Lametta, Hermann! – Satiren gegen die Torheit - Erich Weinert - E-Book
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Lametta, Hermann! – Satiren gegen die Torheit E-Book

Erich Weinert

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Beschreibung

Treffend, bissig, unerbittlich – Erich Weinerts Satiren als Spiegel einer absurden Zeit Ob in parodistischen Romanfortsetzungen, grotesken Bühnenstücken oder spitzen Glossen – Erich Weinert seziert mit scharfer Feder die politische und gesellschaftliche Wirklichkeit der Weimarer Republik und der frühen NS-Zeit. In diesen Texten funkelt nicht nur Witz, sondern auch Zorn, Mut und literarische Meisterschaft. Die Figuren heißen Porngrappel, Tabeshausen oder Kniep – Karikaturen eines entfesselten Bürgertums, verlogener Autoritäten und alltäglicher Feigheit. Ein schillerndes Kabinett an Textformen – von der Operettenparodie über groteske Kriminalerzählungen bis zur politischen Glosse – das Leserinnen und Leser mit sprachlicher Brillanz, politischer Schärfe und tiefgründigem Humor fesselt – und manches haarscharf in die Gegenwart passt.

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Seitenzahl: 42

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Erich Weinert

Lametta, Hermann! – Satiren gegen die Torheit

ISBN 978-3-68912-521-9 (E–Book)

Die Parodien, Satiren, Glossen, Anekdoten wurden dem Sammelband „Prosa – Szenen – Kleinigkeiten“, erschienen 1955 im Verlag Volk und Welt Berlin entnommen.

Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.

© 2025 EDITION digital®

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E–Mail: [email protected]

Internet: http://www.edition-digital.de

DIE IM SCHATTEN VERRÖCHELN …

Roman von Erich Weinert (147. Fortsetzung und Schluss)

96. Kapitel

Eduarda wankte mit müden Kniekehlen der elterlichen Wohnung zu.

Das Mädchen öffnete. „Sie sehen etwas bleich aus, gnädiges Fräulein!“, versetzte dieses.

„Oh, es ist nichts!“, hauchte Eduarda und heftete ihren Blick auf einen schwarzen Hut, der in der Flurgarderobe hing.

„Der Herr Dr. Porngrappel ist bei der gnädigen Frau“, sagte das Mädchen, Eduarda beim Ausziehen behilflich seiend.

Eduarda hörte Stimmen im Salon und trat ein.

Dr. phil. et theol. Porngrappel sprang von seinem Stuhl auf und fiel aus einer Verbeugung in die andere.

Noch ehe er ein Wort der Erklärung zu stammeln vermocht hatte, fiel ihm Frau Niedergesäß in die Rede und umarmte ihre Tochter, während eine Träne der Rührung in ihren Halsausschnitt rollte.

Eduarda lächelte. Sie erriet alles. Hatte sie doch Herrn Dr. phil. et theol. Porngrappel anlässlich des letzten Akademikerballes gestattet, nach dem Walzer mit ihr eine Flasche Selters zu entkorken.

Frau Niedergesäß, das Glück im Auge ihres Kindes aufblitzen sehend, verließ unter irgendeinem Vorwand den Salon, um das junge Paar allein zu lassen. –

Eduarda setzte sich an den Flügel. Ihre schlanken Hände griffen wie mechanisch nach einem Notenblatt: „Das Gebet einer Jungfrau.“

Während ihre Finger durch die Tasten rollten, quoll ihr eine Träne über die Wangen.

Endlich, als die Wogen der Musik abgeebbt und die letzten Akkorde der „Jungfrau“ verrauscht waren, war es Eduarda, als fühle sie Gottes Finger.

Dr. Porngrappel stand hinter ihr, und seine Hände ruhten auf Eduardas blondem Haupthaar.

„Herr Dr. Porngrappel …“, konnte sie noch hauchen. Dann verlor sie für Sekunden die Besinnung. –

Als sie wieder zu sich kam, lag sie in den Armen ihrer geliebten Mutter.

97. Kapitel

Die Hochzeit wurde im Rahmen der Gehaltsklasse IX gefeiert.

Das junge Paar siedelte in das Pfarrhaus von Klein-Karmunkel über.

Wenige Wochen lebten Dr. Porngrappel und seine Frau Eduarda in ungetrübter Eintracht und getrennten Schlafzimmern.

Aber jedes Mal, wenn Eduarda des Morgens erwachte und Dr. Porngrappel sein Vaterunser beten hörte, stieg eine dunkle Erinnerung in ihrer Seele empor. Nämlich die an Maxim, den leichtfertigen Kunstmaler, der sie einst zu dämonischer Unzucht verführte. –

Eines Morgens geschah es wieder so: Sie sprang aus ihrer Lagerstatt, flüchtig ihre Reize mit einem Morgenrock verhüllend, und versenkte sich in ihre Jungmädchentruhe, zum Zwecke unkeuscher Reminiszenzen.

Da geschah etwas Entsetzliches.

Dr. Porngrappel, der unversehens hinzugekommen war, riss ihr ein über und über mit Leidenschaft besudeltes Blatt aus der Hand, welches folgende Strophe enthielt:

AIs ich zum ersten Mal dich sah,

Du allerschönste meiner Musen,

Wie brannte meine Lippe da,

Zu küssen deinen weichen …

Weiter las Dr. Porngrappel nicht; denn das letzte Wort erstarb bereits auf seinen reinen Lippen.

Aber noch am selben Tage reichte Dr. Porngrappel das Gedicht der Reichsprüfstelle für Schund und Schmutz ein.

Die eheliche Gemeinschaft mit Eduarda unterbrach er bis zum Eintreffen des endgültigen Bescheides.

Nach acht Tagen erhielt er ein Schreiben des Inhalts, dass das eingesandte Gedicht für das ganze Reich der Beschlagnahme verfallen sei.

Darauf verstieß Dr. Porngrappel sein angetrautes Weib. –

Eduarda wankte mit müden Kniekehlen in die Nacht hinaus.

Sie endete, wie es vorauszusehen war, in der Schande, deren nähere Darlegung hier unterbleiben muss.

(Schluss)

PFLICHT UND LIEBE

(87. Fortsetzung und Schluss)

Finster brandete Nacht im Regentspark.

Tim Chester stand an einen Baum gelehnt und zog die Mütze tiefer in das markante Antlitz. – „Vergessen! Vergessen!“, stöhnte er.

Und er musste vergessen.

Hatte er nicht schon so sicher die Fährte nach dem Mörder – bzw. der Mörderin – des Grafen v. Wandberg in der Tasche?

Da, im letzten, entscheidenden Moment, hatte diese seltsame Gräfin v. Lindenfels in Berlin W, Kurfürstenstraße 24, seinen Weg gekreuzt.

„Musste das sein?“, fragte Tim sein Schicksal in dieser von Nebeln durchpeitschten Nacht. Er, der Meisterdetektiv, den sonst keine Leidenschaften tangierten, gehandicapt durch ein Weib?

Wie war das doch? … Berauscht von der ihm unerklärlichen Sinnlichkeit dieser höchstens ein Viertel geöffneten Augenlider, war er nicht von ihr geradezu in ihr Zimmer Nummer 16 hineingesogen worden?

Heiße Erinnerung taumelte vor seinen Augen, so dass er gar nicht bemerkte, dass ihm die Pfeife ausgegangen war, was ihm doch sonst nicht passierte.

Da … Schoss es ihm plötzlich wie mit einer glühend gemachten Stricknadel durch sein Gehirn …

„Nummer 16?“, wiederholte er mehrere Male, und ein kaum zu bändigender Verdacht stieg in ihm empor.

Hatte ihm nicht vor vierzehn Tagen auf der Reeperbahn in Altona ein ältlicher Herr, dessen Umrisse sich jetzt vor seinem geistigen Auge verdichteten, einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem in nervösen Schriftzügen gekritzelt stand: Berlin W, Kurfürstenstraße 24, Zimmer 16? – Jetzt war Tim wieder ganz Kriminalist.

Im matten Schein der nächsten Laterne blätterte er in seiner Brieftasche. Eine Karte fiel heraus: Camilla, Gräfin v. Lindenfels. Ein exotischer Hauch entströmte dem rosa Karton …

„Nein!“, sagte Tim, jetzt hart zu sich selbst, obwohl ihn ein leichter Schwindel durchschauerte. „Nein!“

Richtig, da war der Zettel!

In diesem Moment geschah etwas total Unerwartetes …

Zwei weiche Arme, in duftendes schwedisches Leder gehüllt, schlangen sich hinterrücks um seinen Hals.