Kiss The Snow Queen - Mia Kingsley - E-Book

Kiss The Snow Queen E-Book

Mia Kingsley

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Beschreibung

Als FBI-Agent ist mir der Name Daven St. Preux durchaus vertraut. Die Nummer 2 auf der Liste der meistgesuchten Schwerverbrecher hat eine Akte, die dicker ist als mein Unterarm. Ich habe Fotos seiner Opfer gesehen. Ich weiß, wozu er fähig ist. Und zu allem Überfluss kann er mich nicht leiden. Was ich mir also dabei gedacht habe, seine unwiderstehliche Schwester Beau zu entführen, weiß ich selbst nicht. Aber ich muss sie haben und ich werde jede einzelne Sekunde mit ihr genießen – denn sobald St. Preux herausfindet, was ich getan habe, bin ich ein toter Mann. Alle Bände der Bad-Fairy-Tale-Reihe sind in sich abgeschlossen, aber durch wiederkehrende Figuren verbunden. Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. Empfohlene Reihenfolge: Rotten Love (Bad Fairy Tale 1) Once Upon A Murder (Bad Fairy Tale 2) Fairy Tale Gone Wrong (Bad Fairy Tale 3) Never Ever After (Bad Fairy Tale 4) Kiss The Snow Queen (Bad Fairy Tale 5) Her Big Bad President (Bad Fairy Tale 6) Her Big Bad President (Bad Fairy Tale 6)

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KISS THE SNOW QUEEN

BAD FAIRY TALE 5

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

INHALT

Kiss The Snow Queen

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Nächster Band der Reihe: Her Big Bad President

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2021, Deutschland.

Covergestaltung: © Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

KISS THE SNOW QUEEN

Als FBI-Agent ist mir der Name Daven St. Preux durchaus vertraut. Die Nummer 2 auf der Liste der meistgesuchten Schwerverbrecher hat eine Akte, die dicker ist als mein Unterarm. Ich habe Fotos seiner Opfer gesehen. Ich weiß, wozu er fähig ist. Und zu allem Überfluss kann er mich nicht leiden.

Was ich mir also dabei gedacht habe, seine unwiderstehliche Schwester Beau zu entführen, weiß ich selbst nicht.

Aber ich muss sie haben und ich werde jede einzelne Sekunde mit ihr genießen – denn sobald St. Preux herausfindet, was ich getan habe, bin ich ein toter Mann.

Alle Bände der Bad-Fairy-Tale-Reihe sind in sich abgeschlossen, aber durch wiederkehrende Figuren verbunden. Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache.

Empfohlene Reihenfolge:

Rotten Love (Bad Fairy Tale 1)

Once Upon A Murder (Bad Fairy Tale 2)

Fairy Tale Gone Wrong (Bad Fairy Tale 3)

Never Ever After (Bad Fairy Tale 4)

Kiss The Snow Queen (Bad Fairy Tale 5)

Her Big Bad President (Bad Fairy Tale 6)

PROLOG

AARON

Drei Wochen vorher

Die Kette rasselte, als ich auf dem Stuhl herumrutschte und eine bequemere Sitzposition suchte. Die Handschellen waren zu eng und praktisch direkt an den Tisch gekettet, sodass ich nur vornübergebeugt sitzen konnte. Außerdem war es in dem Verhörraum stickig und zu warm.

Der Wachposten, der regungslos in der Ecke stand, blinzelte nicht einmal und hatte mir bisher keine Antwort gegeben, als ich ihn angesprochen hatte. Wobei das nicht ganz stimmte. Beim ersten Mal hatte er reagiert, aber ich sprach kein Russisch.

Da es hier kein Fenster gab, wusste ich nicht, wie lang ich schon in dieser elend gebückten Haltung saß. Es fühlte sich wie Tage an, doch vermutlich waren es bloß ein paar Stunden gewesen.

Als sich die Tür endlich öffnete, hätte ich vor Erleichterung am liebsten geseufzt, allerdings blieb es mir im Halse stecken, da ich den Besucher sofort erkannte. Ich hatte mit einem Anwalt gerechnet oder mit jemandem von der amerikanischen Botschaft. Mir wäre selbst Wladimir Putin lieber gewesen als Daven St. Preux.

Er kam herein, grinste mich mit seiner unvergleichlich arroganten Art an und nickte der Wache zu, die daraufhin tatsächlich sofort ihren Posten räumte. Die Tür fiel wieder ins Schloss und ich war mit dem Arschloch allein.

»Soll ich dir den Vortrag halten und mit ›Ich habe es dir gleich gesagt‹ abschließen, oder soll ich damit anfangen?«

»Fick dich!«, gab ich zurück.

»Stimmt. Anfangen ist besser. Aaron, ich habe es dir gleich gesagt.«

»Bist du nur hier, um mir Vorhaltungen zu machen?« Ich sah ihn an und wünschte mir, die Kette wäre lang genug, um ihm die verdammte Nase zu brechen.

»Nein, ich bin hier, weil Will mich schickt. Ich persönlich hätte dich nur zu gern verrotten lassen, aber mein Bruder sieht das anders. Was ist passiert? Also abgesehen davon, dass ich natürlich recht hatte und Beau dich zum Frühstück verspeist hat?«

»Ich weiß nicht, was passiert ist. Als ich sie endlich gefunden hatte, wollte ich mit ihr reden, aber ich habe keinen halben Satz rausbekommen, bevor sie angefangen hat zu schreien.«

»Was hat sie denn geschrien?«, wollte er wissen.

»Das weiß ich nicht. Ich kann kein Russisch.«

Wir waren in einer verdammten Hotelhalle gewesen, und ich hatte es nicht einmal geschafft, mich vorzustellen. Ich hatte Beau mit ihrem Namen angesprochen, und nachdem sie sich in meine Richtung gedreht und mich mit einem einzigen Blick gemustert hatte, war das Chaos ausgebrochen.

Daven schnalzte mit der Zunge und zog die Akte zu sich, die vor mir auf dem Tisch lag, seit ich diesen Raum betreten hatte. Da sie ebenfalls auf Russisch verfasst war, hatte ich es aufgegeben, sie als Informationsquelle zu sehen.

Daven blätterte durch die Papiere, lachte und schaute mich an. »Junge, ich sag’s dir lieber nicht, bevor dein Ego sich nie wieder erholt.«

Ich hob meine Hände, soweit die kurze Kette es zuließ. »Bist du hier, um mich zu befreien oder um dich über mich lustig zu machen?«

»Du kennst mich – ich verbinde gern das Angenehme mit dem Nützlichen.« Er zwinkerte mir zu und zauberte einen Schlüssel zwischen den Fingern hervor. »Der Jet steht bereit und wir können in die Staaten zurückfliegen.«

Nachdem er mich von den Handschellen befreit hatte, rieb ich mir über die Haut und ließ meine Hände kreisen.

»Nein.«

Daven legte den Kopf schräg. »Nein? Was soll das heißen?«

»Ich habe Beau nach Monaten endlich aufgespürt und werde mein Versprechen deinem Bruder gegenüber einhalten.«

»Wie? Dein jetziger Versuch zeigt eindeutig, dass du Beau nicht gewachsen bist – wie ich von vornherein gesagt habe, möchte ich an dieser Stelle noch einmal anmerken.«

»Keine Sorge. Ich weiß, was mein Fehler war. Wie viele Sprachen spricht Beau? Damit ich weiß, in welchen Ländern ich noch aufpassen muss.«

»Sieben. Und nein, ich werde dir nicht sagen, welche. Du hattest deine Chance und jetzt kommst du mit mir.«

Ich reckte das Kinn. »Nein. Ich weiß, wo Beau hinwill, und ich weiß auch, dass sie in verfickte Schwierigkeiten geraten wird, sollte ich recht behalten.«

»Sag es mir und ich kümmere mich darum.«

»Bist du schwerhörig oder einfach nur dumm?«, wollte ich wissen. Meine Laune war im Keller, weil diese verdammte Familie meine Nerven strapazierte. Beau würde bereuen, dass sie mich auf diese Weise behandelt hatte. Ich jagte ihr durch die halbe Welt hinterher, um sie zu retten, und was war der Dank? Sie versuchte, mich in den nächsten Gulag werfen zu lassen.

»Pass auf, wie du mit mir redest. Falls du hier und jetzt stirbst, wird Carrie niemals die Wahrheit erfahren. Ich behaupte einfach, ich wäre zu spät gekommen.«

»Deine Schwester schwebt in Gefahr. Ich kann sie retten, weil die Leute, mit denen sie sich angelegt hat, mich nicht kennen. Dich schon.«

»Ach ja? Ich denke, das ist eine Welt, in der ich mich wesentlich besser auskenne als du.« Daven verschränkte die Arme.

»Du glaubst also, dass Jose Leñero schon wieder vergessen hat, dass du ihm ein Auge rausgeschnitten hast, nachdem du seinen Liebhaber umgebracht hast? Stell dir vor, was er mit Beau macht, wenn er herausfindet, wer sie ist.«

»Jose Leñero? Wie zum Henker hat sie das wieder angestellt?« Davens Miene verfinsterte sich.

»Beau hat einen echten Hang zu Katastrophen. Aber keine Sorge, ich habe einen Plan. Und ich brauche Geld.«

Daven biss die Zähne aufeinander und auf seiner Wange zuckte ein Muskel. Er wusste wahrscheinlich, dass ich seine einzige Chance war, und der Gedanke daran war schlimm genug, um ihm spontan ein Magengeschwür zu bescheren. »Wie viel?«

»Zwei Millionen.«

»Zwei Millionen? Was hast du vor?«

»Das lass meine Sorge sein. Dieses Mal wird Beau mir nicht entwischen.«

»Ach nein? Wie kommst du darauf? Ich meine, du hast nicht einmal mit ihr gesprochen und sitzt bereits hier.«

»Ich war zu nett. Das wird mir nicht wieder passieren.«

»Wenn du meiner Schwester auch nur ein Haar krümmst –«

Meine Laune war so schlecht, dass ich die Hand hob, um Davens überflüssige Drohung zu unterbrechen. »Willst du sie zurück oder nicht?«

Daven musterte mich aus schmalen Augen, studierte mich regelrecht. »Brauchst du das Geld in bar?«

»Nein, aber ich habe Kontodaten für dich.«

Er holte sein Handy hervor. »Diktier sie mir.« Ich fing an und Daven unterbrach direkt wieder: »Du hast ein Konto auf den Caymans? Warum?«

»Ist dir vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass du und Carrie und William und Welton nicht die einzigen Menschen mit Geheimnissen seid?«

»Das ist keine Antwort.«

»Es ist die einzige Antwort, die du bekommen wirst. Und es wäre toll, wenn du dich beeilen könntest. Ich muss nach Shanghai.«

»Shanghai?«

»Ja.«

»Beau spricht ein bisschen Mandarin. Davon abgesehen sind die Chinesen gerade nicht gut auf mich zu sprechen, du solltest dich also besser nicht erwischen lassen.«

»Habe ich nicht vor. Ich melde mich, sobald ich Beau … eingefangen habe.«

Daven grinste. »Also nie.«

Ich ignorierte ihn, schnappte mir die Akte über mich, damit ich sie von irgendwem übersetzen lassen konnte, und ging zur Tür. »Denk an das Geld.«

KAPITEL1

AARON

Ich nickte der Kellnerin zu und hielt ihr einen Geldschein hin, als sie den Drink auf meinen Tisch stellte. Mehr Aufmerksamkeit hatte ich für sie nicht übrig, weil ich auf den Bartresen fixiert war.

Beau saß mit dem Rücken zu mir, aber ich konnte ihr Gesicht im Spiegel sehen, der hinter der Bar hing, um den Eindruck zu erwecken, dass sich wesentlich mehr Flaschen auf dem Regal stapelten, als dort eigentlich standen.

Immer wieder sah sie auf die schmale Uhr an ihrem noch schmaleren Handgelenk, dann zum Eingang, und je mehr Minuten verstrichen, desto nervöser wurde sie.

Sie war wunderhübsch, und ich war nicht der einzige Mann hier, der sie beobachtete. Aber ich war vermutlich der Einzige, der nicht nur darüber fantasierte, sie zu vögeln, sondern auch ihr den zerbrechlich wirkenden Hals umzudrehen.

Beau St. Preux war von einem Namen auf dem Papier und einem Auftrag zu so viel mehr für mich geworden.

Als meine Kollegin beim FBI und Freundin Carrie mich gebeten hatte, Beau ausfindig zu machen, die nicht nur die Schwester des hochgradig kriminellen und gefährlichen Daven St. Preux war, sondern auch die des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, hatte ich mir nichts dabei gedacht, zuzustimmen. Es gab wesentlich Schlimmeres, als dem Präsidenten einen Gefallen zu tun – vor allem, wenn es bedeutete, dass er danach in meiner Schuld stand.

Allerdings hatte sich meine Einstellung schlagartig geändert, als ich Beaus Foto gesehen hatte. Sie war … perfekt. Sie war alles, was ich bei einer Frau wollte – und dazu offensichtlich noch clever und gebildet.

Ihre blonden Haare waren kurz geschnitten und so gestylt, dass ich unwillkürlich daran dachte, dass sie vermutlich genauso aussahen, wenn Beau sich nach dem Sex im Bett aufsetzte und mich mit einem zarten Lächeln anblickte. Ihre großen braunen Augen sprühten vor Leben und auf ihren Lippen lag zu jeder Zeit ein leicht spöttisches Lächeln, als wüsste sie mehr als ich.

Leider hatte Beau die Angewohnheit, sich von einem Schlamassel ins nächste zu stürzen und dabei jegliche Hilfe abzulehnen. Meine Haare hatten zu Berge gestanden, als ich das Dossier über sie gelesen hatte. Große Teile waren geschwärzt gewesen, aber ich wusste, was dort stand, weil ich mich leider damit auskannte, wie gewisse Männer mit ihren käuflich erworbenen Gespielinnen umgingen.

Ich verstand nur nicht, wieso Beau sich den Großteil der Zeit klug und besonnen verhielt und nun trotzdem wieder im Begriff war, einen riesigen Fehler zu machen. Sie hatte den halben Erdball offensichtlich auf der Suche nach jemandem umrundet, den sie nun gefunden hatte.

Jose Leñero war auf der ganzen Welt dafür bekannt, dass er praktisch jede Frau entführen und verschwinden lassen konnte. Selbst hochrangige Politiker und Mitglieder von Königshäusern waren vor ihm nicht sicher. Vor drei Jahren war eine schwedische Prinzessin verschwunden, nachdem sie einem russischen Oligarchen ins Auge gefallen war, doch niemand konnte beweisen, dass Leñero dahintersteckte, obwohl wir es alle wussten. Mit genug Geld konnte jeder abartige Sadist seine Wunschgespielin kaufen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Daven St. Preux hätte der Welt wahrscheinlich einen Gefallen getan, wenn er Leñero einfach umgebracht hätte.

Was Beau anbelangte, war ich mit meinem Latein am Ende. Ich wusste, was sie vorhatte, aber ich würde mich ihr nicht nähern können, ohne zu riskieren, dass ich wieder im Gefängnis landete. Da sie jetzt wusste, wie ich aussah, und mich sofort wiedererkennen würde, hatte ich einen anderen Plan gefasst.

Ich war mir ziemlich sicher, dass er funktionieren würde. Leider war ich mir auch sicher, dass Daven mich zu Tode foltern würde, sollte er jemals davon erfahren. In meinen Augen gab es nur eine Möglichkeit, Beau zu retten und sicherzustellen, dass sie so schnell nicht wieder die nächste Dummheit beging.

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, weil eine ansehnliche Brünette mit beachtlichen Titten die Hotelbar betrat. Sie schaute sich um, entdeckte Beau und eilte sichtlich erleichtert zu ihr.

Beau wirkte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, und streckte die Arme nach der Frau aus. Sie kannten sich, das war sofort klar, als sie sich umarmten und die Brünette Beaus Gesicht mit beiden Händen umfasste. Sie sagte etwas, ließ Beau wieder los und nahm auf einem der Barhocker Platz. Sie saß noch nicht ganz, da brachte der Barkeeper ihr bereits ein Glas Champagner mit den besten Empfehlungen des Mannes, der rechts von den Ladys an der Bar hockte.

Sie nahm es dankend entgegen – ganz im Gegensatz zu Beau, die bisher vier Drinks unangetastet hatte zurückgehen lassen.

Beau legte die Hand auf den Unterarm ihrer Freundin, beugte sich zu ihr und sagte etwas. Der Ärmel ihres schwarzen Kleides bewegte sich dabei. Es war ohnehin eine interessante Konstruktion. Auf den ersten Blick wirkte das Kleid beinahe züchtig mit den langen Ärmeln und dem Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, doch sobald sie sich bewegte, kamen diverse Schlitze und Öffnungen in Sicht, die ihre cremige Haut enthüllten und fast wie ein Versprechen wirkten – das Versprechen, dass sich unter dem vermeintlich braven Kleid eine kleine Hure verbarg, die zu allem bereit war.

Ich trank einen Schluck meines Drinks und fragte mich, was Carrie denken würde, wenn sie wüsste, dass ich nicht halb so nett war, wie sie glaubte. Ich hatte mich zwar eigentlich für anständig gehalten, doch jetzt, da der Köder praktisch vor meiner Nase zappelte, konnte ich nicht widerstehen. Dazu war ich zu schwach.

Ich sollte Carrie zu Daven auf die Liste der Leute setzen, die niemals erfahren durften, was ich mit Beau vorhatte.

Beau schlug die Beine übereinander und der lange Stoff glitt auseinander. Ich fragte mich, was für Unterwäsche sie wohl darunter trug. Ein Teil von mir war davon überzeugt, dass sie vermutlich gar keine anhatte.

Ihre Freundin holte ein Handy hervor und zeigte Beau etwas, die daraufhin eifrig nickte. Meine Neugier war geweckt – genau wie mein Misstrauen gegenüber Beaus Freundin.

Zwei Männer erregten meine Aufmerksamkeit, weil sie ihren Mut zusammengekratzt hatten und nun auf die beiden Frauen zusteuerten.

Die Brünette wirkte interessiert, und als hätte Beau nur auf ein Zeichen von ihrer Freundin gewartet, vertiefte sich ihr Lächeln ebenfalls. Sie drehte sich weiter in die Richtung des Mannes, der es auf sie abgesehen hatte, und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

Der Stoff ihres Kleides teilte sich genau zwischen ihren Brüsten. Kein BH. Möglicherweise hatte ich recht mit meiner These, dass die ungezogene kleine Beau keine Unterwäsche trug. Vielleicht sollte ich mich vergewissern …

Ich zwang mich, das Glas loszulassen, weil ich in der letzten Sekunde gemerkt hatte, wie ich es umklammert hielt. Es hätte nicht mehr viel gefehlt, bevor es gesprungen wäre und die Aufmerksamkeit damit auf mich gelenkt hätte. Aber Beau durfte mich nicht entdecken. Falls ich sie jetzt verlor, wäre es unter Umständen zu spät.

Ich tastete nach meinem Handy, ohne den Blick von ihr abzuwenden.

Wahrscheinlich sollte ich Carrie anrufen. Ein Teil von mir hoffte, dass sie mir gut zureden und mich von meinem Plan abbringen würde. Dass sie an mein Gewissen appellierte, denn sie würde meinen Plan hassen.

Aber ich wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, Beau vor sich selbst zu beschützen. Und um ehrlich zu sein, wollte ich es auch tun.

Beau brauchte jemanden, der ihr beibrachte, wie sie sich verdammt noch mal zu verhalten hatte. Sie konnte nicht kopflos durch die Welt stolpern und hoffen, dass ihr nichts passierte.

Sie brauchte Regeln und Strukturen und jemanden, der aufpasste, dass sie sich an die Regeln hielt. Der sie bestrafte, wenn sie nicht gehorchte.

Meine Kehle wurde eng, und ich war froh, dass die Tischplatte meinen Schritt vor neugierigen Blicken verbarg. Ich hatte schon so oft über ein solches Szenario nachgedacht, doch ein Teil von mir hatte darauf spekuliert, dass ich letztlich zu viele Hemmungen haben würde.

Aber ich hatte gar keine Hemmungen. Ich würde Beau in meine Gewalt bringen, ihr die Regeln erläutern, und sollte es nötig sein, würde ich sie notfalls zu Tode erschrecken, damit sie endlich verstand, wie ernst es mir war.

In Zukunft würde sie nie wieder einen fremden Mann auf die Weise anlächeln, wie sie es gerade tat.

Sobald sie die Regeln verstand, würde ich sie belohnen. Ich fragte mich, ob Beau eher zum Wimmern oder zum Stöhnen neigte. Oder zum Schreien? Würde sie weinen, wenn sie den Ernst der Situation verstand? Wenn sie mich erkannte? Würde sie sich für Russland entschuldigen und die Dinge, die sie über mich gesagt hatte?

Auch wenn die Übersetzung nicht vollständig gewesen war, wusste ich, was sie in der Hotelhalle geschrien hatte, als ich sie hatte warnen wollen.

Vermutlich würde Beau ihre Worte bereuen – irgendwann zwischen der Erkenntnis, dass sie dieses Mal in echten Schwierigkeiten steckte, und dem ersten Orgasmus.

Ich würde sie lecken, sie ficken – in jede verfügbare Öffnung – und ihr beibringen, wie sie sich in Zukunft zu verhalten hatte.

Alternativ konnte ich sie auch retten und bei ihrem unerträglichen Bruder abliefern. Das war die moralisch deutlich vertretbarere Variante. Noch war es nicht zu spät. Bisher hatte ich meine Dämonen in Schach und den Gelüsten nicht nachgegeben.

Beau lachte, biss sich auf die Unterlippe und schaute den Mann von unten durch ihre dichten Wimpern an. Die Einladung war nicht zu übersehen. Fick mich. Nimm mich mit in dein Hotelzimmer, und mach mit mir, was du willst.

Ich schob das Handy weg und biss die Zähne zusammen. Es war zu spät. Ich konnte Beau nicht mehr in Ruhe lassen.

KAPITEL2

BEAU

»Willst du das anziehen?« Eleanor starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

Irritiert schaute ich an mir nach unten. »Was stimmt nicht damit?«

Ich trug ein weites A-Linien-Kleid mit einem Muster im Stil der Sechziger und hatte mich auch beim Augen-Make-up an Twiggy orientiert. Meine Füße steckten in weißen Lackstiefeln mit Plateausohlen.

»Sexy ist die Devise. Wenn wir in Johnnys Klub wollen, müssen wir schon ins Bild passen – so erregst du viel zu viel Aufmerksamkeit. Das Make-up mit dem ganzen Mascara kann meinetwegen so bleiben. Aber das Kleid? Kürzer, viel enger und definitiv mehr Ausschnitt. Und andere Schuhe. Das hier ist Atlantic City und nicht der Vatikan.«

Ich sparte mir jeglichen Kommentar, weil ich Eleanor vertraute, dass sie wusste, wovon sie redete. Ich hasste es zwar, mich zu körperbetont anzuziehen, aber um Penelope zu befreien, würde ich alles tun.

Sie war in Abu Dhabi meine einzige Verbündete gewesen, und als Daven mich gerettet hatte, war sie wie vom Erdboden verschluckt gewesen und wir hatten sie nicht in Sicherheit bringen können. Seitdem ging ich jeder Spur nach, die ich finden konnte. Deshalb war ich hier, damit Eleanor mich Johnny vorstellen konnte, der Auktionen für einen gewissen Jose Leñero organisierte. Johnny würde mir gegen die entsprechende Belohnung helfen, Penelope zu finden, damit ich sie befreien konnte.

Ich musterte Eleanor in ihrem engen, trägerlosen roten Kleid und den High Heels, die sie um etliche Zentimeter größer machten. Ihre Lippen waren so rot wie das Kleid, die dichten künstlichen Wimpern schwarz wie die Nacht. An ihren Ohren glitzerten gigantisch künstliche Diamanten, und jedes Mal, wenn sie sich bewegte, wurde ich praktisch von einer Discokugel geblendet.

»Okay, gib mir zwei Sekunden.«

»Und lass die Unterwäsche weg. Enges Kleid und so.« Sie klatschte wie eine strenge Lehrerin in die Hände.

Ich drehte mich um und ging zum Kleiderschrank, in dem mein gepackter Koffer stand. Ich hatte ihn gar nicht erst ausgeräumt, damit ich notfalls schnell die Flucht ergreifen konnte – so wie ich es in Russland getan hatte. Ich wusste nicht, wer der Mann war, der mich dort angesprochen hatte, aber ein Blick in seine sturmgrauen Augen war wie der Blick in den Abgrund gewesen. Mir war schwindelig geworden und ich hatte seine Absichten wie ein offenes Buch lesen können. Keine einzige davon war gut gewesen.

Eine schnelle Inspektion meines Koffers ergab, dass ich nicht das Passende zum Anziehen hatte, aber ich musste zugeben, dass ich auch nicht damit gerechnet hatte, für ein geschäftliches Gespräch in einen Nachtklub zu müssen. Ich biss mir auf die Unterlippe und überlegte, ob ich Daven anrufen sollte. Mein Bruder würde wissen, was zu tun war. Und vielleicht kannte er sogar einen Weg, wie ich die grauen Augen vergessen konnte, die mich seit Sankt Petersburg so hartnäckig verfolgten. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, warum der Fremde mir dermaßen nachhing. Ich hatte nicht einmal wirklich mit ihm gesprochen. Ein Blick und meine Alarmglocken hatten dermaßen laut geschrillt, dass ich direkt in die Offensive gegangen war.

Leider konnte ich Daven nicht anrufen, weil er mich postwendend in den nächsten Käfig verfrachten würde. Es war wirklich nicht spaßig, zwei dermaßen mächtige und skrupellose Brüder zu haben. Ich konnte nicht einmal sagen, wer von ihnen beiden schlimmer war. Wahrscheinlich Daven. Wobei Will seine wahren Absichten einfach nur besser verschleiern konnte, aber ich wusste, wie viel Blut er an den Händen hatte, das absolut nicht von seiner politischen Karriere herrührte.

Mit zwei Kleidern in der Hand stand ich da, als Eleanor hinter mir sagte: »Lass mich raten – du hast nichts zum Anziehen.«

Ich deutete auf meinen Koffer. »Leider nicht.«

Eleanor rollte mit den Augen. »Als hätte ich es gewusst. Komm mit in mein Zimmer, ich habe ein paar Alternativen eingepackt.«

Da ich wusste, dass jeglicher Protest zwecklos war, folgte ich ihr pflichtbewusst. Wenn sie der Meinung war, ein enges Kleid würde mir mit Johnny helfen, dann würde ich ein enges Kleid anziehen.

Sie öffnete die Zimmertür, und ich vernahm einen Duft, der mich sofort dazu brachte, mich panisch umzusehen. Die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf, mein Magen verkrampfte sich. Ich schnupperte in die Luft – eindeutig holzig und aromatisch. Zedernholz, Vetiver, Sandelholz, Ambra, Minze und Grapefruit. Ich erschauerte, weil ich diese Mischung erst ein einziges Mal gerochen hatte. In Sankt Petersburg. Sofort sah ich wieder die grauen Augen vor mir. Aber das war unmöglich. Er konnte mir nicht gefolgt sein. Nicht mit den ganzen Zwischenstopps. Das war nichts weiter als ein blöder Zufall. Parfüm konnte man an jeder Ecke kaufen.

»Kommst du?« Eleanor stand in ihrer Zimmertür, eine Hand in die Hüfte gestemmt und musterte mich irritiert. »Ich schlage hier sonst noch Wurzeln.«

»Schon auf dem Weg.«

Ich warf einen letzten Blick in den langen Hotelflur, aber außer uns befand sich hier gerade niemand.

KAPITEL3

AARON

Das Kleid war zu eng. Der schwarze Stoff schmiegte sich wie eine zweite Haut an Beaus Körper und ließ sie noch zerbrechlicher aussehen. Zerbrechlich genug, um Männer wie mich auf falsche Gedanken zu bringen. Abgesehen davon war ich mir ziemlich sicher, es nicht in ihrem Koffer gesehen zu haben, als ich ihn durchsucht hatte.

Da sie es erst getragen hatte, als sie aus dem Zimmer ihrer Freundin gekommen war, nahm ich an, dass es das Kleid der Brünetten war. Eingecheckt hatte Beaus Freundin auf den Namen Michaela Santiago, aber ich ging davon aus, dass es bloß ein Alias war.

In der Hotelhalle versteckte ich mich hinter einer Säule, als Beau und »Michaela« aus dem Aufzug kamen.

Was hast du vor, Beau? Ich fürchte, ich weiß es, und es gefällt mir nicht.

Beau hatte vermutlich nicht die geringste Ahnung, wie unwiderstehlich sie wirkte. Besonders neben Michaela. Die Brünette war zwar sexy und bewegte sich anmutig, aber sie verblasste neben Beaus zeitloser Eleganz. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden.

»Was machen Sie da? Spionieren Sie etwa unsere Gäste aus?«, fragte eine pikierte Stimme neben mir – natürlich viel zu laut.

Ich richtete mich mit einem Seufzen auf und zog meinen Ausweis hervor. »Special Agent Aaron Connell. Wenn Sie bitte Ihre Stimme senken können?«

Der Concierge bekam Augen so groß wie Unterteller, kam mir viel zu nahe und nickte eifrig. »Das FBI? Aber selbstverständlich. Verzeihung. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Gar nicht, danke.«

»Aber …«

Ich musste ihn nur ansehen und sein Mund klappte zu. Er verzog sich. Doch als ich mich wieder in Beaus Richtung drehte, war sie verschwunden.

Die automatischen Türen schlossen sich in diesem Moment wieder und ich setzte mich in Bewegung. Ich sah noch so gerade eben, wie Beau und Michaela in einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite verschwanden.

Statt ihnen zu folgen, zog ich mein Handy hervor und rief die Adresse in meinem Browser auf. Ich wollte nicht riskieren, dort an der Tür die Namensschilder in dem Moment zu studieren, in dem Beau das Gebäude wieder verließ.

Ein Fotograf, ein Süßwarengeschäft, ein Geschäft für Schwangerschaftsmode und ein Massagestudio.

Ich hatte mit meiner Vermutung richtiggelegen, denn es dauerte keine zwei Minuten, bis die Frauen wieder auftauchten – Michaela mit einer kleinen Tüte des Süßwarenladens in der Hand.

Sie blieben am Straßenrand stehen, bis ein schwarzer SUV auftauchte. Ich drehte mich zum Valet und nickte ihm zu, damit er mir meinen Wagen brachte.

Es fing an, interessant zu werden. Wenn ich recht hatte – und ich hatte immer recht –, würde es nur noch knapp drei Stunden dauern, bis ich Beau in meiner Gewalt hatte.

KAPITEL4

BEAU

»Bist du sicher, dass du nichts willst?« Eleanor hatte einen der Lutscher zwischen den Lippen, den sie in dem merkwürdigen Süßwarengeschäft gekauft hatte. Da sie nach der »Kirschmischung« gefragt und einhundert Dollar für vier Lutscher bezahlt hatte, ging ich davon aus, dass sie mit irgendwelchen Drogen versetzt waren.

Ich wollte einen klaren Kopf behalten, wenn ich mit diesem Johnny sprach. »Ja, ich bin mir sicher, danke.«

Eleanor zuckte mit den Schultern und wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger. Zusammen mit dem Lutscher ließ es sie wesentlich jünger aussehen, als sie war. Ihre Augen flackerten unstet, und ich hatte den Eindruck, dass sie nervös war.

Doch wahrscheinlich täuschte ich mich, denn als unser Uber langsamer wurde, ließ Eleanor das Fenster herunter und winkte jemandem zu.