Mr. Stark (Stark 6) - J. Kenner - E-Book
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Mr. Stark (Stark 6) E-Book

J. Kenner

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Beschreibung

Damien Stark begehrt seine Frau Nikki mehr denn je, aber die Vergangenheit lässt die beiden nicht zur Ruhe kommen: Damiens Vertraute aus alten Tagen, Sofia, taucht plötzlich wieder auf und stiftet Unruhe. Zudem bedroht ein Unbekannter die Familie. Damien setzt alles daran, seine Liebsten zu beschützen. Seine innige Verbindung zu Nikki und die gemeinsamen sinnlichen Nächte geben ihm Halt. Doch dann droht Damiens größter Albtraum wahr zu werden …

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Der Roman

Damien Stark begehrt seine Frau Nikki mehr denn je, aber die Vergangenheit lässt die beiden nicht zur Ruhe kommen: Damiens Vertraute aus alten Tagen, Sofia, taucht plötzlich wieder auf und stiftet Unruhe. Zudem bedroht ein Unbekannter die Familie. Damien setzt alles daran, seine Liebsten zu beschützen. Seine innige Verbindung zu Nikki und die gemeinsamen sinnlichen Nächte geben ihm Halt. Doch dann droht Damiens größter Albtraum wahr zu werden …

Die Autorin

Die New-York-Times- und SPIEGEL-Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unterJ. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.

Die Stark-Serie

Romane

Dir verfallen (Stark 1)

Dir ergeben (Stark 2)

Dich erfüllen (Stark 3)

Dich lieben (Stark 4)

Dich halten (Stark 5)

Mr. Stark (Stark 6)

Erzählungen

Dich befreien (Stark Novella 1)

Dir gehören (Stark Novella 2)

Dir vertrauen (Stark Novella 3)

Nikki und Damien (Stark Novellas 1–3)

Dich begehren (Stark Novella 4)

Dich beschenken (Stark Novella 5)

Dich besitzen (Stark Novella 6)

Nikki und Damien forever (Stark Novellas 4–6)

Dich berühren (Stark Novella 7)

Dich fühlen (Stark Novella 8)

Dich erleben (Stark Novella 9)

Always Nikki und Damien (Stark Novellas 7–9)

Erzählungen aus der Stark-Welt

Zähme mich (Jamie & Ryan) (Stark Friends Novella 1)

Verführe mich (Jamie & Ryan) (Stark Friends Novella 2)

Halte mich (Sylvia & Jackson) (Stark Friends Novella 3)

J. Kenner

Mr.

STARK

(Stark 6)

Roman

Aus dem Amerikanischen von Charlotte Beck

Diana

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Deutsche Erstausgabe 08/2020

Copyright © 2019 by J. Kenner

Die Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel Damien – A Stark Novel

bei Evil Eye Concepts, Incorporated

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2020 by Diana Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Janine Malz

Covergestaltung: t. mutzenbach design

Covermotiv: Sharon Snider / shutterstock.com

Herstellung: Helga Schörnig

Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich

ISBN 978-3-641-25617-3V002

www.diana-verlag.de

Kapitel 1

Dallas, Texas

Einige Jahre zuvor …

Sie umzingelten ihn. Mit ihren glänzenden Lippen und den engen Abendkleidern. Kurvige Körper, perfekt gestyltes Haar, manikürte Nägel, geschminkte Gesichter. Er ertrank in einem Meer aus atemberaubenden Frauen, doch keine konnte ihn retten.

Ihn retten?

Woher zum Teufel kam dieser Gedanke? Er war mit seinen vierundzwanzig Jahren bereits eine Sportlegende, sein Name prangte auf verdammten Cornflakes-Schachteln, und er war kurz davor, zu einem der reichsten Unternehmer des Landes aufzusteigen. Des Landes? Pfft, eher der ganzen Welt.

Ehrgeizig? Mag sein. Aber er hatte Ehrgeiz nie verwerflich gefunden. Im Gegenteil, er hielt ihn am Leben. Wie die Luft, die er atmete, und die Nahrung, die er zu sich nahm. Wie der Wettbewerb. Dieser salzige, nahezu bittere Geschmack. Die Euphorie des Erfolgs. Der dunkle Abgrund des Scheiterns.

Er hatte früh gelernt, wie viel Stärke es erforderte, sich selbst aus einem Loch zu befreien. Und mehr noch: Er hatte gelernt, wie viel Verzicht – wie viel Schweiß und Blut – erforderlich war, um das wilde Tier zu zähmen.

Und ja, vielleicht war er kaputt. Wenn man das Leben bedenkt, das er geführt – die Vergangenheit, die er überlebt hatte, wäre es auch ein Wunder, wenn das alles keine Spuren hinterlassen hätte. Aber er hatte vor langer Zeit gelernt, dass nur er selbst sich retten konnte. Und das bekam er ganz gut hin, danke der Nachfrage.

Und dennoch gab es diese Frau.

Stirnrunzelnd schaute er sich noch einmal ganz genau im Raum um, sein Blick blieb an jedem plaudernden Grüppchen hängen. An jeder kleinen Menschenansammlung an der Bar. Jedem Gast, der am Büfetttisch stand. Als Promi-Preisrichter beim Schönheitswettbewerb Miss Tri-County Texas wurde sein Erscheinen bei solchen Events erwartet. Aber nicht die Etikette hatte ihn hierhergeführt. Er war nur aus einem einzigen, egoistischen Grund gekommen. Um die Blonde zu finden, deren Präsenz auf der Bühne ihm den Atem geraubt hatte und deren Worte beim Interview seine Seele berührt hatten.

Nichole Fairchild.

Sie hatte über Ehrgeiz und Bildung gesprochen. Über Wissenschaft und Kompetenz. Nichts davon wirkte abgedroschen. Nichts sollte Eindruck schinden. Nichts machte einen vorgetäuschten, falschen oder manipulativen Eindruck.

Sie hatte in ihrem hellblauen Abendkleid auf der Bühne gestanden, und für ihn war sie die lebendigste Frau, die er jemals gesehen hatte.

Und nun hatte er sie verloren, noch bevor er …

»Sie sind Damien Stark!«

Beim Klang seines Namens drehte er sich um, sein Körper folgte dem Wunsch, obwohl sein Geist wusste, dass diese Stimme nicht zu ihr gehörte. Stattdessen handelte es sich um eine schlanke Rothaarige mit einem verführerischen Lächeln. Er hatte sie bei dem Wettbewerb auf der Bühne gesehen. Doch er müsste lügen, würde er behaupten, dass er sich noch an irgendetwas von ihrem Auftritt erinnerte.

»Es ist so toll, Sie persönlich zu treffen.« Sie trat näher an ihn heran, sodass Damien den Hauch Bergamotte in ihrem Parfüm riechen konnte. »Ich heiße Delancy. Ich bin seit Ihrem ersten Sieg Fan von Ihnen. Sie sind der Grund dafür, dass ich überhaupt angefangen habe, mir Tennis anzuschauen. Und jetzt auch noch Ihre Karriere in der Wirtschaft. Ich finde das einfach Wahnsinn. Ich habe Ihr Profil im People Magazine gesehen. Sehr beeindruckend, aber Ihr Erfolg hat mich nicht überrascht. Gar nicht. Ich wusste immer schon, dass so viel mehr in Ihnen steckt als nur ein Sportler.«

»Ich freue mich, dass Sie das denken.« Er lächelte höflich, fragte sich, was sie mit so viel mehr meinte. Soweit er wusste, waren in dem genannten Artikel drei Fotos von ihm auf dem Tennisplatz zu sehen, noch eines, auf dem er in einem Jaguar E-Type von 1969 zu einem Event fuhr, und daneben war in zweihundert Wörtern beschrieben, dass er selbst das Auto in seiner Freizeit restauriert hatte. Außerdem hatte es noch einen Hinweis auf Damiens rapide steigendes Vermögen gegeben. Sie hatten ihn Geldmaschine genannt, dabei aber völlig verschwiegen, was er tatsächlich machte, um die Kassen klingeln zu lassen.

»Es ist nur … ähm.« Sie betrachtete ihn genau und ließ langsam den Blick unter seine Gürtellinie wandern. »Sie sind sehr viel … beeindruckender …, wenn man Sie persönlich trifft.« Aufreizend sah sie ihm in die Augen; in ihrem Blick spiegelte sich eine stumme Einladung, die für Damien vor langer Zeit Routine geworden war – und die er routiniert ablehnte.

Er war kein Mönch – weiß Gott nicht. Aber in seinen Augen sprachen nur zwei Gründe für eine Frau in seinem Bett. Ablenkung oder Flucht. Und er glaubte nicht, dass ihm diese Frau auch nur eins von beidem bieten konnte.

Außerdem war er mit Carmela D’Amato nach Dallas gekommen, seiner neuesten Gespielin. Und er war sich ziemlich sicher, dass dieses umwerfende italienische Topmodel nicht die Art Frau war, die sich einen Mann mit einer anderen Frau teilen würde.

»Vielen Dank für das Kompliment«, sagte er und wich nicht aus, als der Rotschopf einen einzigen Schritt auf ihn zu machte. »Aber ich muss Ihre liebenswürdige Einladung leider ausschlagen.«

Sie öffnete den Mund, und die Leidenschaft schlug um in Panik. »Oh, nein, ich wollte nicht …«

»Wollten Sie wohl, und das ist schon in Ordnung. Ich fühle mich geschmeichelt. Aber nein.«

Als sie sich dieses Mal auf die Lippen biss, hatte das nichts Verführerisches mehr an sich. »Sie sagen es doch niemandem …«

»Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.« Die Regeln für die Schönheitswettbewerbe waren streng, und obwohl sie sie offiziell nicht gebrochen hatte, war nicht zu übersehen, dass ein Wink von ihm gereicht hätte, damit sie nicht nur die Regeln brach, sondern sie völlig außer Acht ließ. »Aber passen Sie gut auf, Delancy«, fügte er mit einem angedeuteten Lächeln hinzu. »Und versuchen Sie, sich zu benehmen.«

Sie starrte ihm hinterher, während er durch das Zimmer zum Ausgang schritt. Die Rezeption befand sich im Green Room, der zugleich der kleinste Ballsaal in einem der feinsten Hotels von Dallas war. Damien hatte eine Suite, und nachdem er sich – wie von ihm erwartet wurde – auf der Feier hatte blicken lassen, war er jetzt auf dem Weg zu einem schnellen Fick, um runterzukommen. Und, natürlich, damit sich Carmela nicht beschwerte, er hätte sie stundenlang allein gelassen – Stunden, in denen sie ihre letzte Modelgage in der Northpark Mall auf den Kopf gehauen hatte.

Danach würde er sich die Skizzen ansehen, die bis dahin hoffentlich in seinem Posteingang wären. Er hatte am nächsten Morgen ein Freundschaftsspiel, und abends stand die Verkündung der Gewinnerin des Schönheitswettbewerbs an. Wegen der zwei Stunden Zeitverschiebung würde sein Team aus Los Angeles ihn dafür hassen, dass er vor dem Spiel noch eine Telefonkonferenz anberaumte, aber er hatte gute Leute angestellt und bezahlte sie ordentlich. Sie würden damit klarkommen. Und sobald sie die letzten Änderungen am Prototyp vorgenommen hatten … nun ja, das würde ein verdammt guter Tag für sie alle werden.

Er sah auf seine Armbanduhr und ging schneller. Er ließ den Abend hinter sich. Zumindest wusste er, dass Carmela nichts gegen Zimmerservice einzuwenden hatte.

Und dann erblickte er sie.

Er hatte sich nicht mehr nach ihr umgeschaut. Hatte angenommen, sie wäre einfach auf ihrem Zimmer geblieben. Doch da war sie: die umwerfendste Frau an der Rezeption, und das war sie nicht etwa, weil sie am schönsten war. Oh, sie war schön, keine Frage. Er hätte den ganzen Abend einfach dastehen und sich an ihrer Sinnlichkeit laben, an ihrer Hitze verbrennen können.

Aber sie war keine klassische Schönheit. Eher eine Homecoming Queen. Oder die Prinzessin eines Schönheitswettbewerbs. Sie war keine ätherische Erscheinung mit hohen Wangenknochen. Im Gegenteil, sie hatte ein rundes Gesicht, ihre prallen Lippen verlangten nach einem Kuss. Verdammt, oder nach einem Fick.

Und sie hatte das lange, goldene Haar eines Engels.

Sie war schlank, hatte aber dennoch Kurven, und er verspürte das Verlangen, mit den Fingern ihren Körper entlangzufahren. In jenem Augenblick hatte sie den Blick gesenkt, weil sie den Tisch betrachtete, doch das war egal. Er hatte sich die Farbe schon gemerkt: Blau, mit einem Sprenkel Grün, der im Rampenlicht funkelte. Ihr Blick war lebendig, tief und in Bewegung wie das Meer, und mein Gott, er wollte so sehr hineintauchen!

Es war lange her, dass er eine Frau aufrichtig begehrt hatte. Er liebte Frauen, daran gab es keinen Zweifel. Und er würde einer Frau nie erlauben, sein Bett unbefriedigt zu verlassen. Aber die meisten Frauen waren bloße Ablenkung für ihn. Entweder das oder ein Balsam. Und wenn er sie in sein Bett einlud, tat er das immer mit dem Wissen, dass sie wieder gehen würden. Vielleicht am nächsten Morgen, vielleicht im nächsten Monat. Aber es würde enden. Wie sollte es auch anders sein? Es war schließlich nichts Aufrichtiges zwischen ihnen.

Aber diese Frau…

Etwas an ihr faszinierte ihn. Sprach ihn an. Sie wirkte sowohl stark als auch verletzlich, und als sie schließlich aufschaute, sah er kurz etwas in diesen sinnlichen Augen aufblitzen: Verlangen. Gleich darauf verdrängte sie dieses Gefühl, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie war eine Kandidatin und konnte die Schönheitswettbewerbsmaske so einfach wieder aufsetzen, wie andere Leute in einen Schuh schlüpfen.

Aber in diesem kurzen, nicht aufgesetzten Augenblick erkannte er sein Spiegelbild in ihren Augen. Eine Gier. Ein Verlangen. Eine Zukunft.

Er dachte kurz daran, sie an sich zu ziehen. Oder sie zu küssen. Sie zu schmecken. Ihr das verdammte Kleid runterzureißen, damit er die echte Frau darunter sehen konnte.

Er verstand es nicht, und er wollte dem Ganzen ganz sicher nicht auf den Grund gehen. Und bevor er sich herausreden konnte, ging er dorthin, wo sie die winzigen Cheesecakes beäugte, als wären sie etwas Gefährliches, das bald explodieren würde.

Ohne zu zögern, nahm er zwei, warf sie sich in den Mund und grinste sie an. Sie sagte nichts, starrte ihn nur an, setzte ein höfliches Lächeln auf.

Für einen Sekundenbruchteil krampfte sich sein Magen zusammen, was lächerlich war, weil er nie nervös wurde. Niemals die Fassung verlor, und wenn er die Fassung verlor, verlor er auch alles andere. Hatte ihm das nicht einer seiner Trainer gesagt?

Er richtete sich auf, dann schaute er sie an. »Ich glaube, wir sind Seelenverwandte, Miss Fairchild.«

»Wie bitte?« Sie schaute eindeutig verwirrt auf den Käsekuchen.

»Wir wollen beide nicht hier sein.« Er machte eine Kopfbewegung zum Notausgang, kämpfte gegen das fast übermächtige Verlangen an, ihre Hand zu nehmen und sie in ein dunkles Zimmer zu entführen. Er sehnte sich danach, sie zu berühren. Sie zu küssen. Sich in ihrer Umarmung zu verlieren und in ihrem Stöhnen, wenn er seinen Schwanz tief in sie hineinstieß. Er wollte, dass sie seinen Namen schrie und nach mehr flehte, und er wollte sie an sich ziehen und zärtlich küssen, nachdem sie in seinen Armen zusammengebrochen war.

Er machte einen Schritt zurück, das Verlangen nach ihr war dermaßen intensiv, er war sich sicher, sie könnte es riechen.

»Ich – oh.« Sie blickte ihm fest in die Augen, und in diesem Moment wäre Damien egal gewesen, wenn er bis ans Lebensende so verharrt hätte.

»Nichole …«

»Nikki.« Sie sprach ihren Namen schnell und hart aus. Sie senkte den Kopf und leckte sich über die Lippen. »Ich werde Nikki genannt.« Sie blickte wieder zu ihm auf. »Nicht Nichole.«

»Nikki.« Seine Lippen verzogen sich ganz ohne sein Zutun zu einem Lächeln. »Das passt zu Ihnen.«

Er schluckte, dann öffnete er den Mund zum Reden, obwohl er gar nicht sicher war, was er sagen wollte. Es war auch egal, weil sie sowieso nicht dazu kamen, irgendetwas zu sagen. Denn in diesem Augenblick kam Carmela, der scheinbar beim Shoppen und in der luxuriösen Suite langweilig geworden war.

»Damie, Darling.« Sie hatte einen deutlichen Akzent, der so sinnlich war wie ihre Schmolllippen und die vollen dunklen Locken. »Komm. Lass uns gehen, ja?«

Er wollte ihr antworten, Nein, nicht Ja. Er wollte Carmela sagen, dass sich die Dinge geändert hatten. Dass er sie in ein Flugzeug setzen würde. Dass es mit ihr Spaß gemacht hatte, aber dass er nun wusste, was – nein, wen – er wollte.

Doch das sagte er nicht. Wie könnte er auch? Er wusste einige Dinge über Nikki Fairchild. Er hatte ihre Teilnehmerbiografie gelesen. Er wusste, dass sie gerade erst mit dem College begonnen hatte. Dass sie einen doppelten Master anstrebte. Und er wusste aus dem Interview: Sie war ehrgeizig.

Sie war dabei aufzubrechen. Er war dabei auszubrechen.

Dies war nicht ihre Zeit. Noch nicht.

Aber er würde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um sie später zu finden. Und zwischen jetzt und diesem Zeitpunkt würde er alles machen, um sicherzugehen, dass er die Mittel hatte, alles dahingehend in die Wege zu leiten.

In der Zwischenzeit würde er alles beobachten und abwarten. Und vielleicht, aber nur vielleicht, wäre er ein bisschen weniger kaputt in dem Wissen darum, dass dort draußen eine Frau wie Nikki rumlief – und dass sie eines Tages seine Frau sein würde.

Er nahm Carmelas Hand und blickte Nikki in die Augen. »Miss Fairchild«, sagte er und nickte zum Abschied.

Dann drehte er sich um, um Carmela zurück aufs Zimmer zu bringen, wobei er ganz genau wusste: Wenn sie nackt unter ihm lag – wenn er seinen Schwanz tief in ihr versenken würde – wäre es der Gedanke an Nikki Fairchild, der ihn hart machen würde.

Kapitel 2

Malibu, Kalifornien

Gegenwart

Damien Stark stand in seiner Schlafzimmertür und hatte den Blick auf die Frau gerichtet, die ihn vor all den Jahren verhext und ihm das Herz gestohlen hatte. Die Frau, die er vom ersten Augenblick an begehrt hatte. Die Frau, die seine Ehefrau war. Die er mehr als alles andere liebte.

Nikki war das größte Wunder seines Lebens, die Mutter seiner Kinder, und bis heute wusste er nicht, womit er es verdient hatte, sie nicht nur zu finden, sondern auch zu behalten.

Sie war der Grund dafür, dass er morgens den ersten Atemzug tat, und sie liebte ihn ebenso inbrünstig zurück, trotz seiner Fehler, Ängste und Makel. Und sie glaubte immer an ihn.

Sogar, wenn er sie im Stich ließ.

Er schloss die Augen, schob die Dunkelheit weg, die sich um ihn gelegt hatte, seit seine jüngste Tochter gekidnappt worden war. Eine Dunkelheit, die von Licht durchbrochen wurde, als sie Anne zurückbekommen, und er sie wieder fest in den Armen gehalten hatte.

Aber dieser Lichtblick hatte nichts an der unausweichlichen Tatsache geändert: Er hatte versagt.

Er hatte eine Aufgabe als Vater. Eine Aufgabe als Ehemann. Seine Familie zu beschützen. Und als es wirklich gezählt hätte, hatte er das Ziel völlig verfehlt.

Sein ganzes Leben lang hatte er stets hervorragende Leistungen gezeigt. Erfolg folgte auf Erfolg, sein Imperium vergrößerte sich pausenlos. Er hatte Fehler gemacht – sicherlich. Aber er hatte aus ihnen gelernt. Konsequenzen aus ihnen gezogen. Und nichts davon hatte die Macht, ihn oder die Menschen, die er liebte, zu zerstören.

Im Gegenteil, jeder Fehler in seiner Karriere war ein Sprungbrett zu noch größerem Erfolg gewesen. Noch ein Vermögenswert, um den er sich kümmern konnte. Noch ein Luxusgegenstand, den er kaufen konnte. Noch eine Branche, die er beherrschen konnte.

Und er beherrschte so viel.

Doch nicht das Geringste davon spielte eine Rolle, weil all das, was er aufgebaut hatte, nicht mehr war als ein Kartenhaus, das auf wackligem Boden stand. Und er hatte die Risse noch nicht einmal erkannt, bis jemand in seine Welt eingedrungen war und seine Tochter entführt hatte.

Eine bekannte Wut durchfuhr ihn, aber er bezwang sie, wie er es immer machte, seitdem der Schock aufgrund von Annes Kidnapping ihn gelähmt hatte. Und obwohl er sie seit knapp einer Woche gesund und munter zurückhatte, kämpfte er immer noch gegen diese Angst an.

Und dennoch lag es nicht hauptsächlich am Kidnapper, obwohl er diesen Bastard am liebsten mit bloßen Händen erwürgt hätte. Nein, Damiens Wut richtete sich gegen ihn selbst. Gegen seine eigene Arroganz. Gegen den Mangel an Vorstellungskraft, der dies ermöglicht hatte, weil er es nie hatte kommen sehen. Sie hatten Sicherheitspersonal gehabt. Sie hatten Schutzvorrichtungen gehabt.

Aber das war nicht genug gewesen. Weil er nicht dafür gesorgt hatte, dass es genug war.

Verdammtes kurzsichtiges arrogantes Arschloch.

Er fing an, wie wild um sich zu schlagen. Mit der Faust gegen den Türrahmen zu hämmern. Aber dann beherrschte er sich, wollte weder Nikki noch die beiden Engel wecken, die neben ihr zusammengerollt im Bett lagen. Seine Frau. Seine kleinen Mädchen.

Seine Familie.

So sehr er Nikki auch liebte, hatte er sich dennoch nie vorstellen können, wie erfüllt sein Herz sein konnte, bis er Lara zum ersten Mal im Arm gehalten hatte. Und obwohl er nicht gedacht hatte, dass das noch möglich wäre, war ihm das Herz bei Annes Geburt und ihrem ersten Atemzug vor zwei Jahren noch mehr aufgegangen.

Jeden Tag blickten seine Töchter ihn mit weit aufgerissenen, arglosen Augen an. Und jeden Tag spürte er diesen Schlag in die Magengrube. Eine Angst, dass er diesem Vertrauen nicht gerecht werden könnte. Dass er sie irgendwie im Stich lassen würde. Nicht auf die Art und Weise, wie ihn sein eigener Vater im Stich gelassen hatte. Aber auf eine andere, grundlegende Weise.

Und genau das war passiert.

Er dachte an Rory, den Arsch, der sein Kind entführt hatte. An Nikki, wie sie am Boden zerstört im begehbaren Kleiderschrank kauerte, eine Klinge in der Hand, wie das Blut ihre blasse Haut hinabströmte, sie sich zum ersten Mal seit Jahren wieder ritzte. Das erste Mal, seitdem er ihr gesagt hatte, sie solle zu ihm kommen – zu ihm –, wenn sie Verlangen nach der Klinge verspürte.

Das hatte sie so viele Male getan. Sie war zu ihm gekommen, wenn ihr die Welt zu viel geworden war. Wenn sie den Schmerz brauchte, um ihren Weg zurück zu finden. Und er war immer für sie da gewesen, sein Bedürfnis danach war ebenso gewaltig wie ihres. Weil er derjenige sein musste, der sie zu jenem Ort brachte. Der mit ihr zu dieser lieblichen Stelle hinabglitt, wo sich sinnliches Vergnügen und Schmerz überkreuzten. Wo Bedürfnisse und Verlangen ineinander übergingen und sich zu Euphorie vermischten. Wo sie sich beide an diesen einen Kontrollmechanismus klammern konnten, in einer Welt, die aus den Fugen geriet.

Wie häufig hatten sie den anderen gerettet? Ihre Bedürfnisse griffen ebenso perfekt ineinander wie ihr Verlangen.

Wie häufig hatte er sie festgehalten, während sie gemeinsam ihre Dämonen bekämpften?

Und dennoch war sie dieses Mal – als die Hölle sie mit Haut und Haaren verschlungen hatte – nicht zu ihm gekommen. Stattdessen hatte sie eine Rasierklinge aus rostfreiem Edelstahl über die Haut gezogen und sich zum ersten Mal seit Jahren zum Bluten gebracht.

All dies, weil er sie im Stich gelassen hatte. Weil es seine Fehler gewesen waren, die die Dämonen angelockt hatten.

Weil sie zum ersten Mal in ihrer Beziehung nicht darauf vertraut hatte, dass er sie retten würde. Und warum sollte sie auch, wo er doch dermaßen spektakulär versagt hatte?

Er dachte daran. An die Narben auf ihren Beinen. An die frische Wunde, die ihn noch immer verhöhnte.

Er dachte daran – und sein Magen drehte sich vor Schmerz und Selbstekel um.

Am meisten dachte er an Anne. Sein kleines Mädchen, das tagelang allein gewesen war und Angst gehabt hatte.

Sie hatten Anne zurück. Sie hatten über Damiens Entscheidungen gesprochen. Die Risiken, die er in Kauf genommen hatte, um seine Tochter und ihren Kidnapper zu finden. Sie hatten darüber gesprochen und waren wieder im Gleichgewicht. Und er wusste vom Gefühl her, dass Nikki stark genug war, um die ganze Tortur zu überleben.

Aber das änderte nichts an der einfachen, grundlegenden Tatsache.

Er hatte versagt.

Er fuhr sich fest mit den Handflächen über das Gesicht, dann blickte er wieder auf die Mädchen, die sich in Sicherheit und schlafend aneinanderkuschelten.

In Sicherheit.

Zumindest im Augenblick.

Aber zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Damien das Gefühl, die Geister aus seiner Vergangenheit wären zurückgekehrt, um ihn heimzusuchen, ihn mit heftigen Schuldzuweisungen und neuen Gefahren zu konfrontieren.

Er richtete sich auf und stählte sich. Er war stark. Und mehr noch, er hatte Ressourcen. Er hatte Mittel. Und er war verdammt noch einmal fest entschlossen, diese übergriffigen Schrecken in ihre Schranken zu weisen.

Und am wichtigsten: Er hatte ein Leben und eine Familie, für die es sich zu kämpfen lohnte.

Er war verdammt noch mal Damien Stark.

Er hatte einmal versagt.

Er würde nicht wieder versagen.

Langsam atmete er ein, sein Selbstvertrauen kehrte zurück. Er blickte auf sein Telefon, wollte seine E-Mails nach einem Update von Ryan Hunter, seinem Sicherheitschef, checken, zu den ganzen Upgrades, die sie implementierten. Stattdessen sah er die Nachricht, die ihm vor einigen Momenten wieder die bittersüßen Erinnerungen an Texas vor Augen geführt hatte. Süß, weil er an jenem Abend in Dallas zum ersten Mal seine spätere Frau erblickt hatte. Bitter, weil sechs lange Jahre zwischen diesem ersten Kontakt und dem Augenblick vergangen waren, als er sie zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte.

»Damien?«

Er blickte auf, sein Körper reagierte allein auf die Sinnlichkeit ihrer schlaftrunkenen Stimme.

»Ich bin hier, Baby.«

Sie wischte sich eine blonde Strähne aus der Stirn, dann stützte sie sich auf einem Ellbogen ab. Er hielt den Atem an, hatte Angst, sie würde die Kinder aufwecken, aber ihre beiden Töchter blieben reglos liegen. Ihre Älteste, Lara, war inzwischen vier. Und ihre Jüngste, Anne, hatte heute Geburtstag. Mittwoch. Eigentlich gestern, bemerkte Damien, weil es schon nach ein Uhr morgens war. Zwei kleine Engel, der eine blond, der andere dunkel. Yin und Yang. Seine Mädchen. Seine Babys. Die nun friedlich schliefen, weil sie erschöpft waren von einem Tag am Pool mit Mommy und Daddy, anschließend hatten sie sich vor einem Disney-Film zusammengekuschelt.

Weil die Geburtstage der Mädchen so nah beieinanderlagen, hatte die gemeinsame Geburtstagsfeier vorigen Samstag stattgefunden. Und obwohl es eigentlich als Party für Kleinkinder gedacht war, war es doch so viel mehr gewesen. Eine Feier des Lebens. Eine Feier der sicheren Rückkehr von Anne. Und der Gefangennahme und Einbuchtung des Arschlochs, das sie entführt hatte.

Es wäre nur noch besser gewesen, wenn Damien den Mann umgebracht hätte. Rory Claymore. Ein rückgratloser Kerl, der sich der schweren Körperverletzung und Entführung schuldig bekannt hatte und nun hinter Gittern verrotten würde.

Gestern hatten sie eine Feier in kleinerem Kreis ausgerichtet. Ein wunderbar fauler Tag als Familie, nur mit Damien und den Mädchen und einem selbst gebackenen Schokokuchen für Anne.

Nikki blinzelte verschlafen. »Ist es schon Morgen?«

»Fast zwei.«

Trotz seiner Antwort schaute sie auf die Uhr neben dem Bett. »Warum bist du wach?«

Er lächelte verhalten. »Ich habe an Carmela gedacht, um ehrlich zu sein.« Inzwischen leitete Carmela D’Amato mit ihrem Mann ein äußerst erfolgreiches Designer-Label, zudem war sie nicht bloß ein ehemaliges Model, sondern auch eine der wenigen Frauen vor Nikki, die Damien einigermaßen regelmäßig gefickt hatte.

Wie erwartet zog seine Frau eine Augenbraue hoch, und diese absehbare Reaktion – halb belustigt und halb eifersüchtig – hob seine Stimmung ganz beträchtlich.

»Ach, wirklich?« Sie war nun wach und klang nicht mehr verschlafen. Dennoch lag auch ein wenig Humor in ihrer Stimme, was zeigte, wie weit sie es miteinander gebracht hatten. Früher einmal hätte Nikki Carmela liebend gern erwürgt. Und wenn Damien an die Spielchen zurückdachte, die die italienische Schönheitskönigin in Deutschland abgezogen hatte, hätte er ihr höchstpersönlich das Seil dazu gereicht.

»Wie wäre es mit einer Erklärung, Mr. Stark? Nur weil ich sie nicht mehr für die größte Bitch im Universum halte, bedeutet das nicht, dass ich es schön finde, wenn sie im Kopf meines Mannes herumspukt.«

»Ich habe mich an Dallas erinnert«, sagte er und ging auf sie zu, dann setzte er sich auf die Bettkante und nahm ihre ausgestreckte Hand. »Ich habe gedacht, dass wir uns ohne sie vielleicht nie getroffen hätten.«

»Ohne Carmela?« Ihre Lippen zuckten. »Unsinn. Diese winzigen Cheesecake-Stücke waren schuld.«

Er grinste. »Der Cheesecake war mein einziger Vorwand, um mich dir zu nähern. Der Frau, die mir vom ersten Augenblick an, als ich sie auf der Bühne erblickte, den Atem geraubt hat. Der Frau, die mir noch immer den Atem raubt«, fügte er hinzu und fuhr sich mit dem Daumen über die Unterlippe, wobei ihn Zufriedenheit durchfuhr angesichts dessen, wie sie reagierte, wie sie die Augen schloss und leise aufstöhnte.

»Und was hat das mit Carmela zu tun?« Die Frage war sanft. Kaum ein Flüstern.

»Sie ist diejenige, die mich dazu gedrängt hatte, die Einladung des Preisrichters anzunehmen. Sie wollte Texas sehen. Pferde und Cowboys.«

Nikkis fröhliches Lachen erwärmte seine Seele. »Das hast du mir nie erzählt. Und, hat sie einen Cowboy gefunden?«

»Hat sie. Ich bin zurück nach Mailand gegangen, dann nach London, dann wieder nach L. A. Sie ist in Dallas geblieben. Ich weiß nicht, wie lange sie zusammen waren. Er hatte eine Ranch. Ich glaube, die Longhorn-Rinder haben sie am meisten fasziniert.«

»Das würde ich wetten.«

Er erkannte an dem Lächeln in ihrer Stimme die Vermutung, er würde sie necken, aber es stimmte, er hatte bloß seit Ewigkeiten nicht mehr daran gedacht. Für ihn hatte sich alles verändert, als er mit Carmela den Festsaal verließ, und das clevere Model war schlau genug gewesen zu verstehen, was Sache war, und selbstbewusst genug zu gehen, ohne ein Drama zu veranstalten. Am nächsten Abend verließ sie die Stadt mit einem in Denim gekleideten Millionär mit Cowboyhut, den sie in der Hotelbar kennengelernt hatte.

Carmela war wegen Nikki gegangen. Und das war nicht die einzige Veränderung, die Nikki unwissentlich verursacht hatte. Damien hatte sein Privatleben immer unter Verschluss gehalten, doch Nikki hatte den Panzer durchdrungen, und nach Dallas hatte er noch weniger Einladungen zu Veranstaltungen und Partys angenommen. Er war Frauen nicht aus dem Weg gegangen, doch wie er Nikki schon am Anfang der Beziehung gesagt hatte, hatte er auch nicht gedated. Er hatte gefickt. Und auch das nur, um sich abzureagieren.

Es gab nur sie. Es hatte immer nur sie gegeben. Es würde immer nur sie geben.

Und was sie so besonders machte: Sie empfand genau dasselbe für ihn.

»Was hat diese Erinnerungen ausgelöst?« Sie fuhr ihm mit dem Daumen leicht über die Hand, ihre Finger waren immer noch miteinander verschränkt. »Ich mag den Teil über uns, aber ich weiß nicht, warum du dich genötigt fühlst, Carmela in die Erinnerung einfließen zu lassen. Als Kontrast?« Sie hob fragend eine Augenbraue, und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

»Sie hat mir eine Nachricht geschrieben.«

»Ach ja?« Sie blickte auf sein Telefon.

»Sie hat es gerade in den Nachrichten gehört.«

»Oh.« Dieses Mal klang sie reserviert.

»Ihr war es peinlich, dass sie sich nicht früher gemeldet hat. Anscheinend stecken sie und Paolo bis zum Hals in Vorbereitungen für ihre kommende Show. Aber sie ist erleichtert, weil sie weiß, dass Anne nun daheim ist.«

»Daheim.« Sie atmete ein, ließ seine Hand los und drehte sich um, um beide Mädchen zu berühren. »Also, dann … dann richte ihr aus, dass ich das nett finde. Ich mag sie schon, weißt du. Ich habe sie mit der Zeit schätzen gelernt. Damals – an dem Abend in Dallas, meine ich –, da habe ich sie gehasst. Ich glaube, ich habe sie bei dem Schönheitswettbewerb noch mehr gehasst als an dem Abend, als sie in deinem Hotelzimmer in Deutschland aufgetaucht ist.«

»In Deutschland warst du schon mein, mit Haut und Haaren. In Dallas bestand erst die Möglichkeit.«

»Möglichkeit, Mr. Stark? Sind Sie nicht derjenige, der mir einmal sagte, wir wären füreinander bestimmt? Dass – egal was auch passiert wäre – wir einander gefunden hätten?«

»Das hätten wir auch. Wir sind Seelenverwandte, du und ich. Und irgendwie hätte der Faden, der uns verbindet, dich zu mir gezogen.«

Selbst in dem gedimmten Licht sah er den Sturm, der sich in ihrem Blick zusammenbraute, eine wilde Leidenschaft, die seine Seele erfüllte und ihn sowohl erregte als auch demütig machte.

Verdammt, sie hatte so viel Macht über ihn und unterwarf sich ihm dennoch. Gab sich ihm so offen und freiwillig hin.

Vertraute ihm.

Er lehnte sich zurück und seufzte tief.

Sie runzelte die Stirn, dann hob sie die Hand, die Annes winzigen Kopf gestreichelt hatte, und legte sie ihm auf den Oberschenkel. »Komm ins Bett. Wir tragen die Kinder zurück in ihr Zimmer«, fügte sie hinzu, und seine Eier zogen sich allein aufgrund ihrer erregten Stimme zusammen. »Wir hätten sie am besten schon früher rüberbringen sollen.«

»Ihnen geht es gut«, sagte er. »Heute war ein besonderer Tag.« Sie hatten an dem Tag, als sie Anne zurückbekommen hatten, mit einer Psychologin gesprochen, die dringend geraten hatte, einen normalen Alltag beizubehalten. Dieser verdammte Arsch Rory hatte Anne die ganze Zeit über betäubt – allein wenn Damien daran dachte, geriet sein Blut in Wallung –, doch es bedeutete auch, dass sie sich nun an nichts mehr erinnerte. Oder zumindest nur noch an endlose Disney-Filme.

Ein winziger Segen inmitten der ganzen Schrecken.

Und was Lara betraf: Sie wusste, dass ihre Schwester nicht da gewesen war, doch sie konnte sich nicht vorstellen, was wirklich Schreckliches passiert war. Und nun schien Lara vergessen zu haben, dass Anne überhaupt weg gewesen war.

»Wenn man ihren Alltag zu sehr verändert, könnte das kontraproduktiv sein«, hatte die Psychologin gesagt. Und so waren die Mädchen an jenem ersten Abend »zufällig« im Elternbett eingeschlafen. Aber danach hatten sie wieder wie sonst immer in ihrem Kinderzimmer geschlafen, mit einigen Plüschtieren mehr zu sowohl ihrem als auch Damiens und Nikkis Trost.

Und obwohl sie wussten, dass sie nicht ewig von zu Hause aus arbeiten konnten und beide morgen erstmals wieder in ihre Büros gehen würden – hatten sie in der Woche seit Annes Wiederkehr so wenig Arbeit wie möglich erledigt. Das Wenige, das sie erledigten, machten sie zu Hause. Die Mädchen waren jedoch zu klein, um den veränderten Alltag zu begreifen, vor allem, weil er und Nikki ohnehin häufig zu Hause in Malibu arbeiteten.

Heute Abend hatte sich die ganze Familie mit Popcorn im Bett versammelt, weil man Welpen! gucken wollte, das dem Rest der Welt unter dem Namen 101 Dalmatiner bekannt war. Und weil die Kids nach einem Tag in der Sonne weggeschlummert waren – und weil Anne Geburtstag hatte, und sowohl er als auch Nikki die Mädchen in der Nähe haben wollten –, ließen sie ihre Babys in Mommys und Daddys Bett einschlafen.

»Dann komm doch zu uns allen ins Bett«, drängte Nikki ihn nun. »Du kannst einschlafen und dabei deine Frau festhalten.«

»Ich komme gleich. Ich werde mich um einige Dinge kümmern, die ich vernachlässigt habe.«

Sie betrachtete ihn. »Du kannst nicht schlafen. Und das ist nicht nur heute Nacht so.«

Er hätte wissen müssen, dass sie es bemerkt hatte. »Ich denke nur an die Arbeit.« Was theoretisch stimmte. Er musste Ryan ein paar Mails schreiben, das konnte er ebenso gut jetzt erledigen. Und nein, die E-Mails hatten nicht direkt etwas mit Stark International zu tun, aber alles, was mit der Sicherheit und Gefahrenabwehr des CEO und seiner Familie zusammenhing, fiel in den Aufgabenbereich des Stark International Security-Teams, und das war Ryans Bereich.

»Ich kann aufstehen. Dir Kaffee machen.«

Er beugte sich nach vorne und nahm ihr Gesicht sanft in die Hände, dann küsste er sie zärtlich. »Es ist alles in Ordnung. Mit mir ist alles in Ordnung. Kaffee würde mich nur noch länger wach halten.«

»Damien…«

»Geh wieder schlafen, Baby. Und ich verspreche dir, du wirst in meinen Armen aufwachen.«

Wieder betrachtete sie ihn und nickte kurz. »Das will ich hoffen.«

Er küsste sie noch einmal, dann schlüpfte er aus dem Bett. Er hielt im Türrahmen inne und blickte zurück, genoss ihr süßes Lächeln, dann zog sie die Mädchen eng an sich, schickte ihm einen Luftkuss, schloss die Augen und gab sich dem Schlaf hin.

Kapitel 3

Eine Tasse Kaffee stand unangerührt auf dem Esstisch in der dritten Etage, als Damien die E-Mail überflog, die er Ryan gerade diktiert hatte; er arbeitete einige Änderungen ein und drückte auf Senden. Er öffnete eine neue Mail, wollte den Entwurf für eine neue Nachricht verfassen – dieses Mal an seinen Bruder Jackson Steele – über die schwelenden Probleme im Domino, einem gemeinschaftlichen Immobilienprojekt von Steele Development und Stark Real Estate.

Normalerweise kümmerte Damien sich nicht persönlich um die Details der verschiedenen Projekte unter dem Markendach »Stark International«. Solange er sich nicht klonen ließe, wäre das unmöglich. Er kümmerte sich aber ums Domino. Nicht nur, weil er damit seine eigene Vision eines perfekten Bürokomplexes verwirklichen wollte, sondern auch, weil er irgendwann mit allen Abteilungen von Stark Applied Technology – die erste Einheit des Stark-Imperiums, die er damals erschaffen hatte – vom Stark Tower in Downtown Los Angeles ins Domino in Santa Monica umziehen wollte.

Jackson war sowohl Architekt als auch Mitentwickler und war deswegen von Anfang an stark in das Projekt eingebunden gewesen. Vor Kurzem hatte er die Zügel in die Hand genommen, damit sich Damien und Nikki mit Anne nach der Entführung erholen konnten, und Damien war erleichtert, dass jemand das Projekt überwachte, dem er zutiefst vertraute.

Das klang ironisch, wenn man bedachte, dass Damien die meiste Zeit seines Lebens gar nicht wusste, dass er einen Bruder hatte. Genauer gesagt, einen Halbbruder. Als sie sich zum ersten Mal trafen, hatte Damien Jackson nicht über den Weg getraut. Und dieses Misstrauen hatte auf Gegenseitigkeit beruht.

Doch diese Zwietracht war schon lang verflogen. Sie waren nun eine Familie und auch Freunde. Und die gemeinsame Verachtung für ihren Vater, Jeremiah Stark, schweißte sie zusammen. Der Mann, der sie voneinander getrennt gehalten und sie in ihrer Kindheit auf unterschiedliche Weise gequält hatte.

Er hatte noch nicht mit der E-Mail an Jackson angefangen, als ein Anruf einging. Ryan.

Er ging dran. »Probleme?«

»Ich habe deine E-Mail gesehen. Ich dachte, ich rufe einmal an.«

»Morgen früh hätte auch gereicht.«

»Ich war sowieso wach. Habe darauf gewartet, dass Jamie nach Hause kommt. Sie ist mit Matthew unterwegs.«

»Wirklich?« Der gemeinsame Freund Matthew Holt war in der Stadt schnell zu einer Legende geworden. Er war der Producer und Inhaber von Hardline Entertainment; seine Regale standen voller Grammy Awards, Emmy Awards, Academy Awards, und er mischte quasi überall in der Unterhaltungsindustrie mit. Er hatte außerdem den Ruf, scheu, gefährlich und brillant zu sein. Zudem war er ein absoluter Weiberheld, der jede Frau flachlegte, die nicht bei drei auf den Bäumen war: Single, verheiratet, vergeben, das war völlig egal – anschließend marschierte er ungeniert zur nächsten Glücklichen.

Natürlich wusste Damien besser als jeder andere, dass ein Ruf trügerisch sein konnte, aber wenn man Holts äußerst geheime Inhaberschaft des Masque, eines privaten Sexclubs, in Betracht zog, waren die Gerüchte über Holt wohl nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Alles fügte sich zu einem schlüssigen Bild, deswegen war er überrascht über Ryans Zustimmung, dass dieser Mann seine Frau begleiten durfte.

Schließlich hatte Ryan einen Kontrollzwang, der seinen eigenen alt aussehen ließ. Und was noch ungewöhnlicher war: Obwohl Damien wusste, dass sowohl Ryan als auch Jamie ein gewisses Level an Kink mochten, wusste er auch, dass Ryan nicht gern teilte.

»Ich wusste gar nicht, dass du auf so etwas stehst, mein Freund.«

»Witzig«, entgegnete Ryan. »Wenn Holt nur irgendetwas Intimeres macht, als sie mit einer Hand am Ellbogen durch den Raum zu führen, wird er intime Bekanntschaft mit meiner Faust machen.«

Damien unterdrückte ein Grinsen. So kannte er Ryan. »Und?«

»Holt hat sie zu irgendeiner Hollywood-Party mitgenommen. Mit Kamera-Team und allem Drum und Dran. Sie macht Interviews mit den Promis, dann schneiden sie es zu einem Special zusammen. Dahinter steckte Evelyn.«

»Ich wusste das nicht, aber es überrascht mich gar nicht.« Evelyn Dodge war ein Hollywood-Urgestein und hatte Damien in seiner Zeit als Tennisspieler als Agentin vertreten. Mit ihrer cleveren, ausgebufften Art war sie dafür verantwortlich gewesen, seine Geheimnisse aus der Öffentlichkeit herauszuhalten und ihm gleichzeitig ein Vermögen durch Sponsoring zu sichern. Sie war eine Frau, die sagte, was sie dachte, niemals zurückschaute und die Art Selbstvertrauen hatte, das von echtem Können und Intelligenz herrührte.

Und vor allem unterstützte sie ihn immer, und dafür liebte er sie. Jamie, das wusste er, war in verdammt guten Händen.

»Das Angebot kam ganz kurzfristig«, sprach Ryan weiter. »Und was das Timing betrifft – nun ja, ich denke, Jamie wusste, dass Nikki gerade andere Dinge im Kopf hatte.«

Nikki und Jamie standen sich seit der Highschool-Zeit in Dallas so nah wie Geschwister, und es gab kaum eine Zeit, zu der die eine nicht wusste, wie es der anderen ging. Was bedeutete, dass dies die Nachwirkungen von der Entführung waren.

»Die ganze Sache hat sich in weniger als achtundvierzig Stunden nach Annes Rückkehr ergeben«, sagte Ryan, als könnte er Damiens Gedanken lesen. »Sie wird es Nikki beim nächsten Treffen erzählen, da bin ich mir sicher. Vor allem, weil Lacey Dunlop bereits rotsieht.«

Damien verfolgte den Hollywood-Klatsch nicht aktiv, aber was im Leben seiner Freunde vor sich ging, war ihm wichtig. Er wusste, dass Jamie ihren Job an die aufsteigende Klatschreporterin verloren hatte. Und sie Lacey – wie er annahm – nun gern einen kleinen oder etwas größeren Dämpfer verpassen würde.

»Das freut mich für Jamie«, sagte er und meinte es auch so. »Nikki wird sich ebenfalls wahnsinnig freuen. Gibt es etwas Neues darüber, wer ihr Büro verwüstet hat?«

»Nichts Sicheres. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nichts mit dem Kidnapping zu tun hat. Aber es würde mich nicht wundern, wenn Breckenridge hinter dem Vandalismus steckt.«

»Sehe ich auch so«, sagte Damien und wurde wütend, als er sich an die schrecklichen Worte erinnerte, die an die Wände des damals noch leeren Büros seiner Frau gesprüht worden waren. Er hatte es nicht verhindern können. Und er wusste nicht mit Sicherheit, wer dahintersteckte.

Er hatte sie lediglich im Nachhinein beruhigen können, und Nikki hatte ihm wiederholt versichert, es wäre schon in Ordnung. Aber für Damien war es das natürlich nicht.

Er wollte Rache nehmen, aber wie, ohne jeden Beweis?

Er stimmte Ryans Einschätzung zu, dass Richard Breckenridge zu den dringend Tatverdächtigen gehörte. Schließlich war der frühere Investor vom Domino nicht sehr angetan gewesen, als Damien sich von ihm getrennt hatte, nachdem etliche Anschuldigungen à la #metoo öffentlich geworden waren.