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Zwischen Satire, Skandal und Scharfsinn – Erich Weinerts literarischer Schlagabtausch mit der Weimarer Republik und dem Faschismus Ob Freudenhaus oder Vaterland, ob Behördenapparat oder Walpurgisnacht: In schneidenden Reimen, gewürzt mit feiner Ironie und schmerzhafter Genauigkeit, zerlegt Erich Weinert die absurden, autoritären und moralischen Widersprüche seiner Zeit. „Das pasteurisierte Freudenhaus“ ist mehr als ein Gedichtband – es ist ein streitbares Dokument der frühen Weimarer Jahre und der Zweit des Nationalsozialismus, das sich gegen Kriegstreiber, Heuchelei, Paragrafenreiter und Nationalpathos wendet. Für alle, die literarische Satire lieben und keine Angst vor entlarvender Wahrheit haben.
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2025
Erich Weinert
Das pasteurisierte Freudenhaus
Satirische Zeitgedichte
ISBN 978-3-68912-511-0 (E–Book)
Erschienen 1978 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar.
Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.
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1921
In Rothenburg ob der Tauber,
Da sitzt ein Akadem;
Und was er fühlt, ist sauber,
Und was er denkt, System.
Er singt in feuchtem Eifer
Vom deutschen Gaudio;
Es wackelt ihm der Kneifer
Bei jedem Tremolo.
Er singt das Lied der Fremde
Und Liebesleid und -lust.
Wie schlug im Turnerhemde
Die goldgelockte Brust!
Ein Hürlein auf der Brücke,
Das schaut ihn schmachtend an,
Doch er steht gen die Tücke
Des Lasters wie ein Mann.
Er schreibt im Wartesaale
Ein Distichon nach Haus,
Doch streicht das Carte postale
Er dick mit Tinte aus.
Er tunkt in seine Tasse
Ein ernstes Butterbrot.
Dann fährt er vierter Klasse
Ins teutsche Morgenrot.
1921
Im Parke schweift Frau Rechnungsrat
Mit einem Schwanz von Pensionetten;
Die Mädels wandeln wie auf Draht
Und träumen heimlich von Kadetten.
Und plötzlich singt der ganze Schwanz,
dass man nicht ohne hohe Wönne
Der Abendsonne ihren Glanz
Und ohne Lust betrachten könne.
Ergriffen steht ein Protestant
Und schaut gedankenschwer gen Abend;
Ein Kontorist grinst arrogant,
Kein Herz in seinem Busen habend.
Am Wege sitzt ein halber Mann,
Der war einmal im Krieg gewesen;
Man schaut ihn mitbeleidigt an
Von wegen seiner Beinprothesen.
Mit einem Darlehnskassenschein
Bedenkt Frau Rat die brave Seele;
Die Jugend singt die Wacht am Rhein
In holder Quintenparallele.
Ein Polizist der Republik
Gedenkt gerührt in diesem Falle:
Wie wohl tat solcherlei Musik!
Und fasst sich an die Ordensschnalle.
Frau Rätin kauft ein Abendblatt
Und faltet feierlich die Runzeln.
Der Schwanz verklingt. Die gute Stadt
Versinkt in abendlichem Schmunzeln.
Auf einer Schreberlaube grämt
Ein rotes Fähnchen sich mit Zittern;
Es hat sich schon ganz blass geschämt
Und wird bald ganz und gar verwittern.
1922
Aus: Der verbogene Zeitspiegel
Es sitzen die würdigen Bürger der Republik
Nachts zwischen zwölfen und eins bei Mampe*
Und treiben Partikularpolitik
Und gießen Öl auf die Meinungslampe. –
Ein Oberlehrer mit Röllchen und Kneifer
Vertritt die Demokratie und mit Eifer;
Nur hätten die führenden Männer im Staate
Nicht die entsprechenden Formate;
Und er redet von Bismarck mit großer Gebärde
(Und dabei haut er ein Glas auf die Erde),
Und gleich verklären sich die umwölkten Stirnen,
Aus Gummikragen recken sich Nacken,
Die Augen funkeln wie Osram-Birnen,
Die Schnäpse schwappern, die Sehnen knacken.
Da erhebt sich ein alter Gesangvereinsbarde:
Ja, hätten wir noch unsere alte Garde!
Meine Herren, Frankreich kriegte nicht eine Milliarde!
Ein Mann mit Försterbart dazwischen lullt:
An allem sind doch bloß die Juden schuld!
Ein weißblonder Volkshochschulautodidakt
Fühlt sich an seiner Überzeugungsgurgel gepackt
Und entwirft, mit nicht ganz einwandfreier Grammatik,
Eine bunte Weltanschauungs-Batik.
Einer Dame mit Non-plus-ultra-Busen zur Linken
Verdirbt dies den Appetit an gekochtem Schinken.
Max, sagt sie, gib es ihm, aber feste!
Und mit Bismarck-Blick blickt ihn der Gatte an
Und lächelt herablassend: Junger Mann!
Und sein Vorhemdchen entringt sich der Weste.
Und die Dame, die jetzt Mokkabohnen knabbert,
Bläht ihren Busen wider die schwarze Schmach;
Und der Subalterne, der durch die Zahnlücke sabbert,
Kuckt ein paar tramaseidenen Waden nach;
Darauf wettert er gegen Luxus und Schiebergewinne,
Gegen Verwahrlosung der Jugend und ausgeschweifte Laster.
Das wäre auch ganz in seinem Sinne,
Sagt der Akademiker, abgeklärt wie ein Paster.
Und den jungen Leuten fehle heut der Tornister
(Dabei beseitenblickt er den jungen Polemiker),
Und er wünschte, Brunner** würde Kultusminister;
Und der Reichspräsident wäre wenigstens Akademiker.
Der Mann am Nebentisch kaut an der Vorstenlanden,
Entblättert die Berliner Illustrierte
Und weist auf das Bild eines Konfirmanden:
Meine Herren, das wäre Wilhelm der Vierte!
Es waren doch andere Zeiten, als wir die noch hatten!
Wenn Sie gütigst gestatten!
Und der Mann mit der Zivil-Versorgungs-Physiognomie
Meint überzeugt, Russland würde auch wieder Monarchie,
Und wenn die Preise so weiter stiegen,
Dann gäb es bald einen Knalleffekt,
Und dann wär überhaupt nischt mehr zu kriegen.
Er persönlich habe sich zwar gut eingedeckt,
Vor allem mit Kartoffeln und Zucker.
Aber man hätte doch auch ein Herz für die armen Schlucker.
Worauf die Dame, die sich jetzt manikürt,
Plötzlich energisch mit dem Busen vibriert
Und bemerkt: Wo sind denn die armen Schlucker, mein Lieber?
Es gibt doch überhaupt bloß noch Schieber!
Und wozu wäre man denn heute noch intelligent,
Und sie interessiere sich überhaupt nicht für Politik.
Und sie bestellt eine Runde für die Jazzbandmusik,
Denn die finde sie außerordentlich dezent.
Und der Militäranwärter singt mit der Musik um die Wette,
dass er Marie, die Maus, nach Haus gebracht hätte;
Und die Dame tanzt unterm Tisch mit dem Bauche
Und betont mit eurhythmischer Überzeugungskraft,
dass jedermann eine kleine Freundin brauche,
Und der Wonnebusen bebbert vor Leidenschaft.
Der Försterbart, der mit dem Spazierstock säbelt,
Ist überzeugt, dass an der andern Ecke schon eine andre stände.
Und so fühlt man sich stimmungsvoll eingenebelt.
Der Oberlehrer sammelt für eine Denkmalsspende;
Dann funkelt er durch seine Fensterscheiben
Und versucht, einen Salamander zu reiben***,
Und brüllt: Ad exercitium Salamandris!
Doch der Militäranwärter denkt, das ist was andres.
Er hat was vom Exerzieren gehört,
Und nun kommandiert er: Stillgestanden! Ganze Abteilung kehrt!
Und dabei wird er rot wie Zinnober.
Der Subalterne kriegt inzwischen Krach mit dem Ober.
Der Fürstenbart beschwert sich über die Kellnermanieren;
Und früher sollte so was mal passieren!
So benehmen kann sich ja ein Strolch bloß!
Und das hätten wir nun von dem Dolchstoß!
Der Oberlehrer erhebt sich, wenn auch ein bisschen schräg,
Und führt ein anmutiges Selbstgespräch;
Die andern tun mehr oder minder desgleichen;
Die Jazzbandkapelle hört auf zu seichen.
Der Försterbart fragt den Barden: Sagen Sie mal:
Wissen Sie nicht irgendwo ein intimes Lokal?
Sie kennen doch so stimmungsvolle Bordelle!
Und der Oberlehrer brüllt: Ganz egal!
Als Kulturvolk stehn wir an erster Stelle!
* „Mampes Gute Stube“, ein damaliges Lokal in Leipzig.
** Professor Karl Brunner war damals „Kunstsachverständiger“ in Prozessen gegen „unsittliche Kunst“.
*** Ein Trinkbrauch der Korpsstudenten.
1923
Dem Hecht
Ging’s einmal schlecht.
Er hing in der Reuse
In sicherem Gehäuse.
Da gab’s nichts zu prassen und schlarpfen,
Weder Brassen noch Karpfen.
Die junge Karpfenbrut
Fand das gerecht und gut.
Nun hätten sie Ruh und Genuss
In ihrem Loche;
Das wäre der Schluss
Der feudalen Epoche.
Jedoch die Ältern
Befreiten ihn aus seinen Behältern.
Sie sprachen: Wir hängen am Alten,
Die eherne Tradition wird heilig gehalten.
Jedem Karpfengeschlecht
Gab Gott einen Hecht.
Sein Privileg ist göttliches Recht. –
Der Hecht, die Situation ausnutzend,
Fraß von den jüngern Volksgenossen
Ein gehäuftes Dutzend
Nebst Flunsch und Flossen. –
Die Alten wedelten mit dem Schwanz
Und sangen: Heil dir im Siegerkranz!
1923
Eine Jungnickeliade*
Der Kantor mit dem Mondscheinblick
Sein Abendlied gen Himmel dudelt;
Der Dorfpoet lehnt an der Brück,
Von Orgeltönen sanft umnudelt.
Frau Kantorn dreht die Betten um;
Der Kantor träumt noch in der Kirchen.
Das Stundenglöcklein macht bumbum!
Frau Kantorn leert ihr Nachtgeschirrchen.
Du stehst, vom evangel’schen Zwirn
In Harmonien eingewickelt,
Den Kaffeewärmer ums Gehirn. –
Wer fühlt sich da nicht jungvernickelt?
* Anspielung auf den von der bürgerlichen Jugendbewegung propagierten neuromantischen Schriftsteller Max Jungnickel.
1923
Nachts um zwölfe
Versammelten sich die blonden Wölfe
Mit großem Gebelfe.
Und einer hielt ein Referat:
Es dürften im Blonde-Wölfe-Staat
Die proletarischen Hammelherden
Nur von blonden Wölfen gefressen werden,
Und deshalb könne nur eines helfen:
Nieder mit den schwarzen Wölfen!
Und als man zu Tätlichkeiten schritt,
Da machten sogar die Hammel mit.
1923
Bei Kohlrauschs ist man fieberhaft gespannt.
Die Familie sitzt schon auf den Stühlen
Mit immerhin gemischten Gefühlen.
Herr Kohlrausch, mit der Uhr in der Hand,
Ist schon zwanzig Mal auf und ab gerannt.
Auf einem Etagerenbrette,
Zur Geisterlampe promoviert,
Thront das Nachtlämpchen aus der Toilette
Mit rosa Seidenpapier drapiert.
Fräulein Käte, schon in etwas reiferem Alter,
Erhöht ihre Reize per Büstenhalter.
Früher, da hatte sie mal Verkehr
Mit einem heilkundigen Magnetiseur.
Bei dem war sie als Medium und Braut
Und deshalb schon mit höheren Mächten vertraut.
Artur, Kolonialwarenlehrling en gros,
Behauptet natürlich, es gäbe gar keinen Himmel,
Und die Chose mit dem Geisterfimmel
Wäre gar nichts weiter als Radio.
Herr Kohlrausch betont mit seriösem Gesicht,
So einfach läge die Sache nun nicht;
Denn es handele sich hier doch um Phänöme,
Wo nicht mal die Wissenschaft dahinterkäme.
Endlich erscheinen Herr Stengel nebst Frau und Schwager
Von unten aus dem Produktenlager.
Dann kommen noch einige Hausbewohner,
Herr Hille, Aftermieter vom selben Flur,
Ein Herr in Kamelhaarsocken und Kragenschoner
Und Fräulein Paetz mit der vegetarischen Frisur.
Dann erscheint auch Frau Krebs, die Hellsehtante,
Von allen Seiten feierlichst berochen;
Sie setzt sich auf das Sofa mit Umbaukante,
Und Frau Kohlrausch geht inzwischen Kaffee kochen.
Der Geisterzirkel sitzt schon wie entrückt,
Herr Kohlrausch versucht ein Gespräch anzubahnen,
Aber das wird schon im Keime erstickt.
Nur Artur ist noch völlig ohne Konflikt
Und singt für sich: Yes, we have no Bananen!
Endlich, beim traulichen Geklirre
Der silbernen Hochzeitskaffeegeschirre
Kommt ein bescheidenes Gespräch ins Rollen
Über die Dinge, die da kommen sollen –
Zwecks Erzeugung von Geistertelegrammen
Rückt man jetzt eng um den Tisch zusammen,
Und Frau Krebs vermutet, es ginge gleich los,
Denn ihr Astralleib wäre heute ziemlich groß.
Nun sollten sie alle die Fingerspitzen
Ganz sachte auf die Tischplatte legen,
Aber sonst recht ruhig sitzen
Und nicht die Beine und das Gesäß bewegen.
Schon gibt die Tischplatte etwas nach,
Die Portiere kriegt schon einige Beulen,
Artur dreht die Gaskrone schwach,
Die fängt unheimlich an zu heulen.
Trotz der Nähe von Geistergewalten
Kann Herr Hille sich nicht vor Lachen halten,
Denn die Lampe jault wie ein junger Köter
Und die Geister verduften natürlich im Äther.
Frau Krebs ist wieder aufgewacht
Und klagt über Mangel an Konzentration,
Und Frau Stengel meint, das hätte der missratene Sohn
Wahrscheinlich nur mit Absicht gemacht.
Nach einem väterlichen Griff ins Genick
Tritt Artur von seinem Amt zurück.
Jetzt blakt nur noch die Lokusfunzel:
Frau Krebsens Antlitz wird eine Runzel;
Und jetzt ist die Stimmung, wie sie muss:
Man hört nur noch die Krebsen schnarchen,
Sie lallt was von Fridericus, Fidibus,
Rhabarber, Barbarossa und andern Monarchen,
Der Tisch bewegt sich, der Tisch geht los,
Die einen stehen, die andern hocken,
Der Herr mit den Kamelhaarsocken
Sitzt schon beinahe Fräulein Paetz auf dem Schoß,
Und jetzt sieht man im Dunkeln
Nur noch Herrn Kohlrauschs Glatze funkeln.
Es tönt ein Geräusch wie aus weiter Ferne,
Der Tisch kommt weiter ins Schunkeln,
Und unheimlich blakt die Klosettlaterne.
Das vegetarische Fräulein seufzt unbändig,
Das wirkt auf Frau Stengel fast unanständig.
Die Stube ist voll von Geisterfluiden,
Frau Krebs verdreht die Augen und schluckt,
Einer äußert sich hörbar von Süden,
Fräulein Paetz fühlt sich an die Backe gespuckt,
Frau Stengel hätte ein überirdischer Gast
Soeben direkt an den Busen gefasst,
Und Käte meint, ihr war’s auch bald so,
Aber nicht an den Busen, sondern anderswo,
Und die Tassen klirren auf dem Vertiko.
Jetzt wird die Klosettlampe ausgedreht,
Und keiner weiß mehr, was vor sich geht:
Die Menschen fallen, die Stühle kippen,
Frau Krebs beschwört Johannes, den Täufer,
Einer kriegt ’nen harten Gegenstand in die Rippen,
Und Herrn Stengels Schwager vermisst seinen Kneifer,
Käte umarmt einen Kragenschoner,
Und das Fräulein mit dem Reformkattun
Hat’s oberhalb mit dem möblierten Zimmerbewohner
Und unterhalb mit Herrn Stengel zu tun,
Und Frau Stengel verlangt energisch nach Licht,
Es hätte sie einer von hinten gepackt,
Doch Herr Hille stammelt, das ginge jetzt nicht,
Er stände gerade mit ’nem Geist in Kontakt –
Plötzlich fällt einer mit vollem Gewicht und großem Radau ins Vertiko,
Und Büsten und Nippsachen klingeln en gros.
Frau Krebs ist wieder aufgewacht,
Mit aller Eile wird Licht gemacht:
Da sitzt Frau Stengel erschreckt im Nassen
Zwischen Kaiserfragmenten, Kaffeetassen,
Familienbildern und Aschenbechern
Mit total verblakten Nasenlöchern.
Die Gäste, schon gänzlich außer Fasson
Verduften sachte aus dem Salon.
Nur der Kragenschoner stottert erschrocken,
Es fehle ihm ein Kamelhaarsocken,
Und Käte, mit überirdischer Miene,
Sitzt auf einer Kamelhaarpantine
Und seufzt mit weltentrückter Gebärde,
Es gäbe Dinger zwischen Himmel und Erde –
Nur Frau Kohlrausch heult: Jetzt hätte sie’s satt.
Und bei ihr fände keine Sitzung mehr statt!
1924
Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Wie Jazzgeklirr, Gehirnverfall,
Im Hinterhaus, im Grafenschloss,
Der letzte Hauch von Mann und Ross,
Der neue Nationalgesang.
Stimmt an mit hellem hohen Klang,
Ihr West- und Ostgermanen:
Ausgerechnet Bananen!*
Was frag ich viel nach Schwarz-Weiß-Rot,
Nach Hakenkreuz und Heldentod,
Zehnstundentag, Justizabbau,
Ob Deutschland nächstes Jahr k. v.? –
Bei Gerstenkaffee, -saft und Punsch
Hat jedes Herz nur einen Wunsch
(Wer konnte so was ahnen?):
Ausgerechnet Bananen!
Revanche, Fridericus Rex,
Marx, Hitler, Stinnes, alles ex.–
Der deutsche Aar schwingt sich empor;
Das ganze Volk ein Männerchor!
Soweit die deutsche Zunge klingt,
Soweit man große Töne schwingt,
Was blasen die Germanen? -
Ausgerechnet Bananen!
* Der international bekannte amerikanische Schlager „Yes, I have bananas …“ grassierte während der Inflationszeit in Deutschland mit dem Kehrreim „Ausgerechnet Bananen!“
1924
Auch die sexuelle Frage
Trat im neuen Staat zutage.
Ganz besonders für Betriebe
Öffentlicher Nächstenliebe
Gab’s noch keine feste Norm;
Und sie schrien nach Reform.
Schon von Seiten teutscher Frauen
Scholl der Ruf, sie abzubauen.
Doch auf männlichen Kongressen
Fand für ihre Interessen
Nirgends sich das nöt’ge Drittel.
Und so blieb kein andres Mittel,
Als besagte Lasterhöhlen
Völkisch-christlich zu durchseelen.