Heißkalte Winterküsse - Alexandra Görner - E-Book

Heißkalte Winterküsse E-Book

Alexandra Görner

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Beschreibung

Kara Turner hat es geschafft: Sie ist oben angekommen im harten Business des Spitzensports. Als neue Managerin des Fußballteams von London City warten große Aufgaben auf sie. Da passt es ihr gar nicht in den Kram, dass Owen Tenner gerade einen Vertrag bei dem Erstligisten unterschrieben hat. Denn die beiden kennen sich aus früheren Zeiten. Zeiten, in denen Kara sich noch nicht in einer Männerdomäne bis nach oben gekämpft hatte. Und in denen sie noch nicht Mutter einer Tochter war. Seiner Tochter. Owen darf das nie erfahren und Kara versucht, ihn auf Distanz zu halten. Aber leider hat ihr früherer Schwarm nichts von seiner Anziehungskraft verloren und die beiden kommen sich schon bald gefährlich nah … Von Alexandra Görner sind bei Forever erschienen: In der London-City-Reihe: Verliebt, verlobt, vielleicht Süße Küsse unterm Mistelzweig Sie dürfen die Nanny jetzt küssen Land, Luft und Liebe Halbzeitküsse Verlieb dich, verlieb dich nicht Heißkalte Winterküsse In der Montana-Kisses-Reihe: Verlieben ausdrücklich erlaubt Küssen ausdrücklich erwünscht Verliebt und Zugeschneit Küssen ist die beste Verteidigung Kein Moment zum Verlieben Einmal Liebe, kein Zurück

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Die AutorinAlexandra Görner ist 32 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in einer kleinen Stadt in Sachsen. Sie arbeitet in einem Zuliefererbetrieb für die Automobilindustrie und schreibt nur in ihrer Freizeit. Die verbringt sie außerdem am liebsten mit ihrer Familie und natürlich mit tollen Büchern.

Das Buch

Kara Turner hat es geschafft: Sie ist oben angekommen im harten Business des Spitzensports. Als  neue Managerin des Fußballteams von London City warten große Aufgaben auf sie. Da passt es ihr gar nicht in den Kram, dass Owen Tenner gerade einen Vertrag bei dem Erstligisten unterschrieben hat. Denn die beiden kennen sich aus früheren Zeiten. Zeiten, in denen Kara sich noch nicht in einer Männerdomäne bis nach oben gekämpft hatte. Und in denen sie noch nicht Mutter einer Tochter war. Seiner Tochter. Owen darf das nie erfahren und Kara versucht, ihn auf Distanz zu halten. Aber leider  hat ihr früherer Schwarm nichts von seiner Anziehungskraft verloren und die beiden kommen sich schon bald gefährlich nah …  

Von Alexandra Görner sind bei Forever erschienen:

Verliebt, verlobt, vielleichtSüße Küsse unterm MistelzweigSie dürfen die Nanny jetzt küssenLand, Luft und LiebeVerlieb dich, verlieb dich nichtHalbzeitküsse

Alexandra Görner

Heißkalte Winterküsse

Kara & Owen

Eine Wintergeschichte

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Dezember 2016 (1)  © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016 Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © privat  ISBN 978-3-95818-153-3  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Kapitel 1

Kara

Ich hatte immer geglaubt, meinen Bruder zu kennen. Doch nun, als er mir an diesem kalten Novembermorgen in seinem Londoner Apartment gegenübersaß, kam ich nicht umhin, mich zu fragen, wer dieser Mann eigentlich war?

»Was hat dir Payton heute Morgen in den Kaffee geschüttet?«, fragte ich argwöhnisch und behielt meinen Bruder genau im Blick. Feine Lachfältchen bildeten sich um seine blauen Augen und ließen sie noch ein bisschen heller strahlen.

»Payton hat gar nichts getan«, beteuerte er. »Du weißt doch, ich werde immer ein bisschen sentimental, wenn das Weihnachtsfest vor der Tür steht. Und was wäre besser als eine Familienzusammenführung am Weihnachtsabend?«

Leise seufzend stieß ich die Luft aus.

»Wenn du es dir nicht mit mir verderben willst, vergisst du diese Idee ganz schnell wieder und hörst lieber auf, dir gemeinsam mit Payton diese schnulzigen Filme anzuschauen. Das bringt dich nur auf dumme Gedanken.«

Mein Bruder lachte laut auf. »Tja, das kann ich leider nicht. Payton liebt diese Filme nun mal, und du weißt, dass ich meiner Frau kaum einen Wunsch abschlagen kann? Aber nur zu deiner Information, meine Meinung zu diesem Thema hat nichts mit diesen Filmen zu tun.«

Ja, dieses Thema, das mich zu Tode nervte und das ich doch immer wieder mit meinem Bruder durchackern musste, weil er nicht müde wurde, darüber mit mir zu diskutieren. Vielleicht war es an der Zeit, diesem ganzen Theater endlich ein Ende zu setzen. Vorerst versuchte ich es allerdings noch zu vermeiden, ihn derart vor den Kopf zu stoßen. Aber meine Geduld neigte sich eindeutig dem Ende zu.

»Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dir zu glauben, dass deine seltsamen Anwandlungen wirklich nur daher rühren, dass Weihnachten näher rückt. Ich befürchtete schon, ich müsste mir ernstlich Sorgen um dich machen.«

Damian schüttelte lächelnd den Kopf.

»Nein, Schwesterchen. Mir geht es fantastisch.«

Ich stellte meinen mittlerweile leeren Becher Tee auf den Couchtisch ab und warf einen schnellen Blick auf die silberne Armbanduhr, die locker an meinem Handgelenk baumelte.

»Ich sollte mich langsam auf den Weg ins Büro machen, sonst komme ich am Ende noch zu spät zur Vertragsunterzeichnung«, sagte ich und machte Anstalten aufzustehen.

Doch Damian hielt mich zurück, genau, wie ich es befürchtet hatte.

»Kara, wirst du noch einmal über das nachdenken, was wir gerade besprochen haben? Isabella braucht einen Dad, und du kannst nicht beides für sie sein«, gab mir Damian seine Ansichten noch einmal deutlich zu verstehen.

Seufzend schüttelte ich den Kopf. Ich war dieses Thema so leid. Doch immer wieder musste ich mich damit auseinandersetzen.

»Dann muss ich es eben versuchen«, gab ich trotzig zurück. »Bis jetzt sind Isabella und ich gut allein zurechtgekommen, und das wird auch so bleiben. Und jetzt hörst du mir zu: Du bist mein Bruder, und wir standen uns schon immer nahe. Bis jetzt hatte ich nie etwas dagegen, mir deine Ratschläge anzuhören, aber diese Sache entscheide ich allein«, erwiderte ich mit fester Stimme, die eigentlich keinen Widerspruch duldete. Zumindest glaubte ich das. Doch mein Bruder schien das anders zu sehen, denn er hielt mit seiner Meinung abermals nicht hinter dem Berg.

»Isabella stellt immer häufiger Fragen. Sie möchte endlich wissen, wer ihr Dad ist, und sie hat ein Recht, seinen Namen zu erfahren«, drängte Damian weiter.

Genervt stand ich auf. »Glaubst du etwa, das weiß ich nicht?«, fuhr ich ihn unbeherrscht an und senkte dann schuldbewusst die Stimme. Ich war nicht mit dem Vorsatz hergekommen, mich mit meinem Bruder zu streiten. Doch leider gerieten wir in letzter Zeit immer häufiger aneinander, und meistens stritten wir uns über das gleiche Thema.

»Isabella löchert mich immerzu mit Fragen, aber bis jetzt konnte ich sie vertrösten. Du kennst meine Ansichten. Ich finde, es ist besser, keinen Dad zu haben, als Owen Tenner«, sagte ich und lief unruhig auf und ab.

»Steht es dir wirklich zu, das für Isabella zu entscheiden?«, gab Damian zurück und machte mich mit seinem Gerede langsam richtig wütend.

Ich wirbelte zu ihm herum und taxierte ihn mit angriffslustigen Blicken.

»Hast du etwa vergessen, was Owen getan hat? Ich nämlich nicht! Wenn du darauf bestehst, erzähle ich dir gerne noch einmal davon und frische damit deine Erinnerungen ein bisschen auf«, gab ich ärgerlich zurück.

Damian erhob sich nun ebenfalls von der Couch, kam zu mir und erwiderte beschwichtigend. »Natürlich habe ich es nicht vergessen! Aber das liegt jetzt viele Jahre zurück. Und ich finde einfach, wir sollten die alten Geschichten ruhen lassen. Wenn du mich fragst, solltest du Owen endlich verzeihen.«

Verächtlich lachte ich auf und zuckte dann trotzig mit den Schultern.

»Ich werde ihm nie verzeihen, weil ich nicht vergessen kann, was er getan hat. Owen hat mich tief verletzt, und auch, wenn der Club ihn nun unter Vertrag nimmt, bedeutet das nicht, dass sich irgendetwas zwischen uns ändern wird. Er gehört nicht zu Isabellas und meinem Leben, und ich werde niemals zulassen, dass er es tut. Ich will nicht, dass ihm irgendjemand sagt, dass er Isabellas Dad ist.«

Damian betrachtete mich mit verkniffener Miene. Bevor er den Mund aufklappen konnte, um etwas zu erwidern, hielt ich ihn mit einer schnellen Handbewegung zurück.

»Ich werde über dieses Thema nicht länger diskutieren«, sagte ich streng und schnappte mir meine Tasche von der Couch. Dann atmete ich tief durch und kehrte zu Damian zurück, der mich noch immer mit versteinerter Miene ansah.

Mit meinem Bruder zu streiten war mir zuwider. Aber ich konnte auch nicht von meinem Standpunkt abweichen. Allerdings wollte ich auch nicht im Streit mit ihm auseinandergehen. Sanft legte ich meine Hand auf seine Schulter.

»Versuch einfach mich zu verstehen«, bat ich. Damian schwieg, also fügte ich hinzu: »Bitte, grüß Payton ganz lieb von mir«, sagte ich versöhnlich, dann zog ich meine Hand zurück und marschierte auf die Tür zu.

Es war an der Zeit, endlich ins Büro zu fahren und dieses leidige Thema zu vergessen. Vor Jahren schon hatte ich Owen mit Erfolg aus meinem Leben gestrichen und nur wegen Damians sentimentaler Anwandlungen konnte ich jetzt nicht zulassen, dass er wieder ein Teil davon wurde.

»Sehen wir uns am Freitagabend?«, rief mir Damian nach, und ich blieb mit der Hand auf dem Türgriff stehen, während ich mich nach meinem Bruder umsah.

»Natürlich. Wir werden doch unser wöchentliches Abendessen nicht ausfallen lassen«, gab ich beschwichtigend zurück, und mein Bruder lächelte versöhnlich.

Dann öffnete ich die Tür und machte mich endlich auf den Weg. Doch innerlich wusste ich, dass dieses Thema zwar im Moment auf Eis lag, aber noch längst nicht erledigt war. Seufzend zog ich die Tür hinter mir zu und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Warum musste Damian gerade heute wieder mit diesem Thema anfangen? Der Tag würde schließlich schon schwer genug für mich werden. Ich atmete tief durch und wappnete mich innerlich gegen die erste Begegnung mit dem Mann, den ich in der Vergangenheit so sehr geliebt hatte und der seinerseits nicht einmal mit der Wimper zuckte, als er mich hinterging. Damian mochte Owen verzeihen können, ich allerdings würde das mit Sicherheit niemals schaffen.

Vehement hatte ich mich gegen einen Transfer ausgesprochen. Doch letztendlich wurde ich von den anderen Mitgliedern des Managements überstimmt. Der Club zahlte für Owen Tenner eine horrende Ablösesumme, die sich im zweistelligen Millionenbereich bewegte, und heute war der Tag, an dem der Vertrag bei London City unterzeichnet werden würde.

Wenn ich daran dachte, mit Owen an einem Tisch zu sitzen, stiegen die unterschiedlichsten Gefühle in mir auf. Eine Mischung aus Abneigung und einer ordentlichen Portion Aufregung. Denn es war schließlich lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Ich wünschte, meine Gefühle im gegenüber wären anderer Natur. Schließlich würden wir durch Isabellas Existenz für immer miteinander verbunden sein. Ohne es zu ahnen, hatte Owen mir das schönste und beste Geschenk meines Lebens gemacht, Isabella, unsere Tochter.

***

Ich schlug den Kragen meines dunkelblauen Mantels höher und zog den Kopf ein, während mir schneidende Kälte ins Gesicht blies. Schnellen Schrittes näherte ich mich dem Eingang und stieg einen kurzen Moment später eilig die Treppen nach oben. Erleichtert seufzte ich auf, als ich das Gebäude betrat und von wohliger Wärme eingehüllt wurde. Ich eilte am Empfang vorbei, winkte Michelle, unserer Empfangssekretärin, kurz zu und steuerte dann die Fahrstühle an.

Als die Türen hinter mir zuglitten, öffnete ich den Mantel und lockerte meinen Schal. Nach einem kurzen Blick auf meine Armbanduhr stieß ich einen leisen Fluch aus. Mittlerweile war ich schrecklich spät dran. Wenn ich mich nicht beeilte, würde ich es nicht mehr rechtzeitig in den Konferenzraum schaffen. Angesichts der Tatsache, dass ein Treffen mit Owen jetzt tatsächlich unausweichlich war, wurde mir schrecklich flau in der Magengegend, und ich wünschte sehnlichst, dieser Termin läge bereits hinter mir.

Als sich die Türen in der siebten Etage öffneten, machte ich noch einen kleinen Umweg in mein Büro, um meinen Mantel und meinen Schal loszuwerden. Eilig hängte ich beides an den Kleiderhaken hinter meiner Bürotür. Dann sammelte ich schnell einige Unterlagen zusammen, die auf meinem Schreibtisch lagen, und verließ mein Büro wieder. Auf dem Weg zum Konferenzraum traf ich auf meinen Dad und die restlichen Mitglieder des Vorstands. Ich hatte es also noch rechtzeitig geschafft. Nach einer knappen Begrüßung setzten wir unseren Weg gemeinsam fort.

Mein Vater öffnete die Tür und hielt sie galant für mich auf. Ich atmete noch einmal tief durch, dann betrat ich, gefolgt von den anderen, erhobenen Hauptes und mit undurchdringlicher Miene das Besprechungszimmer.

Bei Owens Anblick schnürte es mir die Brust zusammen, und ich verachtete ihn gleich noch ein bisschen mehr. Aber noch schlimmer fand ich es, dass er es allein durch seine Anwesenheit schaffte, diese widersprüchlichen Gefühle in mir auszulösen. Ich hasste ihn für das, was er getan hatte, und gleichzeitig fühlte es sich an, als wäre ich unter Wasser gewesen und könnte nun zum ersten Mal wieder Luft atmen.

Eine gefühlte Ewigkeit hatten wir uns nicht gesehen, und nun stand ich hier und betrachtete Owen neugierig. Leider kam ich nicht umhin festzustellen, wie gut er noch immer aussah. Jahre mochten verstrichen sein, doch zu meinem Verdruss hatte die Zeit seiner Attraktivität keinen Abbruch getan. Eher das Gegenteil war der Fall. Owen heftete seinen intensiven Blick auf mich, ließ mein Herz schneller und schneller schlagen und schaffte es, mit einer einzigen Begegnung von Angesicht zu Angesicht die Gefühle von damals wieder aufwallen zu lassen. Die Sehnsucht, das Verlangen, alles wurde plötzlich wieder lebendig. Hitze schoss in meine nunmehr vor Verlegenheit glühenden Wangen, während ich ein verräterisches Kribbeln in meinem Bauch spürte. Owen hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und das Einzige, was momentan noch schlimmer war als diese Erkenntnis, war das dämliche Grinsen, das er mir gerade schenkte, als könnte er jeden meiner Gedanken lesen. Ich zuckte zusammen, als mein Dad die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ.

Owen und sein Manager, der neben ihm saß, erhoben sich von ihren Plätzen. Es wurden die üblichen, nichts sagenden Begrüßungsfloskeln ausgetauscht. Als sich unsere Blicke erneut trafen, fühlte ich mich, als würden sie mich verbrennen. Mein Herz klopfte heftig gegen meine Rippen, und ich hoffte inständig, es möge nicht stehenbleiben. Owen streckte mir die Hand entgegen, und ich zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, sie zu ergreifen. Dann allerdings besann ich mich auf meine Aufgaben, auf meine Professionalität, die noch irgendwo in mir zu finden sein musste, auch wenn sie mir im Moment abhandengekommen zu sein schien. Während wir uns berührten, sah ich zu ihm auf, in die strahlenden Augen, schaute in das nur allzu bekannte Gesicht. Ein Anblick, der sich gleichzeitig vertraut und doch völlig fremd anfühlte.

Mein Blick glitt von seinen Augen zu seinen Lippen. Der sinnliche Mund und zu meinem größten Ärger musste ich mich nicht besonders anstrengen, um mir in Erinnerung zu rufen, wie gut er küssen konnte. Gebannt starrte ich seine Lippen an, als er raunte: »Es ist lange her, Kara.«

Worte, die mir Vertrautheit signalisierten, und so leise gesprochen wurden, weil sie nur für meine Ohren bestimmt waren.

Er hielt meine Hand in seiner. Als ich mich zurückziehen wollte, hielt er mich fester und drückte sanft zu. Es dauerte nur einen flüchtigen Moment, doch das reichte, um mich völlig durcheinanderzubringen. Seine Augen schienen mich zu durchbohren, hielten mich gefangen, ich konnte mich nicht rühren, sondern ihn nur anschauen. Die Welt blieb für ein paar Sekunden stehen, alles geriet außer Kontrolle und fügte sich neu zusammen. Damians Worte drangen in mein Bewusstsein, und für einen winzigen Moment flammte das schlechte Gewissen in mir auf. Ich versuchte mich wieder zu fassen, rief mir in Erinnerung, wie sehr er mich verletzt hatte, und schaffte es, mich wieder zu fangen.

»Ich hätte gut und gerne auf ein Wiedersehen verzichten können«, gab ich mit gesenkter Stimme zurück. Dieser Kommentar war ebenfalls einzig und allein für seine Ohren bestimmt. Am liebsten hätte ich noch mehr gesagt. Einige spitze Bemerkungen brannten mir auf der Zunge und drängten darauf, ausgesprochen zu werden. Doch dann besann ich mich schnell eines Besseren und ließ abrupt seine Hand los. Ich war ihm nichts schuldig. Leise räusperte ich mich, brach den Bann und hielt Abstand, indem ich schnell zurückwich.

Stattdessen begrüßte ich ihn jetzt lauter und für alle Anwesenden gut hörbar. In professionellem Tonfall sagte ich: »Mr. Tenner, bitte setzen Sie sich doch wieder.«

Owen musterte mich eindringlich, dann zuckte er lässig mit den Schultern und schüttelte allen anderen die Hand, bevor er sich zurück auf seinen Platz sinken ließ.

Während der ganzen, zermürbend langweiligen Unterhaltung, versuchte ich, so gut es ging, Blickkontakt mit Owen zu vermeiden, und tatsächlich schaffte ich es, bis zum Ende der Besprechung kein Wort mit ihm zu wechseln, worauf ich, als wir endlich fast am Ende unseres kleinen Treffens angekommen waren, richtig stolz war. Jetzt mussten wir nur noch die Vertragsunterzeichnung hinter uns bringen, und ich konnte wieder verschwinden.

Ich beobachtete Owens schlanke Finger, die den Stift hielten, und sah ihm gebannt dabei zu, wie er seine Unterschrift schwungvoll unter den Vertrag setzte. Nun war es offiziell, Owen Tenner war ein Mitglied des Teams. Sein Wechsel von Chelsea nach London City war hiermit perfekt und ich ab diesem Moment sein Boss. Angesichts dieses Gedankens wurde ich unruhig. Ich wollte dem Mann aus dem Weg gehen, aber wie im Himmel sollte ich das schaffen, wenn ich jetzt immer wieder aufs Neue mit ihm zu tun hatte?

Owen legte den Stift beiseite, blickte auf und schob mir den Vertrag zu. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem drängenden Bedürfnis, ihm eine runterzuhauen, um ihm damit dieses Lächeln, das mein Herz zu meinem größten Unmut schneller schlagen ließ, aus dem Gesicht zu wischen, oder zu ihm zu gehen und mit den Händen durch die Haare zu streichen, nur um herauszufinden, ob sie sich noch genauso weich anfühlten wie damals.

Damals, als ich so dumm war, Owens Worten Glauben zu schenken. Er hatte mich umgarnt, mich eingewickelt, und ich hatte mich nur allzu bereitwillig auf ihn eingelassen und mich in ihn verliebt. Ich gab es nicht gerne zu. Aber ja, es stimmte, als ich in jener Nacht, in der Isabella gezeugt wurde, mit ihm geschlafen hatte, war ich bis über beide Ohren verliebt gewesen. Und ich dumme Gans hatte doch tatsächlich angenommen, es würde ihm genauso gehen. Aber dann hatte der Mistkerl ein Nacktfoto von mir via Handy an meinen Bruder geschickt, nur um Damian eins auszuwischen. Erneut kochte Wut in mir hoch, als ich an seinen fiesen Verrat dachte, und jegliche Gefühle der Zuneigung waren wie weggefegt. Diese Schmach würde ich ihm niemals verzeihen.

Henry Beckford, unser Pressesprecher, riss mich aus meinen Gedanken, und ich richtete meinen verwirrten Blick auf ihn.

»Entschuldige bitte, Kara. Hast du gerade gehört, was ich gesagt habe?«, fragte er, und ich errötete vor Scham.

Nein, hatte ich nicht. Denn ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Owen anzuhimmeln und ihn gleichzeitig zu hassen. Ich musste Owen nicht ansehen, um zu wissen, dass er mich mit seinen Blicken taxierte und dabei amüsiert grinste, als könnte er all meine Gedanken lesen. Zu meinem Glück hatte Henry ein gutes Herz und wiederholte noch einmal für mich. Allerdings gefielen mir seine Worte ganz und gar nicht.

»Tut mir leid, aber das kommt überhaupt nicht in Frage«, gab ich zurück und musste mich bremsen, um nicht allzu entrüstet zu klingen.

Henry schaute mich mit hochgezogenen Brauen an.

»Es handelt sich nur um ein paar einzelne Fotos für die Presse«, beschwichtigte er mich.

Nein, es waren nicht nur ein paar Fotos. Ich wollte nichts mit Owen zu tun haben, und ich wollte schon gar nicht gemeinsam mit ihm für irgendwelche blöden Werbeaufnahmen posieren.

»Wie gesagt, es passt leider nicht. Denn ich habe schon einen anderen, sehr wichtigen Termin«, improvisierte ich mit flammend roten Wangen und hoffte inständig, dass niemand der Anwesenden meine dreiste Lüge durchschaute.

»Den kann ich sehr gerne für dich übernehmen«, bot mein Dad an und lächelte mit Unschuldsmiene. Ich warf ihm bitterböse Blicke zu, als mir klar wurde, dass er sich mit meinem Bruder gegen mich verbündet hatte. Und zum wiederholten Male fragte ich mich, was eigentlich mit den beiden nicht stimmte?

»Nicht nötig«, erwiderte ich streng. Er schien zu kapieren, dass ich ihn durchschaut hatte, denn er lenkte umgehend ein. »Das war natürlich nur ein Angebot«, gab er zurück und versuchte mich milde zu stimmen, indem er zurückruderte. Aber zu spät. Denn nun mischte sich Beckford erneut ein.

»Ich halte es für eine ausgesprochen gute Idee! Dann hat Kara Zeit für die Fotos«, meinte er und brachte mit seinen Worten mein Blut zum Kochen. Hatten denn alle den Verstand verloren?

»Dem kann ich nur zustimmen«, schaltete sich Owen ein. »Schließlich ist Kara der Boss, und ich finde, ihr gebührt die Aufgabe, neben mir zu stehen, wenn ich mein neues Trikot in die Kameras halte.«

»Für Sie immer noch Ms. Turner«, gab ich schnippisch zurück und erntete mit dieser Bemerkung nur ein noch breiteres Grinsen von Owen. Der Mistkerl amüsierte sich prächtig.

Dad hüstelte leicht, hielt sich allerdings schnell die Hand vor den Mund, um diese belustigte Geste zu überspielen. Doch zu spät. Ich hatte es schon bemerkt. Er schien sich ebenfalls auf meine Kosten zu erfreuen.

»Gut, dann wäre das geklärt«, sagte Beckford und wirkte hochzufrieden, während er hinzufügte: »Das Shooting findet morgen früh statt. Nur ein paar Aufnahmen, in wenigen Stunden ist der Termin erledigt.«

Ich sah rot vor Wut und war kurz davor, auf dem Boden aufzustampfen wie ein verärgertes Kind, dem man seinen Lutscher weggenommen hat. Meinen Ärger konnte ich kaum zurückhalten, während wir uns alle erhoben. Daran waren nur Dad und Damian schuld; die beiden glaubten immerzu, sie könnten sich in mein Leben einmischen. Das schien langsam zu einem ihrer Hobbys zu werden. Abwesend schüttelte ich Hände, murmelte höfliche Worte der Verabschiedung. Nach und nach verließen alle anderen den Raum, nur Dad und ich blieben zurück. Er trat zu mir, und ich schaute ihn erbost an.

»Was hast du dir dabei gedacht?«, zischte ich möglichst leise.

Mit Unschuldsmiene zuckte er mit den Schultern.

»Ich wusste nicht, dass du etwas dagegen hast. Du musstest schon des Öfteren diese Shootings machen, und bis jetzt hat es dich nie gestört. Ich dachte nicht, dass die Dinge bei Owen anders liegen.«

»Klar doch!«, gab ich entrüstet zurück.

Verstohlen blickte ich mich um, aber natürlich war niemand mehr hier. Alle waren zurück in ihre Büros gegangen. Owen war ebenfalls weg. Ohne Verabschiedung, versteht sich. Aber so kannte ich ihn. Er war darin Profi, alles und jeden zurückzulassen und den eigenen Weg unbeirrt weiterzugehen. Selbstsüchtiger Kerl!

Missmutig verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich glaubte meinem Dad diese lahme Ausrede keine Sekunde.

»Ich weiß genau, was ihr beiden vorhabt«, gab ich immer noch stinksauer zurück. »Aber du kannst Damian einen lieben Gruß von mir ausrichten. Er soll sich besser ein anderes Hobby suchen und sich aus meinem Leben heraushalten. Sollte einer von euch beiden mein Geheimnis verraten, werdet ihr es noch bereuen«, stieß ich hervor.

Beruhigend legte mir Dad die Hände auf die Schultern und lächelte sanft. Bei seinem Anblick verflüchtigte sich mein Zorn. Ich konnte ihm einfach nicht lange böse sein.

»Es tut mir leid, Liebes. Ich gebe zu, ich habe mich gerade ziemlich danebenbenommen. Ich verspreche, in Zukunft mische mich nicht mehr ein, ehrlich! Aber leider befürchte ich, Damian wird nicht so schnell aufgeben. Denn ich glaube, er gefällt sich in der Rolle des Kupplers ziemlich gut.«

Das hatte ich befürchtet.

Mein Vater warf einen Blick auf die Uhr und verzog das Gesicht.

»Tut mir leid, Kleines. Aber ich muss gehen. Ich habe noch eine Besprechung mit Bailey Haig. Reden wir ein anderes Mal darüber?«

Ich nickte. Sollte mir ganz recht sein. Freiwillig würde ich das Thema Owen und seine Vaterschaft nicht wieder anschneiden. Dad drückte mir einen schnellen Kuss auf die Stirn und verschwand dann.

Ich packte meine Papiere zusammen, bevor ich das Besprechungszimmer ebenfalls verließ. Um Haaresbreite wäre ich mit Owen zusammengestoßen, der vor der Tür stand und auf mich zu warten schien. Erschrocken starrte ich ihn an. Was hatte er von dem Gespräch zwischen mir und Dad mitbekommen? Panisch versuchte ich mir unsere Worte in Erinnerung zu rufen.

»Ich dachte schon, du würdest nie mehr herauskommen«, sagte Owen, während mir mein Herz bis zum Hals pochte.

Angestrengt versuchte ich meine Nervosität herunterzuspielen und antwortete kühl: »Wenn ich gewusst hätte, dass du hier stehst und wartest, wäre das sogar eine Option gewesen«, gab ich schnippisch zurück und entlockte Owen damit ein leichtes Lächeln, genau das Gegenteil von dem, was ich bezweckt hatte.

Hartnäckig ignorierte ich mein Herzflattern, und ohne ihn weiter zu beachten lief ich an ihm vorbei und steuerte mein Büro an.

Leider ließ Owen sich nicht so leicht abschütteln wie gehofft. Denn anstatt zu verschwinden, folgte er mir. Energisch öffnete ich die Tür, und bevor ich sie Owen vor der Nase zuschlagen konnte, bekam er den Fuß dazwischen. Ärgerlich wirbelte ich zu ihm herum.

»Was willst du denn noch?«, fuhr ich ihn an, während wir noch immer in meiner offenen Bürotür standen. »Reichen denn die alten Wunden noch immer nicht aus, die du mit deinem Auftauchen aufgerissen hast?«

Zeitgleich wünschte ich, ich könnte meine Worte zurücknehmen. Warum musste ich immerzu meine vorlaute Klappe aufreißen?

»Vergiss, was ich gesagt habe, und verschwinde lieber«, fügte ich murmelnd hinzu.