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Was tun, wenn der Strom ausfällt, Mobilfunknetze versagen und das Internet tot ist? In einer zunehmend digitalisierten Welt sind wir verletzlich – besonders im Katastrophenfall. "Notfunk – wenn nichts mehr geht" bietet eine praxisnahe Einführung in die Welt des Notfunks und zeigt auf, wie Kommunikation auch im schlimmsten Fall aufrechterhalten werden kann. Das Buch erklärt fundiert und verständlich die Grundlagen des Amateurfunks, stellt technische Lösungen für den Blackout-Fall vor und gibt konkrete Anleitungen für den Aufbau einer eigenen Notfunkstation. Es behandelt sowohl individuelle Selbsthilfe-Maßnahmen als auch die Rolle von Notfunknetzen im professionellen Katastrophenschutz. Ob für Behörden, Hilfsorganisationen oder interessierte Privatpersonen – dieses Buch ist ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die sich auf den Ausfall moderner Kommunikation vorbereiten und in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben wollen. Informationssicherheit und Krisenkommunikation werden hier zu praktischen Werkzeugen für den Ernstfall.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Dieses Buch ist allen Kameraden gewidmet,
die im Funkdienst – ob sichtbar oder im Hintergrund –
dafür gesorgt haben, dass unsere Einsätze koordiniert, präzise und effizient abliefen.
Ihr habt keine Medaillen gefordert,
doch ohne euren Beitrag wäre vieles ins Chaos geraten.
Wenn draußen Stress, Druck, Gefahr oder Funkstille
herrschten,
wart ihr die ruhige Stimme in der Leitung,
die Übersicht im Durcheinander,
die Verbindung zur Basis,
das Rückgrat im Unsichtbaren.
Euer Funk war mehr als Technik –
er war Vertrauen, Struktur, Sicherheit.
In Momenten, in denen jeder Fehler
Menschenleben kosten konnte,
habt ihr mit klarem Kopf, Disziplin
und unerschütterlicher Einsatzbereitschaft
den Unterschied gemacht.
Dieses Buch ist euch gewidmet.
Aus Respekt. Aus Kameradschaft. Aus Dankbarkeit.
Silvano B.
Bodyguard SK a.D. / Mental-Drill-InstruktorProlog – Hans, der Funker
Ich habe nie nach vorne gewollt.
Nicht in die Kameras, nicht in die Statistiken. Meine Welt war ein Tisch, ein Funkgerät, ein Notizblock, zwei Ersatzakkus – und das Ohr am Äther.
Manche sagen, ich war „nur“ der Funker. Aber ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn draußen jemand deine Stimme braucht –
weil sie das Einzige ist, was noch da ist.
Einer dieser Menschen war Silvano B. Bodyguard. Einsatzleiter. Einer, der wusste, wie man mit Druck umgeht.
Und einer, der nie vergessen hat, wer im Hintergrund den Puls hielt.
Ich erinnere mich an einen Einsatz im Ausland. Die Lage war instabil.
Die diplomatische Tarnung war brüchig, die Lage auf den Straßen angespannt.
Silvano war mit einem Team unterwegs, hochgefährdetes Zielobjekt.
Wir hatten mehrere Routen vorbereitet – aber die Situation änderte sich im Minutentakt.
Dann kam der Code: „Delta, Delta – Option grün prüfen.“
Das war mein Einsatz.
Ich habe nicht viel gesagt. Habe das Backup-Team akti-viert, eine neue Route koordiniert, einen lokalen Kontakt verschlüsselt eingebunden.
Und ich habe Silvano geantwortet:
„Zentrale hier. Neuer Pfad aktiv. Bleib dran. Ich habe dich.“
Er hat nicht zurückgesprochen. Musste weiter. Aber ich wusste: Er hat mich gehört.
Funk ist mehr als Senden und Empfangen. Funk ist Verbindung, wenn der Körper es nicht mehr schafft.
Funk ist Vertrauen, ohne einander zu sehen. Funk ist Verantwortung, ohne Applaus.
Ich habe nie gefragt, ob mein Name irgendwo auftaucht. Was zählt: Dass sie rausgekommen sind. Dass sie sicher waren.
Dass mein Job getan war – leise, aber wirksam.
Dieses Buch beginnt mit mir, weil ich die erste Stimme war,
wenn andere nur Stille hörten.
Und manchmal auch die letzte, wenn der Rückweg offen blieb.
Ich bin Hans.
Ich war Funker.
Und wenn nichts mehr ging – ging Funk.
Vorwort von Silvano B.Bodyguard SK a.D. / Mental-Drill-Instruktor / CB-Funker & Amateurfunker
In meinem Leben habe ich viele Krisen erlebt – eigene, fremde, geplante und unerwartete. Ich war Personenschüt-zer im In- und Ausland, habe mit Würdenträgern, VIPs und verletzlichen Menschen gearbeitet. Ich kenne den Moment, wenn Sekunden zählen. Und ich weiß, wie sehr in solchen Augenblicken Kommunikation über alles entscheidet: über Sicherheit oder Chaos, Vertrauen oder Misstrauen – manchmal sogar über Leben und Tod.
Ich habe erlebt, wie eine klare Funkdurchsage eine Men-schenmenge beruhigt hat. Und ich habe gesehen, wie feh-lende oder widersprüchliche Informationen eine Eskalation auslösen konnten. Ob im Krisengebiet, bei Einsätzen als Bodyguard oder heute als Mental-Drill-Instruktor – Kom-munikation ist das Rückgrat jeder Stabilität.
Als Funker – ob auf CB-Frequenzen oder im Amateurfunk – weiß ich, wie wichtig ein freier Kanal ist, wie viel Sorg-falt eine Botschaft braucht, und wie entscheidend es ist, wer spricht, wann gesprochen wird, und was gesagt wird.
In der heutigen Zeit, wo Unsicherheit zur neuen Normalität geworden ist – ob durch globale Krisen, Naturkatastro-phen, politische Spannungen oder persönliche Schicksals-schläge – ist Krisenkommunikation nicht mehr nur eine Aufgabe von Profis, sondern eine Fähigkeit, die wir alle brauchen.
Dieses Vorwort soll ein Einstieg sein in eine Welt, die auf den ersten Blick technisch und taktisch wirkt – aber im Kern zutiefst menschlich ist. Kommunikation ist keine Frage der perfekten Worte, sondern der inneren Haltung. Sie beginnt mit Zuhören. Mit Präsenz. Mit dem Mut, in stürmischen Zeiten Stimme zu zeigen.
Ich widme diesen Text all jenen, die in Krisen Verantwor-tung übernehmen – ob mit Uniform oder ohne, ob mit Funkgerät, mit Mikrofon oder einfach mit einem offenen Herzen.
Bleibt wach. Bleibt klar. Und bleibt verbunden. In der Stille liegt oft die Gefahr.
Im gesprochenen Wort – die Rettung.
Silvano B.
Bodyguard SK a.D.
Mental-Drill-Instruktor
CB-Funker | Amateurfunker
Kapitelübersicht – „Notfunk: Kommuni-
kation in der Krise“
Einführung: Wenn alles still wird
1. Einführung: Warum Notfunk?
Bedeutung von Kommunikation in Krisensituationen Die Schwachstellen moderner Kommunikation (Handy, Internet, Strom)
Wer funkt, überlebt – Motivation zur Vorbereitung
2. Grundlagen des Notfunks
Was ist Notfunk?
Frequenzen, Wellen & Geräte – einfach erklärt Kurzwelle, UKW, PMR, CB, Amateurfunk: Unter-schiede und Einsatzzwecke
Gesetzliche Grundlagen (z. B. BNetzA in Deutschland, Lizenzen etc.)
3. Notfunk für Einsteiger: PMR & CB-Funk
Geräte, die jeder nutzen darf
Reichweite & Praxis
Tipps zur Anschaffung und Anwendung Der Funkrucksack für den Ernstfall 4. Amateurfunk: Die Königsklasse
Was bringt ein Amateurfunkzeugnis? Ausbildungswege & Prüfungen Geräte, Antennen, Technik
Weltweite Kommunikation – selbst ohne Internet
5. Funktechnik in der Praxis
Aufbau eines Notfunksets
Antennenbau leicht gemacht
Stromversorgung für Funkgeräte (Akkus, Solar, Po-werbanks)
Wetterfest & mobil – das Funk-Setup für draußen
6. Sprechen wie ein Profi: Funkdisziplin & Funkproto-kolle
Funkalphabet & Codewörter
Gesprächsführung im Krisenmodus Sicherheit, Verschlüsselung & Diskretion
7. Organisation im Ernstfall
Notfunknetze in der Region
Wie man Gruppen aufbaut und organisiert Kommunikation mit Behörden & freiwilligen Helfern Rollenspiele & Notfallübungen 8. Notfunk internationa
Wie funktioniert Notfunk im Ausland? Frequenzübersicht & Vorschriften weltweit Funk in Reise- und Evakuierungsszenarien
9. Spezialfälle: Funk in Extremsituationen Naturkatastrophen, Blackout, Krieg, Flucht Kommunikation ohne Infrastruktur Improvisierte Antennen & Eigenbau-Lösungen
10. Übungen & Checklisten
Praxisübungen für Gruppen und Einzelpersonen 72-Stunden-Kommunikationsplan Checklisten: Geräte, Batterie, Wetter, Position Monatlicher Funk-Drill zur Vorbereitung
11. Tipps von Profis
Interviews mit Funkamateuren, Katastrophenschüt-zern, Preppern
Was in der Krise wirklich zählt Psychologie & Kommunikation in Extremsituationen
12. Die Zukunft des Notfunks
Mesh-Netzwerke, LoRa, Satellitenkommunikation Neue Technologien & alte Tugenden Warum Notfunk bleiben wird
Anhang
Glossar
Frequenzpläne (PMR, CB, Amateurfunk) Kontaktadressen & Netzwerke
Empfehlungen für Ausrüstung
Epilog: Stille ist keine Option
Die Kraft der Verbindung in dunklen Zeiten Nachwort Silvano B.
Einleitung
Wenn alles still wird
Wenn alles still wird, ist es nicht die Ruhe, die uns er-schreckt –
es ist das plötzliche Fehlen dessen, was wir für selbstver-ständlich hielten.
Kein Strom.
Kein Netz.
Kein Signal.
Kein „Ich google mal schnell“.
Keine Stimmen am anderen Ende der Leitung. Nur Stille.
In dieser Stille beginnt etwas Neues. Ein Moment, in dem viele Menschen zum ersten Mal wirk-lich hören –
nicht nur, was draußen geschieht, sondern was in ihnen geschieht.
Dieses Buch trägt den Titel Notfunk, weil genau das bleibt,
wenn alles andere ausfällt:
Ein Kanal.
Ein letzter Draht.
Eine Verbindung,
die dann zählt,
wenn die Welt schweigt.
Es ist ein Buch über mentale Vorbereitung, über das Überleben mit Herz und Verstand, über Funkgeräte und Funkstille,
über Technik – und über Menschlichkeit.
Es ist ein Ruf an alle, die Verantwortung übernehmen wol-len –
für sich selbst, für andere,
und für eine Zukunft, die vielleicht nie so still sein darf wie in diesem Moment.
Kapitel 1: Warum Notfunk?
Es war ein Montagmorgen wie jeder andere. Die Kaffee-maschine blinkte nicht. Der Lichtschalter blieb stumm. Mein Handy zeigte keine Verbindung an. Kein WLAN, kein Empfang, kein Netz. Die Welt war plötzlich still ge-worden.
Zuerst dachte ich, es sei ein lokaler Stromausfall. Vielleicht eine überlastete Sicherung, ein technischer Defekt. Ich tappte durch die Wohnung, tastete mich an Gewohntem vorbei, das plötzlich nicht mehr funktionierte. Der Kühl-schrank war aus. Die Heizung kalt. Keine Nachricht im Radio – denn das Radio blieb ebenfalls stumm.
Es dauerte fast eine Stunde, bis mir klar wurde: Dies war kein gewöhnlicher Ausfall. Es war ein echter Blackout.
In dieser ersten Stunde der Stille wurde mir bewusst, wie sehr ich an der Oberfläche meines Alltags lebte. Alles, was ich für selbstverständlich hielt – Kommunikation, Informa-tion, Licht, Wärme, Austausch – war plötzlich verschwun-den. Und mit jeder Minute ohne Verbindung wuchs eine tiefe, ungewohnte Unsicherheit. Was passiert draußen? Bin ich der Einzige? Was ist mit meiner Familie? Was mit den alten Nachbarn zwei Etagen unter mir?
Ich hatte Glück. Ich war vorbereitet – wenigstens ein we-nig. Ein batteriebetriebenes Kurzwellenradio, ein Solarpa-nel für Notfälle, ein Handfunkgerät, das ich vor Jahren einmal geschenkt bekommen hatte. Ich suchte es, fand es, staubte es ab. Dann hörte ich zum ersten Mal wieder eine Stimme – weit entfernt, verrauscht, aber lebendig. Es war ein Funkamateur aus dem Nachbardorf. Er berichtete, dass weite Teile der Region betroffen seien. Keine offizielle Nachricht. Keine Klarheit. Aber: Ich war nicht allein.
Diese Erfahrung war der Beginn einer Reise – einer inne-ren wie einer praktischen. Ich begann, mich intensiv mit dem Thema Notfunk zu beschäftigen. Nicht aus Panik, sondern aus Verantwortung. Ich wollte vorbereitet sein – nicht nur für mich, sondern für andere. Für meine Familie, für Freunde, für die Menschen um mich herum.
Die Illusion von Kontrolle
In der heutigen Welt leben wir in einem Gefühl permanen-ter Erreichbarkeit. Smartphones verbinden uns mit allem – und doch isolieren sie uns, wenn das System ausfällt. Wir verlassen uns auf Infrastruktur, die unsichtbar und fragil ist. Auf Strom, der immer fließt. Auf Server, die immer laufen. Auf Netze, die niemals reißen.
Doch diese Sicherheit ist brüchig. Naturkatastrophen, poli-tische Konflikte, Cyberangriffe, Sonnenstürme – die Liste der möglichen Auslöser für einen großflächigen Ausfall ist lang. Und sie ist real.
Wenn alles still wird, merken wir, wie laut unser Alltag war – und wie wenig wir wirklich auf Stille vorbereitet sind.
Notfunk bedeutet nicht nur, Geräte zu besitzen. Es bedeu-tet, sich bewusst zu machen, dass Kommunikation mehr ist als Technologie. Es ist Beziehung. Verbindung. Vertrauen. Eine Brücke in der Stille
Ich erinnere mich an eine alte Dame in meiner Nachbar-schaft. Frau M. war über 80, lebte allein, hatte keine Fami-lie mehr. Als der Blackout kam, saß sie in ihrer kalten Wohnung – ohne Telefon, ohne Licht, ohne Orientierung. Ich klopfte an ihre Tür, brachte ihr eine Taschenlampe und ein kleines Radio. Später richtete ich für sie ein einfaches Notfunkgerät ein, mit einem Taster und einer voreingestell-ten Frequenz. Wir probten regelmäßig. Nur ein Knopf-druck – und ich konnte hören, ob es ihr gut ging.
Dieses kleine Gerät wurde zur Lebenslinie. Es war kein High-Tech-Wunder – aber es war eine Brücke in der Stille. Es gab ihr Sicherheit. Und mir auch.
Mentale Stärke als Teil der Vorbereitung
Technik allein reicht nicht. In einer echten Krise zeigt sich, wie stark der Mensch innerlich aufgestellt ist. Panik, Ver-wirrung, Hilflosigkeit – all das kann gefährlicher sein als der Ausfall selbst.
Deshalb ist Notfunk für mich nicht nur ein technisches Thema, sondern ein mentales. Es geht um Haltung. Um Klarheit. Um Fokus. Wer in der Lage ist, ruhig zu bleiben, Lösungen zu suchen, Verantwortung zu übernehmen – der ist auch in der Lage, anderen zu helfen.
Ich begann, meine Erfahrung als Mental-Drill-Instruktor zu kombinieren mit dem Wissen über Funktechnik. Ich entwi-ckelte kleine Programme, Übungen, Schulungen. Zeigte Menschen, wie sie nicht nur Geräte bedienen, sondern auch ihren eigenen inneren "Funkkanal" offenhalten können: den Mut, klar zu denken. Die Fähigkeit, zuzuhören. Die Kraft, sich zu verbinden.
Was du in der Stille hörst
Wenn alles still wird, beginnt etwas anderes zu sprechen: die innere Stimme. Sie ist oft überlagert vom Lärm des All-tags. Doch in der Krise wird sie hörbar. Und sie fragt: Was zählt wirklich? Wer bist du ohne Technik, ohne Ablen-kung, ohne Dauerrauschen?
Notfunk ist für mich auch eine spirituelle Disziplin gewor-den. Eine Rückbesinnung auf das Wesentliche. Verbin-dung, Klarheit, Menschlichkeit. Wenn ich das Funkgerät einschalte, tue ich es heute mit einer anderen Haltung: Nicht nur, um Informationen zu bekommen – sondern um ein Signal zu senden: Ich bin da. Du bist nicht allein. Wir sind verbunden.
In den kommenden Kapiteln dieses Buches werde ich dir zeigen, wie du dich technisch vorbereiten kannst – aber auch, wie du deine mentale Stärke trainierst. Wie du Not-funk praktisch einsetzt. Wie du Netzwerke aufbaust. Und wie du, wenn alles still wird, nicht nur reagierst – sondern führst.
Denn wahre Kommunikation beginnt dort, wo andere schweigen. Und wer in der Stille senden kann, der bringt Licht in die Dunkelheit.
Willkommen in der Welt des Notfunks.
Einfach. Menschlich. Lebenswichtig.
Bedeutung von Kommunikation in Krisen-
situationen
Die Macht der Worte in der Krise – Warum Kommunikati-on über Schicksale entscheidet
Es war ein kalter Morgen im Februar, als die Sirenen über der Stadt aufheulten. Menschen rannten auf die Straßen, andere klebten an ihren Fernsehgeräten, Handys oder Ra-dios. Niemand wusste genau, was passiert war. Ein Ge-rücht jagte das nächste. Manche sagten, ein Chemieunfall sei schuld, andere sprachen von einem terroristischen An-schlag. Inmitten dieser wachsenden Unsicherheit – kein offizielles Wort, keine klare Anweisung, kein beruhigendes Zeichen.
So beginnt oft eine Krise – mit einem plötzlichen Bruch im Alltag, einem Kontrollverlust. Doch was in den ersten Mi-nuten danach geschieht, ist entscheidend. Nicht nur das Ereignis an sich, sondern wie darüber kommuniziert wird, prägt den Verlauf einer Krise maßgeblich.
Worte als Lebenslinie
Kommunikation ist in Krisensituationen wie ein Kompass im Nebel. Wenn die Welt aus den Fugen gerät, suchen Menschen instinktiv nach Orientierung – nach jemandem, der ihnen sagt, was passiert ist, was als Nächstes geschieht und was sie selbst tun können. In solchen Momenten kön-nen Worte eine Lebenslinie sein. Oder ein Brandbeschleu-niger.
In der Corona-Pandemie konnte man das in Echtzeit be-obachten: Wo klar, empathisch und ehrlich kommuniziert wurde, hatten Menschen das Gefühl, eingebunden und ernst genommen zu werden. Wo hingegen Informationen lückenhaft, verwirrend oder widersprüchlich waren, ent-standen Misstrauen, Verschwörungstheorien – und Wider-stand.
Vertrauen durch Transparenz
Vertrauen ist ein kostbares Gut – besonders in Krisen. Menschen verzeihen Fehler eher als das Gefühl, belogen oder manipuliert zu werden. Wer in einer Krisensituation transparent kommuniziert, auch wenn die Lage unüber-sichtlich ist, zeigt Führungsstärke. Es braucht den Mut zu sagen: „Wir wissen es noch nicht genau. Aber wir arbeiten daran, und wir sagen Ihnen alles, was wir wissen – so ehr-lich, wie wir können.“
Gerade in heiklen Situationen ist dieser Satz oft kraftvoller als eine ausgefeilte Pressemitteilung:
„Wir wissen, dass Sie besorgt sind. Wir sind es auch. Aber wir lassen Sie nicht allein.“
Emotionale Kommunikation: Mehr als nur Fakten
Menschen in Krisensituationen sind nicht nur informa-tionshungrig – sie sind auch emotional aufgewühlt. Angst, Wut, Trauer oder Verwirrung mischen sich in die Wahr-nehmung. Gute Krisenkommunikation berücksichtigt das. Es geht nicht nur um Zahlen, Daten, Fakten – sondern auch um das, was zwischen den Zeilen mitschwingt: Vertrauen, Mitgefühl, Haltung.
Ein Beispiel: Während einer Naturkatastrophe reicht es nicht zu sagen: „Die Pegelstände steigen um 2,5 Zentime-ter pro Stunde.“ Die betroffenen Menschen wollen hören:
„Wir sind vor Ort. Wir haben Helfer mobilisiert. Wir tun alles, um Sie zu schützen.“
Und: „Wir verstehen Ihre Angst.“
Die Gefahren schlechter Kommunikation
Krisen sind wie ein Vakuum. Wird es nicht schnell und gezielt mit verlässlicher Information gefüllt, übernehmen Gerüchte und Fake News die Bühne. In Panik verbreiten sich Halb- und Unwahrheiten schneller als jedes offizielle Statement. Und das kann gefährlich werden – für den ge-sellschaftlichen Zusammenhalt, für Unternehmen, für Le-ben.
Ein Unternehmen, das bei einem Produktrückruf zögert oder ausweicht, verliert nicht nur Kunden, sondern auch seine Reputation. Eine Regierung, die in einer Krise zu spät oder unklar kommuniziert, riskiert Proteste, Wider-stand und den Verlust von Vertrauen über Jahre hinweg. Handlungssicherheit statt Ohnmacht
Gute Krisenkommunikation nimmt Menschen mit. Sie gibt ihnen nicht nur Information, sondern vor allem Hand-lungssicherheit. Wer weiß, was zu tun ist, erlebt sich nicht als hilfloses Opfer, sondern als aktiver Teil einer Lösung. Die klare Ansage „Bleiben Sie zu Hause – und helfen Sie damit, Leben zu retten“ wirkt viel stärker als jede abstrakte Statistik.
In Organisationen oder Unternehmen gilt dasselbe Prinzip: Wer seinen Mitarbeitenden klarmacht, was jetzt gebraucht wird, was sich verändert, und wie sie sich einbringen kön-nen, sorgt nicht nur für Struktur, sondern auch für psychi-sche Stabilität.
Die innere Kommunikation zählt auch
Oft wird vergessen: Nicht nur die Kommunikation nach außen ist wichtig, sondern auch nach innen. Führungskräf-te, Rettungsteams, Einsatzleitungen – sie alle brauchen un-tereinander eine präzise, schnelle und belastbare Kommu-nikationsstruktur. Inmitten von Chaos und Lärm ist ein kla-rer Funkkanal, ein festes Meeting-Ritual oder eine einfa-che, aber verlässliche WhatsApp-Gruppe Gold wert.
Das Timing: Schnell, aber nicht überhastet
In der Krise zählt jede Minute. Wer zu lange wartet, ver-liert die Deutungshoheit. Doch wer zu schnell und unüber-legt kommuniziert, riskiert Fehler. Deshalb ist ein vorberei-teter Krisenkommunikationsplan – mit klaren Zuständig-keiten, Vorlagen und definierten Kanälen – so wichtig.
Wenn die Lage ernst wird, ist es zu spät, um darüber nach-zudenken, wer was wie sagen soll.
Kommunikation ist Führung
Am Ende lässt sich sagen: Kommunikation in Krisenzeiten ist kein Beiwerk – sie ist das zentrale Führungsinstrument. Wer ehrlich, empathisch, strukturiert und verständlich kommuniziert, kann Ängste mindern, Vertrauen stärken und Menschen dazu bringen, gemeinsam durch schwere Zeiten zu gehen.
Und manchmal – ja, manchmal reicht ein einziger gut ge-wählter Satz, um eine ganze Gemeinschaft zusammenzu-halten.
Es war im Frühjahr 2020, als die Welt stillzustehen schien. Straßen leer. Läden geschlossen. Menschen verunsichert. Die Corona-Pandemie traf nicht nur das Gesundheitswe-sen, sondern auch unser Vertrauen in Systeme, Führung und Worte. Und wieder wurde deutlich: Nicht nur das Er-eignis selbst ist entscheidend – sondern, wie darüber gesprochen wird.
Beispiel Politik: Der Ton macht das Vertrauen
Während der Pandemie fielen zwei politische Reden be-sonders auf. Die eine: sachlich, technisch, ohne Nähe. Die andere: ehrlich, klar, mitfühlend. Angela Merkel sagte in einer ihrer seltenen Fernsehansprachen:
„Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst. Seit der deutschen Einheit – nein, seit dem Zweiten Weltkrieg – gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.“
Diese Worte blieben hängen. Warum? Weil sie nicht nur Fakten transportierten – sondern auch Haltung. Das hat Vertrauen geschaffen. Nicht jeder war einverstanden mit den Maßnahmen, aber viele hatten das Gefühl: Da ist je-mand, der ehrlich spricht, der sich zeigt – oder war es das Gegenteil?
Beispiel Unternehmen: Kommunikation als Krisenver-sicherung
Ein anderes Beispiel: Als bei einem großen Lebensmittel-hersteller ein Rückruf nötig wurde – wegen möglicher Glasrückstände in einem Produkt – zögerte das Manage-ment keine Stunde. Noch bevor Journalisten davon erfuh-ren, war die Pressemitteilung fertig, das Callcenter gebrieft, die Social-Media-Accounts aktiviert. Die Nachricht war klar, ehrlich, lösungsorientiert:
„Ihre Sicherheit steht für uns an erster Stelle. Bitte bringen Sie die betroffenen Produkte zurück – auch ohne Kassen-bon. Wir entschuldigen uns und arbeiten mit Hochdruck daran, die Ursache zu klären.“
Das Resultat: Kaum Imageschaden. Im Gegenteil – viele Kunden lobten die schnelle und offene Kommunikation. Ein Wettbewerb hatte dasselbe Problem – schwieg erst, relativierte später, verlor Vertrauen.
Beispiel Katastrophenschutz: Wenn Minuten zählen