My Sister's Flirty Friend - Piper Rayne - E-Book

My Sister's Flirty Friend E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Regeln sind da, um gebrochen zu werden – Dasselbe gilt nicht für das Herz der Schwester deines besten Freundes …  Jed Greene hat die goldene Regel gebrochen: Fang nichts mit der besten Freundin deiner Schwester an. Zu seiner Verteidigung ist Jed gerade ziemlich durch den Wind, hat er doch vor wenigen Tagen herausgefunden, dass er eine dreijährige Tochter hat. Nicht gerade Neuigkeiten, die er gut verkraften kann. Niemand soll von dem One-Night-Stand mit Molly erfahren, mit dem er sich ablenken wollte. Zwischen den beiden knistert es seit Jahren, und es ist klar, dass sie am besten die Finger voneinander lassen sollten. Jed und Molly schwören einander, ihre gemeinsame Nacht für sich zu behalten – doch in Kleinstädten läuft nicht immer alles so, wie man es sich vornimmt. Schon bald brodelt die Gerüchteküche …  Alle Bände der spicy Greene-Family-Serie: Band 0.5: My Twist of Fortune Band 1: My Sexy Enemy Next Door Band 2: My Almost Ex Band 3: My Secret Vegas Wedding Band 3.5: A Greene Family Summer Party Band 4: My Sister's Flirty Friend Band 5: My Unexpected Surprise Band 6: My Sexy Famous Rival Band 6.5: A Greene Family Vacation Band 7: My One True Ex-Best Friend Band 8: My Fake Fiancé Band 9: My Brother's Forbidden Friend Band 9.5: A Greene Family Christmas

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My Sister's Flirty Friend

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Regeln sind da, um gebrochen zu werden – Doch das gilt nicht für das Herz der Schwester deines besten Freundes … 

Jed Greene hat die goldene Regel gebrochen: Fang nichts mit der besten Freundin deiner Schwester an. Zu seiner Verteidigung ist Jed gerade ziemlich durch den Wind, hat er doch vor wenigen Tagen herausgefunden, dass er eine dreijährige Tochter hat. Nicht gerade Neuigkeiten, die er gut verkraften kann. Niemand soll von dem One-Night-Stand mit Molly erfahren, mit dem er sich ablenken wollte. Zwischen den beiden knistert es seit Jahren, und es ist klar, dass sie am besten die Finger voneinander lassen sollten. Jed und Molly schwören einander, ihre gemeinsame Nacht für sich zu behalten – doch in Kleinstädten läuft nicht immer alles so, wie man es sich vornimmt. Schon bald brodelt die Gerüchteküche … 

Alle Bände der Greene-Family-Serie:

Band 0.5: My Twist of FortuneBand 1: My Sexy Enemy Next DoorBand 2: My Almost ExBand 3: My Secret Vegas WeddingBand 3.5: A Greene Family Summer PartyBand 4: My Sister’s Flirty FriendBand 5: My Unexpected SurpriseBand 6: My Sexy Famous RivalBand 6.5: A Greene Family VacationBand 7: My One True Ex Best FriendBand 8: My Fake FiancéBand 9: My Brother’s Forbidden FriendBand 9.5: A Greene Family Christmas

Piper Rayne

My Sister's Flirty Friend

Roman

Aus dem Englischen von Cherokee Moon Agnew

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever

Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Dezember 2023© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2023Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Die amerikanische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel: My Sister's Flirty Friend© 2021 by Piper RayneUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus

ISBN 9783958187696

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

Leseprobe: Faking it with #41

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

JED

»Jed, ich bräuchte hier draußen mal deine Hilfe!«, ruft Molly vom Flur aus und klopft an meine Bürotür.

Es macht mir überhaupt nichts aus, meine Arbeit zu unterbrechen. Mein Stiefbruder Cade und ich führen zusammen eine Brauerei. Normalerweise kümmert er sich um den Papierkram, doch da er gerade seine Traumhochzeit mit seiner Verlobten Presley plant, hat er mich gebeten, ein paar seiner Aufgaben zu übernehmen.

Seit wir die Brauerei nach dem College gegründet haben, kümmert er sich um das Geschäftliche, ich mich um das Bierbrauen und das Personal, daher habe ich ganz vergessen, wie sehr ich diesen Scheiß hasse. Außerdem bin ich das Gesicht der Bar und sollte draußen bei den Gästen sein.

Nichts gegen Cade. Die Leute lieben ihn. Er ist hier aufgewachsen, während ich erst in meinem letzten Highschool-Jahr in die Stadt kam. Meine Mom heiratete seinen Dad – was eine ganz andere Geschichte ist –, und aus Feinden wurden Freunde und schließlich Brüder. Ich liebe ihn wirklich, aber ich finde, langsam wird das mit dieser Hochzeit ein bisschen zu viel.

Ich öffne meine Bürotür und schleppe mich über den Flur. Die Brauerei hat sich ganz schön schnell gefüllt. Ich hätte damit rechnen müssen, schließlich ist heute der letzte Tag, bevor die Hauptsaison in unserer kleinen Stadt Sunrise Bay, Alaska, beginnt. Wundert mich, dass Molly nicht schon viel früher an die Tür getrommelt hat.

Sie arbeitet hinter der Bar, gekleidet in einer löchrigen schwarzen Skinny-Jeans und ihrem Truth or Dare Brewery-Shirt, das ein klein wenig zu eng ist, vor allem an der Brust. Eigentlich sollte mir das nicht auffallen, denn Molly ist die beste Freundin meiner Schwester Nikki. Nikki würde mir die Augen auskratzen, wenn sie wüsste, was mir manchmal durch den Kopf geht, wenn ich Molly sehe.

Aber sie sieht einfach immer so hübsch aus – und sie flirtet mit mir, ich bin also nicht allein mit meinen Gedanken. Aber es ist nun mal Molly. Sie flirtet mit der ganzen Stadt.

»Das wurde aber auch Zeit«, knurrt sie, schiebt sich an mir vorbei und greift sich eine Dose unseres neuen Hard Seltzer. Sie öffnet sie und reicht sie einer Blondine, die am Tresen wartet.

»Ich habe jede Menge Bürokram zu erledigen, und Cade ist schon wieder nicht da.« Ich nehme eine Bestellung entgegen und zapfe dem Gast ein Bier.

»Er heiratet bald.«

»Und wir wissen alle, was ich von der Ehe halte.«

Zu zweit arbeiten wir hinter der Bar, auf der sich die Bestellungen türmen, während sich die anderen Bedienungen um die Gäste an den Tischen kümmern. Ich hätte für heute Abend wirklich mehr Personal einplanen müssen. Cade meinte ja, er würde später kommen, aber doch nicht so spät.

Normalerweise ist es eine Tradition der Greene-Familie, dass wir uns am letzten Abend vor Beginn der Hauptsaison hier treffen.

Nikki kämpft sich durch die Menge und schnappt George von Handyman Haven den Hocker weg. »Ich bin fix und fertig.«

»Sorry.« Ihr Mann, Logan, folgt ihr und entschuldigt sich bei allen, die Nikki böse Blicke zuwerfen. »Schwangerschaft.«

Nikki verdreht die Augen. »Du musst dich nicht für mich entschuldigen. Ich trage eine verdammte Wassermelone mit mir herum, und du meinst, es wäre romantisch, um die Bucht zu spazieren.«

Lachend schiebt Molly ihr ein Glas Wasser zu. »Wie geht’s dir denn?«

Nikki sieht sie ausdruckslos an. »Was glaubst du denn? Wenn mich die Leute schon vorher für eine Zicke gehalten haben, werden sie mich noch vor der Geburt als Cruella de Vil bezeichnen.«

»Dann hör doch auf, so zickig zu sein«, erwidere ich und nehme die Bestellungen von einer Gruppe Frauen entgegen. Abwechselnd mustern sie mich von Kopf bis Fuß und lächeln mich flirtend an. Was soll ich sagen? Ich bin nun mal ein Frauenschwarm.

»Pass bloß auf, was du sagst, Jed«, warnt mich Nikki, doch ich bin zu sehr mit den Bestellungen beschäftigt, um mir ernsthaft Sorgen zu machen.

»Sie ist echt kurz davor, mit jedem in den Ring zu steigen, der ihren Weg kreuzt.« Logan reißt die Augen auf, um uns zu verstehen zu geben, dass er es ernst meint.

»Da wir gerade davon sprechen …« Während ich mich mit Logan und Nikki unterhalte, nehme ich die Kreditkarte der Dame entgegen, die die Runde schmeißt, und kassiere sie ab. »Fisher und ich planen für Sonntagabend eine Fight Night bei uns zu Hause.«

»Warum?« Nikki runzelt die Stirn. »Logan kämpft nicht mehr.«

»Ist doch ein guter Vorwand, um sich zu treffen.« Ich zucke mit den Schultern und gebe der Dame ihre Karte zurück.

Nikki zieht die Augenbrauen hoch. Ich kann es ihr nicht verübeln. Wer hätte gedacht, dass ich die gesamte Familie bei mir zu Hause haben will? Normalerweise ist das einzig Gute daran, dass meine Mom dann das ganze Haus putzt. Doch seit drei meiner Geschwister ihre besseren Hälften gefunden haben, habe ich das Gefühl, dass unsere Patchwork-Familie auseinanderdriftet.

»Okkaaayyy.« Nikkis Blick wandert zu Molly, die nur mit den Schultern zuckt und sich weiter um die Gäste kümmert.

»Urteilst du jetzt etwa über mich?« Ich schiebe mich an Molly vorbei.

Seit sie hier arbeitet, haben wir unsere Abläufe hinter der Bar perfektioniert. Wir gleiten aneinander vorbei, ohne uns anzurempeln, denn wir scheinen uns der Nähe des jeweils anderen mehr als bewusst zu sein. Wir halten die Ohren auf und reichen dem anderen ein Bier aus dem Kühlschrank, wenn einer von uns gerade näher dransteht. Verdammt, wir haben sogar den flirtenden Vibe zwischen uns perfektioniert – und alles, ohne jemals eine Grenze zu überschreiten.

Aber fast wäre es passiert. Letztes Jahr hat mich Molly dabei erwischt, wie ich mir im Büro einen runtergeholt habe. Ich weiß, total unprofessionell, aber wenn ihr gesehen hättet, wie schön sie an diesem Tag ausgesehen hat, würdet ihr mich verstehen. Ich konnte unmöglich länger warten, ansonsten hätte ich etwas Dummes angestellt. Als sie ins Büro platzte, trafen sich kurz unsere Blicke – ihrer war voller Entsetzen, meiner voller Lust. Ich weiß, dass ich schwach geworden wäre, wenn sie hereingekommen wäre, doch sie tat es nicht. Stattdessen zog sie mit einem Aufschrei die Tür zu. »Ich weiß, dass er groß ist, aber so Furcht einflößend nun auch wieder nicht«, murmelte ich – natürlich erst, nachdem ich fertig war und das Büro verlassen hatte.

Sie zog mich damit auf, dass er überhaupt nicht groß sei und sie ihn wahrscheinlich nicht mal unter einem Mikroskop mit einer Pinzette finden würde. Ich habe nur gelacht, denn ich stehe auf Humor, vor allem in unangenehmen Situationen.

Während der nächsten halben Stunde trudeln immer mehr Greenes ein und setzen sich an den Tisch, den Nikki verteidigt, als wären die Stühle ihre Jungen. Sie gehört definitiv nicht zu den Frauen, die in ihrer Schwangerschaft regelrecht aufblühen.

Als Cade hereinkommt, stöhne ich auf. »Endlich.«

Er wirft mir einen Blick zu und gibt Presley einen Kuss auf die Wange, bevor er einen Stuhl für sie heranzieht. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich später komme.«

»Jetzt müssen wir Molly eine Gehaltserhöhung geben«, erwidere ich.

»Oh, das gefällt mir«, säuselt sie und schenkt einer Gruppe Typen am Ende des Tresens Bier ein.

Molly serviert ihnen die Drinks, und ich beobachte, wie alle Typen sie angaffen. Molly ist kein Mädchen von nebenan. Sie ist wild, immer zu allem bereit, und sie hat eine so scharfe Zunge, dass man wissen will, was im Bett aus ihrem Mund kommen würde. Ich glaube, sie gehört zu den Frauen, die ganz klar sagen, was sie wollen. Was mich wahnsinnig anmacht. Wäre sie nicht die beste Freundin meiner kleinen Schwester, hätte ich schon längst den ersten Schritt gemacht.

Nachdem sie die Männer bedient hat, geben sie ihr ein Trinkgeld. Sie dreht ihnen den Rücken zu und schiebt den Zwanzig-Dollar-Schein in ihren BH.

»Hey, was ist mit der Gemeinschaftskasse passiert?« Ich schüttle das Trinkgeldglas hinter dem Tresen.

»Wenn du dir Brüste wachsen lässt, die dir auch Zwanzig-Dollar-Scheine einbringen, teile ich das Trinkgeld liebend gern mit dir.« Sie lächelt mich an und geht hinüber zu meiner Familie.

»Fight Night am Sonntag bei uns zu Hause«, verkünde ich allen.

»Oh gut. Ich habe euch nämlich etwas Wichtiges mitzuteilen«, sagt meine Mom.

Alle Geschwister wechseln Blicke.

Meine Mom ist zwar in Sunrise Bay aufgewachsen, ist aber nach Arizona gezogen, nachdem sie meinen Dad geheiratet hat. Doch nachdem der Arsch sie betrogen hat und sie sich haben scheiden lassen, ist sie zurückgekommen. Sie und Hank, Dads Cousin, haben ihre Gefühle füreinander neu entdeckt, geheiratet und aus zwei Familien eine gemacht. Das letzte Mal, als sie uns »etwas Wichtiges« mitzuteilen hatte, war, als sie mit unserem kleinen Bruder Rylan schwanger war. Ich bin unsicher, ob ich wirklich wissen will, was es diesmal ist.

Es war mal wieder ein toller Abschluss der Nebensaison. Alle Bewohner kamen in die Innenstadt, um den letzten Abend zu genießen, bevor wir wieder von Touristen überrannt werden und uns bis zum Herbst abrackern.

Ich gehe nach hinten ins Büro, um mir die Zahlen des heutigen Abends anzusehen. Cade hat zwar angeboten zu bleiben, doch ich habe ihm gesagt, er solle mit Presley nach Hause gehen. Ich habe sowieso nichts Besseres zu tun, und so wird wenigstens einer von uns heute Nacht flachgelegt. Das ist das Problem, wenn man als Familie ein Unternehmen führt: Selbst wenn man sich über sie ärgert, tut man dennoch das Richtige und darf sich nicht mal querstellen.

Ich stecke das Bargeld in einen Umschlag und lege ihn in den Safe, bevor ich es morgen zur Bank bringe. Ich setze mich gerade wieder auf meinen Schreibtischstuhl, da öffnet sich langsam die Tür.

»Ich gehe jetzt. Alles erledigt«, sagt Molly und lehnt sich an den Türrahmen.

Ich lehne mich zurück und lege die Fingerspitzen aneinander. »Danke.«

»Bist du fast fertig? Ich kann auch warten.« Sie kommt herein, setzt sich auf meinen Schreibtisch und schlägt die Beine übereinander.

Mein Gott, wie schön sie doch ist. Das fand ich schon, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Ich habe mich schon oft gefragt, was aus uns geworden wäre, wenn Nikki sie nicht für sich beansprucht hätte.

Ich deute auf den Schreibtisch. »Ich sollte noch das erledigen, womit ich vorhin nicht fertig geworden bin, weil du nicht mit den Gästen klargekommen bist.«

Sie schiebt die Hände unter ihre Schenkel, legt den Kopf schief und zieht die Brauen hoch. Ihre Augen funkeln frech. »Ist doch nicht meine Schuld, dass alle Typen mit mir flirten wollen.«

»Du musst ja nicht zurückflirten. Soweit ich weiß, steht vor dem Laden kein Schild, dass wir ein Stripklub sind.«

»Eifersüchtig?« Lächelnd lässt sie den Blick über meinen Körper schweifen und betrachtet meine tätowierten Arme.

»Niemals.«

Lüge. Alles Lügen. Natürlich bin ich eifersüchtig, dass Molly so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht auch meinen Spaß habe. Manchmal glaube ich, wir sind aus demselben Holz geschnitzt. Wir wollen beide keine feste Beziehung. Ich habe es noch nie erlebt, dass Molly an jemandem Interesse gezeigt hätte, abgesehen von ein paar Dates. Sie findet an jedem Typen etwas, das ihr nicht passt.

Da sitzen wir nun und blicken uns in die Augen. Eigentlich nur kurz, aber es fühlt sich an wie eine geschlagene Stunde, während sich die sexuelle Energie zwischen uns ausbreitet wie dicker Nebel nach einem Sturm.

Ich räuspere mich, wende den Blick ab, und sie hüpft von meinem Schreibtisch. »Bis dann, Chef.« Sie streicht sich das dunkle Haar über die Schulter und wirft mir einen letzten Blick zu, bevor sie geht.

»Soll ich dich zum Auto begleiten?«

Im Türrahmen bleibt sie stehen und sieht mich beinahe schüchtern an. »Keine Sorge. Ich bin schon erwachsen.«

Also bleibe ich sitzen und bewundere ihren Körper, während sie lacht und schließlich verschwindet. Ein paar Sekunden später hallt das Geräusch der sich öffnenden und zufallenden Hintertür über den Flur.

Vielleicht ist es dumm von mir, nicht die Initiative zu ergreifen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich auf mich einlassen würde, und Nikki würde definitiv nichts davon mitbekommen. Während ich alle Gründe durchgehe, warum es in Ordnung wäre, mit Molly zu schlafen, komme ich langsam zu Sinnen. Molly ist ein fester Bestandteil unserer Familie. Wie all unsere Freunde behandelt Mom auch sie, als wäre sie eine von uns. Es ist also unmöglich, dass sie so ist wie die Frauen, auf die ich normalerweise stehe. Die, die ich einfach vögeln und vergessen kann. Denn Molly geht nirgendwohin.

Außerdem habe ich mit siebzehn beschlossen, mich nie wieder auf eine Beziehung einzulassen.

Kapitel 2

MOLLY

Samstagmorgen schlängle ich mich in Anchorage zwischen den Autos hindurch und werfe einen nervösen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Wenn ich wieder zu spät komme, putzt mich Professor Locklear bestimmt vor versammelter Mannschaft herunter. In meinem Studiengang bin ich die Älteste, da ich seit der Highschool nur in Teilzeit studiere, was auch der Grund ist, warum ich an einem Wochenende Vorlesung habe.

Ich verlasse den Highway, halte kurz an einer roten Ampel, biege rechts ab und brettere die Straße entlang, bis ich den Campus erreiche. Natürlich gibt es auf dem Studierendenparkplatz keine einzige Lücke. Mein Blick fällt wieder auf die Uhr. Noch fünf Minuten bis zur Vorlesung. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass sie hier nicht zu genau kontrollieren, stelle mich auf einen Parkplatz, auf dem man eigentlich nur fünfzehn Minuten stehen darf, schnappe mir meine Tasche und rase zum Vorlesungssaal.

Die Tür ist bereits geschlossen. Als ich sie öffne, wird schnell klar, dass ich Professor Locklears Vortrag unterbrochen habe, denn alle Köpfe drehen sich in meine Richtung. Ich winke vorsichtig und eile die Stufen zur vordersten Reihe hinunter. Mein Stammplatz ist noch frei.

»Vielen Dank, dass Sie sich zu uns gesellen, Miss Monroe.« Mr. Locklear steigt von seinem Podium und stellt sich vor mich. »Wir halten Sie doch hoffentlich nicht von wichtigeren Dingen ab, oder?«

Die Klasse kichert leise.

Ich werfe einen Blick über die Schulter und spüre, wie ich erröte. »Nein, tut mir leid. Ich …«

Er hebt eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen, und da er einer der wenigen Menschen ist, auf die ich höre, bin ich still. Ich habe großen Respekt vor Professor Locklear und verstehe, dass es ihn ärgert, dass ich so oft zu spät komme.

»Wir sprechen uns nach der Vorlesung«, sagt er leise und tritt wieder an sein Pult. »Wie ich eben schon erwähnte …«

Er setzt seinen Vortrag zum Thema Logopädie fort. In diesem Semester kümmert sich jeder von uns gemeinsam mit einer Mentorin oder einem Mentor in der Klinik um ein Kind. Wir haben noch zwei Monate vor uns, aber ich weiß schon jetzt, dass mein kleiner Kerl, Dillon, der Star sein wird. Er hat sich innerhalb kürzester Zeit so gut entwickelt. Da er weit oben im Norden in einem Reservat lebt und dort die Fördermöglichkeiten begrenzt sind, hinkt er ein wenig hinterher.

Ich schreibe mit und beantworte Fragen, denn obwohl ich ständig zu spät komme, bin ich Mr. Locklears Musterstudentin. Das weiß die ganze Klasse, auch wenn es von meinen ehemaligen Mitschülern keiner glauben würde.

Irgendwann sieht Mr. Locklear auf die Uhr und entlässt uns mit den Worten, dass wir den schönen Frühlingstag genießen sollen. Doch dann fällt sein Blick auf mich. »Sie bleiben bitte noch, Miss Monroe.«

Ich packe meine Sachen zusammen, rutsche aus der Sitzreihe und gehe zu ihm. »Tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin. Es ist nur …«

Wieder unterbricht er mich. »Obwohl mich Ihre Ausreden für gewöhnlich amüsieren, gibt es ein Problem, über das wir dringend sprechen müssen. Bitte begleiten Sie mich in mein Büro.«

»Oh, Herr Professor, ich weiß nicht, ob wir so gut zusammenpassen.« Mein Scherz entpuppt sich als schlecht, als er mich böse anfunkelt und mir mit seinen sonst so mitfühlenden dunklen Augen zu verstehen gibt, dass für so etwas jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist.

»Was ist?«, frage ich, und mein Magen hebt sich, als würde ich in einer Achterbahn sitzen. »Sie wollen mir aber nicht sagen, dass mir irgendwo noch ein Credit Point fehlt, oder? Denn ich werde diesen Sommer dreißig, und wenn ich bis dahin nicht meinen Abschluss habe, gelte ich offiziell als Versagerin.«

Er drückt die Tür auf, und wir gehen gemeinsam den Flur mit dem fleckigen PVC-Boden hinab. Ich kann mich einzig und allein auf sein langes dunkles Haar konzentrieren, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hat. Es sieht so weich und glänzend aus, dass ich ihn am liebsten fragen würde, welche Spülung er benutzt, aber für solche Sprüche ist er gerade nicht in Stimmung. Je länger sich das Schweigen zieht, desto größer wird meine Sorge.

Professor Locklear redet nie um den heißen Brei herum. Er sagt einem, wie die Lage ist, und treibt keine Spielchen. Seine freundlichen dunklen Augen quälen mich, bis er seine Bürotür öffnet und mir mit einer Handbewegung bedeutet voranzugehen.

»Setzen Sie sich«, sagt er, schlüpft aus seinem Jackett und hängt es an den Kleiderständer in der Zimmerecke.

Ich saß schon eine Million Mal auf diesem Stuhl, doch diesmal wippt mein Knie vor lauter Nervosität auf und ab. Er setzt sich in seinen Bürostuhl, stützt die Ellbogen auf die Armlehnen und faltet die Hände. Ich will schon fast losschreien, da sieht er mir in die Augen.

»Das wird jetzt schwer für Sie, deshalb rücke ich einfach mit der Sprache heraus. Dillons Vater hat mich gestern Abend angerufen. Sie gehen zurück ins Reservat. Dillons Großvater ist krank geworden, und die Familie braucht sie jetzt.«

»Wie bitte?«

Er nickt. »Seine Entscheidung steht fest. Er wollte, dass ich Ihnen für alles danke, was Sie für Dillon getan haben, und er hofft, dass sie irgendwann wieder nach Anchorage kommen können, aber …«

»Sie lassen mich einfach im Stich«, platze ich heraus.

»So ist es nicht. Natürlich ist die Situation nicht ideal. Ohne die nächsten sechs Wochen können Sie Ihre Arbeit nicht präsentieren, was bedeutet, dass Sie Ihre Praxis im Herbst wiederholen müssen. Dann haben Sie im Dezember Ihren Abschluss.«

Mir rutscht das Herz in die Hose. »Dezember? Da bin ich schon längst dreißig.«

»Es ist doch nur ein halbes Jahr länger, Molly.«

Ich starre zu Boden. Die elfenbeinfarbigen Schnörkel in dem braunen Teppich erinnern mich an ein Labyrinth. Entweder konzentriere ich mich darauf – oder ich falle in Ohnmacht. Mein Herz schlägt jedenfalls so schnell, dass es kein Wunder wäre. »Ich studiere seit Jahren. Sie müssen doch irgendetwas tun können. Können Sie nicht mit dem Studiendekan sprechen?« Ich rutsche vor zur Stuhlkante. »Bitte, Professor.«

»Molly, Sie werden trotzdem Ihren Abschluss bekommen. Nur nicht wie geplant.«

»Wissen Sie, wie lange ich darauf gewartet habe? Im Vergleich zu meinen Kommilitonen bin ich schon steinalt.«

Er legt den Kopf schief und sieht mich an, als wollte er sagen: Stimmt doch gar nicht. Aber während die anderen ständig Party machen und sich mit ihren Verbindungsschwestern und -brüdern treffen, habe ich außer Studium und Arbeit kein Leben.

»Nun, zumindest fühlt es sich so an. Zwölf Jahre, Professor Locklear. Ich kann nicht länger warten. Ich will, dass mein Leben endlich losgeht. Es muss doch irgendetwas geben, das man tun kann.« Eine Träne rollt über meine Wange, doch ich wische sie weg, bevor er sie sieht. Hoffe ich jedenfalls. »Bitte. Vielleicht finde ich ja ein anderes Kind, mit dem ich arbeiten kann.«

»Sie wissen, dass wir sowieso jedes Jahr Schwierigkeiten haben, genügend Anmeldungen zusammenzubekommen. Viele Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder von Studierenden behandelt werden.«

»Können wir es wenigstens versuchen?« Ich hasse es, so zu betteln, doch es fühlt sich an, als befände ich mich im freien Fall und würde verzweifelt versuchen, mich an irgendetwas festzuklammern.

Er atmet laut aus. »Sie müssten für Ihren Bericht das benutzen, was Sie mit Dillon gemacht haben, und das, was Sie dann mit dem neuen Kind machen. Und ich kann nicht zulassen, dass das neue Kind nach gerade einmal sechs Wochen mit Ihnen wieder weggeschickt wird. Das wäre nicht fair.«

»Das stimmt vollkommen. Ich kann die Therapie nach Schuljahrsende fortsetzen.«

»Sie könnten dann zwar Ihren Abschluss machen, müssten aber den gesamten Sommer über arbeiten. Da ich einen Sommerkurs gebe und ohnehin da bin, könnte ich den Dekan bitten, Sie zu betreuen.«

»Bitte.« Flehend falte ich die Hände. »Ich tue alles.«

Er sieht mich lange und durchdringend an. »Dann kommen Sie also ab jetzt immer pünktlich zur Vorlesung?« Er hebt eine seiner buschigen Augenbrauen.

Ich lasse die Schultern hängen. »Es ist ja nicht so, als würde ich absichtlich zu spät kommen.« Jetzt zieht er auch noch die andere Braue hoch. »Deal. Ich werde nicht mehr zu spät kommen.«

»Das bezweifle ich.« Er dreht den Kopf und sieht zum Fenster hinaus. »Ich spreche mit Dekan Witner und melde mich bei Ihnen. Aber ich kann nichts versprechen.«

Ich springe vom Stuhl auf. »Vielen Dank!«

Er hebt eine Hand. »Freuen Sie sich nicht zu früh. Wäre es jemand anderes …«

»Würden Sie dasselbe tun«, beende ich den Satz für ihn, denn so ist Professor Locklear nun mal.

»Wahrscheinlich. Und jetzt verschwinden Sie, damit ich mir überlegen kann, wie ich das dem Dekan am besten vorbringe und wo ich so schnell ein anderes Kind auftreibe.«

Ich führe einen kleinen Freudentanz auf, umarme ihn aber nicht, obwohl ich es am liebsten tun würde. »Danke noch mal.«

Er nickt und scheucht mich zur Tür hinaus.

Nachdem ich seine Bürotür hinter mir zugezogen habe, atme ich lange aus. Wie sollen sie mir meinen Abschluss verweigern, wenn ich ein Kind finde, mit dem ich arbeiten kann? Sieht so aus, als müsste ich mit Lucy Greene sprechen. Sie ist Grundschullehrerin und kennt sicherlich ein Kind, das von Logopädie profitieren würde.

Kapitel 3

JED

Am Sonntagnachmittag treffen sich alle bei Fisher und mir zu Hause, und wir sehen uns gemeinsam den MMA-Kampf von gestern Abend an. Wir hätten ihn schon gestern geschaut, aber wir mussten alle arbeiten. Ich kippe eine Tüte Chips in eine Schüssel, stelle sie auf den Couchtisch und setze mich neben meinen jüngsten Bruder Rylan.

»Mein Baby sagt danke für die Nährstoffe«, bemerkt Nikki und greift in die Schüssel.

»Nur das Beste für meine Nichte oder meinen Neffen.« Ich zwinkere ihr zu und schnappe mir die Fernbedienung, denn der Kampf ist gerade vorbei.

»Leute, ich habe noch Sachen im Inn zu erledigen. Ich muss jetzt los.« Mandi steht hinter dem Stuhl, auf dem Nikki auf Logans Schoß sitzt.

Die beiden hängen ständig aufeinander. Und jetzt tuscheln sie auch noch. Wenn ich selbst auf meine schwangere Schwester neidisch bin, weil sie es später zu Hause von ihrem Mann besorgt bekommt, wird es höchste Zeit, dass ich auch mal wieder flachgelegt werde.

»Noch nicht«, widerspricht Nikki. »Mom wollte uns doch noch etwas mitteilen.«

Ich hätte Geld darauf verwettet, dass Logan und Nikki so schnell wie möglich nach Hause wollen. Die beiden stehlen sich bei jeder Gelegenheit davon.

»Wenn sie schwanger ist, ziehe ich bei einem von euch ein.« Rylan nimmt sich einen von den Controllern für die Spielekonsole, und Fisher und ich tun es ihm gleich.

»Sie kann unmöglich schwanger sein«, erwidere ich und werfe meinem kleinen Bruder einen schiefen Blick zu. Dafür ist sie mittlerweile doch sicherlich zu alt, oder nicht?

»Die zwei sind noch schlimmer als du und Logan«, sagt Xavier zu Nikki. »Wie jetzt zum Beispiel.«

»Hey, die Sitzplätze sind begrenzt. Wir tun euch alle einen Gefallen, indem wir uns einen Stuhl teilen«, wehrt sich Logan und drückt sie fester an sich.

»Bestimmt müssen sie gleich gehen«, bemerkt Mandi, und Nikki streckt ihr die Zunge heraus.

Die Tür geht auf, und herein kommen Mom und Hank mit Fahnen und Schildern, auf denen »Vote Greene« steht. Wir starren sie an, während sie durch den Raum gehen und die Sachen verteilen. Was zur Hölle passiert hier?

Dann zückt Mom eine Tüte voller Anstecknadeln. »Ratet mal, was?«

»Dad will Bürgermeister werden?«, schlägt Adam vor.

Das kann ich mir nicht vorstellen, denn Hank ist viel zu sehr mit seinem Bauunternehmen beschäftigt. Entweder will Mom eine oder einen von uns rekrutieren, was mich nicht wundern würde, oder sie lässt sich selbst zur Wahl aufstellen. Sam Klein, der amtierende Bürgermeister von Sunrise Bay, hat gerade verkündet, dass er nach dieser Amtszeit in Rente geht.

Hank schüttelt den Kopf und hebt die Hände. »Ich nicht.«

Ich wusste es.

»Aber Marla!« Hank hält ihr eine Hand hin, und sie schlägt mit ihm ein.

Alle sind viel zu perplex, um irgendetwas dazu zu sagen.

Mom strahlt wie ein Honigkuchenpferd. »Ganz richtig. Ich habe beschlossen, als Bürgermeisterin zu kandidieren.«

»Warum?« Missbilligend starrt Mandi auf ihre Fahne. »Hast du nicht genug zu tun?«

»Du scheinst dich nicht gerade zu freuen.« Moms Lächeln verebbt, während sie den Blick durch den Raum schweifen lässt. »Keiner von euch.«

Hank stellt sich hinter Mom und funkelt uns über ihren Kopf hinweg böse an.

Also setzen wir alle ein Lächeln auf.

»Das ist ja großartig«, sage ich breit grinsend. »Wir hängen in der Brauerei ein Plakat auf.«

»Und ich kann eins bei Fringe aufhängen«, wirft Posey ein. »Womit kann ich dir sonst noch helfen? Ich könnte deine Wahlkampfmanagerin werden. Oder du richtest dir bei Fringe ein Büro ein.«

»Schleimerin«, hustet Fisher.

Posey ist immer Moms größte Befürworterin. Früher waren die beiden zusammen auf Messen und Bauernmärkten, um dort Moms Salatdressings zu verkaufen. Posey ist von uns allen wahrscheinlich die beste Verkäuferin, was sie bestimmt von meinem Dad geerbt hat. Jeder weiß, dass er allen alles andrehen kann.

»Ihr werdet alle euren Teil dazu beitragen, eure Mom zur Bürgermeisterin zu machen, also werft die grauen Zellen an«, sagt Hank streng.

»Als wäre mein Leben nicht schon peinlich genug«, seufzt Rylan und versinkt tiefer im Sofa.

Ich wuschle ihm durch das Haar. »Hey, vielleicht verschafft dir das Pluspunkte bei den Mädels.«

Natürlich wird das nicht passieren. Es ist sowieso schon schwer genug, in dieser Stadt ein Greene zu sein, und wenn die eigene Mutter dann auch noch Bürgermeisterin wird …

Plötzlich klopft es an der Haustür. Wir wechseln Blicke und wundern uns, wer das sein könnte. Die meisten von uns sind eh schon hier, und die, die nicht da sind, würden nicht klopfen. Stöhnend legt Fisher den Controller beiseite und steht auf, um die Tür zu öffnen. Davor steht ein Anzugträger mit einem Aktenkoffer in der Hand.

»Ist jemand gestorben?«, will Rylan von Mom wissen.

Sie und Hank gehen auf ihn zu.

»Ich würde gern mit Jed Greene sprechen«, sagt der Mann.

Mom, Hank und Fisher drehen sich um und funkeln mich böse an. Doch ich spiele weiter Mario Kart, denn ich bin gerade in der letzten Runde und kurz davor zu gewinnen.

»Jed«, tadelt mich Mom, weil ich nicht sofort springe. Es ist Sonntagnachmittag, wahrscheinlich will er irgendetwas verkaufen. »Der Herr will dich sprechen.«

Ich blicke auf und lasse den Controller fallen, genervt, dass ich das Spiel jetzt auf Pause stellen muss, nur um mir neue Fenster oder sonst was andrehen zu lassen.

Lucy, Chevelle und Cam kommen aus der Küche ins Zimmer, weil sie wissen wollen, wer geklingelt hat.

»Ich bin Jed«, sage ich und schiebe die Hände in die Hosentaschen.

»Würden Sie lieber draußen sprechen?«, fragt der Mann und deutet zur Tür.

Lachend werfe ich einen Blick nach hinten. »Nein, ich habe nichts zu verbergen.«

Wenn ich mit ihm rausgehe, lauschen die anderen sowieso an der Tür. So etwas wie Geheimnisse gibt es in dieser Familie nicht.

»Wir haben Ihnen einen Brief geschickt und versucht, Sie telefonisch zu erreichen, doch da die Zeit drängt, dachte ich, ich komme lieber persönlich vorbei. Ich war ein Freund meiner Klientin.«

Ich habe keine Ahnung, wovon er redet, doch die Sache mit der Klientin macht mich stutzig. Ich runzle die Stirn, verschränke die Arme vor der Brust und stelle mich breitbeiniger hin. »Die Zeit drängt?«

»Du hast deine Post nicht geöffnet?«, schimpft Mom von hinten.

Mein Blick fällt auf den Stapel ungeöffneter Briefe auf dem Tisch neben der Tür. Verklagt uns doch. Fisher und ich sind Junggesellen, außerdem wird mittlerweile sowieso alles elektronisch erledigt.

»Ich war beschäftigt«, sage ich zu meiner Mom.

»Mein Name ist David Webb. Ich bin Anwalt und ein Freund von Tanya Eaton.«

Ich nicke langsam. »Okay …«

»Erinnern Sie sich noch an Tanya Eaton?«, fragt Mr. Webb.

»Oh, der Tag ist gekommen«, bemerkt Mandi.

»Was meinst du?«, flüstert Nikki Mandi lauter zu, als sie sollte.

Doch der Anwalt kommt Mandi zuvor. »Leider ist Mrs. Eaton vor wenigen Wochen aufgrund eines heftigen Asthmaanfalls verstorben.«

»Oh«, seufzt Mom.

»Tut mir leid, das zu hören, aber ich kenne keine Tanya Eaton.« Ich sehe Mom über die Schulter an. Sie hat die Hand auf ihre Brust gelegt und blickt drein, als hätte sie die Frau persönlich gekannt.

»Vor ungefähr fünf Jahren hatten du und Mrs. Eaton … Beziehungen.«

Meine Geschwister lachen alle über das Wort. Ich bin voll bei ihnen. Sag doch einfach, dass wir gevögelt haben. Trotzdem weiß ich nicht, warum dieser Typ auf meiner Türschwelle steht und mir das alles erzählt. Ich kann mich an keine Tanya Eaton erinnern, und es tut mir leid, dass sie gestorben ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir nichts hinterlassen hat.

Mom und Hank bringen die Gruppe zum Schweigen.

David Webb fährt fort, ohne zu warten, ob ich etwas dazu zu sagen habe. »Diese Beziehungen haben zur Empfängnis eines kleinen Mädchens geführt. Tan … Miss Eaton hat Sie als den Vater angegeben, und laut Testament will sie, dass Sie das alleinige Sorgerecht bekommen. Sie hat sonst keine lebenden Verwandten.«

Mein gesamter Körper wird taub. »Wie bitte?«, flüstere ich und lasse die Arme hängen.

Das ist unmöglich. Ich verhüte immer. Immer. Und im Gegensatz dazu, was alle denken, schlafe ich nicht mit so vielen Frauen, dass ich mich nicht an ihre Namen erinnern könnte.

»Aber zuerst müssen Sie nach Minnesota kommen und einen Vaterschaftstest machen.«

»Das kann unmöglich sein. Ich kenne diese Frau nicht.« Jetzt, da ich wieder ein wenig Gefühl im Körper habe, schüttle ich den Kopf.

»Hier.« Mr. Webb greift in die Tasche seines Jacketts und zieht ein Foto heraus. »Das sind Tanya und … das Mädchen.«

Bevor meine Finger das Foto überhaupt berührt haben, starrt mir bereits das kleine Mädchen entgegen. Meine Lungen ziehen sich zusammen, und ich kann kaum noch atmen. Meine Familie versammelt sich um mich und versucht, ebenfalls einen Blick darauf zu erhaschen. Dass sie alle nach Luft schnappen, bestätigt nur, dass sie sehen, was ich sehe: die braunen Augen, die genauso aussehen wie meine.

Der Großteil meiner Familie ist gegangen, nachdem die Bombe, dass ich eine Tochter habe, geplatzt ist. Alle außer Mom und Hank. Selbst Fisher hat behauptet, er müsse sich auf dem Revier dringend um etwas kümmern.

Mom schiebt mir über den Küchentisch eine Tasse Tee zu und rührt ein Zuckerpäckchen in ihren eigenen. Keine Ahnung, warum sie denkt, dass ich jetzt einen Tee will, also stehe ich auf und nehme mir ein Bier aus dem Kühlschrank.

»Alkohol löst das Problem auch nicht«, schimpft sie.

Sie sollte lieber froh sein, dass ich mir nicht schon längst die Whiskyflasche geschnappt habe.

»Tee beruhigt mich aber auch nicht.« Ich leere das halbe Bier in einem Zug.

Hank runzelt die Stirn, und ich merke, dass er sich fragt, was er als mein Stiefvater jetzt tun soll. Bisher hat er seine Rolle immer fabelhaft gemeistert. Ich habe oft genug miterlebt, wie er seinen eigenen Kindern Standpauken gehalten hat, und weiß, dass er mir jetzt auch die Leviten lesen könnte. Doch er zögert, weil er eben »nur« mein Stiefvater ist. Mein leiblicher Vater würde mir wahrscheinlich sagen, dass ich einfach den Vaterschaftstest machen und mich dann zur Wehr setzen soll. Verdammt, wahrscheinlich würde er mir raten, das kleine Mädchen zur Adoption freizugeben.

»Ich glaube, wir sollten mal einen Gang runterschalten.« Mom legt die Hände flach auf den Tisch. »Wir machen das jetzt Schritt für Schritt. Du reist nach Minnesota, machst den Vaterschaftstest, und dann sehen wir weiter.«

Ich lasse den Blick durch die Küche schweifen und schnaube. »Ich bin kein Vater.«

Hank greift nach dem Foto, betrachtet es erneut und seufzt, bevor er es wieder hinlegt.

»Vielleicht bist du es ja gar nicht«, erwidert Mom. »Wie ich schon sagte, ein Schritt nach dem nächsten.«

Ich nicke und trinke mein Bier aus.

»Zieh jetzt keine voreiligen Schlüsse, Jed.« Anscheinend hat Hank beschlossen, sich jetzt doch einzuklinken. »Bisher wissen wir nur sehr wenig. Du kannst dich nicht an sie erinnern, richtig?«

Ich schüttle den Kopf.

»Nun, wer weiß? Obwohl …« Wieder betrachtet er das Foto und sieht, was alle sehen. »Es könnte auch nur Zufall sein, dass sie dir so ähnlichsieht. Habe ich dir je erzählt, dass Chevelle mit roten Haaren zur Welt kam?«

Mom wirft ihrem Mann einen schiefen Blick zu.

»Niemand hat geglaubt, dass sie unsere Tochter ist. Wir haben sogar gescherzt, dass sie im Krankenhaus vertauscht wurde. Ich will damit nur sagen, dass sich Kinder im Laufe der Zeit verändern. Deine Mom hat recht. Sei jetzt nicht zu voreilig. Vielleicht bist du ja gar nicht der Vater.«

Ich starre zum hinteren Fenster hinaus. Da wir so weit oben im Norden sind, wird es noch stundenlang hell bleiben. »Dann werde ich wohl nach Minnesota fliegen.«

Mom tätschelt mir die Hand. »Lass mich mitkommen.«

Ich schüttle den Kopf, fest entschlossen, die Sache allein durchzuziehen. »Nein. Du musst dich um deine Kandidatur kümmern, und die anderen müssen auch alle arbeiten. Wir haben jetzt Hochsaison. Ich muss mich allein darum kümmern.«

Sie drückt meine Hand, und in ihrem Blick liegt Schmerz. Sie würde mir die Last gern abnehmen.

»Komm, Marla, geben wir ihm ein wenig Zeit zum Nachdenken«, sagt Hank und steht auf.

Ich werfe ihm einen dankbaren Blick zu, denn ich will jetzt tatsächlich allein sein.

Mom beugt sich herunter, um mich zu umarmen. »Ruf an, wenn du reden willst.«

Sie nimmt die Teetassen und stellt sie in die Spüle. Hank klopft mir auf den Rücken, und gemeinsam gehen sie zur Tür hinaus.

Ich gehe zum Kühlschrank, um mir noch ein Bier zu holen, doch als mein Blick auf die Whiskyflasche fällt, beschließe ich, dass das die bessere Option ist. Ich drehe den Deckel ab, nehme einen ordentlichen Schluck, setze mich an den Küchentisch und greife nach dem Foto.

Schluck.

Meine Augen.

Schluck.

Meine Lippen.

Schluck.

Meine Haarfarbe.

Schluck.

Meine gerade Nase.

Großer Schluck.

Ich brauche keinen verdammten Vaterschaftstest. Sie ist mein Ebenbild.

Schluck.

Warum hat mir ihre Mutter nicht von ihr erzählt?

Als die Hintertür aufgeht, fällt das Foto aus meiner Hand und segelt auf den Tisch.

Ich betrachte Molly in ihrem Sportoutfit und kriege sofort einen Ständer. Sie wäre jetzt die perfekte Ablenkung.

Kapitel 4

MOLLY

»Oh, ich dachte, die anderen wären auch noch da.« Mit der Hand auf dem Knauf stehe ich auf Jeds und Fishers Türschwelle.

Cade und Adam haben früher auch hier gewohnt. Es war mal das Haus von Mr. Greene und dessen verstorbener Frau, und er hat es den Jungs vermacht, als sie nach dem College zurückkamen und die Brauerei gründeten. Jetzt, da Cade und Presley ihr eigenes Haus haben und Adam und Lucy wieder zusammen sind, leben nur noch Jed und Fisher hier.

»Sind alle schon gegangen«, murmelt Jed und trinkt einen großen Schluck von etwas, das aussieht wie Whisky.

»Sorry. Ich habe beim Joggen beschlossen, kurz vorbeizuschauen.« Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und trete ein. »Kann ich mir ein Wasser nehmen?«

»Nur zu.« Träge deutet er auf den Kühlschrank.

»Alles okay?«, frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen und öffne den Kühlschrank.

»Alles bestens.«

Ich kenne Jed, seit seine Familie nach Sunrise Bay gezogen ist. Eigentlich ist er immer gut drauf, aber im Moment ganz offensichtlich nicht.

»Okay.« Ich drehe die Wasserflasche auf und öffne den Reißverschluss meiner Sweatjacke, um mich ein wenig abzukühlen. Leider wohne ich immer noch bei meiner Mom zwei Meilen entfernt. Ich dachte, heute wäre ein schöner Abend, um joggen zu gehen und dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte, wenn ich auf dem Weg bei Jed vorbeischauen würde.

»War Lucy auch da?«, frage ich und lehne mich an die Küchentheke.

»Ja, aber sie ist zusammen mit den anderen abgehauen.«

»Abgehauen? Hat es gebrannt?« Ich kichere und wundere mich, dass die Party schon vorbei ist. Die Abende enden bei den Greenes eigentlich nie so früh.

»Kann man so sagen.« Er trinkt einen Schluck aus der Whiskyflasche.

»Okay, was ist los? Willst du es mir erzählen?« Ich habe es satt zu raten, was passiert ist.

Er greift nach einem Foto und wirft es auf die Tischkante. Ich gehe darauf zu und hebe es auf. Es ist ein Bild von einer hübschen Frau und einem kleinen Mädchen in einem Park. Beide lächeln breit in die Kamera.

»Süß. Wer sind sie?« Ich lege es zurück auf den Tisch.

»Anscheinend habe ich diese Frau gevögelt, und das Mädchen ist angeblich meine Tochter.«

Er sagt es so nüchtern, dass es kurz dauert, bis ich die Info verarbeitet habe. Bis er erneut die Flasche ansetzt, habe ich die Augen weit aufgerissen, und mein Herzschlag hat sich beschleunigt.

Ich greife wieder nach dem Foto. Das kleine Mädchen sieht Jed tatsächlich ähnlich. »Überrascht dich das?«

Er durchbohrt mich mit seinem Blick. »Wie bitte?«

»Du lebst nicht gerade enthaltsam. Ich meine … Komm schon, Jed.« Ich lege den Kopf schief.

Er wirkt gekränkt. »Ich verhüte.«

Ich trinke einen Schluck von meinem Wasser. »Das glaube ich dir, aber du hast es bestimmt schon das eine oder andere Mal vergessen oder den Frauen einfach vertraut, wenn sie behauptet haben, sie würden die Pille nehmen.«

So naiv kann er doch nicht sein. Dieser Kerl hat schon mit so vielen Frauen geschlafen, dass das früher oder später passieren musste. Obwohl ich schon den Großteil meines Lebens eine Schwäche für ihn habe, weiß ich genau, welchen Ruf er genießt.

»Ich habe dir doch gesagt, dass ich verhüte. Ich habe niemals nicht verhütet.«

Ich halte das Foto hoch. »Nun, wie es scheint, hat es nicht so gut funktioniert.« Ich wedle mit dem Bild, bevor ich es wieder hinlege.

»Ich werde einen Vaterschaftstest machen. Sie ist nicht mein Kind.«