Nippler - Thomas Reich - E-Book

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Thomas Reich

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Beschreibung

Jonathan wächst als Sohn des renommierten Büstenhalterfabrikanten Wolfgang Nippler in geordneten Verhältnissen auf. Er hat alles was er wünscht, außer einem großen Penis. Dafür entwickeln seine Brustwarzen ein monströses Eigenleben. Jahrelang erträgt er Häme und Spott. Hadert mit dem unmöglichen Verlangen nach körperlicher Liebe. Während er an Lebendmodellen Gipsabdrücke nimmt, wächst ein grausamer Plan heran. Mit hart erigierten Nippeln will er es ihnen besorgen! Jonathan zieht Frauen das Brustleder ab, und näht seine eigene Reizwäscheversion der Hölle.

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Thomas Reich

Nippler

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Nippler

 

 

 

Nippler

 

 

 

 

 

Thomas Reich

Text 2020 © von Thomas Reich

Coverphoto © Michael Sonntag (Model), Jennifer Behr (Fotografin) mit Änderungen

 

Impressum: Thomas Reich

Bachenstr. 14

78054 Villingen-Schwenningen

Über das Buch:

 

Jonathan wächst als Sohn des renommierten Büstenhalterfabrikanten Wolfgang Nippler in geordneten Verhältnissen auf. Er hat alles was er wünscht, außer einem großen Penis. Dafür entwickeln seine Brustwarzen ein monströses Eigenleben. Jahrelang erträgt er Häme und Spott. Hadert mit dem unmöglichen Verlangen nach körperlicher Liebe. Während er an Lebendmodellen Gipsabdrücke nimmt, wächst ein grausamer Plan heran. Mit hart erigierten Nippeln will er es ihnen besorgen! Jonathan zieht Frauen das Brustleder ab, und näht seine eigene Reizwäscheversion der Hölle.

 

Vorhöfe

Lauwarmes Wasser perlte an Jonathans erhitztem Körper ab. Pickel entzündeten sich, Pickel platzten auf. Mit seinem Hormonhaushalt war es nicht zum Besten bestellt. Mitesser ploppten unter dem milden Strahl der Dusche. Auf die verhärteten Austernbänke seiner Wangen hatte das warme Wasser keinen Einfluss. Er schloss die Augen, und dachte an das schönste Mädchen der Klasse. Ohne seine Brille blinzelte er kurzsichtig in die Welt. Sie lag sicher auf dem Klamottenstapel in der Umkleide. Davor stand sein mit Edelstahlkanten verstärkter Markenrucksack. Jonathans Hand glitt nach unten. Tastete nach dem bescheidenen Geschlechtsteil, was der Herrgott ihm in einem Anfall von Niederträchtigkeit beschieden hatte. Seine Finger griffen ins Leere, zerzausten ein Büschel Haare, was seit kurzem dort unten wuchs. Wie bei einer geübten Frau fanden sie zu den Brüsten. Jonathan dachte an Laura Beckmann. Der Sportunterricht hatte die Jungs ausgelaugt. Trainer Kutzner war ein gnadenloser Sadist, der seine Schützlinge endlose Runden laufen ließ in der prallen Morgensonne.

„Herr Kutzner, wir möchten lieber in die klimatisierte Halle zurück.“

„Was euch nicht tötet, härtet euch ab. Weiter!“

Sie zerflossen zu Salz und Spurenelementen auf dem Parcours. Sie dampften unter der funktionalen Sportkleidung. Wasser lief in die Arschritze, machte glatte Haare kraus. Man bricht den jungen Geist, und baut ihn nach dem Baukastenprinzip wieder auf. Rote Klötze, gelbe Klötze, blaue Klötze. Du lernst früh, ins System zu passen. Wenn nicht, ist dir eine glänzende Karriere als Pariah sicher. Die Schule bereitet dich aufs Leben vor, wenn du dich anpasst. Dem Rudel folgst. Dich dem Wettbewerb der Körper unterordnest. Dem strengen Schwanzvergleich nach Adam Rieses Zollstock. Ihn hart wichst, und die halbe Klasse damit pflügst. Generation Tinder tauschte selbstverständlich Pornovideos und intime Selfies, ohne mit dem Schamhaar zu zucken. Jonathan Nippler litt unter seinem Babyspeck. Den Schenkeln. Dem schwabbeligen Bauch. Vor allem den enormen Brüsten. Viele Mädchen seiner Klasse neideten Jonathans Körbchengröße. Als richtigen Mann nahmen sie ihn kaum wahr.

„Ist das alles, was du zu bieten hast?“

„Es gibt Fleischschwänze und Blutschwänze. Meiner ist ein Blutschwanz. Wenn er hart wird, wächst er über sich selbst hinaus.“

„Laura wird sehr enttäuscht sein. Die braucht einen richtigen Knüppel, kein armseliges Würstchen.“

„Er fickt sie mit seinen abartigen Nippeln.“

„Alter, dein Ernst?“

„Schau dir die Teile doch mal an. Damit könnte man einen gefrorenen Acker pflügen.“

Mit dreizehn wuchsen ihm Brüste. Anfangs schob er es noch auf seinen Babyspeck. Jonathan war ein dicklicher Junge mit weiblichen Gesichtszügen. Dann spielten seine Hormone völlig verrückt. Seine Brustwarzen wuchsen ins Unendliche, die Warzenvorhöfe säumte ein Büschel borstiger Schamhaare. Nachts lag er wach mit schmerzenden Brüsten. Morgens war seine Bettdecke nass, als hätte er geweint. Oder saure Milch verschüttet.

„Bedecke dich, du Sau. Ich will deine Titten nicht sehen.“

„Steck sie weg.“

„Hier, ein BH für deine Männertitten!“

Weibliche Kleidungsstücke flogen ihm um die Ohren wie Erdnüsse auf einer Cocktailparty. Peitschten seine Haut, verletzten seine Würde. Am Ende wusste niemand, woher die Büstenhalter kamen. Wem die Sporttasche gehörte, aus dem sich das Donnerwetter erotischer Stücke ergoss, mit den sie Jonathan bombardierten wie einen Affen im Zoo. Weinend wich er zurück. Stolperte über seine glitschigen Füße. Es roch nach industriell gepressten Limonen und Bergamotte.

„Haha, was für ein Looser!“

Sie trampelten auf den Spitzenborten, und lachten Jonathan aus. Es waren Fabrikate seines Vaters. Jede chinesische Kopie hätte diese grobe Behandlung nicht überlebt. Das galt für die Büstenhalter, wie auch den Nippeljungen, dessen Schäden psychischer Natur blieben.

*

Den Rest des Nachmittags verbrachte er im Büro des Vertrauenslehrers. Norbert Ramscheid galt als neutraler Ansprechpartner aller Stufen. Er hatte im großen Wasserbombenkrieg zweitausendfünfzehn vermittelt. Als die halbe Schule dabei war, auseinanderzubrechen. Das rote Kreuz hatte die Verletzten abgeholt, und ihren Eltern zugeführt. Ramscheid befeuerte seine Pfeife, und paffte große Rauchwolken zum gekippten Fenster hinaus. Seine Glatze schimmerte unter der Neonsonne des Büros. Diplome hingen an den Wänden. Familienfotos halsloser Söhnen und einer speckigen Frau im Blumenkleid. Er strahlte väterliche Harmonie aus. Die meisten Schüler fielen darauf hinein. Fanden in ihm eine Schulter zum ausweinen. Jonathan hingegen misstraute ihm, wie er jedem Menschen misstraute.

„Sie sollten hier drin nicht rauchen.“

„Und du solltest in der Klasse sein. Möchtest du mit mir über deine Probleme reden?“

Jonathan zog einen großen Klumpen Rotz hoch. Mitleid konnte er noch weniger leiden als Hass oder Verachtung. Er wollte in Ruhe gelassen werden.

„Sie haben mich ausgelacht. Unter der Dusche.“

„In deinem Alter hat man pausenlos Erektionen. Das macht einen noch lange nicht schwul.“

„Ich würde gerne mit Mädchen schlafen.“

„Nun, ein Mann macht im Laufe seines Lebens gewisse Veränderungen durch.“

„Für gewöhnlich wächst dem großen bösen Wolf ein langer, buschiger Schwanz. Bloß mir nicht!“

„Setz dich nicht unter Druck. Man kann das Wachstum nicht erzwingen. Manche sind mit sechzehn recht kindlich, andere schon halbe Männer. In zwei Jahren hast du das größte Glied der ganzen Klasse.“

„Meine Brustwarzen sind wie Penisse. Da stimmt doch was nicht!“

„Mag sein, ein Kinderarzt könnte dir besser helfen.“

„Ich möchte doch nur ein normales Leben führen.“

„Ich schreibe dir eine Unterrichtsbefreiung bis Donnerstag.“

„Danke.“

„Dein Vater holt dich ab. Ich habe mit ihm telefoniert.“

„Sie haben ihm hoffentlich nicht gesagt, worum es geht.“

„Nicht im Detail, nein. Ich sagte ihm, du würdest von deinen Mitschülern gemobbt. Das ist doch richtig, oder?“

„Nein, das ist Scheiße.“

„Ich kann es nicht ändern.“

„Ach wirklich? Ich dachte ein Vertrauenslehrer stiftet Frieden in der Welt. Ich sehe Sie am Opferstock eine Kerze zünden.“

„Jonathan, das ist nicht fair. Ich setzte mich für jeden benachteiligten Schüler ein.“

Der betroffene Schüler hörte ihm bereits nicht zu. Er schulterte seinen Rucksack, und machte sich auf zum Parkplatz. Jede Demütigung fand ihr Ende. Er aber fand seinen Vater.

*

Mit laufendem Motor stand der Mercedes in der zweiten Reihe. Vaters blaurasiertes Gesicht über der strengen Krawatte war zu zwei engen Schlitzen zusammengepresst, die an ausgequetschte Zitronen erinnerten. Er wirkte müde, der Jetlag seiner letzten Geschäftsreise nach Asien steckte ihm tief in den Knochen. Wolfgang Nippler war Büstenhalterfabrikant in dritter Generation. Was als einfache Fadenspinnerei begann, führte heute den Weltmarkt für hochwertige Damenunterwäsche, und war an der Börse gelistet. Er trug den Bart in der Art eines Maschmeyers, und doch wurde er nie in die Höhle der Löwen eingeladen. Sein weibischer Sohn schloss ihn vom Stammtisch aus. Nichts, worauf man stolz sein konnte. War aus seinen Lenden gekrochen.

„Nun, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“

„Sie haben angefangen.“

„Dann wehr dich. Sei ein Mann. Verpass ihnen ein Veilchen. Tritt in die Eingeweide. Schlag ihnen ins Gesicht.“

„Selbst dann würden sie lachen.“

„Wenn du sie nicht ändern kannst, dann ändere dich.“

„Wie denn?“

„Nächste Woche gehen wir zum Arzt. Vielleicht hat es organische Ursachen.“

Jonathan kroch in die glatten Ledersitze. Vaters Statussymbol war kalt auf der Haut und stank nach Tweed und altem Fischgrät, es verschluckte ihn wie ein Wal.

*

Jonathan hasste seinen Kinderarzt. Doktor Strasser residierte in einer umgebauten Villa am Stadtrand. Der ganze Kerl hatte etwas gönnerhaftes. Er behandelte ihn von oben herab wie ein Baby mit vollgeschissener Windel. Warum brachten ihn seine Eltern nicht zu einem richtigen Doktor für Erwachsene? Oder einem Spezialisten für primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale wie Doktor Weinberg, dem Fachmann für Zwitter und Glitschiges?

„Na, wenn das nicht der kleine Jonathan ist. Wie geht es dir?“

„Wir müssen mit Ihnen über seinen Penis reden. Die anderen Jungs lachen schon.“

„Mutter!“

„Dann mach dich doch mal frei. Du kannst dich hinter dem Paravent ausziehen.“

Wenn man denkt, peinlicher als die Duschszene geht es nicht mehr. Dann muss man sich vor Arzt und Eltern häuten wie eine kranke Eidechse. Knallrot pochte das Blut in seinen Wangen.

„Sei nicht so schüchtern. Wir haben alles schon gesehen.“

Jonathan bedeckte seine Brüste wie eine Frau in der Sauna. Mochten sie seinen Schniepel sehen, dies empfand er als weniger demütigend. Doktor Strasser streifte Gummihandschuhe über, und tastete Jonathans Geschlechtsorgane ab.

„Etwas klein vielleicht, sonst kann ich aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Wie sieht es mit dem Oberkörper aus?“

„Den möchte ich Ihnen nicht zeigen.“

„Als Arzt habe ich wirklich alles gesehen. Nun zier dich nicht.“

Jonathan löste die verschränkten Arme. Wie satt gesogene Regenwürmer folgten seine schweren Nippel der Schwerkraft auf ihrem Weg nach unten.

„Heilige Scheiße! Sind das Brüste?“

Vaters geübter Fabrikantenblick begutachtete das Dekolletee seines Sohns.

„Warzen. Jonathan, ich konnte doch nicht ahnen...“

„Halts Maul. Du hast mich hier hergeschleppt.“

„Handelt es sich um eine Hormonstörung?“

„Muss ich abklären. Du kannst dich wieder anziehen.“

Doktor Strasser tippte ein paar Zeilen in den Computer. Jonathans Mappe füllte sich. Masern, Windpocken, Vorstrafen. Wenn ein Kind aus der Art schlägt.

„Wir werden Blut abnehmen. Danach sehen wir weiter. Kann ich irgendetwas für dich tun?“

„Verschreiben Sie mit was zum Abbinden. Damit es nicht so auffällt.“

„Sicher.“

*

Drei Tage später lagen die Laborwerte vor. Vater wurde in der Fabrik gebraucht. Seine Näherinnen hatten mehrere Prototypen des komplett klimaneutralen N-408 fertiggestellt. Handgepflückte Biobaumwolle, Bügeleinlagen aus recycelten PET-Flaschen, glutenfreie Verschlüsse. Man versuchte der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen, und bis zur Herbstmesse die allgemeine Marktreife zu erlangen. Die Nipplerwerke produzierten in Deutschland, die übliche Produktionsverzögerung durch den asiatischen Seeweg fiel aus.

Jonathan wurde von seiner Mutter begleitet. Beide Elternteile hackten auf ihm herum, Barbara Nippler blieb wenigstens oberhalb der Gürtellinie.

„Ich habe eine gute Nachricht, und eine schlechte. Welche möchtest du zuerst hören?“

„Die Gute.“

„Dein Östrogenspiegel ist niedriger als erwartet.“

„Und warum wachsen mir dann diese... Dinger?“

„Ich habe mehrere Fachkollegen zu Rate gezogen, allesamt Koryphäen auf ihrem Gebiet. Doktor Nymphenburg aus München meinte, es könne sich um einen seltenen Fall der Howard-Dudley-Krankheit handeln. Dabei verändert sich das männliche Brustgewebe drastisch. Doch im Gegensatz zu Gynäkomastie wachsen nicht die Brüste selbst, sondern nur die Warzen.“

„Gibt es Medikamente dagegen?“

„Die Krankheit gilt bislang als wenig erforscht. Wenn du möchtest, kann ich dich in die INTERNATIONAL CHARTA OF RARE DISEASES aufnehmen. Dort werden Ergebnisse gesammelt und verglichen. Über die Datenbank tauschen sich Ärzte über den Globus hinweg aus.“

„Also keine Medikamente.“

„Die Medizin macht täglich Fortschritte. Warum nicht auch bei dir?“

„Ich möchte gerne Etwas unter vier Augen mit ihnen besprechen. Mutter, kannst du bitte ins Wartezimmer zurückgehen?“

„Pfh! Männergespräche. Aus dir wird nie ein Mann.“

Barbara Nippler klemmte ihre elegante Handtasche unter den Arm, und verschwand.

*

In der Abgeklärtheit des weißen Raums konnte Jonathan endlich die Fragen stellen, die einen jungen Mann mit eintretender Geschlechtsreife quälten.

„Herr Doktor, warum wächst mein Pimmel nicht?“

„Hab Geduld. Die abschließende Länge kann erst zum Ende der Pubertät beurteilt werden.“

„Alle meine Klassenkameraden haben einen Längeren. Selbst die Mädchen.“

„Ihr schaut zu viel Pornos auf euren Taschentelefonen. Wie lang muss ein Penis sein? Spritzt er pausenlos ab, ohne müde zu werden? Was ist die Norm? Laut Wiesners Handbuch der Geschlechtsorgane beträgt die durchschnittliche Länge des menschlichen Penis im erigierten Zustand dreizehn Zentimeter. Menschen sind keine Maschinen, Jonathan. Du kannst deinen Physiklehrer fragen, der hält dir einen Vortrag über Hydraulik.“

„Zählt ein kleiner Schwanz zu den Symptomen der Howard-Dudley-Krankheit?“

„Nein.“

„Dann kann ich also hoffen, dass er noch wächst?“

Der Arzt sprach eine Lüge aus, der Junge glaubte sie. Natürlich brauchten Frauen einen gut proportionierten Schwanz, um das leidige Jungfernhäutchen zu perforieren.

Das Orakel von Östrogenos

Jonathan lernte aus schmerzhafter Erfahrung, was nicht ausgelebtes sexuelles Verlangen bedeutet. Sein kümmerlicher Penis glühte wie Kohle in einer Shisha. Ständig zupfte er daran herum, auf dass sich die Eiterbeule entleeren möge. Als dem Jungen Brüste wuchsen, verliebte er sich in das schönste Mädchen der Klasse. An Laura kam niemand vorbei. Sie war schlank, hatte weiße Zähne wie in der Werbung, und ein offenes Wesen. Nur ihm gegenüber blieb sie verschlossen. Was wollte ein hübsches Mädchen schon von einer pickligen Schwabbelbacke? Er war ihrer nicht würdig. Man konnte seinen sozialen Status erkaufen. Auch die Liebe einer Frau. Doch junge Mädchen fallen nicht auf diesen Trick herein. Später verkaufen sie ihre Ideale. Müßiggang und die goldene Couch. Dann knien sie winselnd vor dir, während du ihnen Geldscheine in den Hals schiebst. Eine Frau trägt ihre Schönheit zu Markte, bis sie bricht. Am Ende trägt sie sie zu Grabe.

„Ich kämpfe um ihre Aufmerksamkeit!“

Der junge Nippler achtete auf seine Garderobe. Vater nahm ihn mit zum Konfektionist, wo ihm neue Beinkleider auf den Leib geschnitten wurden und gestreifte Hemden, die seinem korpulenten Körperbau schmeichelten. In Herzogenaurach bestellten sie bei Klaus Dassler exklusive Unikate, wie sie nicht einmal die Spieler der Nationalelf trugen. Machte das den pummeligen Fabrikantensohn sportlicher? Nein, aber auf den schönen Schein kam es an. Ein bisschen Schuhcreme auf das Rindsleder, und Jonathan glänzte wie ein prägefrisches Centstück in der Sonne.

„Jonathan, du siehst aber hübsch aus.“

Wenigstens seine Klassenlehrerin bemerkte den neuen Look. Steckte im neuen Gewand auch ein neuer Mensch? Schämte er sich seiner Anomalie, oder blickte er stolzen Hauptes in die biedere Zukunft mit Wein, Weib und Gesang? Laura wich seinen schmachtenden Blicken aus. Aber schmückte nicht ein Lächeln ihr Gesicht?

*

Er schickte ihr Briefe. Kleine Zettelchen unter der Bank mit freundlichen Worten, ohne kitschige Ausdrücke zu verwenden. Er schickte ihr romantische Bilder per WhatsApp und niedliche Katzenvideos. Doch Laura Beckmann ignorierte ihn weiterhin. Irgendwann schickte er sie in die Wüste. Was nützt es dem Hund, vom Schinken zu träumen? Der kluge Hund baut eine Schinkenfabrik, wo er alleine bestimmt. Nun plagten ihn echte Alpträume, aus denen er schreiend erwachte, der Mund schmeckte nach Blut, das Laken war nass vor Milch. Seine Brustwarzen führten ein nächtliches Eigenleben. Auch tagsüber schlichen sie in sein Denken und vergifteten den Brunnen, aus dem sie gekrochen kamen.

*

Jonathan vermied die Duschen. Nach dem Sportunterricht schlüpfte er verschwitzt in seine Zivilkleidung, und sprühte Deo auf die sensiblen Stellen. Müffelnd saß er in der letzten Bank, und hoffte, der Tag ginge vorüber. Sein zunehmender Körpergeruch erleichterte ihm nicht gerade den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Sie rümpften die Nase, wenn er an ihnen vorbeilief. Kicherten, und zeigten mit dem Finger auf seinen Schritt. Vor Angst schrumpfte sein Glied noch weiter in die die Körpermitte hinein, bis es eine mösenähnliche Vertiefung bildete. In diese heiße Fleischtasche rutschte ein Tropfen Schweiß aus dem Hosenbund. Woher kannten sie sein Problem? Hatten die Jungs geplaudert? Jonathan beschloss, die Mädchentoilette aufzusuchen. Mochte das Orakel von Östrogenos Klärung bringen.

*

In den Pausen war der stille Ort zu gut besucht. Mädchengeschnatter drang durch die blau lackierte Tür. Entweder tauschten sie Tampons, oder lästerten über Jungs. Jonathan war sich unschlüssig, befürchtete aber das Schlimmste. Er musste abwarten. Geduldig sein. Auf eine Chance hoffen, oder eine schaffen. Ungestört die heiligen Hallen zu entehren. Seine Sprachlehrerin bereitete ihn auf den internationalen Wettbewerb vor. Frau Stein entsprach voll und ganz dem Bild einer englischen Gouvernante. Sie trug die schwarzem Haare streng zurückgekämmt, ihr Kostüm war feinster schottischer Tweed in unergründlichem Tartan. Welchem Stamm mochte sie angehören, welcher Sippe? Zwischen ihr und den Schülern lagen unüberbrückbar Welten. Jonathans Privatlehrer lehrte ihn Mandarin. Die Zukunft der Welt lag in China. Einst die Werkbank des Westens, würde sie ihr Meister werden. Und westdeutsche Unterwäschefabrikanten konnten sich warm anziehen, wollten sie gegen den Lauf der Welt bestehen.

„Frau Stein, kann ich mal auf die Toilette?“

„Kann das nicht warten?“

„Bitte, ich muss ganz dringend.“

„Na schön. Aber Deckel herunterklappen und Hände waschen. Sonst melde ich dich dem Hausmeister.“

„Geht klar, Frau Stein.“

Hinter ihm schrieb seine Englischlehrerin sämtliche Zeitformen des Verbs urinate an die Tafel. How to urinate: Take out your dick and let it pee.

*