Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Metzgermeister Simon Bräunlein muss abnehmen. Ab und zu mal Fisch statt Fleisch hat der Hausarzt empfohlen. Und da Simon niemals halbe Sachen macht, fängt er seine Fische jetzt selber. Er hat fleißig für die Fischerprüfung gelernt und ist mittlerweile unter die Angler gegangen. Als er in der Morgendämmerung im nahen Fluss seinen Köder auswirft, rechnet er mit allem, aber nicht mit einem derart kapitalen Fang. Fredi Leipold, der Vorstand der Röthenbacher FCN-Fanclubs ewige Treue, schwimmt mit dem Bauch nach oben an ihm und seinem Begleiter, Peter Kleinlein, vorbei. Als erfolgreicher Absolvent der anspruchsvollen bayerischen Fischerprüfung weiß Simon eines ganz sicher: Ein Fisch, der mit dem Bauch nach oben schwimmt, ist tot. Das gilt natürlich auch für den Fredi. Man kennt Röthenbachs obersten Vereinsmeier allgemein als streitbaren Mann, dessen Credo schon immer viel Feind, viel Ehr' lautete. Und da der Fredi zumindest in dieser Hinsicht zeitlebens ein wahrer Ehrenmann war, gestaltet sich die Suche nach seinem Mörder äußerst aufwändig. Intrigen innerhalb des Fanclubs, mögliche Racheaktionen von Anhängern verfeindeter Vereine führen die polizeilichen Ermittler sogar über die Stadtgrenze hinaus bis nach Fürth. Doch alle Spuren verlaufen irgendwann im Sand. Nur Hobbydetektiv Peter Kleinlein hat wieder einmal den richtigen Riecher. In diesem Fall stinkt nicht nur der Fisch, in der Fan-Szene scheint so Einiges anrüchig zu sein.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 230
Veröffentlichungsjahr: 2016
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Simon muss abnehmen. Ab und zu mal Fisch statt Fleisch hat der Hausarzt empfohlen. Und da Simon niemals halbe Sachen macht, fängt er seine Fische jetzt selber. Er hat fleißig für die Fischerprüfung gelernt und ist mittlerweile unter die Angler gegangen. Als er in der Morgendämmerung im nahen Fluss seinen Köder auswirft, rechnet er mit allem, aber nicht mit einem derart kapitalen Fang. Fredi Leipold, der Vorsitzende der Röthenbacher FCN-Fanclubs ewige Treue, schwimmt mit dem Bauch nach oben an ihm und seinem Begleiter, Peter Kleinlein, vorbei. Als erfolgreicher Absolvent der anspruchsvollen bayerischen Fischerprüfung weiß Simon eines ganz sicher: Ein Fisch, der mit dem Bauch nach oben schwimmt, ist tot. Das gilt natürlich auch für den Fredi.
Man kennt Röthenbachs obersten Vereinsmeier allgemein als streitbaren Mann, dessen Credo schon immer „viel Feind, viel Ehr“ lautete. Und da der Fredi zumindest in dieser Hinsicht zeitlebens ein wahrer Ehrenmann war, gestaltet sich die Suche nach seinem Mörder äußerst aufwändig. Intrigen innerhalb des Fanclubs, mögliche Racheaktionen von Anhängern verfeindeter Vereine führen die polizeilichen Ermittler sogar über die Stadtgrenze hinaus bis nach Fürth. Doch alle Spuren verlaufen irgendwann im Sand. Nur Peter hat wieder einmal den richtigen Riecher. In diesem Fall stinkt nicht nur der Fisch, auch in der Fan-Szene scheint so Einiges anrüchig zu sein.
Inhaltsverzeichnis
Mords-Kerle
Weitere Bücher aus der Rödnbach-Reihe
Vorwort
Handelnde Personen
Die Nacht der langen Messer
Eine Begegnung der besonderen Art
Ja und etz?
Einzug der Gladiatoren
Rückkehr
Schindlers Liste
Peters Liste
Immer auf die Kleinen
Ein haariges Problem
Peter hat einen Schaden
Grün ist die Hoffnung
Unter Kleeblättern
Giselas Liste
Unter Freunden
Wo ist das Stöckchen?
Ruhestörung
Kriegsrat
Aufruhr im Hosererhaus
Das wandelnde Bilderbuch
Schindlers Alptraum
Ruhe in Frieden
Nachspielzeit
Verlängerung und Elfmeterschießen
Ein Silberstreif am Horizont
Was die Oma alles weiß
Der tätowierte Mann
Kennen sie den?
Tabula rasa!
Schon wieder dieser Kleinlein
Epilog
Glossar
Weitere Bücher aus der Rödnbach-Reihe
Mords-Kerwa (Juli 2012)
Mords-Wut (Dezember 2012)
Mords-Urlaub (Mai 2013)
Mords-Schuss (August 2013)
Die folgende Geschichte ist durchaus nicht frei erfunden, jedenfalls nicht vollständig. Das kann sie auch nicht. Es gibt immer Erfahrungen, die ein Autor in seinem Leben gemacht hat, die auf die eine oder andere Weise in einen Roman einfließen. In die Sprech- und Handlungsweisen seiner handelnden Personen etwa. Einige der zahlreichen, unfreiwillig komischen Begebenheiten im Umfeld der fiktiven Mordgeschichte haben daher einen durchaus handfesten Hintergrund. Es handelt sich um Szenen, wie sie tagtäglich im fränkischen Alltag vorkommen. Wer kennt ihn nicht, den rundlichen, gemütlichen Typ, der oft nur so lange ausgeglichen erscheint, wie er in seiner eigenen kleinen Gedankenwelt leben darf, der aber auch heftig poltern kann, wenn er gestört wird oder den siebengescheiten Besserwisser, der alle, die zurückhaltend agieren für dumm und einfältig hält. Einige dieser realen Erfahrungen mit diesen kantigen Typen dienten dem Autor als Inspiration für die zugegebenermaßen hoffnungslos übertrieben komödiantische Ausmalung der einen oder anderen Sequenz, die sich Leser zu Recht im wahren Leben so nicht erwarten würde.
Die kriminellen Aspekte des Geschehens sind jedoch 100% reine Fiktion und haben niemals stattgefunden. Irgendwelche Ähnlichkeiten jeglicher Art mit wahren Begebenheiten und real lebenden Personen sind rein zufällig und keinesfalls beabsichtigt.
Als Quelle für die Namensgebung dienten alle einigermaßen fränkisch klingenden Namen, die dem Schreiberling während der Entstehung der Geschichte begegneten. Tatsächlich sind sie vornehmlich von Grabsteininschriften, Namensschildern von Busfahrern, Kaufhausmitarbeitern oder von Todesanzeigen in der örtlichen Tageszeitung entnommen, kurzum sie stammen allesamt direkt aus dem fränkischen Alltag.
Noch ein Wort zum fränkischen Dialekt. Er ist so vielfältig wie die Landschaft selbst. In jedem Ort wird er anders gesprochen, noch dazu wird die Aussprache oftmals von den äußeren Umständen nachhaltig beeinflusst. So drückt sich auch ein passionierter Dialektsprecher gelegentlich verständlicher aus, wenn er es mit vermeintlich gebildeten Menschen oder Personen zu tun hat, bei denen er nur geringe Kenntnisse seines eigenen Idioms voraussetzt. Bei Peter Kleinlein kann man das gut beobachten, wenn er mit „Norddeutschen“ oder mit Bürgern ausländischer Herkunft spricht. Bei Simon Bräunlein hängt die Tiefe seiner Dialektsprache oftmals vom Grad seiner Erregung ab, je ärgerlicher er ist, umso fränkischer wird er und umso weniger legt er Wert auf Verständlichkeit.
Wie man sehr schnell erkennen kann ist das Fränkische eine sehr weiche Sprache. Damit entspricht sie ganz der Seele der Einheimischen, die sich oft durch einen schier undurchdringlichen Mantel auszeichnet, der aber nur dazu dient, einen unendlich gutmütigen, samtweichen Kern zu schützen. Ein K kommt als G daher, man unterscheidet zwischen einem harten und einem weichen B, wobei das harte eigentlich ein P wäre. Ebenso hält er es mit den Buchstaben T und D. Den Namen Theodor schreibt man also mit einem harddn D.
Den „ou“-Laut im Wort Bou darf man sich übrigens sehr ähnlich dem englischen „ow“ in „I know“ vorstellen. Für viele Laute gibt es gar keine tauglichen Buchstaben. Als Beispiel mögen die berühmten „3 im Weckla“ dienen. Ein echter Franke würde es wohl am ehesten als „3 im Weggler oder Weggläh“ aussprechen. Daher gibt es auch in diesem Buch keine einheitliche Schreibweise für manche Begriffe. Vieles hängt eben auch von dem jeweiligen Sprecher ab.
Mehr zur Aussprache muss man eigentlich nicht wissen, denn die Rödnbacher gehören allesamt zu der überwiegenden Gruppe der Franken, die beim Balanceakt zwischen dem urwüchsigen Dialekt und dem Hochdeutschen einen Mittelweg bevorzugen. Sie sprechen also mehr oder weniger ein fernsehtaugliches Fränkisch, vergleichbar mit dem Ohnsorg-Platt, dem Millowitsch-Köllsch und dem Komödienstadl-Bayrisch. Es bleibt ihnen schon gar nichts anderes übrig, wenn sie von Außenstehenden verstanden werden wollen.
Handelnde Personen
Peter Kleinlein
Rödnbacher, kein Detektiv, nur neugierig
Marga Kleinlein
seine Ehefrau, die nicht will, dass er Detektiv spielt
Simon Bräunlein
Metzgermeister aus Rödnbach, Hersteller der 1A preisgekrönten Bratwurst
Gisela Bräunlein
Seine Ehefrau, das Gehirn des Familienbetriebes
Patrick Bräunlein
Sohn der beiden, Lehrling
Lothar Schwarm
Friseurmeister aus Rödnbach, sehr sensibel, äußerst gepflegte Erscheinung
Maria Leimer
Kosmetikerin aus der Oberpfalz und Lebensgefährtin von Lothar Schwarm
Fredi Leipold
Vorsitzender des FCN-Fanclubs Röthenbach „ewige Treue“, Brunzkartler
Margarethe Beck
Die „Beggn Gredl“, Ratschkartl, eine der Hundsweiber und Unglücksbotin
Harry Seibold
Nachbar der Kleinleins und Kaninchenzüchter
Willibald Stiegler
Dorfpfarrer
Frau Zängerlein
Ältere Dame mit festen Moralvorstellungen
Wilma Hauenstein
Ehemalige Dorflehrerin, sieht wenig, hört nix, weiß trotzdem alles
Kevin Kaminski
Neuer Vorsitzender im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“
Bastian Hohlinger
Schriftführer im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“
Heinz Schnell
Fahnenträger im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“
Robert Robbi Götz
Mitglied im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“ und Pyro-Freund
Werner Hofmann
Mitglied im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“ u. wandelndes Bilderbuch
Hans Hochgesang
Mitglied im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“
Renate Hochgesang
Zweite Frau des Hans Hochgesang und Kundin im Salon Schwarm
Herbert Mangold
Schatzmeister im FCN-Fanclub „ewige Treue Röthenbach“
Annidda
Freundin von Herbert Mangold und nicht aufzufinden
Anja Schimmelfleck
Blondine und Bruchpilotin
Alwin Hackner
Anführer Kleeblatt-Fanclub „grüne Hoffnung“ aus Fürth
Erwin Schindler
Kriminalhauptkommissar
Heinz Havranek
Kriminalobermeister
Michael Held
Streifenpolizist, entfernt mit Peter verwandt
Johanna Mergentheimer
Angestellte in einem Autohaus in Fürth
Frau Sebald
Anwaltsgattin, „grüne Witwe“ und Kundin im Salon Schwarm
Olga Krämer
Eine freundliche Nachbarin
Dr. Eichberger
Hausarzt und Diätspezialist
Sonntag, 27. Oktober, zu nachtschlafener Zeit
Mit geradezu aufreizender Ruhe umrundet der riesige weiße Hai nun schon zum dritten Mal den verzweifelten Schwimmer. Dessen Lage ist aussichtslos und er spürt es am ganzen Körper. Er möchte um Hilfe schreien, doch er kann es nicht. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann das Ungeheuer ihn in Stücke zerreißt. Der Mann ist vor Angst erstarrt und zu vollkommener Untätigkeit verurteilt. So oder so ähnlich muss es gewesen sein, als im finsteren Mittelalter unschuldige Menschen vor den sensationslüsternen Augen der geifernden Menge zum Scheiterhaufen geführt oder in den römischen Arenen wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wurden, während der Mob vor Begeisterung röhrte. Die Panik lässt das Herz des Eingekreisten schier zerspringen. Nur das ihn umgebende Meer verhindert, dass man die unzähligen Schweißbäche erkennen kann, die sein geschundener Körper intervallartig ausstößt. Mit jeder Umrundung des Meeresräubers nimmt der Durchmesser der Kreise in dem Maße ab, in dem die höllische Angst des Mannes zunimmt. Kurz bevor die Bestie zum tödlichen Angriff ansetzt, entblößt sie mehrere, schier endlose Reihen messerscharfer Zähne, es scheint fast, als wolle sie ihr Opfer auch noch lachend verhöhnen, sich an dessen Panik genüsslich weiden. Unvermittelt fängt eine unsichtbare Gruppe südamerikanischer Blechbläser an zu spielen. Guantanamera, guajira Guantanamera, Mi verso es de un verde claro. Los Paraguayos unter Wasser? Oder haben ihn etwa gar die Amerikaner nach Guantanamo verfrachtet, um ihm unter Anwendung ausgefeilter Foltermethoden seine geheimsten Gedanken zu entlocken? Aber er hat doch gar nichts Schlimmes getan und wie ist er nur hierher geraten? Oder war der Hai von eben nur eine Halluzination, ausgelöst von heimtückischen Drogen, die ihm seine Peiniger mit Gewalt eingeflößt haben? Da, die Wende! Urplötzlich lichtet sich das Dunkel um ihn herum. Peter greift kräftig aus und strebt mit mächtigen Armbewegungen der Oberfläche zu. Im selben Moment, in dem er die Wasseroberfläche durchstößt, hört er seine Frau Marga aufgebracht schreien:
„Horch amal, Beder, woss hausd denn du mir dauernd mit deine Arm middn ins Gsichd? Hossd du an Albdraum odder woss? Und warum bläckdn der Wecker in aller Herrgoddsfräih um dreier scho su laud, nu derzou Gwandanamera?“1
„Allmächd, entschuldige, Marga“, beeilte sich der so gescholtene zu versichern, „ich hobb dräumd, ich bin ganz weid drundn im Meer und a weißer Hai greifd mi an und dann hodd auf amol a nu die Musik gschbilld. Einen Schmarrn kommer der vielleichd zsammdräumer, des konnsd der nedd vorstelln. Und dess alles bloß walls heid abnd Forelln gebn soll. Also, wie des mit dem Underbewussdsein funkzjonierd, dess iss mir ein ewiches Rädsl. Underbewussdsein! Von wegen - under aller Sau iss dess!“
Der Radiowecker hatte inzwischen auf das gesprochene Wort umgeschaltet, Nachrichten aus aller Welt. Auch nicht besser, erneut Horrormeldungen, diesmal echte. Peter erhob sich mühsam aus den Federn und schlurfte ins Badezimmer. Vorsichtig zog er den Rollo hoch und spähte in die Morgendämmerung hinaus. Nieselregen. Auch das noch. Saukalt dazu. Na ja, das konnte im Laufe des Tages schon noch besser werden. Als ob er nur auf das Stichwort gewartet hätte, bestätigte der Wetterbericht Peters Hoffnung auf einen leichten Temperaturanstieg. Bis Mittag sollte es achtzehn Grad geben. Er eilte zurück ins Schlafzimmer, drückte vehement auf die Stopptaste und würgte so den Lokalsender abrupt ab. Marga sollte schließlich noch ein paar Stunden ihre Ruhe haben. Es reichte schon, wenn er mitten in der Nacht aufstehen musste. Ihm blieb aber auch gar nichts anderes übrig, denn versprochen ist versprochen.
Es ist stockfinster. Der riesige Mann tastet sich äußerst vorsichtig im dunklen Raum vorwärts. Die Lampe bleibt zur Vorsicht aus, denn er möchte keinesfalls beobachtet werden. Wäre es schon etwas heller, dann könnte man eine Gestalt erkennen, die von oben bis unten in dunkelgrüne Gummikleidung gewandet ist. Ein Messer, dessen Ausmaße selbst Crocodile Dundee höchsten Respekt abringen würden, hängt seitlich an seinem Gürtel. Es ist scharf genug, davon hat er sich überzeugt, denn die Opfer seines Beutezuges sollen nicht unnötig lange leiden. Aus dem Hintergrund des Zimmers ertönt ein gleichmäßiges, leises Schnarchen. Vorsichtig! Gott sei Dank haben seine Stiefel Gummisohlen, die nur ab und zu ein ganz leises, quietschendes Geräusch erzeugen. Es dauert eine kleine Ewigkeit, bis er alle Gegenstände, die er mitnehmen möchte, in seiner geräumigen Tasche verstaut hat. Jetzt nur noch die Uhr. Ein gezielter Griff und er hat sie … leider verfehlt, dafür aber das Nachttischlämpchen vehement von seinem Platz gestoßen. Ein ohrenbetäubender Lärm von brechendem Glas und auf dem Boden herumkullernden Einzelteilen der einstmals ziemlich teueren, stylischen Lampe und ein nicht zu unterdrückender Fluch beenden die Totenstille im Schlafzimmer der Bräunleins. Gisela ist inzwischen aufgewacht und hat ihre Leselampe angeknipst. Als sie die verwegene Gestalt vor sich sieht, will sie ihren Augen kaum trauen.
„Horch amal, spinnsd etz du, Simon. Allmächd!2 Wäi schausd denn du aus. Du willsd doch zum Angln gäih und nedd auf an Feldzuuch! Warum machsd nern aa ka Lichd nedd!“
Normalerweise müsste an dieser Stelle ein Fragezeichen folgen. Um dem schrillen Kommandoton Giselas aber auch nur einigermaßen gerecht zu werden, wären allerdings drei Ausrufezeichen hintereinander durchaus angebracht.
„Etz lieng die ganzn Scherbn am Buudn drunt. Ach Mensch, etz konni a nu middn in der Nachd aufsteh und staubsaung. Nedd neisteign!“
Die Lautstärke stieg, dem Gefahrenpotential angemessen, bis zur messbaren Obergrenze, vielleicht sogar ein bisschen darüber hinaus an. Erst als der völlig verdatterte Ehemann zwei Schritte nach hinten und außerhalb Giselas Reichweite gemacht hatte, pendelte sich der Tonfall wieder etwas ein.
„Wi schbäd issn eigndlich scho? Woss? Dreivärdl Vierer3 erschd? No, dou binni gschbannd, wäi lang du des neie Hobby nu aushäldsd.“
Nun, da endlich das Licht an war, hatte Simon keine Mühe mehr, die gesuchten Ausrüstungsgegenstände zu finden und in seiner riesigen Tasche zu verstauen. Das Zelt würde er heute nicht mitnehmen, denn er hatte ohnehin schon erhebliche Bedenken, ob all das, was er bisher eingepackt hatte, in seinen zwar stabilen, aber räumlich doch begrenzten Fahrradanhänger passen würde, ganz zu schweigen von der Mühe, die es machen würde, die schwere Last vorwärts zu bewegen. Um den ungehaltenen Blicken seiner Frau, unter ruhigeren Umständen die beste Metzgermeistersgattin und Fleischereifachverkäuferin von ganz Rödnbach, zu entkommen, packte er alles zusammen und schleppte es über die Terrasse zu dem nagelneuen Fahrrad, das er anlässlich seines letzten Geburtstags bekommen hatte, inklusive eines praktischen kleinen Anhängers. Schon unter der Türe, rief er seiner Gisela noch einmal kurz zu:
„Ich backs dann amal, Gisela, bis heid um Middooch rum dann!“
Gisela hatte so ihre Zweifel, ob das alles gut gehen würde, behielt ihre Bedenken aber für sich. Stattdessen gab sie ihm einen letzten guten Rat mit auf den Weg.
„Also, bass auf auf dich und fall nedd widder ins Wasser, du sollsd angeln, hodd der Dokder gsachd, nedd schwimmer. Obwohl dess a nix schodn däd!“
Den letzten Satz, den sie deutlich leiser und mehr vor sich selbst hingebrummelt hatte, den hatte Simon schon gar nicht mehr mitbekommen, denn der stapfte zu diesem Zeitpunkt bereits mit, ob des unangenehmen Nieselregens, eingezogenem Nacken auf den Schuppen zu.
Gisela hatte die Tür noch nicht wieder richtig geschlossen, da kam bereits Simons Freund Peter um die Ecke gebogen. Peter Kleinlein war zwar selbst nicht zu den Petrijüngern übergelaufen, leistete Simon aber tapfer Gesellschaft, denn eine derart radikale Neuorientierung, wie sie Simon vorhatte, verdient den Respekt und jedwede Unterstützung seiner Kameraden. Seine größten sportlichen Erfolge hatte Simon bisher freilich nur beim Bezwingen riesiger Fleischberge gefeiert, auf einen echten Gipfel hatte er es in der Vergangenheit noch nicht annähernd geschafft, wenn man einmal von einer Seilbahnfahrt auf den Ochsenkopf absieht. Und nun war er, wie Peter, unter die Radler gegangen, wenn auch widerwillig und weil er die eindringlichen Warnungen seines Arztes endlich einmal ernst genommen hatte. Zugegeben, seine Gisela hatte sie ernst genommen und er notgedrungen zugestimmt. Einmal Fisch pro Woche wäre gesünder als jeden Tag Fleisch hatte sein langjähriger Hausarzt, der Herr Dr. Eichberger gemeint. Zuerst wollte Simon das Ganze auf die leichte Schulter nehmen, den dringenden Rat absichtlich falsch verstehen, seinen bisherigen wöchentlichen Fleischkonsum einfach auf sechs Tage komprimieren und einen zusätzlichen Fischtag einlegen. Aber da hatte er die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Fall die Gisela, gemacht. Sie wollte ihren Mann noch länger behalten und so hatte sie beschlossen, dass er zu seinem diesjährigen Geburtstag von allen seinen Freunden Ausrüstungsgegenstände für die neuen Hobbys, Radeln und Angeln, bekam. Ein Tourenrad mit 21 Gängen, dazu einen Gepäckanhänger, in dem er die umfangreiche Angelausrüstung, inklusive der für die Ausflüge benötigten Vesper samt Getränken unterbringen konnte.
„Servus Simon! Bisd scho ferdich?“
„Nedd wergli4. Ich hobb zwar alles zsamm gsuchd, abber etz muss is nu in mein Anhänger neibringer.“
Das konnte in der Tat schwierig werden. Vor den beiden erhob sich ein unübersehbarer Hügel, bestehend aus mehreren Angelruten, einem Fischbehälter, einem riesigen Kescher, mit dem man zur Not auch ein Seeungeheuer von dem Ausmaßen Nessis an Land ziehen konnte, jeder Menge Kleinteile, deren Zweck Peter nicht so ganz klar war, Klamotten zum Wechseln, einer Anglerhose von solch überdimensionalen Abmessungen, dass Simon damit getrost trockenen Fußes das rote Meer durchschreiten könnte, mehrere Messer, Taschenlampe, eine Vesperbox, die anscheinend Verpflegung für einen Zweitagemarsch enthielt, sowie ein halber Kasten Veldensteiner.
Peter war einigermaßen beeindruckt und gleichzeitig sicher, dass diese Mengen keinesfalls in dem kleinen zweirädrigen Fahrradanhänger untergebracht, geschweige denn von einer einzelnen Person gezogen werden konnten. Den fragenden Blick Simons konterte Peter noch bevor sein Freund die dazugehörige Bitte aussprechen konnte.
„Doud mer Leid, Simon, abber ich hobb ka Anhängerkubblung an mein Rad, des mousd scho alles selber zäing.“
Aber er hatte neben einer großen Menge Mitgefühl auch genug Verstand, um Simon wenigstens mit praktischem Rat zur Seite zu stehen.
„Maansd nedd, dassd aweng überdreibsd, Simon? Mir wolln doch Middooch scho widder derhamm sei. Zu woss braung mer denn dou zehn Flaschn Bier und a ganz Kilo Schinkn? Ausserdem hommer fasd fuchzehn Kilomeder zum fahrn bis zu dein Anglblatz und zwar fasd durchgehend auf an holbrichn Waldweech. Dess iss doch alles vill zu schwer. Ich däd sagn, mir nehmer bloß des Wichdigsde mit und den Resd sordier mer aus.“
Und scherzhaft fügte er hinzu:
„Und du mousd ja a bedenkn, dass mer hammwärds dee ganzn Fisch dransbordiern müssn, dee du wahrscheinli fängsd.“
Das überzeugte auch Simon und so wurden nach und nach alle überflüssigen Gegenstände ausgesondert und die notwendigen in den Anhänger geladen. Endlich waren die zwei Freunde so weit, dass es losgehen konnte. Peter setzte seinen Helm auf, während Simon, dem dies eine übertriebene Maßnahme zu sein schien, sich einen tarnfarbenen Outdoorhut überstülpte, ein weiteres Geschenk zu seinem vergangen Geburtstag.
Sonntag, 27. Oktober, eine Stunde später
Mittlerweile war es fünf nach halb Fünf. Es war nicht mehr gar zu weit hin bis zu der Stelle, welche Simon als Operationsbasis für den heutigen Fischzug bestimmt hatte. Vielleicht noch einen knappen Kilometer. Die Vögel des Waldes waren mittlerweile ebenfalls erwacht und begannen in den Büschen und Bäumen, die das gemütlich dahin meandernde schmale Flüsschen zu beiden Seiten säumten, ihre morgendlichen Stimmübungen. Gelegentliche Schreie der Krähen, die sich im Nebel auf die Jagd machten, klangen wie aufgebrachte Protestrufe eines unzufriedenen Publikums, nicht unähnlich den Kommentaren von Waldorf und Statler aus der Muppet Show.
Die beiden Radler hatten auf dem schmalen Pfad rechts des entgegenkommenden Flusses viel zu viel mit sich selbst und dem enormen Gewicht zu tun, das vor allem Simon ziehen musste, um sich dem uneingeschränkten Genuss des Frühkonzerts hingeben zu können. Das heftige Schnaufen des übergewichtigen Metzgermeisters mit gelegentlichen Pfeiftönen war absolut dazu angetan, die fehlenden Schlaginstrumente des gefiederten Orchesters zu ersetzen. Äh-Pffff, äh-pfff, äh-pfff. Jede hervorstehende Wurzel brachte Simon aus dem Rhythmus, so dass er all seine Kraft aufwenden musste, um wenigstens in Bewegung zu bleiben.
„Hald amal, Beder! Stobb! Ich brauch aweng a Bause, sonst glaabi falli nu vom Rad. Maansd nedd, dass des ungsund is, wemmer glei am Anfang äsu a Affndembo vorleechd?“
„Wassd woss, Simon, ich glaub es is besser, wemmer für den Resd des Wegs die Räder dauschn. Ich hobb hald doch aweng mehr Drähning als wäi dou!“
Einen willkommeneren Vorschlag hätte Peter nicht machen können. Jedenfalls nahm sein Freund das Angebot freudig an. Um den Umstieg zu bewerkstelligen, lehnte Peter sein Fahrrad kurz an eine der Erlen, die in großer Zahl den Weg begleiteten, während Simons Gespann aufgrund des Anhängers von alleine stand, allerdings mitten im Weg. Just in diesem Moment näherte sich von hinten ein Mofa oder Moped, was auch immer, jedenfalls ein motorisiertes Zweirad, wie die knatternden Geräusche unzweifelhaft verrieten. Da es an der bewussten Stelle etwas eng wurde, konnte man den Lenker des Fahrzeugs schon von weitem schimpfen hören.
„Herrschafdszeidn, sinn denn blouß nu lauder Bläide underwegs? Abber eich Radler kommer ja ka Rücksichd mehr beibringer, ihr seid ja alle äsu gscheid! Debbnhaufn!“5
Und schon war er vorbei, wenn es auch sehr knapp zugegangen war. Peter hatte eine, ob der kühlen Morgenluft reichlich vermummte Gestalt erkannt, sonst nichts, außer der auffälligen Aufschrift auf dem Benzintank des aggressiven Schlachtrosses. Die Legende lebt, hatte dort in weiß umrandeten, weinroten Buchstaben auf schwarzem Grund gestanden, da war er sich ganz sicher. Wahrscheinlich zierte die andere Seite ein aufgemaltes Club-Logo, was Peter von seiner Warte aus allerdings nicht sehen konnte. Ein übel gelaunter Club-Fan mitten in der friedlichen Natur. Wo der wohl zu dieser nachtschlafenden Zeit hin wollte? Wohl kaum zum Angeln, denn dafür fehlte es dem Drängler an der elementarsten Grundvoraussetzung, an Geduld.
Als sich die zwei Freunde wieder einigermaßen von dem erlittenen Schreck erholt hatten, radelten sie mit umgekehrten Rollen los. Peter fiel aufgrund seiner häufigen Radtouren das Treten nicht annähernd so schwer wie zuvor dem doch völlig untrainierten und stark übergewichtigen Simon. Bald mussten sie ihr Ziel erreichen. Da erblickten sie rechter Hand, etwa fünfzig Meter abseits auf einer Wiese hingeduckt, unmittelbar vor dem im frühen Morgenlicht noch wie eine drohend schwarze Wand wirkenden Wald, ein einzelnes, kompaktes Zwei- oder Dreimannzelt. Eines von den Modellen, die man in Windeseile auf- und abbauen konnte, sofern man das entsprechende technische Verständnis mitbrachte und die man für Touren mit häufig wechselndem Standort bevorzugte. Es handelte sich jedenfalls um keines der geräumigen Einfamilienhäuser aus Stoff, wie man sie auf Campingplätzen gerne vorfand. Daneben parkte ein Toyota Geländewagen in olivgrüner Tarnfarbe mit Fürther Kennzeichen. Die Nummer fiel Peter sofort auf, denn mit Ausnahme des FÜ vor dem Bindestrich bildete sie exakt die Initialen und das Geburtsdatum seiner Ehefrau ab, MK512, Marga Kleinlein, geboren am 5. Dezember. Wahrscheinlich ein weiterer Petrijünger, der es vorgezogen hatte, gleich vor Ort zu übernachten, um sich die frühe Anfahrt zu ersparen. Peter und Simon hatten keine Zeit, sich abseits des Weges umzusehen, da nun immer häufiger Schlaglöcher und freiliegende Wurzeln ihre ganze Aufmerksamkeit erforderlich machten.
Weitere fünf Minuten später hatten sie die Stelle erreicht, die Simon als Standplatz auserkoren hatte beziehungweise, von dem er als Belohnung für mehrere großzügige Runden Freibier und Obstler und der daraus resultierenden guten Ratschläge seiner neuen Kollegen vom Fischereiverein erfahren hatte. Genug Raum, um die Fahrräder sicher abzustellen, die Klapphocker zu platzieren und die unvermeidlichen Anglerwerkzeuge auszubreiten. Und angeblich der Ort, an dem sich Forelle und Co. mit Vorliebe und in selbstmörderischer Absicht in ausgeworfene Angelhaken verbissen.
„Mensch, isss dess eine Wohldaad, ganz alaans in der unberührdn Nadur, ka Grawall, ka Gschdank, des Gezwidscher von di Vöcherler. Warum binni dou nedd scho längsd drauf kummer. Gibbds denn überhaubds woss schönners?“
Simon ließ sich tief in seinen Klappstuhl sinken und schloss für einen kurzen Moment die Augen, während sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes Grinsen ausbreitete.
„Ja“, brummte Peter, „dou hossd scho rechd. Abber von mir aus müsserds nedd middn in der Nachd sei. Im Momend wär mei warms Bedd endschiedn läiber.“
Auch er schien kurzzeitig eingenickt zu sein, doch wenig später fing er erneut an.
„Hommer etz des ganze Graffl den weidn Weeech bis dou raus gschlebbd, dass mer aweng philosophiern odder willsd endlich amal die Angl auswerfn? Von selber wern die Forelln wahrscheinlich nedd in dein mordsdrummer Blasdiggeimer neihubfn.“
Mühsam erhob sich der von den Anstrengungen der Anfahrt noch immer geschaffte Simon. Er hatte noch nicht einmal genug Zeit gehabt, den Köder anzubringen und die Angelrute auszuwerfen, als ein ebenso unerwarteter wie schrecklicher Zwischenfall die Ruhe und Beschaulichkeit eines ruhigen Morgens in friedlicher Natur empfindlich störte. Peter fühlte sich beinahe in seinen nächtlichen Alptraum zurück versetzt, als ein überdimensionales Objekt kieloben den Fluß herab geschwommen kam. Bei näherem Hinsehen konnte er jedoch weder Flossen, noch besonders scharfe Zähne erkennen, so wie bei dem Hai, der ihn des Nachts erschreckt hatte, dafür aber einen dicken, aufgedunsenen Bierbauch und einen weinrot-schwarzen Schal, der sich um den Hals des schwimmenden Etwas wand. Das Ding hatte so gar nichts von einem Fisch an sich. Lediglich seine leblosen Augen glotzen wie die eines verendeten Karpfens.
So viel wusste selbst Simon, der das meiste, was er für die Fischerprüfung lernen musste, schon wieder vergessen hatte: Ein Fisch, der mit dem Bauch nach oben schwimmt, ist tot. So auch der etwa vierzigjährige Mann, der soeben regungslos auf dem Wasser liegend an ihnen vorbeitrieb. Sie hatten ihn beide sofort erkannt, auch wenn er im Augenblick nicht seine gewohnten Schimpftiraden von sich gab und die gleich darauf daher dümpelnde Fanmütze des ruhmreichen 1. FC Nürnberg hätten sie auch nicht für die Identifizierung benötigt. Es handelte sich zweifellos um den Vorstand des Röthenbacher FCN-Fanclubs „ewige Treue“, den Leipold Fredi. Wie oft hatten seine Mitstreiter sich gewünscht, dass er endlich einmal die Klappe halten würde, aber so wörtlich hatten sie es denn doch nicht gemeint. Ja, der Fredi! Selbst im Angesicht des Todes schien er in seiner Daueranklagepose zu verharren. Sein starrer Blick wirkte wie zu Lebzeiten vorwurfsvoll, dabei gleichzeitig entsetzt, wie nach einer skandalösen Niederlage des Ruhmreichen gegen die verhassten Balltreter der Spielvereinigung Greuther-Fürth. Nicht einmal bei der Heimpleite im einzigen gemeinsamen Bundesligajahr mit den teetrinkenden, Fruchtgummi kauenden Färdder Kleeblättern, war sein Entsetzen auch nur annähernd so spürbar wie in diesem Augenblick. Seine Welt war offenbar aus den Fugen geraten. Doch was hatte den Mann in dem Moment, da er sein Amt für immer abgegeben musste, so sehr verschreckt?
Über die Identität der Leiche konnte es kaum einen Zweifel geben und so war anzunehmen, dass es sich bei dem Toten auch um den grantigen Mopedfahrer handelte, der sie kurz zuvor noch überholt und in seiner unvergleichlich belehrenden Art über ihre Unzulänglichkeiten aufgeklärt hatte. Typisch Fredi, daran hätten sie ihn eigentlich sofort erkennen müssen. „Die Legende lebt“ hatte er auf seinen Mopedtank gepinselt, eine Aussage, die jetzt leider nur mehr teilweise zutraf. Der FCN lebte zwar noch, soweit man angesichts eines siebzehnten Tabellenplatzes noch von Leben sprechen konnte, aber sein wohl glühendster Anhänger, Alfred Leipold, genannt Fredi, eine Legende der Nürnberger Fanszene, weilte definitiv nicht mehr unter den Lebendigen. Um es im gängigen Jargon auszudrücken: Der Fredi war für immer und ewig abgestiegen.
Sonntag, 27. Oktober, am frühen Vormittag
Die beiden Röthenbacher Hobbyangler saßen zunächst wie festgeklebt und mit offenen Mündern auf ihren Klappstühlen, geschockt und sprachlos, bis Simon als erster einen Ton herausbrachte.
„Ja und etz?“
„Etz müss mer erschd amal schauer, wie mer den Armer ausn Wasser zäing. Mir könnern doch nedd einfach asu weiderdreim lassn!“
Die Aufgabenverteilung ergab sich von selbst. Simon, der seine wasserfeste Kleidung mit den hüfthohen Stiefeln anhatte, rannte so schnell es seine mäßige Kondition zuließ flussabwärts, um den dahintreibenden Leichnam zu überholen. Was ihm in einer scharfen Biegung des Flusses dann auch gelang, allerdings nur dank eines herunterhängenden Astes, an dem sich die tote Legende kurzzeitig verfangen hatte. Der Fluss war hier nicht sehr tief und so konnte er, nicht zuletzt Dank seiner wasserdichten Anglerhose, die paar Schritte hineinwaten und den bedauernswerten Fredi an Land ziehen, wo schon Peter mit ausgestreckten Armen auf ihn wartete. Gemeinsam hievten sie die Leiche heraus und legten sie auf dem grasbewachsenen Uferrand ab. Peter schnappte mit Hilfe eines herumliegenden Astes auch noch die hinterher schwimmende Fanmütze und drapierte sie neben ihrem Besitzer. Noch immer ungläubig staunend betrachteten sie die Leiche ihres Bekannten. Endlich zückte Peter wie automatisch sein Mobiltelefon und tippte die ihm mittlerweile sehr geläufige Eins-Eins-Null in die Tastatur. Er schilderte dem diensthabenden Beamten die näheren Umstände ihres Fundes sowie ihren genauen Standort.