Professor Zamorra 1241 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1241 E-Book

Thilo Schwichtenberg

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Pater setzte sich in den Beichtstuhl.
Er hörte, wie sich jemand kurz darauf in die kleine Kabine neben ihm zwängte.
Es war eine Frau, wie er durch das engmaschige Gitter halbwegs erkennen konnte.
Der Pater schloss die Augen und lächelte. Dann sprach er: "Meine Tochter, was führt dich zu mir?"
Die Frau lachte verhalten. "Ich werde sündigen, Pater."
"Liebe Tochter, der Herr gewährt keine Vergebung für Sünden, die noch kommen mögen. Aber vielleicht können wir uns unterhalten ..."
"Sie haben recht, Pater. Gehen wir nach draußen. "


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Personenliste

Des Teufels Regeln

EPILOG I

EPILOG II

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra: Der Meister des Übersinnlichen

Nicole Duval: Zamorras Partnerin

Lucia Nowak: Schülerin im Château mit enormem Parapotential

Henry: Schüler im Château, durch ein Experiment mit drei Gehirnen ausgestattet

Asmodis: ehemaliger Fürst der Finsternis, der einer großen Gefahr auf der Spur ist

Des Teufels Regeln

von Thilo Schwichtenberg

»Ich werde sündigen, Pater.«

Es war eine Frau, wie der Pater durch das engmaschige Gitter des Beichtstuhls halbwegs erkennen konnte.

»Liebe Tochter, der Herr gewährt keine Vergebung für Sünden, die noch kommen mögen. Aber vielleicht können wir uns unterhalten. Nicht alles ist so schlimm, wie es vielleicht im Augenblick erscheinen mag.«

»Sie haben recht, Pater. Gehen wir nach draußen. «

Er verließ den Beichtstuhl. Die Touristin ebenfalls.

»Darf ich Sie ins Pfarrhaus einladen?«

»Nicht nötig.« Die Touristin hing sich bei ihm ein. »Ich fühle mich bereits sehr viel wohler. Ein kurzer Spaziergang würde mir reichen.«

Deutschland. Erzgebirge. Schneetal

Professor Zamorra deMontagne und seine Lebens- und Kampfgefährtin Nicole Duval saßen am Ende eines ereignisreichen Aufenthaltes im vorweihnachtlichen Erzgebirge, eng aneinandergeschmiegt, im breiten Doppelbett eines zwar geschmackvoll eingerichteten, aber zurzeit recht überteuerten Hotelzimmers. Nicht nur der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Weihnachtsmarkt hatte die Preise in astronomische Höhen schießen lassen, sondern auch und gerade die Toten aus dem Weihnachtsland.

Menschen waren ermordet worden. Ausgesaugt oder besser ausgelutscht bis auf die äußere Hülle. Die grauenvoll zugerichteten Toten hatten Medien wie Menschen angezogen. Eine regelrechte Jagd auf die täglich neuen Opfer war entbrannt. Fotos wurden in den sozialen Medien schneller verbreitet, als die Polizei am Tatort erscheinen konnte.

Das Übernatürliche war, so kam es Zamorra jedenfalls vor, fast schon zur Normalität im Alltag geworden.

Am Ende war auch die zwergenhafte Dämonin, die hinter allem steckte, zu Tode gekommen. Allerdings weder durch den Meister des Übersinnlichen noch durch Nicole, sondern durch einen längst totgeglaubten Dämon: Grohmhyrxxa!

Zamorra schloss die Augen und atmete tief durch. Wenn ihn nicht eine unbekannte Macht aus der Schusslinie genommen hätte, dann wäre er jetzt wohl auch ein Opfer des Fliegenköpfigen gewesen.

Doch selbst der Versuch, mit Merlins Stern den Unbekannten zu orten, war fehlgeschlagen. Weder Zeitschau noch das magische Radar hatten ihm den Ursprung der Kraft aufzeigen können.

Er nickte gedankenverloren. »Nun ja.«

Nicole und er hatten sich die Kissen zwischen Wand und Rücken gestopft und es sich gemütlich gemacht.

»Grohmhyrxxa«, sinnierte Nicole. »Warum musste der wieder auftauchen? Haben wir nicht schon genug Probleme? Warum bliebt der nicht ruhig in der Versenkung verschwunden?«

Zamorra seufzte einmal mehr. »Die meisten Dinge des Multiversums tun nicht das, was man von ihnen erwartet.« Er sah sie an, lächelte und ließ die rechte Augenbraue immer wieder nach oben zucken.

Nein, musste er leidvoll erkennen, Nicole war noch nicht im Schmusemodus. Er hörte förmlich die Gedankenräder, die sich hinter der schönen Stirn geräuschvoll drehten.

»Wollen mal sehen«, murmelte sie, zog das TI-Gamma zu sich heran und tippte ein paarmal darauf herum.

»Bonsoir Mesdames et Messieurs. Château Montagne, Monsieur Thomas Craft am Apparat. Mit wem darf ich sprechen?«

Nicole grinste spitzbübisch und sprach mit tiefer Stimme: »Mit mir natürlich.«

Stille am anderen Ende. Dann: »Mademoiselle Duval, ich bin hocherfreut, Ihre Stimme zu hören. Geht es Ihnen und dem Herrn Professor gut? Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Welche Wünsche darf ich für Sie, wenn es in meiner Macht liegt, erfüllen?«

Die schöne Französin zog einen leichten Schmollmund. Man sah es ihr regelrecht an, dass sie Thomas, den neuen Butler des Châteaus, liebend gern noch eine Weile hätte raten lassen.

»Ich benötige Informationen aus unserer Datenbank. Ist vielleicht William oder Faolan in der Nähe?«

Der englische Butler räusperte sich leicht. »Mademoiselle, ich möchte auf keinen Fall aufdringlich erscheinen, aber vielleicht kann ich Ihnen ebenfalls weiterhelfen?«

»Ui«, machte Nicole, »Sie kennen sich bereits mit der Datenbank aus? Sind Sie vielleicht ein Computerfachmann?«

»Ich darf Ihre Fragen in Demut bejahen. Faolan war so frei, mir die Datenbank zu erläutern. Und ja, ich kenne mich ein klein wenig mit Computertechnik aus.«

»Nun denn.« Nicole sah Zamorra an und zuckte mit der Schulter. »Versuchen wir es. Ich benötige Informationen über Grohmhyrxxa, die Namenlosen Alten und Amun-Re. Machen Sie was draus.« Sie grinste triumphierend.

Sie hörten leises Klicken. »Wenn ich Sie einen Moment vertrösten darf- ah, da haben wir es ja. Darf ich den Herrschaften die angezeigten Informationen vorlesen? Oder möchten Sie die Daten direkt auf dem TI-Gamma zur Verfügung gestellt bekommen?«

Die schöne Französin lächelte. »Jetzt hatten Sie die Arbeit, dann dürfen sie auch lesen.«

»Sehr wohl, Mademoiselle.«

Zamorra hatte sich dafür entschieden, dass die Daten auf den TI-Gammas nicht direkt zugänglich waren. Denn wenn die Geräte in den Besitz eines Feindes gelangten, sollte die immense Datenbank über das Multiversum nicht ebenfalls in die Hände der fremden Mächte fallen.

Thomas räusperte sich dezent und begann: »Ich hoffe, ich habe alle Informationen in die richtige Reihenfolge gebracht.

Die Namenlosen Alten, die noch immer in der Albtraumstadt Rhl-ye schlafen, sind jenes Volk, das einst von einem zerglühten Planeten entflohen war und, nach einer Jahrtausende währenden Odyssee zwischen den Sternen, sich die Erde zur neuen Heimat auserkor. Zu ihnen gehören die sogenannten Blutgötzen von Atlantis: Tsat-hogguah, der hässliche Echsen-Gott, Muurgh, der Albtraumdämon, Jhil, die entsetzliche Herrin der Totenschädel, Yob-Soggoth, der Vielgestaltige und Grohmhyrxxa, das grässliche Monster mit den Fliegenkopf. Dem Letztgenannten stehen allerdings Wege offen, die von den anderen Blutgötzen nicht beschritten werden dürfen.

Sind meine Ausführungen für Sie verständlich?«

»Sind sie«, bestätigte ihm Zamorra.

Thomas räusperte sich abermals und fuhr fort. »Die Macht der Elben versenkte einst Rhl-ye in den unendlichen Fluten des Ozeans, als ihr Äon heraufdämmerte und sie die Herrschaft über diese Welt antraten.

Der böse Erzmagier und Herrscher des Krakenthrons des versunkenen Atlantis, Amun-Re, wollte die Blutgötzen befreien und auf die Erde holen. Er diente den Herren von Atlantis, die bereits verehrt wurden, als noch die Saurier die Erde beherrschten.

Durch die Macht des Blutgötzen Muurgh überdauerte sein Körper nach dem Untergang von Atlantis Tausende von Jahren, bis er durch einen unglücklichen Zufall wieder zum Leben erweckt wurde.

Amun-Re's Ziel war es, seinen dämonischen Herren die uneingeschränkte Macht über die ganze Welt zu verschaffen. Um das zu erreichen, bedurfte es des Blutopfers sämtlicher Dämonen der gesamten Hölle – und Amun-Re besaß die Mittel, das zu bewerkstelligen. Deshalb fürchtete ihn selbst LUZIFER.«

Thomas zögerte kurz, immerhin kannte er den HÖLLENKAISER persönlich, dann las er weiter.

»Als beim Kampf zwischen Ihnen, Herr Professor, und Asmodis, dem damaligen Fürsten der Finsternis, Letzterer durch einen Schwerthieb, ausgeführt von Mademoiselle Duval, seine rechte Hand verlor, schuf Amun-Re für ihn eine neue künstliche Hand, die Asmodis einen Gedanken weit werfen und die, am Ziel angekommen, selbständig agieren lassen konnte. Eigentlich wollte Amun-Re mit dieser künstlichen Hand die Kontrolle über Asmodis gewinnen, aber der alte Teufel war schlauer und konnte ihn überlisten ...

Nur vernichten konnte er Amun-Re nicht. Das war nur möglich, wenn die drei Zauberschwerter Gwaiyur, Gorgran und Salonar den Schwarzzauberer gemeinsam durchbohrten. Da aber das Schwert Salonar lange Zeit verschollen war, gab es nicht einmal für Sie, Herr Professor, eine solche Chance.

Stattdessen wurde Amun-Re für viele Jahre in einer Blauen Stadt im ewigen Eis der Antarktis eingefroren und der Zugang zu dieser fossilen Anlage zugesprengt. Doch Rico Calderone, der spätere Ministerpräsident der Hölle, sorgte dafür, dass der Zugang zur Blauen Stadt wieder geöffnet und Amun-Re abermals erweckt wurde.

Schließlich gelang es Ihnen, Herr Professor, sowie Carsten Möbius und Michael Ullich, mit Hilfe der drei Zauberschwerter, denn kurz zuvor war endlich auch Salonar gefunden worden, Amun-Re endgültig zur Strecke zu bringen und das von ihm bereits geöffnete Weltentor zu den hervordrängenden Blutgötzen in einem unterirdischen Tempel in Libyen mit diesen Schwertern zu versiegeln. Die hohe Brücke senkte sich wieder, die Namenlosen Alten versanken erneut in der Tiefe.

Außer Grohmhyrxxa, der Ihnen hin und wieder das Leben schwer gemacht hat.«

Zamorra nickte versonnen. Er dachte an die verstorbenen Freunde Carsten Möbius und Michael Ullich, mit denen er damals Amun-Re, den bösen Erzmagier und die Namenlosen Alten, zu denen Grohmhyrxxa gehörte, wieder in deren Welt zurückgeschlagen hatte.

Doch das Monster mit dem Fliegenkopf war ein Sonderfall. Ihm standen Wege offen, die seinen Geschwistern von den kosmischen Gesetzmäßigkeiten her verwehrt wurden. Trotzdem hatten sie seitdem nichts mehr von ihm gehört. Und das mussten gut und gerne zwei Jahrzehnte gewesen sein.

»Ich bin beeindruckt«, gab Nicole zu. »Haben Sie vielen Dank, Thomas. Sie überraschen uns immer wieder. Wir wünschen Ihnen eine gute Nacht.«

»Die wünsche ich Ihnen ebenfalls. Und kommen Sie bitte gesund wieder nach Hause.«

»Wir versuchen es zumindest.« Nicole unterbrach die Verbindung. »Dafür dass wir Thomas eher holterdiepolter eingestellt haben, scheinen wir mit ihm einen Glücksgriff getätigt zu haben.«

Zamorra nickte. »Obwohl er ein Problem mit sich herumschleppt. Er scheint sich, so ist mein Eindruck, manchmal selbst nicht ganz zu mögen. Manchmal kommt er mir sehr schwermütig und dann wieder übereifrig vor. Findest du nicht?«

Nicole lächelte. »Ja, er wirkt leicht kompliziert. Aber dann passt er ja perfekt in unsere kleine Familie. Ich denke schon, dass er mit der Zeit auftauen wird oder besser auftauen muss.« Sie strich über Zamorras Brust und drückte versonnen auf seine rechte Brustwarze. »Hm. Grohmhyrxxa. Nun gut. Dann hoffen wir mal«, und nun umkreiste sie die linke, »dass Amun-Re nicht auch noch unter der Dusche steht.«

Zamorra gestatte sich ein Grinsen. »Wie damals Bobby Ewing bei Dallas.«

Die schöne Französin zuckte mit der Schulter. »Vielleicht haben wir die letzten Jahre ebenfalls nur geträumt?«

»Albgeträumt«, verbesserte sie der Meister des Übersinnlichen und zuckte mit der Schulter. »Bleibt noch die Frage, wer mich im Bergwerk gerettet hat. Oder ...«, er atmete tief ein und aus.

»Oder?« Nicole legte den Kopf auf seine Schulter.

»Oder ob das alles nicht ein weit größerer Plan ist. In dem wir nur Statisten waren oder sind.«

Sie nickte. »Die platten Reifen sollten mich daran hindern, dir zu folgen. Da dachte ich aber noch, dass der Dämon Gleichgesinnte, Geschwister oder Gehilfen hat.«

Zamorra versteifte sich. »Wenn ich den erwische, der meine Göttin verletzt hat! Der kann sich kalt ausziehen!«

»Chéri!« Nicole knuffte ihn in die Seite. »Deine Göttin liegt neben dir. Schon vergessen?«

Es klopfte.

Nicole sah Zamorra fragend an. »Haben wir etwas bestellt?«

Es klopfte abermals.

»Gott!« Nicole schwang sich aus dem Bett, stapfte zur Tür und riss sie auf. Und schmiss sie wieder zu.

Zamorra hob fragend die Brauen.

»J.R. Ewing«, knurrte Nicole böse.

Es klopfte abermals.

»Herein, wenn's kein Teufel ist«, rief Zamorra, der nicht wirklich wusste, wem Nicole die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.

»Echt jetzt?«, erklang es von draußen.

Nicole schnappte sich die Decke, hüllte sich darin ein und riss die Tür erneut auf.

»Assi! Das war ja so was von klar. Das alles ist doch dein perfider Plan! Gib es zu!«

Der Ex-Teufel lächelte entwaffnend und präsentierte dabei strahlend weiße Zähne. »Schuldig.« Übergangslos wurde er ernst. »Wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen kurz reden und dann sofort handeln.«

»Ich handle auch gleich«, zischte Nicole. »Indem ich dich achtkantig rauswerfe.«

»Ich stehe noch gar nicht in eurem Zimmer«, stellte Asmodis klar.

»Stopp!« Zamorra hob die Hand. »Um was geht es überhaupt?«

»Um die Welt«, sprach Asmodis umgehend. »Eure Erde steht auf dem Spiel.«

Argentinien. El Calafate, vor einigen Wochen

Eines musste sich Sandro einmal mehr eingestehen. Die Behebung von fremden IT-Problemen lenkte tatsächlich von den eigenen Problemen in der Ehe ab.

Sah sie Gespenster? Sah sie keine? Zumindest sah er keine.

Sie wurden nicht verfolgt! Und schon gar nicht von einem Gefühl.

Sandro sah vom Rechner auf, zog die Nase kraus und atmete tief ein.

Unwillkürlich füllte sich der Mund mit Speichel.

Sie schlug ihn mit allen Waffen!

Chimichurri-Huhn mit grünen Bohnen!

Es duftete bereits verführerisch nach Oregano und Knoblauch. Und nach Huhn. Natürlich.

Er seufzte kurz auf. Ein wunderbares Essen erwartete ihn, dazu ein trockener Chardonnay. Fruchtig und harmonisch.

Harmonisch. Harmonie. Ja, das wollten sie beide. Wenn da nicht dieses Gefühl zwischen ihnen lauern, wachsen, schwären würde!

»Schatz?« Ihre Stimme klang leise, einen Hauch zu melodramatisch. »Das Essen. Es wäre angerichtet.«

Am liebsten hätte Sandro den Kopf auf die Tastatur geschlagen.

Aber nun gut. Er hatte sich auf die guten wie auf die schlechten Zeiten eingelassen.

Er musste das verflixte siebte Jahr als Probe ansehen. Standen sie das gemeinsam durch, dann war die Silberhochzeit so gut wie sicher.

Bedächtig schritt er die Treppe nach unten.

Der Tisch war gedeckt. Perfekt gedeckt. Wie immer war an alles gedacht worden. Sogar der silberne Leuchter stand hochglanzpoliert auf dem Tisch. Dazu ein kleines Blumenarrangement, Deckchen, Servietten, Steinchen und weiterer Nippes.

Zugegeben: Es sah vollendet aus.

Vielleicht schnitt sie das Thema ja nicht an. Vielleicht konnten sie tatsächlich einen harmonischen Abend mit Belohnung verleben.

Letzte Geräusche erklangen in der Küche, dann trat seine Frau ins Wohnzimmer.

Sandro blieb der Mund offen stehen. »Mercédès, Liebes«, stammelte er »du siehst umwerfend aus.«

Sie trug ein eng anliegendes, silbern schimmerndes Kleid, das den Ansatz der Oberschenkel verdeckte. Bis zum Bauchnabel war es in zwei Hälften geteilt und nur durch zwei Bänder zusammengehalten.

Dezenter Lippenstift, lange blonde, leicht wellige Haare, dunkle Augenbrauen und Augen ... Sandro war versucht, auf das Essen zu verzichten.

Beschämt sah er nach unten. Er trug Schlabberlook. »Ich, hm, ich werde mich noch umziehen.«

»Setz dich«, hauchte sie.

Er tat, wie ihm geheißen.

Während des Essens sprachen sie kein Wort. Sie schienen beide die Stille zu genießen. Eine Stille, die nicht nur auszuhalten war. Eine Stille, die ihre Verbundenheit miteinander ausdrückte.

Sie prosteten sich zu. Und da erkannte er in ihren Augen ...

»Bitte nicht«, hauchte er.

»Schatz, ich kann nicht anders. Du musst mir glauben.«

»Aber ich spüre nichts. Ich habe in den letzten Nächten stundenlang aus den Fenstern gestarrt. Ich habe mich sogar auf der anderen Straßenseite verborgen. Und ich habe Nachtsichtkameras angebracht. Da. ist. Nichts. Du bildest es dir nur ein.«

»Nein«, hauchte sie. Ihre Augen füllten sich mit Wasser. »Etwas beobachtet uns. Es ist ...«, sie rang nach Worten.

»Nur ein Gefühl, ich weiß.« Kraftlos ließ er die Schultern hängen. Dann straffte er sich. »Vielleicht sollten wir eine Paartherapie beantragen? Vielleicht fühlst du dich in meiner Gegenwart nicht wohl?«

Sie schüttelte den Kopf. Wie Meergras umspülten die Haare die Schultern. »Nein, das ist es nicht. Und das weißt du auch.«

»Was schlägst du nun vor?«

Sie zögerte.

Sie wusste also schon, was sie wollte.

Sandro öffnete die Augen. »Nein. Nein, das willst du mir jetzt nicht vorschlagen!«

»Ich möchte, dass wir zu Pater Ignacio gehen. Ich möchte ihm von meinem Gefühl berichten. Vielleicht ... weiß er Rat.«

Sandro stellte das Weinglas eine Spur zu laut auf den Tisch zurück. Es klirrte.

Mercédès zuckte leicht zusammen.

Er lachte freudlos auf. »Einen Psychiater, ja. Den suche ich mit dir auf. Aber nicht den Pfarrer! Das ist albern.«

»Sandro, versteh mich doch. Ich habe das Gespür meiner Großmutter geerbt. Ich weiß, dass das für einen rationellen Menschen wie dich verrückt klingt. Aber ...« Sie zuckte hilflos mit der Schulter.

Er stand auf. »Ich muss hier raus. Ich brauche Luft. Ich muss nachdenken.«

Sie hielt ihn nicht auf.

Sandro zog sich die Jacke über und verließ das Einfamilienhaus.

Er konnte Horrorfilme nicht leiden. Diese Art von Fantasie besaß er nicht.

Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, sich in einem Horrorfilm oder besser in einem Psychofilm zu befinden.

Als ahnungsloser Hauptdarsteller.

Deutschland. Erzgebirge. Schneetal

»Ich bin doch nicht J.R. Ewing!« Asmodis verzog keine Miene.

Zamorra und Nicole setzten sich zu ihm in die Hotellobby.

Die beiden Franzosen waren wieder angezogen. Sie trugen zwar nicht ihre Kampfanzüge, aber dennoch Kleidung, die der Dämonenjagd nicht hinderlich war.

»Du hast recht, Assi.« Nicole funkelte ihn an. »J.R. Ewing war ein liebenswürdiges Ekel. Du bist einfach nur ein abscheuliches Ekel.«

Der Ex-Teufel winkte ab. »Ich selbst sehe mich eigentlich so.«

Für einen kurzen Moment schien es, als wenn die Gestalt des ehemaligen Fürsten der Finsternis zerfloss. Irrte sich Zamorra, oder saß ihnen nun Miss Elli im Lehnstuhl gegenüber? Ihr gütiges Gesicht schmunzelte wie die Mona Lisa.

Der Meister des Übersinnlichen schlug die Beine übereinander. »So dramatisch scheint die Erde dann doch wieder nicht auf dem Spiel zu stehen.«

Übergangslos saß ihnen wieder der Südländer, mit glattem schwarzen Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war – Asmodis' bevorzugte Gestalt – gegenüber. Merlins Bruder nickte ernst. »Wir müssen gleich aufbrechen! Es eilt tatsächlich. Kommen wir daher zur Sache.«

»Stopp!« Nicole fasste sich mit der Hand an den Dhyarra. »Wir brechen nirgendwohin auf. Denn solltest du hier wirklich hinter allem stecken, inklusive der platten Reifen, dann werde ich die Welt von einem sehr großen Übel befreien.« Sie machte eine Kunstpause.

Die Männer sahen sie erwartungsvoll an.

»Nämlich von dir. Du Möchtegern-Ministerpräsident der Erde!«

Asmodis antwortete mit einer verblüffenden Milde. »Wärmst du schon wieder alte Kamellen auf? Es geht dieses Mal nicht um mich. Sondern um euch. Um die Erde.«

Nicole lachte freudlos auf. »Lenk nicht ab.«