Christoffer VI - Thomas Reich - E-Book

Christoffer VI E-Book

Thomas Reich

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Beschreibung

** Die Serienmörder-Reihe: Band I Christoffer, Band II Blutzoll, Band III Kellergeschichten, Band IV Der Lippensammler, Band V Opferwald, Band VI Kuckuckskind **

FAMILIE IST KEINE HEIMAT. FAMILIE IST EINE PERVERSION.

Christoffer hat seine eigene Familie ausgelöscht, nun sucht er eine neue. Im ehemaligen Ferienhaus seiner Eltern trifft er auf die Fiedlers. Er schließt sie in sein kaltes Herz hinein, und lässt sie nicht mehr los. Das Kuckuckskind lehrt sie neue Gesellschaftsspiele:

KOMM WIR SPIELEN VATER MUTTER KIND.

Mit vorgehaltener Pistole zwingt er sie zum Inzest. Jeder gegen jeden. Bis die Seele bricht.

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Thomas Reich

Christoffer VI

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Christoffer VI

Kuckuckskind

 

Kuckuckskind

Thomas Reich

Text: 2020 © von Thomas Reich

Cover © http://www.publicdomainfiles.com/show_file.php?id=13548499219446 + https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dirty_Red_Scratched_Grunge_Texture_Free_Creative_Commons_(6816214342).jpg + https://svgsilh.com/image/297554.html mit Änderungen

Impressum: Thomas Reich

Bachenstr. 14

78054 Villingen-Schwenningen

Über das Buch:

FAMILIE IST KEINE HEIMAT. FAMILIE IST EINE PERVERSION.

Christoffer hat seine eigene Familie ausgelöscht, nun sucht er eine neue. Im ehemaligen Ferienhaus seiner Eltern trifft er auf die Fiedlers. Er schließt sie in sein kaltes Herz hinein, und lässt sie nicht mehr los. Das Kuckuckskind lehrt sie neue Gesellschaftsspiele:

KOMM WIR SPIELEN VATER MUTTER KIND.

Mit vorgehaltener Pistole zwingt er sie zum Inzest. Jeder gegen jeden. Bis die Seele bricht.

Christoffer macht einen Spaziergang

Der Wagen gehörte einem alten Mann, den niemand vermissen würde. Zorn war ein schlechter Fluchtberater. Er führte zu ungeahnter Grobheit und menschlichem Verschleiß. Man pflegte weder Wagen, noch Besitzer. Wehmütig dachte er an die Gutmütigkeit von Fritz Ahlfeld zurück. Seine Barmherzigkeit. Die Brille mit dem gesplitterten Glas. Seinen schlaffen Körper im Gurt.

„Kann ich Sie ein Stückchen mitnehmen?“

„Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

„Ach was, wir Rentner haben viel Zeit. Wohin soll es denn gehen?“

„Erfurt wäre schön.“

„Ich muss bis Gera, geht das in Ordnung?“

„Alles, was mich meinem Ziel näherbringt.“

„Dort wohnt meine Enkeltochter. Die ist schon groß, und hat Kuchen gebacken.“

„Ist sie hübsch?“

„Sie sieht ihrer Mutter sehr ähnlich, Gott hab sie selig.“

„Ich kannte mal eine hübsche Frau...“

„Und jetzt?“

„Ist sie tot.“

„Das tut mir aber sehr leid.“

„Mir nicht.“

Der alte Mann rauchte pausenlos filterlose Cigarillos. Sein Aschenbecher klaffte wie das Maul eines Straßenköters. Dutzende Kippenstummel steckten in der geriffelten Mulde. Mühsam kurbelte Christoffer das Seitenfenster herunter. Auf elektrische Fensterheber hoffte er in dieser Seniorenschleuder vergebens.

„Warum haben Sie mich mitgenommen?“

„Sie sahen so verloren aus am Straßenrand.“

„Das denken viele.“

„Dass Sie sich verloren haben?“

„Am Ende findet man sich selbst. Es ist eine Offenbarung. Lesen Sie die Bibel?“

„Früher öfters, da war ich in der Gemeinde engagiert. Seit dem Tod meiner Frau kann ich mich nicht mehr dazu aufraffen.“

„Vielleicht sehen Sie sie bald wieder.“

„Bei allem Respekt, Petra liegt seit vier Jahren unter der Erde.“

„Können Sie rechts ranfahren? Meine Blase drückt.“

„Aber sicher.“

*

Ein Wald, wie es viele Wälder in Deutschland gab. Ein Feldweg, auf dem selten Traktoren fuhren oder im Herbst Pilzsammler anrückten. Wo profillose Autoreifen unter summenden Strommasten lagen, und von der Witterung ausgewaschene Plastiktüten randvoll mit Pornomagazinen. Wo es nach Erde roch, Fäulnis und Verderben. Prügelte Christoffer die Scheiße aus dem alten Mann. Brachte seiner Brille das Fliegen bei, und den Knochen das Brechen. Er brauchte kein Messer, um ihm die Worte auszutreiben. Mit den Fäusten löschte er im Dachgeschoss das Licht, und die ganze Lumpenpuppe sackte in sich zusammen. Was von ihm übrig war, flog über die Böschung.

„Vielen Dank für die Fahrt. Du hast mich echt weitergebracht.“

Christoffer nahm Führerschein und Fahrzeugpapiere an sich. So erfuhr er Alter, Geburtsort und Augenfarbe des Opfers. Die Splitter seiner zertrümmerten Brille steckten in Ahlfelds Gesicht. Christoffers Knöchel bluteten auf den Fahrerteppich, ein Schlussverkaufs-Alptraum in roten und schwarzen Ranken. Antenne Thüringen spielte Roxettes Joyride. Die Zeitreise in seine Kindheit erfüllte Christoffer mit Verzücken. Er würde Rast machen und essen. Kleidung kaufen und Toilettenartikel. Leben, während alle um ihn herum starben.

*

An der Raststätte Taunusblick lenkte Christoffer den Volkswagen in eine Parkbucht. Er musste zu Kräften kommen. Auf der Rückbank lag ein Sack mit wenigen Habseligkeiten, hauptsächlich Wechselkleidung für zwei Nächte oder drei. Eine unregistrierte Schusswaffe mit ausgebohrter Seriennummer. Ich lösche dich aus. Ich erfinde dein Leben neu, deine ganze Existenz. Du wurdest nie geboren. Christoffer wagte nicht weiter zu planen als das Truckerschnitzel mit Pommes und Salat.

„Mein Gott, hatten Sie einen Unfall?“

„Eigentlich nicht. Wieso?“

„All das Blut auf ihrer Jacke.“

Ahlfelds Prothese war in weiße Splitter zerbrochen wie billiges Porzellan. Oben die komplette Kauleiste. Unten die marode Brücke, die sich an stählerne Eckpfeiler klammerte. Organische Reste waren dabei in alle Richtungen gespritzt.

„Hoher Blutdruck. Manchmal sprudelt meine Nase wie eine geschüttelte Sprudelflasche.“

„Echt jetzt?“

„Ganz echt.“

„Möchten Sie eine Packung Papiertaschentücher zu ihrem Einkauf?“

„Ja klar. Man weiß nie, wann der beste Moment zum Wichsen ist.“

Christoffer verzog sich in eine der Sitznischen. Wie ein hungriges Raubtier verschlang er seine Mahlzeit. Auf jedem der speckigen Tische stand eine verkrustete Quetschflasche Ketchup, farblich erinnerte sie ihn an das sinnlos vergossene Blut des Rentners. Ein weiterer Kollateralschaden auf seinem Weg nach Hause. Angewidert schob Christoffer die Reste aus Fleischfetzen und Panade beiseite. Er nahm einen Sixpack Cola und diverse Hygieneartikel, was man halt so braucht: Zahnpasta, Bürste und Duschgel für den ganzen Körper. Am Ende zahlte er in bar.

*

Als Christoffer am Bodensee ankam, brannten seine Augen vom tiefen Blick ins Fernlicht rücksichtsloser Verkehrsteilnehmer. Der Hintern war eine einzige Qual verspannter Muskeln, der Rücken eine Perlenschnur glühender Kohlen. Seine Knöchel waren wund vom Gesicht des Vorbesitzers, er würde sie die Nacht in Panthenol legen. Christoffer machte diese Scheiße schon viel zu lange. Er stellte den grauen Passat zwischen ungespritzte Apfelbäume, und klappte die Rückbank um. Die erste Nacht schlief Christoffer todmüde im Wagen. Legte seinen Pullover in Falten, und bettete sein Haupt in gekämmte Baumwolle. Die Frucht verdarb am Baum. Ihre Schale war hübsch anzusehen. Der erste Bissen schmeckte süß am Gaumen, und machte Lust auf mehr. Die Zungenspitze tauchte ins verfaulte Kerngehäuse, aufgescheuchte Würmer krabbelten in den Mund.

*

Seine Familie hatte in dieser Gegend ein schmuckes Ferienhaus besessen. Dann starb Christoffers Schwester. Ihr Leichnam wurde grausam geschändet und wie Kompost in der freien Natur entsorgt. Kurz darauf kamen seine Eltern bei einem Verkehrsunfall um Leben. Mit Doktor Sommerberg hatte er über seine Schandtaten gesprochen. Wie er zum herzlosen Eisklotz wurde. Diese Dinge konnte Christoffer nicht mehr zurücknehmen, noch suchte er Vergebung.

„Vergangenheit ist so was von gestern. Du brauchst eine Zukunft.“

Christoffer erinnerte sich an Giebel aus Lindenholz, und bunt verglaste Butzenfenster. Mutter mit den Stricknadeln. Vater in der Weinlese, die Lippen blau von roten Trauben. Die Terrasse auf der Schwesterlein ihre wachsenden Brüste kokett zur Schau stellte. Wer mochte nun dort wohnen?

*

Das Haus lag auf einer kleinen Anhöhe. Ungebetene Gäste mussten sich von der Hangseite nähern, deren wildes Gestrüpp ungezähmter wucherte als das Schamhaar rumänischer Gelegenheitsnutten rund um den Dresdner Bahnhof. Wie die Filzlaus im Pelz blieb man unberührt vom menschlichem Zugriff der Sittenpolizei. Christoffer brauchte die Abgeschiedenheit der Natur und Zeit zum Nachdenken. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen. Sie spielten Vater, Mutter und Kind. Der wohlerzogene kleine Junge wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Man konnte sich ein Ferienhaus am Bodensee leisten, das Familienauto und die aufkeimende Sexualität seiner verruchten Schwester. Im Grunde genommen trug Nadine die Alleinschuld an der späteren Eskalation. Sie hatte ihren Bruder schamlos herausgefordert. Manche Körper konnten als Einladung verstanden werden. In ein sanftes Paradies voll Zärtlichkeit und tiefer Blicke, oder die Hölle gewalttätiger Phantasien. Christoffer schloss die Augen, und erinnerte sich an seine Schwester. Ihre harten Nippel. Das knappe Sommerhöschen mit herauslugenden Locken. Ihr sinnlicher Mund, ihre sinnliche Möse.

*

Als Kind hatte er Fangen und Verstecken im Gebüsch gespielt. Sich Zecken eingefangen und Dornen. Wie ein Biber Dämme gebaut und Wehre. Käfer verfolgt und gefressen. Sie knirschten zwischen seinen Milchzähnen und schmeckten salzig. Der Erwachsene spielte wieder Fangen und Verstecken. Nichts hatte sich geändert. Sein Blutdurst, seine Gier, sein Menschenhunger. Waren nur noch stärker geworden.

„Nadine?“

Hier ungefähr musste sie gestorben sein. Er selbst hatte sie mit einem stumpfen Gegenstand namens Ast erledigt, und ihre letzten Zuckungen für einen grimmigen Orgasmus genutzt. Jahrzehnte hatten das von ihren Füßen aufgewühlte Erdreich geplättet, und feuchtes Laub über die Schande geworfen. Dunkle Bodenlinien zeugten von alten Römersiedlungen. Hier mochte ein Wall gewesen sein, dort ein Kastell, an anderer Stelle Knochenreste längst vergangener Schlachten. Gespaltene Schädel, Pfeilspitzen zwischen kathedralenartigen Rippenbögen.

*

Es hatte Rivalitäten gegeben wie zwischen allen Geschwistern direkter Blutsverwandtschaft. Von Nadines Todeskampf blieb die Andeutung einer Kuhle. Archäologen hätten ihre wahre Freude daran gehabt. Der gute alte Rutherford, der an einer Überdosis Christoffer starb. Am Ende bekam er die Gelegenheit, einen Serienmörder aus nächster Nähe zu typisieren. Manche Menschen suchen den Tod. Christoffer war ihm dabei so behilflich gewesen wie möglich. Rutherfords Schreie blieben ihm wochenlang als Tinnitus auf dem Trommelfell.

„Warst ein würdiger Gegner. Ich mochte deine Innereien. Sie hatten... Klasse und Stil.“

Der Bach plätscherte, und trug seine Erinnerungen fort. Nadine war ein verdorbenes Luder gewesen. Sie hatte ihren Bruder verführt. Wenn nicht mit Taten, so doch mit Blicken und Gesten. Christoffer setzte sich auf einen nahen Baumstumpf, und holte seinen harten Schwanz aus der Hose. Er dachte an seine Schwester und ihre zarten Brustwarzen. Der Schweiß glänzte in der Sonne auf ihrer Haut. Wie bei einer Ölringerin in der Nacktbar Klax, wo Christoffer öfters auf ein Bierchen hängen blieb. Nicht, weil das frisch Gezapfte so lecker schmeckte. Sondern weil er sich gerne Möpse um die Ohren schlagen ließ.

„Kennst du das Märchen vom Knüppel aus dem Sack? Als Kind hat es dir gefallen. Mutter las es vor zur Schlafenszeit.“

Er lauschte dem Gesang der Vögel. Dem Rascheln der Frösche am Bach. Den Schreien der Verrückten von der Reichenau. Selbst die Geschlossene verfügte über offene Fenster. An klaren Tagen trug der Schall recht weit.

„Wer ist nun verrückt? Die Eingesperrten? Die Freigelassenen? Wer ist Wächter, wer Richter, was Moral?“

Fressen ist Moral, wisperte die Stimme seiner Schwester Nadine aus der Vergangenheit. Christoffer liefen wohlige Schauer über die stoppelige Sackhaut. Bald reichte ihm das Faustloch nicht. Die alten Erinnerungen schmeckten schal. Er wollte seiner Schwester näher sein. Christoffer zog sich aus bis auf die Socken, und kroch nackt durchs Unterholz. Schnüffelte wie eine Sau nach Trüffeln. Dort wo er einst ihre Knochen zertrümmerte, dass nichts von ihr bleiben möge. Drückte er seine Nase besonders tief ins Erdreich, um seine Schwester zu riechen.

„Ich finde deine Fotze, Nadine. Ich habe sie immer gefunden.“

Nach wenigen Metern glitten seine hastigen Finger über einen roten Stofffetzen von Nadines Badeanzug. Kunstfasern überdauern Mensch, Körper und Sexualität.

„Hier und jetzt bist du fällig.“

Mit zwei Fingern dehnte er das feuchte Erdreich. Dachte daran, wie sich seine Schwester zwischen den Beinen angefühlt hatte. Dann wälzte er seinen Körper über das Loch, und penetrierte den Waldboden bis ins Wurzelreich. Er grunzte wie ein Wildschwein, und war von Tieren nicht zu unterscheiden.

*