One-Night-Husband - Piper Rayne - E-Book

One-Night-Husband E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Eine Nacht in Vegas mit Folgen ... Ich bin in Dominic Mancini verliebt, seit ich 16 bin, aber das hat mir nichts als Herzschmerz gebracht. Es war ganz sicher nicht mein Plan, neben ihm in einem Hotelzimmer aufzuwachen. In Las Vegas. Verkatert. Mit einem Ring am Finger. Wenigstens in einer Sache sind wir uns einig – wir wollen die Ehe schnell annullieren und dann unserer Wege gehen. Ich bringe wieder kleinen Mädchen das Tanzen bei und er verdient an der Wall Street Millionen.  Aber manchmal bleibt das, was in Vegas passiert, nicht in Vegas. Unsere italienischen Mamas würden uns mit Vorwürfen überhäufen, wenn sie wüssten, wie wir das Sakrament der Ehe missachten. Also vereinbaren wir, so zu tun, als gäben wir unserer Ehe eine Chance. Drei Monate lang wollen wir unseren Familien das glücklich verheiratete Pärchen vorspielen, um dann zu sagen, dass wir unser Bestes gegeben haben, aber es leider nicht gepasst hat. Klingt einfach, oder? Aber nichts ist einfach, wenn es um Dominic Mancini und mich geht. Gar nichts. 

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One-Night-Husband

Die Autorin

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Das Buch

Eine Nacht in Vegas mit Folgen ...

Ich bin in Dominic Mancini verliebt, seit ich 16 bin, aber das hat mir nichts als Herzschmerz gebracht. Es war ganz sicher nicht mein Plan, neben ihm in einem Hotelzimmer aufzuwachen. In Las Vegas. Verkatert. Mit einem Ring am Finger. Wenigstens in einer Sache sind wir uns einig – wir wollen die Ehe schnell annullieren und dann unserer Wege gehen. Ich bringe wieder kleinen Mädchen das Tanzen bei und er verdient an der Wall Street Millionen. 

Aber manchmal bleibt das, was in Vegas passiert, nicht in Vegas. Unsere italienischen Mamas würden uns mit Vorwürfen überhäufen, wenn sie wüssten, wie wir das Sakrament der Ehe missachten. Also vereinbaren wir, so zu tun, als gäben wir unserer Ehe eine Chance. Drei Monate lang wollen wir unseren Familien das glücklich verheiratete Pärchen vorspielen, um dann zu sagen, dass wir unser Bestes gegeben haben, aber es leider nicht gepasst hat. Klingt einfach, oder? Aber nichts ist einfach, wenn es um Dominic Mancini und mich geht. Gar nichts. 

Piper Rayne

One-Night-Husband

White Collar Brothers 3

Aus dem Amerikanischen von Peter Groth

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Mai 2022 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2022Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrusISBN 978-3-95818-623-1

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiundzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Vierundzwanzig

Kapitel Fünfundzwanzig

Kapitel Sechsundzwanzig

Kapitel Siebenundzwanzig

Kapitel Achtundzwanzig

Kapitel Neunundzwanzig

Kapitel Dreißig

Kapitel Einunddreißig

Kapitel Zweiunddreißig

Kapitel Dreiunddreißig

Kapitel Vierunddreißig

Kapitel Fünfunddreißig

Kapitel Sechsunddreißig

Kapitel Siebenunddreißig

Epilog

Leseprobe: Secrets of a Small Town Girl

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel Eins

Kapitel Eins

Dominic

Das Pochen in meinem Kopf hört einfach nicht auf. Ich wälze mich im Bett herum und lege mir die Hand aufs Gesicht, bis das Geräusch auf einmal weg ist. Ich stöhne auf. Gott sei Dank. Dann beginnt es erneut und schließlich merke ich, dass es gar nicht aus meinem Kopf kommt.

Ich stütze mich auf die Ellbogen. Auch wenn das Geräusch womöglich gar nicht in meinem Kopf ist, pocht es trotzdem. Ich sehe mich in dem unbekannten Zimmer um und brauche noch eine Sekunde, um mich daran zu erinnern, dass ich für den Junggesellenabschied meines Cousins in Vegas bin.

Schließlich krieche ich aus dem Bett und taumle zur Tür. Als ich sie aufmache, steht mein jüngster Bruder Carm vor mir.

»Oh Mann, Bruder, ich will deinen Schwanz nicht sehen. Obwohl ich froh bin, dass meiner größer ist.«

Ich blicke an mir herunter und stelle fest, dass ich tatsächlich nackt bin. Schnell gehe ich ins Bad und kehre mit einem Handtuch um die Hüfte zurück.

»Verzieh dich. Was ist denn los?« Meine Stimme klingt rau und ich habe einen ekligen Geschmack im Mund.

»Du bist spät dran für unser Bungee-Jumping. Alle warten auf dich. Wohin bist du überhaupt gestern Abend verschwunden? In der einen Minute schmollst du an der Bar und in der nächsten schreibst du, dass du weg bist.«

Ich starre ihn einen Augenblick an und suche nach einer Antwort auf seine Frage. Er nutzt die Gelegenheit und wirft einen Blick an mir vorbei ins Zimmer. Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar und über das Gesicht, atme tief aus und versuche, den Kopf klar zu bekommen.

»Was zum Teufel ist das denn?« Carm zeigt auf meine Hand.

Ich lasse die Hand sinken und sehe einen Silberring an … scheiße … meinem linken Ringfinger.

Was ist los?

»Heilige Scheiße!« Carm lacht hysterisch.

Ich verschlucke mich an der Galle, die mir hochkommt.

Carm schiebt sich neben mich, um zum Bett und der Frau zu blicken, die womöglich meine … Gott, ich kann das Wort nicht einmal denken. Es ist völlig unmöglich, dass ich gestern Abend geheiratet habe. Was auch immer ich da an meinem Finger habe.

Ich packe meinen Bruder an den Schultern. »Du kannst jetzt gehen.«

Er wehrt sich und dreht den Kopf, um noch einen Blick in Richtung Bett zu werfen.

Ich weiß nicht, warum ich letzte Nacht geheiratet habe, doch ich weiß genau, mit wem ich unterwegs war, und Carm darf das auf keinen Fall herausfinden, wenn ich nicht scharf auf einen Anruf von Mama bin. Jeder weiß, dass er von meinen zwei Brüdern derjenige ist, dem man kein Geheimnis anvertrauen kann. Dabei denkt er sich nichts Böses, er kann einfach nicht anders, als alles auszuplaudern.

»Was ist denn nun mit dem Bungee-Jumping?«, fragt er.

Wir sind wegen des Junggesellenabschieds meines Cousins Luca in Vegas, um hier ein entspanntes Wochenende zu verbringen – was ich mir nur ganz selten erlaube. Doch gerade verwandelt sich das Wochenende in ein Riesendesaster.

»Überleg dir für mich eine Ausrede. Und sag niemandem, was du gesehen hast. Erzähl einfach, du hättest mich nicht gefunden, oder dass ich gerade kotze, oder … ist mir egal, was. Du bist ein guter Lügner, mach das, was du am besten kannst.«

Er bleibt auf dem Teppich stehen. »Das ging unter die Gürtellinie. Ich lüge nicht mehr, frag Bella.«

Der klägliche Ton, den er schon immer angeschlagen hat, wenn ihn die Wahrheit schmerzt, zeigt mir, dass ich einen wunden Punkt getroffen habe. Normalerweise würde ich ihn jetzt beschwichtigen, doch ich habe Wichtigeres zu tun, als mich um mögliche Schäden an Carms Ego zu kümmern. »Jetzt geh schon.«

»Aber was …«

»Und tschüss.« Ich schließe leise die Tür, obwohl ich sie am liebsten zugeknallt hätte.

Doch ich will auf keinen Fall die Frau in meinem Bett aufwecken. Ich brauche erst eine Minute, um mir zu überlegen, was das hier bedeutet und welche Folgen es haben könnte. Um einen fehlenden Ehevertrag muss ich mir keine Sorgen machen, denn sie ist nicht die Art Frau, die hinter meinem Geld her ist. Im Gegenteil, die meiste Zeit wirkt es so, als würde sie es verabscheuen.

Ich lege das Handtuch weg und ziehe mir meine Boxershorts an, bevor ich mich auf einen Stuhl am Fenster setze.

Was zur Hölle haben wir getan?

Ich fahre mit den Fingern durch mein Haar und atme tief aus, dann blicke ich zum Bett hinüber.

Ihre langen, gebräunten Beine wecken Erinnerungen an letztes Jahr, als wir den halben Sommer in den Hamptons verbracht haben. Doch damals hat alles verflucht wehgetan. Ich musste ihr Lebewohl sagen, warum also bin ich jetzt freiwillig mit ihr zusammen?

Ich nehme mein Handy und suche nach Marge – dem Namen, unter dem ich sie abgespeichert habe, falls meine Brüder jemals etwas mitbekommen sollten. Ich sehe mir an, was letzte Nacht passiert ist. Verdammt, ich habe das Gespräch begonnen.

Ich: Ich hoffe, der Tanzwettbewerb läuft gut für dich.

Dann überschwemmen mich die Erinnerungen wie eine Flutwelle. Die unschuldigen Nachrichten, als ich gesehen habe, dass sie wegen eines Wettbewerbs mit ihrer Tanzschule in der Stadt ist. Wir haben uns geschrieben, in welchem Hotel wir untergekommen sind. Sie fragte, ob wir uns auf einen Drink treffen wollen, und mein dummes geiles Ich hat zugestimmt. Dann waren wir in der Bar ihres Hotels, haben ein wenig Blackjack gespielt, weiter getrunken. Ihre Tanzschule hatte den Wettbewerb gewonnen und sie war ganz aufgekratzt und wollte feiern, und ich nutzte jede Gelegenheit, um in ihrer Nähe zu sein.

Ich bin so ein Idiot.

Sie bewegt sich unter dem Laken, ihr dunkles gewelltes Haar liegt ausgebreitet auf dem Kissen. Ich betrachte sie, während sie die Augen noch geschlossen hat, und sehe den passenden Silberring an ihrer linken Hand. Dann bemerke ich ein paar zerknüllte Papiere auf dem Boden neben dem Bett. Ich muss sie mir letzte Nacht aus der Jacken- oder Hosentasche gezogen haben, als wir zurückgekehrt sind.

Als ich die Blätter auseinanderfalte, trifft mich die Realität der Situation wie ein Faustschlag.

Eine der Seiten ist eine Heiratsurkunde, und nachdem ich die zwei Namen darauf lese, muss ich die Augen schließen und mit Daumen und Zeigefinger meine Nasenwurzel drücken.

Dominic Anthony Mancini und Valentina Daniella Sommerland

Ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich daran denke, wie wir uns in unserer Jugend über ihren Namen lustig gemacht hatten. Niemand sagte ihren ersten Namen, ohne ebenfalls ihren zweiten Vornamen und den Familiennamen zu nennen – obwohl der damals noch Cavallo lautete. Als Grundschüler fanden wir es witzig, ihren Namen vollständig auszusprechen, und dabei ist es dann auch auf der Highschool geblieben.

Jetzt heißt sie Valentina Daniella Mancini, auch wenn ich nicht darauf wetten würde – wahrscheinlich hat sie von mir erwartet, dass ich Dominic Anthony Cavallo werde. Und dass obwohl Cavallo längst nicht mehr ihr Familienname ist. Warum also denke ich überhaupt darüber nach?

Während ich noch überlege, ob wir die Sache annullieren lassen können, öffnet sie auf einmal ihre Augen. Sie lächelt mich an und räkelt sich zwischen den Laken. Sie wacht immer langsam auf, was ich von den seltenen Gelegenheiten weiß, bei denen ich bei ihr übernachten durfte.

»Hey«, sage ich.

»Hi.« Sie rutscht nach oben, um sich gegen das Kopfteil zu lehnen, wobei sie die das Laken über sich zieht.

»Nicht so schüchtern. Immerhin bin ich dein Ehemann.« Ich hebe die Hand und das Licht, das zwischen den Vorhängen hindurchfällt, lässt den Silberring glänzen.

Sie atmet laut aus und lässt den Mund offen. Dann neigt sie den Kopf nach vorn und blickt auf ihre perfekt manikürte Hand mit dem roten Nagellack, der zu den Zehennägeln passt, und greift nach dem billigen Ehering, den wir unterwegs gekauft haben müssen, als wäre es ein Stück Alufolie. Doch es ist keine Alufolie. Der Ring ist echt.

Ich nehme die Heiratsurkunde vom Nachttisch und werfe sie neben sie aufs Bett. »Möchtest du Frühstück, Mrs Mancini, oder sollen wir zuerst unsere Anwälte anrufen?«

Es ergibt keinen Sinn, diese Situation nicht als das zu behandeln, was sie ist: ein Fehler.

Sie verzieht ihre vollen rosafarbenen Lippen, die mich schon immer angemacht haben, und dreht das Papier zwischen ihren Fingern.

Ja, das habe ich mir gedacht. Die Anwälte.

»Ich gehe, damit du dich anziehen kannst«, sage ich und nehme meine Hose und das Hemd von letzter Nacht, die neben dem Bett liegen. In Vegas ist alles möglich, das wird niemandem auffallen.

»Dom«, sagt sie leise.

Doch ich hebe abwehrend die Hand und will ganz schnell aus dem Zimmer, bevor ich noch frage, warum sie mich geheiratet hat, betrunken oder nicht. »Keine Sorge. Ich weiß nicht genau, wie wir in diesen Schlamassel geraten sind, aber ich kümmere mich darum.«

Ich ziehe mir den Ring vom Finger und lege ihn auf den Nachttisch. Dann gehe ich durch die Tür und knalle sie diesmal kräftig zu.

Valentina ist nicht dafür bestimmt, die Meine zu sein. Sie hat immer zu einem anderen gehört. Und diesmal bin ich fest entschlossen, mich daran zu erinnern.

Kapitel Zwei

Valentina

Ich schiebe das Bettlaken zur Seite, als sich die Tür hinter Dom schließt. Der Mistkerl hat mich nicht zu Wort kommen lassen, sondern direkt unterstellt, er wüsste, was ich will.

Das macht er immer so.

Ich nehme die Unterlagen, die er neben mich aufs Bett geworfen hat. Wie zum Teufel haben wir nur heiraten können? Als ich gestern Abend seine Nachricht erhielt, war ich bester Laune, weil die Kids aus meiner Tanzschule den Wettbewerb gewonnen hatten, und dachte mir, ein Drink würde nicht schaden. Wir tranken, tanzten, zockten … und ab da wird alles etwas neblig.

Als ich aus dem Bett steigen will, dreht sich die ganze Welt und ich muss mich wieder hinsetzen. Ich hole tief Luft, streiche mir das Haar aus dem Gesicht und merke, wie seidig es sich anfühlt. Dann habe ich wohl geduscht, nachdem wir letzte Nacht angekommen sind.

Eine verschwommene Erinnerung driftet an die Oberfläche. Ich berühre meine Lippen und merke, wie empfindlich sie sind – Dom ist ein Beißer. Ich stehe wieder auf und diesmal schwimmt mein Gehirn nicht im Schädel herum, also gehe ich ins Bad. Ich muss mich gar nicht an jede Einzelheit unserer Nacht erinnern, um festzustellen, wie sehr wir einander genossen haben. Die kleinen Bissspuren an meinen Brüsten und überall auf meinem Oberkörper sind der Beweis für Doms Aufmerksamkeiten.

Kein Mann hat es jemals so sehr genossen, meinen ganzen Körper zu erkunden. Deshalb habe ich wahrscheinlich auf seine SMS geantwortet. Auf lange Sicht sind Dom und ich vielleicht kein gutes Gespann, aber im Schlafzimmer? Da sind wir die perfekte Kombination.

Obwohl er mich so einfach abgefertigt und sich unmöglich benommen hat, sehne ich mich schon wieder nach ihm. Danach, dass er meinen BH mit seinen großen Händen öffnet und aufstöhnt, als würde er mich das erste Mal nackt sehen.

Ich schüttle den Kopf. Meinen blöden Kopf, in den einfach nicht hineingehen will, dass sich Dominic Mancini nicht für mich interessiert. Es gibt nur eine Person auf der Welt, für die er sich mehr interessiert als für sich selbst: seine Mama. Wie alle guten italienischen Jungen. Doch danach kommt das Geld.

Ich gehe durchs Zimmer und sammle meine Kleidungsstücke ein. Den kurzen Rock, den ich mir angezogen hatte, als er vorschlug, mich im Hotel zu treffen. Das knappe Höschen, von dem ich gehofft hatte, dass er es mir herunterstreifen würde. Den Push-up und die enge Bluse, mit denen ich ihn locken wollte.

Zuletzt nehme ich die Heiratsurkunde vom Bett, denn ich werde nicht zulassen, dass er sich um die Scheidung kümmert. Als ich die Papiere in meine Handtasche stopfe, fällt ein Foto heraus und flattert auf den Boden.

Ich hebe es auf und meine ganze Energie verpufft, als ich es mir ansehe. Ich lasse mich aufs Bett fallen. Auf dem Bild haben wir beide glänzende Augen und sehen ganz rührselig aus. Ich kann nicht fassen, dass sie uns erlaubt haben, zu heiraten. Gibt es kein Gesetz dagegen? Das Geldbündel in der Hand des Standesbeamten lässt darauf schließen, dass Dom ihn bestochen hat, doch wer weiß?

Auf dem Bild lehne ich mich an Dom und habe den Arm um seine Körpermitte gelegt, während ich in die Kamera lächle. Er schaut nicht auf die Kamera, sondern blickt mit einem ungewöhnlich warmen Lächeln auf mich herab.

Warum fühle ich mich wie Wonder Woman, wenn dieser Mann nur wegen mir so lächelt?

Später am Abend gehe ich durch die Lobby meines Hotels, das sich zwei Häuser entfernt von Doms Hotel am Strip befindet, und bin froh, dass wir uns ganz sicher nicht mehr begegnen werden. Vielleicht können wir uns sogar scheiden lassen, ohne uns wiedersehen zu müssen.

Da der Wettbewerb vorbei ist, sind die meisten Eltern und Kinder meiner Tanzschule bereits zurück nach New York gefahren. Ich hatte beschlossen, noch eine Nacht zu bleiben, da ich wusste, wie erschöpft ich nach solchen Turnieren immer bin. Ich wollte mir einen Tag im Spa gönnen und entspannen. Zum Glück hatte ich vorausgedacht, denn wenn es jemals einen Tag gab, an dem ich Entspannung bitter nötig hatte, dann war das heute.

Nach dem Tag im Spa ist der dumpfe Schmerz meines Katers nur noch eine ferne Erinnerung. Nichts, was ein kräftiger Schluck Koffein nicht beheben könnte. Ich hatte kurz überlegt, ob ich meine Behandlung nicht sausenlasse und stattdessen allein im Hotelzimmer herumhängen sollte. Doch im Spa hatte ich wenigstens die Aussicht darauf, etwas Frieden zu finden.

Mit einem frischem Glow auf jedem Zentimeter meiner Haut fühle ich mich sicher, dass ich Dom aus meinem Bewusstsein geschrubbt habe. Na gut, das ist eine Lüge. Doch wie ich Ryder immer erkläre, gehen Erfolg und Anstrengung Hand in Hand.

Ich lächle dem Kellner, der die Kunden am Starbucks-Tresen bedient, höflich zu. Ich habe mir vorgenommen, den Kater endgültig zu verjagen und dann in meinem Hotelzimmer abzuhängen, bis ich morgen zurückfliege.

»Valentina Daniella Cavallo?«

Mir stellen sich die Nackenhaare auf, als ich diesen Namen höre. Es bedeutet, hier ist jemand aus meiner alten Gegend in Brooklyn. Die Tatsache, dass die Stimme der meines neuen Ehemanns erschreckend ähnlich klingt, krampft mir vor Furcht den Magen zusammen.

Ich spähe über die Schulter und begreife den Grund für den ähnlichen Klang. »Enzo Mancini?«

Ich hoffe wirklich, dass ich meine Überraschung überzeugend spiele und er mir abnimmt, dass ich nicht bereits weiß, warum er hier ist. Oder, dass ich seit letzter Nacht seine neue Schwägerin bin.

»Ich dachte doch, dass du es bist, aber dann habe ich mich gefragt, was das für ein Zufall wäre, wenn wir beide hier in Vegas sind?« Er umarmt mich und küsst mich auf die Wange. »Tut mir leid, bin gerade zurück vom Bungee-Springen mit den Jungs.« Er blickt entschuldigend auf seine Sportkleidung herab. »Unser Cousin Luca – erinnerst du dich an die Biancos aus Chicago?«

Ich nicke.

»Er heiratet und er und seine Zukünftige feiern hier ihren Junggesellen- und Junggesellinnenabschied.«

Er redet weiter, doch ich kann mich nur auf die Ähnlichkeit mit Dom konzentrieren. Enzo berichtet ausführlich, wie einer der Jungs im freien Fall gekotzt hat, da sie es alle am Abend zuvor etwas übertrieben haben. Er und sein Bruder haben die gleiche Nase und das gleiche Lächeln. Andererseits lächelt Dom nicht sehr häufig, also bilde ich mir das vielleicht nur ein. Enzo war früher auch ziemlich ernst, während Carm immer der Lebhafteste war.

»Kommst du mit? Dom und Carm werden beide dort sein und es ist total zwanglos.«

Ich bin verwirrt und trete einen Schritt vor. »Es tut mir leid, ich war in Gedanken. Ich habe den ganzen Tag im Spa verbracht. Was hast du gesagt?«

Eigentlich will ich fragen, was Enzo hier in meinem Hotel macht und warum er nicht dort ist, wo sie alle untergebracht sind.

»Abendessen. Heute Abend. Wir sind nur eine kleine Gruppe. Es ist unser letzter Abend, bevor wir morgen nach Hause fahren. Komm doch auch.«

Ich kann die Antwort hinauszögern, weil ich an der Reihe bin, meinen Kaffee zu bestellen. Wenn ich auf die Einladung eingehe, dann verderbe ich Dom sicher die Laune.

Bevor ich bezahlen kann, schiebt Enzo einen Zwanziger über die Theke. »Nein, Enzo, ich mach schon.«

»Ich lade dich ein. Es ist schon so lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Was hast du so gemacht?«

Der Kellner nimmt seine Bestellung entgegen – ein Caramel Latte mit Magermilch. Das klingt nicht gerade nach Enzo, aber was geht mich das an?

»Nicht so viel. Ich war hier wegen eines Tanzwettbewerbs.«

»Oh, dann tanzt du noch immer?«

Er ist höflich und tut so, als hätte er die Gerüchte nicht gehört, die in unserem vorwiegend italienischen Viertel in Brooklyn herumgehen, das in Sachen Klatsch und Tratsch jedes Boulevardblatt in den Schatten stellt.

»Nein. Ich habe ein paar Tanzschulen in der Stadt. Meine Kids haben getanzt«, sage ich.

»Oh, das ist ja toll.«

Wir bleiben an einer Säule stehen, und obwohl ich ihn das nicht fragen müsste – da ich alles über sein Leben in den vergangenen zwei Jahren weiß –, frage ich ihn. »Und selbst? Hältst du dich vom Ärger fern?«

Ein breites Grinsen erhellt sein Gesicht. »Ich habe jemanden kennengelernt.« Er nickt zur Kaffeebar. »Deshalb der Caramel Latte. Ich wohne nicht einmal in diesem Hotel.«

Er lacht und ich muss ebenfalls schmunzeln. Damals waren die Mancini-Jungs alle so erfolgsversessen, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie jemals eine Frau in ihr Leben treten sollte. Sie haben viele Herzen gebrochen, ohne es zu merken. Dass eine Frau es geschafft hat, sich Enzo zu angeln, muss bedeuten, dass sie unglaublich ist.

»Ich würde sie gerne kennenlernen.«

Er berührt mich am Arm. »Heute Abend.«

Der Barista ruft unsere Bestellungen aus. Ganz der Ehrenmann, zu dem ihn seine Mutter erzogen hat, nimmt Enzo beide Getränke entgegen und reicht mir meines.

»Es wird nett, versprochen«, sagt er. »Bist du mit jemandem hier?« Ich habe keine Gelegenheit zu antworten. »Bring ihn einfach mit.«

Keine Sorge, er wird da sein.

»Nein, ich bin allein hier. Aber ihr habt ein Familientreffen!«

Er neigt den Kopf. »Das kümmert keinen. Du weißt das. Komm schon.« Er zieht den Gegenstand aus der Tasche, vor dem ich mich schon die ganze Zeit gefürchtet habe – sein Handy. »Gib mir deine Nummer und ich schicke dir die Details.«

»Ähm … na ja …«

»Komm schon. Hast du von Carm gehört? Er trägt jetzt auch schon fast Fußfesseln. Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht die Frau kennenlernen willst, die ihr Leben mit Carm verbringen will?« Er lacht.

Carm … der eine Mancini, der immer lächelt.

»Okay, vielleicht auf einen kleinen Snack.«

Ich weiß nicht, warum ich zustimme. Leider ist es schwierig, sich selbst zu betrügen, denn eigentlich weiß ich genau, warum ich ja gesagt habe. Es ist einfach so, dass meine Beziehung zu Dominic Mancini schon immer kompliziert war und ich nach einer Abstinenz von fast neun Monaten noch nicht bereit dafür bin, schon wieder Lebewohl zu sagen.

»Toll. Dann gib mir deine Handynummer.«

Ich rattere sie runter, dann pingt mein Handy in der Tasche.

Er sagt: »Das ist meine Nummer. Heute Abend gegen sieben. Ganz zwanglos. Ich schick dir die Einzelheiten.«

»Klingt gut. Danke für die Einladung.«

Als Enzo sich vorbeugt, um mich zu umarmen, frage ich mich, ob ich Dom vorwarnen soll oder nicht. Würde er mich warnen? Wahrscheinlich nicht. Warum soll ich nicht auch mal ein kleines Spielchen spielen?

Kapitel Drei

Dominic

»Was bist du für ein Weichei! Wo warst du heute Morgen?« Luca schlägt mir mit der Faust auf den Arm.

»Ich bin der Älteste. Ich erhole mich nicht mehr so schnell von einem Kater.« Ich trinke meinen Scotch auf Eis und hoffe, mein jüngerer Cousin akzeptiert meine schwache Ausrede.

»Hast du von meinem Kumpel gehört, der kotzen musste?«, fragt Luca kopfschüttelnd, während seine Verlobte Lauren zu ihm kommt und ihm den Arm um den Rücken legt. Er zieht sie näher zu sich und setzt das Gespräch mit mir fort, als wäre das eine ganz normale Sache. »Er ist noch immer in seinem Zimmer. Wir müssen sehen, ob er morgen überhaupt fliegen kann.«

Sie lacht und Luca küsst sie auf den Kopf und grinst selbst.

Noch nie zuvor habe ich meinen jüngsten Cousin so entspannt wie mit dieser Frau gesehen, die bald ein fester Posten in seinem Leben sein wird.

»Wie war gestern Abend dein Junggesellinnenabschied?«, frage ich Lauren.

»Witzig. Wie waren die Stripperinnen letzte Nacht?« Sie hebt fragend ihre Brauen.

Luca wirft lachend den Kopf nach hinten. »Kein Lapdance.«

Das ist die Wahrheit – wenn sich nach meinem Aufbruch nichts geändert hat. Irgendwie glaube ich, dass Luca seinen Junggesellenabschied nicht deshalb in Vegas feiert.

»Ja, trotzdem haben nackte Mädchen für euch getanzt.« Sie piekt ihm in den Bauch, dann nimmt sie seine Bierflasche und trinkt einen Schluck.

»Ich würde liebend gern die ganze Nacht auf einem Stuhl sitzen und dabei zusehen, wie du nackt um eine Stange tanzt.«

Sie wird rot, denn sie weiß genau, dass es stimmt. Wie meine anderen Cousins und Brüder hat sich auch Luca bis über beide Ohren verliebt. Ich bin praktisch der letzte Single in der Familie.

Meine kleine Schwester Blanca kommt zu mir. »Da bist du ja.«

»Was ist los?«

»Du bist der Einzige, der auch allein hier ist. Ich muss einfach weg von dieser ganzen knutschenden und kuschelnden Meute. Kann es nicht wenigstens einen Streit geben? Ich muss sehen, dass das Leben nicht nur aus Rosenduft und Sonnenschein besteht.« Blanca schlängelt sich an mir und Luca vorbei, um an die Bar zu kommen. »Nehmt es mir nicht übel, Leute. Ihr seid das Hochzeitspaar, also darf bei euch alles eitel Sonnenschein sein.«

Sie bestellt sich ihren Drink und ich schiebe dem Barkeeper das Geld rüber. Schließlich ist sie meine kleine Schwester und arbeitet sich in der Bankenwelt noch die Karriereleiter nach oben.

»Danke, großer Bruder.« Sie rührt mit dem Strohhalm in ihrem Drink herum. »Diese ganze Hochzeitssache muss echt ein Vermögen kosten.«

»Blanca.« Ich schüttle den Kopf, doch wenn man bettelarm aus dem College kommt, dann ist man eben besessen davon, was alles kostet. Ich kenne das selbst.

Luca lacht. »Man heiratet schließlich nur einmal.« Er und Lauren lächeln sich an.

»Das hoffen wir«, sagt Blanca grinsend.

Mir dreht sich der Magen um, als mir bei Lucas Worten mein eigenes Dilemma bewusst wird. Ich werde jemand sein, der ein zweites Mal heiratet. Wenn ich eines Tages eine Frau treffe, die ich heiraten will, dann muss ich ihr erklären, dass sie meine zweite Ehefrau wird. Ich weiß genug über Frauen, also kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sie sich als zweite Wahl fühlen wird. Womit sie womöglich gar nicht so falsch liegt.

Val habe ich niemals ganz aus meinem Herzen verdrängen können. Ich hatte angenommen, dass ich nach neun Monaten über sie hinweg wäre. Natürlich bin ich ihr auf Social Media gefolgt, doch abgesehen von ein paar Fotos von ihr und Ryder finden sich dort nur geschäftliche Dinge.

»Besonders für einen Italiener. Kannst du dir vorstellen, was Zia oder Ma von einer Scheidung halten würden?« Blanca schüttelt den Kopf.

Ohne es zu ahnen, macht sie mich gerade richtig sauer. Ich will mir nicht vorstellen, wie Ma reagieren würde, wenn sie jemals etwas von meiner Hochzeit erfährt. Wahrscheinlich würde sie geradewegs in die Kirche laufen und jeden einzelnen Tag für mein Seelenheil beten.

»Oh mein Gott!«, kreischt Blanca und boxt mir in den Bauch, bevor sie zur Tür zeigt. »Guck mal da!«

Wir drei drehen uns um und blicken in die Richtung, in die sie zeigt. Mir rutscht das Glas aus der Hand und fällt zu Boden, wo es in tausend Scherben zersplittert.

»Spielverderber«, sagt Luca.

Nervös bücke ich mich, um die Glasscherben aufzusammeln. Was zum Teufel macht Valentina hier? Sie ist doch nicht gekommen, um uns zu outen, oder?

»Wer ist das?«, fragt Lauren.

»Valentina Daniella Cavallo«, antwortet Blanca.

»Was ist das denn für ein Name?«, kommentiert Luca.

Er erinnert sich nicht mehr an sie, obwohl er sie einmal getroffen hat. Er kann sich wohl einfach nicht vorstellen, dass die atemberaubende Brünette vor ihm dasselbe Mädchen ist, das einmal Zöpfe und aufgeschlagene Knie hatte.

»Jeder spricht sie immer mit ihren drei Namen an. Selbst nach ihrer Hochzeit.«

Ich lasse eine Scherbe fallen, als Vals Hochzeit erwähnt wird. Ich blicke auf und eine Kellnerin kommt in meine Richtung, um mir zu helfen. Wir treten beiseite, damit sie über den Boden wischen kann, nachdem ich alle Scherben aufgehoben habe.

»Sie ist verheiratet? Und ich dachte gerade, sie wäre ein gutes Date für Dom.« Lauren zwinkert mir zu.

Wenn sie wüsste, dass ich sogar ihr Ehemann bin, was Blanca technisch gesehen zum einzigen Single im Saal macht.

»Sie ist geschieden«, flüstert Blanca.

Sieht so meine Zukunft aus? Dass meine Schwester die Stimme senkt, wenn jemand sich nach mir erkundigt?

»Sie ist früh schwanger geworden und hat den Vater geheiratet. Damit war ihre Tanzkarriere vorbei. Ihr Ex ist Max Sommerland aus der Frühstückssendung Wake-Up America. Er ist nicht der Moderator, aber er macht die Sonderberichte. Du weißt, wen ich meine?«

Meine Blicke wandern immer wieder zu Val, die von Enzo umarmt wird und Annie kennenlernt. Wusste sie, dass wir hier sind? Warum sollte sie herkommen, wenn sie es wusste?

»Oh, ich liebe diesen Typ. Wegen ihm guck ich die Sendung«, sagt Luca.

»Er ist so ein Schwachkopf. Flirtet immer mit den Frauen, als würden ihn alle wollen.« Lauren verdreht die Augen.

»Nein, du meinst den falschen Mann, Liebes«, sagt Luca.

»Ich glaube nicht …«

Lucas und Laurens kleiner Streit rückt in den Hintergrund, als Vals suchende Blicke auf mir landen. Sie sieht mich ohne einen Hauch der Feindseligkeit an, die ich eigentlich erwartet hatte.

Dann … wusste sie also, dass ich hier bin.

»Entschuldige …«

Carm tritt hinter sie und hebt sie hoch, dreht sie dann im Kreis herum. Sie kreischt und lacht über seine Albernheit. Er ist genau ihr Typ. Exzentrisch. Extrovertiert. Fröhlich. Aus diesem Grund mag Luca ihren Arschloch-Ex. Er ähnelt Carm. Ein Partylöwe.

»Sie und Dom hatten immer eine besondere Verbindung.«

»Was?« Ich reiße den Kopf in Richtung meiner Schwester herum.

»Oh, komm schon. Du hast diesen Jungen verprügelt, der sie in der dritten Klasse geärgert hat, und danach war es nur noch eine Frage der Zeit.«

»Warst du da überhaupt schon auf der Welt?«

Sie zuckt mit den Schultern und hebt die Hände. »Die Geschichte ist schon so oft erzählt worden, dass ich das Gefühl habe, dabei gewesen zu sein. Der junge Dom rettet seine Prinzessin.«

Ich verdrehe die Augen über die alberne Fantasie meiner Schwester.

In Wahrheit war ich niemals Vals Typ. Ich habe sie nur vor denen gerettet, die es waren. Bis ich es nicht mehr tat.

»Ich frage mich nur, warum sie hier ist«, flüstert Blanca.

»Ja, und warum ist sie überhaupt in Vegas?« Ich kann zumindest versuchen, die Sache mit unserer Heirat zu verheimlichen.

»Oh, ihre Tanzschule war hier bei einem Wettbewerb. Das habe ich auf Instagram gesehen. Vielleicht ist es ja nur ein Zufall. Ich werde ihr mal Hallo sagen.« Blanca berührt mich am Arm, bevor sie zu Val geht.

»Geh schon, Dom. Wir können uns gut allein beschäftigen«, sagt Luca und dreht sich bereits zu seiner zukünftigen Gattin, um sie zu küssen.

»Ich such mir einen Platz.«

Da das Essen erst in zwanzig Minuten beginnt, setze ich mich in der Lounge an die Bar und hole mein Handy hervor. Meine nervtötend laute Familie unterhält sich weiter mit Val, die ich nicht wieder angesehen habe, da ich befürchte, dass sich unsere Blicke begegnen und uns womöglich entlarven könnten.

Carm lässt sich auf den Platz neben mich fallen. »Immer bei der Arbeit. Hast du schon gesehen, wer da ist? Wie klein die Welt ist.«

»Ja.« Ich fahre mit den Daumen über das Display und beantworte eine Mail.

»Also, Bruder«, er klopft mir auf die Schulter, »ich habe jetzt was gut bei dir, weil ich noch niemandem davon erzählt habe, aber ich will Einzelheiten wissen. Wie ich sehe, hast du das Metall abgenommen.« Er blickt auf meinen Ringfinger.

Die beiden Ringe von letzter Nacht sind in meinem Koffer verstaut. Val war weg, als ich zurückgekehrt bin, und ihr Ring lag noch da, deshalb habe ich ihn genommen. »Es war dumm und ich lass es annullieren.«

»Aber wer ist die heiße Braut mit den rot lackierten Zehennägeln?«

Ich hätte mir denken können, dass er einen Blick erhascht hat, bevor ich ihn durch die Tür nach draußen gedrängt habe.

»Und was zum Teufel ist überhaupt mit dir los, dass du jemanden nach ein paar gemeinsamen Stunden heiratest? Das wäre typisch für mich, aber für dich? Scheiße, nein!« Carm kaut auf einem Stück Kaugummi herum, und das Mahlen seiner Kiefer regt mich auf.

»Es war bloß irgendeine Frau. Niemand Wichtiges.«

»Niemand Wichtiges? Hallo, du hast sie immerhin geheiratet.« Carm lehnt sich zurück und legt den Knöchel des einen Beins aufs Knie des anderen.

Ich blicke auf und sehe, wie Bella mit Val in unsere Richtung kommt. »Ich war betrunken. Mehr als das, völlig weggetreten.«

Eigentlich war ich das nicht. Zumindest nicht so sehr, dass die Erinnerungen nicht im Laufe des Tages zurückgekehrt wären. Ich weiß nicht genau, wessen Idee das alles war, doch die Bilder von uns beiden im Hotelzimmer sind durch den Nebel meines Katers wieder an die Oberfläche gedrungen.

»Scheiße, Mann. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken und es Mama sagen müssen.« Er schüttelt sich.

»Ich werde es Ma nicht erzählen. Und du wirst es auch nicht tun.« Ich reibe mir die Schläfen, da ich schon wieder Kopfschmerzen bekomme.

»Dann halten wir das für eine Weile geheim?«

Ich wende mich zu ihm. »Für unser ganzes Leben.«

Er sinkt in sich zusammen. »Scheiße, dafür fehlt mir das Durchhaltevermögen. Fast hätte ich es heute schon Enzo erzählt. Wenn ich nicht solche Angst davor hätte, tot umzufallen und Bella nie wieder nackt zu sehen, dann wäre es mir sicher rausgerutscht. Und ich kann keine Geheimnisse vor meiner Lady haben. Das ist einfach zu viel für mich.«

Ich seufze. Die schlimmstmögliche Person hat von meiner vorzeitigen Vermählung erfahren. Meine Brüder sollten wirklich dankbar sein, dass ich Teil dieser Familie bin und ihre Geheimnisse hüte. »Halt einfach den Mund, dann vergisst du irgendwann, dass es überhaupt passiert ist.«

Bella und Val kommen die Stufen zur Bar hinauf.

»Valentina«, sage ich und erhebe mich.

Sie kommt mit einem Lächeln zu mir, als wäre nichts geschehen. Beiläufig lege ich den Arm um sie, lasse die Hand an ihrem unteren Rücken und küsse ihr die Wange. Sie riecht wie immer und mein Schwanz reagiert. Das ist sein Lieblingsduft.

»Dominic«, sagt sie mit belegter Stimme.

Ich löse mich von ihr und trete zurück, bevor ich mich noch blamiere. Dann zeige ich auf den Stuhl, auf dem ich zuvor gesessen habe. Sie nimmt Platz und ich setze mich ihr gegenüber, Bella lässt sich neben mir nieder. Der Schlitz in Vals Kleid zeigt ihre langen Beine, und ich muss mich zusammenreißen, um sie nicht anzustarren. Die Tatsache, dass Carm von meiner Heirat weiß, wäre um einiges schlimmer, wenn er auch wüsste, wen ich geheiratet habe.

»Bella hat mir gerade erzählt, wie gut deine Geschäfte laufen, Carm.« Val schlägt die Beine übereinander und ich schaffe es, ihr trotzdem ins Gesicht zu schauen.

Carm lacht und hebt die Hand, damit eine Kellnerin kommt. »Das liegt daran, dass ich so ein mordsmäßig guter Verkäufer bin.«

»Nun, du hast dich ja an sie verkauft, deshalb muss ich dir wohl zustimmen.« Sie lächelt ihn an.

»Absolut. Sie ist eigentlich viel zu gut für mich.«

»Zumindest darauf können wir uns einigen«, murmle ich.

Die Kellnerin kommt und Carm bestellt für sich und Bella. Ich bestelle mir einen Scotch und hätte um ein Haar auch Vals Lieblingsdrink für sie bestellt. Zum Glück unterbricht sie mich, bevor irgendwer etwas merkt.

»Ich kann einfach nicht glauben, dass schon zwei Mancinis vom Markt sind. Was ist denn mit dir, Dom?«, fragt sie grinsend. »Liebst du das Junggesellenleben noch immer?«

»Ich arbeite. Die Arbeit ist mein Leben und meine Liebe.«

»Klingt wie mein Ex-Mann.« Sie hebt die Brauen.

Das ist nicht das erste Mal, dass sie mir meine Arbeit vorwirft, und dass sie mich dabei mit ihrem Arschloch von Ex-Mann vergleicht, macht mich sauer. Sie hält meinem Blick eine Sekunde stand, provoziert mich fast ein wenig.

»Nun, ich denke, wenn mich die Liebe einmal erwischt, dann wird die Arbeit sicher an die zweite Stelle treten.«

Ja, ich weiß, das war ein mieser Zug. Als das Grinsen wie vom Winde verweht aus ihrem Gesicht schwindet, habe ich ein schlechtes Gewissen.

»Man weiß nie, wer es sein könnte. Womöglich sogar irgendeine Affäre«, wirft Carm ein.

Val sieht ihn an. Bestimmt fragt sie sich, ob er etwas weiß. Das tut er, doch nicht so viel, um ernsthaften Schaden anrichten zu können. Bei allen Gesprächen mit meinen Brüdern habe ich Vals Namen nie erwähnt.

Bella wechselt das Thema und spricht Val an. »Was hast du heute so gemacht?«

Gott sei Dank. Ich werde mich später für meinen Kommentar entschuldigen müssen.

»Ich habe den ganzen Tag im Spa verbracht.«

Die Kellnerin kommt und verteilt unsere Getränke, und ich nehme einen großen Schluck. Sagt mir, dass das Essen endlich anfängt.

»Oh, das klingt nett. Meine Füße bringen mich noch um nach dem ganzen Herumlaufen heute beim Shopping.« Sie beugt sich vor und blickt auf Vals Füße. »Ich mag deine Nagellackfarbe. Hast du dir eine Pediküre machen lassen?«

Ich spähe zu Vals Schuhen, die ihre roten Nägel zeigen, und eine weitere Erinnerung daran, wie ich ihr vergangene Nacht die Füße massiert habe, drängt in mein Hirn. Hat alles damit angefangen? Sie hatte sich beschwert, dass sie den ganzen Tag auf den Beinen gewesen war.

»Carm!«, schreit Bella plötzlich, und ich sehe, dass ihr Gesicht tropfnass ist.

Carm starrt auf Vals Füße.

Scheiße.

Er blickt mehrmals zwischen Val und mir hin und her.

»Carmelo!«, schreit Bella erneut. »Du hast gerade deinen Drink auf mich gespuckt!«

Carm ist nicht dafür gemacht, ein so großes Geheimnis zu bewahren. Ich weiß, dass die Bombe bald platzen wird.

Kapitel Vier

Valentina

Dom packt Carm am Arm und zerrt ihn von seinem Platz.

Ich nehme alle verfügbaren Servietten und reiche sie der armen Bella.

»Er hat sich nicht einmal entschuldigt«, sagt sie und tupft ihr Gesicht ab. »Das ist gar nicht typisch für ihn.«

Ich weiß genau, warum er sich nicht entschuldigt hat – ihm ist gerade das Herz stehen geblieben, denn aus irgendeinem Grund weiß er es. Ich habe keine Ahnung, wie er alles herausgefunden hat, doch das hat er, da bin ich mir sicher.

Dabei weiß ich genau, dass Dom seinem Bruder nichts erzählt hat. Er hat mich immer hinter verschlossener Tür verborgen gehalten, wie ein schmutziges kleines Geheimnis.

»Bestimmt hat er seine Gründe«, sage ich und mache der Kellnerin ein Zeichen, damit sie mehr Servietten bringt.

»Ist mein Make-up ruiniert?«, fragt Bella und tupft noch immer unter ihren Augen und auf ihrer Stirn herum. Carm hat ganze Arbeit geleistet.

»Überhaupt nicht. Du siehst noch immer umwerfend aus.«

Sie schüttelt den Kopf. »Ich gehe lieber zur Toilette. Bin gleich zurück.«

Sie verschwindet und ich spähe über die Schulter, kann aber weder Dom noch Carm entdecken. Enzo und Annie sind noch an der Bar und unterhalten sich mit Blanca.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee, herzukommen? Mal ehrlich, was soll die Frage? Ich wusste genau, dass es eine schlechte Idee ist, als ich Enzos Einladung angenommen habe. Aber ich war sauer wegen Doms Abgang heute Morgen und wollte meine kleine Rache.

Ich gehe zum Ausgang. Es war wirklich eine blöde Idee. Man kann die Vergangenheit nicht umschreiben. Zwischen uns wird sich niemals etwas ändern. Immer ist etwas im Weg. Mein Ex, Ryder, Doms Arbeit.

Ich sehe die Tür vor mir, als ich am Ellbogen gepackt und ausgebremst werde.

»Warte«, sagt Dom.

Ich bleibe stehen, drehe mich aber nicht um.

Er tritt näher hinter mich und mir stockt der Atem, als ich seinen großen Körper so deutlich wahrnehme. »Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen dürfen.« Seine Stimme klingt leise und zerknirscht. Er berührt mich noch immer mit den Fingerspitzen.

»Ich will keine Spielchen mehr spielen.«

»Ich habe niemals mit dir gespielt«, sagt er sanft, wobei sein Atem über meine Haut streicht und mich erschauern lässt. »Aber warum bist du hier?«

»Ich habe Enzo getroffen und er hat mich eingeladen.«

»Warum bist du der Einladung gefolgt?«

»Im Augenblick weiß ich das selbst nicht.«

Er drückt meinen Ellbogen fester, und dreht mich, bis ich ihn ansehe. »Bleib hier.«

Ich schaue in seine Augen und nicke. »Okay.«

»Danke«, erwidert er und tritt beiseite, damit ich vor ihm her zurückgehen kann. Dann legt er mir die Hand an den unteren Rücken.

Für jemand anderen würde das nichts bedeuten. Wir sind Italiener, und Italiener berühren einander. Doch wir beide sind gefangen in diesem stärker werdenden Wirbelsturm, der sich immer weiter dreht, wir finden einander in der einen Minute und verfluchen uns in der nächsten. Wir sind nicht für den festen Boden der Realität geschaffen, dennoch sehne ich mich danach.

Nach einem langen Abend mit den Mancinis voller Gelächter und gutem Essen hat Dom mich zu einem Taxi gebracht und mich zurück in mein Hotel geschickt. Ich bin eingeschlafen, während ich noch alles analysierte, was er getan oder gesagt hat. Es war einer dieser Abende, an denen ich den Eindruck hatte, wir würden gut zusammenpassen. Bis zu dem Augenblick, kurz bevor er die Tür des Taxis schloss, als er mir sagte, dass er sich um die Auflösung unserer Ehe kümmern und sich melden würde, wenn er wieder in New York ist.

Jetzt sitze ich am Flughafen und bete, dass wir nicht alle im selben Flieger sitzen. Mein Handy klingelt und reißt mich aus meinen Gedanken.

»Hallo«, sage ich.

»Hey«, antwortet Lulu.

»Was machen die Kids?«, frage ich.

»Ich ruf dich nicht an, um mit dir über meine Kids zu reden, außer sie nerven mich. Also, wie war Vegas? Hast du was Verrücktes angestellt?«

»Du weißt doch, was man sagt: ›Was in Vegas passiert, das bleibt in Vegas‹.«

»Seiner besten Freundin erzählt man aber alles. Ich habe drei Kinder unter acht. Gib mir auch was zu knabbern.«

Ich atme aus. »Ich habe die Mancini-Brüder getroffen.«

Tödliche Stille am anderen Ende, und ich muss sagen, Lulu ist selten still. »Alle Brüder?«

Eigentlich will sie wissen, ob ich Dom gesehen habe oder nicht, während sie mir gleichzeitig zu verstehen gibt, dass ich ihm hoffentlich in ihrem Namen in die Eier getreten habe, falls ich ihm begegnet bin. »Ja.«

»Wie geht es Enzo und Carm?«, fragt sie. »Blanca war auch da? Reden wir einfach nur über diese Mancinis, bevor mein Blutdruck weiter steigt und ich Erste Hilfe benötige.«

»Da ist aber jemand schwer in Stimmung.«

»Ich habe Vinny gesagt, wenn er mich noch einmal schwängert, dann führe ich an ihm eine Vasektomie durch, und zwar ohne Narkose.«

Ich muss lachen.

»Seine Ma hat ihm erklärt, Empfängnisverhütung sei eine schlechte Sache, aber wenn wir darauf bestehen, dann sollte ich mich darum kümmern. Sie hat tatsächlich gemeint, dass er sich alle Optionen offenlassen soll.«

»Ich dachte immer, Katholiken sind gegen die Scheidung?«, scherze ich kichernd.

»Wahrscheinlich nur, wenn es ihnen in den Kram passt.« Im Hintergrund ist eine helle Stimme zu hören, die etwas fragt. »Daddy kann das machen.« Ich höre noch mehr Gejammer im Hintergrund. »Ich schwöre, dass er das auch kann. Geh jetzt und zeig ihm deinen Schmollmund.«

Ich muss lachen und bin ein wenig neidisch auf das Leben, das meine beste Freundin führt. Ja, es ist verrückt, doch Vinny liebt sie so sehr, und ihre Kinder sind einfach toll. Und ich stehe da mit meinem Fünfzehnjährigen, der so tut, als wäre eine Umarmung dasselbe wie ein Raubtier zu streicheln. Mein kleiner Kerl wird erwachsen und braucht mich bald nicht mehr.

»Also, wo waren wir stehen geblieben?«, fragt Lulu und kehrt zurück zu unserem Gespräch. »Ach ja, erzähl mir, dass du tollen Sex in Vegas hattest, und nenn mir alle Einzelheiten. Denn mein einziges Highlight hatte ich Sonntagmorgen, als Vinny es mir im Badezimmer besorgt hat, während wir so taten, als würden wir duschen, bevor meine Ma kam und uns in die Kirche geschleppt hat.«

»Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss.«

»Blödsinn. Ich kenne dich.« Ich höre Wasser im Hintergrund laufen, dann eine Türklingel oder irgendeinen Alarm. Wahrscheinlich macht sie gerade die Wäsche oder eine Million anderer Dinge, während sie mit mir spricht.

Ich zupfe einen eingebildeten Fussel von meinem T-Shirt. »Warum sollte ich lügen?«

»Vermutlich, weil du mit Dominic Mancini geschlafen hast. Wenn das der Fall ist, dann erspar mir bitte die Einzelheiten.« Ihre Stimme klingt verärgert, dabei habe ich ihr noch nicht einmal erzählt, was wirklich passiert ist.

Ich halte den Telefonhörer etwas fester und gestehe alle meine Sünden. »Ich habe mit ihm geschlafen, aber ich habe ihn auch geheiratet.«

Nichts auf der Welt hat sich jemals so befreiend angefühlt, wie diese Worte auszusprechen.

»Haha. Sehr witzig.«

»Ich meine es ernst«, sage ich.

»Was?« Es wird unruhig auf ihrer Seite der Verbindung, dann sagt sie: »Mir geht es gut. Tante Val spielt nur gerade ein Spiel, und das ist nicht besonders lustig.«

»Ich will auch spielen«, sagt eins der Kinder.

»Ich spiele kein Spiel. Im Augenblick bin ich Valentina Mancini.« Eigentlich sollte mir nicht gefallen, wie das klingt, doch wie oft habe ich es während der Highschool auf meine Hefte geschrieben?

»Es klingt wirklich besser als dein Mädchenname, aber du hättest lieber Carm oder Enzo abschleppen sollen.«

Ich bin still, weil sie genau weiß, warum das niemals geschehen könnte.

»Aber du hattest immer nur Augen für Dom. Den dummen, egoistischen, arbeitssüchtigen Dom.«

»Lulu …« Ich seufze.

»Ich weiß, ich weiß. Es tut mir leid, ich kann es nur nicht glauben. Was wirst du jetzt machen, da du verheiratet bist? Ich nehme an, dass bei der Entscheidung eine Menge Alkohol im Spiel war. Vielleicht aber auch nicht, so wie ich euch beide kenne.«

Das ist Lucia. Ich kann ihr alle meine Geheimnisse anvertrauen und das hier ist das größte überhaupt. Wenn meine Ma davon erfährt, dass ich wieder geheiratet habe … Ich will mir das gar nicht vorstellen. Eine Tochter mit zwei Scheidungen? Diese Schande. Diese Schuld. Diese Verzweiflung.

»Jetzt mach mal halblang. Er ist ein guter Kerl.« Ich schlage die Beine übereinander und sehe nach der Tafel mit den Boardingzeiten, denn ich will endlich hier weg.

»Ich weiß, dass Dom ein guter Kerl ist. Er weiß nur nicht, wo seine Prioritäten liegen.«

»Er hat mir die Freiheit gelassen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen.«

Ich kann Dom nicht die Schuld geben. Wir hatten einander eine Affäre ohne Verpflichtungen versprochen, bei der es nur um Sex und nicht um Gefühle ging. Das lief super, bis zum letzten Sommer in den Hamptons. Dann kam mein Ex zurück und bat um eine zweite Chance.

»Wie ein Blödmann«, sagt Lulu.

»Blödmann«, wiederholt eine helle Kinderstimme.

»Das ist kein Wort für dich«, sagt sie.

»Siehst du? Du bist nicht gerade ein gutes Vorbild.«

»Komm schon. Gia hat gestern Scheiße gesagt. Wir machen nicht den besten Job, aber sie leben noch und sind gesund.«

Deshalb liebe ich Lulu. Während ich bei Ryder immer versucht habe, mich an alle Regeln zu halten, hat Lulu eine Zweijährige, die noch immer aus dem Fläschchen trinkt, und einen Dreijährigen, der jede Nacht bei ihr schläft und nicht in den Kindergarten kann, weil er noch nicht aufs Töpfchen geht. Die besten Freunde sind immer das Gegenteil von einem selbst.

»Na ja, sie ist wie ihre Mama.«

»Ich behaupte, sie kommt nach Vinny.« Lucia lacht. »Okay, ich muss wieder in meine Mutterrolle schlüpfen, hab einen guten Flug und ruf mich an, wenn du zurück bist. Ich will wirklich alle Einzelheiten.«

»Ich muss nicht extra erwähnen, dass das zwischen uns bleibt, oder?«

»Ist schon klar.« Eins ihrer Kinder weint im Hintergrund. »Hey, Val?«

»Ja?«

»Meinst du nicht, dass das vielleicht bedeutet …«

»Nein, Lulu, das ist kein Zeichen dafür, dass wir zusammengehören. Es ist nur ein Hinweis darauf, dass wir die Verbindung zwischen uns durchtrennen müssen, bevor sich einer von uns nie wieder erholt oder wir die ganze Welt untergehen lassen, während wir etwas versuchen, was niemals sein sollte.«

Sie seufzt. Sie und Vinny sind schon ewig zusammen, deshalb glaubt sie daran, dass man seinen Seelengefährten finden kann, wenn man noch ein Kind ist. Doch es ist nicht so einfach, wie es in den Liebesfilmen immer aussieht, auch wenn ich mir das wünsche.

»Wir sehen uns bald.«

»Hab dich lieb«, sagt sie.

»Ich dich auch.«

Ich lege auf und schreibe Ryder eine Nachricht.

Ich: Ich steige jetzt ins Flugzeug. Heute Abendessen? Sushi?

Ryder:

Das fasst ganz gut unsere aktuelle Mutter-Sohn-Beziehung zusammen. Ich erwarte ja gar nicht, dass ein Fünfzehnjähriger großartige Gespräche mit seiner Mutter führt. Als ich in seinem Alter war, habe ich nur an Jungs gedacht. Besonders an einen. Offenbar hat sich nicht viel geändert.

Kapitel Fünf

Dominic

Wahrscheinlich bin ich der einzige Mensch, der Montagmorgen mit guter Laune zur Arbeit kommt. Normalerweise freue ich mich, wenn eine neue Arbeitswoche beginnt, doch heute habe ich schlechte Laune, denn meine erste Aufgabe ist es, einen Anwalt anzurufen. Einen Scheidungsanwalt, um genau zu sein. Ich habe keine Ahnung, welcher gut ist, weil ich niemanden um eine Empfehlung bitten kann. Damit liegt mein Schicksal in den Händen von Google.

Ich drücke die Kurzwahltaste auf meinem Telefon, die mich direkt mit meiner Assistentin verbindet. »Ash, bitte keine Anrufe durchstellen.«

»In Ordnung, Dominic.«

Ash ist ein Profi. Sie könnte ich wahrscheinlich um eine Empfehlung bitten, aber ich will kein Risiko eingehen, dass irgendwas nach außen dringt.