Professor Zamorra 1175 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1175 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Geh zum Teufel, Zamorra!

4 Autoren - 4 Spitzenstorys!
Zum "kleinen Jubiläum" laden unsere 4 Autoren auf einen Umtrunk im "Zum Teufel" ein. Natürlich geht das nicht ohne ein paar unangenehme Überraschungen vonstatten!
In "Geschlossene Gesellschaft" von Manfred Weinland sperrt der Wirt seine Kneipe für die üblichen Besucher zu und schenkt aus einem besonderen Fass nur für sich und die Geister derer aus, die vor ihm den Gasthof bewirtschaftet haben.
Thilo Schwichtenberg erzählt in seiner Geschichte "Der Teufel steckt im Detail" von zwei jungen Möchtegern-Zauberern, die ihre liebe Not mit willigen Wasserfrauen haben.
"Deibelsgesöff" heißt die Story von Manfred H. Rückert - und dieses "Gesöff" hat es nun wirklich in sich!
Last not least präsentiert uns Christian Schwarz einen ganz besonders üblen "Kellergeist".

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Seitenzahl: 147

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Inhalt

Cover

Impressum

Geh zum Teufel, Zamorra!

Deibelsgesöff

Geschlossene Gesellschaft

Der Teufel steckt im Detail

Der Kellergeist

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Dennis Simcott

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8177-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Geh zum Teufel, Zamorra!

4 x Gänsehaut von 4 Top-Autoren!

Der Mann schluckte ein paarmal hektisch, er fühlte sich plötzlich unwohl. Um seine aufkommende Angst zu bekämpfen, grinste er, stieß ein geringschätziges »Hm« aus und musterte das restliche Gebäude kurz. Erst jetzt wurde ihm die Stille bewusst, die ihn umgab. Eine Stille, die er so noch nie zuvor erlebt hatte. Natürlich, er kam aus der Großstadt. Aber …

Was war es nur, das diese Stille so … absolut machte?

Im nächsten Moment begriff er es. Er hörte nicht einen Vogel mehr pfeifen. Obwohl es Hochsommer war. Unten, an der Abzweigung, war das noch ganz anders gewesen …

Der Mann mied die Hauptverkehrsadern, die sich links und rechts entlang des großen Flusses zogen. Er fuhr lieber durch das Hinterland des Rhonetals, das ihm beinahe hinter jeder Kurve neue atemberaubende Ausblicke eröffnete. Steile Weinberge, die die berühmten Beaujolais-Reben trugen, weite grüne Hänge mit Tausenden von Pfirsich-, Kirsch- und anderen Obstbäumen, beinahe senkrechte Berghänge, schroffe Täler, dahinter die nahen Alpen, immer wieder ein Stück der majestätisch dahinfließende Rhone, einsame Gutshöfe und gelegentlich kleine, verträumte Örtchen mit noch verträumteren Menschen darin. Die Schönheit der Landschaft, in der er sich bewegte, interessierte den Mann allerdings kaum. Er war mit seinen Gedanken woanders. Mürrisch klopfte er auf dem Lenkrad herum.

Schon seit einer Weile fuhr er entlang eines kleinen Flüsschens durch eine hügelige, baumbestandene Landschaft. Links von ihm zog sich ein dreistöckiges römisches Aquädukt durch ein kleines Tal. Die nächste Kurve kassierte die atemberaubende Aussicht aber bereits wieder ein. Ein verwittertes Holzschild an einem mannshohen armdicken Pfosten tauchte am Straßenrand auf. Der Mann fuhr daran vorbei. Und bremste plötzlich scharf. So scharf, dass sein Wagen beinahe hinten ausbrach. Weil niemand hinter ihm war, setzte er langsam zurück.

»Tatsächlich«, murmelte er, als er auf das Schild starrte. »Habe ich also doch richtig gelesen.«

Ahmed Bin Salah

Demascaire et Voyant

Visites à tout Moment

stand dort, kunstvoll in das Holz geschnitzt und gefärbt. Der Herzschlag des Mannes hatte sich spürbar erhöht, die plötzliche Aufregung ließ seine Hände feucht werden.

Ein Demascaire, sieh mal einer an …

Der Mann wusste, was ein Demascaire war. Ein Mann, der Flüche aller Art bannen konnte, eine Art Hexer oder Magier, auf jeden Fall eine geheimnisumwitterte Figur, die zahlreiche Franzosen, vor allem auf dem Land, gerne konsultierten.

Zudem scheint sich Monsieur Bin Salah auch gleich noch als Hellseher zu betätigen …

Denn für nichts anderes stand das französische Wort Voyant. Und da der Demascaire jederzeit besuchbar war, jedenfalls laut Schild, packte der Mann die Gelegenheit kurzentschlossen beim Schopf. Weg war sie, die miese Laune. Vernichtet von einer Euphorie, die zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unangebracht war. Denn noch hatte der Mann nichts als ein Hinweisschild vor sich.

Vielleicht klappt’s ja doch noch …

Direkt hinter dem Schild schlängelte sich ein schmaler Waldweg sanft einen Hügel hinauf. Der Mann befuhr ihn kurz entschlossen. Er kam gut durch, obwohl sich der Boden nach dem gestrigen Regentag ein wenig aufgeweicht präsentierte. Nach gut einem Kilometer öffnete sich der Wald. Busch- und baumbestandene Wiesen zogen sich über die Hügel. Links vor dem Mann duckte sich ein kleines Gehöft aus weißen Steinen in den Schutz eines steilen, von Büschen bewachsenen Felsens. Auf dem breiten Platz davor stand ein alter Peugeot. Der Mann bemerkte das Schild ein zweites Mal. Die Spitze wies direkt zum Haus hin. Er parkte direkt neben dem Peugeot, stieg aus und sah sich um.

Das Haus wirkte einsam. Und … unheimlich. Ob es etwas mit dem riesigen Bild zu tun hatte? Es nahm die komplette seitliche Hauswand ein und zeigte höchstwahrscheinlich den in blau angeleuchteten vollbärtigen Demascaire mit weit aufgerissenen Augen vor dem Hintergrund des Weltalls, in dem leuchtende Galaxien und Sternenhaufen schwammen. Mit blauen Händen griff er nach einer vor ihm schwebenden blauschimmernden Glaskugel.

Der Mann schluckte ein paarmal hektisch, er fühlte sich plötzlich unwohl. Um seine aufkommende Angst zu bekämpfen, grinste er, stieß ein geringschätziges »Hm« aus, löste die Blicke fast widerwillig von dem riesigen Bild und musterte das restliche Gebäude kurz. Erst jetzt wurde ihm die Stille bewusst, die ihn umgab. Eine Stille, die er so noch nie zuvor erlebt hatte. Natürlich, er kam aus der Großstadt. Aber …

Was war es nur, das diese Stille so … absolut machte?

Im nächsten Moment begriff er es. Er hörte nicht einen Vogel mehr pfeifen. Obwohl es Hochsommer war. Unten, an der Abzweigung, war das noch ganz anders gewesen.

Das gehört sicher zum Geschäftsmodell. Wie macht der das nur? Vielleicht verrät er es mir ja. Der Mann scheint wirklich interessant zu sein. Hoffentlich ist er da. Das könnte tatsächlich ein Volltreffer werden.

Die Inspiration, die er so lange gesucht hatte …

Der Mann ging zur Haustür. Fast war er ein wenig enttäuscht, dass es eine ganz normale Klingel mit Gegensprechanlage gab – statt des schweren eisernen Klopfers mit Dämonenfratze, den er unwillkürlich erwartet hatte. Die moderne Technik wollte einfach nicht so richtig zu dem Bild an der Hauswand passen. Ein wenig zerstörte sie sogar dessen Zauber. Er zögerte einen Moment, dann klingelte er.

Nach ein paar Momenten knackte es in der Gegensprechanlage. »Ja, bitte?«, fragte eine angenehm klingende Stimme mit arabischem Akzent. Zumindest glaubte der Mann, dass es sich um einen arabischen Akzent handelte, aber da beeinflusste ihn möglicherweise der Name des Demascaires.

»Monsieur Bin Salah? Ich bin zufällig vorbeigekommen und habe Ihr Schild gesehen, da dachte ich, ich schaue mal bei Ihnen vorbei. Haben Sie gerade Zeit?«

Statt einer Antwort summte es. Mit einem leisen Knacken öffnete sich die Tür. Der Mann räusperte sich und stieß sie dann vollends auf. Ein schwarzes Nichts erstreckte sich vor ihm. Links und rechts an den Wänden schimmerten die Tierkreiszeichen, jeweils sechs in einer Reihe. Es musste sich um eine Art 3-D-Effekt handeln, weil sie in der Luft zu schweben schienen.

Das komische Gefühl, das für einen Moment verschwunden gewesen war, kam wieder zurück. Einen winzigen Moment lang wollte der Mann umkehren und einfach wieder wegfahren. Dann rief er sich selber zur Räson und betrat den Gang. Beim ersten Schritt glaubte er ins Nichts zu treten, weil er keinen Boden sah. Erleichtert atmete er auf, als sein Fuß auf Widerstand traf.

»Hallo? Monsieur Bin Salah? Sind Sie da?«

Der Besucher zuckte zusammen. Quasi aus dem Nichts tauchte Bin Salah vor ihm auf. Blau angeleuchtet stand er in der Finsternis und lächelte dämonisch. Der Mann war mittelgroß und dick. Er trug einen schwarzen Turban samt einer schwarzen Dschellaba, die mit geheimnisvollen magischen Zeichen übersät waren. Pseudomagischen Zeichen natürlich.

Reiner Mumpitz ist das doch …

Die schwarzen Augen Bin Salahs blickten noch stechender als auf dem Bild. Doch nun verzog sich das Gesicht, oder das, was hinter dem dichten schwarzen Vollbart noch zu sehen war, zu einem Lächeln.

»Willkommen, Monsieur. Bitte folgen Sie mir.«

Ibn Salah drehte sich um und ging voraus in das Haus, in dem überall geheimnisvolles Dämmerlicht herrschte. An den dunklen Wänden leuchteten ähnliche mystische Zeichen auf, wie sie auch seine Kleider zierten. Überall standen magisch aussehende Gegenstände, darunter einige ausgestopfte Tiere, von der Decke hingen magische Pflanzen, die Türen zierten arabische Schriftzeichen. Im dritten Raum, der – fast wie das Bild an der Hauswand – aus einer holographischen Rundum-Projektion des Weltalls mit vorbeizischenden Sternschnuppen und explodierenden Supernovae bestand, schwebten ein Tisch mit einer Glaskugel und zwei Stühle frei in der Unendlichkeit. Zumindest wirkte es so.

»Das ist wirklich extrem beeindruckend«, murmelte der Besucher. »Sie lassen sich diese technischen Kniffe wohl einiges kosten, stimmt’s?«

Ibn Salah drehte sich um. »Mit Technik lassen sich nur unzureichende Erfolge erzielen«, erwiderte er lächelnd. »Ich kann da über ganz andere Möglichkeiten gebieten.«

Der Besucher sagte nichts. Natürlich waren das technische Kniffe, was auch sonst? Trotzdem traute er sich erst einen weiteren Schritt zu, als Ibn Salah ihm voraus ging – obwohl der ebenfalls frei im Raum zu schweben schien. Gleich darauf saßen sie am Tisch auf den Stühlen. Mit einer halbkreisförmigen Handbewegung brachte der Demascaire das Universum zum Verschwinden, stattdessen schwebten nun dreidimensionale Tierkreiszeichen kreuz und quer durch den finsteren Raum. Und in der Kugel waberten geheimnisvolle Schlieren.

»Was kann ich also für Sie tun?«, fragte Bin Salah. »Hat Sie jemand verflucht? Im Lösen von Flüchen bin ich der Allerbeste meiner Zunft, einhundert Prozent Erfolgsquote. Oder möchten Sie etwas über Ihre Zukunft wissen? Auch da bin ich, in aller Bescheidenheit, unschlagbar.«

Der Mann räusperte sich. »Ich weiß, dass es vielleicht blöd klingt, aber weder das eine noch das andere. Ich … äh, würde einfach gerne etwas aus Ihrem Leben erfahren. Wie Ihnen klar wurde, dass Sie diese … Fähigkeiten haben. Und was Sie den Leuten sagen, wenn Sie beispielsweise sehen, dass diese bald sterben. Und welche Flüche so ausgesprochen werden, alles das. Ich bezahle auch den vollen Preis, den Sie sonst für eine Sitzung nehmen. Und wenn’s länger dauert, auch den doppelten Preis.«

Der Demascaire starrte ihn an. Die schwarzen Augen schienen ihn zu sezieren, auf den Grund seiner Seele zu blicken. Das Unwohlsein des Mannes verstärkte sich. In den Augenwinkeln nahm er eine huschende Bewegung wahr. Sie erschreckte ihn, weil er zu sehr auf den Demascaire konzentriert war. Er wandte den Kopf. Erneut flitzte ein Schatten an den leuchtenden magischen Zeichen vorbei. Und noch einer. Sie schienen sich zu sammeln und zu tanzen. Aber auch das waren sicher technisch generierte Projektionen.

Warum machen die mir dann aber so eine scheiß Angst? Da gibt es doch gar keinen Grund. Jetzt reiß dich bloß mal zusammen, Mann …

Der Demascaire erklärte sich einverstanden und nahm 2000 Euro. Der Mann bezahlte sie ihm, ohne zu verhandeln.

»Nun, ich bin ein Dämon, müssen Sie wissen«, begann Bin Salah seinen Bericht.

Schon der erste Satz entlockte dem Mann ein ungläubiges Ächzen. »Das ist wirklich gut«, murmelte er und begann, sich Notizen zu machen. Für diese Fälle trug er immer ein Notizbuch bei sich.

»Ja, nicht wahr?« Bin Salah nickte. »Aber das war ich nicht immer. In Dubai als ganz normaler Mensch aufgewachsen, habe ich mich schon früh mit den schwarzmagischen Künsten beschäftigt und irgendwann einen Pakt mit dem Schaitan geschlossen. Meine Seele für unermesslichen Reichtum.«

»Mit dem Teufel?«

»So heißt der Herr hier ganz allgemein, ja. Aber er hat durchaus auch noch einen Eigennamen. Asmodis, Fürst der Finsternis, nennt er sich.«

»Sie scherzen.« Der Mann machte sich weitere Notizen.

Bin Salah kicherte. »Oh, keineswegs, Monsieur. Irgendwann wurde mir aber klar, dass das bisschen irdischer Reichtum, innerhalb einer verschwindend kurzen Lebensspanne zumal, in keinem Verhältnis zur ewigen Verdammnis stand, der ich anheimfallen würde. Also versuchte ich dieser Verdammnis zu entgehen, indem ich nach Mekka ging. In der heiligen Stadt, in beständiger Nähe zur heiligen Kaaba, so glaubte ich, würde Asmodis meiner nicht mehr habhaft werden können, würde sich der unheilige Fluch irgendwann von alleine auflösen …«

Die Schatten kamen näher, schienen nun den Mann zu umtanzen. Er spürte, dass Eiseskälte von ihnen ausging.

»Was soll ich sagen«, fuhr Bin Salah fort, »Asmodis kam tatsächlich nicht mehr an mich heran, machte mir aber ein Angebot zur Güte, das ich gerne annahm. Der damalige Fürst der Finsternis erhob mich in den Stand eines Dämons und schenkte mir somit das ewige Leben.«

»Irre Geschichte, wirklich.« Der Mann nickte, blätterte um und begann die nächste Seite vollzukritzeln. »Und warum hat dieser Asmodis das getan? Ich meine, Sie hatten ihn ja über den Tisch gezogen, und so was belohnt der Teufel doch normalerweise nicht, wenn ich richtig informiert bin.«

»Ja, da haben Sie durchaus recht. Aber er wollte mich wohl nicht an die Seite des Guten verlieren«, antwortete Bin Salah. »Er sagte, dass sich das Gleichgewicht der Kräfte mit dem gerade beginnenden Äon der Ratte ohnehin schon viel zu stark in Richtung des Guten verschieben und dadurch gefährlich ins Wanken kommen würde. Ja, das sagte er tatsächlich, auch wenn ich bis heute nicht weiß, was er damit meinte. Nun, einen kleinen Pferdefuß hatte die Sache aber doch. Als Dämon wurde ich nicht einfach so unsterblich. Asmodis verfügte, dass sich meine Unsterblichkeit aus der Lebenskraft von Menschen speist, die ich jede Nacht in mir aufnehmen muss. Er stellte mir die Schatten hier zur Seite, die diese Lebenskraft für mich besorgen …«

»Was, äh … meinen Sie damit, Monsieur Bin Salah?«

Der Demascaire grinste. »Nun, bei meinen Schatten handelt es sich um Inkuben und Sukkuben, männliche und weibliche Albtraumgestalten, die die Menschen nachts in ihren Träumen heimsuchen, sexuellen Verkehr mit ihnen haben und ihnen dabei gleichzeitig einen Teil ihrer Lebenskraft abzapfen, um sie dann in mich fließen zu lassen. Nun, hin und wieder kommt es vor, dass einer meiner Inkuben oder Sukkuben zu gierig ist und zu viel Lebenskraft in sich aufnimmt. Dann stirbt er daran. Und ich muss mir an dessen Stelle einen neuen Albtraumschatten besorgen. Gestern Nacht kam es bedauerlicherweise wieder zu einem solchen Unfall. Deswegen werde ich Sie nun in die Schar meiner Albtraumschatten einreihen. Als siebten in neun Jahren.«

»Was?«, erwiderte der Mann keuchend. »Jetzt übertreiben Sie aber …«

Bin Salah lachte gellend in ein unheimliches Brausen hinein, das gleichzeitig anhob. Die Albtraumschatten begannen wie irr um den Mann herum zu tanzen und ihn zu berühren. Er schrie und sprang auf. Die Albtraumschatten vereinigten sich zu einem einzigen Schemen, das durch den Brustkorb in seinen Körper eindrang! Schlagartig erstarrte der Mann. Eine derartige Kälte hatte er noch niemals zuvor verspürt. Sie durchdrang nicht nur seinen Körper, sie griff auch seine Seele an. Gleichzeitig tauchte er in einen Strom derart bösartiger und obszöner Gedanken ein, dass ihm übel wurde. Er sah an seinem Körper hinunter und bemerkte, dass er sich von den Füßen her aufzulösen begann. Ein schwarzer Schatten schob sich langsam nach oben und fraß ihn förmlich auf.

Der Fluss bösartiger und obszöner Gedanken zerfaserte. Stattdessen spürte der Mann Panik bei den Geistern, die ihn durchdrangen und zu einem der ihren machen wollten.

Eine fremde Macht ist ins Haus eingedrungen, Meister. Sie kann uns schaden. So mächtig, so stark. Wir sind verloren …

In diesem Moment flog krachend die Tür auf. Während Bin Salah schreiend aufsprang, zuckte ein silberheller Blitz durch den Raum. Schlagartig erlosch die Weltraumprojektion, machte den Konturen eines ganz normalen Zimmers mit einem Tisch und zwei Stühlen Platz. Durch ein großes Fenster fiel Tageslicht herein, das den Mann für einen Moment blendete.

»Keine Bewegung, Bin Salah!«, rief eine männliche Stimme. »Die Hände über den Kopf. Sofort!«

Die Stimme gehörte einem großgewachsenen Mann im weißen Leinenanzug, der den Mann im ersten Augenblick an den Schauspieler Pierce Brosnan erinnerte. Er hielt eine Art Amulett in der Hand. Neben ihm stand eine unglaublich hübsche junge Frau mit einer seltsam geformten Pistole in der Hand. Sie sah aus wie eine futuristische Laserwaffe aus einem Science-Fiction-Film.

»Greift sie an!«, brüllte Bin Salah entsetzt. Der Mann, aus dem die mörderische Kälte gewichen war, bemerkte, dass die Augen des Demascaires plötzlich in einem höllischen Rot glühten. Außerdem begannen sich Feuerkugeln zwischen seinen Fingerspitzen zu bilden.

Mit einem schrillen Wispern und Kreischen fielen die Schatten über den Pierce-Brosnan-Verschnitt her. Sie kamen nicht an ihn heran. Ein grünes Leuchten, das sich wie ein Schutzschirm um die Konturen des Mannes legte, hielt sie nicht nur davon ab, es vernichtete sie vollkommen. Gleichzeitig riss die Frau die Pistole hoch. Bevor der Demascaire reagieren konnte, bohrte sich ein roter Lichtfinger in seine Stirn. Er taumelte gurgelnd nach hinten, während seine Augen noch greller leuchteten. Aus dem Amulettzentrum löste sich ein weiterer silberner Blitz und schlug in die Brust des Demascaires. Silbernes Licht umfloss ihn und löste den panisch brüllenden Dämon rückstandsfrei auf.

Die beiden Fremden kümmerten sich rührend um den Mann, der schließlich das Haus der Albtraumschatten verließ und seinen Weg fortsetzte. Ohne die stattliche Summe, die er bezahlt hatte. Das Geld war nicht mehr aufzufinden gewesen. Es war früher Abend, als er, gut zwanzig Kilometer weiter, durch eines dieser kleinen Dörfer fuhr, deren Namen er schon beim Herausfahren wieder vergessen hatte. Es lag unterhalb eines gewaltigen Schlosses, das hoch oben auf steilen Felsen thronte und auch dank der beiden Wehrtürme eher wie eine Burg wirkte. Eigentlich schien es eine Mischung aus beidem zu sein. Das Bauwerk beeindruckte den Mann zutiefst, möglicherweise war es sogar zu besichtigen. Aber um diese Zeit wohl nicht mehr.

Vielleicht sollte ich hier in der Nähe übernachten. Ich werde ohnehin so langsam müde …

Genau in dem Moment weckte ein großes Gasthaus die Aufmerksamkeit des Mannes. Es lag in ungefährer Ortsmitte, nicht weit von der Kirche entfernt. Schon deswegen verwunderte der Name. Und nicht nur der. Denn über dem Eingang prangte ein Teufelskopf mit mächtigen Hörnern, darüber standen in zittriger, blutroter Leuchtschrift die Worte Zum Teufel. Da zudem ein weiteres Schild mit der Aufschrift Gästezimmer im Fenster hing, traf der Mann eine blitzschnelle Entscheidung.

Direkt neben dem Gasthaus erstreckte sich der von alten Bäumen umstandene Dorfplatz. Dort standen einige Autos. Der Mann parkte seinen Wagen neben einem betagten Chevrolet-Caprice-Kombi und ging Zum Teufel. Erst jetzt bemerkte er, als Überbleibsel des gestrigen Regens, die zahlreichen, gut gefüllten Pfützen auf dem Platz direkt vor dem Gasthaus. Einige hatten die Größe von Gartenteichen und schienen ziemlich tief zu sein.

Möglicherweise würde ich bis zum Hals darin verschwinden. Oder sogar komplett …