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NIEDRIGER AKTIONSPREIS NUR FÜR KURZE ZEIT! Wenn eine Prinzessin keine mehr sein will Die 17-jährige Prinzessin Sarafina ist es leid, das Leben einer Royal zu führen. Die hübschen Kleider, die königlichen Bälle, all das würde sie nur zu gern gegen ein normales Leben eintauschen. Als ihre Eltern jedoch beschließen sie mit einem Prinzen zu verloben, scheinen ihre Träume in weite Ferne zu rücken. Um wenigstens noch ein bisschen ihr Leben genießen zu können, nimmt die Prinzessin kurz entschlossen an einem Schüleraustausch in den USA teil. Doch so leicht, wie sie sich die Highschool vorgestellt hat, ist sie dann doch nicht, und das Inkognito-Leben erweist sich als höchst kompliziert. Sarafinas einziger Lichtblick ist Leo, der sie mit seinen intensiv grünen Augen von Beginn an verzaubert. Wie dumm, dass sie vor ihm verbergen muss, wer sie wirklich ist… //Alle Bände der romantischen Royally in Love-Reihe: -- Band 1: Princess in Disguise -- Band 2: Princess on the Run -- Band 3: Princess in Waiting (erscheint im März 2025)// Alle Bände der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden und haben ein abgeschlossenes Ende.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Impress
Die Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
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Annie Laine
Princess in Disguise (Royally in Love-Reihe)
**Wenn eine Prinzessin keine mehr sein will**
Die 17-jährige Prinzessin Sarafina ist es leid, das Leben einer Royal zu führen. Die hübschen Kleider, die königlichen Bälle, all das würde sie nur zu gern gegen ein normales Leben eintauschen. Als ihre Eltern jedoch beschließen sie mit einem Prinzen zu verloben, scheinen ihre Träume in weite Ferne zu rücken. Um wenigstens noch ein bisschen ihr Leben genießen zu können, nimmt die Prinzessin kurz entschlossen an einem Schüleraustausch in den USA teil. Doch so leicht, wie sie sich die Highschool vorgestellt hat, ist sie dann doch nicht, und das Inkognito-Leben erweist sich als höchst kompliziert. Sarafinas einziger Lichtblick ist Leo, der sie mit seinen intensiv grünen Augen von Beginn an verzaubert. Wie dumm, dass sie vor ihm verbergen muss, wer sie wirklich ist…
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Vita
Danksagung
© Studioline Photography
Annie Laine wurde im schönen Osthessen geboren. Nach dem Realschulabschluss führt sie ihr Leben zunächst in ganz verschiedene Richtungen. Sie schließt eine Ausbildung ab und arbeitet ein halbes Jahr auf der Kanareninsel Teneriffa, findet aber nicht ihre Passion darin. Das zieht sie schließlich zurück zu den Büchern. Während sie tagsüber Buchhandel/Verlagswirtschaft studiert, verbringt sie ihre Nächte mit dem Schreiben eigener Texte und betreibt einen Bücherblog.
Für alle Mädchen, die davon träumen, eine Prinzessin zu sein, und für alle Prinzessinnen, die lieber keine wären.
Ich schätze, jedes Mädchen wünscht sich, eine Prinzessin zu sein. Mit all den Privilegien, die ein solches Leben mit sich bringt. Den wenigsten ist bewusst, dass es nicht leicht ist, in einem Königshaus aufzuwachsen. Deshalb glaube ich, dass es Zeit ist, mit diesen verdammten Klischees aufzuräumen und den Mädchen endlich die Augen zu öffnen. Aber beginnen wir von vorn.
Jedes Mädchen will Prinzessin sein.
Ich bin eine und kann bezeugen: Prinzessin zu sein, wird vollkommen überbewertet. Man hat auch nicht mehr Freiheiten als andere Mädchen. Im Gegenteil: Unterricht von früh bis spät in die Nacht – eine Prinzessin muss klug und gebildet sein – und man wird auf Schritt und Tritt verfolgt, wenn man es wagen sollte, den Palast zu verlassen. Immer muss man höflich und freundlich sein. Für Prinzessinnen heißt es, stets gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wir können nicht einfach mal einen schlechten Tag haben, denn wenn wir mies drauf sind, fällt das nicht nur auf uns, sondern auf unser Land zurück.
Jedes Mädchen möchte hübsche Kleider tragen.
Sie vergessen, dass Reifröcke absolut unerlässlich sind, um die Kleider so bauschig und voluminös wirken zu lassen, wie es in Disney-Filmen gern dargestellt wird. Sie haben noch nie versucht, sich in einem solchen Teil hinzusetzen, und wissen nicht, wie abartig nervig das ist. Man muss echt höllisch aufpassen, dass einem dabei nicht der Reifrock entgegenspringt, sodass man nicht nur den weiten Rock ins Gesicht bekommt, sondern auch allen Anwesenden seine Unterwäsche zeigt.
Diese Teile sind echt nicht zum Sitzen gemacht!
Und dann diese Korsagen. So eng, dass man kaum atmen kann. Sobald man eine trägt, war es das mit dem Essen. Man wird sofort auf eine unfreiwillige Nulldiät gesetzt. Und wer die eindrucksvollen Büfetts im Palast gesehen hat – das einzig Gute hier –, der kann verstehen, wieso mir das nicht gefällt. Von Kanapees über Hauptspeisen bis hin zum Dessert ist dort stets alles vertreten. Und dieser Duft! Wie soll einem da nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen? Nun, in einer Korsage kann der Magen noch so sehr knurren, da ist echt nichts zu machen.
Dabei könnte ich mich allein von den leckeren Törtchen ernähren, die unsere Köchin immer extra für mich macht. Und Crème brûlée! Ich liebe Crème brûlée so sehr, wie ich Korsagen hasse!
Außerdem müssen wir Prinzessinnen uns immer adrett und gut aussehend präsentieren. Einfach mal einen ganzen Tag in Jogginghose auf dem Sofa rumzugammeln oder im Sommer in Hotpants und T-Shirt nach draußen zu gehen, muss wohl ein Traum bleiben. Als Royal wird man rund um die Uhr von der Presse belagert, sodass man sich keine Fehler erlauben darf, wenn man nicht am Folgetag die Titelseiten aller Klatschzeitschriften zieren will.
Jedes Mädchen möchte auf einen königlichen Ball gehen.
Glaubt mir, wollt ihr nicht. Wenn ich schon höre, dass es Menschen gibt, die sich das freiwillig antun, frage ich mich, ob die sonst keine Hobbys haben.
Bälle sind langweilig, nervig und Spaß haben sie mir noch nie gemacht. Leider werde ich oft damit gequält. Zuletzt an meinem siebzehnten Geburtstag vor einer Woche. Es war die Hölle und ich werde euch die Einzelheiten ersparen. Damit ihr euch ein grobes Bild machen könnt:
Es waren viele Mitglieder des Hochadels anwesend, die mal mehr, mal weniger schöne Kleider trugen und um die Wette ihre Nasen in die Höhe gereckt haben. Alle taten so, als würden sie einander kennen – oder mich, den Grund für die Feier. Ich selbst konnte die wenigsten Gesichter zuordnen.
Es war nicht der erste Ball anlässlich meines Geburtstages, aber wenn ich vorher geglaubt habe, meine Eltern wüssten, wie man einen Ehrentag kaputt machen kann, haben sie sich in diesem Jahr wahrlich selbst übertroffen. Das Schlimmste folgt nämlich erst noch.
Jedes Mädchen möchte einen Prinzen heiraten.
Sie leiden ganz klar unter Realitätsverlust. Nicht alle Prinzen sind knackige, gut aussehende junge Kerle wie Prinz Charming oder Prinz Eric aus den bekannten Disney-Klassikern. Und die wenigsten Prinzessinnen haben Einfluss auf die Wahl ihres Gatten. In meinem Königreich übernehmen das meine Eltern und wie es aussieht, werde ich bald Prinz Joffrey heiraten. Und damit meine ich, sobald ich achtzehn und damit heiratsfähig bin. Das ist schon in einem Jahr!
Mal ganz davon abgesehen, dass er wie das unausstehliche, verabscheuungswürdige Balg aus Game of Thrones heißt, ist er nicht mein Typ. Das merke ich schon allein daran, dass er mir Briefe schreibt. Ja, Briefe. Keine SMS, E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten. Er schreibt Briefe. Mit der Hand. Wie old-school ist das denn?
Ich habe noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Das werde ich erst auf dem Verlobungsball in …
»… in sechs Monaten«, sagt meine Mutter mit Blick in ihren königlichen Terminkalender, als ich sie nach dem Termin für den Ball frage.
»Was?« In sechs Monaten schon? Das ist doch viel zu früh! Bin ich erst mal mit dem Sohn irgendeines Königs von weit her verlobt, ist es nur noch ein Wimpernschlag bis zur Hochzeit. Und dann wird Prinz Joffrey mich mit in sein Reich nehmen. Was ich dazu zu sagen habe, interessiert mal wieder niemanden.
»Der Verlobungsball ist einem halben Jahr«, wiederholt sie. »Und jetzt sieh mich nicht so an. Halte dich gerade und sprich, wie es sich für eine Prinzessin gehört.«
Mamá kann eigentlich ganz nett sein, aber Königin Wilhelmina ist einfach nur streng.
»Wieso sollte ich mich wie eine Prinzessin benehmen, wenn ihr mich wie eine Sklavin verschachern wollt?«
Das ist das Erste, was mir eingefallen ist, aber nicht einmal ansatzweise das, was ich hätte sagen sollen. Es wird nicht von mir erwartet, eine eigene Meinung zu haben. Ich bin doch nur das süße kleine Prinzesschen, das meine Eltern als Aushängeschild für unser Land benutzen können.
Dabei wissen nur die wenigsten, dass sich im Mittelmeer, gar nicht weit entfernt von Spanien, unser kleines Reich befindet. Bahía Dorada ist einfach zu klein, um auf handelsüblichen Karten verzeichnet zu sein. Trotzdem legt Mamá höchsten Wert darauf, dass ich mich in der Öffentlichkeit gut benehme. Innerhalb der Palastmauern achtet sie nicht so streng auf meine Ausdrucksweise, aber heute habe ich wohl den Vogel abgeschossen.
»Hüte deine Zunge, junge Dame! Du kennst die höfischen Traditionen und wusstest, dass du bald heiraten wirst«, erklärt sie ruhig, aber dafür mit Nachdruck.
»Ja, ich wusste, dass ich bald heiraten muss. Nicht, dass es schon kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag so weit sein wird. Mamá, bitte, ich will das nicht«, flehe ich in der Hoffnung, dass sie noch einmal mit sich reden lässt. Aber das wäre natürlich viel zu einfach.
»Aber warum nicht? Prinz Joffrey schien deinem Vater und mir die richtige Wahl zu sein.«
Ja, ihnen! Mich hat niemand gefragt.
»Habt ihr auch nur einen von seinen Briefen gelesen?«, fahre ich sie an und kümmere mich nicht darum, dass die höfische Netiquette es nicht vorsieht, die Stimme zu erheben.
»Als würden wir in deine Privatsphäre eingreifen, Sarafina.«
Mamá schnaubt, als könne sie nicht glauben, dass ich ihr so etwas vorwerfe.
Ich fasse es nicht!
»Und die Wahl meines Ehemannes greift nicht in meine Privatsphäre ein?«, werfe ich ihr vor.
»Nun beruhige dich …«
»Nein, ich werde mich nicht beruhigen. Nicht, bis ihr diesen Irrsinn stoppt, bevor es zu spät ist.«
Theatralisch wende ich mich um und lege den wohl perfekten Abgang hin.
In meinen Gemächern angekommen, schäle ich mich aus dem viel zu engen und alles andere als bequemen Kleid und mache es mir in meinem kuscheligen rosa Pyjama auf dem Sofa gemütlich. Solange ich in meinem Zimmer bleibe, ist das … sagen wir, akzeptabel. Es gefällt meinen Eltern zwar nicht, dass die Palastangestellten mich so sehen könnten, aber es sind immer noch meine Gemächer und hier gelten meine Regeln!
Es ist zwar erst drei Uhr nachmittags, aber ich habe nicht vor, mein Zimmer heute noch einmal zu verlassen. Wozu auch? Hier habe ich alles, was ich brauche: ein gemütliches Himmelbett, einen begehbaren Kleiderschrank, in dessen Untiefen ich meinen Süßigkeiten-Vorrat vor meinen Eltern und den Zofen verstecke, und natürlich meinen Fernseher. Wenn heute noch jemand hereinkommt und etwas gegen mein Outfit hat, soll er sich damit abfinden.
Ich kuschele mit einem flauschigen Sofakissen und starte einen Skype-Anruf über den riesigen Flachbildfernseher an der Wand. Der Anruf geht einmal um die halbe Welt, landet in dem fernen Königreich Mitena und auf einmal erscheint ein bekanntes Gesicht auf dem Bildschirm.
Meine beste Freundin Izzy hat strahlendrote Pumuckl-Haare, die sie sich regelmäßig färben lässt. Das ist ihr Akt der stummen Rebellion gegen ihre Eltern und sie stehen ihr wirklich gut, obwohl sie etwas zerzaust sind. Vermutlich ist sie gerade aufgestanden. Die Zeitverschiebung ist schon eine dumme Sache.
»Sara, was gibt’s denn Wichtiges?«, gähnt sie in die Kamera. »Weißt du nicht, wie spät es hier ist? Lass mich schlafen!«
Sie lehnt sich zurück und ich sehe, dass sie tatsächlich noch in ihrem Bett liegt. So verschwindet sie schnell in einem Meer aus großen und kleinen Kissen.
Auch Izzy ist eine Königstochter – wir haben uns vor zehn Jahren auf einem Ball im Palast meiner Familie kennengelernt –, aber ihre etwas verrückte Ader hält sie davon ab, sich so perfekt zu verhalten, wie ihre Eltern es gern hätten.
»Du kannst nachher weiterschlafen«, erkläre ich lächelnd.
Sie nimmt mir das nicht übel, hat mich auch schon oft aus dem Bett geholt. So sind beste Freundinnen eben. Sie sind da, wenn man sie braucht. Egal, wo auf dem Planeten man steckt und wie spät es gerade ist.
»Guten Morgen, Isabella.«
Sofort sitzt sie kerzengerade in ihrem Bett.
»Du hast mich Isabella genannt. Also ist es wirklich, wirklich, wirklich wichtig. Was ist los, Schwester?«, will sie wissen und streicht sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ich drücke mein Flauschekissen fester an mich und erzähle ihr in der Kurzfassung, was ich heute erfahren musste.
»Also noch mal: Deine Eltern wollen dich verheiraten, sobald du achtzehn bist? Denen ist klar, dass sie das nicht tun können, oder?« Izzy schnaubt verächtlich. Dass sie meine Eltern und ihre Strenge nicht gutheißt, ist kein Geheimnis, aber eine Zwangsheirat geht selbst für sie zu weit. Da stimme ich gern zu.
»Anscheinend können sie es«, murmele ich und senke den Blick. Ich habe mich darauf gefreut, endlich kein Kind mehr zu sein, aber der Übergang vom Kind zur Ehefrau ist dann doch etwas zu abrupt.
»Sind die denn verrückt geworden? Boah, die können froh sein, dass ich auf der anderen Seite der Erde bin, sonst würde ich ihnen aufs Dach steigen«, wütet Izzy und schmeißt ein paar ihrer Kissen durch den Raum. Eins davon trifft die Kamera, die verhängnisvoll wackelt.
»Weiß ich doch, Liebes. Und was machst du, wenn ich dir sage, dass der Verlobungsball in sechs Monaten stattfindet?«
»WAS?! Das reicht! Ich sage James, er soll den Privatjet startklar machen.« Umständlich befreit sie sich aus den Decken, die sie im Bett halten, und stapft in ihrem grünen Nachthemd aus dem Bild.
Ein schwaches Lächeln kann ich mir nicht verkneifen. Für ihre ungehaltene, direkte Art liebe ich sie einfach. Sie denkt nicht über ihr Verhalten nach. Sie handelt einfach. Sie kümmert sich nicht darum, was man über sie denkt. Sie tut das, was sie für richtig hält.
»Warte! Izzy, warte, bevor du das ganze Reich in Aufruhr versetzt«, rufe ich und hoffe, dass die Lautsprecher meine Stimme noch bis zu ihr tragen.
»Aber das geht nicht. Du bist meine beste Freundin. Die können dich nicht einfach verheiraten«, beharrt sie, als hätte sie einen Einfluss auf die Entscheidungen meiner Eltern. Als sie wieder im Bild auftaucht, ist ihr die Wut anzusehen. Ihre Wangen sind gerötet, als hätte sie eine gehörige Portion Rouge aufgelegt, und auf ihrer Stirn hat sich eine Zornesfalte gebildet.
»Theoretisch können sie es …«, muss ich ihr den Wind aus den Segeln nehmen. Ich denke an die königliche Tradition und seufze. Doch, ja, es ist dem Königspaar erlaubt, passende Partner für ihre Kinder auszuwählen. Ich habe nicht einmal ein Veto-Recht, weil meine Eltern doch viel besser wissen, was gut für mich ist. Sie kennen die Königreiche, die sich für Allianzen eignen, und natürlich wissen auch nur sie, an wessen Seite ich die perfekte Königin abgebe.
Was passiert, wenn ich mich vor der Hochzeit drücke, weiß ich nicht, aber es muss schrecklich sein, denn vor mir hat es noch nie eine Prinzessin unseres Reiches gewagt, den ihr versprochenen Prinzen nicht zu ehelichen.
»Sie sind echt scheiße, wenn sie das durchziehen. Du hattest schon keine vernünftige Kindheit, Sara. Denk doch nur an deine unzähligen Privatlehrer, die dich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang getriezt haben. Literatur, Sprachen, Naturwissenschaften. Bis du auf jedem Gebiet ein Ass warst. Denk an die unzähligen Musik- und Tanzstunden und die Bälle, Galas und Empfänge, auf die sie dich geschleift haben! Warst du als Kind auch nur einmal wie eine Bürgerliche auf einem Spielplatz und hast Spaß daran gehabt, Sandburgen zu bauen? Bist du je so schnell Karussell gefahren, dass dir schlecht geworden ist, oder hast du dir beim Abspringen von einer Schaukel die Knie aufgeschlagen?«
Ich brauche nicht darauf zu antworten, denn Isabella weiß, dass sie recht hat. Ich habe nichts davon je erlebt. Wie auch? Ich hatte doch nie so etwas wie Freizeit. Habe nie die Dinge getan, die nicht-königliche Kinder fast jeden Tag erleben dürfen. Und mit jeder Minute, die verstrichen ist, habe ich mein Leben hinter den Palastmauern mehr verflucht.
»Siehst du?«, triumphiert meine beste Freundin. »Und jetzt, wo du fast erwachsen bist, wollen sie dich schon wieder unter jemandes Fittiche setzen. Das geht nicht. Wann hast du denn dann bitte gelebt?«, beschwert sie sich. Dabei fuchtelt sie so wild und aufgebracht mit den Armen in der Luft herum, dass die Web-Cam nicht schnell genug mitkommt, um mir all ihre Bewegungen anzuzeigen.
»Das ist das Los einer Princesa de la Bahía Dorada«, murmele ich leise, aber Izzy versteht dennoch jedes Wort. Sie seufzt und nimmt die Arme runter. Sie weiß, wenn ich meinen vollen Titel benutze und ihn auch noch auf Spanisch, unsere Amtssprache, ausspreche, ist es ernst.
»Aber das ist nicht das Wahre. Du musst doch auch mal leben und erfahren, was es heißt, ein Teenager zu sein«, behauptet sie dennoch.
»Wie denn?«
»So wie ich vielleicht? Was glaubst du, wie oft Mom und Dad schon daran gescheitert sind, mich zu einer wahren Prinzessin zu erziehen? Sara, gib nichts auf das, was deine Eltern dir eintrichtern wollen, sondern lebe!«
»Ich habe nur noch ein Jahr …«
»Ein Jahr ist nicht viel, aber genug, um zumindest ein paar Erfahrungen zu machen«, beschließt Izzy an meiner Stelle. Beinahe muss ich über ihre Entschlossenheit kichern.
»Erfahrungen? Welche denn? Wo denn? Auf Bahía Dorada gibt es keinen Ort, um Erfahrungen zu machen. Es sei denn, du meinst den Parkplatz hinter der Highschool. Dort war ich einmal und auf solche Erfahrungen kann ich getrost verzichten.« Ich rümpfe die Nase, um meinen Ekel zu untermauern. Was ich an diesem Tag gesehen habe, reicht, um mich auf ewig zu verstören.
»Nicht auf BD natürlich. Schon mal auf die Idee gekommen, euer Inselkaff zu verlassen?«, fragt meine beste Freundin und verschwindet aus dem Bild. Bevor ich befürchten muss, dass sie nun doch James Bescheid gibt, den Privatjet startklar zu machen, kommt sie mit einer Tüte Chips in den Händen zurück, die sie geräuschvoll öffnet. »Frühstück«, lautet ihre Erklärung.
»Ich soll die Insel …«
»… verlassen. Genau, Schwester.«
Es hört sich leicht an, eine Insel zu verlassen, aber ich bin bisher nicht in den Genuss gekommen. Okay, das stimmt nicht ganz. Einmal, als ich noch ein Kleinkind war, haben meine Eltern mich auf einen Staatsbesuch in Dänemark mitgenommen, aber nachdem ich dort ein unsagbares Chaos angerichtet habe, hielten sie es für das Beste, mich künftig nicht mehr mitzunehmen. Ich erinnere mich nur noch dunkel daran, aber ich weiß, dass ein Schokoladenbrunnen und jede Menge Schlagsahne involviert waren.
»Sag deinen Eltern einfach, wenn sie wollen, dass du diesen Psychopathen aus Game of Thrones heiratest, sollen sie dich ein Jahr in ein Austauschprogramm stecken. Die gibt es doch wie Sand am Meer und die Schulen reißen sich bestimmt darum, eine Prinzessin aufzunehmen. Die paartausend Dollar, die der Austausch kostet, sind für deine Eltern doch Peanuts. Du könntest ein normaler Teenager sein«, schlägt Izzy vor und diese Vorstellung klingt gar nicht mal so schrecklich.
Ich habe bereits von ranghohen Adelskindern gehört, die einen Austausch in Anspruch genommen haben, um einmal in ihrem Leben nichts Besonderes zu sein. Und als Prinzessin von Bahía Dorada bin ich in anderen Ländern unbekannt, sodass ich keine Probleme haben sollte, als gewöhnliche junge Frau durchzugehen.
Wenn meine Eltern mich denn lassen würden.
»Soll ich wirklich?«
»Ja, sollst du«, bestätigt meine beste Freundin und greift beherzt in die Chipstüte. Wie man mit einer solchen Ernährung gertenschlank bleiben kann, habe ich noch nie verstanden, aber mittlerweile stelle ich keine Fragen mehr.
»Danke, Izzy. Du bist echt die Größte.«
Und wieder einmal hat sie mich aufgeheitert. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass unser Gespräch eine Wendung wie diese nehmen würde, aber ich bin froh, dass es so gekommen ist.
»Weiß ich doch.« Sie setzt ein schelmisches Grinsen auf. »Ich werde jetzt unter die Dusche verschwinden und versuchen, wach zu werden. Schlafen kann ich eh nicht mehr. Wir sprechen uns.«
»Klar. Wie immer.«
»Halt die Ohren steif, Schwester.«
Das werde ich, aber vorher muss ich mir überlegen, wie ich das Gespräch mit meinen Eltern suche.
Mein Plan nimmt Gestalt an. Den restlichen Nachmittag habe ich damit verbracht, mir zu überlegen, wie ich es am besten bewerkstellige, meine Eltern zu überzeugen.
Bis auf dieses eine Mal habe ich Bahía Dorada noch nie verlassen, kenne nichts von der Welt und bin des Palastes schon lange überdrüssig. Meine Eltern sind sich dessen bewusst, aber meinem Flehen, mich die Welt entdecken zu lassen, haben sie nie nachgegeben.
Ganz anders bei meinem Bruder Christiano. Er ist nur zwei Jahre älter als ich und alles andere als der Muster-Prinz. Er ist intelligent, das schon, doch diese Insel war ihm schon immer zu klein. Sein Leben hier zu verbringen, ist für ihn eine Horrorvorstellung. Aber er ist nun einmal der Kronprinz und wenn meine Eltern abdanken, wird er der König unseres Mini-Staates sein.
Aber bis es so weit ist, hat er beschlossen, auf seine ganz eigene Art und Weise normal zu sein. Er hat das Land verlassen, um zu studieren. An der University of St. Andrews in Großbritannien, die auch Prinz William besucht hat. Und offensichtlich fühlt er sich an dieser piekfeinen Universität wohl. Trotz des BWL-Studiums. Er ist nicht einmal zu Weihnachten nach Hause gekommen. Bis zu seinem Abschluss in frühestens drei Jahren sehen wir ihn sicher auch nicht wieder.
Und wenn er das darf, könnte das meine Chance sein, nicht nur die Welt zu sehen, sondern auch erst mal meiner Hochzeit zu entkommen.
Bin ich eine schlechte Prinzessin, weil ich meine Insel verlassen und einmal keine Adelige sein will? Hm. Nein. Ich bin sogar eine sehr gute Prinzessin, weil ich meinen Horizont erweitern will.
Ich beschließe, das Gespräch mit meinen Eltern nicht länger aufzuschieben, und obwohl ich lieber eine einfache Jeans und ein hübsches Trägertop – zwei der wenigen normalen Kleidungsstücke in meinem Schrank und mit Abstand die, die ich am liebsten trage – anziehen würde, entscheide ich mich für ein blassrotes Kleid. Es ist recht schlicht, ohne Stickereien oder Verzierungen, der Ausschnitt vernünftig und der Glockenrock schwingt luftig um meine Beine. Meine Eltern sehen es gern, wenn ich adrett und königlich aussehe, und da ich etwas von ihnen will, passt das Kleid perfekt. Den Kompromiss aus königlich und bequem runde ich mit einem Paar Ballerinas ab und binde meine hüftlangen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz.
Ha! Es soll sich bitte niemand über mein Aussehen beschweren.
***
Meine Mutter sitzt in ihrem Arbeitszimmer und ist mit Schreiben beschäftigt, deren Bedeutung mir schleierhaft ist.
»¿Mamá?«
»Was gibt es, Sarafina?« Sie sieht von ihrer Arbeit auf, rückt ihre Brille zurecht, bevor sie die Mundwinkel nach oben zieht und mir ein schwaches Lächeln schenkt. Das ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass sie gerade nicht ganz die strenge Königin ist, sondern ich vielleicht die Chance habe, von Tochter zu Mutter mit ihr zu sprechen.
Ich fasse mir ein Herz. »Ich habe mit Iz… Prinzessin Isabella gesprochen.« Dann muss ich mich schon unterbrechen, weil meine Mutter genervt aufstöhnt.
»Dieser Bauerntrampel«, sagt sie unzufrieden. »Wann wirst du endlich verstehen, dass dieses Mädchen nur Flausen im Kopf hat?«
Mittlerweile ist es nichts Neues mehr, wenn sie sich über meine beste Freundin beschwert, deshalb nehme ich es mit Fassung.
»Sie ist meine beste Freundin, Mamá, und ich habe sie sehr gern. Aber das ist nicht, was ich dir sagen will. Es … es ist wichtig, also … kann ich weitermachen?«
Sie seufzt ein weiteres Mal, nickt aber und meine Hoffnung, dass dieses Gespräch nicht ganz so schlimm wird, ist noch nicht verloren.
»Wo ist Papá? Es wäre schön, wenn er auch dabei wäre.«
»Er hat einen wichtigen Termin und wird erst zum Abendessen wieder hier sein. Was ist so wichtig, dass du uns beide dafür brauchst?«
Nun hebt sie fragend eine Braue und ich denke, sie sieht mir meine Aufregung an. Auch wenn ich insgeheim so viele Wünsche habe, ich bin noch nie gut darin gewesen, mich gegen meine Eltern aufzulehnen. Bei mir hat ihre strenge Erziehung durchaus Früchte getragen.
»Ich … ich habe mich mit ihr unterhalten. Also mit Izzy. Über die Hochzeit …«
Dass ich das H-Wort ausspreche, ist genug, um meine Mutter wieder in meine Königin zu verwandeln. Ich hätte es nicht versuchen sollen. Was für eine doofe Idee!
Mamás Blicke durchbohren mich regelrecht. Was auch immer ich im Begriff bin, zu sagen, verpufft. Meine Mutter wird es ohnehin nicht gutheißen.
»Was willst du sagen?«, fragt sie durch zusammengepresste Lippen und starrt mich unnachgiebig an.
»Ich war immer nur hier, Mamá. Ich war immer hier und habe gelernt, wie man die perfekte Prinzessin ist, und jetzt habe ich noch ein Jahr und dann bin ich eine Ehefrau. Ich … ich würde gern … für das eine Jahr, das mir noch bleibt … etwas anderes sehen als königliche Pflichten. Ich möchte etwas Neues ausprobieren. So wie Chris.«
So holprig habe ich mir das nicht vorgestellt, aber ich bin froh, dass überhaupt Worte aus meinem Mund gekommen sind.
»Du willst dein Land im Stich lassen, so wie dein Bruder es getan hat, nicht wahr?«, unterstellt sie mir.
»Nein!«, widerspreche ich auf der Stelle und schüttele den Kopf, um meinen Ernst zu untermauern. »Das könnte ich nie! Ich liebe mein Land. Und ich liebe meine Familie. Ich habe euch schrecklich lieb und bei dem Gedanken, von hier wegzugehen, bekomme ich Gänsehaut.«
Ich rede zu schnell, meine Stimme überschlägt sich förmlich, aber … es scheint zu wirken. Meine Mutter erhebt sich von ihrem Schreibtischstuhl und kommt zu mir. Auf einmal ist die Barriere zwischen uns weg und ich fühle mich besser, als Mamá mich anlächelt und die Arme nach mir ausstreckt, als würde sie mich umarmen wollen. Sie ist eigentlich nicht der Typ dafür, weshalb ich leicht irritiert bin, als sie mich an sich zieht.
»Was ist los, mein Kind?«, fragt sie leise und drückt mich an ihre Brust.
Langsam schaffe ich es, mich zu entspannen. Diese seltenen Momente müssen schließlich ausgekostet werden und lange wird dieser sowieso nicht anhalten.
»Wenn es nur wegen der Hochzeit ist«, fährt Mamá fort, »wird die Aufregung verfliegen und in einem Jahr wirst du nicht mit einem Fremden vor den Traualtar treten, sondern mit einem deiner besten Freunde.«
Ich weiß, dass auch die Ehe meiner Eltern arrangiert wurde, aber mittlerweile kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass die beiden nicht schon immer ein Paar gewesen sind. Sie sind so vertraut miteinander, und das, obwohl diese Heirat nicht ihre Entscheidung war. Die Liebe muss wohl später dazugekommen sein.
Ob das bei Joffrey und mir irgendwann auch so sein wird? Ich weiß es nicht und bin nicht sicher, ob ich es wissen will.
»Ich möchte an einem Austauschprogramm teilnehmen und für ein Jahr an einer normalen Schule lernen, meinen Abschluss machen und erfahren, was es heißt, keine Prinzessin zu sein«, platzt es aus mir heraus, als hätten die Worte es nicht eine Sekunde länger ertragen, unausgesprochen zu bleiben.
Augenblicklich löst sich meine Mutter von mir und schaut mich mit vor Schreck geweiteten Augen an. Ein gehauchtes »Was?« dringt an meine Ohren, doch ich rede einfach weiter, kann nicht anders.
»Wenn ihr mich mit einem Prinzen verheiratet, muss ich irgendwann selbst regieren. Das ist doch die Chance, um zu lernen, wie die Menschen außerhalb des Palastes denken und was ihnen wichtig ist. Du weißt schon, ich könnte das gemeine Volk kennenlernen.«
»Bist du dir da sicher?«, fragt sie sanft, als sie ihre Fassung wiedergefunden hat.
»Ja, bin ich, Mamá«, entgegne ich genauso ruhig.
Es fühlt sich an, als würde eine Ewigkeit vergehen, bevor sie den Blick von mir abwendet und wieder auf die Arbeit schaut, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelt.
»Ich werde mit deinem Vater darüber sprechen«, gibt sie schließlich nach und innerlich beginne ich, mich zu freuen, während ich äußerlich die Fassung bewahre. »Heute Abend teilen wir dir mit, wie wir uns entschieden haben.«
Und bis dahin würde ich einfach schon mal anfangen, zu packen.
***
Als es Zeit fürs Abendessen ist, quillt mein Koffer nur so über. Obwohl ich noch nicht weiß, ob ich gehen darf, habe ich bereits wahllos Kleider, die wenigen Jeans und feschen T-Shirts, die ich besitze, zusammen mit eleganten Schuhen und abgelaufenen Sneakers in meinen Koffer geworfen.
Ich bin gerade fertig damit, als es an meiner Tür klopft.
»Princesa Sarafina, der König und die Königin erwarten Euch im Speisesaal.«
Es ist Marina. Sie ist meine liebste Angestellte, die mich zwar förmlich, aber nicht zu förmlich behandelt, und die Einzige, die ich auch ein wenig als meine Freundin sehen kann. Außer Izzy habe ich davon nämlich leider keine. Das Leben als Prinzessin ist ziemlich einsam.
»Muchas gracias«, rufe ich zurück, aber ihre Schritte entfernen sich bereits. Tja, letztendlich ist sie eben doch bloß eine Angestellte und … das ist es auch schon.
Ich seufze. Man muss nehmen, was man bekommt.
Schnell mache ich mich auf den Weg. Durch die prunkvollen, mit reichlich Stuck verzierten und mit Gemälden früherer Regenten behangenen Gänge und eine breite Treppe nach unten, finde ich meinen Weg in den noch größeren, noch prunkvolleren Speisesaal im Erdgeschoss. An einer langen Tafel aus dunklem Ebenholz sitzen bereits meine Eltern. Ich nehme den Platz vor dem dritten und letzten Gedeck ein.
»Mamá, Papá«, begrüße ich beide mit dieser gewissen königlichen Attitüde, die sich bei mir eher gekünstelt als natürlich anhört.
»Hija«, erwidert mein Vater mit einem kleinen Lächeln. Auch er weiß, dass ich es nicht mag, mich … königlich zu verhalten. Anstatt mit Princesa spricht er mich stets mit hija, also Tochter, an. Das gefällt mir besser als irgendein Adelstitel. »Deine Mutter und ich hatten ein interessantes Gespräch.«
»Ja?«, hake ich nach und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
»Du möchtest das Land verlassen? Am besten schon in den nächsten sechs Wochen, wenn ich das richtig verstanden habe?«
Den Zeitraum habe ich nicht genannt, aber ja, es wäre schön, diesen Austausch mit Start des neuen Schuljahres zu beginnen, also nicke ich eifrig. Der Koffer ist zwar schon gepackt, aber ich habe noch genug Kleider im Schrank.
»Ja, das möchte ich!«
Mein Vater legt daraufhin ein leicht amüsiertes Schmunzeln auf und ich wage, zu hoffen. Das kann nur ein gutes Zeichen sein. Dann erzählt er mir alles, was er und Mamá beredet haben, doch ich höre gar nicht mehr richtig zu, nachdem die Worte »Erlaubnis«, »gehen« und »in die Wege leiten« über seine Lippen gekommen sind.
»Aber …«, ergänzt meine Mutter schließlich.
Es ist mir egal, was für eine Bedingung sie noch an meine erste und einzige Chance auf Freiheit knüpft.
»Ja«, rufe ich, »ich mach’s. Egal, was es ist!«
»Gut. Dein Verlobungsball findet wie geplant statt. Du wirst dort Prinz Joffrey kennenlernen, bevor ihr vor den Traualtar tretet. Der Termin für die Hochzeit wird nicht verschoben. Direkt nach deinem Abschluss wirst du zurückkommen. Für beide Termine werden wir dir den königlichen Privatjet zur Verfügung stellen.«
Bevor die Worte wirklich bei mir angekommen sind, nicke ich bereits, denn mal ehrlich: Was habe ich erwartet? Dass sie wegen meines Austauschjahres alle Pläne canceln? Es wäre zwar schön gewesen, aber dafür kenne ich meine Eltern zu gut.
»Das ist alles?«, versichere ich mich, aber meine Mutter schüttelt den Kopf. Dann zählt sie mir auf, an welche Vorschriften ich mich zu halten habe, während ich in den USA bin – denn dorthin geht die Reise für mich. Sie haben sich für die Staaten entschieden, weil niemand mich so weit weg von zu Hause und noch dazu an der öffentlichen Highschool einer amerikanischen Kleinstadt vermuten würde.
Ich sollte mich freuen, aber nach dieser langen Liste, die ich mir niemals werde merken können, ist alles, was ich denken kann: Shit!
»Ich werde auf eine richtige, echte Highschool gehen und eine richtige, echte Schülerin sein, die ihren richtigen, echten Abschluss macht«, fasse ich am Abend meine Vorfreude im Skype-Chat mit Izzy zusammen.
Sie sitzt dabei auf ihrem Bett und nascht gleichzeitig Kekse, Schokolade und Kartoffelchips, sodass man annehmen könnte, sie bekäme weder Frühstück noch Mittag- oder Abendessen im Palast. Hin und wieder knistert sie mit der Chipstüte, während sie mir gespannt zuhört.
»Toll, Sara. Ich hab doch gesagt, dass es das Beste ist. Und die Hochzeit?«, will sie wissen.
Ich seufze. »Die steht weiterhin. Der Verlobungsball wird auch nicht verschoben. Meine Eltern werden mich dafür einfliegen lassen, aber ansonsten bin ich ein Jahr lang komplett frei. Das heißt, solange ich mich nicht als Prinzessin oute, über mein Land spreche oder sonst irgendwie gegen die Regeln verstoße. Denn dann bekomme ich einen Bodyguard an die Seite, der mich nicht mehr aus den Augen lässt, oder werde direkt zurückgeholt. Und dann hat es sich mit der Freiheit.«
Ich versuche, mich auf das Positive zu konzentrieren, obwohl ich niemals wirklich frei sein werde. Das weiß ich schon lange und habe es akzeptiert. Rede ich mir zumindest ein.
»Ist ja doof. Sie haben Regeln aufgestellt?«
»Jep. Eine ganze Liste, die ich auch in einem Jahr noch nicht auswendig können werde. Aber der Großteil bezieht sich darauf, inkognito zu bleiben. Oh, und ich darf mich nicht verlieben, aber das steht auch in der Broschüre von dem Austauschprogramm, in das meine Eltern mich irgendwie reinbekommen haben. Ich bin froh, dass sie einverstanden sind und alles so schnell arrangieren konnten. Und was die Regeln angeht: Alles machbar. Das Jahr wird super!«
Izzy scheine ich ebenfalls mit meiner Euphorie angesteckt zu haben, denn sie bietet mir einen virtuellen Keks an und ich nehme ein physisches Äquivalent aus der Packung neben mir.
»Ich komme dich auf jeden Fall besuchen, während du dort bist«, verspricht sie mir. Ich kann die Entschlossenheit in ihrer Stimme über die Distanz hinweg hören und freue mich bereits jetzt auf ihren Besuch. »Weißt du denn schon, wo es dich hin verschlägt? Die USA ist ja viel größer als eure Insel.«
Izzy stellt die Dinge gern so dar, als wäre unsere Insel ein Kuhdorf. Und ehrlich, viel größer ist sie nicht.
»New Mexico. Ich werde in einer Kleinstadt nahe Albuquerque leben. Es wird mit Sicherheit großartig«, erkläre ich ihr, nachdem mir der Name der Stadt wieder eingefallen ist. Bis ich mir die Aussprache und vor allem die Schreibweise gemerkt habe, ist das Jahr sicher schon wieder fast vorbei.
Da lacht sie. »Mexico?«