Talentscout - Joshua Hardon - E-Book

Talentscout E-Book

Joshua Hardon

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Beschreibung

"Mein Boss ist ein weltberühmter Fußballer, der diskrete Nachwuchskicker sucht, die das Zeug zum Star haben und entsprechende Leistungen bringen. Dass damit nicht nur Heldentaten auf dem Rasen gemeint sind, wirst du mittlerweile ahnen. Ich bin der Talentscout, der sich auf der ganzen Welt nach Frischfleisch umschaut. Wenn ich einen Soccerboy entdecke, der in das Beuteschema meines Chefs fällt, checke ich ihn ab, erkläre ihm die Regeln und wenn alle Vorzeichen stimmen, steht einem kleinen oder großen Abenteuer nichts mehr im Wege" Ich atme immer schwerer. Und ich bin verwirrt. "Regeln? Frischfleisch?" Pero lacht und diese Geste ist so schön, dass sie weh tut.

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Seitenzahl: 166

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Talentscout

Joshua HardonImpressum

Joshua Hardon

Talentscout

Gay Hardcore

Copyright © Joshua Hardon, 2022

Cover by Vladimirs Poplavskis/Dreamstime.com

ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Alle Handlungen, Namen und Lokalitäten in dieser Geschichte sind frei erfunden. Diese Story beinhaltet Sexszenen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern sowie die Beschreibungen von gewaltvollen Handlungen, die für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet sind. Im wirklichen Leben gilt natürlich immer das Safer-Sex-Prinzip.

E-Mail: [email protected]

Über den Autor:

Wer im Lexikon den Begriff Badass nachblättert, wird dort ziemlich sicher seinen Namen finden. Joshua Hardon ist tatkräftig daran beteiligt, dass sein Heimathafen Hamburg den Ruf Stadt der Sünde auch weiterhin verteidigt und wer ihm je im Fitnessstudio, auf dem Fußballfeld, im Ring oder im Schwimmbad begegnet ist, weiß, warum er die Figuren in seinen Geschichten gerne in schweißtreibende Situationen bringt. Neben seiner Begeisterung für Sport, Medien und Wirtschaft findet Joshua auch immer wieder Zeit, mit seinen Trainingspartnern auf Tuchfühlung zu gehen, hautnah zu recherchieren und Ideen für seine Bücher zu sammeln ...

Skander

Es ist der erste Urlaub seit einer gefühlten Ewigkeit und ich glaube, dass es die beste Idee aller Zeiten war, ihn alleine und nur für mich zu buchen. Ohne meine Kumpels, Teamkollegen und auch ohne meinen Bruder, der auch so etwas wie mein bester Freund ist. Die Ortschaft, wo es mich hin verschlagen hat, heißt Lefkimmi und befindet sich im Süden der griechischen Insel Korfu. Es gibt hier außer der Hotelanlage nur viele Olivenbäume und Grünflächen. So etwas wie Zivilisation? Fehlanzeige. Aber das passt mir ganz gut. Menschen können anstrengend sein, egal wie nahe sie einem stehen oder ob es sich um Fremde wie Fans handelt.

Ich bin letzten Monat 19 geworden und spiele in einem der erfolgreichsten Fußballclubs Österreichs. Das Glück kam aber nicht über Nacht, ich habe hart für das gearbeitet, was ich heute habe und kann. Ich wurde früh gefördert, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Man soll auch nie die Macht des Internets unterschätzen. Gäbe es Plattformen wie Instagram und Facebook nicht, hätte ich nie innerhalb kürzester Zeit den Beliebtheitsgrad bekommen, den ich nun mein eigen nennen darf. Mein Berater hat mich mit Marketingideen überhäuft und die meisten davon erwiesen sich als fruchtbar.

Mein Name ist Skander und wenn ich in den Spiegel schaue, lacht mir ein blonder, blauäugiger Bengel mit braver Schuljungenfrisur und Akneproblemen entgegen. Dass ich dank des Trainings und des täglichen Fitnessprogrammes körperlich gut unterwegs bin, soll kein Nachteil sein. Nervig anmuten tut es, wenn ich in Bars nach meinem Ausweis gefragt werde, weil ich locker drei bis vier Jahre jünger aussehe als ich bin, aber gut, darüber sehe ich jetzt mal hinweg. Ich trage grundsätzlich keinen Schmuck, weder Armbänder noch Halsketten, aber ab und an, es ist stimmungsabhängig, trage ich an einem Lederband den Haifischzahn, den ich mal von meiner Mutter geschenkt bekommen habe. In meinem mp3-Player läuft das aktuelle Album von Aron Wright. Ich weiß, kennt niemand, ich mag ihn trotzdem und weil das Lied, das gerade aus den Kopfhörern tönt,In the sunheißt und ich meine Hand schützend vor die Augen halten muss, wenn ich gen Himmel schaue, passt der Soundtrack recht gut zur aktuellen Szene. Ich finde, Aron hat so ziemlich die schönste Stimme in der ganzen Musiklandschaft. Es gibt einige Songs, da bekomme ich regelmäßig Gänsehaut.

Ich steige aus dem Bus, der uns Touristen zum Hotel gebracht hat und schaue auf das durch Parks und Pools sehr schön gestaltete Areal. Ich schnappe mir meinen Koffer und gehe durch einen sehr gepflegten Garten in Richtung Empfang. Überall sieht man Sonnenhungrige, Hotelangestellte und abgemagerte Katzen. Ungefähr so habe ich Griechenland auch in Erinnerung. Ich bin das letzte Mal vor zehn Jahren hier gewesen, zusammen mit meinen Eltern, nur dass es damals die Insel Kreta war und meine einzige Sorge darin bestand, möglichst viele und große Sandburgen am Strand zu bauen.

Warum ich alleine reise, habe ich schon ein wenig erklärt. Aber es steckt mehr dahinter. Ich möchte Abstand gewinnen, zum Fußball, zu meiner Familie und zu meinem Alltag. Wobei die Mixtur aus Erstgenannten ohnehin meinen Alltag ausmacht. Mit meiner Freundin ist Schluss. Ich bin damit wieder Single. Was auch immer das heißen mag. Ich finde es idiotisch, dass von Burschen in meinem Alter erwartet wird, dass sie eine Freundin mit nachhause bringen und man nur dann gesellschaftliches Ansehen genießt, wenn man den Normen entspricht. Völliger Quatsch!

Außerdem habe ich es auch schon mal mit einem Jungen versucht. Wir gingen in dieselbe Klasse und außer Küssen, Wichsen und Blasen ist nichts gelaufen, aber dafür, dass das ziemlich schwul ist, hat es mir ziemlich gut gefallen. Nicht falsch verstehen, das klang jetzt vermutlich diskriminierender als es ist. Ich wollte damit nur die Leute etwas durch den Kakao ziehen, die glauben, einem konventionellen Muster entsprechen zu wollen. Niemand sucht sich aus, in wen er sich verliebt. Es passiert einfach. Ob Männlein oder Weiblein steht in den Sternen. Es ist nur traurig, dass das so viele nicht kapieren.

Es ist gar nicht so schlecht, dass man mich hier nicht kennt. Ich muss wie alle anderen auch warten, bis ich an der Reihe bin und so dauert es eine halbe Stunde, bis ich endlich mit dem Rezeptionisten spreche und meinen Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt bekomme. Ich lausche brav den Ausführungen, wann und wo Frühstück und Abendessen stattfinden und nein, ich brauche keinen Safe und ja, danke, ich weiß, wie eine Klimaanlage funktioniert.

Ich bin tiefenentspannt, als ich mein Zimmer beziehe. Ich habe mich für eine Suite mit Meerblick entschieden. Nicht die schlechteste Wahl! Ich verschiebe das Auspacken meiner Klamotten auf später und schlüpfe in eine Speedo, streife mir das T-Shirt vom Oberkörper, greife mir die Flasche mit Sonnencreme und meinen Rucksack und schlendere zum Strand, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Ich trage Badelatschen und fühle den feinen Sand zwischen meinen Zehen. Es ist Juni und da die Hauptsaison noch nicht begonnen hat, ist die Anzahl der Urlauber überschaubar. Da ich keinen Bock habe, lange nach einem perfekten Platz zu suchen, breite ich an einer hübschen Stelle unter einem Eukalyptusbaum mein Strandtuch aus. Ich creme mich sorgfältig ein und atme durch. In diesem Moment fallen sämtliche Anspannungen und Aufregungen der letzten Zeit von mir ab. Das harte Training, die brenzligen, alles entscheidenden Spielminuten in einem wichtigen Match, die Hektik und der Rummel, wenn die Presse Fotos und Interviews wollte – mit einem Mal scheint alles Schwere und Anstrengende verloren zu gehen. Versunken im Sand zu meinen Füßen. Das Rauschen des Meeres ist die schönste Musik, die ich je in meinem Leben gehört habe. Meine erste Begegnung mit dem Meer war in Kroatien und da war ich noch ein kleiner Junge. Seit damals fühle ich mich, so verrückt es auch klingen mag, ein bisschen zuhause, wenn ich Meeresluft schnuppere. Ich blinzle dem Horizont entgegen und freue mich über die leichte Brise, die meinen sonnenwarmen Körper streift. Eine kindliche Vorfreude ergreift von mir Besitz, als ich barfuß über den Sand gehe und mich nach den ersten erfrischenden Wellen sehne. Mein Blick wandert nach links zum Steg, auf dem ein paar Kinder spielen und dann richte ich meine Augen auf die Ferne, auf die Unendlichkeit. Den Bildausschnitt, den ich am liebsten mag, wenn ich Urlaub mache. Blau, soweit das Auge reicht und dann verschwimmen Himmel und Meer und dazwischen ist nichts außer ein paar Segelbooten. Dies ist das ultimative Tor zur Ewigkeit. Wo sonst sollte es sein?

Das kühle Nass umspielt meine Füße, dann meine Waden und schließlich lasse ich mich ins Wasser hineingleiten, so wie wenn man sich vollkommen fallen lässt. Vorausgesetzt man vertraut darauf, dass man weich landet. Ich tauche unter und spüre das Prickeln auf meiner Haut, pure Erleichterung, Urlaubseffekt satt. Mit geschlossenen Augen ergründe ich die Welt unter Wasser. Genieße die Stille, die es so nur gibt, wenn man die Wasseroberfläche hinter sich gelassen hat. Alles wird weich wie Watte und so halte ich so lange wie möglich die Luft an und schwelge in diesem schönen Gefühl.

Ich schwimme und tauche abwechselnd, um mich auszupowern. Als die Flut einsetzt, lasse ich mich von den Wellen tragen und gehe erst aus dem Wasser, als meine Haut schon schrumpelig wird. Ich traue meinen Augen kaum, als ich unter demselben Baum, wo ich mein Strandtuch ausgebreitet habe, einen dunkelhäutigen Mann erspähe, der mir den Schweiß der Erregung aus den Poren treibt. Und das, obwohl ich nur einen ersten unschuldigen Blick auf ihn werfe. Er war vorhin noch nicht da, so viel steht fest.

Der Kerl liegt auf dem Rücken, hat nur eine Sonnenbrille und eine viel zu enge Speedo an und lässt sich die Sonne auf den durchtrainierten Bauch scheinen. Sein Oberkörper wirkt wie der gepanzerte Teil einer Rüstung, so klar und schneidig definiert sind die Muskeln, während die Oberarme wie Birkenstämme auf der Badematte ruhen. Normalerweise gelingt es mir relativ gut, mit der Gegenwart von attraktiven Burschen und Männern umzugehen, aber irgendetwas an seiner Erscheinung macht mich nervös. Als ich nahe genug bin, um sein Gesicht etwas näher betrachten zu können, fällt mir der perfekt getrimmte Bart auf und die wohlgeformten, fleischfarbenen Lippen. Ich schätze, dass er nicht älter als 30 ist, aber um das mit Bestimmtheit sagen zu können, müsste ich seine von der Brille verdeckten Augen sehen. Ich trockne mich ab, bekomme sofort Gänsehaut, was vermutlich nicht nur am milden Wind liegt, der aufkommt und setze mich. Die kurz geschorenen Haare des schwarzen Herkules erinnern mich an die Militärfrisuren von jungen Rekruten. Der gestählte Body glänzt im hellen Sonnenlicht. Ich bemühe mich, nicht zu starren. Um mich abzulenken, greife ich meine Kopfhörer und konzentriere mich auf die Musik. Das gelingt mir für ganze zehn Sekunden. Danach schweift mein Blick wieder hinüber zum Adonis, der ganz in seiner Mitte zu sein scheint. Außer dem regelmäßigen Heben und Senken des Brustkorbes bewegt er sich keinen Millimeter.

Ich versuche zu ignorieren, was für Maße um seine Körpermitte vorherrschen. Die Lenden sind klar gezeichnet und unterhalb des eistütenförmigen Beckens wölbt sich in der Speedo ein Gemächt, wie man es kaum mit Worten beschreiben kann. Es ist zwar definitiv im Ruhezustand, aber schon der Gedanke daran, welche Zerstörungskraft darin verborgen liegt, lässt mich frösteln. Normalerweise bin ich eher der Spezialist und Genießer von Rückansichten und Ärschen, aber in dem Fall freue ich mich, dass der geheimnisvolle Fremde am Rücken liegt. Die drei oder vier Meter Entfernung, die zwischen uns sind, scheinen wie eine unüberwindbare Distanz zu sein. Als wären wir in zwei Welten. Wobei ich mich frage, warum mich seine Anwesenheit überhaupt interessiert. Ich merke erst recht spät, dass ich mir die Sonnenbrille vor lauter Gedankensortieren falsch herum aufgesetzt habe.

Mein Blutdruck schießt in die Höhe, jedes Mal, wenn ich so unauffällig wie möglich zum Muskelmann auf der anderen Seite des Baumes schaue. Beim Gang zur Poolbar gelingt es mir, so aufzustehen, dass ich das Sixpack etwas genauer unter die Lupe nehmen kann. Die Rillen, die den Bauchnabel unverschämt schön einrahmen, zeugen von konsequentem Training, Disziplin und Ausdauer. Dieser Körperbau entsteht nicht aufgrund eines kleinen Workouts, da stecken Jahre harter Arbeit dahinter. Mein Mund trocknet aus und ich bin froh, dass der nette Eisverkäufer mich auf andere Gedanken bringt. Wir wechseln ein paar Wörter auf Englisch miteinander, während ich mich für ein Erdbeereis mit weißer Schokolade entscheide. Ich habe die letzten Monate so viel für meinen Körper getan, dass ich es mir bestimmt erlauben kann, im Urlaub etwas zu sündigen.

Als ich wieder zum Strand zurückkehre, ist der attraktive Hüne verschwunden. Handtuch und Badematte liegen noch da, doch weit und breit keine Spur von dessen Besitzer. Ich suche das seichte Ufer nach den markanten Konturen ab, doch auch hier kann ich ihn nicht entdecken. Selbst weiter draußen auf dem offenen Meer erweist sich meine Suche als erfolglos. Bis es Zeit fürs Abendessen ist, drehe ich noch ein paar Schwimmlängen und genieße die ionische Sonne.

Das Dinner findet im großen Speisesaal des Hotels statt, an dessen südlicher Seite eine riesige Terrasse angrenzt. Singles müssen sich gemeinhin mit Plätzen an großen Tischen begnügen, wo auch andere Außenseiter und Gleichgesinnte hin verfrachtet werden. Pärchen bekommen immer die besten Tische. Ich lasse es normalerweise nicht heraushängen, dass ich in meiner Heimat ein bekannter Soccerplayer bin, aber in dem Fall habe ich es mir erlaubt, gegen einen Aufpreis einen Einzeltisch für mich zu beanspruchen. Ich habe keinen Bock auf gezwungenes Gelaber über die Schönheit der Insel und das Wetter. Ich bin im Urlaub und möchte meine Ruhe haben.

Das Buffet ist so reichhaltig und groß, dass sich beinahe die Tische biegen. Ich lasse den ersten Schwung an Leuten vorüberziehen und warte geduldig mit meiner Cola und dem E-Book-Reader, auf dem ich gerade einen Roman von Thomas Harris lese. Ich schenke dem Buch aber nur die halbe Aufmerksamkeit, denn mein Radar sondiert den Raum auf der vergeblichen Suche nach Mister Unbekannt mit dem Monsterbody. Ich kann es noch immer nicht begründen, warum mich dieser Kerl so interessiert. Normalerweise lässt mich so etwas kalt, aber auf eine seltsame Weise erregt mich die Erinnerung an die wenigen Momente von heute Nachmittag, wo ich ihn das erste Mal gesehen habe.

Der erste Gang besteht, Klischee olé, aus einem griechischen Salat mit jeder Menge Schafkäse. Es ist ein Phänomen, dass das Zeugs, wenn ich es zuhause im Supermarkt kaufe, nicht einmal halb so gut schmeckt wie im Urlaub. Als Hauptgang genehmige ich mir zarte Lammkoteletts mit Kroketten und Gemüse. Das Essen schmeckt königlich und ich esse so viel, dass ich es nicht einmal in Erwägung ziehe, eine dritte Runde in Richtung Desserttisch zu starten. Stattdessen hole ich mir einen Milchkaffee und laufe dabei direkt in einen Riesen. Schon nach kurzer Zeit, als ich aufblicke, checke ich, dass es sich um Herkules handelt. Der Muskelberg brummt kurz, schaut auf mich herunter und wartet darauf, dass ich ihm aus dem Weg gehe. Er macht keine Anstalten, sich zu bewegen. Ich räuspere mich, murmle eine Entschuldigung und weiche aus. Der Koloss geht weiter, holt sich seinen Kaffee und verschwindet raus auf die Terrasse. Von hinten wirkt er wie ein Kleiderschrank. Ich ärgere mich über meine Unbeholfenheit. Normalerweise bin ich nicht auf die Schnauze gefallen, aber in seiner Gegenwart verschlägt es mir die Sprache.

Ich verbringe die Abendstunden mit einem Spaziergang am Strand und einem viel zu starken Cocktail an der Bar, aber den Adonis sehe ich nicht mehr.

Vor dem Einschlafen wichse ich noch zwei Mal und obwohl das Bett nicht unbedingt bequem ist, so schlafe ich doch durch bis mich die Sonne wachkitzelt. Die morgendliche Dusche weckt meine Lebensgeister. Beim Frühstück lade ich doppelt so viel auf wie ich normalerweise zuhause verdrücke und auch bei Kaffee und Orangensaft lange ich ordentlich zu. Brötchen, Salami, Eier, Speck, Würstchen, Käse, bisschen Gemüse, aber nicht zu viel – Herz, was willst du mehr? Ich bin immer wieder dankbar, wenn Hotels im Ausland ein internationales Frühstück anbieten. Plötzlich wird es dunkel. Mister Unbekannt aka Herkules baut sich vor mir auf. Ich könnte überraschter nicht sein, denn ein Brotkrümel verirrt sich in meine Luftröhre und ich pruste los.

Herkules deutet ein Lächeln an, aber vielleicht ist es auch nur eine optische Täuschung. „Na na, nicht dass du mir hier wegstirbst. Hab keinen Bock, dich von der Bank zu kratzen. Sieht so aus, als wäre der Platz neben dir noch frei.“

Ich lasse vor Schreck mein Buttermesser fallen und rutsche sofort ein Stück rüber. Ich frage mich zwar, warum er nicht am Sessel gegenüber Platz nimmt, aber fürs Erörtern solcher Fragen ist jetzt keine Zeit.

Abgesehen davon, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass er perfekt Deutsch spricht, ist mein Gesicht vermutlich eine Mischung aus verwundert drein gucken und vollkommener Ahnungslosigkeit. Er ist wohl der einzige Gast im ganzen Saal, der noch mehr Köstlichkeiten auf sein Tablett gepackt hat als ich, denn neben den von mir erwähnten Speisen türmen sich auch Bagles, Blätterteiggebäck und Obst auf den Tellern. Gut, wenn ich mir ansehe, was der Kerl auf die Waage bringt, verstehe ich die Menge an Essen wieder.

Ich trage meine schwarzen Shorts, ein hellblaues T-Shirt und einen grauen Kapuzenpullover. Der Hüne starrt mich an, als wäre ich sein Hauptgericht. Ich schiebe mir ein Brötchen mit Aufstrich und Wurst hinter den Gaumen, während er sich ein weichgekochtes Ei vornimmt. Für den Hauch einer Sekunde frage ich mich, warum er mich abcheckt, als wäre ich ein Stück Backofenschinken in der Vitrine einer Feinkostabteilung.

„Du siehst blass aus. Was los?“ Herkules lässt das ganze Hühnerei in seinem Mund verschwinden, als wäre es ein Tic Tac Bonbon.

Ich schlucke. „Muss mich wohl erst an die Inselluft gewöhnen.“

Der schwarze Hüne nickt mir zu. „Siehst aber nicht so aus, als könntest du nichts wegstecken.“

Da ich mit der Situation überfordert bin, reiche ich ihm meine Hand und stelle mich vor. Etwas Besseres fällt mir in diesem Moment nicht ein. „Skander Leichtmann. Freut mich.“ Warum ich meinen Nachnamen dazu sage, weiß ich nicht. Da ich in seiner Aussprache einen deutschen Akzent erkenne, gehe ich nicht davon aus, dass er mich erkennt oder je von mir gehört hat, zumindest dann nicht, wenn er sich nicht für Fußball interessiert.

„Pero. Gleichfalls. Hab noch nie einen Soccerplayer gesehen, an dem die Evotouch so gut aussehen wie an dir.“ Ein halbes Stück Brot verschwindet zwischen seinen Lippen.

Ich bin erstaunt, dass Pero darauf geachtet hat, was ich an den Füßen trage. Passiert mir zwar, wenn ich unter Freunden oder in meinem Job bin, immer wieder, aber dieser Kerl ist ein Fremder und wir sind hier auf einer griechischen Insel und nicht in einem Wiener Fußballstadion. Ich würde gerne verhindern, dass mir das Blut in die Wangen schießt und ich erröte. Wirklich erfolgreich bin ich damit aber nicht. „Sind zurzeit meine Lieblingstreter.“

Pero trinkt einen Schluck Saft und entblößt seine schneeweißen Zähne. „Hast einen guten Geschmack. Body ist auch gut in Form. Ist wichtig, dass du auf deine Ernährung achtest. Nicht unbedingt im Urlaub, aber im Alltag.“

Ich setze gerade an, um etwas zu erwidern, aber der Riese fällt mir ins Wort. „Beachtlich, deine Leistungen bisher. Es hapert vielleicht noch etwas an der Technik, aber das ist kein Manko, das sich nicht ausbügeln lässt.“ Sein Blick ist fesselnd und durchdringend.

„Ich stehe gerade etwas neben mir. Du weißt also, wer ich bin?“

Pero lacht. „Das musst du nicht extra erwähnen. Ein Blinder würde sehen, dass du gerade etwas neben der Spur bist.“

Ich kann meine Gedanken kaum sortieren, so aufgeregt bin ich. Was hat das alles zu bedeuten und die wichtigste Frage stelle ich in der nächsten Sekunde bereits laut. „Wer bist du?“

Seufzer. „Wer ich bin, ist im Moment nicht wichtig. Viel wichtiger ist, was du drauf hast und welche Chancen du ergreifen möchtest.“

Toll. Das ist genau die Art von Antwort, die mich keinen Schritt weiter bringt.

Pero spült ein Stück Kuchen mit Orangensaft runter und grinst. „Ich will dich nicht weiter verwirren. Ich schlage vor, wir belassen es mal dabei und genießen den geilen Tag. Ich hab jetzt um zehn einen Termin, vielleicht läuft man sich ja später über den Weg.“ Mit diesen Worten steht er auf und geht.

Ich brauche noch ein paar Minuten, bis ich dazu fähig bin, meinen süßen Hintern zu erheben und meine Sporttasche im Zimmer zu holen. Ich weiß, dass die besten Plätze am Strand schnell belegt sind, deshalb mache ich mich auf die Socken und stelle fest, dass ich einer der Ersten bin. Ein paar vereinzelte Frühaufsteher haben bereits ihre Strandtücher ausgebreitet, aber es herrscht noch Ruhe.

Mir geht der geheimnisvolle Schwarze nicht mehr aus dem Sinn. Pero. Seltsamer Name. Klingt hart und unnahbar. Mein Schwanz bettelt um Aufmerksamkeit, aber das ignoriere ich. Da ich nicht will, dass die Überdosis Weizen und Zucker sich an Hüften, Arsch und Bauch anlegen, bleibe ich gleich in meinen Sneakers, aktiviere meinen mp3-Player und beginne zu joggen. Die Luft ist derweil noch frisch und angenehm. Ich laufe in eine Schar voll Möwen, die dann aufgeregt hochfliegt. Genieße den Blick aufs weite Meer, stelle den Gedankensturm so gut wie möglich ab. Immer, wenn mir Pero in den Sinn kommt, spüre ich ein Kribbeln in meinen Lenden und mein Gemächt aktiviert sich. An sich ist das nicht ungewöhnlich, aber ich frage mich, welche Rolle er wohl einnimmt. Für einen Bottom ist er viel zu sehr Top. Ich kann zwar nur erahnen, wozu dieser Kerl imstande ist, wenn er mal loslegt, aber vielleicht will ich das gar nicht rausfinden.

Seine Ansagen sind mehr als zweideutig und machen klar, dass er weitaus mehr weiß als ich, zumindest macht es den Anschein. Ich atme tief durch und schiebe die tausend Fragen mal beiseite. Wie meist denke ich einfach zu viel nach. Ich bin im Urlaub! Was ist mit easy going und abschalten?

Ein paar Songs des Empire-Soundtracks helfen mir dabei, den Kopf wieder frei zu bekommen. Abkühlen tue ich mich anschließend direkt im Meer, das zu dieser Tageszeit noch Erfrischung bietet.

Nach ein paar Minuten im Wasser trockne ich mich ab und creme mich mit Sonnenöl ein. Ich lege mich hin, entspanne mich und döse weg. Die Musik schippert mich sanft in einen Zustand der völligen Losgelöstheit. Ich muss mich im Schlaf umgedreht haben, denn als ich aufwache, ist mein Gesicht voll mit Sand und ich spüre, dass mein Rücken ganz heiß von der Sonne ist. Ich schiebe meine Sonnenbrille hoch und schaue mich um. Der Strand ist jetzt schon etwas voller und vereinzelt tummeln sich Kinder um Sandburgen und langsam bekomme ich Durst. Ich greife in meine Tasche, um die Wasserflasche rauszuholen. Statt der Flasche ertaste ich ein zusammen gefaltetes Stück Papier. Darauf nur wenige Worte. Mir stockt der Atem.

12h, Fitnessraum, komm‘ in Soccershorts, P.