Professor Zamorra 1259 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1259 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Sieht doch ganz nett aus, dachte Jack Southworth, während er das neue Haus durchschritt. Tendyke Industries hatte sich einmal mehr als recht spendabel erwiesen.
Hier würde es sich die nächsten fünf Jahre gut leben lassen.
Vorausgesetzt, seine Damen sahen das ähnlich.
Allerdings war das längst nicht klar.
"Sie müssen es ähnlich sehen", flüsterte er zerknirscht, "denn mein Job bei TI war und ist der Hauptgewinn. Für uns alle."
Auch wenn gerade überhaupt nichts stimmte!


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Inhalt

Cover

Der Werlöwe

Leserseite

Vorschau

Impressum

Der Werlöwe

von Thilo Schwichtenberg

Alaska. Tag 1

Sieht doch ganz nett aus, dachte Jack Southworth, während er das neue Haus durchschritt. Tendyke Industries hatte sich einmal mehr als recht spendabel erwiesen.

Hier würde es sich die nächsten fünf Jahre gut leben lassen.

Vorausgesetzt, seine Damen sahen das ähnlich.

Allerdings war das längst nicht klar.

»Sie müssen es ähnlich sehen«, flüsterte er zerknirscht, »denn mein Job bei TI war und ist der Hauptgewinn. Für uns alle.«

Auch wenn gerade überhaupt nichts stimmte!

Alaska, Fairbanks, neue Siedlung. Tag 2

»Ach verdammt! Ich hasse es jetzt schon!« Jamie kickte wütend einen der unzähligen Umzugskartons mit dem Fuß an. Es klirrte.

»Pass doch auf«, zischte ihre Mutter April, »da sind die Vasen deiner Großmutter drin.«

»Ist mir egal.« Der vierzehnjährige Teenager holte abermals mit dem Fuß aus.

Jack fasste seine Tochter sanft am Arm und zog sie etwas zurück. Er seufzte. »Ja, das hier ist nicht mehr Texas.«

»Stimmt«, konterte Jamie, »denn das hier ist der Nordpol.«

»Das ist inkorrekt.« Elli, ihre zwei Jahre jüngere Schwester, verneinte mit erhobenem Zeigefinger. »Von Fairbanks aus sind es noch 2798 Kilometer bis zum Nordpol.«

»Das ist mir egal! Fairbanks, pah, hier ist die Robbe begraben, sonst nichts.«

»Hier leben keine Robben.« Elli schüttelte den Kopf.

»Dann eben der Eisbär.«

»Auch nicht.«

»Ich vergaß«, zischte Jamie gehässig, »Brillenschlangenstreber haben immer das letzte Wort.«

»Leute«, Jack klatschte in die Hände. »Familienrat. Sofort!«

Murrend begaben sich die drei Damen zum Tisch in der Wohnküche.

Vor sechs Stunden war seine Familie in Fairbanks gelandet. Doch irgendetwas schien ihnen den Flug vermasselt zu haben. Zumindest April und Jamie. Die beiden waren, warum auch immer, aneinandergeraten. »Wir haben eine Monstertochter großgezogen«, hatte ihm April zur Begrüßung ins Ohr gezischt. »Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm«, folgte die prompte Antwort. Selbst Elli kannte den Grund nicht. »Teenagern und überforderten Müttern«, hatte sie ihm nach der angespannten Begrüßung zugeflüstert, »muss man Zeit geben.«

»Setzen«, sagte Jack streng und seufzte abermals. Er sah in die Runde.

»Das alles haben wir doch schon Dutzend Mal durchgekaut. In Texas.«

»Fünf Jahre!« Jamies Augen füllten sich mit Wasser. »Die besten Jahre meines Lebens, und ich muss sie im vereisten Nirgendwo verleben. In der Kälte. Ohne Freundinnen, ohne Freund.«

»Du hattest keinen Freund.« April sah sie erstaunt an. »Oder ist uns da etwas entgangen?«

Jamie verschränkte die Arme.

»Fairbanks, die zweitgrößte Stadt in Alaska, besitzt einen internationalen Flughafen sowie Highway und Eisenbahn nach Anchorage, der größten Stadt im Land«, dozierte Elli. »Du bist also nicht aus der Welt.«

Jamie sprang wütend auf. »Das hier ist nicht Texas!«

Jack zog sie wieder nach unten. »Aber es ist unser neues Heim! Alles ist vom Feinsten. Uns fehlt es hier an nichts. TI ist auf all unsere Wünsche eingegangen. Und neue Freundinnen wirst du sicher auch bald finden.«

»Mir fehlen aber Cathrin, Pam und ...«, plötzlich flüsterte der Teenager, »... und Marc. So.« Abermals verschränkte sie die Arme.

Jack und April sahen sich überrascht an.

»Schatz«, die Mutter strich ihr über das kurze blonde Haar. »Warum hast du uns nichts gesagt?«

»Hätte das was geändert?«

»Nein«, hauchte Jack. »Nein. Aber das ist nun einmal so. Diese Chance, die mir die Firma jetzt gegeben hat, die konnten wir uns nicht entgehen lassen.«

»Wir?« April stockte und schluckte den Rest hinunter.

Jack funkelte sie wütend an. Jetzt fall mir nicht in den Rücken!, versuchte er die Botschaft in seinen Blick zu legen.

Er schloss kurz die Augen und sah Jamie aufmunternd an. »Wenn hier wirklich nicht alles so gut läuft, können wir spätestens in fünf Jahren wieder nach Texas ziehen. Dann läuft mein Vertrag offiziell für Alaska aus. Oder eben eher, aber dann muss ich die Firma verlassen.«

»Und wieder alles stehen und liegen lassen«, maulte Jamie und legte die Hände auf den Tisch. »Wohin geht es dann? Nach Florida? Nach San Francisco oder gleich nach Hawaii? Ach nein«, sie lachte gehässig, »in fünf Jahren bin ich neunzehn und muss mir von euch nichts mehr sagen lassen.«

»Komm«, Jack legte seine Rechte auf Jamies Hände. »Ich verdiene in meinem Job sehr viel Geld. Und: Ich erledige ihn gern.« Er schluckte, spülte den Ärger hinunter. Dass musste warten. »Außerdem besteht eine recht große Chance, dass ihr beiden später ebenfalls mal bei TI einsteigen könnt.«

»Niemals«, zischte Jamie.

»Ich freue mich schon«, entgegnete Elli und sah ihren Vater lächelnd an. »Ich werde nämlich einmal zu den fernen Sternen reisen.«

»Ich könnte dich jetzt schon auf den Mond schießen«, knurrte Jamie.

»Schluss jetzt.« Jack stand auf. »Wir alle haben uns schlussendlich für Alaska entschieden. Diese Firma bietet weit mehr als andere Großkonzerne. Hier steht der Mitarbeiter im Vordergrund.« Abermals schluckte er den aufkeimenden Ärger hinunter. »Es wäre falsch gewesen, sich diese Chance entgehen zu lassen. Es wird euch hier an nichts mangeln. Ihr habt beide euer eigenes, abgeschlossenes Reich. Neue Freundinnen – oder einen neuen Freund«, er blinzelte zu Jamie. »Den wird es auch hier geben. Da bin ich mir ganz sicher.« Er klopfte auf den Tisch. »Und jetzt lasst uns weiter auspacken.«

»Tja«, April atmete tief durch. »Machen wir weiter und das Beste daraus.«

Das war kein guter Start, befand Jack. Weder hier in der Familie, wo vor allem Jamie und April eine gewisse Abneigung bezüglich Alaska besaßen, noch in der Firma selbst. Einzig Elli, seine liebe kleine und gescheite Elli, die hielt wie immer zu ihm! Der einzige Lichtblick in all dem Chaos!

Etwas Warmes berührte seine Hand.

Elli stand neben ihrem Vater und lächelte ihm aufmunternd zu.

Alaska, Fairbanks, neue Siedlung. Tag 3

Der zweite gemeinsame Tag im neuen Zuhause ging langsam zur Neige.

Jack sah kurz zu April, die noch in der Küche hantierte.

Ihr langer, geflochtener Zopf wippte unaufhörlich und fuhr, einem Scheibenwischer gleich, beständig über ihren hübschen Allerwertesten.

Der Mittdreißiger musste unwillkürlich lächeln.

Er riss sich los, verließ das Wohnzimmer und stieg die Treppe in die beiden Königinnenreiche hinauf. Die pubertierende Majestät hatte sich gleich nach dem Abendbrot in ihr Refugium zurückgezogen und telefonierte nun schon seit zwei Stunden. Da sie flüsterte, nahm er an, dass sie mit Marc sprach.

Der Junge ging in die bisherige Parallelklasse, soweit er sich erinnern konnte.

Ein Lächeln huschte über Jacks Gesicht. Nun ja, bei ihm war das damals, vor nunmehr zweiundzwanzig Jahren, nicht anders gewesen. Nur wurde er nicht von seiner damaligen Freundin getrennt.

Allerdings hatte diese erste Schwärmerei nicht lange gehalten. Christel klammerte zu sehr. Viel zu sehr. Sie hatte ihm die Luft zum Atmen genommen.

April dagegen ließ ihm seine Freiheiten. Und wenn sie hier endlich die neue Stelle als Lehrerin antrat, dann würde sich über kurz oder lang wieder eine neue Art von Familiennormalität einstellen.

Nun gut. Eins nach dem anderen. Morgen war Montag. Morgen würde alles neu beginnen.

Nur nicht die Probleme. Die waren bereits da.

Nicht heute Abend!, wies er sich zurecht.

Jetzt stand er vor dem Reich seiner Prinzessin, seinem Sonnenschein in dieser trüben Zeit, denn Elli war ihm am ähnlichsten. Sie verstand ihn. Und er sie. Hoffte er zumindest.

Jack klopfte leise.

»Parole«, drang es hinter der Tür hervor.

»MagPulse3.«

»Okay, kannst reinkommen.«

Jack lächelte und öffnete die Tür.

Elli saß im Bett und las ein echtes Buch. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, die mit dem Handy verwachsen schien.

»Liest du mir was vor, Paps?«

»Mal sehen.« Jack setzte sich neben sie auf die Bettkante und drehte das Buch so, dass er den Titel lesen konnte. »Legenden der Yupik*.« Der Mittdreißiger lächelte. Ja, das war ganz seine Tochter.

»Pa?«

Er sah sie an.

»Ich wünsche dir für morgen einen guten Start bei deinem neuen Job.«

Er nickte.

»Ist denn alles okay bei dir?« Elli schob die Brille ein wenig die Nase herauf. »Du wirkst etwas bedrückt. Hast du Probleme?«

»Probleme gibt es nicht, mein Schatz. Nur Herausforderungen.«

Wie er diesen Satz hasste! Herausforderung war nur ein anderes Wort. Die Sache selbst wurde dadurch nicht anders. Sie war und blieb unangenehm. Ob er sie nun als Problem oder Herausforderung oder Honigkuchenpferd betitelte.

»Elli nickte. »Ich denke, du wirst das schon hinbekommen. Du bist doch mein Paps.«

»Danke, Schatz!« Jack drückte ihr einen dicken Schmatzer auf die Stirn.

»Papa!« Sie schob ihm abermals das Buch hin.

Er lächelte. »Dann wollen wir uns mal über die Sitten und Gebräuche und Legenden des Landes informieren.«

»Denn wir wollen keine uninteressierten Gäste dieses Landes sein. Wir wollen dieses Land verstehen. Das machen nämlich Forscher so. Ist es nicht so, Paps?«

Er strich ihr über die langen blonden Haare. »So ist es, mein Schatz. Wir wollen verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält.« Er blinzelte ihr zu.

»Wenn ich so alt bin wie du, möchte ich zu den Sternen reisen. Aber es gibt noch keine Bücher über die Welten bei den Sternen. Oder?«

»Nein.« Jack schüttelte leicht den Kopf.

»Dann werde ich sie schreiben.« Elli nickte ernst.

»Das wirst du ganz bestimmt. Doch nun ...«

»Nun muss ich still sein und zuhören und gleich nach der Geschichte schlafen, damit ich morgen in der Schule aufpasse und gute Noten bekomme, um Forscher zu werden. So wie du.« Elli rutschte unter die Decke und sah ihren Vater erwartungsvoll an.

»Dann wollen wir mal.«

Die Geschichte drehte sich um einen Yupik-Wanderer. Gespenster, Riesen, Kannibalen, Bären und Seemonster waren in dessen Welt alltäglich und fügten ihm immer wieder aufs Neue Schaden zu. Doch dank seiner übernatürlichen Kräfte konnte er auf seinen Wanderungen durch den hohen Norden allen Gefahren trotzen.

»Das ist eine völlig neue Welt für uns, Paps.« Elli lächelte glücklich.

Er streichelte ihr die Stirn.

»Ich liebe dich«, flüsterte sie.

»Du bist mein ganzer Sonnenschein.«

»Nicht ganz«, sie blinzelte ihm spitzbübisch zu.

»Nicht ganz?«

»Jeder von uns hat drei Sonnenscheine. Denn wir sind vier. Wir sind eine Familie. Du, Mama, Jamie und ich. Ich hoffe, dass wir hier alle zufrieden sein werden. Zumindest für mich ist alles gut, denn ihr drei seid um mich. Damit bin ich zufrieden.«

Sie schloss die Augen.

Jack blinzelte schnell eine Träne weg.

Wenn doch überall so viel Wärme wäre.

Alaska, Fairbanks, neuer TI-Erprobungskomplex. Tag 4

Einmal mehr fragte sich Jack, was wohl wirklich zuerst dagewesen war. Die Henne oder das Ei. In diesem Falle lautete die Frage jedoch, ob Laborkomplexe auf der Kinoleinwand realen Laborkomplexen nachempfunden wurden oder ob es nicht eher umgekehrt der Fall war.

Nun, zumindest die Frage nach Henne und Ei ließ sich wohl eindeutig beantworten: das Ei. Denn die Vögel entwickelten sich aus den Reptilien. Ergo legte vor grauer Urzeit ein Reptil ein Ei, und heraus kam eine ... Henne.

Aber hier? Der neue Laborkomplex war wie bei Blockbustern von außen nicht auszumachen. Einzig zwei schier unendlich lange, stacheldrahtbewährte und elektrische Zäune umschlossen das Areal, in dessen Mitte sich eine hügelige Erderhebung befand.

Zweiundzwanzig Meilen war die Arbeitsstelle von der neuen Siedlung entfernt, denn es war Wunsch und Philosophie von Tendyke Industries, dass sich die Familien nach Fairbanks integrieren und nicht im eigenen Saft schmoren sollten.

Jack bremste am Kontrolldurchlass und zeigte die Chipkarte vor. Einer der sechs Sicherheitsmänner, Kaugummi kauend und mit Sonnenbrille ausgestattet, prüfte den Ausweis, hielt ihn vor ein kleines Gerät, das augenblicklich schrill piepte, und gab den Weg frei. Die Straße führte geradeaus auf die Erhebung zu.

Hätte nur noch gefehlt, dass er mit dem Auto im Berg verschwinden konnte. Doch der Parkplatz befand sich unmittelbar davor.

Jack stieg aus, lief die letzten Meter zu Fuß, passierte einen weiteren Kontrolldurchlass und gelangte durch eine metallische Röhre tiefer in den Berg hinein.

Auch hier wurde gemunkelt, dass der Berg erst nach Fertigstellung des Komplexes angelegt worden sei. Jack konnte sich das zwar nicht vorstellen, aber meist war an Gerüchten doch ein Körnchen Wahrheit enthalten.

Ein mit einer seltsamen Legierung versehenes metallisches Deckengewölbe sollte sogar Angriffe von Aliens aus dem Weltraum abhalten können.

Nun ja. Dass es jedoch mehr zwischen Himmel und Erde gab, als der Allgemeinbürger bereit war zu glauben, das wusste Jack mittlerweile.

Doch Aliens? Obwohl ... bei TI wurden hinter vorgehaltener Hand gewisse Wörter geflüstert, die auf außerterrestrisches Leben schließen ließen. So war zum Beispiel von Meeghs die Rede, von Chibb und Gkirr und von den Unsichtbaren. Ja, sogar von einer DYNASTIE DER EWIGEN wurde gemunkelt oder von sogenannten MÄCHTIGEN.

Tendyke Industries erschien Jack irgendwie als ein eigenständiges und unabhängiges Universum innerhalb der Vereinigten Staaten, ausgestattet mit weit mehr an unendlich unbegrenzten Möglichkeiten, als es den Einwohnern und der Welt vom Staat suggeriert wurde.

Jack räusperte sich kurz und lief weiter. Vor acht Jahren war der Firmensitz in El Paso in Texas fast vollständig zerstört worden. Eine Verkettung von unglücklichen Zufällen, wie es offiziell hieß. Inoffiziell jedoch ... von einer hochrangigen und atemberaubend schönen Dämonin, wie es die Gerüchteküche immer wieder gern servierte.* Damals waren Forschung und Entwicklung noch zentral untergebracht gewesen. Das hatte sich mittlerweile grundlegend geändert.

Firmensitz und Verwaltung verblieben weiterhin in El Paso, Forschung, Entwicklung und auch die Produktion waren fast vollständig dezentralisiert worden.

Tendyke Industries agierte als ein weltumspannender Konzern, doch gewisse Spezialabteilungen waren einzig in den Staaten zu Hause.

So auch dieser Laborkomplex.

Der mittelgroße Mann mit den halblangen und leicht gewellten braunen Haaren betrat den Stern. Von hier aus führten mehrere Gänge in verschiedene Richtungen. Jack folgte dem mit silberblauen Streifen ausstaffierten Tunnel in sein Refugium.

Welche Einrichtungen sich am Ende der anderen Röhren befanden, wusste er nicht. Dafür besaß der Mittdreißiger keine Zugangsberechtigung. Sein Reich begann hier, an einer erneuten Durchlasskontrolle, dieses Mal jedoch mit Augenscan und Fingerabdruck.

Der Augenscan blinkte. »Bitte näher herantreten«, sprach eine sonore Frauenstimme.

Jack rollte mit den Augen.

»Augen bitte nicht bewegen.«

»Ja doch«, knurrte er genervt.

Mit leichtem Zischgeräusch öffnete sich die Tür.

Der Gang setzte sich noch ein paar Meter fort, bevor er in eine große Halle mündete.

Unwillkürlich fühlte sich Jack an diverse Science-Fiction-Serien erinnert.

Vielleicht war seine Abteilung das Herzstück des Berges. Wer wusste das schon?

Vor ihm stand, blinkte und blitzte der imposante MagPulse3.

Jack hielt inne und betrachtete einmal mehr dieses Wunderwerk der Technogie. Er zog diese Wortschöpfung dem ausgesprochenen »Technomagie« vor, weil letzteres zumindest in seinen Ohren irgendwie kitschig klang.

Dieser sogenannte MagPulse3 stellte eine Pulserzeuger-Katapultvorrichtung dar, bei dem magische Energie so weit komprimiert werden konnte, dass damit Versorgungsladungen, in ferner Zukunft sicher auch Module von Raumstationen oder gar Raumschiffe selbst, mittels Raumsprung in den Weltraum geschossen werden konnten.

Großflächige Anlagen, gepaart mit dem immensen Energieaufwand der Raketen, wie zum Beispiel auf Cape Canaveral, waren dann nicht mehr vonnöten.

Das Herzstück der Anlage stellte der überdimensionale, tiefblaue und gut vierzig Meter lange Zylinder dar. Er befand sich, fest im Boden verankert, in einem leichten Winkel zur Waagerechten, schräg nach oben weisend. In leuchtend gelber und schwarz umrandeter Schrift prangte das Logo MagPulse3 auf ihm. Aus dem Zylinder, in den die Magie hineingepresst wurde, wurde eine Art feinstofflicher Kolben geschossen, der aus purer und hochkonzentrierter Magie bestand.

Genau vor diesem Kolben befand sich die von elektromagnetischen Kraftfeldern in der richtigen Position gehaltene und frei schwebende Raumkapsel mit dem zu transportierendem Ladegut.

Die eigentliche Puls-Bahn besaß die Form eines gut zweihundertfünfzig Meter langen, schräg nach oben in den Berg hineinführenden Tunnels von gut zwanzig Metern im Durchmesser.

Um diesen technischen Stollen herum befanden sich die ausgeklügelten Systeme der RöKS-Verschleunigung. Sie beinhalteten einen Beschleunigungs- und Verzögerungsbereich – die sogenannte Verschleunigung, gepaart mit einem Raumöffnungs- und Krümmungs-System – kurz RöKS genannt.

Wurde die Ladekapsel von der Magie umhüllt, mitgerissen und in die zweihundertfünfzig Meter lange Röhre hinauskatapultiert, so konnte sie quasi per RöKS-Verschleunigung durch den Raum geschossen werden, um an einem vorherbestimmten Punkt im Weltraum fast schon lichtschnell ankommen.

Andere Antriebsenergien waren dann nicht mehr notwendig.

Nun, der MagPulse3 war natürlich die Weiterentwicklung des MagPulse2, aber es mussten sicher noch drei bis vier weitere Entwicklungsanlagen konstruiert und gebaut werden, um ganze Labormodule oder gar Raumschiffe in den Weltraum zu katapultieren. Ganz zu schweigen von der Überlegung, wo so viel Magie überhaupt herkommen sollte.

Während die Halle in schlichter Betonfarbe gehalten war, stach der tiefblaue Zylinder mit der leuchtend gelben Schrift wohlwollend und zukunftsweisend heraus.

Den Tunnel selbst flankierten bunte Lämpchen und Leuchtbahnen.

Weiterhin gab es eine mit dreifachem Panzerglas geschützte Messwarte sowie das sogenannte Filet-Stück, einen weiteren Raum oder besser kleinen Dom, der die riesigen Magiespeicher beinhaltete. An einer Stelle trat der Beton zurück und gab den nackten Fels preis. Dort befand sich die flüssige Magan-Ader, eine Art magischer Fluss, der hier an die Oberfläche trat und zum Füllen des Speichers, mittels der sogenannten Brücke