Professor Zamorra 1252 - Thilo Schwichtenberg - E-Book

Professor Zamorra 1252 E-Book

Thilo Schwichtenberg

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Beschreibung

Der Albtraum geht weiter!
Wir benötigen die Hilfe Kyras, drang es aus dem Busch.
"Meine Hilfe?" Die Vogeldämonin war mit blutverschmiertem Gesicht neben Boris erschienen.
Doch das, was die Yaga zu sagen hatte, konnte niemandem gefallen.
Dennoch erwiderte Kyra zum Schluss: "Ich werde tun, um was ihr mich bittet."
Das safrangelbe Leuchten erlosch.
"Ich habe Angst", flüsterte Kyra in Boris‘ Ohr.


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Inhalt

Cover

Personenliste

Unwillkommene Brut

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Hauptpersonen des Romans sind

Professor Zamorra: Der Meister des Übersinnlichen

Sara Moon: Dienerin des Wächters der Schicksalswaage, Tochter und Nachfolgerin Merlins, Nichte Asmodis‹

Die Blutgötzen von Atlantis: gehören zu den Namenlosen Alten; sie üben gerade Rache an Professor Zamorra

Thomas Craft: neuer Butler auf Château Montagne

Baba Yaga: eine Elementarin, die für die Taiga zuständig ist; gleichzeitig auch Hexe und vielleicht auch Erzdämonin, worüber sie sich ausschweigt; Teil der Großen Sieben, die, wie Fürst Laptev und Boreas, als Elementare für Sibirien verantwortlich sind; die Ssmejakore, unterarmlange Wurzelstränge, sind das Hilfsvolk der Baba Yaga; sie können den sich im Magischen Universum extrem schnell fortbewegenden rasenden Teppich bilden

Robert Tendyke: Großindustrieller und ehemaliger Freund Zamorras, durch Lilith auf den Weg zum Dämon gebracht; einen Weg, den er nicht gehen will

Amun-Re: Der Schwarzzauberer aus Atlantis ist als Totengeist zurückgekehrt und handelt nun aus Robert Tendyke heraus

Kronara: eine Wandlerin im Körper des ehemaligen Dämons Kronar; Lebensgefährtin und Beschützerin von Lilith, der Herrin vom See und ehemaligen Herrin der Hölle

Stygia: Fürstin der Finsternis und Herrin der Hölle

Belial: Fürst der Finsternis; durch eine von ihm erzwungene Dämonenhochzeit mit Stygia verbunden

Zarkahr, DER CORR: Erzdämon der Hölle, der selbst Ambitionen auf Stygias Thron hat

Unwillkommene Brut

von Thilo Schwichtenberg

»Gevatterin!« Boris stand auf und lächelte das Konterfei seiner Gefährtin an.

Wir benötigen die Hilfe Kyras, drang es aus dem Busch.

»Meine Hilfe?« Die Vogeldämonin war mit blutverschmiertem Gesicht neben Boris erschienen.

Das indes, was die Yaga zu sagen hatte, konnte niemandem gefallen.

Dennoch erwiderte Kyra zum Schluss: »Ich werde tun, um was ihr mich bittet.«

Als das safrangelbe Leuchten erloschen war, sahen sich die beiden so ungleichen Wesen in die Augen.

»Ich habe Angst«, flüsterte Kyra in Boris' Ohr.

Rhl-ye, die Albtraumstadt!

Den Hort des Dunklen überzogen schwarze Fäden. Wie Leichentücher, in denen die Pestilenz eingewoben schien, überspannten sie den Pfuhl.

Unter diesen Decken des Verderbens begannen sich neue Riesen zu dehnen.

Sie zerrissen das Gespinst und drückten sich aus dem Gallert des Schlechten hervor, schoben sich, ölige Spuren zurücklassend, durch die Gassen, vorbei an sinnverwirrenden Türmen und Bauten und Palästen.

Die Architektur war ein einziger Hohn gegen den Schöngeist des Guten, denn die Namenlosen Alten benötigten keine Paläste.

Sie waren Paläste.

Paläste des unvorstellbaren Grauens!

Château Montagne

Noah erwachte von dem flimmernden Leuchten. Noch während er sich die Augen rieb, fragte er sich, ob er nicht immer noch träumte. Das Leuchten drang aus dem Kleiderschrank. Aber es war nicht mehr der Schrank, den Noah kannte. Eher erinnerten die hölzernen Türen an ein Portal, und noch während er verwundert hinschaute, verschwand der Schrank – wenn es denn ein solcher gewesen war – ganz in der Wand. Verschmolz mit ihr, sodass nur noch die Türen zu sehen waren.

Etwas lauerte dahinter, dessen war Noah gewiss. Etwas Ungeheures, etwas Monströses, das nicht nur ihn bedrohte, sondern auch die anderen Bewohner des Schlosses.

Und auch Lucia. Von allen, die im Château wohnten, mochte er sie am liebsten. Und das nicht nur auf eine freundschaftliche Art. Oft, wenn sie es nicht merkte, wanderten seine Blicke zu ihr hin. Aber er war zu schüchtern, sich ihr zu öffnen. Außerdem war sie älter als er. Und überhaupt ...

Obwohl ihn das Licht im tiefsten Inneren ängstigte, ja geradezu verstörte, seine Seele beschmutzte, konnte er den Blick nicht davon abwenden.

Langsam, unendlich langsam öffnete sich die Türen, sodass der Spalt in ihrer Mitte größer wurde.

Ich muss etwas tun! Ich darf es nicht zulassen, dass ...

Er wusste nicht zu sagen, welcher Art die Gefahr war, aber sie war derart fremdartig und gefährlich, dass er sich ihr einfach entgegenstellen musste.

Auch wenn es seinen Tod bedeutete. Er musste das, was das herauszuquellen drohte, daran hindern, in diese Welt zu gelangen.

In seine und Lucias Welt!

Trotz seiner Angst sprang er aus dem Bett und näherte sich dem Spalt.

Dabei geschah etwas Merkwürdiges, sodass er sich abermals nicht sicher war, ob er nicht nur träumte. Denn sein Bewusstsein trennte sich von seinem Körper. Es schwebte über dem eigentlichen Leib, den er von oben wie eine Marionette lenken konnte.

Er sah auf sich hinab. Auf den kleinen Jungen, der er vor Jahren gewesen war.

Schließ die Türen!, befahl er, und der Junge bewegte sich weiter auf den Spalt zu, aus dem das Licht immer gleißender hervorquoll.

Bevor er ihn jedoch erreicht hatte, schnellten Dutzende von Armen daraus hervor, und zu Krallen gekrümmte Hände schienen gierig nach ihm greifen zu wollen.

In letzter Sekunde ließ er sich nach hinten fallen und kam hart auf dem Boden auf.

Er durfte das, was dort hinter den Türen lauerte, einfach nicht in diese Welt lassen. Er musste etwas dagegen tun!

Er war nun wieder selbst in seinem Körper.

Hilflos musste er mitansehen, wie sich die Arme nach ihm streckten und wie Schlangenleiber immer länger und länger wurden. Die ersten Finger waren nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt – und er selbst war wie erstarrt. Noch nicht einmal um Hilfe schreien konnte er.

Da löste sich ein schwarzer Schatten von der Decke. Eine maskierte Gestalt fegte die nach ihm gierig greifenden Hände mit einem Schlag beiseite. Der Dunkle Rächer! Sein Beschützer war in letzter Sekunde erschienen, um ihn zu retten. Ihn und alle anderen Schlossbewohner!

Fasziniert sah Noah zu, wie der Dunkle Rächer mit einem einzigen gewaltigen Sprung den Spalt erreichte und die Türen zuschlug. Die schlangenartigen Arme wurden dabei wie von einem Fallbeil abgetrennt, prasselten leblos zu Boden – und zerfielen im nächsten Moment zu Staub.

Der Dunkle Rächer wandte sich Noah zu. Jetzt erst löste sich seine Starre. Er zitterte am ganzen Leib. Der Dunkle Rächer bückte sich und hob den Jungen hoch. Brachte ihn zurück ins Bett.

»Du musst dich nicht fürchten«, sprach er beruhigend auf ihn ein. »Ich werde dir immer zur Seite stehen, wenn dir Gefahr droht.«

Noah nickte.

Er war in Sicherheit. Der Dunkle Rächer hatte ihn und die anderen – und vor allem auch Lucia – vor dem Schlimmsten bewahrt.

Aber was war das Schlimmste? Er grübelte darüber nach, bis er irgendwann endlich einschlief.

Als er am nächsten Morgen erwachte, wusste er, dass es nur ein Traum gewesen war.

Aber der Traum hatte etwas Prophetisches an sich gehabt. Er warnte ihn vor einer unbekannten Bedrohung. Einer Bedrohung, die weit tödlicher war als die Hände, die nach ihm gegriffen hatten!

Caermardhin, Wales

»Nichts dergleichen wirst du tun!«, sprach das Zerrbild auf der Bildkugel und verblasste. »Dies ist nicht deine Versuchung.«

Sara Moon begehrte ein letztes Mal auf. »Was soll das heißen?«

Der Schemen verschwand. Die Bildkugel leuchtete in einem neutralen Grau.

Merlins Tochter starrte lange auf Kühlwalda. Auf den ersten Blick sah die Kröte einfach nur nach Kröte aus. Sara ahnte allerdings, dass in dem Tier weitaus größere Kräfte schlummerten. Nicht umsonst konnte das Tier den Saal des Wissens betreten. Dorthin hatten eigentlich nur Wesen Zutritt, die zu den Unsterblichen zählten.

Steckte gar ein Funken Merlins in ihr?

Die Herrin von Caermardhin nickte unmerklich.

Die Nickhäute der Kröte erwiderten das Zeichen.

Sara Moon sah auf die beiden Boten, die der Wächter der Schicksalswaage zu ihrer Beobachtung oder wohl besser Kaltstellung nach Caermardhin gesandt hatte.

Es waren verwischende Schemen, mannshohen giftgrünen Irrwischen gleich. Nur dass ihre Konsistenz nicht nach Zuckerwatte, sondern nach schlierigem Nebel aussah.

Sie schüttelte den Kopf und setzte sich in Bewegung. Wie durch Zufall stieß sie gegen einen der Kristallspeicher, die den Saal des Wissens von der Decke bis zum Boden bedeckten. Nachdenklich und nunmehr vorsichtig lief sie auf und ab.

Sie blieb stehen. »Nicht meine Versuchung?« Die Herrin von Caermardhin sah von einem Boten zum anderen. »Wen führt der Wächter der Schicksalswaage in Versuchung?« Sie runzelte die Stirn. Ihre Augen wurden groß. »Hält er sich etwa nicht an die Regeln der Schicksalswaage?«

Die Aufgabe des Wächters der Schicksalswaage war auf den ersten Blick denkbar einfach: Er musste das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse erhalten.

Aber er war nicht der Herr des Schicksals! Er konnte nur auf Ereignisse eingehen, die eingetreten waren, und dafür sorgen, dass sich durch die Stärkung der einen oder anderen Seite keine der Waagschalen senkte.

Deutete sich ein Ungleichgewicht an, so warf er die Streiter des Lichts oder die der Finsternis in die jeweilige Waagschale. So zum Beispiel auch Professor Zamorra, Gryf oder Teri Rheken auf der einen, Stygia, Zarkahr oder Belial auf der anderen Seite.

Er musste im wahrsten Sinn des Wortes fein abwägen, denn brachte er auf eine Seite zu viel Gewicht und die Schicksalswaage neigte sich zu stark, dann konnte das die Ordnung und damit das Leben in seiner Vielfalt in diesem Teil des Multiversums gehörig durcheinanderbringen. Und das war nicht im Sinne der Schöpfung!

»Eine Versuchung«, einmal mehr schüttelte Sara den Kopf, »die steht ihm gar nicht zu! Das ist ein Eingriff in das künftige Geschehen.« Erneut tigerte sie vor der Bildkugel auf und ab. »Woher nimmt er plötzlich das Recht, jemanden zu versuchen?«

»Das Halten der Schicksalswaage in der Horizontalen ist eine ewige Versuchung.« Die Boten hatten gleichzeitig gesprochen. Ihre Worte klangen huschend, undeutlich und von sehr weit entfernt. Einmal mehr fragte sich Sara, was die Boten eigentlich waren. Sicher, das Sprachrohr des Wächters, aber welcher Spezies gehörten sie an?

Merlins Tochter sah auf Kühlwalda. »Verstehst du das?«

»Quak«, machte die Kröte prompt.

»Eben«, pflichtete ihr Sara bei. »Ich nämlich auch nicht.«

Die Herrin von Caermardhin sah auf die Bildkugel. Ihr Plan war gereift. Hatte Kühlwalda wirklich alles verstanden? Sie musste auf diese eine Karte setzen.

Jetzt konnte sie sich zu den Boten umdrehen. »Es hat bisher nur wenige Augenblicke seit meiner Berufung zur Dienerin des Wächters der Schicksalswaage und damit als Merlins Nachfolgerin gegeben, in denen ich mein Amt abgelehnt habe. Damals, zu Beginn, als mir diese Aufgabe regelrecht aufgedrängt wurde und mir die Freiheit zu rauben schien.

Schnell stellte sich allerdings die Erfüllung meines Lebens ein, die Verantwortung den Welten gegenüber. Meine Aufgabe wurde zur Berufung, zur Passion. Das war ich dem Multiversum schuldig, nachdem ich es als ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN lange Zeit unterjocht hatte. Damals, als CRAAHN in mir wirkte.

Aber heute?« Sie lachte freudlos auf. »Heute habe ich dieses Amt wie selten zuvor einfach satt. Die Namenlosen Alten haben nach Äonen ihr Gefängnis verlassen. Und ich habe nicht eingegriffen, da ich keine Weisung diesbezüglich erhalten habe. Oder besser, mir wurde das Handeln schlichtweg untersagt.

Deswegen konnte ein Teil der dunklen Götter schnurstracks in die Hölle marschieren, ein anderer Teil ist nun ebenfalls erwacht. Nicht mehr lange und er wird auf die Erde gelangen.«

Sie ballte die kleinen Fäuste. »Das muss verhindert werden!« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Die Blutgötzen von Atlantis, die ebenfalls zu den Namenlosen Alten gehören, haben Amun-Res Unsterbliches in die Welt gesandt, um die Rache an Zamorra vorzubereiten. Jetzt stehen sie vor dem Château mit einer Geisel, mit Nicole. Nein«, verbesserte sie sich, »mit drei Geiseln. Mit Nicole, Asmodis und Tendyke, in dessen Körper Amun-Re als Dybbuk steckt.« Sie winkte ab. »Natürlich zeige ich mich herrisch und unnahbar. So verstehe ich dieses Amt. Ich muss neutral sein. Da ha man, auf den ersten Blick keine Freunde. Denn dann wäre ich parteiisch.

Und doch«, sie hielt kurz inne, »Zamorra und seine Gefährten sehe ich als meine Freunde an. Und Freunde hintergeht man nicht nach Strich und Faden.«

Die nächsten Worte sprach sie laut und deutlich aus. »Mir wird eine Leine angelegt und ein Maulkorb verpasst. Mir, die ich das Multiversum zu großen Teilen unter meiner Gewalt hatte! Nicole«, Sara stampfte wütend auf, »Nicole ist das erste Opfer der Rache geworden. Ihr wurde von Grohmhyrxxa ein Arm ausgerissen! Und Zamorra musste machtlos zusehen. Blutend lag ihr Arm vor dem Meister des Übersinnlichen. Einzig der Stumpf ist offenbar magisch versiegelt worden.

Auch Asmodis ist direkt in die Falle gegangen, weil er in punkto Tendyke, seinem Sohn, schon immer etwas betriebsblind gewesen ist.

Und die Baba Yaga hat ebenfalls noch nicht viel erreicht.«

Mit dem Zeigefinger wies sie auf die Bildkugel. »Wo soll das alles hinführen? Und vor allem: Wer wird hier in Versuchung geführt?«

Sara winkte ab. »Ich durchschaue die Zusammenhänge noch nicht. Ob Merlin sie durchschaut hätte?« Erneut sah sie auf Kühlwalda. »Eingreifen darf ich nicht. Aber ich werde das Merlin-Fragment in LEGION kontaktieren.«

Merlins Tochter schritt in Richtung der großen Eingangstür. Sie spürte das Herz bis in die Schläfen pochen. Ging ihr Plan auf?

Die beiden Boten des Wächters der Schicksalswaage traten ihr in den Weg. »So bin ich tatsächlich eine Gefangene«, sprach sie verbittert, erhielt aber keine Antwort. »So sei es. Ich beuge mich der höheren Gewalt.«

Sie zwängte sich zwischen den Schemen hindurch. Diese ließen sie gewähren.

Gut, dachte Sara grimmig. Jetzt ging es aufs Ganze. Sie setzte ihren Weg fort und verließ den Saal des Wissens.

Und, Merlin sei Dank, die Boten folgten ihr!

Château Montagne, Frankreich

»Wir ergeben uns!« Selten zuvor hatte er so weiche Knochen besessen wie heute!

Professor Zamorra deMontagne zitterte am ganzen Leibe. Die Knie wollten nachgeben, ihm schwindelte.

Er konnte keinen klaren Gedanken fassen!

Da wollte etwas in ihm explodieren, bestrafen. Er musste sich regelrecht zwingen, sich zu mäßigen. Es war wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Nicole! Seine Nicole hing verstümmelt in den Armen Grohmhyrxxas. Das Monster mit dem Fliegenkopf hatte ihr einfach so den rechten Arm ausgerissen. Und jetzt zog der Abscheuliche am linken Bein.

Die Situation durfte nicht kippen. Hoffentlich riss sich McTaggart zusammen.

Allerdings wenn er, Professor Zamorra deMontagne, Parapsychologe, Schlossherr und Streiter für das Licht, das Château an die Blutgötzen übergab, dann übergab er auch alle Personen, die sich bis dato im Schloss und unter seiner Obhut aufhielten, ebenfalls an diese Ausgeburten. An den Feind!

Personen, die ihm vertrauten, die für die aktuelle Situation überhaupt nichts konnten.

Die schnelle Verstümmlung Nicoles zeigte drastisch, wie rabiat die Blutgötzen und Amun-Re nun vorgehen würden.

Wog Nicoles Leben tatsächlich schwerer als alle anderen Leben? Oder galt nicht eher, dass das Wohl vieler über dem Wohl des Einzelnen stand?

So wie er Nicole kannte, würde sie genau das wollen. Sie würde sich opfern wollen.

Aber er, Professor Zamorra deMontagne, wollte es nicht!

War das nicht verständlich? War es nicht menschlich?

Er unterstand niemandem. Er handelte schon immer aus sich heraus. Aus sich zog er den Mut, die Kraft und vor allem die Zuversicht, dass sich alles zum Guten wenden würde. Aus sich und seiner Liebe zu Nicole!

Er stand nicht unter dem Befehl eines anderen. Hatte nicht mal unter dem seines Mentors Merlin gestanden. Auch der Uralte mit den ewig jungen Augen war kein General gewesen. Und er kein Soldat. Zamorra hatte sich ihm gefügt. Aus Einsicht, aus Notwendigkeit. Nicht immer vor überbordender Freude oder Zuversicht.

Durfte er also jetzt wirklich als egoistischer Privatmensch handeln?

Selten in seinem Leben gab es Augenblicke wie diese, in denen er es hasste, ein Weißmagier zu sein. Als Schwarzmagier hätten ihm so viele Möglichkeiten offen gestanden.

Schluss damit!

Sara Moon musste einfach mitbekommen haben, was hier geschah. Es konnte gar nicht anders sein.

Warum griff sie dann nicht ein? Opferte sie Nicole in einem größeren Spiel? War Merlins Tochter trotz ihrer Unnahbarkeit wirklich nicht mit ihnen ... befreundet?

Nun, vielleicht war sie es tatsächlich nicht.

Zamorra schluckte das Bittere auf der Zunge hinunter.

Er wusste ja nicht einmal, ob die M-Abwehr des Schlosses die dunklen Götter überhaupt abhalten würde. Zu alt, zu anders, waren diese galaktischen Wesen.

»Sam!«, schrie er einmal mehr, denn er hatte eine Entscheidung getroffen. »Wir ergeben uns. Es wird keine weiteren Kämpfe mehr geben.«

»Du ... glaubst ihnen etwa?« Die Verblüffung in McTaggarts Stimme war deutlich vernehmbar. »Siehst du denn nicht, was sie mit Nicole gemacht haben.«

Am liebsten hätte Zamorra: »Wir haben keine Chance« gerufen. Aber das schluckte er hinunter. Vielleicht ergab sich ja noch eine letzte Gelegenheit.

Laut sagte er: »Entfernen wir die Zeichen der M-«

»Nein«, rief Nicole und schrie weiter, als Grohmhyrxxa ihr das Bein langsam umdrehte.

Abrupt stoppte der Fliegenkopf und sah Zamorra aus den Facettenaugen an.

»Wir entfernen den Schutzschirm«, sagten Pascal und Faolan gleichzeitig und nahmen somit Zamorra die übergroße Bürde ab.

Für einen Moment füllten sich Zamorras Augen mit Feuchtigkeit. Er blinzelte sie weg.

Sie standen hinter ihm! Die Schlossbewohner.

Und er hatte sie selbstsüchtig opfern wollen!

»Okay!«, rief McTaggart nach ein paar Augenblicken. Für Zamorra schien es indes eine halbe Ewigkeit.

»Der Triumphzug der Blutgötzen von Atlantis ins Château beginnt ... jetzt.«

Amun-Re hatte die Worte feierlich gesprochen. Keine Häme oder Schadenfreude oder gar ein Hinweis auf genugtuende Rache lag in ihnen. Es waren Worte, die gesprochen werden mussten, mehr aber auch nicht.

Die Giganten kamen über die heruntergelassene Zugbrücke ins Château. Wie sie das ob ihrer Größe bewerkstelligten, konnte Zamorra kaum sagen. Wie immer war auch hier Magie im Spiel.

Amun-Re im Körper Tendykes trieb mit der Flammenpeitsche den geschändeten Leib des Asmodis' vor sich her.

Ihm folge Grohmhyrxxa, der Nicole wie eine Monstranz, wie eine Trophäe, vor sich hertrug.

Schon stapfte Muurgh, der Albtraumdämon heran. In dem engelsgleichen Gesicht zeigte sich die größte Häme, während die Schlangenarme zischelten und ihre Giftzähne präsentierten.

Dann kamen Jhil, Yob-Soggoth und als Letztes Tsat-hogguah.

Vor Zamorra blieb Muurgh stehen. Die Augen des Engels waren gerötet, der Mund spöttisch verzogen. Jetzt sah er dem Schlossherrn direkt in die Augen.

»Krieche vor mir im Dreck.« Die Mundwinkel zogen sich unnatürlich weit nach oben.

Und Zamorra beugte leicht das Haupt.

»Krieche!«, donnerte Muurgh. Nicole schrie aus Leibeskräften ...

... und Zamorra ließ sich nieder und kroch vor dem ehemaligen Blutsbruder des Amun-Re auf dem Boden herum!

Schaurig klang das Lachen der Blutgötzen.