Lass mich dein Raubtier sein - Thomas Reich - E-Book

Lass mich dein Raubtier sein E-Book

Thomas Reich

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Kai und Anna sind die wahren Kinder der Talkshowgeneration. Gespuckt und getreten wird auch dann noch, wenn der Gegner am Boden liegt. Ihre Liebe ist ein Krieg, in dem jede Position ständig neu erobert werden muss. STREITKULTUR Eines dieser widerlichen Gespräche in ihrer Küche, wobei die Anwesenden (also Anna und ich) nur vom stickigen Zigarettenrauch zusammengehalten wurden, der es nicht schaffte, durch den schmalen Fensterschlitz abzuziehen. Bloß die Wärme entwich, zitternd zog ich die Arme um mich und blickte auf die im Aschenbecher schwelende Zigarette. Von Anna war nichts zu erwarten, sie stand da wie ein Eisblock. Die Kehle vom Schreien müde, setzte ich an: "Du willst mich ständig ändern." "Stimmt doch gar nicht. Du bist derjenige, der fordert." "Ich will doch nur die Anna wieder zurück, die ich damals kennengelernt habe." "Damit du jeden Tag mit mir vögeln kannst." "Glaub mir, das wollte ich nicht mal. Ich bin nur deine ständige Meckerei leid! Du regst dich über Sachen, die dich nie gestört haben. Und ich habe den Eindruck, jeden Tag kommen neue Dinge hinzu." "Ach ja? Ist es denn nun zu viel verlangt, wenn du ein bisschen saubermachst? Oder lüftest?" Wie zum Beweis ihres kühnen Aufrufs riss sie das Küchenfenster nun ganz auf, mit einem Schlag wurde die Luft so eisig wie unsere Stimmung. "Du übertreibst es mit deinem Sauberkeitsfimmel." "Ich habe keinen Fimmel." "Doch, hast du. Und der Herr schuf den Menschen nach seinem Ebenbild, nicht wahr? Aber denke dran: Ich bin nicht wie du werde es nie sein. Hörst du, nie! Ich werde es nie schaffen, die Wohnung so sauber zu halten wie du und ich will es auch nicht. Ich weigere mich, so zu werden wie du. Lass mich in Ruhe. Halt dein verdammtes Maul und lass mich ich selbst sein." Anna hatte das Fenster wieder verschlossen. "Es muss nicht die ganze Nachbarschaft mitbekommen, was für ein ordinärer Sack du bist."

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Thomas Reich

Lass mich dein Raubtier sein

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Lass mich dein Raubtier sein

Lass mich dein Raubtier sein

 

 

 

Thomas Reich

Text Copyright © 2007 Thomas Reich

Alle Rechte vorbehalten.

 

Cover Copyright © http://www.flickr.com/photos/sianais/2862417544/

 

Impressum: Thomas Reich

Bachenstr. 14

78054 Villingen-Schwenningen

Über das Buch:

 

Auf Mallorca trifft Kai Anna zum ersten Mal – zwischen Sangria und wummernden Bässen. Eine Liebe, die wie ein Feuerwerk beginnt und wie das Fegefeuer brennt. Zwei Menschen, die sich anziehen wie Magnete und abstoßen wie Feuer und Wasser.

 

Kai und Anna sind die wahren Kinder der Talkshowgeneration. Gespuckt und getreten wird auch dann noch, wenn der Gegner am Boden liegt. Ihre Liebe ist ein Krieg, in dem jede Position ständig neu erobert werden muss.

ich war garstig schatz tut mir leid

 

Anna

Pauschalpoppen

Ich flog damals mit meinem besten Freund Sven nach Mallorca. Der erste Urlaub ohne die Eltern. Es sollten zwei Wochen der Ausschweifung werden, Sangria, Frauen und Party. Unser Flieger ging ab Düsseldorf, über den europäischen Kontinent, später unter uns dann das Meer. Mit dem deutschen Schmuddelwetter im Nacken und der Sonne vor uns konnte es nur besser werden. Wir checkten in einem balearischen Pauschalhotel ein, welches ganz dem landestypischen Standard von drei Sternen entsprach. Wir hielten uns nicht lange auf, Reisende sind immer auf der Flucht, eine arg romantische Vorstellung vielleicht, sicher aber waren wir auf der Flucht vor unserem Alltag. Neues sehen, Abenteuer machen, lautete unsere Devise. Heute denke ich anders über uns, die wir so sehr von uns überzeugt waren. Grausig zu sehen, was für Rotzlöffel wir waren. Sven versuchte jeglichen Mangel an Ghettoschick durch noch breitere Hosen und noch dämlichere Jugendsprache wettzumachen. Ich gönnte ihm seine Credibility- die er im Hause seiner Eltern genoss, bei denen er immer noch wohnte. Ich verfügte mit meinen vierundzwanzig Jahren über eine eigene Wohnung, wenn auch nur angemietet. Eigenheim hatte Zeit, ich dachte damals nicht über Zeiträume von mehr als zwei Jahren in die Zukunft nach, Prognosen in diese Richtung erschienen mir unmöglich. Je mehr Gewohnheiten du ansammelst, desto klarer erscheinen die Lebensbahnen. Mit Anfang zwanzig standen noch alle Möglichkeiten offen. Das Flugzeug war nicht über Festland abgestürzt, also zählte ein Desaster bestimmt nicht dazu.

Mit ständigem Blick auf die Armbanduhr (Sven Adidas, ich Swatch) ließen wir unsere Koffer neben dem Resopalmehrzwecktisch liegen, stylten uns ausgehfertig und

*

füllten eilig unsere Teller am Buffet, Paellapfanne soviel das kebapgeschädigte Gemüt vertrug. Die interkulturelle Erfahrung hatte begonnen, auch wenn wir bislang nicht ein spanisches Wort vernommen hatten Alles war auf uns deutsche Standardtouristen eingestellt und das war gut so. Kein langes Rätselraten vor spanischen Speisekarten, kein Laientheater mit den Gliedmaßen, um nach dem Weg zu fragen. Vom Speisesaal (erste Biere zum warmwerden) ging es direkt hinunter in die Altstadt, Richtung Schinkenstraße. Die Gassen pulsierten selbst nachts vor Hitze und Menschen. Wozu sich in trüben Diskotheken rumärgern, wenn es kleine Bars gab, wo viel mehr los war? Wir ließen uns im Del Sol gebührend nieder. Der Kern der Kneipe glich mehr einer Eisdiele in good old Düsseldorf, die halbe Front war zur Straße hin geöffnet. Die zehn nackten Friseusen dröhnten uns auch schon entgegen.

*

„Wie machen wir das eigentlich, wenn einer von uns eine abschleppt? Mit dem Doppelzimmer und so?“

„Klare Ansage- wir starten einen flotten Dreier.“

„Du bist ein Schwein.“

„Erstmal Schwein haben vor Schwein sein. Von Nichts kommt nichts.“

„Ne mal ernsthaft.“

„Ich schicke dir eine SMS, wenn ich fertig bin. Dann darfst du hochkommen.“

„Gut. Und wenn ich der Glückliche bin, gilt dasselbe für mich.“

„Na klaro.“

Schweigend tranken wir unser Bier, während im Hintergrund Ricki Krause lief.

„Und wenn wir beide eine abschleppen?“

„Puh. Gute Frage.“

„Na wir könnten doch- Moment- ja, das ist es! Wenn wir beide eine am Start haben, gehen wir zusammen pissen. Dann können wir die Lage besprechen, während die Weiber auf uns warten. Vielleicht kann ja einer bei seiner Chicka im Hotel nächtigen?“

„Möglichkeiten über Möglichkeiten.“

„Darauf trinken wir.“

Wir waren uns beide darüber im Klaren, dass wir zum Saufen nach Mallorca gekommen waren. Ficken wollten wir natürlich auch, was bei zu hohem Pegel nicht mehr ging. Ein Heidendilemma!

„Ich hol uns einen neuen Eimer Sangria.“

Vorne am Ausschank war ein Riesengedränge, ich fand kaum Platz, um unsere leeren Biergläser abzustellen. Übermütig winkte ich Sven zu, der auf die nächste Stufe wartete. Plötzlich bekam ich einen Schubs von hinten, irgendein besoffenes Arschloch, was unkontrolliert in mich reintorkelte. In Zeitlupe sah ich, wie ein roter Schwall nach vorne schoss.

„Pass doch auf, du Penner!“

Gott wie peinlich. Da stand ich vor der schönsten Frau des Abends, Hallo sagen und vorstellen wäre erstmal angesagt. Aber ich hatte einen Kloß im Hals und sie Sangria auf dem Top. Einige helle Stellen verrieten die weiße Herkunft des Stoffes. Kurzum- ich wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Einen schönen Abend wünschen kam bestimmt nicht in Frage, sie könnte es falsch auffassen. Vorstellen konnte ich mich auch später noch.

„Komm mit, dann machen wir dich sauber.“

Sie schnaubte wütend, bahnte sich aber bereits den Weg zum Damenklo. Wow! Bei der hatte ich es verschissen, bevor es überhaupt angefangen hatte. Ich hinterher, Sven saß immer noch an unserem Tisch, er fragte sich bestimmt, wo ich blieb, aber es sollten drei Tage vergehen, bis ich ihn wieder sah.

„Wo hattest du bloß deine Augen?“

„Sorry, da hat mich einer geschubst.“

Meine Antwort kam mir nicht gerade intelligent vor.

„Wie heißt du denn überhaupt?“

„Kai. Und du?“

„Anna.“

Ihre erste Wut war verraucht. Ihre zweite würde kommen. Mir war klar, dass ich einen sehr hitzigen Charakter vor mir hatte. Wütend gefiel sie mir besser. Anna versprühte die Aura einer Gottesanbeterin. Diese Insektenart biss dem Männchen nach der Kopulation den Kopf ab. Ich lud sie auf eine Caipi ein.

„Entschuldigung angenommen, aber nicht hier!“

„Wo dann?“

„Lass uns eine Disko weiterziehen.“

Ich folgte ihr. Gebieterisch bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge, Anna war ein Alphatier, immer gewesen, da konnte ich mich nur fügen. Doch in der Familie der Wölfe gab es auch domestizierte Hunde. Die treudoof ihrem Herrchen folgten, die Zeitung apportierten und freudig hechelnd ihr Hinterteil darboten. Ich würde ihr das schon noch beibringen.

„Wenn du nicht gerade Rotwein über junge Frauen schüttest, was treibst du denn sonst so?“

„Ich bin hauptberuflicher Schiedsrichter für Miss-Wet-T-Shirt-Wettbewerbe. Spezialitäten: Weißwein und Champagner. Sangria zählt da eher zu den unprofessionellen Ausnahmen.“

„Nein, ernsthaft.“

„Ich arbeite als Verkäufer in Düsseldorf. Quid pro quo, Agentin Starling.“

„Ich bin in einer Reiseagentur in Köln tätig.“

„Du verkaufst Träume.“

„Kann man so sagen.“

„Was denkt also der Profi über einen Pauschalklassiker wie Mallorca?“

„Ich sagte mir: warum nicht? Mich erwarten im Urlaub keine Enttäuschungen, die Hotels, in denen ich absteige, sind alle von unserer Geschäftsleitung auf Herz und Nieren geprüft. Außerdem gebe ich mich an der Rezeption gleich zu erkennen. Die Angestellten spuren besser, wenn sie damit rechnen, im nächsten Neckermann-Reiseführer schlecht wegzukommen.“

Anna lachte, ein Schauder lief mir den Rücken runter bis in die Lenden. Diese Frau glich einem Tsunami in Thailand. Ich verstummte, betrachtete nur ihre rastlosen Hände, die gerade mit Salzstangen Mikado spielten und nie stillzustehen schienen. Eine energische Gestik, die auf einen exaltierten Charakter schließen ließ. Wir tobten uns auf der Tanzfläche aus, ich eher unbeholfen, Tanzen war noch nie meine Stärke gewesen, dafür führte sie mich.

*

„Begleitest du mich ins Hotel? Ich bin müde.“

Müde war sie bestimmt nicht. Das Funkeln in ihren Augen verhieß andere Optionen denn eine Nacht voll Schlaf.

„Na dann komm.“

Ich folgte ihr, in Gedanken bei Abenteuer Tierwelt, die Gottesanbeterin erzeugte Balzlaute mit ihren Scheren. Kastrationsangst und Geilheit hielten sich die Waage.

„Soll ich-“

Annas Zunge in meinem Mund unterbrach mich mitten im Satz. Gierig fummelte sie an meinem T-Shirtsaum. Schneller, als ich Papp sagen konnte, stand ich schon mit nacktem Oberkörper in einem fremden Hotelzimmer und eine Frau, die ich erst wenige Stunden kannte, lutschte an meinen Nippeln. Ehe ich mich’s versah lag ich auf dem Bett, war von oben bis unten mit Bissspuren übersät und konnte ihr nur verdutzt zusehen, wie sie ein Kondom aus ihrer Handtasche zog.

„Hör mal, das geht mir ein bisschen zu schnell…“

Ich hatte nichts dagegen, mit ihr zu schlafen. Von mir aus auch am ersten Abend. Aber ich wollte sie flachlegen, und nicht sie mich. An diesem Miststück würde ich mir nur die Zähne ausbeißen. Aber wir Männer sind triebgesteuert, nicht wahr? An den Tagen ritten wir mit einem Bananenboot über die Wellen. In den Nächten ritt ich sie. Schon damals beschlich mich das Gefühl, im klebrigen Netz einer Spinne hängen geblieben zu sein. Es fiel mir schwer, mich von ihrem Körper zu lösen. Am Strand hielten wir es nie lange aus, ihr Anblick im Bikini, Wie die Schweißperlen ihren gebräunten Körper hinabliefen, machte mich wahnsinnig. Meistens schafften wir es bin ihr Hotelzimmer, oder aber wir liebten uns in den Dünen, abseits von den Touristen. Ich erinnere mich an das eine Mal, wo uns der alte Holländer überraschte und wir einfach weitermachten. Wenn der kritische Punkt überschritten ist, gibt es nur noch kommen- der freie Wille klinkt sich aus. Wie eine Tätowierung eingeprägt roch ich ständig ihren Duft auf meiner Haut. Es war wie ein Rausch.

*

„Musst du wirklich schon weg?“

„Mein Flieger geht in drei Stunden.“

Wir saßen auf einem abgewetzten Sofa in der Lobby. Bayrische Bierbäuche liefen an uns vorbei, ohne mit der Wimper oder der Wampe zu zucken. Traurigkeit lastete auf der surrealen Szenerie.

„Ich habe die Zeit mit dir sehr genossen, weißt du.“

„Ich auch Kleiner, ich auch.“

„Nenn mich nicht Kleiner.“

Es war ihr Lachen, was über Stunden hinweg mein Denken einnehmen sollte,

„Irgendwann werde ich einen anderen Namen für dich finden.“

„Es muss einen Namen haben, damit es uns gehört.“

„Was?“

„Nichts. Ich habe nur laut gedacht.“

„Gib mal kurz dein Handy.“

Intuitiv tippte sie sich den Weg durch mein Menü, was sich doch von ihrem Motorola so weit unterschied. Und bevor ich begriff, was sie da tat, sagte sie:

„So. Jetzt habe ich eine SMS mit deiner Nummer auf mein Handy geschickt.“

„Ich würde dich gerne wieder sehen.“

„Das wirst du.“

Sie drückte mir einen Kuss auf die Lippen, in dem soviel Wehmut lag.

„Ich muss jetzt Koffer packen.“

Ich sah ihr nach, bis sich die Türen des Aufzugs hinter ihr schlossen. Dann stand ich auf und kehrte zu Sven zurück, der seit Tagen ohne Nachricht von mir war.

*

„Lebst du auch noch?“

„Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe.“

„Verdammt, ich habe mir Sorgen gemacht! Hat es sich wenigstens gelohnt? Du riechst nach gutem Sex.“

Ich stand vor ihm in den Klamotten, mit denen ich mit ihm auf die Piste gegangen war. Tägliches baden im Meer konnte den Schweiß und die Körperflüssigkeiten der letzten Tage nicht wegspülen. Verdammt, ich stank wie ein Hurenbock!

„Ist sie weg?“

„Ja.“

„Alter, Alter. Was sollen wir bloß mit dir anstellen.“

„Was hast du denn getrieben, wo ich weg war?“

„Pampelmusen geschleckt.“

Sven grinste, und da bemerkte ich den frischen Herpes, der in seinem Mundwinkel wuchs.

„Du Drecksau.“

„Mein Reden Alter, mein Reden.“

„Und jetzt?“

„Na, Party bis zum Abwinken.“

Sven schaffte es, seinen Herpes an zwei Engländerinnen und eine Holländerin weiterzugeben, während ich unten in der Lobby wartete, bis er abgespritzt hatte. Ich vergeistesgegenwärtigte mir einen Wasserhahn, den ich zudrehte. Stell deine Gefühle ab, solange du noch kannst… Doch er tröpfelte weiter, schlug unangenehme Kreise in meinem Herzen. Ich beneidete Sven, der sich auf Mallorca nur einen Herpes eingefangen hatte. Ich hatte mir etwas Schlimmeres geholt.

So kam es, dass Sven dann völlig ausgepowert im Flugzeug saß, und die Landschaft unter uns nicht registrierte. Ich hingegen war wach und doch nicht da, meine Gedanken suchten nach Anna.

*

Konnte dieses Geschöpf ernste Absichten hegen? Was gab ich schon auf einen Onenightstand! Und dies war nicht viel besser. Na schön, wir hatten ein paar tolle Tage im Urlaub. Daraus konnte doch nichts Ernsthaftes werden. Daheim in Deutschland würde die Realität die Ekstase überholen. Bestzeit in der letzten Runde, auf zum Siegertreppchen! Und die Boxenluder erwarteten den großen Held zurück.

Davon mal abgesehen wohnten Anna in Köln und ich in Düsseldorf. Hatte ich wirklich Bock auf eine Fernbeziehung? Und, he Scheiße, ich konnte sie nirgends in meinem Handy finden. Mein letztes Handy hatte eine Anruferliste gehabt. Bei diesem Modell hatte ich keinen Zugriff auf gewählte Nummern. Anna war mir entglitten.

Die zwei Wochen hatten meinen Briefkasten zum Überquellen gebracht. Fluchend stopfte ich Werbemüll ins Altpapier. Nur zwei Briefe waren dazwischen. Einer enthielt die aktuelle Telekomrechnung, den anderen konnte ich nicht zuordnen. Trotz aller Zweifel machte ich den Umschlag auf, den eine zarte Frauenhandschrift zierte. Was sagte eine Handschrift denn über den Charakter aus? Dass selbst ein Miststück über eine weiche Seite verfügt? Oder einfach mehr Berechnung?

*

Lieber Kai,

na, wieder gut zurück in Deutschland? Die Zeit mit Dir habe ich sehr genossen, Melde dich doch mal, wenn du in Köln bist, würde Dich gerne wieder sehen. Bist ein Süßer.

PS: Schnupper mal rechts unten auf der Seite.

Deine Anna

*

Ich erkannte den Geruch. Es war ihre Fotze.

„Anna, du Luder!“

Ich brüllte in Ekstase.

„Schnauze da oben!“

Beweisstück A

Wenige Tage später stand ich bei ihr auf der Matte. Speiübel vor Geilheit, küsste ich sie zur Begrüßung; vergrub meine Zunge in ihrem Mund als wäre ich bereits weiter unten angekommen. Wir schliefen miteinander auf dem Boden vor ihrer Eckgarnitur. Ich dachte an Neandertaler, wie sie auf einem Bärenfell übereinander herfielen. Moderne Behausungen wählten Flokati, dennoch unterschieden wir uns wenig von den Tieren, von denen wir abstammten. Warum redeten wir kaum? Ich befand mich in der gleichen Situation wie im Urlaub. Was hatten wir uns zu geben als unsere willigen Körper? Und weiß ich nicht was sagen, stopf ich dir den Mund mit Küssen zu…

Anna kochte die Küchentür geöffnet, damit sie besser mit mir reden konnte. Komisch, wenn ich ihr nicht in die Augen sehen musste, fiel mir die Unterhaltung leichter.

„Magst du mit Knoblauch?“

„Ja, gerne.“