Lotta Laus, die Brillenmaus - Martina Meier - E-Book

Lotta Laus, die Brillenmaus E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Ja, in diesem alten, verlassenen Herrenhaus wollte sie wohnen. Denn Lotta Laus, die kleine Maus, sucht Ruhe und Schutz. Hier würde sie niemand stören. Denn einen Mangel hat Lotta, sie sieht nicht gut, stößt gerne einmal etwas um oder verletzt sich an einem Gegenstand. Doch alles kommt anders, denn bald muss sie feststellen, dass sie nicht alleine ist. Nein, Johann Mohnblume, ein alter eigenwilliger Herr, lebt hier und mit ihm und der gefundenen Brille, verändert sich Lottas ganzes Leben. Eine spannende Detektivgeschichte, ausgelöst durch eine Brille, gibt so manches Rätsel auf.

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© 2016 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Muehlstr. 10, 88085 Langenargen

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Erstauflage 2016

 

Lektorat: Melanie Wittmann

Herstellung: CAT creativ

www.www.cat-creativ.at

 

Druck: AJS Vilnius – gedruckt in der EU

ISBN: 978-3-86196-614-2 – Hardcover

ISBN: 978-3-86196-626-5 – eBook

Lotta Laus lebte in einem großen Haus. Hier hatte sie ihren Platz gefunden. Fernab von ihren Artgenossen, die sie immer gehänselt hatten. Hier fühlte sie sich richtig wohl.

Als Lotta zum ersten Mal das Haus gesehen hatte, das irgendwie traurig und geheimnisvoll auf sie wirkte, hatte sie sich von ihm magisch angezogen gefühlt. Denn auch sie fühlte sich traurig und einsam.

Nachdem sie das Gebäude lange von allen Seiten betrachtet hatte – obwohl sie alles nur verschwommen sah –, schlüpfte sie durch einen Spalt in der alten verfallenen Kellertür hinein.

Dunkel und ruhig war es dort. Und auch ein wenig unheimlich. Immer wieder knackte es im Gemäuer oder es quietschten die Türen und Fensterläden.

Aber schon kurze Zeit später hatte sich Lotta an diese Geräusche gewöhnt und sie begann vorsichtig, ihr neues Reich zu erkunden. Zunächst nur den Keller. Dabei gab es schon mal eine Schramme oder einen blauen Fleck, wenn Lotta gegen einen Gegenstand stieß. Doch bald traute sie sich in den oberen Stock des Hauses.

Hier war es warm und am Tag fiel das Sonnenlicht durch die Fenster. Aber auch diese Räume, es waren wohl die Küche, die Wohnstube und ein riesiges Bücherzimmer, wirkten irgendwie traurig. Überall lag dicker Staub auf Tischen und Schränken. Die Uhr an der Wand tickte nicht mehr und auch sonst wirkte alles verlassen.

„Hier hat lange keiner mehr gesessen“, dachte Lotta.

Doch als sie in der Küche Brot, Käse und allerlei andere schmackhafte Leckerbissen entdeckte, die auf Tellern und in Töpfen irgendwo herumlagen, glaubte sie nicht mehr, dass dieses Haus verlassen war, und wenn, dann erst seit kurzer Zeit. Lotta vergaß all ihre Vorsicht und richtete sich in einer Schublade im Wohnraum gemütlich ein. Hier zwischen Decken und Kissen fühlte sie sich geborgen und der Weg bis zur Futterquelle – auf dem Küchenschrank – war nicht allzu weit.

„Hier bin ich zu Hause“, sagte Lotta eines Tages zu sich selbst und tanzte durchs Zimmer, als plötzlich mit einem lauten Knarren die Tür aufsprang und jemand ins Zimmer trat. Lotta blieb fast das Herz stehen, und als sie die Gefahr erkannte, flüchtete sie unter den Schrank, wobei sie jedoch gegen dessen Fuß stieß. „Aua“, quiekte sie erschrocken.

Und dann sah sie ihn. Einen alten Mann, der auf einen Stock gestützt mitten im Raum stand und sich umschaute. Immer wieder schüttelte er leicht den Kopf und hob die Hand, in der er den Haustürschlüssel hielt, vors Gesicht.

Näheres konnte Lotta aus der Entfernung nicht erkennen. Sie musste vorsichtig sein. Dann drehte sich der Mann um und ging in die Küche.

Lange verharrte Lotta in ihrem Versteck und lauschte. Denn sie hörte aus der Küche viele unterschiedliche Geräusche. Geklapper, fließendes Wasser, Schritte. Doch sie sah nichts!

Trotz ihrer Neugier traute sich Lotta nicht aus ihrem Schlupfwinkel. Langsam bekam sie Hunger, was sollte sie tun? Sie konnte nur warten.

Die Zeit verstrich gemächlich, aber Lotta knurrte der Magen so laut, dass sie glaubte, man müsse es im ganzen Haus hören.

Irgendwann musste sie wohl eingeschlafen sein, denn sie schreckte aus einem Traum auf, als die Schranktür unmittelbar über ihr geöffnet wurde.

Bibbernd versteckte sich Lotta hinter einem der Schrankfüße.

Erst einmal musste sie sich beruhigen, ehe sie versuchte, die Situation zu beobachten. Das gelang jedoch nur bedingt, denn eine gute Sicht hatte sie aus dieser Position nicht. Sie hörte den alten Mann im Raum rumpeln. Er murmelte manchmal etwas vor sich hin, dann war es wieder still. Er hatte sich wohl irgendwo niedergelassen.

Ja, der alte Mann saß in seinem Sessel am Fenster. Lotta sah schemenhaft seine Beine und sein Stock lehnte an der Seite.

Nachdem sie lange in ihrer Position ausgeharrt hatte und im Sessel keine Reaktion zu erkennen war, wurde Lotta mutig und schlich sich vorsichtig, immer im Schutz der Wand, näher an den Hausbewohner heran.

Immer wieder einmal hielt sie in der Bewegung inne und lauschte – aber alles blieb still!

Nur noch ein paar Schritte und schon hatte Lotta einen ziemlich guten Blick. Soweit man bei ihr überhaupt davon sprechen konnte. Denn bereits seit ihrer Geburt sah Lotta sehr schlecht. Sie taumelte oft, stieß mit jemandem zusammen oder warf etwas um. Daher wurde sie von den anderen gemieden und war zuletzt aus der Gruppe ausgeschlossen worden.

„Wir können ein so tölpelhaftes Mausemädchen nicht gebrauchen“, klang es heute noch in ihren Ohren.

Mit diesen Gedanken im Kopf sah Lotta den Mann an. Dort saß er ... und schlief!

Die Brille, die der alte Mann trug, war ihm halb von der Nase gerutscht und ein Buch lag auf seinem Schoß.

Lotta blieb eine Zeit lang vor dem Sessel stehen und betrachtete den Schlafenden genau. Er hatte lockiges, schon ergrautes, aber noch volles Haar und sein Gesicht wirkte irgendwie jugendlich-spitzbübisch, jedoch waren da ein paar tiefe Falten, die das Alter erkennen ließen, und seine Haut wirkte blass.

Versunken studierte Lotta die Gesichtszüge, als sich der Alte zu regen begann. Er streckte sich. Dabei fiel das Buch zu Boden. Und Lotta nutzte diese Chance, um sich unter dem Sessel zu verstecken. Sie dachte dabei, dass das Leben jetzt wohl ein bisschen schwieriger, aber sicherlich gleichzeitig aufregender werden würde.

In einem günstigen Moment schaffte sie es sogar bis in die Küche und stellte fest: Nichts mehr war hier wie vorher!

Keine Leckerbissen lagen auf dem Schrank. Kein Geschirr stand herum. Alles war sauber und aufgeräumt.

Aber sie hatte Hunger!

Lotta machte sich auf die Suche nach der Vorratskammer, immer ihrer guten Nase folgend. Dort, so dachte sie, würde sie bestimmt etwas Leckeres finden.

So vergingen die Tage und langsam gewöhnte sich Lotta an den Rhythmus des alten Mannes. Am Morgen stand er auf und machte sein Frühstück, bei dem immer mal ein paar Brotkrümel zu Boden fielen. Dann verließ er für etwa eine Stunde das Haus. Nachdem er zurückgekommen war, setzte er sich in seinen Sessel, las oder schlief ein wenig. Diese Momente nutzte Lotta, um sich satt zu essen, auf Erkundungstour zu gehen oder auch um immer mutiger den alten Mann aus der Nähe zu beobachten.

Eines Tages, als dieser einmal ganz ruhig in seinem Sessel schlief, hockte sich Lotta wie schon so oft vor ihn, um ihn anzusehen. Als die Brille, die der Mann eben noch in der Hand gehalten hatte, zu Boden fiel, sprang sie jedoch erschrocken zur Seite. Doch der Alte rührte sich nicht. Langsam und vorsichtig – aber von der Neugier gepackt – pirschte sie sich an die Brille heran und beschnupperte sie. Sie stand vor dem Glas, schaute hindurch und sah alles noch verschwommener. Dabei wurde ihr ganz schwindelig.

„Komisch“, dachte Lotta, „ist doch nur Glas, warum kann ich nicht normal hindurchsehen?“ Sie ging um die Brille herum und schaute abermals hindurch. Ungläubig erstarrte sie und hielt die Luft an. Auf einmal sah sie alles klar und scharf. So scharf, wie sie noch nie in ihrem Leben etwas gesehen hatte.

Wie konnte das sein?

Schnell lief sie zum anderen Glas – denn eine Brille hat ja immer zwei –, schaute hindurch und ... hier war es das Gleiche.

Lotta verstand: „Von einer Seite haut es mich fast um, so verschwommen ist alles. Aber von der anderen ist alles, was ich erkenne, klar. Total klar!“

Die kleine Maus bestaunte alles, was sie aus dieser Position erkennen konnte. Und dann wurde sie mutig. Sie stupste den Bügel der Brille an, sodass sich die Lage der Sehhilfe veränderte, dann schaute sie erneut hindurch.

Fasziniert konnte sie gar nicht mehr aufhören, wie im Wahn blickte sie immer wieder durch die Gläser. Mal hüpfte sie nach rechts, mal nach links.

Und so bemerkte sie nicht, dass der alte Mann aufgewacht war, seine Brille suchte und wie gebannt auf Lotta herabstarrte! Sie nahm ihn erst wahr, als sich seine Hand um ihren Körper schloss.

Gefangen!

Lotta wurde ganz steif. Dann aber versuchte sie, zu zappeln und zu beißen, um sich irgendwie aus dieser ausweglosen Situation zu befreien. Doch sie hatte keine Chance. Die Hand blieb fest um ihren Leib geschlossen.

Plötzlich schaute Lotta in zwei riesige dunkle Augen. Denn der Mann hielt seine Beute ganz dicht vor sein Gesicht.

Der Mann sah sie an und aus seiner Kehle drang ein befremdlich lautes, irgendwie schmerzhaftes Geräusch, bevor er zu sprechen begann: „Habe ich es doch gewusst! Irgendwer wohnt noch in diesem – meinem – Haus, ohne Miete zu bezahlen, ohne aufzuräumen und ohne mich zu fragen! Wer bist denn du?“, donnerte er und drückte seine Hand noch ein wenig fester zusammen.

Einen Moment war es still, ehe er weitersprach: „He du, ich habe dich etwas gefragt! Wer bist du und was willst du hier!“

Da der Mann seine Hand immer weiter zusammenpresste, ging Lotta die Luft aus.

„Aus und vorbei! Und das, gerade als ich das Sehen entdeckt habe“, dachte sie noch betrübt, bevor sie ohnmächtig wurde.

Als Lotta Laus wieder zu sich kam, glaubte sie, im Himmel zu sein. Es roch gut und ihr war wunderbar warm. Langsam schlug sie die Augen auf und ... blickte direkt in das Gesicht des alten Mannes. Schnell schloss sie ihre Lider wieder, blinzelte und schaute erneut.

Aber es änderte sich nichts. Der alte Mann hatte sich über sie gebeugt und sagte mit sanfter Stimme: „Na du, da bist du ja wieder!“ Er lachte leise. „Ich dachte mir, warum sollte ich dich aus dem Haus werfen oder gar erschlagen? Es ist doch schön, ein wenig Gesellschaft zu haben. Also, wenn wir beide uns vertragen und du die Wohnung sauber hältst ... na ja, ich meine, dein Geschäft im Garten erledigst ...“ Der Mann hielt inne.

„So ein Quatsch“, sagte er zu sich selbst, „ich spreche hier auf diesen Winzling ein, obwohl der doch gar nichts verstehen, geschweige denn sprechen kann.“

Aber es machte ihm sichtlich Freude, wieder einmal zu reden. Eine Stimme zu hören, auch wenn es die eigene war.

Und so plauderte er einfach weiter. „Also, ich bin Johann, Johann Mohnblume. Ja, ja, du hast richtig gehört. Rot wie das Blut und zart wie ein Seidenblatt. M-o-h-n–b-l-u-m-e! Dies ist mein Name. Eigentlich war ich immer stolz auf meinen besonders einprägsamen Namen, aber nun ... es ist eben nur ein Name.“

Herr Mohnblume schüttelte leicht den Kopf und schaute dann wieder zu Lotta. „Und wer bist du, he?“, fragte er.

Sie schluckte, nahm dann aber allen Mut zusammen und piepste ganz leise: „Lotta.“

Der alte Mann schaute sie verdattert an. „Hast du gerade etwas gesagt?“, fragte er verwundert.

„Lotta“, sagte sie nun lauter. Und noch einmal: „Lotta Laus heiße ich!“

„Verrückt“, murmelte der Mann, weil er seinen Ohren nicht traute.

Daher holte Lotta noch einmal tief Luft und wiederholte: „Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Johann Mohnblume. Mein Name ist Lotta Laus!“

Nun begann der alte Mann schallend zu lachen. „Lotta, Lotta“, wiederholte er immer wieder. „Sie heißt Lotta und sie kann sprechen!“

Nun richtete er das Wort an seine neue Bekannte: „Hallo Lotta. Du kannst also sprechen?“

„Ja“, antwortete diese, „und hören!“

„Ja, ja, sprechen, hören, sehen und wohl besonders gut riechen, den guten Käse, oder?!“, lachte er.

„Na ja, mit dem Sehen ...“ Lotta hielt inne. „Dumm von mir“, dachte sie zerknirscht, denn nun hatte sie sich verraten und Herr Mohnblume kannte ihre Schwäche.

Und dieser hatte wirklich sehr gut zugehört. „Was sagst du da? Was ist mit dem Sehen?“

„Ach, nix!“, antwortete Lotta schnell.

„Na, raus mit der Sprache, ich höre“, entgegnete Herr Mohnblume erneut.

„Ach ja, ich kann nicht sooo gut sehen, aber ich sehe eigentlich schon alles“, antwortete Lotta nach kurzem Zögern ausweichend.

„Ach, darum hast du bei meiner Brille gesessen“, überlegte Herr Mohnblume. „Wolltest du sie stehlen?“

„Brille, was ist das? Ich wollte gar nix stehlen!“ Lotta schüttelte sich.

„Na, meine Brille, vor der du hocktest, als ich dich ... du weißt schon!“

„Ach so, das Ding mit den lustigen Gläsern! Das hab ich mir nur genauer angesehen, war eben neugierig! Ist aber lustig, die Brille. Mit der kann man zaubern!“

„Zaubern? Nein, lesen und gucken! Eine Brille eben.“ Herr Mohnblume musste lachen. Dann wurde er wieder ernst, überlegte und drehte sich um.

„He, was ist los?“ Lotta sprang auf und da bemerkte sie erst, dass sie in einem kleinen, vielmehr einem winzigen Bettchen hockte. Überrascht schaute sie es sich an, dann aber guckte sie wieder zu Herrn Mohnblume, der gerade auf sie zukam.

In seiner Hand hielt er eine alte Brille, die ihm in früheren Jahren gute Dienste geleistet und die er für den Notfall aufgehoben hatte. Diese Sehhilfe legte er nun auf den Tisch, auf den er auch das Puppenbettchen gestellt hatte, in dem Lotta lag.

„Komm einmal her“, sagte er zu der überraschten Maus und griff nach ihr.

Reflexartig biss Lotta zu.

„Aua“, fauchte Herr Mohnblume und ließ sie fallen.

Sie schlug auf dem Tisch auf und war ein wenig benommen. Lotta brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Gerade als sie die Flucht ergreifen wollte, stülpte Herr Mohnblume eine Tasse über sie.

„Stopp, du dummes Ding“, brummte er laut. „Bleib still sitzen, dann nehme ich die Tasse wieder weg. Ich will dir doch nur helfen!“

Er wartete einen Moment, ehe er erneut fragte: „Hast du mich verstanden?

---ENDE DER LESEPROBE---