His Broken Toy – Cry For Him - Mia Kingsley - E-Book

His Broken Toy – Cry For Him E-Book

Mia Kingsley

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Beschreibung

Ich bin alles, von dem sie nicht wusste, dass sie es wollte … Vor zwei Jahren hat ein Serienkiller meine Geliebte getötet. Seitdem lebe ich bewusst in Einsamkeit, denn ich will kein zweites Mal für den Tod einer Unschuldigen verantwortlich sein. Meine zahlreichen Feinde warten nur auf eine Chance, alles zu zerstören, was mir etwas bedeutet. Doch eines Tages finde ich sie – mehr tot als lebendig, zum Sterben abgelegt. Wenn niemand weiß, dass sie bei mir ist, kann sie mir auch niemand wegnehmen … "His Broken Toy – Cry For Him" ist ein Dark-Romance-Roman mit starker D/s-Thematik, expliziter Gewaltdarstellung und einer bittersüßen Liebesgeschichte. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen. Das Buch ist keine Fortsetzung von "Don't Fall In Love – It Might Kill You" und "Original Sin", sondern eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte. Da die Protective-Men-Reihe durch wiederkehrende Figuren verbunden ist, empfiehlt es sich trotzdem, "Don't Fall In Love – It Might Kill You" zuerst zu lesen, gefolgt von "Original Sin – Confess To Me".

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HIS BROKEN TOY

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

INHALT

His Broken Toy – Cry For Him

Warnung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2018, Deutschland.

Coverfoto: Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

HIS BROKEN TOY – CRY FOR HIM

ICH BIN ALLES, VON DEM SIE NICHT WUSSTE, DASS SIE ES WOLLTE …

Vor zwei Jahren hat ein Serienkiller meine Geliebte getötet. Seitdem lebe ich bewusst in Einsamkeit, denn ich will kein zweites Mal für den Tod einer Unschuldigen verantwortlich sein. Meine zahlreichen Feinde warten nur auf eine Chance, alles zu zerstören, was mir etwas bedeutet.

Doch eines Tages finde ich sie – mehr tot als lebendig, zum Sterben abgelegt. Wenn niemand weiß, dass sie bei mir ist, kann sie mir auch niemand wegnehmen …

Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

WARNUNG

»His Broken Toy – Cry For Him« ist ein Dark-Romance-Roman mit starker D/s-Thematik, expliziter Gewaltdarstellung und einer bittersüßen Liebesgeschichte. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

Für alle, die schon einmal im Dunkeln den Weg nach Hause nicht gefunden haben.

Es ist keine Schande, sich manchmal auf andere zu verlassen.

KAPITEL 1

OAKLEY

»Und du bist sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragte Calder zum wiederholten Male.

»Ganz sicher. Und wenn du mich noch einmal fragst, erzähle ich unserer Mutter, dass du planst, deine eigene Verlobungsparty in einem Sexklub ausklingen zu lassen.«

Sofort verfinsterte sich seine Miene. »Das ist nicht sehr erwachsen.«

»Mich zu nerven ebenfalls nicht.«

Er seufzte und stellte seinen Drink weg. »Ich mache mir Sorgen. Du warst schon … ewig nicht mehr im CHVRCH.«

Ewig. Dachte er wirklich, mir wäre die kleine Pause nicht aufgefallen? Ich war nicht mehr im CHVRCH gewesen, seit Madeleine vor zwei Jahren umgebracht worden war. Er konnte es ruhig aussprechen.

Julie schaffte es endlich, sich von einer unserer Großtanten zu lösen, und hielt Ausschau nach Calder. Als sie ihn entdeckte, wirkte sie erleichtert. Nachdem sie sich ein Glas Champagner genommen hatte, kam sie zu uns. »Du meine Güte. Eure Tante ist nicht besonders feinfühlig. Sie hat sich tatsächlich als Erstes erkundigt, wie viele Kinder wir wollen.«

»Und? Wie viele wollen wir?« Calder legte den Arm um seine Verlobte und drückte einen Kuss auf ihre Schläfe.

Sie warf ihm lediglich einen bösen Blick zu. »Wenn ich gewusst hätte, dass die Party solche Ausmaße annimmt, hätte ich nicht zugestimmt.«

Ich konnte nicht anders, als ihren Blutdruck noch weiter in die Höhe zu treiben. »Und das ist nur für die Verlobung. Stell dir das Theater vor, das unsere Mutter veranstaltet, sobald es an die Hochzeit geht.«

Julie wurde bleich. »Ich glaube, mir wird schlecht.«

»Ihr solltet nach Las Vegas durchbrennen«, schlug ich vor.

Calder hob eine Augenbraue. »Das sagst du nur, damit du nicht zur Hochzeit kommen musst.«

Ich gestattete mir ein selbstgefälliges Lächeln. »Ja.«

Plötzlich reckte mein jüngerer Bruder den Hals. »Hey, da sind Easton und Quinn. Ich dachte schon, sie kommen gar nicht mehr. Wartet kurz hier, während ich ihnen Bescheid sage.« Er verschwand zwischen den anderen Gästen, womit er Julie und mich in eine unangenehme Situation brachte, die wir in den letzten zwei Jahren erfolgreich vermieden hatten.

Wir waren allein.

Ich wusste, dass sie mir nicht traute, und ich nahm es ihr nicht übel. Im Gegenteil: Es zeugte von ihrer Intelligenz – unter anderem deshalb war es mir ein Rätsel, wie sie es mit meinem Bruder aushielt.

Im Nachhinein war mir klar geworden, dass ich mich damals in der Nacht, als Madeleine umgebracht worden war, vor dem Hotel zu professionell und abgebrüht verhalten hatte. Julie war von Natur aus misstrauisch und behielt mich seitdem im Auge. Ich wusste es, zog es aber vor, mich nicht dazu zu äußern. In all den Jahren hatte ich nur zweimal mit dem Gedanken gespielt, meinen Job an den Nagel zu hängen – als Calder sich entschieden hatte, Polizist zu werden, und in der Nacht, als Madeleine gestorben war.

»So«, sagte ich nach einer Weile.

»Hm«, machte sie.

Mir fiel auf, dass sie zwei Schritte Abstand zwischen uns gebracht hatte. Ich runzelte die Stirn. »Hast du Angst vor mir?«

»Nein. Die Schuhe waren teuer – und nur für den Fall, dass gleich wieder dein Blut auf den Boden tropft, wollte ich sie in Sicherheit bringen.«

Meine Mundwinkel zuckten. »Du bist beleidigt, weil ich recht hatte.«

»Recht womit?« Sie musste sich geradezu zwingen, mich direkt anzusehen.

»Als ich dich damals als meine zukünftige Schwägerin bezeichnet habe.«

»O bitte!« Sie stützte eine Hand in die Taille. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Vielleicht ein bisschen.«

»Nimm es als Kompliment. Es war nicht schwer, zu deuten, wie Calder dich angesehen hat.«

Sofort veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, ihre Züge wurden weich. »Ja. Ich wünschte nur, du hättest auch jemanden.«

Es war himmelschreiend offensichtlich, dass sie ebenso an Madeleine dachte, wie mein Bruder es getan hatte. Ich wusste nicht, wie ich ihnen klarmachen sollte, dass Madeleine ein netter Fick und nicht etwa die Liebe meines Lebens gewesen war. Natürlich vermisste ich sie, und es tat mir leid, was ihr zugestoßen war. Allerdings trauerte ich ihr keineswegs hinterher. Ich hatte lang genug Zeit gehabt, mich daran zu gewöhnen, dass keine Frau bereit war, mir zu geben, was ich wollte – und wenn, dann nicht lang genug. Meine Affäre mit Madeleine hatte ein Ablaufdatum gehabt. Der Killer hatte unser Verhältnis lediglich abgekürzt.

»Wer sagt, dass ich niemanden habe?«

»Mein Bauchgefühl.«

Ich hob eine Augenbraue. »Dann machst du es nicht wie Calder daran fest, dass ich nicht mehr mit ins CHVRCH gekommen bin?«

»Nein. Ich denke, du suchst dir dein Vergnügen irgendwo anders. Außerdem spreche ich nicht bloß von Sex. Das wissen wir beide.«

»Misstraust du mir nicht zu sehr, um mir eine Frau an die Seite zu wünschen? Wer weiß, was ich mit der Armen machen würde.«

Ihre Augen wurden schmal. »Mir ist gerade wieder eingefallen, warum ich normalerweise nicht mit dir rede.«

Mein Lächeln vertiefte sich, doch bevor ich die Gelegenheit für eine weitere Spitze in Julies Richtung bekam, kehrte Calder mit Easton und Quinn zurück.

Innerlich stöhnte ich. Die beiden waren nett, trotzdem wusste ich nicht, wie viele glückliche Pärchen ich noch um mich herum ertragen würde – zumal Easton mich ebenso skeptisch betrachtete, wie meine zukünftige Schwägerin es tat. Vielleicht dachte er, ich würde mich für Quinn interessieren, vielleicht ahnte er, wie ich wirklich war. So oder so schien er keinen großen Wert auf meine Gesellschaft zu legen.

Ich nutzte die Gelegenheit, um mich zu verabschieden. »Feiert noch schön. Ich sehe euch beim Sonntagsessen. Quinn, Easton.« Weil ich nicht widerstehen konnte, nickte ich Easton zu, während ich Quinns Hand nahm und mit einer Verbeugung einen Kuss auf ihren Handrücken drückte. Sofort zuckte ein Muskel auf seiner Wange.

Sie lachte bloß. »Gehst du schon, Oakley?«

»Die Pflicht ruft. In Tokio ist es gleich Morgen und ich muss ein paar Geschäftspartner über das Telefon von meinem Charme überzeugen.«

»Ich schätze, dafür kannst du alles an Glück gebrauchen, das du bekommen kannst«, murmelte Calder. »Ich bin bestens mit deinem Charme vertraut.«

Julie lachte und lehnte sich an ihren Verlobten. Die beiden wirkten dermaßen glücklich, dass ich einen Stich verspürte.

Ich wandte mich ab und ließ ihm die Genugtuung des letzten Wortes. Es war immerhin seine Party. Auf dem Weg nach draußen verabschiedete ich mich von meiner Mutter mit einem Kuss auf die Wange, von meinem Vater war keine Spur zu sehen. Vermutlich war er draußen mit seinen Freunden und rauchte heimlich Zigarre, während er sich vor Mum versteckte.

Draußen stieg ich in meinen Wagen und schloss für einige Sekunden die Augen. Die Ruhe tat gut.

Nachdem ich einige tiefe Atemzüge genommen hatte, startete ich den Motor meines Mercedes und fuhr vom Parkplatz. Ich hatte mehr als zwei Stunden, bevor ich bei meinem Termin sein musste, doch in der Zeit wollte ich lieber aufs Meer starren, als glückliche Paare zu beobachten wie exotische Zootiere.

Es war nicht viel los, und Tony Mackenzie, mein Auftraggeber, hatte dafür gesorgt, dass niemand in dem Häuschen an der Hafenzufahrt saß und die ankommenden Fahrzeuge kontrollierte. Ich suchte mir den üblichen Platz nah am Wasser, schaltete die Scheinwerfer aus und ließ das Fenster herunter. Der Vollmond spiegelte sich auf den Wellen, die sich mit einem leisen Rauschen am Ufer brachen. Nachts war es hier erstaunlich ruhig.

Es verging ungefähr eine halbe Stunde, bevor ich hörte, wie sich ein anderes Auto näherte. Ich runzelte die Stirn, da ich auf John Forbes wartete, der für seine Unpünktlichkeit bekannt war. Daher wagte ich stark zu bezweifeln, dass er 90 Minuten zu früh zu einem Meeting erschien.

Der dunkle Ford fuhr am Parkplatz vorbei und rumpelte stattdessen über die Zufahrt zum Wasser. Wenige Meter vor dem schmalen Sandstreifen des Ufers hielt er an. Zwei Männer stiegen aus.

Ich brauchte nicht lang, um sie als Anfänger zu identifizieren. Sie sahen sich nicht einmal um, bevor sie den Kofferraum öffneten und einen leblosen Körper herausholten. Ich seufzte in der Stille des Autos, als sie die Leiche direkt am Wasser achtlos fallen ließen, und sich wieder in den Wagen setzten. Ohne einen Blick zurück fuhren sie davon.

Sie hatten einen Zeugen übersehen und sichergestellt, dass die Leiche gefunden werden würde. Jedes Kind wusste, dass im Hafen zwei Strömungen zusammenliefen – eine starke und eine schwache. Die Idioten hatten die Leiche in der schwachen Strömung abgelegt.

Glücklicherweise war das nicht mein Problem. Ich lehnte mich wieder zurück und betrachtete den Sternenhimmel.

Forbes kam zwanzig Minuten zu spät. Ich war bereits ausgestiegen, wartete neben meinem Wagen.

»Wo ist Tony?«, wollte er wissen.

Ich nickte unbestimmt in Richtung Wasser. »Lass uns ein paar Schritte gehen.« Da Tony nicht auf uns wartete, hatte ich seine Frage absichtlich nicht beantwortet. Je näher ich ihn zum Wasser bekam, bevor ihm klar wurde, was passierte, desto kürzer war die Distanz, die ich seine Leiche später schleppen musste.

Mit einem Murren schloss er seinen Wagen ab. »Ich hasse diese nächtlichen Treffen. Hab eine Frau kennengelernt. Stacy. Könnte jetzt in ihrem Bett liegen, mit dem Kopf zwischen ihren Schenkeln.« Er grinste dümmlich. »Geile Pussy.«

Ich antwortete nicht, sondern lief die Auffahrt hinunter und achtete darauf, dass er mir folgte. Der Sand knirschte unter unseren Schuhen.

Forbes kniff die Augen zusammen. »Wo ist Tony?«

»Tony benötigt deine Dienste nicht länger.«

Ungläubig schnaufte er. »Und das kann er mir nicht selbst sagen? Hätte er nicht anrufen können, statt mich herzuschicken?«

Ich holte meine Handschuhe aus der Tasche und zog sie über. »Leider verstehst du nicht, was ich dir sagen will.«

Seine Augen wurden groß und er hob abwehrend die Hände. »Wow. Ganz ruhig. Ich habe nichts falsch gemacht.«

»Ich fürchte, die geile Pussy gehört dem Boss.«

»Was?« Forbes starrte mich an. Er nahm nicht einmal das Messer zur Kenntnis, das ich aus der Hosentasche holte, bevor ich die Klinge ausklappte.

»Stacy ist Mackenzies Lieblingsstripperin. Da spielt es fast keine Rolle mehr, dass du dich zusätzlich an seinem Geld bedient hast.«

»Ich kann alles zurückzahlen!«

Während ich einen Schritt auf ihn zu machte, trat er einen zurück. Langsam schüttelte ich den Kopf. Meine Nervenenden prickelten, weil ich wusste, dass Forbes rennen würde – und trotzdem keine Chance hatte.

Wie auf Befehl drehte er sich um und sprintete los. Auf dem weichen Sand kam er nicht sonderlich weit, zumal er überhaupt nicht trainiert war. Er sah aus wie ein Strauß, der zum ersten Mal auf eigenen Beinen stand. Er schob den Kopf viel zu weit nach vorn, seine Hände ruderten durch die Luft. Es dauerte nicht lang, bis er der Länge nach hinschlug.

Ich stellte meinen Fuß auf seinen rechten Oberschenkel, beugte mich vor und durchtrennte seine Achillessehnen mit einer fließenden Bewegung. Er kreischte wie eine aufgebrachte Katze. Nachdem ich sein Jackett gepackt hatte, zerrte ich ihn zum Wasser.

»Bitte nicht«, bettelte er. »Bitte nicht. Ich habe Geld und Verbindungen. Bitte.«

Seine Nase lief, Tränen rannen über seine Wangen. Angewidert hielt ich seinen Kopf nach hinten und schnitt die Kehle durch. Das Blut spritzte hervor, vermischte sich mit dem Meerwasser.

Im Gegensatz zu den beiden Clowns, die ich vorhin beobachtet hatte, ging ich sicher, dass seine Leiche im Wasser verschwand. Mit jeder Welle wurde er ein Stück weiter ins Meer gezogen, bis er nicht mehr zu sehen war.

Ich bückte mich und spülte das Messer ab, bevor ich es einsteckte und die Handschuhe auszog. Mit dem Handy in der Hand machte ich mich auf den Rückweg. »Erledigt«, tippte ich. Mehr nicht.

Ein paar wenige Wolken zogen vorbei und der Mond strahlte wieder hell. Was für eine wunderbare Nacht, die Julie und Calder für ihre Verlobungsfeier gewählt hatten.

Ich wollte den Weg zum Parkplatz hochgehen, als etwas Helles meine Aufmerksamkeit erregte. Die Leiche, die die beiden Männer entsorgt hatten, lag nur wenige Schritte entfernt.

Normalerweise interessierte ich mich nicht für die Angelegenheiten anderer Leute, aber heute lag etwas in der Luft, was meine Sinne alarmierte.

Ich wusste selbst nicht, warum ich einen Blick auf den leblosen Körper werfen wollte, doch die Neugier trieb mich hin.

Zu meinem Erstaunen war es eine Frau, die sie entsorgt hatten. Sie sah übel aus und hatte vor ihrem Tod gelitten. Wer auch immer sie gewesen war, sie schien ihnen einen Kampf geboten zu haben. Ihr Gesicht war zugeschwollen, manche Hämatome sichtlich älter als andere, ihre Rippen stachen hervor, weil sie offensichtlich gehungert hatte, an ihrem Bein ragte der Knochen aus der Haut und mindestens drei ihrer Finger waren gebrochen, an zwei anderen fehlten die Nägel. Ihre Haare waren ein miserables Knäuel, das mit Wasser vollgesogen war.

Sie war tot definitiv besser dran.

Ich überlegte, ob ich sie ins Wasser schieben sollte. Wäre sie meine Freundin gewesen, würde ich nicht wollen, dass ihre Familie sie so zu sehen bekam. Am Morgen würde es hier vor Arbeitern wimmeln, die sie entdecken und die Polizei rufen würden. Ein paar Tage unter Wasser und man würde ihrer Familie den Anblick der Aufnahmen ersparen.

Doch dann sah ich, dass ihre blasse Haut mit einer Gänsehaut überzogen war.

Sie hatte eine Gänsehaut?

Ich streckte die Finger aus, strich die verfilzten Haare zur Seite und tastete nach ihrem Puls.

Fuck. Diese Idioten hatten jeden Fehler gemacht, den man machen konnte. Sie waren nicht nur gesehen worden und hatten sichergestellt, dass die Frau gefunden wurde – die Leiche war nicht einmal eine Leiche.

Ihr Puls ging sehr schwach und ihre Haut war eiskalt, aber sie lebte.

Ich erhob mich. Das ging mich nichts an. Gleichzeitig verharrte ich an Ort und Stelle, außerstande, mich zu rühren.

Nach Madeleine hatte ich mir geschworen, nie wieder eine Frau in mein Haus einzuladen oder mehr zu machen, als sie bloß zu vögeln. Ich hatte zu viele Feinde und wollte das Risiko nicht eingehen. Außerdem hatte ich in der Nacht gelernt, dass auch mein Bruder und seine bezaubernde Verlobte Feinde hatten, die nicht vor mir – oder der Partnerin an meiner Seite – haltmachten.

Ich betrachtete die Frau, weggeworfen wie Müll.

Niemand würde wissen, dass ich sie hatte, dass sie bei mir war. Wenn sie jemand vermisste, würde ich niemals mit den Ermittlungen in Berührung kommen, weil ich sie nie zuvor gesehen hatte. Ich war nicht der Exfreund oder ihr Lover, ich war ein Fremder, der eine halb tote Frau am Strand gefunden hatte.

Mein Herz klopfte schneller, als ich mich bückte, um sie auf meine Arme zu heben. Wenn niemand wusste, dass ich sie hatte, konnte sie mir auch niemand wegnehmen.

KAPITEL 2

Dunkelheit umfing mich. Es war kalt. So kalt, bitterlich kalt. Ich konnte mich nicht bewegen, nichts hören, nichts sehen, nicht sprechen. Die Müdigkeit drückte wie Blei auf meine Glieder, gleichzeitig schmerzte mein ganzer Körper. Heißer, pochender Schmerz und dumpfe Qualen. Überall. Wie konnte ich solche Schmerzen haben, wenn ich längst tot war?

Kalt.

Dunkel.

Allein.

KAPITEL 3

OAKLEY

Ich schloss die Wohnungstür auf, schaltete das Licht ein und fegte mit einer Handbewegung alles vom Wohnzimmertisch, was sich darauf befand. Nachdem ich die Stühle aus dem Weg geräumt hatte, kehrte ich zum Wagen zurück und hob meine zerbrechliche Fracht auf die Arme.

Mir war klar, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen würde, weil ihre Verletzungen stark waren und sie zu lange im eiskalten Wasser gelegen hatte, doch ich erlaubte mir einen kleinen Funken Hoffnung.

Ich legte sie auf den Wohnzimmertisch, schloss die Tür ab und zog die Vorhänge zu, ehe ich ins Bad im ersten Stock sprintete und sämtliche medizinischen Utensilien zusammensuchte, die ich besaß.

Neben ihrem schmalen Körper breitete ich sie aus und zündete den Kamin an. Solange ich ihre Wunden versorgte, konnte ich sie nicht zudecken, aufwärmen musste ich sie trotzdem.

Ich öffnete das schwarze Etui und überlegte, was ich brauchte. Während ich nachdachte, zog ich mein Hemd aus und ging in die Küche. Ich musste meine Hände waschen und brauchte eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen. Vermutlich sollte ich ihr ein Betäubungsmittel spritzen. Zwar ging ich nicht davon aus, dass sie aufwachte, aber ich musste den Bruch an ihrem Bein richten. Außerdem sollte ich mir die ebenfalls gebrochenen Finger ansehen.

Das Feuer hatte das Wohnzimmer bereits etwas aufgeheizt, als ich zurückkehrte. Ihre Atmung war nach wie vor flach. Hoffentlich starb sie mir nicht unter den Händen weg.

Ich zog eine Spritze auf und stach die Nadel in ihre weiße Haut. Sie war so blass, dass ich jede Ader erkennen konnte. Es grenzte an ein Wunder, dass sie überhaupt noch atmete.

Bisher hatte ich zweimal Knochen richten müssen, und beide Male waren es Arme gewesen. Da ich wusste, dass langes Zögern nur dazu führte, die Situation zu überdenken, machte ich mich an die Arbeit. Der Knochen glitt leichter zurück in die Ausgangsposition, als ich erwartet hatte. Dafür brauchte ich beim letzten Finger drei Versuche und entschuldigte mich im Geiste bei meiner bewusstlosen Patientin.

Sie hatte vier Schnittwunden, die ich nähen musste – alle anderen Verletzungen wirkten auf den ersten Blick, als könnten sie von allein heilen.

Ich nahm den Lappen, tauchte ihn ins Wasser und begann vorsichtig, ihre Haut abzuwaschen. Aufgrund der Hitze des Kamins standen mir Schweißperlen auf der Stirn. Es war mir egal, weil ich mir einbildete, dass sie sich nicht mehr so kalt anfühlte.

Ich arbeitete mich vorsichtig vor, sparte die Wunden aus und musste mehrmals das Wasser in der Schüssel wechseln.

Es dauerte beinahe vier Stunden, bis ich alle Verletzungen ausgespült, genäht, verbunden und versorgt hatte.

So vorsichtig wie möglich wischte ich ihr Gesicht ab und entfernte getrocknetes Blut aus ihren Augenbrauen. Mit spitzen Fingern hob ich eine der verfilzten Locken an. Sollte ich versuchen, sie zu waschen und retten – oder lieber gleich einen elektrischen Rasierer holen? Ich konnte nicht einmal die Farbe erkennen. Vermutlich waren sie dunkelbraun oder schwarz. Auch ihre Augenfarbe war unmöglich herauszufinden, weil ihre Lider dermaßen angeschwollen waren. Ich musste sie kühlen und hoffen, dass mit ihnen alles in Ordnung war.

Da ich eh nichts Besseres zu tun hatte, entschied ich, ihren Haaren zumindest eine Chance zu geben, ehe ich im wahrsten Sinne des Wortes kurzen Prozess mit ihnen machte. In der Küche füllte ich neues Wasser in die Schüssel und trug sie zurück ins Esszimmer. Ich nahm eine Decke von der Couch und breitete sie über meine Unbekannte aus, bevor ich nach oben ging, um Shampoo zu holen.

Nach drei Spülgängen stellte ich erstaunt fest, dass ihre Haare hellbraun mit einem leichten Rotstich waren. Ich kämmte sie so gut es ging aus. Leider musste ich einige Strähnen herausschneiden, die beim besten Willen nicht zu retten waren.

Die Muskeln in meinem Rücken protestierten, als ich mich aufrichtete. So weit, so gut.

Drei Tage später wagte ich es, sie vom Wohnzimmertisch in das Schlafzimmer neben meinem zu bringen. Sie war tatsächlich nicht gestorben.

Manchmal wachte sie auf, und ich gab ihr etwas Wasser, doch sie reagierte weder auf meine Stimme noch die Fragen, die ich ihr stellte. Sie schien sich in einer Art Fiebertraum zu befinden, nur hatte sie kein Fieber.

Trotzdem wälzte sie sich unruhig umher und murmelte vor sich hin. Ich ließ sie schlafen.

Sollte sie aufwachen, konnte sie mit ihrem eingegipsten Bein ohnehin nicht fliehen. Abgesehen davon wäre sie wahrscheinlich zu schwach, überhaupt vom Bett aufzustehen. Ihr rechter Arm befand sich ebenfalls in Gips, an der linken Hand waren zwei der Fingerkuppen mit Pflaster umwickelt, dort, wo ihr die Nägel herausgerissen worden waren.

Inzwischen wusste ich, dass ihre Augen grün und ihr Gesicht wunderhübsch war. Sie war außerdem sehr viel jünger, als ich gedacht hatte. Nicht so jung, dass ich befürchten musste, sie wäre minderjährig, aber auch nicht weit davon entfernt.

Die meisten Schwellungen waren zurückgegangen, und ich konnte von ihrer Pflege dazu übergehen, mich auf ihr Zimmer zu konzentrieren.

Ich musste alles entfernen, was sie als Waffe benutzen konnte, und brauchte einen Riegel für die Tür. Gitter vor dem Fenster konnten außerdem nicht schaden.

Es gab so viel zu tun, dass ich kaum wusste, was ich zuerst erledigen sollte. Trotzdem war ich schon verdammt lange nicht mehr so glücklich gewesen.

KAPITEL 4

Lange fühlte ich mich, als würde ich schweben. Ich konnte nicht beurteilen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Gefühl war. Die Schmerzen waren abgeebbt, aber ich konnte mich kaum bewegen. Besonders mein Bein fühlte sich bleischwer an.

Als ich wach wurde, bedeckte eine feine Schweißschicht meinen Körper, und meine Kehle war schrecklich trocken, genau wie meine Lippen. Probehalber streckte ich die Zunge heraus und leckte über meinen Mund. Es brachte nur wenig Linderung.

Ich öffnete die Augen und betrachtete die cremefarbene Decke. In der Hölle waren die Zimmerdecken sicherlich nicht cremefarben, demnach musste ich am Leben sein.

Doch ich war elendig schwach. Eine Weile bemühte ich mich, Speichel in meinem Mund zu sammeln und zu schlucken, bevor ich mich auf meine Umgebung konzentrierte. Es war weder sonderlich kalt noch warm, außerdem lag ich weich. Nachdem ich die linke Hand bewegt hatte und einen leichten Schmerz in den Fingerspitzen fühlte, geriet ich kurz in Panik, weil meine rechte Hand wie angenagelt war. Nur mit äußerster Kraft gelang es mir, sie zu heben. Sie war bis zur Mitte des Unterarms eingegipst. Das erklärte, warum es mir schwerfiel, sie zu bewegen.

Ich wackelte mit den Zehen – links hatte ich kein Problem, rechts spürte ich ein ähnlich starres Hindernis. Einige paar Atemzüge lang sammelte ich meine Kraft, bevor ich den Oberkörper aufrichtete. Ich schaffte es, einen Blick auf den reinweißen Gips an meinem Bein zu werfen, der unter der Bettdecke hervorragte, bevor ich wieder nach hinten sank.

Jemand hatte mich zusammengeflickt und in ein hübsches Zimmer gebracht. Ich hatte nur einen kurzen Blick auf den Holzboden und die eleganten Möbel werfen können, ehe ich mich wieder hinlegte, weil alles andere zu anstrengend war. Mit der funktionierenden Hand strich ich über das Bettlaken. Es fühlte sich seidig an, teuer. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen sollte. Überhaupt wusste ich … nichts.

Sofort beschleunigte sich meine Atmung, Panik erfüllte mich. Ich wusste nicht, wo ich war. Ich wusste nicht, wie ich hierhergekommen war. Ich wusste nicht einmal meinen eigenen Namen.

Hastig presste ich die Augen zusammen und wollte mich erinnern. Ich musste doch wissen, wie ich hieß oder wie alt ich war oder wenigstens …

Da war nichts.

Rein gar nichts.

Schwarzes, leeres, tiefes Nichts.

Hinter meiner Stirn meldete sich ein Pochen, aber nicht die geringste Information war zu finden. Die Erkenntnis drückte wie ein schweres Gewicht auf meine Brust. Mit der Hand, die nicht in Gips war, tastete ich nach meinem Hals, als könnte ich auf diese Weise wieder normal atmen.

Flirrende Punkte drängten sich in den Rand meines Sichtfeldes. Ich konnte nicht atmen. Nicht. Atmen.

»Hey, hey«, sagte eine Stimme. Eine Hand schob sich unter meinen Rücken und half mir, den Oberkörper aufzurichten. Dann fühlte ich ein zusätzliches Kissen hinter mir. »Sieh mich an.« Es war eindeutig ein Mann, der mit mir sprach.

Doch zwischen Panik und Neugier gefangen, fiel es mir unglaublich schwer, seiner Aufforderung nachzukommen. Meine Lider flatterten, und ich war mir sicher, dass meine Augen nach hinten rollten.

»Hey«, sagte er wieder, diesmal mit einem strengeren Unterton, der tatsächlich zu mir durchdrang und die Panik in den Hintergrund verbannte. »Sieh mich an!«

Hastig holte ich Luft und blinzelte. Er hatte grün-braune Augen und kleine Fältchen in den Augenwinkeln. Seine Haare waren dunkel, wurden an den Schläfen langsam grau, und er wirkte streng. So streng. Er hatte die Lippen aufeinandergepresst und musterte mich eindringlich, als könnte er geradewegs in meinen Kopf sehen.

Plötzlich wurde mir überdeutlich bewusst, dass er auf der Bettkante saß und damit nah bei mir. Seine Hände waren warm auf meiner Haut und er hielt mich einfach nur. Trotzdem spürte ich das dringende Verlangen, seinen Griff zu lösen und mich in der hintersten Ecke des Raumes zu verstecken.

Meine Atmung beschleunigte sich erneut.

»Nein.« Er schüttelte schlicht den Kopf. »Alles ist gut. Beruhige dich.«

Es half mir, dass er so gelassen blieb und alles, was er sagte, mit enormem Selbstbewusstsein verkündete. Die Strenge in seinem Ton half mir, mich zu konzentrieren.

Ich starrte die kurzen Bartstoppeln auf seinem Kinn an, die ebenso wie seine Haare von ein wenig Grau durchzogen waren. Vielleicht sollte ich darüberstreichen, um herauszufinden, ob sie so hart waren, wie sie aussahen. Alles an ihm wirkte hart. Die gerade Nase, der gemeißelte Kiefer und der Blick, mit dem er mich fixierte.

Ein Wimmern stieg in meiner Kehle auf.

Langsam ließ er mich los und lehnte sich zurück. »Wie heißt du?«

Sofort sehnte ich mich nach seiner Berührung. Ohne sie fühlte ich mich plötzlich wie im freien Fall. Ich forschte in meinem Kopf. Immer noch nichts. Nur Leere. »Ich …« Meine Stimme brach, und ich konnte das raue Krächzen zuerst nicht zuordnen, bis mir klar wurde, dass ich so klang. Ich räusperte mich. »Ich weiß es nicht.«

Er legte den Kopf schräg und betrachtete mich eine Weile. »Sicher? Es ist nicht in deinem Interesse, mich anzulügen.«

Die Finger meiner linken Hand verkrampften sich in der Bettdecke. Grundgütiger – war ich darunter nackt? Jetzt erst wurde mir bewusst, dass der Stoff meine nackte Haut streichelte. Ich schluckte. »Da ist nichts. Ich weiß nichts.« Die letzten Worte stieß ich beinahe hysterisch hervor. Warum konnte ich mich an nichts erinnern? Wieso war da nichts? »Weißt du, wer ich bin?«

Seine grün-braunen Augen funkelten belustigt. »Nein. Ich kann nur vermuten.«

»Was vermuten?«

Statt mir zu antworten, streckte er die Hand aus und nahm eine Flasche Wasser vom Nachttisch. Er drehte den Verschluss ab. »Hier, trink.«

Ich wollte nach der Flasche greifen, aber er ließ mich nicht, sondern setzte sie an meine Lippen. Da mir nichts anderes übrig blieb, öffnete ich den Mund.

»Schön langsam.« Es klang eher wie eine Anordnung und nicht wie Fürsorge.

Ich war trotzdem froh darüber, denn in dem konfusen Zustand, in dem ich mich befand, war ich dankbar für Struktur und klare Ansagen. Es half mir, bei Verstand zu bleiben – sofern ich es so nennen konnte.

Nach wenigen Schlucken nahm er die Flasche von meinen Lippen, schraubte sie zu und stellte sie zurück. »Sag Danke.«

»Danke«, echote ich, ohne darüber nachzudenken.

»Danke, Oakley.«

Ich starrte ihn an. »Danke, Oakley.« Mein Herz klopfte wie wild und ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. »Weißt du wirklich nicht, wie ich heiße?«

»Nein. Aber ich kann dir erzählen, was ich weiß und was ich vermute.«

»Ja.« Meine Hand grub sich tiefer in die Bettdecke. »Bitte.«

Er griff nach meinen Fingern und löste sie sanft vom Stoff. »Du solltest vorsichtig mit deinen Verletzungen sein.«

»Okay.« Ich nickte. Damit er mir verriet, was er wusste, hätte ich ihm alles versprochen, was er hören wollte. Gleichzeitig bemerkte ich das Pochen in meinen Fingerkuppen, was mir bestätigte, dass er recht hatte.

»Vor knapp drei Wochen habe ich dich im Hafenbecken gefunden.«

Ich wartete darauf, dass er lachte oder mir zuzwinkerte, irgendetwas tat, um mir zu versichern, dass er scherzte.

Stattdessen umfasste er meine Hand mit seiner und streichelte meinen Handrücken mit ruhigen, hypnotischen Bewegungen. »Zwei Männer haben deine vermeintliche Leiche ins Wasser geworfen. Als ich festgestellt habe, dass du noch lebst, habe ich dich mitgenommen und zusammengeflickt. Das ist alles, was ich weiß. Ich vermute, dass du irgendwie an Kriminelle geraten bist. Vielleicht bist du eine kleine Dealerin, die sich an der Ware bedient hat, oder eine Nutte, die zu wenig Geld abgeliefert hat, vielleicht warst du aber auch nur zur falschen Zeit am falschen Ort.« Seine Finger umspannten mein Handgelenk. »Außerdem bin ich mir sicher, dass du etwas weißt, was die Leute wissen wollten, die dir das angetan haben.«

Ich hatte gehofft, er würde Licht ins Dunkel bringen. Stattdessen war ich panischer als vorher. Ich wollte ihm meine Hand entziehen, aber sein Griff festigte sich. Er ließ mich nicht los.

Tränen stiegen in meine Augen, weil ich mich hilflos fühlte. Ich wusste nicht, wer ich war, wie ich hierhergekommen war oder ob ich ihm überhaupt trauen konnte.

Mit dem Daumen strich er die Tränen weg. »Es gibt keinen Grund, zu weinen.«

Das sah ich anders. Die Worte lagen mir auf der Zunge, aber ich wagte es nicht, ihm zu widersprechen. Wie es im Moment aussah, war ich auf seine Hilfe angewiesen. Ich konnte kaum ohne Schmerzen den Arm heben, geschweige denn daran denken, aufzustehen, da durfte ich es nicht riskieren, ihn zu verärgern.

»Du hast jetzt mich«, sagte er vollkommen neutral. »Ich passe auf, dass dir nichts zustößt.«

Ich blinzelte, woraufhin zwei neue Tränen hervorquollen. »Woher weiß ich, ob ich dir glauben kann?«