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Schnapp Dir die emotionale Fantasy-Serie, bekannt von Booktok! Serena ist ein durchschnittliches 18-jähriges Mädchen, bis sie ihrem wahren Schicksal nicht mehr länger entfliehen kann. Sie wird in eine Sirene verwandelt und muss sich an einen anderen Namen, ungewohnte Fähigkeiten und an die ständigen, interessierten Blicke von Männern gewöhnen. Dass der hübsche Alex auch darunter ist, stört sie allerdings weniger. Wenn sie nur ihre wahre Identität nicht vor ihm verbergen müsste. Jedoch ist das nicht die einzige Schwierigkeit, welche die Beziehung und sogar das Leben von Alex und Serena gefährdet und Serena vor eine schwierige Entscheidung stellt. Dies ist der packende erste Band in der Heart of Power Trilogie. Die fesselnde Fortsetzung der Bestseller-Autorin S. L. Giger wartet bereits auf Dich. "Ich finde das Buch ein Meisterwerk. Ich bin absolut bezaubert von Ihrer Kreativität. Die Geschichte ist so gut, dass ein Film daraus gemacht werden sollte." LARA_BÜCHERWALD "Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Dies war mein erstes Buch, in der Sirenen die Hauptrolle einnehmen und ich war wirklich positiv überrascht. S. L. Giger hat hier eine tolle Fantasygeschichte geschaffen, in der auch die Liebe ihren Platz gefunden hat. Sie nimmt nicht zu viel und auch nicht zu wenig Raum ein. Ich finde, dass S. L. Giger der Mix aus Fantasie, Liebe und Spannung sehr gut gelungen ist." CHARLEEN'S TRAUMBIBLIOTHEK
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Heart of Power
Erwachen der Sirene
S. L. Giger
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Heart of Power
Erwachen der Sirene
Von S. L. Giger
Dies ist der erste Band in der Heart of Power- Trilogie
Ich widme dieses Buch allen, die auf dem Weg zu ihren Zielen nicht aufgeben.
„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben,
damit wir das Leben finden, das auf uns wartet.“
(Joseph Campbell)
Eine Sirene (griechisch Σειρήν Seirēn) ist in der griechischen Mythologie ein schönes, aber gefährliches, weibliches Fabelwesen, das durch seinen verzaubernden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt, um sie zu töten.
(Wikipedia)
Ich war ein normales 18-jähriges Mädchen. Man würde mich als durchschnittlich bezeichnen. Ich war weder groß noch schlank genug, um ein Model zu sein, und auch nicht klein genug, damit alle hübschen Jungs größer waren als ich. Meine hellbraunen Haare waren schulterlang und ich musste eine Brille tragen, welche meinem blassen Gesicht wenigstens einen Hauch von Braun verlieh. Ich war zufrieden mit meiner Existenz als Mauerblümchen, weil ich gute Freunde und eine liebevolle Familie hatte. Dann, ohne eine Vorwarnung, verlor ich alles. Ich stieg in eine Achterbahn der Emotionen und erreichte jedes Extrem von Traurigkeit, Verrücktheit und Glück. Alles nur, weil dieser Wikipedia-Artikel plötzlich etwas zu wahr wurde. Wer hätte gedacht, dass es so viel Arbeit bedeutet, eine der schönsten, mystischen Kreaturen zu sein?
E
in gleißendes Lichtblendete mich, als ich versuchte, die Augen zu öffnen. Ein unbeschreiblicher Schmerz kroch durch meine Adern wie ein steigendes Fieber. Meine Brust brannte wie Feuer und war kurz vorm Explodieren. Von meinem Unterleib spürte ich nichts. Wo war der Rest meines Körpers? Ich war so erschöpft, dass ich nicht einmal mit den Zehen wackeln konnte.
Wieder versuchte ich meine Augen zu öffnen – alles wurde schwarz.
Ich hörte flüsternde Stimmen, aber ich verstand nicht, was sie sagten. Mein Rachen kratzte vor Trockenheit. Jede Zelle in meinem Körper verlangte nach Wasser. Und immer noch dieser Schmerz. Er raubte mir die Fähigkeit zu atmen. Öffnet ein Fenster oder ich werde ersticken.
Meine Arme hingen schlapp neben mir. Ich fühlte mich müde. So erschöpft, als ob ich jahrelang nicht geschlafen hätte.
„Serena“, hörte ich meinen Namen.
Plötzlich lüftete sich dieses Gewicht von meiner Brust und ich fühlte mich sehr leicht. Mein Fieber schien im kühlen, festen Boden, auf welchem ich lag, zu versickern. Wo war ich? War dies ein Traum? Ich hörte mehr Flüstern. Mein Name, jemand sagte meinen Namen. Dieses Mal klappte es; ich öffnete meine Augen.
„Oh, wir werden sie an der kurzen Leine halten müssen.“
„Du sahst auch so aus, als du aufgewacht bist.“
„Auf keinen Fall! Ich hätte mich zu Tode erschreckt, wenn ich mich so im Spiegel gesehen hätte“, gluckste eine wunderschöne Frau. Sie hatte kurze Haare, welche ein bisschen unter ihre Ohren reichten und komplett in einem knalligen Pink gefärbt waren. Wären ihre Augen etwas größer gewesen, hätte sie wie ein japanischer Anime-Charakter ausgesehen.
Lange, schwere, braune Locken fielen an beiden Seiten des Gesichts der anderen Frau herab und streiften sanft meine Schultern, als sie mich von oben studierte. Klare, grüne Augen ruhten in ihrem makellosen Gesicht. Obwohl sich die beiden nicht wirklich ähnlich sahen, hatten sie irgendeine Verbindung zwischen sich, die mich glauben ließ, dass sie Schwestern waren.
„Serena, kannst du mich verstehen?“, fragte mich die Dunkelhaarige auf Englisch. Ich brauchte einen Moment, um zu registrieren, was sie sagte, da mein Englisch zu jenem Zeitpunkt begrenzt war auf meinen Schulwortschatz und was ich mir sonst noch so auf Reisen angeeignet hatte.
Zuerst kam nur ein heiseres Krächzen aus meiner Kehle. Ich schluckte und versuchte es noch einmal.
„Wie? Warum wisst ihr meinen Namen?“, stotterte ich.
„Gut, sie spricht Englisch. Dies wird das Ganze vereinfachen“, sagte die Braunhaarige zu der anderen. Dann drehte sie sich zurück zu mir.
„Ich habe in deinem Portemonnaie nachgeschaut. Du hattest einen Unfall, aber jetzt ist alles in Ordnung.“ Nach einer kurzen Pause fragte sie: „Wie fühlst du dich?“
Unfall? Was war passiert? Ich versuchte mich aufzurichten, um mich genauer untersuchen zu können, aber ich konnte mich nicht bewegen, da meine Hände und Füße an einem kargen Steintisch festgebunden waren. Bis jetzt hatte ich mich noch ziemlich ruhig und gelassen verhalten, aber meine Geduld erreichte schlagartig das Ende.
„Was soll das? Wo bin ich?“ Alles, was ich sehen konnte, waren Felsen. Einige Kerzen erhellten die Höhle, in der wir uns befanden. „Wenn ich einen Unfall hatte, müsste ich in einem Krankenhaus sein und nicht in einer Art komischem Höhlenlabor, oder?“ Ich versuchte meine Hände aus den Fesseln zu befreien. Zu meinem Bedauern aber ohne Erfolg. Die Pinkhaarige rollte mit den Augen und kratzte an ihrem Kopf, während die andere mich mit einem freundlichen Lächeln anschaute. Solch einen Ausdruck setzte man auf, um eine Person zu beruhigen, die dabei war, etwas wirklich Dummes zu tun. Das machte mich nur noch wütender. „Wer seid ihr? Ich will hier raus!“ Und dann schellten plötzlich noch weitere Alarmglocken in meinem Kopf. „Toby“, stammelte ich, „wo ist Toby?“
Für eine Sekunde schauten sie sich unsicher an und als sie ihre Köpfe wieder zu mir drehten, konnte ich einen dunklen Schatten in ihren Augen erkennen. Ich versuchte irgendwo einen Fluchtweg zu erspähen, aber ich erkannte nur einen Steintunnel, der in die Dunkelheit führte. Wo hatte ich mich da nur reingeritten? Es sah ziemlich danach aus, als ob ich der Mittelpunkt einer wahnsinnigen Zeremonie war und bald irgendwelchen Göttern geopfert werden würde. „Was habt ihr mit mir vor und wo ist Toby?“, knurrte ich energisch. Mein Atem zischte in kurzen, angsterfüllten Stößen aus meiner Kehle.
„Okay, du musst dich beruhigen“, sagte die Pinkhaarige amüsiert. „Die Gurte sind da zu deiner eigenen Sicherheit und wenn du uns einmal ein wenig Zeit zum Erklären geben würdest, wüsstest du auch warum.“
„Du musst keine Angst vor uns haben, wir versuchen meistens, nett zu sein“, fügte die andere hinzu. „Ich bin übrigens Melissa und das ist Roisin.“
Eine blonde Schönheit, mit einem perfekten Gesicht, wie aus einer Plakatwerbung für Make-up, stand plötzlich neben ihnen. „Oh, sie ist aufgewacht. Genau nach Zeitplan.“ Ich hatte sie nicht kommen hören. Hoffentlich war sie zu meiner Rettung erschienen.
„Ich dachte, du bist nicht damit einverstanden“, bemerkte Roisin.
„Bin ich auch nicht, aber ich kann euch ja sowieso nicht aufhalten.“ Sie starrte Roisin so intensiv an, dass ich überrascht war, dass es sie nicht umbrachte. Dann hellte sich ihr Gesicht für einen Moment auf. „Zudem will ich den Spaß nicht verpassen.“ Gerade als ich anfing, mich von der Unterhaltung ausgeschlossen zu fühlen, lächelte sie mich herablassend an. Ich schätzte, sie war doch nicht da, um mich zu retten.
„Also, hör mir zu“, startete Melissa aufs Neue. Als ob ich eine andere Wahl hatte. „Wie würdest du dich fühlen, wenn ich dir sagen würde, dass du, wie schon erwähnt, einen Unfall hattest und eigentlich gestorben wärst, aber wir konnten dich retten und als Nebenwirkung hast du nun Superkräfte?“
Ich blinzelte. Nein, sie waren immer noch da. Was auch immer das für ein Spiel war, ich mochte es kein bisschen. „Wo ist Toby?“ Ich rüttelte an meinen Fesseln, um sie zu lockern. Zu meiner eigenen Überraschung rissen die starken Bänder mit einem Kratzgeräusch ein wenig ein. Bevor ich mich jedoch darüber freuen konnte, pressten mich plötzlich sechs Frauenhände zurück auf die Steinplatte. An ihren konzentrierten Grimassen erkannte ich, dass dies harte Arbeit für sie war. Woher kam meine Stärke? Normalerweise brauchte ich sogar Hilfe, um ein Honigglas zu öffnen. Wahrscheinlich half die Panik, die sich wie eine Flutwelle in meinem Körper ausbreitete.
„Herzchen, zu deiner eigenen Sicherheit, beruhige dich und hör uns zu“, keuchte Melissa.
„Das könnte eine Weile dauern.“ Roisin rollte erneut mit den Augen.
„Ich verspreche dir, dass ich dich losbinde, sobald wir dir alles erklären konnten“, versuchte es Melissa erneut. Die dritte Frau drückte einfach meine Füße gegen den harten Stein und sah aus, als ob sie eine Million bessere Dinge zu tun hätte. Ich beruhigte mich ein bisschen und sie lockerten ihren Griff.
„Denk mal einen kurzen Moment zurück. Woran erinnerst du dich?“, fragte Melissa, nun wieder völlig gelassen.
Ich versuchte, meine Erinnerungen zu durchsuchen, aber das Einzige, woran ich denken konnte, war, dass ich schnellstmöglich hier raus wollte.
„Du warst in Malaysia. Hilft dir das weiter?“, fragte Roisin.
Kuala Lumpur, fiel es mir wieder ein. Ja, ich befand mich mit meiner Schule auf einer einmonatigen Bildungsreise durch Südostasien.
„Der Wasserfall“, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Eine dunkle Vorahnung rollte über mich hinweg. In Kuala Lumpur wollten die Lehrer mit uns zu einem Wasserfall wandern. Wir waren eine Gruppe von 15 Schülern der 11. und 12. Klasse, die während des Schuljahrs an einem Projekt gearbeitet hatten, in Malaysia eine Schule zu bauen. Wir errichteten die Schule in den ersten zwei Wochen der Reise und nutzten die restliche Zeit, um mehr vom Land zu sehen. Der Wasserfall war in einem üppigen Regenwald. Insgesamt bestand er aus sieben Fällen, die entlang eines Berges herunterflossen. Da der ganze Berg von Wald bedeckt war, sah man nur den obersten Wasserfall hinter den Bäumen verschwinden, alle anderen waren versteckt. Unsere Schülergruppe und die drei Lehrer wanderten entlang des Betonpfades, welcher uns zu den Fällen eins bis drei führte. Sie waren alle unterschiedlich. Ein Wasserfall hatte ein großes Wasserbecken, in welchem Malaysier schwammen, die anderen waren breit und hoch und die Strömung unten am Wasser zu stark zum Schwimmen.
Nachdem wir die dritte Ebene des Wasserfalls hinter uns gelassen hatten, waren wir so ziemlich die Einzigen im Wald. Nur noch einige Affen versuchten ab und zu, an die Nahrungsmittel in unseren Rucksäcken zu gelangen. Der geteerte Weg hörte bei der vierten Ebene abrupt auf und wir mussten auf einem erdigen Trampelpfad weitergehen. Es wurde ziemlich steil und daher beschlossen unsere Lehrer, dass das fünfte Level hoch genug sei. Alle ließen sich um das Wasserbecken herum nieder. Zumindest für die ersten drei Minuten, denn danach, gerade, als ich meine Wasserflasche in meinem Rucksack versorgte, kniete sich Toby neben mich. Toby war aus der Abschlussklasse und darüber hinaus mit seinen stechend blauen Augen und dem surferblonden Haar göttlich hübsch. In meiner Fantasie war er derjenige, den ich küsste und mit dem ich vielleicht sogar mein 1. Mal haben würde.
„Hey Serena, wie wäre es mit einem kleinen Abenteuer?“ Seine Stimme war gedämpft und sein Gesicht nahe an meinem, sodass es niemand sonst mitbekam.
Meine Nackenhaare richteten sich auf und meine Haut begann vor Aufregung zu kribbeln. Mit dir zu jeder Zeit, dachte ich. „Klar, was hast du im Sinn?“, überspielte ich meine Nervosität.
„Wir könnten uns davonschleichen und trotzdem zum Gipfel gehen. Die Aussicht soll phänomenal sein“, schlug er vor. Seine Augen glitzerten dabei so verführerisch, dass ich ihn einfach gerne noch weiter verträumt angestarrt hätte.
Warum auch immer er sich mit mir davonstehlen wollte, war mir ein Rätsel, aber ich wollte seinen Verstand nicht hinterfragen. „Okay“, nickte ich, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Er schlich in die Büsche und gab vor, ein stilles Örtchen zu suchen und ich folgte ihm nach ein paar Minuten. Wir trafen uns etwas höher oben auf dem Pfad.
Der Weg zum Gipfel wurde so steil, dass wir nur mit Klettern vorwärtskamen. Aber da wir aus der Schweiz waren und uns mit Bergen auskannten, dachten wir, dass wir es mit Leichtigkeit nach oben schaffen würden. Nach viel Kraxeln auf Händen und Füßen erreichten wir endlich den siebten und letzten Wasserfall. Die Gischt stürzte in ein grünes Süßwasserbecken, das durch die Sonne magisch leuchtete. Die Aussicht zum anderen Ende des Tals war unglaublich. Wir standen am Rande der Klippe, mit den Urwaldbäumen unter uns, soweit das Auge reichte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, in Europa schon einmal allein an einem so schönen Ort gewesen zu sein. Es hatte immer Leute, wohin man auch ging. Aber hier gab es nur uns.
„Wäre das nicht der perfekte Ort für einen ersten Kuss?“, grinste mich Toby an.
Ich schaffte nur ein scheues Nicken. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte noch nie einen Freund gehabt. Hier war ich, 18 Jahre alt, und meine einzige Kusserfahrung stammte vom Flaschendrehen. Wie erbärmlich. Ich hätte gerne gewusst, was es mit dem Küssen auf sich hatte, daher hätte ich Ja und Amen zu fast allem gesagt, was er vorgeschlagen hätte.
Toby fasste meine Hand und zog mich näher zu sich ran. Kleine Elektroschocks strömten von meinem Arm in den Rest meines Körpers. Meine Hand streifte seinen Oberkörper, welcher von der Wanderung und der Feuchtigkeit in der Luft schweiß überströmt war. Aufregung breitete sich in mir aus und ich vergaß fast, zu atmen. Jetzt würde es passieren: mein erster, richtiger Kuss. Tatsächlich rückte er sein Gesicht näher zu meinem, bis sich unsere Lippen trafen. Ich schmeckte Salz, aber ich war nicht sicher, ob es von meinem oder seinem Schweiß war. Was ich vor allem noch in Erinnerung behalten habe von jenem Kuss, war, wie schlabberig er sich anfühlte, und dass ich mich beinahe an seinem Speichel verschluckte. Enttäuschung kühlte meine vorherige Aufregung wie eine Löschdecke. Wenn das alles war, konnte ich gut weiterhin ohne Küssen auskommen, vielen Dank.
Wir setzten uns an den Rand des Beckens und ließen unsere Füße ins Wasser baumeln. Es war so klar, dass man die kleinen Fische sehen konnte, welche durch das Seegras am Boden schwammen. Wir küssten uns noch einige Male, bis Toby plötzlich begann, auf eine komische Art seine Hände über meinen Körper wandern zu lassen. Ich bewegte mich einige Zentimeter von ihm fort.
„Was ist los?“, fragte er mit einem verwirrten Blick.
„Nichts. Ich meine“, ich verstummte für einen Moment, um die richtigen Worte zu finden, „ich möchte nichts überstürzen.“ Ich schämte mich, sobald ich das ausgesprochen hatte. Was machte ich hier? Hatte ich nicht genau das noch vor weniger als einer Stunde gewollt? Nun verkrampfte sich jede Faser meines Körpers und ich wünschte, dass mich ein Zug hier rausholte. Nichts fühlte sich richtig an.
„Ich dachte, du weißt schon, dass das ein schöner Ort für ein erstes Mal sein würde.“ Er rutschte wieder näher.
Mein Magen zog sich zusammen. Ich hatte gehofft, dass er nicht wusste, dass ich noch Jungfrau war. Sowieso, warum musste er das erwähnen?
„Ich denke, wir sollten zurückgehen.“ Ich löste mich aus seinen Armen, stand auf und machte mich auf den Weg, ohne auf ihn zu warten.
„Hey, wohin gehst du? Ich habe es nicht so gemeint.“
„Was nicht so gemeint?“ Ich setzte den Weg durch das Dickicht fort.
„Schau, du musst jetzt nicht voll verrückt und wütend reagieren. Ich dachte, du wolltest es auch.“ Er atmete schwer.
„Vielleicht, aber nicht so schnell. Du hättest einfach aufhören sollen.“
Das war das Letzte, was ich herausbrachte, denn plötzlich hörte ich ein Knacken. „Oh, Scheiße“, rief Toby. Die Wurzel, an welcher er sich festgehalten hatte, war gerissen. Es raschelte über mir und dann traf mich Toby mit seinem ganzen Körpergewicht. Ich versuchte, mich irgendwo festzuhalten, aber es war so steil, dass wir einfach weiter purzelten. Ich brachte nicht einmal einen Schrei heraus, nur zwischendurch ein schmerzerfülltes Stöhnen, wenn ein weiterer Ast meine Haut aufkratzte. Wir fielen und fielen, bis ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Außer dann später dieses blendende Licht und den Schmerz.
„Bin ich gestorben und durch einen Fehler in der Hölle gelandet?“, sprach ich meine drei Kidnapper an.
„Würdest du diese Version vorziehen?“ Roisin lächelte mich schief an.
Melissa schüttelte den Kopf. „Keine Panik, du lebst und wir sind immer noch in einem malaysischen Wald.“
„Wir waren auf dem Rückweg von einem Fest, als wir euch die Felswand herunterfallen sahen“, sagte Roisin und die blonde Frau schnaubte. Melissa blickte sie alarmierend an und ich wunderte mich, was das alles zu bedeuten hatte. Roisin fuhr unbeirrt weiter. „Ihr würdet wahrscheinlich immer noch dort am Verrotten sein, wenn wir euch nicht gefunden hätten. Nicht viele Leute kommen durch dieses Tal.“
„Du wärst tot, wenn wir dich nicht gerettet hätten“, betonte Melissa nochmals. „Jegliche ambulante Hilfe wäre zu spät gekommen. Es gab nur einen Weg, um dich am Leben zu erhalten.“
„Um deine Frage zu beantworten, Toby hat es nicht geschafft“, sagte die Dritte sachlich.
„Du meinst, er ist tot?“ In meinem Schock wollte ich mich aufsetzen, nur um sofort daran erinnert zu werden, dass ich immer noch festgebunden war. „Nein, nein, nein, er ist zu jung zum-“
Melissa schnitt mir das Wort ab: „Wie ich schon erwähnt habe, gab es nur einen Weg, um dich am Leben zu erhalten und dazu brauchten wir die Unterstützung deines Freundes.“
„Willkommen im Klub der verrückten Schwestern“, sagte die blonde Frau in einem gelangweilten Ton und erntete strafende Blicke von Roisin und Melissa.
„Sag hallo zu deinem neuen Leben als Sirene“, strahlte Roisin mich an, als ob sie diejenige wäre, die mir verkündete, dass ich im Lotto gewonnen hatte.
Das war alles sehr verwirrend. „Als was?“
„Kennst du die Geschichten über Matrosen, die von den Gesängen wunderschöner Kreaturen angezogen und ins Verderben gelockt wurden?“ Roisin wartete meine Antwort nicht ab. „Es heißt, dass Sirenen die Seeleute mit ihren Liedern angelockt haben und als sie dann in Reichweite waren, haben sich die Sirenen in Monster verwandelt und die Männer lebendig verspeist.“ Roisin kicherte.
„So war es nicht wirklich“, widersprach die Blonde.
„Würdest du mich ausreden lassen, oder möchtest du es selbst erzählen, Cathy?“, ermahnte Roisin sie.
Endlich hatte auch die Dritte im Bunde einen Namen. Cathy presste ihre Lippen aufeinander und schwieg.
Roisin fuhr fort, „Okay, Sirenen haben also nie jemanden gegessen. Aber wir leben dank Adrenalin und das menschliche Herz ist die am einfachsten zugängliche Quelle dafür. In der Vergangenheit haben also die Sirenen die Körper der, nennen wir sie ‘Opfer’, auseinandergerissen, um ihr Herz zu essen-“
„Du meinst, diese Sirenen existieren wirklich?“, fragte ich.
Roisin lachte und Cathy schaute mich ungeduldig an.
Melissa fuhr in einem netteren Ton fort. „Ja, aber wir sind keine Monster und wir singen auch nicht. Es ist einfach so, dass unsere Vorfahren nicht gesunde Menschen umbringen wollten und sich daher auf den Ozean hinaus verbannt haben, um nur noch das Adrenalin von verlorenen Seglern zu nehmen.“
„Aber jetzt sind wir ja nicht auf dem Ozean“, sagte ich, nur um sicherzugehen.
„Nein, wir leben in normalen Häusern und anstatt verirrte Matrosen zu töten, nehmen wir nur das Adrenalin von Leuten, die sowieso an den Folgen eines Unfalls sterben würden. Wir nehmen nur Herzen von Leuten, für welche jede Hilfe zu spät kommen würde“, antwortete Melissa.
„Aber was hat das mit mir zu tun? Ich lebe ja noch, oder?“ Ich schaute von der einen zur anderen.
„Auf eine gewisse Art und Weise. Du bist eine der Glücklichen“, quietschte Roisin. „Deine Aura stimmte, damit wir dich in eine von uns verwandeln konnten. Du hast während der letzten fünfunddreißig Tage geschlafen und warst in Transformation. Fühlst du den Unterschied nicht?“
„Ich war fünfunddreißig Tage bewusstlos?“, schrie ich. „Das ist über einen Monat. Weiß meine Familie, wo ich bin?“
Melissas rechter Mundwinkel wanderte nach unten, sie sah aus, als ob sie etwas sagen wollte, aber sie blieb still.
Roisin erklärte es mir stattdessen. „Nein. Es gab natürlich Suchtrupps für dich und deinen Freund, aber nachdem sie euch zwei Wochen lang nicht gefunden hatten, wurdet ihr für tot erklärt. Deine Beerdigung fand vor 4 Tagen statt. Mach dir nichts draus, wir alle haben unsere auch verpasst.“
„Meine Familie denkt, dass ich tot bin?“, kreischte ich. Mein Herz fühlte sich plötzlich zerquetscht an und ich kriegte kaum Luft zum Atmen. „Ich muss zu ihnen und klarstellen, dass es mir gut geht.“
„Ähm, ja, das solltest du vielleicht überdenken“, sagte Cathy besserwisserisch.
„Auch wenn ich das extrem ungern tue, muss ich ihr recht geben“, sagte Roisin. „Erstens wäre es ein großer Schock für deine Familie, wenn sie die Person, die sie gerade begraben haben, plötzlich sehen würden. Zweitens hat dich die Umwandlung verändert. Daher frage ich dich erneut, fühlst du dich anders?“
Obwohl von meinem eigenen Tod zu hören ein Fakt war, über den ich noch genauer nachdenken musste, überragte meine Neugierde in diesem Moment.
„Ich fühle mich stärker, aber ansonsten, nein. Es würde helfen, wenn ich mich anschauen könnte.“ Ich zog wiederum an den Fesseln. Ich machte mir Sorgen, dass ich schlimme Narben von dem Fall hatte.
„Die Stärke ist da, weil du die ungenutzte Energie von deinem ersten Herzen in dir trägst. Das wird mit der Zeit auf ein normales Level abklingen. Aber es gibt weitere Vorteile, die mit dem Leben als Sirene kommen. Lass es mich dir zeigen.“ Vor einer Sekunde hatte Roisin noch gesprochen und im nächsten Moment war sie verschwunden. Ich schaute auf den blanken Felsen und blinzelte vor Verwirrung.
„Hier drüben“, rief sie. Sie stand in einer anderen Ecke der Höhle. Plötzlich waren die anderen auch neben ihr.
Wie machten sie das?
„Wie machen wir das wohl?“
Können sie nun auch noch Gedanken lesen?!
„Wir können extrem schnell gehen. Zweimal so schnell wie ein normales Passagierflugzeug und all dies ohne jegliches Geräusch.“
Jetzt standen sie wieder neben mir. Vielleicht sollte ich mir doch einmal anhören, was sie zu sagen hatten. Es konnte noch interessant werden.
„Das ist der Grund, warum wir dich anbinden mussten. Sonst hättest du dich aus Versehen selber umbringen können. Noch einmal“, Roisin kicherte, „indem du zu schnell gegen eine Wand gerannt wärst. Mit der unangezapften Energie von deinem ersten Herzen könntest du wahrscheinlich in einem Tag einmal um die Erdkugel rennen. Aber wenn du all deine Energie auf einmal aufbrauchen würdest, wärst du zu geschafft, um je wieder etwas zu tun. Des Weiteren benötigst du die verbleibende Energie, um es zu deiner ersten Mahlzeit zu schaffen. Wir müssen unser Herz etwa alle 40 Tage wieder neu auftanken. In der übrigen Zeit finden wir alle unsere eigenen Wege, um an zusätzliches Adrenalin zu gelangen.“ Roisin zwinkerte mir zu, als ob ich ihre langjährige Freundin wäre und ihre eingeweihten Sprüche verstehen würde. „Ansonsten müssen wir nicht viel essen, oder eigentlich überhaupt keine Nahrung zu uns nehmen. Aber das alles wirst du mit der Zeit lernen. Nun ist wichtig, dass du deine ersten Schritte machst und dich zu bewegen lernst. Bist du bereit dafür?“
S
ie befreiten michbehutsam von meinen Fesseln und in der Zwischenzeit erwähnten sie mehrere Male, dass ich mich aufsetzen sollte, als ob ich mich in Zeitlupe bewegen würde. Ich versuchte wirklich, ihren Ratschlag zu befolgen, aber als ich mich zu bewegen begann, verschwamm alles vor meinen Augen und die Höhlenwand rückte gefährlich nahe. Nach etwa einer Sekunde hörte ich auf, mich zu bewegen, aber ich war schon halb durch den Raum gekommen. Melissa und Roisin waren sofort neben mir und packten meine Arme.
„Uups“, sagte ich entschuldigend und wartete, bis die Schwindelgefühle abklangen.
„Du musst dich von innen heraus konzentrieren und mental deine Bewegungen kontrollieren. Denk an die Zeitlupe“, gab mir Melissa als Tipp zu verstehen, „und versuche zuerst in die andere Richtung zu gehen, sodass du einen Puffer hast und nicht wie ein Wasserballon gegen die Wand klatscht.“
Ich versuchte es nochmals. Dieses Mal bemerkte ich schon einen Unterschied. Es war, als ob die ganze Welt um mich herum langsamer geworden war und ich in normaler Geschwindigkeit durch sie hindurch geschritten wäre, wobei ich meine Umgebung im Detail betrachten konnte. Als normaler Mensch hätte ich mich nicht einmal zwei Zentimeter voranbewegt. Nun stand ich jedoch schon wieder neben dem Steintisch, ein wenig wackelig auf meinen Beinen.
„Gute Arbeit, du scheinst schnell zu lernen“, lobte mich Melissa.
„Außer dass sie aussieht, als ob sie jeden Moment umfallen würde.“ Roisin berührte meine Schulter und ich fühlte mich sofort stabiler.
„Das ist irgendwie falsch“, stellte ich fest, „als ob man auf einer Achterbahn wäre.“
„Am Anfang ist das normal. Roisin hat es wahrscheinlich nur nicht so erlebt, da sie schon als Mensch sehr mit dem Gefühl, leicht angetrunken zu sein, vertraut war.“
„Hey, lass mich in Ruhe. Ich bin Irin und ich war jung. In den Pub zu gehen, war einfach das, was wir machten“, verteidigte sich Roisin.
„Ihr Verhalten hat sich seitdem nicht groß verändert“, teilte mir Melissa mit, als ob Roisin nicht da wäre.
„Ich kann euch hören“, bemerkte Roisin.
Sie wollten, dass ich mich noch einige Male unter ihren beobachtenden Blicken hin und her bewegte. Das Schwindelgefühl verschwand, je mehr ich akzeptierte, dass dies wirklich geschah und ich es sogar kontrollieren konnte, wie schnell und wohin ich ging. Irgendwann fand Melissa, dass es nun sicher sei, wenn ich mich der Wand näherte. Sie eilte zu der einen Seite der Höhle, wo Cathy stand. Jetzt, da ich wusste, wie und warum sie sich so schnell bewegten, sah ich die Richtung, in welche sie starteten, und daher war es dann keine komplette Überraschung mehr, wenn sie plötzlich wieder irgendwo zu sehen waren. Ein flacher Gegenstand, der mit einem schwarzen Tuch bedeckt war, lehnte neben Cathy an der Wand. Sie entfernte das Tuch schwungvoll und zum Vorschein kam ein Spiegel.
„So, Serena“, sagte Melissa, „es ist Zeit, dass du dein neues Ich kennenlernst. Erschrick dich nicht, du siehst nur ein wenig anders aus, als du vorher ausgesehen hast.“
Spätestens bei ‚Erschrick dich nicht‘ hatte sie meine volle Aufmerksamkeit. Ich schnappte nach Luft und berührte mein Gesicht, um es nach fehlendem Fleisch abzutasten. Aber alles fühlte sich ganz und sanft an.
„Ah, die Jugend. Immer so um ihr Aussehen besorgt“, sagte Roisin.
„Dir gefällt es offensichtlich, dass du nicht mehr das Küken bist“, bemerkte Melissa.
„Machst du Witze? Das ist großartig. Wir sollten regelmäßig jemand Neuen kreieren.“ Sie lachte.
„Werd nicht übermütig“, knurrte Cathy ablehnend.
Melissa nickte. „Denk daran, dass du dich in Zeitlupe bewegst, wenn du dich der Wand näherst.“
Ich regte mich in Richtung Spiegel und war innerlich ziemlich glücklich darüber, dass ich nicht wie eine geworfene Tomate endete, aber irgendwie schaffte es diese Emotion nie an die Oberfläche.
Drei brennende Blicke ruhten auf mir, was meine Spannung noch steigerte. Daher widmete ich meine Aufmerksamkeit meinem Spiegelbild.
Oh mein Gott!
Nachdem der erste Schock vorüber war, starrte ich die Kreatur, besser gesagt, meine eigene Reflexion, einfach an. Ich benutzte meine Finger als Kamm und strich durch meine Haare, die irgendwie voluminöser und gesünder aussahen. Immer noch das gleiche Hellbraun, aber im Gegensatz zu früher waren die Haare nicht mehr dünn und die Spitzen nicht mehr in 1000 Gäbelchen geteilt. Ich öffnete überrascht meinen Mund. Meine Haut fühlte sich fein und rein an. Der nervige Pickel, welcher neben meiner Nase zu wachsen angefangen hatte, war verschwunden. Nicht nur das, es gab überhaupt keine Verunreinigung in meinem Gesicht. Des Weiteren war meine Brille weg. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich während der ganzen Zeit in der Höhle alles kristallklar und ohne äußere Hilfe gesehen hatte. Es war, als ob ich einen Verschönerungstag gewonnen hatte und das war das ‚Danach‘-Foto.
Meine Augen hingegen waren eine andere Sache. Meine neuen, starken Augen waren dunkel wie die Nacht, mit winzigen gelben Flecken darin. Diese funkelten auf eine Art, als ob sie ständig jedermanns Aufmerksamkeit wollten. Sogar ich war von ihnen fasziniert und musste in sie hineinstarren. Zudem hatten die Pupillen eine komische Diamantform. Diese Augen waren nicht nur sonderbar oder unmenschlich, sie strahlten das absolute Böse aus. Die Augen standen in solch einem Kontrast zum Rest von meinem Aussehen und verbreiteten eine schlechte Aura. Wahrscheinlich konnte man sie am besten als schlangenartig beschreiben. Niemand würde mir so je wieder ins Gesicht schauen können. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken herab.
„Warum sehen eure Augen nicht so aus?“, fragte ich.
Roisin meldete sich: „Das tun sie schon, aber wir können es verstecken. Mit etwas Training werden deine auch beinahe wieder wie die Alten aussehen und als zusätzliche Hilfe haben wir heutzutage zum Glück Kontaktlinsen. Ich brauchte eine Woche, bis meine Augen wieder annähernd menschlich aussahen.“ Roisin zwinkerte mir zu, wie eine Diva am Fernsehen.
„Du hast nur drei Tage zur Verfügung“, sagte Melissa. „Am dritten Tag müssen wir dich nach draußen bringen, damit du neue Energie tanken kannst. Nur für den Fall, dass wir weiteren Menschen begegnen, ist es besser für uns alle, wenn deine Augen nicht mehr so aussehen.“
„Ich habe keine Zweifel, dass sich unser Wunderkind gut anstellen wird. Ich kann’s nicht erwarten, dich in die richtige Welt hinauszubringen.“ Roisin lachte.
Melissa schürzte ihre Lippen und fuhr dann fort: „Während dieser Tage hast du auch Zeit, dir zu überlegen, wie du deine erste Tochter genannt hättest.“
„Warum ist -“ Ich konnte nicht fragen, warum das wichtig war, weil Cathy mich unterbrach.
„Warte, sie hat noch keinen Namen? Was ist mit Serena?“
„Das ist ihr richtiger Name“, sagte Roisin.
„Natürlich ist er das“, schnaubte Cathy. „Was ist sie? Der Harry Potter unter den Sirenen?“
Ich sah sie fragend an.
„Sirene, Serena, kapierst du? Dein echter Name hat die Wurzel in dem, was wir sind. Es ist, als ob du bestimmt dazu warst, eine von uns zu werden“, sagte sie trocken.
Melissa klatschte in die Hände. „Okay, das reicht. Können wir zurück zum Thema Namenswahl kommen? Du benötigst eine neue Identität, weil das, was du einmal warst, offensichtlich für die Welt gestorben ist. Was das genau heißt, wirst du noch bald genug erfahren. Etwas, was es sicherlich bedeutet, ist, dass du nie Kinder haben wirst.“ Sie schaute mich mit traurigen Augen an.
„Nicht, dass ich bald geplant hatte, Kinder zu haben, aber darf ich fragen, warum?“
„Wie alles andere in unserem Körper sind auch die Fortpflanzungsorgane auf Eis gelegt. Wenn du dich so nennst, wie du deine Tochter genannt hättest, können wir wenigstens ein kleines Stückchen dieses Verlusts zurückgewinnen.“
Ich fühlte, dass jetzt der richtige Moment gekommen war, mit diesem Aufklärungsspiel aufzuhören. „Meiner Meinung nach können wir aufhören, uns irgendwelche Sorgen zu machen und ich werde zu meiner Familie zurückgehen, da ja sonst jetzt alles gut läuft.“ Ich wollte mich nach hinten vom Acker machen, aber das war nicht möglich, da die Wand mit dem Spiegel hinter mir war und alle drei vor mir standen.
Cathy war die Erste, die sprach: „Ich befürchte, es ist zu spät dafür. Alles hat seinen Preis. In unserem Fall ist eine zweite Chance als Sirene zu haben auch nicht gratis.“
„Was sie meint, ist, dass du in vielen Aspekten ein aufregendes Leben führen wirst, aber einige Dinge opfern und mit anderen umzugehen lernen musst, damit du überlebst“, sagte Melissa. „Du kannst nicht zurückgehen.“
„Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen hier behalten“, sagte ich provozierend.
„Wenn du jetzt gehst, sind die Chancen hoch, dass du zuerst einige Menschen zu Tode erschrecken wirst und dann den Rest von ihnen tötest. Oder du bringst dich selbst aus Versehen um, weil du nicht weißt, welche Fähigkeiten dein neuer Körper mit sich bringt.“ Roisin gestikulierte wild mit ihren Händen, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Wir brauchten am Anfang alle Hilfe, es liegt keine Schande darin, dies zuzugeben und du wirst sehen, dass es schön ist, Leute um dich herum zu haben, die ähnlich sind.“ Roisin schaute auf die anderen.
„Sprich für dich selbst“, zischte Cathy.
„Wie auch immer, wie wär’s, wenn wir dir zuerst das eine oder andere beibringen, damit du nicht mehr wie eine tickende Bombe herumläufst?“ Roisin schaute mich mit großen Augen an und die Aufmerksamkeit der anderen war auch komplett auf mich gerichtet.
„Na gut.“ Ich seufzte. Drei gegen eine – das war einfach nicht fair.
D
ie nächsten drei tagestarrte ich mich wortwörtlich im Spiegel an. Ich fokussierte mich auf meine Augen und versuchte, meine Pupille zu einem normalen Kreis zurückzuformen. Die anderen kamen und gingen, wie sie wollten und verwickelten mich in Gespräche. Jedoch ließen sie mich nie allein im Raum und sie versperrten mir den Weg, wenn ich auch nur schon einen Schritt in Richtung Ausgang machte. Zuerst dachte ich nicht weiter darüber nach, da ich zu sehr darauf konzentriert war, meine schrecklichen Augen in eine normale Form zurückzubringen.
Die Temperatur in der Höhle war angenehm und es war trocken. Jedoch erhellte nur das Kerzenlicht das Steingewölbe. Daher hatte ich keine Ahnung, welche Tageszeit oder welcher Tag es war. Als sich von der ganzen Konzentration ein dumpfer Kopfschmerz an meinen Schläfen bemerkbar machte, fiel mir etwas Seltsames auf.
„Melissa, du hast gesagt, dass ich mich während 35 Tagen transformiert habe. Wie kann es sein, dass ich seit da überhaupt kein Verlangen nach Wasser oder Essen hatte?“
„Das Adrenalin gibt unserem Körper genügend Energie. Wir haben keine vitalen Vorgänge wie die Menschen. Daher arbeitet unsere Verdauung nur extrem langsam. Eine normale Portion zu essen, würde dich umbringen, da die Nahrungsmittel in deinem Magen verrotten würden“, erklärte sie mir.
„Also brauche ich nicht mehr vor öffentlichen Klos anzustehen, toll“, antwortete ich.
„Genau, das ist ein großer Vorteil.“ Sie lachte. „Etwa ein Sandwich pro Monat reicht als Verpflegung aus. Wenn du dich dann wieder unter Leute mischst, musst du zuerst einige Strategien lernen, wie du nichts isst, ohne als Magersüchtige aufzufallen.“
„Mhh, das könnte ein Problem werden, ich liebe es, zu essen.“
„Das wird schon gehen. Oder hast du im Moment Lust auf etwas? Sogar der Geruch deiner Lieblingsspeise wird keine Reaktion mehr in dir hervorrufen.“
Eine echte, italienische Lasagne à la Nonna, sollte meinen Magen nicht mehr zum Knurren bringen? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich war mir sowieso nicht sicher, wie stark ich Melissa vertrauen konnte. Sie war diejenige, die mich am stärksten hierbehalten wollte. Cathy mochte mich offensichtlich nicht, aber Roisin war immerhin witzig. Ich war mir sicher, dass ich mit ihr etwas aushandeln konnte, wenn die Zeit reif war. Wohingegen Melissa immer die Nette spielte, aber ein sehr klares Bild hatte, wohin mein Weg führen sollte. Bei ihr würde ich vorsichtig sein müssen.
Ich beschäftigte mich wieder mit meinen Augen und quetschte sie zu schmalen Schlitzen zusammen, die ich dann wieder öffnete.
„Warum werde ich nicht müde davon, immer hier zu stehen und meine Augen zu schließen und zu öffnen?“, fragte ich Roisin, die mich nun bewachte.
„Das braucht eine größere Erklärung.“ Roisin dachte einen Moment nach, wo sie anfangen sollte. „Hör mal einen Moment auf und berühre deinen Hals.“
Eine spezielle Aufforderung, aber ich machte es dennoch. „Und?“, fragte ich sie verwirrt.
„Fühlst du irgendetwas?“
Meine seidig weiche Haut ruhte kühl unter meiner Hand. Ich strich mir einige Male am Hals entlang, verzaubert durch das samtige Gefühl meines Körpers. Solch eine Haut haben doch sonst höchstens asiatische Supermodels. An meiner Halsschlagader blieb ich hängen. Kein Klopfen pochte gegen meine Finger. Mein Puls hätte doch spürbar sein sollen. Ich presste meine Hand stärker gegen meine Kehle, aber nichts rührte sich. Dann legte ich meine Hand auf den Ort, an dem ich mein Herz vermutete.
„Dort wirst du auch nichts merken“, sagte Roisin.
„Ich habe keinen Herzschlag?“
„Keinen, den man spüren kann. Lass mich dir etwas über deine Verwandlung erzählen.“ Roisin atmete tief ein. „Um dich am Leben zu halten, stachen wir eine Spritze, gefüllt mit ein bisschen von Melissas Speichel, in das Herz deines Freundes, um sein restliches Adrenalin zu entnehmen. Zusammen mit Melissas Speichel wurde das zu einem starken Serum, welches wir dir dann ins Herz jagten. Für einen Menschen wäre das Adrenalin allein eine zu hohe Dosis, um damit umgehen zu können, da es den Herzschlag etwa auf 4000 steigert. Durch den Speichel pflanzten wir das Gen der Sirenen jedoch in dir ein, welches du brauchtest, damit du den Energieschock überlebst. Jetzt ist dein Herz eher wie eine vibrierende Maschine oder ein Akku.“
Ich presste noch etwas stärker auf meine Brust. „Es schlägt also, aber einfach extrem schnell?“
„Ja, während der Verwandlung sind deine Blutbahnen gefroren und anstatt Blut fließt nun ein regelmäßiger Energiestrom durch deine Venen. Das ist auch der Grund, warum wir uns so schnell bewegen können. Solange du das Adrenalin einmal pro Monat erneuerst, wirst du nie müde.“ Dann warnte sie mich: „Aber vergiss ja nie, deine Batterien wieder aufzufüllen, ansonsten wirst du dich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle haben und schließlich doch sterben.“ Sie legte eine kurze Pause ein. „Cathy ist die Expertin auf diesem Gebiet. Sie ist Herzchirurgin. Wenn du also Fragen diesbezüglich hast, wende dich an sie.“
Ich verzog das Gesicht. „Ich habe noch etwa eine Million Fragen, aber Cathy wäre die letzte Person, mit der ich reden möchte.“ Ihre kalte Aura jagte mir einen Schauer den Rücken herunter, wann immer sie mich beobachtete.
„Ja, das kann ich nachvollziehen“, kicherte Roisin. „Ich bin ja auch noch hier.“
„Okay. Ist es wahr, dass Sirenen sehr gut singen können?“ Hoffnung breitete sich in mir aus, da mein Traumberuf Sängerin gewesen wäre. Mit meiner Mausstimme standen meine Chancen jedoch nie sehr gut.
„Ich weiß nicht, ob das wirklich wahr ist. Keine der Sirenen, die ich getroffen habe, kann etwas Spezielles mit ihrer Stimme anstellen. Unsere Ausstrahlung allein schafft es, die Menschen anzuziehen.“
„Oh, schade, das wäre schon toll gewesen.“ Ich presste meine Lippen in eine dünne Linie.
„Keine Sorge, es gibt genügend weitere Vorteile“, antwortete Roisin. „Zum Beispiel das Älterwerden.“
„Ja, was hat es mit unserem Alter auf sich?“
„Das ist etwas Großartiges, also hör mir gut zu.“ Roisins Augen glänzten hinter mir im Spiegel. „Dank unseres extrem langsamen Blutflusses altern wir nur ungefähr ein Jahr alle fünf Jahre und unser Körper hört auf, sich zu verändern, wenn wir 55 sind. Das beinhaltet die Falten in unserem Gesicht. Mit 90 sehen wir also immer noch so aus, wie wir es mit 55 taten.“
„Können wir sterben?“, wunderte ich mich laut.
„Wenn du nicht aus Versehen durch einen Unfall stirbst, wirst du irgendwann schon sterben, aber das kann 1000 Jahre dauern. Stell dich mal auf ein fabelhaftes, langes Leben ein.“
„Mann, ich hab’s gerade erst bis 18 geschafft und schon bis dahin war das Leben manchmal sehr anstrengend. Nun sagst du mir, dass ich sozusagen in den Jungbrunnen gefallen bin?“
„Ich denke nicht zu sehr über die Länge nach. Es ist alles eine Folge von einem guten Moment zum nächsten, wenn du in der Gegenwart lebst. Was bedeutet, dass wir sehr viele tolle Augenblicke haben werden“, lachte Roisin und rüttelte aufmunternd an meinen Schultern.
Ich musste darüber nachdenken. Mit allem, was ich bis jetzt über mein neues Ich gelernt hatte, fühlte ich mich wirklich nicht mehr sehr menschlich. Aber wie würde ich mit einer neuen Identität zurück in mein altes Leben kehren? War ein neuer Name wirklich notwendig? Wenigstens fiel mir diese Wahl leicht.
Meine Gedankenspirale wurde durch einen kurzen Warnruf von Roisin unterbrochen. „Achtung, fang!“ Und dann beschoss sie mich mit kleinen Dingen wie Schreiber, einem Teddybären und Plastikbecher. Automatisch griff ich nach den fliegenden Gegenständen und war sehr erfolgreich darin, sie zu fangen. Es stellte sich heraus, dass sich neben dem schnellen Gehen auch meine Reflexe stark verbessert hatten.
„Bravo, du kannst deine Bewegungen bereits recht gut kontrollieren“, lobte mich Roisin.
„Es hilft mir, wenn ich denke, dass die ganze Welt um mich herum verlangsamt wird. Ich stelle mir vor, durch sie hindurchzuwaten, wie durch ein Schlammbad, anstatt dass ich sehr schnell bin und alles andere langsamer. So kann ich die Kraft von meinen Bewegungen besser anpassen“, sagte ich und öffnete meine Hand dann in Zeitlupe, wie eine Blume, die sich im Sonnenlicht entfaltet, außer dass sich meine Hand in einer normalen Geschwindigkeit öffnete.
„Was auch immer dir hilft. Ich habe zudem getestet, ob deine Augen fokussiert bleiben, wenn du dich auf etwas Anderes konzentrieren musst. Aber so weit, so gut.“
Ich schenkte meine Aufmerksamkeit wieder meinen Pupillen, bis mich etwas sehr Schweres traf.
„Au, was war das?“, das Teuflische in meinen Augen flammte schlagartig wieder auf und ich scheute nicht davor zurück, Roisin bitter anzustarren.
„Uh, deine Pupillen.“ Ihre Augenbrauen spannten sich zu einem hohen Bogen.
Ich drehte mich zurück zum Spiegel und zuckte zusammen, als mich rohe Boshaftigkeit anschaute. Ich musste ruhig und gelassen bleiben, damit ich die Kontrolle und den Fokus nicht verlor. Als das böse Funkeln wieder weg war, wollte ich den Koffer, den mir Roisin angeworfen hatte, zurückwerfen. Er war jedoch ziemlich schwer. Ich öffnete ihn und blickte gespannt hinein. Nur normale Kleider. Offensichtlich gehörte Muskelkraft nicht zu meinen neuen Fähigkeiten. Ein schwerer Koffer blieb ein schwerer Koffer.
„Du kannst sie ausleihen. Es sind unsere Sachen, aber wir haben eine Auswahl für dich hierhergebracht, damit du nicht mehr jeden Tag in denselben Klamotten herumrennen musst.“
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich immer noch meine kurze Wanderhose und das gleiche zerrissene T-Shirt trug, seit ich aufgewacht war.
Nur Cathy spielte nie solche Spiele, wenn sie Aufsicht hatte. Sie saß stirnkrausend da oder machte ein paar Schritte, ohne jemals ein Wort zu sagen. Nicht, dass mich das gestört hätte. Niemanden zum Reden zu haben bedeutete mehr Zeit für mich, um zu üben, ruhig zu bleiben und meinen Kopf mit schönen Gedanken zu füllen. Auf diese Weise hellten sich meine Augen nach einer Weile etwas auf, bis sie sich für ein goldiges Schokoladenbraun entschieden. Bald würde ich nach Hause gehen können.
All diese Konzentration erschöpfte mich und die Kopfschmerzen breiteten sich noch weiter aus. Allerdings schienen die anderen zufrieden mit meinen Fortschritten.
„Nicht schlecht“, sagte Melissa. „Es sind erst drei Tage vergangen. Ich brauchte fünf Tage, um meine Augen zu dem zu bringen, was sie jetzt sind, und das war auch schon ziemlich schnell. Deine Pupillen sind immer noch etwas rechteckig, aber mit ein wenig mehr Arbeit wird niemand mehr etwas vermuten. Heute solltest du aber besser Kontaktlinsen tragen, um auf der sicheren Seite zu sein.“
Ich wusste, wie man Linsen einsetzte, da ich schon welche getragen hatte, als ich noch menschlich war. Es war immer noch seltsam für mich, dass ich plötzlich wieder ohne Brille sehen konnte, da ich für so lange Zeit die Welt immer wie durch ein angelaufenes Fensterglas wahrgenommen hatte.
„Und, hast du dich für einen Namen entschieden?“, fragte Melissa.
Meine Wahl war ein wenig ironisch, aber genau deswegen war der Name perfekt. Vor einigen Jahren hütete ich als Babysitterin die kleine Nathalie. Sie war das süßeste Baby, das ich je gesehen hatte. Leider starb sie mit nur vier Jahren an einem plötzlichen Herzstillstand und existiert seit da nur noch in meiner Erinnerung. Immer noch als glücklich strahlendes Kleinkind.
„Nathalie“, sagte ich, damit sie es hörten.
„So soll es sein.“ Melissa drehte sich zu Cathy um. „Catherine, kannst du die ID organisieren?“
Cathy rollte mit den Augen und rannte davon. Sie setzte ganz neue Maßstäbe für das Rennen.
„O
KAY, NATHALIE, BIST DU bereit, aus dieser Höhle herauszukommen?“, fragte Roisin.
„Wirklich? Ich sage ein Wort und so wird es sein? Serena ist tot und ich muss mich ab jetzt als jemand anderen ausgeben?“ Es fühlte sich so an, als ob wir irgendein Kinderspiel spielten und wenn wir keine Lust mehr hatten, würde ich wieder Serena sein.
„Je schneller du dich daran gewöhnst, desto besser. Ich versichere dir aufgrund meiner eigenen Erfahrung, dass es für dich nur schwieriger wird, wenn du deiner alten Person und deinem alten Leben nachtrauerst.“ Melissas Gesichtszüge waren hart wie Stein – bis auf einen Schimmer Traurigkeit in ihren Augen.
„Mir gefiel Serena“, schmollte ich.
„Ja, es ist ein schöner Name. Wir können mit dir später eine zweite Beerdigung feiern, aber lasst uns nun gehen.“ Roisin tappte ungeduldig mit ihrem Fuß.
„Ich sollte mich zuerst ein bisschen ausruhen.“ Plötzlich war ich nicht mehr so erpicht darauf, nach draußen zu gehen. Was, wenn sich die Welt dort auch verändert hatte, während ich hier drin verwandelt wurde und es jetzt plötzlich ein Dschungel oder eine futuristische Stadt war? Ich atmete nervös aus.
„Müdigkeit ist kein gutes Zeichen für uns. Das bedeutet, dass du Hunger hast. Wie hungrig fühlst du dich?“
Ich hatte dieses Verlangen in mir, aber es war nicht die typische Sehnsucht nach Schokolade oder einem anderen Nahrungsmittel oder Getränk. Eher eine große Leere in meinem Innern, als ob ich deprimiert wäre. Dieser Druck auf meiner Brust war so schlimm, dass es anfing, wehzutun. Jeder Atemzug musste sich einen Weg durch viel zu enge Bahnen pressen. Je mehr ich das fühlte, desto mehr wollte ich etwas dagegen unternehmen.
„Wie wäre es mit einem schönen, saftigen Herz? Immer noch pulsierend mit rotem Blut, gefüllt mit frischer Energie?“, schlug Roisin vor, als ich nicht sofort antwortete.
„Mhh.“ Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Mir war klar, dass mich das nicht so erregen sollte. Essen Menschen überhaupt Herzen? Von Tieren meine ich. Ich konnte mich nicht daran erinnern, aber als Roisin das erwähnte, wusste ich, dass ich genau darauf Lust hatte. Als ob sie das Menü des Jahres vom weltbesten Koch vorgelesen hätte, auf welchem per Zufall noch alle meine Lieblingsspeisen waren. Ich konnte nicht mehr warten. Ich stellte mir dieses frische, rote Herz vor und wollte sofort losrennen, um eins zu holen. Ich würde hineinbeißen, das Blut trinken, auf dem Fleisch herumkauen und jeden einzelnen Bissen genießen. Am Schluss würde ich mir noch genussvoll das restliche Blut von meinen Lippen lecken. Allein schon der Gedanke an das zarte Fleisch war orgastisch.
„Ich schätze, ich habe einen Bärenhunger.“ Ich schluckte und meine Augen wanderten zum Ausgang der Höhle. Natürlich war Melissa schneller als ich und berührte meine Schultern.
„Halt, bevor du davonrennst, müssen wir einige Regeln klären“, sagte Melissa. „Erste und wichtigste Regel: Wir bringen keine Menschen um und wir verwandeln nur diejenigen, deren Aura 100 % richtig erscheint für die Umwandlung.“ Ihre Augen verengten sich und es bildete sich eine kleine Grube zwischen den Augenbrauen. „Es sind nicht alle Menschen geeignet, Sirenen zu werden, daher darfst du vorerst keine Umwandlungen vornehmen und wir bedienen uns nur an Herzen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt, die Person zu retten. Das wird dir sehr schwerfallen, vor allem am Anfang und darum kannst du dich im Moment noch nicht unter zu große Menschenmassen mischen. Es würde dich wahnsinnig machen.“ Sie schüttelte ihre Hand neben ihrem Kopf, um zu zeigen, wie ich verrückt werden würde. „Darum werden wir dich die ersten paar Male an einer Leine führen und dich füttern.“ Sie verzog den Mund zu einer schiefen Linie.
„Du machst Witze!“ Ich starrte sie ungläubig an.
„Natürlich machen wir keine Witze; es ist sicherer für uns alle. Stell es dir so vor, als ob wir mit einem Kind wandern gingen; du bist das Kind und wir müssen sicherstellen, dass du nicht aus Versehen über die Klippe fällst.“
„Mein ganzes Leben war ich eine sehr unabhängige Person. Dass ihr mich andauernd beobachtet, fängt langsam an zu nerven.“
Melissas Unterkiefer verspannte sich. „Manchmal ist etwas Unangenehmes das Beste für einen.“ Sie hielt kurz inne, um den Faden wiederzufinden. „Zweite Regel: Wir reißen keine Körper auf. Diese Technik ist schon lange veraltet. Nun benutzen wir eine Spritze, welche wir direkt in das noch lebende Herz einführen, um das Adrenalin herauszuziehen und dann in unser Herz hineinzuspritzen. Das ist ebenso effektiv, aber viel sauberer. Dritte Regel …“
Ich fing an, mich zu ärgern. Ich wollte endlich zu meinem Herz. Warum noch lange hier rumplaudern? Konnten sie mir das nicht auf dem Weg erzählen? „Lass mich raten: Sprich nicht über den Klub?“
„Der war gut“, schmunzelte Roisin.
„Jaja, mach dich nur darüber lustig, aber das ist eine ernsthafte Angelegenheit. Wir müssen 100 % aus jeder Möglichkeit, die wir erhalten, herausholen und das, ohne dass wir entdeckt werden.“ Melissa wurde ziemlich dramatisch.
„Okay, können wir jetzt gehen?“, schnappte ich.
Roisin zauberte etwas hinter ihrem Rücken hervor und ließ es von ihren Fingern baumeln. Es war ein Klettergurt. Ich schmollte, aber ich zog ihn an und beide Frauen ergriffen das Seil, welches daran befestigt war.
„Wir glauben an dich, mach dir keine Sorgen. Du wirst das schon schaffen. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Melissa.
„Lass uns gehen“, fügte Roisin hinzu.
Wir verließen die Höhle durch einen mindestens einen Kilometer langen Tunnel und zum ersten Mal nach über einem Monat schritt ich nach draußen. Ich erwartete blendendes Tageslicht, aber die dunkle Nacht begrüßte mich. Dennoch war es wärmer als in der Höhle. Der Wald, in dem wir uns befanden, roch nach süßem Holz. Ich füllte meine Lungen mit der frischen Luft. Es gab einige komische Wurzeln, welche mich daran erinnerten, dass wir immer noch in Malaysia waren, und ansonsten war ich erleichtert, dass die Welt immer noch dieselbe zu sein schien.
„So, jetzt führst du. Horche und konzentriere dich auf das, was du hörst. Wir sind auf der Suche nach schnell klopfenden, mit Adrenalin gefüllten Herzen, die vorzugsweise von anderen Leuten isoliert sind“, forderte Melissa mich auf.
Ich hörte die bekannten Naturgeräusche, wie das Rascheln der Blätter im Wind und die Vögel, die noch wach waren. Aber ich hörte noch etwas Anderes. Ich dachte, es hätte zu regnen begonnen, aber der Boden und die Luft blieben trocken. Trotzdem waren da diese dumpfen Klopfgeräusche, als ob Regen oder etwas nicht zu Schweres auf eine harte Oberfläche aufprallen würde. Ich schaute umher, um die Quelle der Geräusche zu finden.
„Ignoriere das Hintergrundklopfen einfach. Das sind Tierherzen, die sind leider von keinem Interesse für uns. Tierblut macht uns krank.“
Ich schloss meine Augen. Nicht, dass ich in der Dunkelheit viel gesehen hätte, aber ich dachte, es würde mir helfen, auszublenden, wie Roisin nervös mit ihren Fingern gegen ihre Wange trommelte. Ich hörte definitiv Trommelgeräusche, die sich von den Tierherzen unterschieden. Sie klangen attraktiver und lebendiger. Plötzlich ertönte jedoch ein stärkeres Pochen. Es klang schnell und aufgeregt.
„Endlich!“, sagte Roisin ungeduldig, sobald ich die Augen öffnete. „Ich dachte schon, dass wir dieses verfallen lassen müssten.“
Melissa sagte: „Gut gemacht, es ist nicht immer einfach, ein beunruhigtes Herz zu entdecken. Man könnte es leicht verwechseln, mit jemandem, der einen Bungee-Sprung oder eine ähnliche Extremsportart macht. Aber ich kann es in deinen Augen sehen, dass du instinktiv von deinem potenziellen Opfer angezogen wirst. Beweis dafür, dass du den Unterschied hörst, bei jemandem, der weiß, dass er viel zu früh stirbt.“ Melissa nickte abschließend. „Los geht’s.“
Wir rannten. Bäume schwirrten vorüber in verschwommenen Grün- und Schwarztönen, aber der Slalom um die Stämme herum war wie das Einfachste auf der Welt für mich. Wir rannten einen Berg hoch, auf welchem sich der Wald lichtete, und dann wieder hinunter, immer dem Herzrasen folgend. Plötzlich, auf einer Landstraße irgendwo im Nirgendwo, stießen wir auf die Quelle des Herzklopfens. Der Unfall musste sich erst vor einer Sekunde ereignet haben, denn es wirbelte immer noch Staub über einem Motorrad, welches im schwachen Mondschimmer ziemlich zerstört aussah und neben der Straße seitwärts im Dreck lag. Der Fahrer sah noch schlimmer aus. Aus seinem Sitz katapultiert und von einem großen Baumstamm in der Nähe aufgefangen, lag er nun unten am Baum, seine Gliedmaßen in unnatürliche Winkel verbogen.
Etwas Seltsames geschah mit mir, sobald ich ihn erblickte. Eine Episode, worauf ich nicht besonders stolz bin. Das intensive Klopfen seines Herzens klang so verlockend, dass ich mich auf ihn stürzen und seine Brust aufreißen wollte, damit ich endlich meine Zähne im zarten Herzfleisch vergraben konnte. Natürlich hinderten mich Melissa und Roisin daran und rissen mit all ihrer Kraft an meiner Leine. Ich hörte sie schreien, aber zog nur noch stärker. Durch das Klopfen fühlte ich mich hungriger, als ich jemals in meinem Leben gewesen war. Mein einziger Fokus gehörte dem vitalen Herz in seiner Brust. Alles andere war egal. Zum Glück waren die zwei Frauen zusammen stärker als ich. Sie banden meine Leine an einen anderen Baum.
Mein gefrorenes Blut kochte, rasend vor Wut. „Nein, bindet mich los.“
Ich erinnere mich nur noch schummerig daran, wie Melissa eine Spritze aus ihrer Handtasche nahm und die Spitze durch seine Jacke jagte, gerade so auf der Höhe seines Herzens. Sie drückte auf einen Knopf am Plastikende und zog daraufhin die Spritze wieder heraus. Keine Zeit wurde verschwendet. Melissa sprintete zu mir und spritzte mir die Flüssigkeit ohne Vorwarnung in meine Brust. Es schmerzte nicht, aber ich hörte auf zu schreien und schaute, wie der rote Saft aus der Kanüle verschwand.
„Wow, was ist gerade passiert?“ Ich atmete tief ein. „Ich fühle mich entspannt, wie nach einer langen, belebenden Dusche. Vor einer Sekunde wollte ich diesem Typen noch das Herz aus der Brust reißen, aber jetzt ist dieses Verlangen verschwunden.“
„So ist auch sein Herzschlag“, sagte Roisin. „Das letzte Adrenalin, welches er noch besaß, ist nun in dir drin. Du musst dir das wie eine Herztransplantation vorstellen. Die Energie ist nur so lange da, wie die Person lebt. Wenn die Person erst einmal tot ist, verschwindet die Energie mit ihr.“
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Jetzt hatte ich Zeit, die Spritze genauer zu betrachten. Es könnte ein Hilfsmittel für Diabetiker sein, mit der Ausnahme, dass die Nadel, welche herausschoss, wenn man auf einen Kopf drückte, mindestens sechs Zentimeter und sehr scharf war und dünner als eine Nähnadel. Ich überprüfte mein Dekolleté. Ich konnte weder einen Tropfen Blut noch ein kleines Loch erspähen. Roisin zog das „V“ von ihrem T-Shirt ein wenig seitwärts nach unten. Wenn man genau hinschaute, konnte man einen schwachen Ausschlag erkennen.
Sie zuckte mit den Schultern. „Das passiert, wenn du immer wieder eine Nadel am selben Ort einstichst.“
Ich schaute herüber zum übel zugerichteten Motorradfahrer und schauderte bei der Erinnerung, dass ich beinahe seinen Kopf abgerissen hätte.
„Offensichtlich bin ich noch nicht bereit dazu, mich unter Menschen zu mischen.“ Ich schluckte.
„Siehst du, darum hast du uns.“ Roisin legte einen Arm um meine Schultern. „Wir werden dir helfen, deine Gelüste zu kontrollieren.“
Ich hoffte, dass sie es mir schnell beibringen würden.
„Was geschieht jetzt mit ihm?“, fragte ich.
„Wir können nichts mehr für ihn machen. Daher ist es das Beste, wenn wir ihn einfach so hierlassen und keine Spuren hinterlassen, falls ihn jemand findet in ein paar Stunden oder Tagen.“
„Wirklich? Ihr nehmt sein Herz und rennt dann einfach davon?“ Ich guckte nochmals zu diesem armen Typen. Ich konnte nicht einmal sein Gesicht erkennen, durch die Scheibe seines Helmes.
Melissa seufzte. „Sprich nicht so anklagend. Er wäre so oder so gestorben. Darüber hinaus ist es besser für uns, nicht zu sehr an unseren ‚Spendern‘ zu hängen. Du wirst noch viele solche Szenen antreffen und wieder verlassen müssen und dabei musst du akzeptieren, dass auch unsere Anwesenheit während seiner letzten Herzschläge nichts daran ändern wird, dass er stirbt. Die Verletzungen sind einfach zu stark.“
Mir war nach Heulen zumute und ein wenig angewidert war ich auch. Noch vor 5 Minuten fuhr dieser Mann glücklich eine Waldstraße entlang, wahrscheinlich auf dem Weg nach Hause zu jemandem, der ihn liebte, und nun wird er nie zurückkehren. Das Bedauern darüber erinnerte mich an meine eigene Familie. Ich musste sie sehen, ihnen sagen, dass alles okay war und alles zur Normalität zurückkehren konnte. Ich schwor mir, dass ich mich bald unter Menschen aufhalten konnte, ohne sie anzugreifen. Und Toby. Oh nein. Toby würde auch nie zurückkehren. Er war mein erster Spender, wie Melissa es nannte. Ich hatte seine Lebensenergie in meinem Herzen und dank ihm war ich noch am Leben. Als sich meine Gedanken weiter und weiter im Kreis drehten, riss mich Roisin plötzlich zurück ins Hier und Jetzt.
„Dem Ausdruck auf deinem Gesicht zufolge hast du jetzt die dritte Phase betreten. Nach der Gefühlslosigkeit kommt das Bedauern. Das ist bei Weitem der schlimmste Zustand. Zudem jener, bei dem du dich am meisten selbst gefährdest.“
„Ich muss jetzt nach Hause“, sagte ich schwach.
„Das geht leider nicht, Liebes. Es wäre der Schock ihres Lebens, wenn du plötzlich wieder auftauchen würdest“, bedauerte Melissa. „Sie mussten den Schmerz über deinen Verlust schon verarbeiten. Daher ist es besser, wenn du deine Familie nicht mehr wiedersiehst“, sagte Melissa bestimmt.
Feuchtigkeit sammelte sich in meinen Augen, als ich daran dachte, wie viele Tränen sie schon meinetwegen hatten vergießen müssen. Ich wollte nicht, dass meine Eltern leiden mussten. In jenem Moment brannte der Schmerz in meiner Brust und machte das Atmen unmöglich. Das hatte meine Familie wohl gefühlt, weil sie eine Tochter oder Schwester verloren haben. Was ich fühlen würde, wenn meine Schwester an meiner Stelle gestorben wäre. Ich konnte ihnen das nicht antun. Ich musste sie sehen.
Um endlich von diesem verdammten Ort verschwinden zu können, zog ich wieder an der Leine.
Melissa trat einen Schritt auf mich zu. „Liebes, es tut mir so leid, aber du kannst nicht zu ihnen gehen. Das ist das Schwierigste am Dasein als Sirene. Du musst dich von deinem alten Leben verabschieden. Mit der Zeit wirst du die Leute und Orte, welche einmal so vertraut waren, nicht mehr so vermissen. Auch wenn du es im Moment nicht glauben kannst, du wirst dich wieder wie eine normale Person fühlen.“
Roisin nickte zustimmend und setzte sich gegen einen Baumstamm. „Es wird besser werden.“
Ich wollte nicht zuhören. Ich wollte zu meiner Mutter; ich wollte sie umarmen und ihr sagen, dass alles in Ordnung war, ihr sagen, dass ich sie liebe. Mit all meiner Kraft zog ich an der Leine und schließlich brach ich in einem Heulkrampf zusammen, als die Leine einfach nicht reißen wollte.
Melissa und Roisin brachten mich zurück zur Höhle, immer noch am Seil, wie eine Gefangene.
Cathy wartete schon auf uns. „Da seid ihr ja, ich habe mich schon gefragt, was ihr wohl so lange treibt.“ Nachdem sie einen zweiten Blick auf mich geworfen hatte, sagte sie in einem für sie unerwartet sanften Ton: „Wir mussten das alle schon durchmachen. Du wirst lernen, damit umzugehen. Wir schulden das all den Leuten, die keine zweite Chance bekommen.“
Ich erwiderte nichts. Ich schmollte, weil sie mich gegen meinen Willen hierbehielten. Weil sie mich, ohne zu fragen, in etwas verwandelt hatten, was ich immer noch nicht ganz verstand, aber vor allem, weil sie mich von allem fernhielten, was ich bis jetzt gekannt hatte.
„Hier, ich habe das für dich organisiert.“ Cathy übergab mir eine Identitätskarte des Staates New York.
Nathalie Belkin, stand auf der Karte, dazu ein Foto und mein neues Geburtsdatum.
„Ihr habt mich jünger gemacht? Ich bin doch nicht erst 16.“
„Das gibt dir mehr Zeit, bevor du anfangen musst, Ausreden zu erfinden.“
„Happy Birthday, Nathalie.“
Falls mir jemand einen Kuchen gebacken hätte, hätte ich ihn in ihre Gesichter geklatscht.
V
or dem Gesetz warich nun Melissas Tochter. Roisin und Cathy waren meine Cousinen. Wir hatten noch viele weitere Cousinen, wie ich bald herausfinden würde.
Jedes Mal, wenn ich an meine echte Familie dachte, durchbohrte ein Dolchstoß meine Brust. Früher oder später musste ich zu ihnen zurückgehen und die Sirenen würden mich nicht aufhalten. Ich konnte nicht einfach wegbleiben. Für den Moment bewegte ich mich jedoch unter den wachsamen Augen meiner neuen Verwandtschaft. Sie ließen mich keinen Finger krümmen, ohne dass jemand in der Nähe war. Aber irgendwann musste auch ihre Aufmerksamkeit einmal geschwächt sein und in so einem unbeobachteten Moment würde ich davonschleichen. Nun fragte ich mich, was die Sirenen als Nächstes für mich geplant hatten. Sie bauten einen mehr oder weniger sicheren Spielplatz für mich, auf dem ich meine neuen Fähigkeiten testen konnte. Irgendwie wussten sie immer, was der nächste Schritt sein würde, während mich alles überraschte oder schockierte. Ich war das Kind in einem Raum voller Erwachsener, in welchem alle außer mir wussten, was vor sich ging. Alles war normal für sie, während es sich für mich wie eine drogenverstärkte Illusion anfühlte. Ich konnte immer noch nicht ganz glauben, was passiert war, und ich wartete permanent darauf, aus einem schlechten Traum aufzuwachen. Sich vor der Zivilisation zu verstecken und vorzugeben, dass ich tot war, klang einfach krank, wenn ich genauer darüber nachdachte.
„Wie lange habt ihr hier gelebt?“, fragte ich nach ein paar weiteren Tagen in der Höhle, mit dem einen oder anderen Waldspaziergang zwischendurch, auf denen wir den Tierherzschlägen zuhörten.
„Hah, sie denkt, dass wir hier leben!“ Roisin krümmte sich vor Lachen. „Wir sind doch keine Höhlenmenschen. Auch wir mögen es, Möbel, einen Fernseher und Internet zu haben, aber wir benötigten einen Ort, wo du dich erholen konntest. Und das hier war gleich in der Nähe.“
Ich verarbeitete diese Information. „Wo lebt ihr dann?“
