Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3 - W. A. Hary - E-Book

Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3 E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3 von Wilfried A. Hary & Alfred Bekker nach einem Exposé von Alfred Bekker Venedig, um 1400... Ricardo steckt in der Klemme, denn Arrenzio, der Zuhälter und Gauner, hat ihn gefangen genommen. Ausgerechnet Catrina, die sich Sorgen um den geliebten Mann macht, geht auf die Suche und trifft dabei auf ein wahres Monstrum. Michele hilft ihr, Ricardo zu befreien, doch er verfolgt eigene grausame Pläne.

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Seitenzahl: 98

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Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3

Alfred Bekker and W. A. Hary

Published by Alfred Bekker, 2021.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3

Copyright

1

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3

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5

6

7

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10

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Epilog

Micheles dunkler Fluch: Die venezianische Seherin 3

von Wilfried A. Hary & Alfred Bekker

nach einem Exposé von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 84 Taschenbuchseiten.

Venedig, um 1400...

Ricardo steckt in der Klemme, denn Arrenzio, der Zuhälter und Gauner, hat ihn gefangen genommen. Ausgerechnet Catrina, die sich Sorgen um den geliebten Mann macht, geht auf die Suche und trifft dabei auf ein wahres Monstrum. Michele hilft ihr, Ricardo zu befreien, doch er verfolgt eigene grausame Pläne.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

nach einem Exposé von Alfred Bekker

TITELBILD: Steve Mayer nach Motiv von M. Heade

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

1

Der Tod kam mit den Ratten.

Und die Ratten mit den Schiffen, die in so großer Zahl in Venedig anlandetetn.

Seit Mitte des vierzehnten Jahrhunderts gab es eine Pestwelle nach der anderen. Und immer wieder raffte es unzählige Bürger von Venedig dahin, aber nicht nur in der Lagunenstadt, weil sich die Pest jedes Mal von hier aus über ganz Europa ausbreitete. Und niemand konnte damals auch nur ahnen, was die Ursache war. Deshalb machten viele ein Versagen Gottes verantwortlich – und flüchteten sich in heidnische Vorstellungen, egal wie absurd sie auch erscheinen mochten.

Michele konnte von sich behaupten, ganz besonders gottesfürchtig zu sein. Er war ein unscheinbarer, zurückhaltender, um nicht zu sagen schüchterner Mann, dem das Gebet zu seinem Allmächtigen immer schon wichtig gewesen war, und der seine Familie über alles liebte.

Er lebte für sie, und sie lebten für ihn!

Da waren beispielsweise seine Eltern, mit bescheidenem Wohlstand, denn der Vater war ein Schiffsbauer, und solche waren in der Lagunenstadt begehrt, die ja in erster Linie vom Handel lebte als wohl einer der größten Handelsknoten der damaligen Welt, um nicht zu sagen vielleicht der größte sogar. Wobei die Bürger von Hamburg oder London beispielsweise durchaus auch eine andere Meinung vertreten hätten.

Jedenfalls: Michele wuchs unbesorgt und wohlbehütet auf und brauchte sich über seine eigene Zukunft keine Sorgen zu machen. Dachte er zumindest. Und das dachte sicherlich auch die ganze Familie, solange sie in ihrem ansehnlichen Haus lebten inmitten anderer ihres Standes, die man in Venedig Populani nannte. Sie machten sowieso den größten Teil der Bevölkerung aus. Und damit waren sie deutlich zu unterscheiden zu den Bewohnern in jenen Gebieten, in denen Armut und Elend vorherrschten – und natürlich auch von den Nobilhòmini, die sich alleinverantwortlich für Politik, gehobene Verwaltung, Kriegs- und Flottenführung dünkten.

Was die Armenviertel betraf, wurden diese indirekt sogar von der immer wiederkehrenden Pest genährt: Wer alles verlor durch die Pest, nicht nur seine Angehörigen, sondern mit diesen auch praktisch jeglichen Besitz, endete zwangsläufig hier.

Etwas, worum sich Michele eben keinerlei Sorgen zu machen brauchte. Bis im Jahre des Herrn 1395 wieder einmal eine Pestwelle Venedig traf und teilweise entvölkerte. Betroffen war diesmal auch die Familie von Michele.

Das hieß: Alle waren betroffen außer einem, nämlich ihm! Alle wurden in ihrem eigenen Haus eingesperrt, und die Beteuerungen Micheles, gar nicht betroffen zu sein von dieser grausamen Krankheit, stießen draußen auf taube Ohren.

Mehr noch: Man steckte weitere Pestkranke hinzu, so dass es im Haus von Micheles Familie ziemlich eng wurde.

Wasser und Nahrung bekamen alle im Haus durch eine Klappe an der Haupteingangstür gereicht. Die weiteren Zugänge und sogar die Fenster im Erdgeschoss wurden von den wachsamen Hütern der Pesthäuser, die in der Regel spitznasige Pestmasken trugen, sorgfältig vernagelt, damit auch niemand aus dieser Todesfalle jemals mehr entrinnen konnte.

Jeder im Haus wusste dabei nämlich, was dies bedeutete: So lange es noch jemanden im Haus gab, der die Nahrung und das Wasser an jener Klappe in Empfang nahm, geschah erst einmal überhaupt nichts. Doch wehe, Nahrung und Wasser wurden nicht mehr in Empfang genommen: Dies würde das Startzeichen dafür sein, ihr als Pesthaus gekennzeichnetes Anwesen bis auf die Grundmauern niederzubrennen.

Oh, die dafür verantwortlich waren, die mit ihren spitznasigen Masken, von denen sie annahmen, sie könnten gegen die Pest schützen, hatten darin längst eine gewisse Routine entwickelt: Sie begossen das Gebäude mit Öl und achteten sorgfältig darauf, dass die Nachbargebäude von dem anschließenden Feuer nicht ebenfalls betroffen wurden.

Es war auch der Grund, wieso man nicht jedes Haus zum Pesthaus erklärte, sondern nur jene, die man abfackeln konnte, ohne dass es zu einem Flächenbrand ausartete. Häuser, die dafür nicht geeignet waren, mussten von den Pestkranken verlassen werden. Sie wurden in die verbliebenen Pesthäuser mit eingesperrt, während man beinahe das gesamte Inventar ihres Hauses, vor allem eben Dinge des täglichen Bedarfs, komplett ebenfalls dem Feuer zuführte.

Dass sich die Pest trotzdem beinahe ungehindert verbreiten konnte, brachte die Verantwortlichen nicht dazu, ihre Taktik in Sachen Pestbekämpfung zu ändern. Sie waren auch nach rund fünfzig Jahren der immer wiederkehrenden Pest der festen Überzeugung, damit das einzig Richtige zu tun.

Michele war eines der Opfer, die man als eine Art Kollateralschaden hinnahm. Ein Wort, das allerdings damals noch gar nicht gebräuchlich gewesen war. Es hätte auch nichts geändert, hätte man es in diesem Zusammenhang bereits benutzt.

Es war und blieb eine traurige Tatsache, dass es immerhin ja nicht hundertprozentig sicher sein konnte, dass jeder im Pesthaus tot war, nur weil niemand mehr zur Klappe kam. Michele zum Beispiel, der die Zeit in dieser tödlichen Falle überwiegend voll des inbrünstigen Gebetes verbrachte, weil er der Meinung war, Gott höchst selbst habe ihm die Gnade der Gesundheit und Immunität gegen die Pest gewährt, kam gar nicht auf die Idee, sich dorthin zu begeben. Das taten andere, denen er sich untergeben fühlte. Schließlich war er der Jüngste in der Familie, und es stand ihm nicht zu, sich dahingehend vorzudrängen.

Bis alle tot waren, außer ihm, was er allerdings zu spät gewahr wurde. Dann nämlich, als schon die ersten Rauchschwaden aufstiegen und ihm allmählich dämmerte, dass man das Haus in Brand gesteckt hatte.

In seiner aufkeimenden Panik versuchte er natürlich, der Todesfalle doch noch zu entrinnen. Er schrie und tobte, um auf sich aufmerksam zu machen. Er klagte den Allmächtigen an, weil dieser ihm zwar Immunität gegen die Krankheit gewährt hatte, aber keine Immunität gegen menschliche Dummheit und Ignoranz.

Alles vergeblich. Und als er schließlich versuchte, dort auszubrechen, wo sich die Klappe für Nahrung und Wasser befand, bemerkten die Maskenträger das draußen rechtzeitig, nahmen sogleich Stangen zur Hand, die sie eigens zu diesem Zweck mit sich führten, und stießen ihn durch die Klappe hindurch gnadenlos zurück.

Er schrie und tobte weiter, was ihm nichts nutzte. Auch der wiederholte Hinweis, dass er doch gar nicht von der Pest befallen sei, wurde ganz einfach nicht geglaubt.

Eigentlich hätte sein Toben dazu führen müssen, das Feuer wieder zu löschen, denn hieß es denn nicht, dass nur dann ein Pesthaus abzufackeln sei, wenn es keinerlei Lebenszeichen mehr gab?

Immerhin etwas, was irgendwann tatsächlich die Brandstifter halbwegs zur Einsicht brachte. Das bereits großenteils abgebrannte Gebäude wurde schließlich wieder von ihnen gelöscht. Wenngleich nur insoweit, dass es Michele möglich wurde, das alles doch noch zu überleben.

Nicht ohne bitter dafür bezahlen zu müssen, denn sein Körper war von grässlichen Brandwunden entstellt, und er rang nach seiner Rettung immer noch mit dem Tode.

Es gab ein paar wenige Beherzte, die endlich glauben wollten, dass er gar keine Pest hatte und somit keinerlei Gefahr war für die Gesunden. Soweit das bei diesen Brandwunden überhaupt noch erkennbar war, stellten sie fest, dass er im Grunde genommen die ganze Zeit über völlig pestfrei gewesen war, weil die typischen Anzeichen fehlten.

Obwohl ihm das die ganze Zeit über niemand hatte glauben wollen. Denn seit wann gab es denn so etwas? Ein Gesunder in einem Pesthaus, so unmittelbar mit all diesen Pestkranken zusammen, ohne von diesen angesteckt zu werden?

Es gelang im Hospital der barmherzigen Schwestern, dort vor allem der blinden Catrina di San Marco, Micheles Leben endgültig zu retten. Ein Leben, das kaum jemand, der ihn sah, für wirklich lebenswert einstufte.

Dabei geschah mit Michele etwas, was man nur mit einem Satz umschreiben konnte: Der Wahnsinn wurde zu seiner eigentlichen Bestimmung. Grässlich verunstaltet, aber in seiner Beweglichkeit dennoch kaum eingeschränkt, konnte er sich zwar frei bewegen nach seiner Genesung, doch er war zu einem abstoßenden Monstrum geworden, wie beinahe alle ihn sahen. Außer den barmherzigen Schwestern, denen er allerdings in keiner Weise dankbar war ob seiner letztendlichen Lebensrettung, sondern die er hauptverantwortlich machte dafür, dass er für den Rest aller Tage dazu verurteilt war, dieses Monstrum zu sein.

Wie sollte er als solches überhaupt weiterleben können?

Das gelang ihm nur, weil er zu einer Art Ikone wurde: Der Entstellte, der als einziger Mensch offenbar immun war gegen die Pest. Nachweislich. Ein menschliches Monstrum mit offensichtlich magischen Kräften. Den man gern berührte, um von dieser Magie vielleicht etwas auf sich selbst überfließen zu lassen. Für die nächste Pestwelle.

So konnte er weiterleben. Nicht mehr als der Sohn eines angesehenen Schiffsbauers, sondern als der Bettler Michele, den jedes Kind kannte im Armenviertel, an dessen Rand er sich niederließ. Er lebte überwiegend im Freien, weil ihm trotz des Nimbus, der ihm anhaftete, keiner Unterkunft zu gewähren wagte. Doch er lebte nicht wirklich schlecht. Man gab ihm alles das, was er zum Überleben benötigte. Während sein Wahnsinn mit jedem weiteren Tag absurdere Strukturen annahm.

Der Grundgedanke von ihm war dabei, dass Gott mit ihm ein ganz besonders böses Spiel getrieben hatte. Als hätte Gott ihn nur deshalb von der Pest verschont, um ihn zu diesem Monstrum werden zu lassen, als das er hier bettelnd seinen Lebensunterhalt bestritt.

War dies denn wirklich noch ein Gott, den er anbeten konnte?

Und daraus entstand im Laufe der Zeit und am Ende sorgfältiger Überlegungen, bei denen er nicht bemerkte, dass sie immer absurder wurden, für dies alles nicht Gott verantwortlich zu machen, sondern seinen Gegenspieler:

War dies alles, was ihm widerfahren war, nicht eher ein Werk des Teufels?

War also nicht eher dieser derjenige, der ihn auserkoren hatte, zu überleben, gezeichnet als einer der seinen, wie es deutlicher nicht mehr werden konnte? Ein Monstrum eben, erfüllt von der Magie des abgrundtief Bösen, erkennbar geworden für jeden, dem er begegnete, die Verkörperung des Satans überhaupt hier auf Erden gar?

Michele blieb der verunstaltete Bettler, der jetzt allerdings tagsüber nicht mehr bemüht war, seinen grauenerregenden Anblick zu bedecken, sondern ihn offen zu zeigen.

Zu offen für die meisten Menschen, die es nicht mehr wagten, ihm nahe zu kommen. Für sie erschien er tatsächlich wie die Inkarnation des Teufels auf Erden. Sie vergaßen, dass er anfangs halbwegs wie ein Heiliger behandelt worden war.

Somit wurden die milden Gaben, auf die er zwingend angewiesen war, immer dürftiger.

Bis erneut die Pest Venedig heimsuchte, in aller Grausamkeit. Nämlich im Jahre des Herrn 1400. Etwas, das ihn einerseits kalt ließ, weil er sich nach wie vor als völlig immun ansah gegen die Pest, immerhin vom Satan selbst dazu auserkoren. Allerdings hatte er sich in diesen Wahnsinn bereits so stark hineingesteigert, dass er jetzt der Meinung war, der Satan hätte die Pest nur deshalb erneut nach Venedig gebracht, um seinen würdigsten Diener auf Erden zu prüfen, nämlich ihn.