Second Chance Hearts - Alexandra Görner - E-Book

Second Chance Hearts E-Book

Alexandra Görner

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Beschreibung

Dunkle Geheimnisse und eine zweite Chance für die Liebe Sky kehrt mit gemischten Gefühlen zurück in ihre Heimat Hopeville. Einerseits fürchtet sie sich, da vor über zehn Jahren hier ihre Eltern und Schwester bei einem verheerenden Brand ums Leben kamen. Der Täter wurde nie gefunden. Andererseits weiß sie, sie muss sich ihren Ängsten stellen. Und außerdem ist da noch Killian, ihr Freund von damals. Als die beiden sich wiederbegegnen, spürt Sky sofort, dass von den alten Gefühlen nichts verloren gegangen ist. Killian arbeitet inzwischen beim FBI in der Abteilung für Cold Cases und könnte Sky helfen herauszufinden, was damals wirklich geschah. Doch dann kommt Killian auf eine Spur, die das Rätsel endlich lösen könnte, aber Sky auch in große Gefahr bringt …

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Seitenzahl: 204

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Second Chance Hearts

Die Autorin

Alexandra Görner ist 35 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einer kleinen Stadt in Sachsen. Sie arbeitet in einem Zuliefererbetrieb für die Automobilindustrie und schreibt nur in ihrer Freizeit. Die verbringt sie außerdem am liebsten mit ihrer Familie und natürlich mit tollen Büchern.

Das Buch

Sky kehrt mit gemischten Gefühlen zurück in ihre Heimat Hopeville. Einerseits fürchtet sie sich, da vor über zehn Jahren hier ihre Eltern und Schwester bei einem verheerenden Brand ums Leben kamen. Der Täter wurde nie gefunden. Andererseits weiß sie, sie muss sich ihren Ängsten stellen. Und außerdem ist da noch Killian, ihr Freund von damals. Als die beiden sich wiederbegegnen, spürt Sky sofort, dass von den alten Gefühlen nichts verloren gegangen ist. Killian arbeitet inzwischen beim FBI in der Abteilung für Cold Cases und könnte Sky helfen herauszufinden, was damals wirklich geschah. Doch dann kommt Killian auf eine Spur, die das Rätsel endlich lösen könnte, aber Sky auch in große Gefahr bringt …

Von Alexandra Görner sind bei Forever erschienen:In der London-City-Reihe:Verliebt, verlobt, vielleichtSüße Küsse unterm MistelzweigSie dürfen die Nanny jetzt küssenLand, Luft und LiebeHalbzeitküsseVerlieb dich, verlieb dich nichtHeißkalte Winterküsse

In der Montana-Kisses-Reihe:Verlieben ausdrücklich erlaubtKüssen ausdrücklich erwünschtVerliebt und Zugeschneit

Kein Moment zum VerliebenEinmal Liebe, kein ZurückSecond Chance Hearts

Alexandra Görner

Second Chance Hearts

Roman

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinApril 2021 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com

ISBN 978-3-95818-617-0

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Leseprobe: Küssen ausdrücklich erwünscht

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Sky

Die Reifen meines grauen Jeeps wirbelten große Mengen Staub auf, als ich ruckartig auf die Bremse trat. Das Auto geriet ins Schlingern, kam aber glücklicherweise zum Stehen, bevor es auf die Kreuzung rutschte.

Mit heftig klopfendem Herzen starrte ich auf einen weißen Minivan, der gerade an mir vorbeirauschte und dessen Fahrer mir kopfschüttelnd den Vogel zeigte. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre dem Wagen in die Seite geknallt. Erschrocken starrte ich ihm nach. Ich musste mich erst sammeln und den Schreck verdauen, bevor sich mein Puls langsam wieder normalisierte.

Schließlich glitt mein Blick zu den Hinweisschildern, die am Fahrbahnrand standen. Hopeville 5 Meilen stand auf einem von ihnen. Sofort bekam ich ein flaues Gefühl im Bauch. Jetzt dauerte es nicht mehr lange und ich würde wieder zu Hause sein.

Hopeville, dachte ich leise seufzend, der Ort an dem ich aufgewachsen und an dem ich eine glückliche, unbeschwerte Kindheit verlebt hatte, bis zu jener Nacht, als mein Leben vollkommen außer Kontrolle geraten war und meine Familie für immer auseinandergerissen wurde.

Ich warf einen langen Blick die staubige Straße hinauf und dann wieder hinunter. Diese lag mittlerweile verlassen da. Die Sonne brannte vom Himmel und ließ die Luft flimmern. Typisch für Juli. Mir wurde die Kehle eng, während plötzlich Zweifel in mir aufkeimten. War es die richtige Entscheidung gewesen herzukommen?

Bevor ich in Versuchung geriet, meinen Jeep zu wenden und davonzufahren, erinnerte ich mich daran, dass ich eigentlich sonst nirgendwohin konnte. Weder Familie noch Freunde warteten auf mich. Das einzige richtige Zuhause, das ich jemals gekannt hatte, war mir vor 13 Jahren genommen worden, als in unserem Haus am Stadtrand Feuer gelegt worden war. Und seitdem hatte ich nie wieder ein neues gefunden. Zumindest keines, an dem ich mich wirklich heimisch gefühlt hätte.

Meine Eltern und meine Schwester Kelly waren in jener Nacht ums Leben gekommen und unser Haus war bis fast auf die Grundmauern abgebrannt. Danach war ich regelrecht aus der Stadt geflohen. Zu bleiben hätte ich damals schlicht und einfach nicht ausgehalten. Ermittler von Feuerwehr und Polizei waren sich damals einig, dass es sich um Brandstiftung gehandelt haben musste. Der Täter oder die Täterin konnte allerdings bis heute nicht ermittelt werden. Das machte es schwer für mich. Denn zu wissen, dass da draußen jemand war, der meine Familie auf dem Gewissen hatte und dafür noch nicht zur Rechenschaft gezogen worden war, war kaum zu ertragen. Allein der Gedanke daran erfüllte mich mit Wut und ließ einmal mehr ein Gefühl völliger Machtlosigkeit in mir zurück. Ein Gefühl, vor dem ich versucht hatte, davonzulaufen. Vielleicht hatte ich ja deshalb in den vergangenen Jahren fünfmal den Wohnsitz gewechselt. Ich zog von Bundesstaat zu Bundesstaat. In den Großstädten hatte ich Anonymität gesucht und in den Kleinstädten war ich bemüht gewesen, irgendwie dazuzugehören. Funktioniert hatte es auf Dauer nie. Eine Zeit lang hatte ich sogar das Gefühl gehabt, nie wieder ein normales Leben führen zu können. Aber damit war jetzt Schluss. Keine Therapiestunden mehr. Von nun an würde ich mich nicht mehr verbiegen. Denn davon hatte ich die Nase voll. Es wurde Zeit, dass ich den Blick nach vorne richtete. Irgendwie fand ich, dass ich das meiner Familie schuldig war. Sie würden nicht wollen, dass ich für den Rest meines Lebens Trübsal blies. Ganz im Gegenteil, sie würden sich wünschen, dass ich glücklich wurde. Dass ich wieder unbeschwert lachen konnte. Und genau das war der Grund, warum ich zurückkam. Schnell schob ich meine Bedenken beiseite. Ich war fest entschlossen, meine Lebensfreude wiederzufinden, und glaubte daran, dass es mir genau hier gelingen konnte.

Ich würde an den Ort zurückkehren, an dem alles seinen Ursprung hatte. Der Ort, an dem sich die schönsten und die hässlichsten Erinnerungen bündelten. Hopeville in North Carolina war eine Stadt mit rund 2000 Einwohnern, die momentan wahrscheinlich nur ein Gesprächsthema kannten: mich. Dass ich ein Geschäft in der Mainstreet eröffnen würde, hatte sich mit Sicherheit bereits herumgesprochen. Schließlich atmete ich tief durch, setzte den Blinker und schlug den Weg ein, den ich kannte wie keinen anderen. Es war der Weg nach Hause.

Während mein Jeep langsam über die Mainstreet rollte, setzte ich mir meine schwarze Sonnenbrille auf die Nase. Im Vorbeifahren schaute ich mir die Häuser und Geschäfte an, die sich aneinanderreihten. Vieles in der Stadt hatte sich verändert, anderes hingegen war gleich geblieben und je mehr ich mich umsah, desto vertrauter wirkte alles.

Schließlich parkte ich vor dem kleinen Ladengeschäft, das ich übers Internet angemietet hatte. Mit klopfendem Herzen und einem leicht flauen Gefühl im Magen stieg ich aus und warf die Tür hinter mir zu. Erleichtert stellte ich fest, dass das Haus zumindest äußerlich so schön war wie auf den Fotos im Netz. Ich beschattete mein Gesicht mit der Hand und betrachtete aufgeregt die strahlend weiße Fassade. Wenn ich an die Eröffnung des Ladens in ein paar Wochen dachte, spürte ich nicht nur Nervosität, sondern auch Freude. In den letzten Jahren hatte ich viele verschiedene Jobs angenommen. Mal hatte ich als Kassiererin in einem Kino gearbeitet, dann als Kellnerin in einem schicken Restaurant und als Verkäuferin in einem großen Kaufhaus. Sogar als Rezeptionistin in einem Hotel hatte ich mich versucht. Doch das war alles nicht das Richtige für mich gewesen. Ein eigenes Geschäft zu besitzen war ein heimlicher Traum von mir. Und jetzt hatte ich endlich den Mut gefunden, ihn zu verwirklichen.

Schließlich schloss ich die Ladentür auf und betrat zum ersten Mal den lichtdurchfluteten Verkaufsraum. Als ich mich umblickte, hatte ich sofort eine Vorstellung davon, wo genau ich welche Vitrinen und Regale aufstellen lassen würde. Ich wusste auch schon, wo die Kasse mit dem Verkaufstresen hinkommen sollte. Lächelnd drehte ich mich einmal um mich selbst und genoss das Gefühl, dass dieses Geschäft mir gehörte. Das war meine Zukunft und es lag an mir allein, was ich daraus machen würde. Voller Enthusiasmus dachte ich an die wunderschönen Kunsterzeugnisse, die ich in meinem Geschäft anbieten würde. All diese Dinge würde ich von Künstlern und Handwerkern aus der näheren Umgebung beziehen. Es handelte sich hierbei um Schmuck, Skulpturen und dergleichen. Außerdem würde ich auch kleine Souvenirs und Bücher anbieten. Lächelnd atmete ich tief durch und genoss die Vorfreude, die mich mehr und mehr vereinnahmte. Klar, es gab noch eine Menge zu tun, aber das würde ich hinbekommen. Ich würde endlich ankommen in meinem neuen alten Leben.

Als ich mich umwandte, zuckte ich erschrocken zusammen. Mein Herz klopfte um einige Takte schneller, als mein Blick auf die fremde Frau fiel, die plötzlich im Laden stand.

»Kann ich Ihnen weiterhelfen?«, presste ich mühsam hervor, als ich mich von dem Schreck erholt und sich mein Puls allmählich wieder beruhigt hatte.

»Erkennst du mich etwa nicht?«, fragte die Frau, die sich nun mit verschränkten Armen vor mir aufbaute und mich ihrerseits abwartend musterte. Ihr Gesicht wurde von dichten dunklen Locken eingerahmt, die ihr bis über die Schultern fielen. Ihre Augen waren mindestens so dunkel wie ihre Haare, wirkten aber munter und aufgeweckt. Sie hatte eine gerade Nase und volle Lippen, die in einem auffälligen Rot geschminkt waren. Während ich noch über ihre Identität rätselte, breitete sich auf ihrem Gesicht ein freundliches Lächeln aus, das ihre Grübchen zum Vorschein brachte. Irgendetwas an ihr kam mir tatsächlich vage bekannt vor. Trotzdem wollte mir partout nicht einfallen, wer sie war.

Ungeduldig trat sie von einem Bein aufs andere. »Ach komm schon, Sky«, sagte sie schließlich ungeduldig. »Weißt du etwa wirklich nicht, wer ich bin?« Dass sie meinen Namen mit dieser Selbstverständlichkeit aussprach, war mir unangenehm. Ich versuchte es zu überspielen, denn ich wollte nicht paranoid wirken. Daher erwiderte ich so gelassen wie möglich: »Nein, es ist einfach zu lange her, seit ich das letzte Mal in Hopeville gewesen bin.«

Die Fremde nickte zustimmend. »13 Jahre sind wirklich eine lange Zeit. Dass du mich nicht wiedererkennst, beleidigt mich trotzdem. Das könnte zum einen bedeuten, dass dein Gedächtnis nicht gerade das allerbeste ist, oder zum anderen, dass ich schrecklich gealtert bin. Nimm es mir nicht übel, aber um meiner selbst willen gehe ich jetzt lieber von Ersterem aus.« Ich rang mir ein Lächeln ab, erwiderte aber nichts. Leise seufzend sagte die Frau schließlich: »Ich bin es: Courtney Harlow.«

Mir klappte die Kinnlade herunter, denn der Name sagte mir tatsächlich etwas.

»Courtney«, stieß ich überrascht hervor, als ich endlich erkannte, wer gerade vor mir stand. Die Beklommenheit, die ich eben noch verspürt hatte, wich augenblicklich der Erleichterung. Denn die beste Freundin meiner Schwester wiederzusehen war einfach unglaublich schön. Es gab mir sofort ein vertrautes Gefühl.

Courtney verschränkte die Arme vor der Brust. Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Lass mich raten, du hast in den letzten Jahren kein einziges Mal an mich gedacht.«

»Tut mir leid. Aber das habe ich wirklich nicht. Um ehrlich zu sein, war ich damit beschäftigt gewesen, die Erinnerungen an mein früheres Leben zu verdrängen.«

Courtney nickte. »Was nur allzu verständlich ist. Wie geht es dir?«

Genau solche Fragen fürchtete ich, die Beantwortung glich einem Drahtseilakt. Redete ich zu oft über meine Familie, warf man mir sicher irgendwann vor, Mitleid erregen zu wollen. Erwähnte ich sie nicht, galt ich früher oder später als gefühlskalt und distanziert. Oft wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte.

»Ich komme klar und bin froh, wieder hier zu sein. Es ist wirklich schön dich zu sehen.«

»Das finde ich auch«, erwiderte sie und fügte gleich darauf hinzu: »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir Kelly noch immer fehlt. Dich hier zu sehen, fühlt sich an, als hätte ich eine verloren geglaubte Freundin wiedergefunden.«

Angesichts dieser Worte musste ich mich schwer zusammenreißen, um nicht loszuheulen. Kelly und Courtney waren praktisch unzertrennlich gewesen und das, obwohl Courtney erst knapp eineinhalb Jahre vor dem verheerenden Brand nach Hopeville gezogen war. Die beiden hatten sich einfach auf Anhieb verstanden. Und ich hatte Courtney auch sehr gemocht.

»Hör lieber auf«, gab ich zurück. »Sonst fange ich an zu weinen.«

Courtney lächelte mich an. »Abgemacht.« Leise räusperte sie sich, dann deutete sie auf das Chaos hinter mir.

»Als das Gerücht die Runde machte, du würdest zurück in die Stadt kommen, hielt ich es für Spinnerei. Zum Glück habe ich mich geirrt. Sieht aus, als hättest du eine Menge Arbeit vor dir.«

Lächelnd erwiderte ich: »Ja, scheint wohl so. Halt mich für verrückt, aber ich freue mich auf diese Herausforderung. Ich hoffe, ich werde mit dem Laden Erfolg haben.«

Schmunzelnd erwiderte Courtney. »Ich denke, das wirst du. Geld für eine Werbekampagne musst du wahrscheinlich nicht ausgeben. Deine Rückkehr und die Eröffnung des Ladens sind seit Tagen in aller Munde. Ich schwöre, es kam mir vor, als würden die Leute über nichts anderes mehr reden.«

»Das glaube ich gerne«, entgegnete ich. »Typisch Kleinstadt!« »Wie wäre es, wollen wir einen Happen essen gehen? Wir könnten uns unterhalten. Bestimmt hast du eine Menge zu erzählen und ich habe auch ziemlichen Redebedarf, wie du dir sicher vorstellen kannst.«

Sicher konnte ich das. Leider würde ich Courtney vertrösten müssen.

»Sei mir bitte nicht böse, aber lass uns lieber ein anderes Mal zusammen essen. Die Fahrt war lang und ich bin ziemlich erschöpft. Am liebsten möchte ich mich jetzt ein bisschen ausruhen.«

Courtney nickte verständnisvoll. »Klar doch. Das ist kein Problem. Wir holen es einfach irgendwann nach. Wir werden sicherlich noch oft Gelegenheit dazu haben.«

»Das machen wir auf jeden Fall«, versicherte ich ihr schnell. Während wir uns gemeinsam der Tür näherten, um den Laden zu verlassen, wollte Courtney wissen: »Sag mal, wo wirst du eigentlich wohnen?«

»Wie, hat sich das etwa noch nicht herumgesprochen? In einer Stadt wie dieser kaum vorstellbar.«

Courtney schüttelte den Kopf, während sie flachste: »Tja, hin und wieder geschehen noch Wunder. Aber mal im Ernst, wo kommst du unter?«

Ich zögerte meine Antwort absichtlich hinaus, schloss erst die Tür ab und verstaute den Schlüssel dann in meiner Handtasche.

»Ich ziehe in unser ehemaliges Haus«, erklärte ich schließlich.

Courtney riss überrascht die Augen auf. »Du willst wirklich dorthin zurück?«

Ich nickte und erwiderte: »Laut dem Makler wurde es wiederaufgebaut und wunderschön renoviert. Ich habe mir Fotos im Internet angeschaut, die mir sehr gefallen haben. Außerdem wüsste ich keinen Ort, an dem ich sonst würde wohnen wollen. Den Mietvertrag habe ich auch schon unterschrieben.«

»Was ist mit den Erinnerungen, die damit verknüpft sind?«, hakte Courtney nach und schaute mich fragend an.

Ich räusperte mich leise. »Diese Erinnerungen, von denen du sprichst, verfolgen mich immer, egal, wo ich hingehe oder wo ich wohne. Sie sind stets allgegenwärtig. Daher sehe ich auch kein Problem, dorthin zurückzukehren. Im Grunde ist es ja auch nicht mehr das Haus meiner Kindheit. Es wurde so viel verändert.«

Courtney nickte nachdenklich. »Wahrscheinlich hast du recht«, gab sie zu, schien aber dennoch skeptisch zu bleiben. »Es ist natürlich deine Entscheidung und du wirst wissen, was das Beste für dich ist. Solltest du irgendetwas brauchen, zögere bitte nicht, mich anzurufen.« Courtney kramte in ihrer Tasche und zog schließlich eine Visitenkarte aus einem braunen Lederetui hervor. »Hier steht unter anderem meine Privatnummer drauf. Ich meine es ernst, Sky, melde dich, wenn du Hilfe brauchst oder einfach nur reden willst«, fügte sie eindringlich hinzu. »Lieb von dir«, entgegnete ich, nahm die Karte und musterte diese.

Nicht minder überrascht stellte ich fest, dass es die Karte einer Boutique war.

»Du hast ein eigenes Geschäft!«

Courtney nickte sichtlich stolz. »Ja, schon seit mehreren Jahren. Du solltest unbedingt mal reinschauen. Ich habe viele schöne Sachen, die bestimmt fantastisch an dir aussehen würden.«

»Das mache ich gerne. Dir ist hoffentlich klar, dass ich dein Knowhow gnadenlos anzapfen werde.«

Courtney grinste breit. »Kein Problem. Es ist nicht leicht, ein Geschäft aufzubauen. Also frag ruhig«, meinte sie augenzwinkernd.

Lachend steckte ich die Karte ein. »Das werde ich. Leider muss ich jetzt los.«

»Klar, ich habe auch noch zu tun. Bis später«, verabschiedete sie sich.

Einen Augenblick sah ich Courtney nach, die nun die Straße überquerte. Dann wandte ich mich ab, lief zu meinem Auto und stieg ein, um endlich nach Hause zu fahren.

Es dauerte eine Weile, bis ich den Mut aufbrachte, unser ehemaliges Haus zu betreten. Daher begnügte ich mich vorerst damit, eine Weile auf dem Kiesweg zu stehen, der von dem kleinen Parkplatz direkt zu den drei Eingangsstufen führte.

Der Makler hatte nicht übertrieben und die Fotos im Internet waren gut getroffen, dachte ich zufrieden, während ich die Fassade betrachtete, die in einem hübschen Sonnengelb gestrichen worden war. Die weißen Fensterläden rundeten den einladenden Anblick ab und fügten sich hervorragend in das Gesamtbild des Hauses ein. Nach dem Brand waren kaum mehr als die Grundmauern übriggeblieben. Was die Flammen nicht zerstört hatten, war dem Löschwasser zum Opfer gefallen. Nichts erinnerte mehr an die Katastrophe, die sich hier abgespielt hatte. Trotzdem zögerte ich noch immer damit, das Haus zu betreten.

»Komm schon, Sky! Reiß dich zusammen!«, sprach ich mir Mut zu. Ich konnte schließlich nicht ewig hier draußen herumstehen. Ich atmete tief durch, dann gab ich mir einen Ruck und stieg die Stufen, die auf eine breite Veranda führten, hinauf.

Ich öffnete die Fliegengittertür und schob zaghaft den Schlüssel ins Schloss der Haustür. Einen Augenblick später schwang diese geräuschlos auf und ich setzte zum ersten Mal wieder meinen Fuß über die Schwelle.

Bevor ich es mir anders überlegte, begann ich meinen Rundgang durchs Haus. In jedem Zimmer fand ich polierte Holzdielen und helle Wände vor. Weiße Gardinen flatterten in der Sommerbrise vor den geöffneten Fenstern. Vom Makler wusste ich, dass das Haus, oder besser gesagt, das, was von ihm übriggeblieben war, viele Jahre nichts als eine Ruine gewesen war. Erst vor gut zwei Jahren war mit dem Wideraufbau begonnen worden. Das Haus wirkte einladend und warm. Beinahe vertraut. Trotzdem versetzte mir der Anblick der Räume einen Stich. Der Vermieter hatte sich für helle Möbel entschieden. Die Küche war im Landhausstil eingerichtet worden und im Schlafzimmer gab es ein schönes großes Bett und einen geräumigen Wandschrank. Was dem Haus noch fehlte, war eine persönliche Note. Allerdings hatte ich fest vor, ihm diese zu verleihen. Ich würde es wieder zu meinem Zuhause machen. Denn was ich mir am allermeisten wünschte, war ein Ort, an dem ich mich geborgen fühlte.

Früher war hier so viel Leben gewesen. Jetzt gab es nur Stille. Die Erinnerungen, die auf mich einstürmten, schob ich beiseite. Nun ja, ich versuchte es zumindest. Ich würde mich damit auseinandersetzen müssen, das war mir klar. Aber nicht jetzt und nicht heute.

Bevor ich traurig wurde, ging ich zurück in den Flur. Ich musste mich ablenken. Am besten, ich würde meine Sachen auspacken.

Als ich nach unten ging, traute ich meinen Augen kaum. Wie angewurzelt blieb ich auf der Hälfte der Treppe stehen. Der Mann, der im Türrahmen lehnte und diesen beinahe komplett vereinnahmte, musterte mich mit aufmerksamem Blick. Vor Nervosität zog sich mein Magen zusammen und ich musste mich daran erinnern, Luft zu holen. Was war das nur mit den Menschen hier, dass sie einfach überall auftauchten?

»Tut mir leid, dass ich dich überfalle. Aber ich musste einfach herkommen, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass du wirklich wieder hier bist.«

Mir pulsierte das Blut in den Adern, als ich die vertrauten Gesichtszüge betrachtete. Meine Knie wurden weich, während mein Blick von den dunkelbraunen Haaren über die braunen Augen zu seinem Mund glitt. Anders als bei Courtney wusste ich diesmal ganz genau, wer da vor mir stand.

»Killian«, stieß ich atemlos hervor. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, während er näher kam und ich es tatsächlich schaffte, die verbliebenen Stufen zu ihm nach unten zu steigen, ohne hinzufallen. Die Fliegengittertür fiel hinter ihm zu. Das Geräusch ließ mich kurz zusammenzucken.

»Schön, dich zu sehen, Sky«, sagte er, während mir die Vertrautheit seiner Stimme schon beinahe Angst machte.

Ihn wiederzusehen fühlte sich so unwirklich an und war gleichzeitig so schön, dass ich kein Wort über die Lippen brachte. Diesen Moment hatte ich mir oft vorgestellt, und nun, da er da war, wusste ich nicht, was ich zu ihm sagen sollte. Mir versagte schlicht und einfach die Stimme und mein Kopf fühlte sich nur leer an.

»Das wäre ein guter Zeitpunkt, mir zu sagen, dass du dich ebenfalls freust, mich zu sehen«, scherzte Killian und schaffte es mit diesem Kommentar die Anspannung zwischen uns etwas zu lösen.

Leise räusperte ich mich und nickte schließlich. »Ja, es ist wirklich schön, dich zu sehen. Es ist so lange her.«

»Ziemlich genau 13 Jahre«, entgegnete er. Ich stand am Fuß der Treppe und hielt mich sicherheitshalber am Geländer fest. Mit einem leichten Schulterzucken fügte er hinzu: »Was soll ich sagen, man vergisst den Tag, an dem einem das Herz gebrochen wird, nicht so leicht.« Ich schnappte nach Luft. Mit so viel Ehrlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Obwohl ich es hätte besser wissen sollen. Killian hatte sein Herz schon immer auf der Zunge getragen. »Ich konnte nicht bleiben«, stieß ich beinahe mühsam hervor. Er nickte. »Das weiß ich«, sagte er leise. »Obwohl ich mir damals oft gewünscht habe, dass ich dir hätte beistehen können.«

Der Schmerz meiner Vergangenheit drohte wie eine Welle über mir zusammenzubrechen. Für einen Augenblick dachte ich, Killian würde seine Hand nach mir ausstrecken, aber stattdessen wahrte er Distanz und trat sogar einen Schritt zurück. Es war verrückt, aber ich wünschte tatsächlich, er wäre nah bei mir geblieben.

Dann wechselte er abrupt das Thema und steuerte damit sichere Gefilde an. »Ich habe gehört, du möchtest ein Geschäft eröffnen. Um ehrlich zu sein, reden die Leute in letzter Zeit von nichts anderem mehr.«

Ich musste mich kurz sammeln, mich neu sortieren, bevor ich ihm antworten konnte.

»Richtig«, stammelte ich und fügte hinzu: »Allerdings habe ich bis dahin noch reichlich zu tun.« Ich versuchte, meine Nervosität unter Kontrolle zu bekommen.

Killian hingegen lächelte mich an. Er wirkte kein bisschen angespannt. Oder er konnte es einfach besser verbergen als ich. Beim Anblick seines Lächelns wurde mir jedenfalls ganz warm ums Herz.

»Das kann ich mir vorstellen. Dann sollte ich dich besser nicht länger aufhalten. Allerdings hoffe ich, dass wir uns demnächst öfter sehen werden«, sagte er und wirkte nun doch ein bisschen nervös. Beruhigend, dass es nicht nur mir so ging. »Ja, das wäre schön«, gab ich ohne nachzudenken zurück. Ich wollte ihn wirklich gerne wiedersehen. Wenigstens in diesem Punkt wollte ich ehrlich zu ihm sein. Schließlich gab es noch genug Dinge zwischen uns, die seit Jahren unausgesprochen geblieben waren.

Dieses anziehende Lächeln, das ich schon immer so an ihm gemocht hatte, erschien wieder auf seinem Gesicht. »Gute Antwort«, entgegnete er und brachte mich mit seinem Mut und seiner forschen, ja fast schon unverfrorenen Art tatsächlich zum Schmunzeln.

»Wahnsinn, du hast gelächelt«, meinte er und tat absichtlich überrascht. Aber gleich darauf wurde er ernst. »Solltest du Hilfe brauchen, egal bei was, dann zögere nicht, mich zu fragen«, sagte er eindringlich.

Ich nickte, weil ich zu mehr gerade nicht in der Lage war.

Sein Blick ruhte auf mir, dann wurde sein Lächeln breiter. »Möchtest du vielleicht meine Nummer haben?«, fragte er beinahe schon vorsichtig.

»Ja klar«, gab ich zurück und war noch immer vollkommen durcheinander. Natürlich, daran hatte ich gar nicht gedacht. Wie sollte ich ihn ohne seine Telefonnummer erreichen? »Leider habe ich gerade gar keinen Stift und kein Papier.«

»Dann gib mir einfach dein Handy«, schlug er vor.

Darauf hätte ich wohl selbst kommen können. Meine Wangen färbten sich rot. Verdammt, ich hasste es, verlegen zu werden.