Prisonboy - Joshua Hardon - E-Book

Prisonboy E-Book

Joshua Hardon

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Beschreibung

So hat Silas sich sein Leben nicht vorgestellt! Noch nichts erreicht und schon ganz unten angelangt! Ein verpatzter Drogendeal bringt den naiven Sohn aus ursprünglich gutem Hause direkt ins Gefängnis und somit unter die Obhut des gefürchteten Wärters Amir, der von allen nur The Power genannt wird. Silas Schicksal scheint besiegelt. Innerhalb der dunkelsten Mauern, wo dich niemand schreien hört, ist deine Unschuld das gefährlichste, was du besitzen kannst..

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Seitenzahl: 172

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Prisonboy

Joshua HardonImpressum

Joshua Hardon

Prisonboy

Gay Hardcore

Copyright © Joshua Hardon, 2022

Cover by Ammentorp/Dreamstime.com

ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Alle Handlungen, Namen und Lokalitäten in dieser Geschichte sind frei erfunden. Diese Story beinhaltet Sexszenen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern sowie die Beschreibungen von gewaltvollen Handlungen, die für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet sind. Im wirklichen Leben gilt natürlich immer das Safer-Sex-Prinzip.

E-Mail: [email protected]

Über den Autor:

Wer im Lexikon den Begriff Badass nachblättert, wird dort ziemlich sicher seinen Namen finden. Joshua Hardon ist tatkräftig daran beteiligt, dass sein Heimathafen Hamburg den Ruf Stadt der Sünde auch weiterhin verteidigt und wer ihm je im Fitnessstudio, auf dem Fußballfeld, im Ring oder im Schwimmbad begegnet ist, weiß, warum er die Figuren in seinen Geschichten gerne in schweißtreibende Situationen bringt. Neben seiner Begeisterung für Sport, Medien und Wirtschaft findet Joshua auch immer wieder Zeit, mit seinen Trainingspartnern auf Tuchfühlung zu gehen, hautnah zu recherchieren und Ideen für seine Bücher zu sammeln ...

01 Silas

Beim Dealen mit Crystal Meth von der Drogenpolizei erwischt zu werden ist nicht einmal halb so spaßig wie es im Fernsehen vielleicht aussieht. Es gibt keinen Superhelden, der in letzter Sekunde eingreift und meinen Arsch rettet und auch keinen Jesse Pinkman, der wie inBreaking Bad, für jede noch so heikle Situation eine Lösung weiß. Erwischt und verurteilt zu werden ist scheiße. Punkt. Seit ich meinen Job in der Firma meines Vaters verloren habe, ich war Büroangestellter in einer kleinen Druckerei, ging es steil bergab. Mein Dad starb vor einem Jahr bei einem Autounfall und außer Schulden hat er meiner Mutter und mir nicht viel hinterlassen. Die Firma musste Konkurs anmelden und das gesamte Personal wurde gekündigt. Meine Mum hat den Verlust ihres Mannes nicht verkraftet und begann zu trinken, so schrumpften auch noch die letzten Hoffnungen auf ein möglichst normales Leben. Denn die logische Konsequenz war, dass man ihr den Führerschein weggenommen hat, wir uns zerkracht haben, ich mit meinen 19 Jahren ausgezogen und in einer katastrophalen Wohngemeinschaft gelandet bin. Ich habe mit zwei ziemlich ausgeflippten Mädels und einem Papagei in einer Altbauwohnung im Herzen von Freiburg gehaust und bin dann irgendwann Tristan begegnet. Tristan schien die Lösung all meiner Probleme zu sein. Er bot mir ein Dach überm Kopf an, Geld und ein neues Leben. Der Preis dafür war, so schien es zumindest am Anfang, kein hoher. Nur ein paar Botengänge, hier und da das Erledigen von Aufträgen. Nichts Schwieriges. Als Tristan gecheckt hat, dass ich mehr drauf habe, durfte ich auch anfangen, Deals abzuschließen. Zuerst nur kleine, unbedeutende. Ich selber habe die Chemiebomben nie ausprobiert, nicht weil ich zu feige dafür war, aber es hat mich einfach nicht wirklich interessiert. Zum anderen kannte ich die Bilder von Abhängigen, die die Grenze zwischen Ausprobieren, Spaß haben und Süchtig sein überschritten haben. Wer diese Fotos gesehen hat und noch ein paar Hirnzellen sein eigen nennt, rührt im Normalfall kein Metamphetamin an. Dass es dennoch Kunden gab, besonders sehr junge, die sich mit dem Zeug das Hirn weggepustet haben, war natürlich gut fürs Geschäft und noch besser für meine Geldbörse. Schließlich beteiligte Tristan mich auch mit einer Provision an den Deals. Lange Rede, kurzer Sinn, die Zusammenarbeit mit ihm funktionierte zwei Monate und drei Tage lang sehr gut. Nach dieser Frist passierte es jedenfalls, ich weiß noch, dass es ein heißer Junitag war, dass man mich am Flückigersee bei einer Übergabe aufklatschen hat lassen. Tristan war zu diesem Zeitpunkt schon weit weg, warum, das weiß ich bis heute nicht, hat er es gerochen oder geahnt, ich weiß es nicht. Sein Wertkartenhandy war deaktiviert, die Bude, die er seinen Wohnsitz nannte, stand leer und so hinterließ er außer einem Haufen Scheiße nur Tränen.

Denn mein Leben, das ohnehin kein Burner war, erreichte durch die neuesten Entwicklungen eine Dimension, die ich nie kennenlernen wollte.

Als Einzelkind ist man es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen, doch die Art und Weise, wie ich von nun an ins Interesse der Justiz gerückt bin, war mir nicht besonders angenehm. Ich habe das wenige Geld, über das ich seit dem Tod meines Vaters verfügt habe – es waren meine letzten Ersparnisse – nie für Mist ausgegeben. Ich habe eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio abgeschlossen, habe versucht, mich so gesund wie nur möglich zu ernähren, und ich habe die eine oder andere Kinokarte für meine Datepartner spendiert, wobei sich das Verhältnis zwischen Männlein und Weiblein ziemlich die Waage hielt. Lustigerweise war ich zwar immer neugierig auf den Austausch von Berührungen mit dem gleichen Geschlecht, aber zu mehr als gemeinsames Wichsen oder ein paar scheue Küsse hat es nie gereicht. Mit Mädels ging definitiv mehr, von Beginn an. Zwar war ich ein Spätzünder, als ich mit 17 das erste Mal eine Freundin flachgelegt habe, aber so kann man mir auch nicht vorwerfen, ich hätte meine Unschuld zu früh verloren. Jungs fand ich immer schon faszinierend, nicht nur im Sportunterricht, einfach weil sie viel mehr Selbstbewusstsein haben und in ihrer Art direkt und unkompliziert sind. Zwei Eigenschaften, die Mädchen wohl nie erlernen werden. Und seien wir mal ehrlich, wer schon mal einen chilligen Abend mit einem oder zwei Jungs verbracht hat, wo man neben all dem Playstation zocken und Schwanzlängen vergleichen einfach nur derben Wichsspaß erlebt hat, weiß, solche netten Aktionen zu schätzen. Männersachen eben, die Mädchen nie verstehen werden.

Es war nie schwer, ein Date mit einem Mädchen klarzumachen. Die Girls waren leicht zu kriegen, genügte es, einfach nur meinen unschuldigen Blick aufzusetzen, das Blau meiner Augen erledigte den Rest. Hätte mich jemand gefragt, was Mädchen gut können, dann wäre meine Antwort Küssen gewesen. Im Autokino sitzen, den Film vergessen und stundenlang knutschen, diese Disziplin habe ich perfektioniert.

Von diesen Dingen bleibt aber nicht viel, wenn man mit einem klapprigen Bus zur Haftanstalt gebracht wird.

Schon beim Betreten des Pförtnerhauses höre ich das erste Mal einen Ton, den ich von nun an sehr oft zu hören bekomme, ist es doch ein provokantes Pfeifen, das entwederFrischfleisch, knackiger Hinternodergeile Fotzebesagen soll. Keine Variante ist schmeichelhaft oder harmlos. Ich kann es zwar nur erahnen, aber es liegt klar auf der Hand, dass es hier drinnen eigene Gesetze gibt und alles etwas anders läuft als draußen in der Freiheit. Ich kann gar nicht ausmachen, aus welcher Richtung das sehr abwertende und demütigende Pfeifen kommt, so senke ich also meinen Blick und trotte zum Beamten, der mich auffordert, mich in ein Buch einzutragen. Ich greife den Kugelschreiber, kritzle meinen Namen und die Uhrzeit in eine leerstehende Zeile und gehe weiter.

Die anderen Verurteilten, die mit mir zusammen ankommen, beachte ich gar nicht. Zumindest soweit es mir gelingt. Denn einer davon, ein bärtiger Kerl um die 40, etwas untersetzt und mit einer Narbe im Gesicht, bezeichnet mich immer wieder als Spanferkel, was auch immer das heißen soll.

Hinter mir höre ich zwei Straftäter tuscheln und das einzige, was ich verstehe, sind Wortfetzen wiefuck the duck, was auch nicht besonders vertrauenswürdig und liebevoll klingt. Ich kann es mir zusammenreimen, dass mit der Ente wohl ich gemeint bin.

Ein hässlicher Wärter schielt mich an und checkt, ob ich wohl keine Waffen oder sonstigen Gegenstände bei mir trage. Er tastet mich gründlich ab und ich muss mich arg zusammenzureißen, um meinen Würgereflex zu unterdrücken. Als seine Hände rechts und links über meine Hüften streichen, wird sein Grinsen breiter und auch in meiner Arschgegend braucht er viel zu lange. Gott, ich fühle mich wie ein Stück Dreck, und das jetzt schon!

Jeder Häftling wird Zellen zugewiesen, die eine Art Zwischenstation sind. Der hässliche Beamte, der mich begrapscht hat, nennt den Raum Zugangszelle und fragt mich, ob ich einen Arzt brauche. Ich verneine, bereue das aber recht schnell, als ich sehe, wie verdreckt die Zelle ist, so dass man sich ja direkt fürchten muss, sich hier etwas einzufangen.

Ich teile die Zelle mit zwei anderen Kerlen, der eine spindeldürr und Segelohren, etwas älter als ich, trauriger Blick, der andere ein tätowierter Bär, der bestimmt mal bei den Hells Angels war und der sicher nicht nur wegen Drogenhandel eingebuchtet wurde.

Ich versuche jeder Unterhaltung aus dem Weg zu gehen und grummle nur, wenn der Bär mich etwas fragt.

Der Dürre brabbelt irgendetwas über Anträge, die wir stellen sollen und prahlt damit, eine Vergewaltigung begangen zu haben. Zum Glück überhöre ich, wegen welchem Delikt der Bär sitzt, denn ich schotte mich und meine Gedanken ab. Ich blende alles aus und konzentriere mich auf das, was mich hier drinnen überleben lässt. Ich brauche einen Plan, so viel ist fix. Ich habe keinen Bock, durch den Fleischwolf der Tops gedreht zu werden, will auf keinen Fall in irgendwelche Konflikte geraten und kann nur hoffen und beten, dass ich als Einzelkämpfer akzeptiert werde.

Ich muss kurz an Tristan denken, die Verrätersau, die sich aus dem Staub gemacht hat und die mir die ganze Scheiße eingebrockt hat.

Weiter komme ich nicht mit meiner Kopfarbeit, denn der hässliche Beamte holt uns drei aus der Zelle und wir werden zur Vollzugsgeschäftsstelle gebracht. Ich trage mein Lieblingsshirt, ein weißes mit blauen Streifen und der AufschriftEngland. Es ist gefühlte hundert Jahre alt und mir eigentlich schon viel zu eng, aber ich mag es lieber als alle anderen Klamotten. Meine Jeans sind ausgewaschen und löchrig und ich habe ausgelatschte Adidas Superstar, aber bei dem Gedanken, dass ich schon bald Knastklamotten bekommen werde, könnte ich losheulen.

Ich sehe dabei zu, wie die Einlieferungspapiere des Bären kontrolliert werden. Bei der Frage, welchen Zellenwunsch er hat, gibt er an, dass er eine Gemeinschaftszelle möchte. Was mich aufhorchen lässt. Das bedeutet also, ich habe einen Einfluss darauf, ob ich einzeln in einer Zelle hausen darf? In mir keimt eine Hoffnung, die der hässliche Beamte aber sogleich im Keim erstickt.

„Wirklich berücksichtigen tun wir die Wünsche ja nicht, es ist einfach nur offizieller Papierkram. Soll ja zumindest so aussehen, als würden wir uns an die Bürokratie halten.“

Ich schnaufe. Mein Name wird aufgerufen und ich stehe sofort im Mittelpunkt. Der Bär sagt irgendetwas zu einem Wärter und die beiden lachen. Es ist offensichtlich, dass es ein Witz ist, der auf meine Kosten geht. Ich versuche ruhig zu bleiben, mehr kann ich ohnehin nicht tun.

Ich beantworte die Standardfragen und betone laut, dass ich auf eine Einzelzelle bestehe. Alle Fragen bezüglich meines Einkommens und einer Arbeit, der ich bis vor kurzem nachgegangen bin, verneine ich.

„Warum wundert mich das nicht, dass der Prinz eine Suite für sich alleine buchen möchte“, höre ich den Wärter murmeln.

Ich spanne meine Muskeln an und atme laut aus. Dann werde ich zur nächsten Station geschoben. Ich werde abgewogen, abgemessen und muss meine Fingerabdrücke abgeben. Ich fühle mich wie ein Stück Schlachtvieh.

Auf der sogenannten Kammer hat ein besonders junger Beamter Dienst. Wenn ich ihn genauer betrachte, nehme ich sogar an, dass es sein zweiter oder dritter Tag ist, denn selbst ein Blinder könnte sehen, dass der Bursche noch grün hinter den Ohren ist. Er hat einen Bürstenschnitt als Frisur und einen viel zu gutmütigen Gesichtsausdruck für diesen Job. Es ist ihm ja fast unangenehm, als er den Bären bitten muss, dass er sich ausziehen muss, weil nun die Leibesvisite folgt.

Der junge Beamte amtet auf, als ein Kollege zu Hilfe kommt und das Durchchecken übernimmt. Ich sehe vor mir nur einen Berg aus Haaren, Fleisch und Knochen und bete, dass ich ihm nie über den Weg laufe, wenn sonst niemand dabei ist.

Ohne Klamotten fühle ich mich noch schutzloser und der Willkür aller anderen ausgeliefert als sowieso schon.

Es ist weniger das Nacktsein an sich, sondern schlicht und einfach die erniedrigenden Blicke der Kerle, die hier angestellt sind und ihren Dienst leisten. Ich spüre förmlich ihre Blicke auf meinem jungen Körper. Wie sie mein Tattoo fixieren, die Sonne rund um meinen Bauchnabel. Mein Sixpack war vor einem Jahr zwar noch krasser definiert, aber das, was jetzt davon übrig ist, sorgt in Kombination mit meinem haarlosen Oberbody für hungrige Seitenblicke.

Mittlerweile weiß ich nicht mehr, ob es so eine gute Idee war, vor kurzem noch beim Friseur gewesen zu sein, denn mein Undercut fördert den Adrenalinhaushalt des einen oder anderen Mithäftlings und sicher auch von ein paar Beamten. Ja, ich weiß, die meisten sind brave Heten, die zuhause eine Frau und einen Stall voll Kinder haben, aber reden wir noch einmal drüber, wenn hier drinnen die Lichter ausgehen oder die Häftlinge duschen gehen.

Der Typ, der mich durchcheckt, ist Anfang 30, seine Schläfen sind aber ergraut und die Haut in seinem Gesicht hängt – etwas, was in diesem Alter eher ungewöhnlich ist. Er trägt den ersten Knopf seines weißen Hemdes offen und verzieht seine Mundwinkel zu einem Grinsen, das so unsexy ist, dass mir übel wird. Die Knöchel seiner Finger sind weiß und ich sehe, wie er über meine Hüften streift, die Hände unförmig verkrampft. Ich zittere, kann aber nichts gegen diese Berührungen tun. Der Kerl wiegt meine Eier, drückt beide Seiten fest zusammen und murmelt: „Man kann nie wissen, wo ihr Ratten eure Drogen versteckt.“ Dann dreht er mich unsanft um und ich muss mich bücken. Er streichelt über meinen After, eine Geste, die mich sofort scharf Luft einziehen lässt. Ich spanne alle Muskeln an, während der Beamte einen seiner Finger vorsichtig in mein Loch drückt. Ich schließe die Augen, versuche, mir vorzustellen, dass das alles nur ein Albtraum ist.

„Sauber!“, höre ich dann. Und es klatscht hart auf meinen Arsch. Ich richte mich auf und es schüttelt mich vor Angst und Abscheu.

Ich bestätige ungefähr zehn Mal, dass ich nichts Unerlaubtes bei mir oder versteckt habe, beziehungsweise trage, und nach den demütigsten drei Minuten meines Lebens, als der ältere Beamte damit fertig ist, mich abzutasten, atme ich für ein paar Sekunden auf.

Die Verteilung der Anstaltskleidung erfolgt ohne besondere Zwischenfälle. Ich bekomme eine blaue Hose und ein blaues Hemd und warte auf die Zellenzuteilung. Da mir der Neuling unter den Beamten recht sympathisch ist und ich in ihm einen der wenigen sehe, die mich nicht mit einem Apfel im Maul, nackt und auf einem Tablett serviert vor sich haben wollen, wage ich es, ihn nach Büchern zu fragen. Nicht dass ich die größte Leseratte der Nation bin, aber wenn ich an die vielen Stunden denke, dir mir bevorstehen und in denen ich vor meinen eigenen Gedanken Angst haben werde, erscheint es mir nur logisch, nach Ablenkung zu suchen.

Der Bursche mustert mich. „Klar gibt es eine Bibliothek, aber zuerst mal geht es mit der Zellenzuteilung weiter. Aber keine Panik, sind sogar ein paar ganz gute Bücher dabei!“ Er zwinkert mir zu, eine Geste, die mir in diesen kühlen Mauern fast ein Gefühl von Wärme gibt.

„Menzinger, Silas!“ Als mein Name durch den Raum tönt, setzt mein Herz für ein paar Schläge aus. Ich hoffe so sehr, dass es eine Einzelzelle ist! Ich habe zwar noch nie an Engel und Heilige geglaubt, aber in diesen Sekunden rufe ich jeden Erzengel und jeden Märtyrer im Himmel oder wo auch immer an.

„Silas, klingt das nicht wie eine Hure?“, höre ich den hässlichen Beamten mit der Hakennase säuseln. Fuck, der schon wieder! Ich dachte, den wäre ich los. Er entblößt seine gelben Zähne zu einem grauenvollen Grinsen und kneift die Augen zusammen, als müsse er jetzt besonders genau lesen. „Ah, du bekommst ein Einzelzimmer. Wie schön.“

Ich schlucke. Oh mein Gott, meine Gebete sind erhört worden! Ich blicke mich noch einmal um, muss aber feststellen, dass der Neuling beschäftigt ist und so werde ich unter den lüsternen und abwertenden Blicken von zwei Wärtern zu meiner Zelle gebracht. Der ältere der beiden hält ein Klemmbrett mit einer Liste in seiner Hand.

Ich habe noch in der Kammer meine Bettwäsche in die Hand gedrückt bekommen und so stehe ich also, die Wäsche fest umklammernd, als wäre sie ein Rettungsring, und ich halb ertrinkend und um Luft ringend im tosenden Meer, in meiner Zelle und lasse den Blick über die spärliche Einrichtung schweifen. Etwas irritieren tut mich das zweite Bett. Als hätte der jüngere Wärter, der mit dem Schnauzer, meine Gedanken gelesen, blafft er mich an: „Sag bloß du hast die Hosen jetzt schon voll! Hast eh keinen Zellengenossen, mach dir also nicht ins Hemd!“

Ich schlucke.

Die Schlafgelegenheit scheint in Ordnung zu sein, die Anwesenheit eines Radios verwundert mich etwas, freut mich aber natürlich. In der Nähe des Klos sehe ich leider weder Klopapier noch Seife, daher reklamiere ich das gleich. „Könnte ich bitte eine Rolle Klopapier bekommen?“

Der ältere Wärter grinst und händigt mir einen Zettel mit der Hausordnung aus. „Unterschreib das. Und wenn du brav bist, bekommst du vielleicht sogar zwei Klopapierrollen. Extraweich für den Babyarsch des kleinen Prinzen.“ Gelächter.

Ich laufe rot an und wäre am liebsten im Erdboden versunken.

Der jüngere Wärter schürzt seine Lippen und mustert mich, als wäre ich ein Tier, das zum Abschuss freigegeben wurde. „Ich gebe ihm maximal eine Woche.“

Sein Kollege wiegt den Kopf hin und her, unsicher und seine Worte mit Bedacht wählend. „Träumer. Wenn er zwei Nächte macht, ist er gut.“

Mein Mund ist jetzt so trocken, dass es beim Schlucken schmerzt.

Der Jüngere drückt mir einen Kugelschreiber in die Hand. „Irgendwie schade. Er scheint ein Lieber zu sein. Aber die Justin-Bieber-Verschnitte fallen immer als erstes.“

Ich halte die Luft an, während ich die Bestätigung unterschreibe, dass das Inventar in Ordnung ist. Mein Wunsch nach Toilettartikel wird hoffentlich noch berücksichtigt werden, alles Weitere liegt nicht in meiner Hand.

Die Wärter verlassen meine Zelle, nicht ohne vorher noch einmal darauf hinzuweisen, wie gut abgesichert das Gelände ist und dass sie später wiederkommen werden, um meine Anträge abzuholen.

Ich hole tief Luft und setze mich auf die Pritsche, die mit einem braunen Stoff überzogen ist. Ich spüre das Brennen auf meinen erhitzten Wangen, denn die Tränen, die mir aus den Augen schießen, sind heiß und kennen kein Ende.

Amir

Mein Name ist Amir und ich arbeite seit fünf Jahren als Aufseher in diesem Treffpunkt für verlorene und verurteilte Seelen. Angefangen habe ich ganz unten als Wache am Haupttor. Und genau das hat mir auch geholfen, zu dem zu werden, der ich heute bin. Der am meisten gefürchtete Mann in diesen Mauern. Wissen Sie, wie man die Gefangenen in einem Knast auf seine Seite zieht? Ganz einfach, man gibt ihnen das, was sie normalerweise nicht bekommen. Und das organisiert man sich halt am besten durch das Haupttor. Was das ist? Drogen, Zigaretten, Alkohol und was zum Ficken!

Ich habe mir zuerst die Drogenabhängigen gefügig gemacht, denn ich war der einzige, der ihnen Stoff besorgen konnte. Dann habe ich die Schwächlinge unter den Süchtigen an die Starken vermittelt, damit die den Druck abbauen können, der sich aufgestaut hat. Und nach ein paar Monaten hat der halbe Knast auf mich gehört und war auf meine Dienstleistungen angewiesen. Von da an war es einfach, die andere Hälfte auch auf meine Seite zu ziehen oder dafür zu sorgen, dass sie genug Respekt haben um zu gehorchen. Zur Not gab es auch noch andere Möglichkeiten, sich Respekt zu verschaffen, aber dazu kommen wir sicher später noch. Das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass die Typen, die hier einmal eingesessen haben nach ihrer Entlassung nie wieder ohne Hilfe auf die Beine kommen. Und da ich ja ein Engel in Uniform bin, fange ich sie natürlich gerne auf. Ich versorge sie, wenn sie draußen sind, mit Aufträgen. Dafür verticken sie entweder Drogen für mich oder verkaufen ihre Ärsche. Man braucht immer mehrere Einkommensquellen. Alle, die in meinen Diensten stehen, bekommen natürlich vorher die entsprechende Ausbildung während ihrer Inhaftierung. Ich arbeite schon lange nicht mehr am Haupttor, aber da ich genügend finanzielle Mittel aufgrund meiner laufenden Geschäfte habe, stecke ich jedem Angestellten hin und wieder ein paar Scheine zu und sie halten dafür die Fresse. Tun sie es nicht, lasse ich das, was dann passiert, wie einen Unfall aussehen. Aber das musste ich schon lange nicht mehr.

Heute ist ein guter Tag, denn es ist Frischfleisch geliefert worden. Einige der Neuankömmlinge sind alte Bekannte. Harry, ein alter Hells Angel, der jedes Mal, wenn er besoffen ist, Leute, vorzugsweise Frauen, zu Matsch verprügelt und sich schnappen lässt. Dann ein junger Bursche, nicht wirklich attraktiv, ein Vergewaltiger. Um den brauche ich mich nicht kümmern, denn für ihn gibt es im Knast eigene Gesetze. Aber einer hat meine ganze Aufmerksamkeit. Ein junger Bursche, der als Drogenkurier gearbeitet hat. Derbst süße Fresse und wenn der Körper nur halbwegs brauchbar ist, wird er eine neue Goldgrube für mich. Ich habe meine Jungs angewiesen, den Kleinen in eine Einzelzelle zu stecken, damit ich ihm gleich zeigen kann, wer ich bin, ich das Sagen habe. Dann kann ich rausfinden, was ich für ihn tun kann und im Gegenzug den Preis dafür nennen. Als ich meinen Dienst starte, treffe ich im Umkleideraum schon Dieter, ein Urgestein dieses Hauses und ein Kerl, der einfach nur ekelerregend ist. Ich werfe ihm ab und zu mal etwas zum Ficken vor den Schwanz, allerdings nur, wenn ich einen meiner Jungs bestrafen will, weil sonst kann ich das keinem antun. Keiner meiner Untergebenen würde freiwillig diesen Kerl anfassen.

Dieter grinst mich breit an. „Habe den Kleinen wie abgesprochen in eine Einzelzelle gesteckt. Suite 228 ist sein neues Zuhause. Die Präsidentensuite. Wirklich ein Prachtexemplar.“

So dumm und hässlich er auch ist, er kann wenigstens Anweisungen ausführen.

„Ach so, der Kleine hätte gerne Klopapier und Seife, hab ich irgendwie vergessen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn du ihm die Sachen bringst und dich bei der Gelegenheit gleich vorstellst.“

Gar nicht dumm der Troll. Ich greife in meine Tasche, ziehe zwei rote Scheine heraus und drücke sie Dieter in die Hand.

„Es ist mir immer wieder eine Freude, dir dienen zu dürfen“, sagt Dieter und lächelt mich dabei so dämlich an, seine gelben Zähne entblößend, dass ich fast kotzen muss.

Ich schäle mich aus meinem Muskelshirt und sehe Dieters gierigen Blick. Ich schnaufe nur einmal und fauche ihn an. „Verpiss dich!“, lautet meine knappe Ansage und keine drei Sekunden später ist der Freak verschwunden. Warum er so geschaut hat? Weil mich jeder so anschaut. Wie der Name vermuten lässt, sind meine Wurzeln arabisch. Ich bringe es mit meinen 24 Jahren auf 195 Zentimeter und 109 Kilo Körpermaße, alles hart wie Kruppstahl. Mein Bizeps hat einen Umfang von 28 Zentimetern und ich habe ein Schlangentattoo, das auf meinem Prachtarsch beginnt, meinen Rücken entlang verläuft und auf meinem Hals endet. Natürlich habe ich einen Teint, den sich jede Sonnenbrand-Triene nur wünschen kann und zwischen meinen baumstammartigen Oberschenkeln baumeln schlaffe 18*5, in Kombi mit zwei mandarinengroßen Spermatanks. Alles in allem eine Erscheinung, mit der ich mich hinter niemandem verstecken muss und die sicher auch geholfen hat, dass mich die meisten nurThe Power