Der Ausreißer - Joshua Hardon - E-Book

Der Ausreißer E-Book

Joshua Hardon

0,0

Beschreibung

Der gutaussehende und sportliche Milo hat die Schnauze voll von Österreich! Mit dem Zug und einem One-Way-Ticket nimmt er Kurs auf ein neues Leben im benachbarten Tschechien. Schon kurz nach seiner Ankunft in Prag stolpert er über den reiferen Lebenskünstler Jiri, der ihm schnell seine Hilfe anbietet. Milo, der weder eine Bleibe noch einen Job in Aussicht hat, geht mit dem zwielichtigen Kerl nachhause und freut sich über eine warme Mahlzeit und einen Platz zum Schlafen. Doch im Leben bekommt man nichts geschenkt und so lässt er sich blauäugig auf ein Abenteuer mit Jiris Handlanger und Gefährten Emil, einem jungen, gutaussehenden Twink ein. Der Strudel aus Neugierde, Sex und Gefahr bedeutet für den Ausreißer eine willkommene Abwechslung zu seinem verpfuschten Leben in seiner alten Heimat. In einer actiongeladenen Nacht übernehmen drei bedrohliche Männer aus dem Orient die Führung und entscheiden über das Schicksal des naiven Bengels...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 83

Veröffentlichungsjahr: 2022

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Ausreißer

Joshua HardonImpressum

Joshua Hardon

Der Ausreißer

Gay Hardcore

Copyright © Joshua Hardon, 2022

Cover by Andrei Vishnyakov/Dreamstime.com

ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Alle Handlungen, Namen und Lokalitäten in dieser Geschichte sind frei erfunden. Diese Story beinhaltet Sexszenen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern sowie die Beschreibungen von gewaltvollen Handlungen, die für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet sind. Im wirklichen Leben gilt natürlich immer das Safer-Sex-Prinzip.

E-Mail: [email protected]

Über den Autor:

Wer im Lexikon den Begriff Badass nachblättert, wird dort ziemlich sicher seinen Namen finden. Joshua Hardon ist tatkräftig daran beteiligt, dass sein Heimathafen Hamburg den Ruf Stadt der Sünde auch weiterhin verteidigt und wer ihm je im Fitnessstudio, auf dem Fußballfeld, im Ring oder im Schwimmbad begegnet ist, weiß, warum er die Figuren in seinen Geschichten gerne in schweißtreibende Situationen bringt. Neben seiner Begeisterung für Sport, Medien und Wirtschaft findet Joshua auch immer wieder Zeit, mit seinen Trainingspartnern auf Tuchfühlung zu gehen, hautnah zu recherchieren und Ideen für seine Bücher zu sammeln ...

Milo

Man sagt doch, dass heute der erste Tag vom Rest seines Lebens ist. Genauso fühle ich mich. Ich will neu anfangen, bin mit meinen 18 jungen Jahren von zuhause weg und wenn die Frau recht hat, die die Durchsage im Zug macht, werde ich in wenigen Augenblicken am Prager Hauptbahnhof ankommen.

Mein Name ist Milo und bis vor kurzem habe ich in Oberösterreich an der tschechischen Grenze mit meiner Mutter zusammengelebt. Mein Bruder ist, als ich 16 war, bei einem Verkehrsunfall gestorben und letzten Sommer haben wir meinen Dad an den verdammten Krebs verloren. Ich kann mich nicht daran erinnern, je mit meiner Mutternichtgestritten zu haben, deshalb war mir klar, dass ich weg muss. Und warum ich auch das Land verlassen habe, ist schnell erklärt. Ich hatte keine Perspektiven in dem kleinen Kuhdorf und von der spießigen Stadt etwas weiter südlich habe ich auch die Schnauze voll. Ich bin jung und ich will arbeiten, ich möchte Spaß haben und das Leben genießen. Ohne Dramen, Druck und zu viel Verantwortung. Tschechien verkörpert für mich ein freies, offenes Lebensgefühl, ich war bisher drei Mal in Prag und einmal in Krumau, aber meine Eindrücke waren sehr positiv und wenn es auch hart wird, bei null anzufangen, so schaue ich dieser Herausforderung zuversichtlich entgegen.

Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, den Neuanfang ohne fixe Bleibe zu wagen. Ich werde mich durchschlagen, so gut es eben geht. Dass ich mir jetzt nicht unbedingt große Sorgen machen muss, verdanke ich auch meinem Selbstbewusstsein und meinem durchtrainierten Körper, den ich bei Gelegenheitsjobs am Bau und in der Forstwirtschaft gestählt habe. Zwar habe ich noch nicht viele Erfahrungen, dafür ist es am Land einfach zu schwierig, Kontakte zu knüpfen, aber aufgrund von diversen Chatplattformen und Dating-Seiten im Netz weiß ich, dass ich, wenn ich Lust auf eine Nacht in einem schicken Club habe, kein einziges meiner Getränke selber zahlen muss.

Es ist Juni und der erste trockene Frühsommertag seit Wochen. Irgendwie hat es in letzter Zeit so viel geregnet, dass die Niederschläge für den Rest des Jahres reichen müssten. Ich habe nur einen Rucksack bei mir, der mit den nötigsten Habseligkeiten gefüllt ist und mir Luft und Raum für Neues gibt, was auch immer auf mich zukommen wird. Kein unnötiger Ballast, auch so ein Credo von mir.

Dankbar erblicke ich im Inneren des Bahnhofgebäudes das Schild für die Toiletten. Nachdem ich mich frisch gemacht habe und wieder etwas zu Atem komme, schaue ich in den riesigen Spiegel über den Wascharmaturen. Ich zweifle keine Sekunde daran, dass der schlaksige Bengel mit den brünetten kurzen Haaren und den smaragdgrünen Augen alle Herausforderungen schaffen wird, die in dieser Stadt auf ihn warten. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, spanne kurz meine Armmuskeln an, lache über mich selbst und gehe wieder nach draußen.

Ich krame in meinem Rucksack, um den Müsliriegel zu finden, den ich kurz vor der Abfahrt eingepackt habe. Dabei drehe ich zweimal das abgenutzte Taschenbuch um, welches mich seit meinem 14. Lebensjahr ständig begleitet. Mein Dad hat es mir zum Geburtstag geschenkt und es ist von allen Dingen, die je mir gehörten, das für mich wertvollste. Eine Geschichte von Stephen King über eine Kleinstadt, die von einem geheimnisvollen, todbringenden Nebel heimgesucht wird. Ich habe es die ersten zwei, drei Mal so verschlungen, dass ich sogar in den Pausen in der Schule gespannt, wie es wohl weitergehen mag, die nach Leim duftenden Seiten gierig erforscht habe. Kurz bevor mein Vater starb geriet ich in die rebellische Phase, wie meine Mum es nannte. Ich färbte mir die Haare blau, rauchte Gras, hängte mit zwielichtigen Typen herum und hatte mein erstes Mal. Darauf bin ich nicht besonders stolz und vielleicht erzähle ich ja später davon, aber jetzt genieße ich mal die Vorfreude auf mein ganz persönliches Abenteuer in Prag.

Vielleicht ist es Schicksal, dass es mich ausgerechnet in einen alten, schmuddeligen Plattenladen verschlägt und ich dort die Ecke mit Rockmusik durchstöbere. Natürlich ist es alles andere als cool, wenn man nach seiner Lieblingsscheibe gefragt wird und man ein Album nennt, welches quasi in Vergessenheit geraten ist. Kein Mensch redet mehr über dieMonstervon R.E.M.

Jetzt tut es mir leid, dass ich, um das Zugticket bezahlen zu können, meinen tragbaren CD-Spieler mit den gar nicht mal so üblen Ohrhörern verkauft habe. So ist die Silberscheibe vollkommen wertlos, die ich als letztes eingepackt habe und die neben dem Buch eine meiner kostbarsten Erinnerungen an meinen Vater ist. R.E.M. haben eine Menge guter Alben herausgebracht, aber keines war meiner Meinung nach so herausragend wie besagtes Monster. Als ich das erste Mal Sex hatte, lief der SongTongueim Hintergrund, meine coolste Party feierte ich zu den Klängen vonWhat’s the Frequency, Kennethund so wurde dieses besondere Stück Musik zu einer echten Herzensangelegenheit für mich. Lange Rede, kurzer Sinn, wenn ich in Prag mein erstes Geld verdiene und einen Teil davon zur Seite legen kann, kaufe ich mir wieder so einen Discman und dann schlafe ich nur noch mit Musik von R.E.M. ein, jeden Abend, jede Nacht.

Ich schrecke zusammen, als ich hinter mir eine fremde Stimme gebrochen Englisch reden höre. „Neu in der Stadt?“

Ich schnaufe und lasse den Stapel aufgestellter Vinylplatten in die Halterung zurücksinken. „Ist das denn so offensichtlich?“

Neugierig blicke ich in die müden, aber nicht unfreundlich dreinblickenden Augen eines etwa 50jährigen Mannes, der seine Kleidung anscheinend bewusst nach Vorbildern aus dem letzten Jahrtausend ausgesucht hat. Die zerschlissene Jeanshose hat bereits einige Löcher und das blauschwarze Holzfällerhemd hat auch schon bessere Tage gesehen.

„Um ehrlich zu sein, ja“, lacht der bärtige Kerl mit den buschigen Augenbrauen. „Wollte dich nicht erschrecken. Kommt nur nicht so oft vor, dass ein Junge in deinem Alter einen guten Musikgeschmack hat.“ Er deutet auf dieAutomatic for the People, die im Stapel zuvorderst steht. „Und überhaupt, kaum jemand kümmert sich noch um Platten. Es gibt doch alles gratis und als Download im Netz, oder?“

Ich schürze meine Lippen. „Schon richtig, aber das ist doch nur der halbe Spaß.“

„Verzeih, ich bin unhöflich, mein Name ist Jiri. Was führt dich ins Herz von Böhmen?“

Ich finde die Art, wie Jiri spricht, ein wenig befremdlich, versuche mich davon aber nicht irritieren zu lassen. Aus irgendeinem Grund umklammere ich meinen Rucksack fester und beschließe, den Abstand zwischen uns beiden nicht zu verringern. „Ich bin Milo. Ich will hierherziehen.“

Jiri raunt leise. „Oh, das klingt nach einem großen, mutigen Schritt. Ganz alleine?“ Die letzten beiden Worte haben einen obligatorischen Beigeschmack, denn natürlich kennt er die Antwort.

„Ja“, nicke ich.

„Oh. Und schon eine Bleibe gefunden? Einen Job?“ Jiri kratzt sich hinterm rechten Ohr.

In meinem Bauch grummelt es. Der Fremde ist mir einen Tick zu neugierig, aber andererseits glaube ich nicht, dass er den lieben, langen Tag darauf gewartet hat, einen jugendlichen Touristen aus Österreich zu überfallen, der nur mit einem One-Way-Ticket angereist ist. „Nein, noch nicht. Aber Schritt für Schritt werde ich mich zurechtfinden.“

Jiri grinst schmierig. „Daran zweifle ich nicht. Wenn du aber trotzdem etwas brauchst, lass‘ es mich wissen, ich kümmere mich gerne um die Verlorenen, die Suchenden und die Einsamen.“

Gerade will ich protestieren und anmerken, dass ich aus gutem Grund alleine unterwegs bin und mich selbst keinesfalls zu den Verlorenen zähle. Aber dann fällt mir ein, dass ich seine Hilfe irgendwann vielleicht doch in Anspruch nehmen muss. Man kann nie wissen. Es gibt kein Begrüßungskomitee hier für mich und auch keine Firma, die mich mit Kusshand einstellen will. „Danke, wo wohnst du denn?“ Erst als ich die Worte ausgesprochen habe, wird mir bewusst, dass mich das gar nichts angeht und ich etwas zu forsch bin.

Der ein bisschen nach obdachlos aussehende Tscheche lacht herzlich. „Quasi ums Eck. Gehöre ein bisschen zum Inventar des Bahnhofs. Du musst keine Angst vor mir haben. Du denkst dir bestimmt, was quatscht der alte Kauz da, aber ich habe wirklich keine bösen Absichten. Die Jungs, die mal für mich gearbeitet haben oder die ich vermittelt habe, kommen mich heute noch ab und an besuchen und wir reden von den alten Zeiten.“

Kurz zweifle ich an der geistigen Gesundheit dieses Mannes und vielleicht verrät mich mein Gesichtsausdruck, aber mehr als ein erstauntes „Oha“ bringe ich leider nicht heraus.

Jiri klopft mir auf die Schulter, eine Geste, die zuerst unangebracht erscheint, sich aber sonderbar gut anfühlt. „Kleiner, ich lass dich erstmal ankommen. Wir laufen uns bestimmt wieder über den Weg. Willkommen in Tschechien, Milo!“

Ich räuspere mich, als der Kerl sich von mir wegdreht. „Nun ja, ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wo ich heute Nacht schlafen kann. Geld für ein Hotel habe ich nicht und der Akku meines Handys ist so gut wie leer.“

Der mysteriöse Mann mit mehr Geheimratsecken als Haar und die paar Haare, die er noch besitzt, sind grau wie taunasse Spinnenfäden im Herbst, knirscht mit seinen Zähnen, welche schon länger keinen Zahnarzt mehr gesehen haben. „Ist das denn so?“

Alles ist schräg, diese Situation, der Kerl dazu, mein erster Eindruck von der Stadt auch. Aber egal, jetzt bin ich hier und muss das Beste daraus machen. Ich hole tief Luft, sage aber nichts.

Jiri schmunzelt. „Sei kurz vor Ladenschluss wieder hier, ich hol‘ dich ab. Vielleicht kann ich dir helfen.“

„Danke“, erwidere ich unsicher und als ich mich kurz umdrehe, ist der Kerl auch schon verschwunden. Als ich mich endlich daranmache, meinen Müsliriegel zu verspeisen, erzielt dieser exakt die gegenteilige Wirkung und bringt meinen Magen nur dazu, noch lauter zu knurren. Verdammt, was würde ich jetzt für eine ordentliche Mahlzeit geben! Ich folge den Schildern in Richtung Wenzelsplatz, passiere einen kleinen Park, noch mehr Grünflächen und viele Shops, für deren angebotene Waren ich kein Geld hätte. Der berühmteste Platz selbst tut sich fast majestätisch erhaben vor mir auf. Die Fronten der Gebäude sind eine spannende Mischung aus rustikal und modern.

Zu meiner Überraschung höre ich ein Weihnachtslied, als ich an einem kleinen Teehaus vorbeigehe. Mit großen Augen betrachte ich einen Angestellten, der gerade seinen Kollegen faltet, weil dieser eine Bestellung falsch angenommen hat. Dann vernehme ich den Geruch von sehr vertrautem Cannabisrauch und ich fange an zu verstehen, warum die Teeburschen da mitten im SommerLittle Drummer Boyhören.