3)

Dich begehren (Stark Novella 4)

Dich beschenken (Stark Novella 5)

Dich besitzen (Stark Novella 6)

Dich berühren (Stark Novella 7)

Dich fühlen (Stark Novella 8)

Erzählungen aus der Stark-Welt

Zähme mich (Jamie & Ryan) (Stark Friends Novella 1)

Verführe mich (Jamie & Ryan) (Stark Friends Novella 2)

Halte mich (Sylvia & Jackson) (Stark Friends Novella 3)

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Copyright © 2017 by Julie Kenner Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Take my darebei Martini & Olive Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2018 by Diana Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: t. mutzenbach design, München Umschlagmotiv: © Ilona Wellmann/Arcangel; Lena Pan/Shutterstock Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

Kapitel 1

Der Morgen bricht an, als meine Träume mich aus dem Schlaf drängen, ehe ich bereit dafür bin. Gott sei Dank sind es keine Albträume. Die habe ich weitestgehend überwunden. Stattdessen ist es vielmehr eine vage Furcht, eine unbestimmte innere Unruhe, die jedoch so flüchtig ist, dass sie sich wie Nebelfetzen auflöst, als ich sie zu greifen suche.

Doch das macht nichts, denn ich bin mir sicher zu wissen, wovon der Traum handelte und was diese tief sitzende Furcht hervorrief.

Mein Vater.

Denn heute ist der Tag, an dem er frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, nachdem er infolge seines Mordgeständnisses über zwei Jahre eingesessen hat. Einen Mord, den er angeblich begangen hat, um mich zu beschützen. ­Doch dieser Loyalitätsbeweis kam etwas zu spät, und ich weiß ganz genau, dass dahinter nicht sein Wunsch stand, mich zu beschützen, sondern das nagende Schuldgefühl wegen all dem, was er mir als Teenager angetan hat.

Ich erschaudere und ziehe mir die Decke bis zum Hals, als ob die dünne Baumwolle mich wie ein Panzer vor meinen Erinnerungen schützen könnte. In den letzten paar Jahren habe ich versucht, mein Herz zu öffnen, um ihm zu vergeben. Um in ihm einen reuigen Sünder zu sehen, der ein edles Opfer für den Preis meiner Vergebung bringen wollte. Doch nichts, das er tut, kann die Vergangenheit auslöschen. Nichts, das er sagt, kann etwas an der Realität ändern.

Er hat mir wehgetan, und ich werde für immer die Narben davon tragen.

Einige Mädchen wachsen auf wie Prinzessinnen, mit Vätern, die sie auf Händen tragen und ihnen versichern, dass ihr Daddy immer für sie da sein wird. Dass kein Mann je gut genug für Daddys kleines Mädchen sein wird. Dass sie das süßeste, klügste und schönste Mädchen der Welt sind und ihnen alle Türen offen stehen. Väter, aus deren Worten Zuneigung und Liebe sprechen.

Ich habe solche Mädchen kennengelernt, aber nie zu ihnen gehört. Mein Vater hat mich wissentlich durch die Hölle geschickt, mich wie ein Bauernopfer behandelt. Schlimmer noch, wie eine Tauschware. Für meine Eltern zählte immer nur mein Bruder Ethan, ihr kleiner zerbrechlicher Prinz. Und auch wenn ich meinen Bruder ebenfalls vergötterte, habe ich darunter gelitten, dass ich nie ihre Prinzessin war. Sondern lediglich das ungeliebte Aschenputtel. Die seelischen Wunden meiner Kindheit sind viel zu lange nicht verheilt, schlichen sich in meine Träume ein und raubten mir mein Selbstwertgefühl.

Aber das war damals.

Das war, bevor ich Jackson traf.

Jackson Steele ist der Mann, der meine Tage belebt und meine Nächte bereichert. Der Mann, der meine innere Stärke erkannte. Der meine Hand hielt, als ich gegen meine Ängste ankämpfte, und der nie den Glauben an mich verlor.

Der Mann, den ich liebe.

Der Mann, der inzwischen mein Ehemann und Vater meiner Kinder ist.

Automatisch drehe ich mich nach seiner Bettseite um, auch wenn ich weiß, dass er nicht da ist. Er musste gestern Morgen wegen eines Notfalls auf einer seiner Baustellen die Stadt verlassen und kommt nicht vor dem frühen Nachmittag zurück. Ich lege meine Hand auf sein Kissen und erlaube mir, einen Moment seine Abwesenheit zu bedauern, auch wenn ich es war, die ihn buchstäblich zur Tür hinausgeschoben und ihm versichert hat, dass es mir gut ginge und ich auch allein klarkäme. Dass ich den heutigen Tag durchstehen würde.

Aber es geht mir ganz und gar nicht gut, und ich hasse es, dass mich die Schrecken meiner Vergangenheit zur Lügnerin machen.

Ich will ihn bei mir. Nein, mehr noch. Ich brauche ihn. Verzehre mich nach ihm. Nach seiner Berührung. Seiner Stärke. Seiner Leidenschaft.

Lange Zeit war ich tapfer gewesen, hatte meine schlimmsten Dämonen zurückgedrängt. Doch nun wurde mein Verlangen geweckt wie ein Tier, das nach einem tiefen Winterschlaf gierig vor Hunger erwacht.

Ich hatte Jackson weggeschickt in dem Glauben, das auch ohne ihn hinzubekommen, und nun, da ich feststelle, dass ich mich gründlich getäuscht habe, fühle ich mich töricht und klein.

Hör auf damit, verdammt noch mal.

Fest entschlossen, die Geister abzuschütteln, die mich heute Morgen so vehement im Griff haben, stehe ich auf und lege die paar Schritte vom Bett zu der Glasfront zurück, die die westliche Seite unseres Hauses in Pacific Palisades bildet. Ein strahlender Freitagmorgen bricht gerade an, und ich stehe da in meinem kurzen Seidennachthemd und blicke hinaus auf die ausgedehnte gepflegte Rasenfläche und das dahinterliegende Meer. Das war immer mein Traum gewesen. Ich wollte ein Haus in den Bergen mit einem großen Garten und einer Dachterrasse, von der man das Meer sehen konnte. Am Tag wollte ich die Boote beobachten, wie sie am Horizont verschwinden, und bei Nacht wollte ich auf dieser Terrasse unter dem unendlichen Sternenhimmel sitzen und dabei zusehen, wie das silberne Mondlicht auf dem Wellenkamm tanzt.

So hatte ich Jackson meinen Traum geschildert, und er ­hatte mir ganz genau zugehört, mich geküsst und mir versprochen, mir ein Traumschloss unter den Sternen zu bauen.

Und er hat Wort gehalten. Er hat es wirklich gebaut.

Natürlich war dabei von Vorteil, dass er zu den berühmtesten und erfolgreichsten Architekten unserer Zeit zählt, und ich hatte fasziniert dabei zugesehen, wie er aus meinen abstrakten Ideen eine Unendlichkeit an Möglichkeiten kreierte. Wie aus ein paar groben Strichen auf Papier konkrete Balken und Pfeiler wurden. Wie aus einem Traum Wirklichkeit wurde.

Ich glaube, das ist eine der Eigenschaften, die ich am meisten an ihm liebe – diese Fähigkeit, die Unendlichkeit an Möglichkeiten einzufangen. Die Vorstellungskraft niederzuzwingen und aus nichts mehr als dem Aufblitzen einer Idee etwas Atemberaubendes zu erschaffen.

Aber auch wenn es Jackson war, der das Haus gebaut hat, haben wir es gemeinsam zu unserem Zuhause gemacht.

Und genau genommen, bin ich immer noch nicht die Prinzessin dieses Schlosses, aber damit kann ich leben.

Ich drehe mich zurück zum Raum und lächle, als mein Blick auf das kleine Mädchen fällt, das mit verwuscheltem Haar in dem riesigen Sessel zusammengerollt liegt. Sie ist die wahre Prinzessin unseres Traumschlosses, und momentan schläft sie tief und fest unter ihrer Lieblingsdecke, den Daumen im Mund, während ihr Hund Fred zusammengerollt vor dem Sessel auf dem Teppich liegt. Veronica Amelia Steele, die wie ihr Vater mein Herz im Sturm erobert hat.

Es überrascht mich nicht, dass sie noch schläft. Da sie heute nicht in den Kindergarten muss, durfte sie gestern länger aufbleiben als sonst. Es überrascht mich auch nicht, dass sie in diesem Sessel liegt. Obwohl sie neben ihrem Vater im Bett eingeschlafen war, nachdem sie ihn dreimal angebettelt hatte, »nur noch eine Geschichte« aus Das magische Baumhaus, ihrem Lieblingsbuch, vorzulesen, war sie nicht im Bett liegen geblieben. Sondern war wie so oft mitten in der Nacht auf diesen gemütlichen Sessel gewechselt, den sie zu ihrem persönlichen Schlafplatz erklärt hat.

Während ich sie beim Schlafen beobachte, hebt Fred seinen Kopf. Er ist ein Mischling aus einem Corgi und einem Beagle und besitzt Ohren, die für seinen Körper ein wenig zu groß geraten wirken, und einen Schwanz, der unablässig zu wedeln scheint. Mit einem breiten Gähnen dreht er sich zu Ronnie, ehe er seinen Kopf zu mir zurückdreht und schräg legt, als wollte er fragen: Was gibt’s?

»Schon gut«, flüstere ich. »Lass sie schlafen. Ich gehe mal nach dem Baby sehen.«

Als würde er mich verstehen, lässt er den Kopf auf seine Pfoten sinken und bleibt zurück, um auf meine Tochter aufzupassen. Ich schnappe mir den tragbaren Babymonitor von der Kommode und tappe barfuß den Gang hinunter. Unser Schlafzimmer ist das einzige auf dieser Etage, aber es gibt einen kleinen Hobbyraum, den wir vorübergehend zum Kinderzimmer umfunktioniert haben und in dem Jeffery schläft, der andere Mann in meinem Leben. Er ist inzwischen bereits ein Jahr alt, und es erstaunt mich immer wieder, wie schnell die Zeit verfliegt. Noch vor gar nicht langer Zeit plagte mich die Angst, als Mutter zu versagen. Und jetzt kann ich mir ein Leben ohne meine Kinder nicht mehr vorstellen.

Vor seinem Kinderzimmer stehend, zögere ich einen Moment, den Knauf zu drehen. Denn so sehr ich mich darauf freue, sein süßes Gesichtchen zu sehen, kann ich nicht abstreiten, dass ich gerne noch ein paar Minuten der Stille genießen würde – inzwischen eine Seltenheit in unserem Haus. Jeffery schläft selten länger als sechs Uhr, doch obwohl es bereits halb sieben ist, verrät mir der Babymonitor, dass er sich noch nicht gerührt hat. Wenn ich jetzt diese Tür öffne, ist es mit der himmlischen Ruhe vorbei. Aber wenn ich hinunter in die Küche gehe, könnte ich noch ein paar selige Minuten lang mit meinem Kaffee in der Hand auf der Ter­rasse die Ruhe vor dem Sturm genießen.

»Gleich, kleiner Mann«, flüstere ich, schleiche mich langsam zurück und steige freudig die Treppen hinab.

Das Haus hat einen H-förmigen Grundriss, wobei der einstöckige Flachbau den Querbalken des H bildet. Hier befinden sich unsere Küche, zwei Wohnzimmer, die Bibliothek und ein kleiner Fitnessraum. Die gesamte Westfassade besteht aus bewegbaren Glasscheiben, die beiseitegeschoben werden können, sodass diese Seite nahtlos vom Innen- zum Außenbereich übergeht. Das Beste an der Querverbindung ist jedoch, dass sie das Fundament für meine Dachterrasse bildet: eine luxuriöse Außenfläche mit gemütlichen Gartenmöbeln, einer Außenküche, einer Feuerstelle und einem schmalen Infinity Pool.

In den beiden senkrechten Anbauten zu beiden Seiten befinden sich die Schlafzimmer. Auf der Südseite liegen im Erdgeschoss das Kinder- und die zwei Gästezimmer und darüber ein Heimkino und ein Spielzimmer. Auf der Nordseite befindet sich im ersten Stock unser Schlafzimmer sowie der zum Kinderzimmer umfunktionierte Hobbyraum, während unsere miteinander verbundenen Arbeitszimmer im Erdgeschoss liegen.

Vom Balkon unseres Schlafzimmers windet sich eine Außentreppe nach unten zur Dachterrasse und dann weiter hin­unter zum Erdgeschoss und der großen Sitzfläche, die sich zu unserem gepflegten Garten hin öffnet. Heute Morgen jedoch entscheide ich mich gegen die Außen- und für die Innentreppe, die direkt zu der Nische zwischen Küche und Frühstücksbereich führt.

Langsam und leise schleiche ich die Treppe hinunter – denn nun, da ich frischen Kaffee im Kopf habe, will ich das Baby auf gar keinen Fall wecken – erstarre jedoch, als ich den Frühstücksbereich erblicke, und halte mir die Hand vor den Mund, um einen überraschten Laut zu unterdrücken.

Jackson.

Da sitzt er. Direkt vor mir am Frühstückstisch. Mit einer abgewetzten Jeans und einem schlichten weißen T-Shirt. Er hält Jeffery auf dem Schoß und ist voll darauf konzentriert, das Fläschchen festzuhalten, während unser kleiner schläf­riger Sohn daran saugt.

Jackson ist unrasiert und seine Kleidung zerknittert. Wahrscheinlich hat er nicht geschlafen, seit er gestern losgefahren ist, und ich weiß, wie wenig er in der Nacht davor geschlafen hat. Es ist nicht zu übersehen, dass er extrem erschöpft ist, und dennoch liegt eine solche Zärtlichkeit in seinem Blick, dass ich weinen möchte.

Einen Moment lang stehe ich einfach regungslos da und beobachte, wie sich sein dunkler Schopf über die ebenso dunklen Härchen unseres Sohnemanns beugt. Der sanfte Lichteinfall bringt den kupfernen Schimmer in Jacksons Haar zum Leuchten und erzeugt eine beinahe magische Atmosphäre. Ich kann zwar nicht ihre Augen sehen, aber ich weiß auch so, dass Jefferys Augen genauso blau sind wie die seines Vaters, nur dass seine von einem unschuldigen Himmelsblau sind, während die seines Vaters je nach Stimmungslage verschiedene Schattierungen annehmen. Professionelles Stahl. Arktisches Eis. Karibische Hitze.

Im Augenblick brauche ich all seine Facetten. Seinen kühlen Verstand, mit dem er mir versichert, dass ich diesen Tag überstehen werde. Seine leidenschaftliche Hitze, die mir die Kraft verleiht, daran zu glauben.

Plötzlich werde ich ungeduldig und mache eine winzige Bewegung.

Ich bin mir sicher, dass ich kein Geräusch gemacht habe, und dennoch sieht er zu mir hoch, und ich beobachte, wie sein Lächeln die feinen Linien der Erschöpfung vertreibt.

Ich will einen Schritt auf ihn zu machen, doch er schüttelt beinahe unmerklich den Kopf. Er blickt hinunter, und mir wird klar, dass Jeffery eingeschlafen ist. Sanft zieht mein Mann ihm die Flasche aus den kleinen Händen und stellt sie auf dem Tisch ab. Dann legt er sich den Zeigefinger vor die Lippen, und ich nicke bestätigend.

Das Baby an die Schulter gedrückt, steht er auf und kommt auf mich zu, während er Jefferys Rücken streichelt. Sein Lächeln ist ebenso sinnlich wie schelmisch, und er bedeutet mir mit schräg gelegtem Kopf, ihm zu folgen, als er die Treppen hochgeht.

Oben angekommen, stehe ich neben ihm, als er Jeffery zurück in sein Bettchen legt, der die kleinen Hände zu Fäusten ballt und die Füße in seinem Winnie-Pooh-Strampler von sich streckt. Als er schnüffelt, fürchte ich einen Augenblick, dass er gleich aufwacht, doch dann steckt er sich den Daumen in den Mund und findet zufrieden, geborgen und geliebt zur Ruhe.

Jackson nimmt meine Hand, und gemeinsam verlassen wir leise den Raum. Als wir auf den Flur hinaustreten, wirft er einen letzten Blick auf unseren Sohnemann, schließt die Tür und zieht mich dann stürmisch zu sich.

»Du bist hier«, flüstere ich, wobei meine schlichten Worte verbergen, wie glücklich und erleichtert ich in Wirklichkeit bin. »Aber wieso?«

»Oh, Baby«, murmelt er und zieht mich näher heran. »Ich wusste genau, dass du mich in dieser Situation brauchst. Wo sollte ich denn sonst sein?«

Kapitel 2

Jackson drückte einen Kuss auf Sylvias Scheitel, die sich an ihn klammerte. Er hatte gesehen, wie steif sie auf der Treppe gestanden hatte, und zog sie näher heran, als ob das ihre Anspannung lösen könnte. Als ob eine Umarmung und ein Kuss die Tatsache auslöschen könnten, dass er ein gottverdammter Idiot gewesen war.

Er hätte niemals gehen dürfen. Was zur Hölle hatte er sich nur dabei gedacht?

Stark Vacation Properties hatte seine Firma, Steele Deve­lopment, angeheuert, um die Renovierung eines alten Ca­sino-Hotels zu planen und durchzuführen, das sich in einer aufstrebenden Gegend am Rande von Las Vegas befindet. Gestern hatte es Stress auf der Baustelle gegeben, eine Kombination aus Grundstücks- und Behördenproblemen, die sich zu jener Art von Kuddelmuddel ausgewachsen hatten, das im Keim erstickt werden musste, insbesondere weil ansonsten Negativschlagzeilen drohen, sobald bekannt wird, dass es auf einer Stark- oder Steele-Baustelle Ärger gab.

Sylvia wusste all das natürlich. Auch wenn sie nicht am Vegas-Projekt beteiligt war, arbeitete sie als Projektmanagerin für das Bauunternehmen Stark Real Estate Development. Deshalb konnte sie die Tragweite ermessen und hatte Jackson nicht nur gedrängt zu fahren, sondern es regelrecht gefordert. Sein Partner Chester Harper, genannt Chess, war zwar ein ebenso intelligenter wie talentierter Architekt, aber gerade erst von der Architektenkammer zugelassen worden und noch etwas zu unerfahren.

Deshalb war Jackson gefahren. Und ja, er hatte sich um das Problem gekümmert. Stunde um Stunde, ohne Unterbrechung hatte er bis tief in die Nacht gearbeitet, um alles zu erledigen und schnell wieder zu den wirklich wichtigen Dingen in seinem Leben zurückzukehren.

Aber er hätte gar nicht erst fahren dürfen.

»Ich weiß, was du denkst«, flüsterte sie, als sie sich von ihm löste und ihren Kopf zurücklehnte, um ihn anzuse-hen. »Brauchst du aber nicht. Mir geht’s gut.« Sie trug kein Make-up, und ihr kurzes braunes Haar war vom Schlafen zerzaust. Ihre Lippen öffneten sich, um noch etwas zu sagen, und es kostete ihn all seine Willenskraft, sie nicht gegen die Wand zu drücken und seinen Mund auf ihren zu pressen in einem stillen, verzweifelten Versuch, sie um Verzeihung zu bitten.

Er tat es nicht. Er konnte es nicht. Denn auch wenn ihre Lippen stumm blieben, hielten ihre Augen ihn zurück. Diese hellen, whiskeyfarbenen Augen, die ihm all seine Aufmerksamkeit abverlangten. Die ihm ohne Worte zu verstehen gaben, dass sie ihm keinen Vorwurf machte, egal wie sehr er sich selbst Vorwürfe machte.