San Francisco Hearts Band 1-3 - Piper Rayne - E-Book
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San Francisco Hearts Band 1-3 E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

3 Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und 3 ganz besondere Männer, die ihre Herzen erobern. Alle Bände der beliebten San Francisco Hearts Serie jetzt in einem Bundle. The Bartender: Wer hätte gedacht, dass es so viel Spaß machen würde, mit dem Feind zu schlafen?  War der One-Night-Stand eine gute Idee? Rückblickend wohl eher nicht. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, ich hatte gerade meinen Traumjob verloren, war zurück ins Haus meiner Großeltern nach San Francisco gezogen und ein Typ von Tinder hatte mich versetzt. Es war, als hätte mir das Leben den »Loser«-Stempel aufgedrückt. Und als der Kerl hinter der Bar mich dann mit diesem Blick ansah, mit seinem perfekten Dreitagebart, dem Bizeps, der sich unter seinem Shirt wölbte, und mit diesem Grinsen … Ich gebe zu, dass ich impulsiv gehandelt habe. Aber ich konnte ja nicht wissen, WER der Barmann wirklich war … The Boxer: Kann ein Bad Boy ein gebrochenes Herz heilen? Nachdem ich herausgefunden hatte, dass mein Verlobter mich betrügt, ertränkte ich meine Sorgen in Wein und Eiscreme. Sechs Monate später überredeten mich meine Freundinnen dazu, mich wieder unter die Leute zu wagen. Sie schenkten mir einen Gutschein fürs Abenteuer-Dating. Ich war wenig begeistert, aber ich bin keine Frau, die einer Herausforderung aus dem Weg geht. Das war der Moment, in dem ich IHN traf. Lucas Cummings. Er war nicht der klassische reiche Junge, mit dem ich sonst immer ausging. Nein, er war der Typ tougher Bad Boy, vor dem jeder Vater seine Tochter warnen würde. Gekauft, dachte ich mir, genau das brauchte ich. Bis ich herausfand, dass Lucas so viel mehr als nur ein Boxer ist … The Banker: Wer hätte gedacht, dass ein Mann mal mehr als nur ein One-Night-Stand für mich sein würde?  Mein Bruder wollte mir Jasper nicht vorstellen, deshalb gebe ich ihm die Schuld. Wenn er es getan hätte, hätte ich nicht solche Probleme bekommen. Ich meine, es interessierte mich nicht, wie Jasper aussah, nein, ich wollte nur sein Geld. Bevor ihr mich jetzt verurteilt, ich hatte ein legitimes Geschäftsangebot für Jasper, ich brauchte ihn als Investor. Deshalb nahm ich die Sache schließlich selbst in die Hand. Erst als ich dem attraktiven Banker gegenübersaß, wurde mir klar, dass mich mehr interessierte, als sein Geld … Von Piper Rayne sind bei Forever by Ullstein erschienen: The Bartender (San Francisco Hearts 1) The Boxer (San Francisco Hearts 2) The Banker (San Francisco Hearts 3) The One Best Man (Love and Order 1) The One Right Man (Love and Order 2) The One Real Man (Love and Order 3)

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Seitenzahl: 1109

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San Francisco Hearts Band 1-3

Die Autorin

Piper Rayne ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Das Buch

3 Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und 3 ganz besondere Männer, die ihre Herzen erobern. Alle Bände der beliebten San Francisco Hearts Serie jetzt in einem Bundle.

The Bartender:Wer hätte gedacht, dass es so viel Spaß machen würde, mit dem Feind zu schlafen?

War der One-Night-Stand eine gute Idee? Rückblickend wohl eher nicht. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, ich hatte gerade meinen Traumjob verloren, war zurück ins Haus meiner Großeltern nach San Francisco gezogen und ein Typ von Tinder hatte mich versetzt. Es war, als hätte mir das Leben den »Loser«-Stempel aufgedrückt. Und als der Kerl hinter der Bar mich dann mit diesem Blick ansah, mit seinem perfekten Dreitagebart, dem Bizeps, der sich unter seinem Shirt wölbte, und mit diesem Grinsen … Ich gebe zu, dass ich impulsiv gehandelt habe. Aber ich konnte ja nicht wissen, WER der Barmann wirklich war …

The Boxer:Kann ein Bad Boy ein gebrochenes Herz heilen?

Nachdem ich herausgefunden hatte, dass mein Verlobter mich betrügt, ertränkte ich meine Sorgen in Wein und Eiscreme. Sechs Monate später überredeten mich meine Freundinnen dazu, mich wieder unter die Leute zu wagen. Sie schenkten mir einen Gutschein fürs Abenteuer-Dating. Ich war wenig begeistert, aber ich bin keine Frau, die einer Herausforderung aus dem Weg geht. Das war der Moment, in dem ich IHN traf. Lucas Cummings. Er war nicht der klassische reiche Junge, mit dem ich sonst immer ausging. Nein, er war der Typ tougher Bad Boy, vor dem jeder Vater seine Tochter warnen würde. Gekauft, dachte ich mir, genau das brauchte ich. Bis ich herausfand, dass Lucas so viel mehr als nur ein Boxer ist …

The Banker:Wer hätte gedacht, dass ein Mann mal mehr als nur ein One-Night-Stand für mich sein würde?

Mein Bruder wollte mir Jasper nicht vorstellen, deshalb gebe ich ihm die Schuld. Wenn er es getan hätte, hätte ich nicht solche Probleme bekommen. Ich meine, es interessierte mich nicht, wie Jasper aussah, nein, ich wollte nur sein Geld. Bevor ihr mich jetzt verurteilt, ich hatte ein legitimes Geschäftsangebot für Jasper, ich brauchte ihn als Investor. Deshalb nahm ich die Sache schließlich selbst in die Hand. Erst als ich dem attraktiven Banker gegenübersaß, wurde mir klar, dass mich mehr interessierte, als sein Geld …

Von Piper Rayne sind bei Forever by Ullstein erschienen:The Bartender (San Francisco Hearts 1)The Boxer (San Francisco Hearts 2)The Banker (San Francisco Hearts 3)

The One Best Man (Love and Order 1)The One Right Man (Love and Order 2)The One Real Man (Love and Order 3)

Piper Rayne

San Francisco Hearts Band 1-3

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Sonderausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinJanuar 2019 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019Umschlaggestaltung:Deborah SchmidtTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatISBN 978-3-95818-420-6

The Bartender:Deutsche Erstausgabe bei Forever.Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinFebruar 2018 (2)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018© 2017 by Piper RayneTitel der amerikanischen Originalausgabe: The BartenderUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Dorothee WitzemannISBN 978-3-95818-229-5

The Boxer:Deutsche Erstausgabe bei Forever.Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinMai 2018 (2)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018© 2017 by Piper RayneTitel der amerikanischen Originalausgabe: The BoxerUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Dorothee WitzemannISBN 978-3-95818-230-1

The Banker:Deutsche Erstausgabe bei Forever.Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinAugust 2018 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018© 2017 by Piper RayneTitel der amerikanischen Originalausgabe: The BankerUmschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Übersetzung: Dorothee WitzemannE-Book powered by pepyrus.comISBN 978-3-95818-228-8

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Inhalt

Titelei

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

The Bartender

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Epilog

The Boxer

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

The Banker

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Epilog

Anhang

An unsere Leser …

Über Piper Rayne

Leseprobe: The One Best Man

Empfehlungen

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Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

The Bartender

The Bartender

Für alle Ladies, die immer noch auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen Einhorn-Hengst sind.

Kapitel 1

Dies ist der Beginn eines tollen neuen Kapitels in meinem Leben. Zumindest rede ich mir das ein. Wie soll ich sonst den Tag durchstehen, ohne mich auf meinem Bett zusammenzurollen und mich wie die größte Versagerin der Welt zu fühlen?

Ich komme an der Wohnungstür meiner Freundin Tahlia an und klopfe. Kurz darauf wird die Tür aufgerissen, und da steht eine meiner ältesten, hübschesten, reichsten Freundinnen. Aber ich liebe sie – trotz ihres perfekten Lebens.

Sie lächelt strahlend und ihre blauen Augen blitzen. »Ich freue mich so, dass du wieder da bist«, sagt Tahlia, während sie mich umarmt und mich dann zur Tür hereinzieht. Sie duftet immer noch nach dem teuren Parfum, das sie schon in der High School trug.

»Ich mich auch.« Größtenteils stimmt das. Wieder in San Francisco zu sein, der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, ist eine willkommene Abwechslung. In Sacramento konnte ich nie so enge Bindungen aufbauen, wie ich sie zu den Mädels habe, die ich seit der Junior High kenne.

In das Haus zurückzukehren, in dem ich aufgewachsen bin und in dem zufällig auch zwei über Siebzigjährige wohnen? Nicht so glamourös. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, wie man so schön sagt, und mich trennte nur noch eine miese Entscheidung von der Mittellosigkeit und davon, meinen Körper an der Straßenecke verkaufen zu müssen.

»Ah! Ist das Whit?«, ruft Lennon aus dem Wohnzimmer herüber. Bevor ich blinzeln kann, springt sie schon durch den Flur auf mich zu. Ihre kurzen schwarzen Haare hüpfen und die Tätowierungen auf ihren Armen verschwimmen, als sie mit den Gliedmaßen wedelt, als wolle sie abheben.

»Du siehst aus wie eine Ausdruckstänzerin auf Crack«, sage ich lachend, als sie mich fast über den Haufen rennt.

Sie drückt mich, dann hält sie mich von sich weg. »Echt?« Sie zieht die Mundwinkel herunter. »Dabei gebe ich mir solche Mühe, das mit dem Crack bleiben zu lassen. Ich halte mich jetzt hauptsächlich an Meth.«

Ich verdrehe die Augen über die extrovertiertere und verrücktere meiner zwei besten Freundinnen.

Man muss über Lennon wissen, dass sie selten ernst ist, einen immer aus der eigenen Komfortzone schubst und stolz darauf ist, dass sie in zehn Sekunden mit der Zunge einen Knoten in einen Kirschstiel machen kann. Genug gesagt.

»Jemand, der dich nicht kennt, würde dir glatt glauben«, meint Tahlia, während sie sich die blonden Haare mit einem Haargummi, das sie ums Handgelenk trägt, zum Pferdeschwanz bindet. Sie hat immer noch ihren Anzug an, also ist sie wahrscheinlich gerade erst von der Arbeit in der Firma ihres Vaters zurückgekommen.

Muss nett sein. Arbeit zu haben, meine ich, nicht für ihren Vater zu arbeiten, denn der Mann könnte Tony Sopranos Halbbruder sein, nur ohne die Mafia. Zumindest hoffe ich das.

»Ist mir doch egal«, brummelt Lennon, die jetzt den Weg zurückgeht, den sie gekommen ist.

»Ich ziehe mir was anderes an«, sagt Tahlia. »Geh schon mal rein und schenk dir ein Glas Wein ein. Ich hab unterwegs ein paar Vorspeisen für uns geholt. Sie stehen auf dem Tisch im Wohnzimmer.«

»Super. Ich könnte etwas brauchen, was mich darüber wegtröstet, dass ich heute Nachmittag wieder bei meinen Großeltern eingezogen bin.«

Sie legt mitfühlend den Kopf schief und streicht mir über den Rücken, bevor wir den Flur entlanggehen. »Es ist nur für den Übergang, Whit. Du bist in Nullkommanichts wieder auf den Beinen.«

»Oder auf den Knien. Wenn du Glück hast!«, ruft Lennon.

Wir lachen beide, und Tahlia biegt nach rechts in ihr Schlafzimmer ab. Ich laufe auf der Suche nach dem Alkohol in die entgegengesetzte Richtung.

Thalias Wohnung ist nicht riesig, aber modern und gepflegt. Ich bin mir sicher, sie zahlt mehr dafür, als ich in einem Monat verdient habe, denn wir sind hier in der Innenstadt von San Francisco. Glaswände präsentieren die Lichter der Stadt unter uns, und zusammen mit dem offenen Designkonzept von Küche, Wohn- und Esszimmer wirkt die Wohnung luftig und angenehm.

Lennon und ich erzählen uns ein paar Minuten das Neueste aus unserem Leben, während wir auf Tahlia warten. Wie üblich finde ich ihre Eigenheiten gleichermaßen lustig und peinlich. Wir sind alle zusammen in der Bay Area zur Schule gegangen und blieben in der College-Zeit in Kontakt. Nach dem College zog ich weg und nahm einen Job bei der Lokalzeitung in Sacramento an, aber es ist irgendwie tröstlich zu wissen, dass ich sie jetzt, wo ich in meine Heimatstadt zurückgekehrt bin, wieder regelmäßig sehe. Wir sind wieder die drei Amigos, so merkwürdig unsere Gruppe auch ist, wenn man unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten betrachtet.

Tahlia betritt die Küche mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Ich kenne sie lange genug, um zu sehen, dass sie versucht, ein Grinsen zu unterdrücken. Sie hält etwas vor uns geheim. Bei jedem anderen hätte ich angefangen zu bohren, aber sie ist wie ein überfüllter Tresorraum voller Konfetti: Wenn wir ihr genug Zeit lassen, hält sie es nicht mehr aus und alles platzt aus ihr heraus.

Als sie sich ein Glas Wein eingeschenkt hat, gehen wir drei in ihr Wohnzimmer, wo Lennon es sich auf Tahlias braunem Ledersessel gemütlich macht, während Tahl und ich uns für die cremefarbene Wildledercouch entscheiden.

Auf dem runden Couchtisch steht ein Tablett mit großartig aussehenden Vorspeisen, zusammen mit kleinen Tellern und Servietten. Ich weiß ehrlich nicht, warum Tahlia ihr Talent in der Firma ihres Vaters verschwendet. Sie wäre eine großartige Eventplanerin. Ich weiß, ihre Mutter hat sie seit ihrer Geburt auf die Bedeutung der kurzweiligen Unterhaltung gedrillt. Aber Thalia hat auch eine natürliche Begabung, dafür zu sorgen, dass sich jeder in ihrer Nähe wohlfühlt und alles zu einer unvergesslichen Erfahrung wird.

»Schon Glück bei der Jobsuche gehabt?«, fragt sie, bevor sie mit übertriebenem Schwung ihr Weinglas auf dem Tisch abstellt.

»Noch nicht. Aber ich habe vor, mich morgen für alles zu bewerben, wofür ich qualifiziert bin.«

»Wenn du gar nicht weiterkommst, kenne ich einen Typ, der vielleicht jemanden sucht«, sagt Lennon und schiebt sich eines der Häppchen in den Mund. »Ich kann nicht versprechen, dass es völlig legal wäre, aber …«

»Ich glaube, ich passe«, erwidere ich lachend und nehme einen großen Schluck aus meinem Weinglas.

Lennon mustert mich kurz. »Ja, ich glaube nicht, dass dir ein Gefängnisoverall stehen würde. Orange ist nicht deine Farbe. Aber ich … ich würde in so einem Ding aussehen, als käme ich direkt vom Set von Orange Is the New Black.«

Wir brechen alle drei in Gelächter aus, denn ihr wird ständig gesagt, sie sähe aus wie eine der Figuren aus der Serie. Ich schwöre, ich sehe es nicht, es muss also daran liegen, dass sie ihren Körper als Leinwand für ihre Tattoos benutzt.

Tahlia drückt beim Lachen die Hände an die Brust, und ich werde praktisch vom Blitzen eines riesigen Diamanten an ihrem Ringfinger geblendet. An ihrer beschissenen linken Hand.

Lennon muss es im selben Moment gesehen haben, denn sie spuckt die Hälfte ihres Weins aus. »Scheiße, Tahl! Was ist das denn?!«

Ein Grinsen breitet sich auf Tahlias Gesicht aus und sie quiekt, als wäre sie dreizehn und hätte gerade erfahren, dass One Direction wieder zusammen spielen. »Ich bin verlobt! Chase hat mich gestern Abend gefragt!«

Wir kreischen gemeinsam los, wedeln mit den Armen und geben eine ziemlich gute Imitation von Lennons Verkörperung einer Cracksüchtigen ab. Wir springen von Tahls teuren Möbeln auf und umarmen uns unbeholfen zu dritt. Jetzt verstehe ich, warum bei den meisten Dreiern zwei Leute die ganze Arbeit an der dritten Person machen. Liebe gleichmäßig unter drei Leuten aufzuteilen, ist ziemlich unmöglich.

Zumindest haben mir das Leute gesagt, die Pornos gucken.

Egal, weiter im Text.

Lennon und ich inspizieren den riesigen Stein an Tahls Finger. Er ist so groß, dass ich mir sicher bin, sie wird am Ende am linken Arm einen Megabizeps haben und selbst im Sommer nur noch langärmlige Shirts tragen können, damit es nicht auffällt.

»Der ist so schön«, sage ich und bewege ihre Hand hin und her, damit der Diamant das Licht einfängt. »Wie hat er dir den Antrag gemacht?«

»Chase ist mit mir in unser Lieblingsrestaurant gegangen und ließ ihn vom Kellner auf mein Dessert drapieren. Er ging vor dem ganzen Restaurant vor mir auf die Knie. Alle haben geklatscht und gejubelt.« Ihr Lächeln ist strahlend und bringt ihr ganzes Gesicht zum Leuchten.

Mein erster Gedanke ist, dass Chases Antrag ein bisschen klischeehaft und einfallslos war, aber meine Freundin ist glücklich, und wer bin ich, darüber zu urteilen?

»Hast du es schon deinen Eltern erzählt?«, fragt Lennon, als wir uns alle wieder hinsetzen.

Tahlia nickt. »Ich habe sie gestern Abend angerufen. Sie sind begeistert. Natürlich.« Sie errötet ein wenig.

Klar sind Tahls Eltern begeistert. Sie wird in die Webber-Familie einheiraten – eine von San Franciscos prominentesten Familien mit Erblinie in der High Society. Selbst die unter uns, die sich nicht in diesen Kreisen bewegen, kennen die Webbers. Ich bin mir sicher, jetzt, wo Tahl eine gute Partie macht, ist die Vision ihrer Mutter für ihr Leben komplett.

»Ich freue mich so für dich! Wisst ihr schon, wann ihr heiratet?« Ich beuge mich vor und nehme mein Glas wieder vom Tisch.

Tahlia schüttelt den Kopf. »Noch nicht.«

»Tja, noch eine vom Markt. Bleibt mehr für mich«, scherzt Lennon.

»Du wirst so einen Spaß bei der Hochzeitsplanung haben«, sage ich, dann trinke ich einen Schluck Wein.

»Solange ich mir meine Mutter vom Hals halten kann. Sie will sicher irgend so eine teure Hochzeitsplanerin einstellen, damit auch alle ihre Ideen umgesetzt werden. Aber ist ja auch egal.« Sie wedelt mit der Hand. »Ich werd’s schon herausfinden.«

Viel Glück dabei, denke ich, sage aber nichts.

»Also, Lennon, was ist los?«, fragt Tahlia. »Warum wolltest du uns heute Abend treffen?«

Lennon spielt die Gekränkte. »Kann ich nicht einfach Zeit mit meinen zwei allerbesten Freundinnen verbringen wollen?«

»Eigentlich nicht. Nicht du. Es klang so formell«, sage ich.

Sie rutscht auf ihrem Sitz herum und mir wird bewusst, dass sie nervös ist. Was ihr so gar nicht ähnlich sieht. Ganz offensichtlich stimmt etwas nicht.

»Ich wollte über etwas mit euch reden.«

Tahlia und ich beugen uns beide gespannt vor, aber sie schweigt. Schließlich fragt Tahl: »Und das wäre …?«

»Also, ich fange wohl am besten vorne an.« Lennon neigt ihr Weinglas und trinkt ein paar große Schlucke, bevor sie es auf den Tisch stellt. »Ihr wisst ja, dass mir alle, vor allem mein Bruder, ständig sagen, ich solle erwachsen werden und mir überlegen, was ich mit meinem Leben anfangen möchte, ja?«

Wir nicken beide, denn … ja. Lennon hat das mehr als ein paarmal von ihrer Familie gehört.

»Normalerweise höre ich mir den Mist gar nicht an. So ähnlich wie bei diesem Lehrer bei Charlie Brown. Ich höre nur mäh-mäh-mäh. Aber vor ungefähr einem halben Jahr habe ich mich mit einer Frau namens Carly unterhalten und sie hatte so viel durchgemacht – Obdachlosigkeit, Sucht, kein Schulabschluss. Aber sie war trotzdem so motiviert und hatte eine Vision für ihr Leben, dass ich mich irgendwie schuldig gefühlt habe, weil ich nicht zu schätzen weiß, wie leicht ich es im Vergleich habe.«

Ich habe fast das Gefühl, diese Frau da vor mir nicht zu kennen. Sie sieht aus wie Lennon. Sie redet wie Lennon. Aber Lennon ist fast nie so ernst.

»Wo hast du sie kennengelernt?«, fragte ich neugierig.

»Bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker.« Lennons Augen flackern kurz auf und sie hebt die Hand zum Mund. »Mist. Ich glaube, das darf ich nicht verraten.«

Ich reagiere nicht darauf, weil ich immer noch überlege, was zum Geier sie bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker wollte.

»Was zum Geier wolltest du bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker?«, fragt Tahlia. Als könnte sie meine Gedanken lesen.

Lennon zuckt die Achseln. »Mir war irgendwann abends mal langweilig und ich kam an einem Schild vor einer Kirche vorbei, auf dem stand, da fände gerade ein Treffen statt. Ich war neugierig, also ging ich rein.«

»Du bist einfach zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker gegangen, obwohl du gar keine Alkoholikerin bist?«, frage ich, nur um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstanden habe.

»So ungefähr.« Sie streckt sich, nimmt eines der Häppchen von der Platte und legt es auf ihren Teller. »Warum, soll man das nicht?« Sie sieht ehrlich verwirrt aus.

»Nein. Da bin ich mir ziemlich sicher.« Tahlia klingt ernst.

Lennon zuckt nur wieder mit den Schultern. »Es war langweiliger als ich dachte. Eigentlich hat keiner irgendwelche verrückten Geschichten erzählt oder sowas.« Sie blickt wie tief in Gedanken in die Ferne.

»Ein Jammer, echt. Als ich mich neben den Typ mit den ganzen Halstattoos und der Federboa setzte, dachte ich wirklich, er hätte ein paar schmutzige Geschichten zu erzählen.«

»Lennon, du verdienst mit dem Tätowieren von Leuten deinen Lebensunterhalt und hast selbst überall Tattoos.« Ich setze das Weinglas an die Lippen und nehme einen kleinen Schluck.

»Das heißt nicht, dass ich nicht über Leute urteilen kann, die welche haben.«

Tahlia und ich wechseln einen Blick und verdrehen die Augen.

»Was wolltest du gerade sagen?«, fragt Tahl, um Lennon wieder aufs Thema zurückzubringen.

»Ach ja. Also, wir führten ein langes Gespräch darüber, dass ihr Leben vor fünf Jahren richtig scheiße war und wie sie sich rausgekämpft hat. Niemand dachte, sie würde es schaffen, aber sie hielt durch, und jetzt ist sie eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau.«

»Macht es dir keinen Spaß mehr, Leute zu tätowieren?«, frage ich, weil ich mir Lennon nicht im Anzug vorstellen kann. Sie ist … künstlerisch. Das war sie schon immer. Lennon ist am besten, wenn sie sich kreativ ausdrücken kann.

»Ihr kennt mich, ich liebe es, anderen Leuten bleibende Kunst auf den Körper zu tackern, aber ich weiß auch nicht. In letzter Zeit hatte ich das Gefühl, ich brauche mehr, versteht ihr das?«

Tahl und ich nicken, und ich glaube, ich kann meine Überraschung verbergen. Ich liebe meine Freundin, aber mir war ehrlich nicht klar, dass sie je über den Augenblick hinausdenkt.

»Das hat mich nachdenklich gemacht«, fährt Lennon fort. »Worin bin ich gut? Was interessiert mich?«

»Typen mit Bärten?«, rät Tahlia.

»Am Sonntag nicht duschen?«, frage ich.

»Leute in Verlegenheit bringen?«

»Die Zeche prellen?«

»Ach, ich weiß es!« Tahlia wedelt mit der Hand durch die Luft. »Unser alter Highschool-Lehrer Mr Butler.«

»Ihr seid ja so witzig«, sagt Lennon mit todernster Mine.

Tahlia und ich lachen. »Schon gut, schon gut. Was ist es?«, frage ich.

»Kunst! Und Sex!«

Hmm. Ich glaube, wir haben das Offensichtlichste vergessen.

»Dem kann ich nicht widersprechen«, sagt Tahlia.

Lennon holt tief Luft, und wenn ich sie nicht besser kennen würde, könnte ich tatsächlich auf die Idee kommen, sie sei nervös wegen dem, was sie uns jetzt sagen möchte.

»Ich möchte eine Sexspielzeugfirma gründen.«

Tahlia und ich sitzen beide eine volle Minute lang schweigend da und starren sie an.

»Eine Sexspielzeugfirma?«, frage ich, um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstanden habe.

Lennon nickt breit grinsend. »Ja. Die meisten Frauen sind sexuell so verklemmt, das ist unglaublich.« Sie wirft einen kurzen Blick auf Tahlia, führt es aber nicht weiter aus. »Warum ist es okay, wenn Männer Sex haben und ihn genießen, aber für uns ist das aus irgendeinem Grund tabu?«

»Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich.

»Ich möchte eine Produktlinie schaffen, die künstlerisch und schlicht ist. Geräte, auf die jede Frau stolz sein kann – ohne das Gefühl zu haben, sie in ihrem Nachttisch verstecken zu müssen, beschämt bei dem Gedanken, jemand könnte sie finden. Ich will, dass meine Kundin eine Frau ist, die stolz auf ihre Sexualität ist.«

Sie springt von dem Ledersessel auf und hastet durch die Küche, schnappt sich ihre große Umhängetasche vom Tresen und bringt sie mit ins Wohnzimmer. Als sie sich wieder setzt, tut sie es im Schneidersitz und wühlt in ihrer Tasche herum.

Tahlia ist ziemlich still und ich frage mich, was sie als die Geschäftsfrau unter uns denkt.

»Ich möchte, dass ihr zwei meine Versuchskaninchen werdet. Ich brauche ehrliche Meinungen zu dem Produkt. Aussehen, Gefühl … Performance.« Lennon blickt zu uns auf und wackelt mit den Augenbrauen.

Ich kichere.

»Ich nenne diesen Vibrator Tickled Pink.« Sie zieht zwei pinkfarbene, phallisch geformte Sexspielzeuge in Plastikverpackung aus ihrer Tasche. »Tickled Pink ist komplett wasserdicht, hat eine weiche Hülle, die sich echt anfühlen soll, und man kann sie mit Seife und Wasser waschen.« Sie steht auf, um Tahl und mir je eines der Geräte zu überreichen. »Ich habe sie schon mit Batterien bestückt, ihr könnt also sofort anfangen.«

Lennon setzt sich wieder und schaut uns erwartungsvoll an.

»Was sollen wir mit denen machen?« Tahlia sieht ein bisschen peinlich berührt aus.

»Benutzen.« Lennon verdreht die Augen.

Ich ziehe meinen Vibrator aus der Plastikpackung und mustere ihn kurz. Ich muss zugeben, für so ein Ding ist er ganz attraktiv. Er ist schlicht und sieht modern aus. Ich bin keine Expertin, aber er wirkt gar nicht wie eines dieser furchterregenden, adrigen Monsterschwanzgeräte, die einem einfallen, wenn man an Vibratoren denkt.

»Er ist hübsch«, sage ich.

»Danke.« Lennon richtet sich ein wenig in ihrem Sessel auf; es scheint sie zu freuen, dass ich ihr Produkt gelobt habe.

»Wie konntest du das herstellen lassen?«, fragt Tahlia, ganz Geschäftsfrau. »Das kann nicht billig gewesen sein.«

Lennon zuckt die Achseln. »Ich habe etwas von dem Geld aus dem Erbe meiner Großeltern dafür benutzt. Ich muss sichergehen, dass meine Produkte perfekt sind, bevor ich mich auf die Suche nach Investoren mache, um die Linie auf den Markt zu bringen.«

»Du willst dein ganzes Erbe für das da rauswerfen?« Tahlia zeigt auf den Vibrator in ihrer Hand. »Ich dachte, es sei für einen Hauskauf gedacht?«

In Lennons Gesicht blitzt kurz Verletztheit auf, aber sie hat ihre Züge schnell wieder unter Kontrolle. Ich weiß, Tahl meint das nicht böse, sie macht sich nur Sorgen um ihre Freundin, aber mir tut es leid für Lennon.

»Na ja, wenn es gut läuft, habe ich am Ende sogar noch mehr Geld für ein Haus, oder?«

Tahlia und Lennon schauen sich einen Moment unverwandt in die Augen, bis ich unterbreche.

»Wenn es jemand kann, dann du, Lennon. Ich weiß, du wirst deinen Investor finden und das Ding zum Laufen bringen.«

Sie schenkt mir ein dankbares Lächeln.

»Wenn du Hilfe mit einem Businessplan oder sowas brauchst, sag Bescheid«, sagt Tahl.

Lennon richtet ihr Lächeln auf sie und ich weiß, wir haben den kurzen spannungsgeladenen Moment hinter uns.

Wir drei plaudern noch eine Weile, bis Lennon aufsteht. »Es war mir eine Freude, meine Damen, aber ich habe noch eine gewisse Verabredung.« Sie formt einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand und bewegt den Zeigefinger der rechten darin hin und her. »Wir sehen uns.«

»Ich wusste nicht, dass du jemanden hast«, sage ich.

Während sie sich bückt, um ihre Tasche vom Boden aufzuheben, schaut sie mich über die Schulter an. Die Falte zwischen ihren Brauen sagt mir, sie ist entweder verwirrt oder hält mich für eine Idiotin. »Ich bin mit niemandem zusammen. Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich geh mich flachlegen lassen. Das ist was völlig anderes.«

Manchmal beneide ich sie. Lennon scheint sich nie mit lästigen Kleinigkeiten wie Verantwortung, Moral oder gesellschaftlichen Normen zu belasten. Sie ist frei wie ein Vogel und tut, was sie will, wann sie es will.

Ich dagegen bin geradezu besessen davon, etwas aus mir zu machen. Was es noch schlimmer macht, dass ich aus meinem letzten Job entlassen wurde.

Die Kinderpsychologin, zu der mich meine Großeltern früher geschickt haben, sagte, mein Übereifer käme davon, dass mich meine Mutter an ihre Eltern abgeschoben hat, als ich noch ein Kleinkind war, und sich nie wieder blicken ließ. Das und die Tatsache, dass ich meinen Vater nie kennengelernt habe, bedeuten anscheinend, dass ich unterbewusst versuche, mich als liebenswert zu beweisen.

Was wusste die schon? Zehn Jahre Ausbildung und eine schwarze Ledercouch im Büro machten noch keine Expertin aus ihr.

Ich schätze einfach Sicherheit und möchte meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten können. Es bringt doch nichts, sich auf andere zu verlassen, wenn die einen sowieso nur enttäuschen.

»Ich gehe besser auch«, sage ich.

Tahlia macht das Ding mit ihrem Gesicht, bei dem sie die Mundwinkel herunterzieht und dann aussieht wie ein missglückter Snapchat-Filter. »Kannst du nicht doch noch länger bleiben?«

»Ich wohne jetzt hier, schon vergessen? Wir können uns jetzt ständig sehen. Abgesehen davon bin ich mir nach deiner großen Neuigkeit sicher, du willst den Rest der Nacht bestimmt mit Chase verbringen.« Ich wackle mit den Augenbrauen und Tahl muss grinsen.

»Whit hat recht. Verbring die Nacht zwischen den Laken und erinnere den Jungen daran, warum er dir einen Ring angesteckt hat«, sagt Lennon, bevor sie sich umdreht und den Flur entlang verschwindet.

Tahlia verdreht die Augen und folgt uns dann zu ihrer Wohnungstür, um uns zu verabschieden. Als gute Gastgeberin, wie immer.

»Chases Eltern möchten irgendwann in den nächsten Wochen eine Verlobungsparty feiern. Ich kann doch darauf zählen, dass ihr kommt, oder?«

Ich beuge mich vor und umarme sie, dann folgt Lennon. »Natürlich«, sage ich.

»Ich würde doch nicht die Gelegenheit verpassen zu sehen, wie deine Mutter bei meinem Anblick die Augen verdreht«, fügt Lennon hinzu.

Tahl lacht, während wir beide hinausgehen.

Tahlias Mutter mochte Lennon eigentlich nie richtig. Lennon ist viel zu bunt für die Santoras. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich immer den Eindruck, Mrs Santora toleriere mich gerade so. Wie Lennon stamme ich (offensichtlich) nicht aus den Kreisen mit Geld wie Heu, aber im Gegensatz zu Lennon ist meine Haut keine Leinwand zur Selbstdarstellung, und deshalb kann ich das besser verbergen.

Als Lennon draußen im Treppenhaus ankommt, wirbelt sie herum und ruft: »Ladies, vergesst nicht, euren Tickled-Pink-Vibrator zu testen. Ich erwarte einen Bericht!«

Ein älteres Paar, das gerade im Flur vorbeigeht, wirft ihr einen entsetzten Blick zu und hastet davon, so schnell es die ältlichen Beine tragen. Wir drei bekommen einen Lachanfall.

Ich winke Tahlia zu, hake mich bei Lennon unter und wir gehen den Flur entlang zum Aufzug. »Es ist schön, wieder daheim zu sein«, sage ich.

Als wir unten auf die Straße hinauskommen, gehen wir ein Stück den Gehweg entlang, bis sie neben einem Van stehenbleibt, der an der Straße parkt. Erst da bemerke ich, dass der VW-Transporter, den sie schon seit dem College fährt, mit Cartoon-Einhörnern überzogen ist, von denen einige Regenbögen kacken oder kotzen. Ich ziehe die Augenbraue hoch.

Lennon blickt von mir zu dem Gefährt und wieder zurück. »Was denn? Ich mag Einhörner.«

»Okaaaaaaay … Glaubst du nicht, das geht vielleicht ein bisschen zu weit?«

Sie zuckt die Achseln. »Lester brauchte neuen Lack und es war billiger, ihn bekleben zu lassen. Ich hätte etwas Langweiliges nehmen können, aber wo bleibt da der Spaß?«

Eine typische Lennon-Antwort. Ich verdrehe die Augen und wende mich zum Gehen.

»Hey, was machst du? Spring rein!« Sie deutet auf die bunte Monstrosität neben ihr.

»Ich gehe zu Fuß.«

»Sei nicht albern! Ich setze dich ab, wo du willst.«

Ich schüttle den Kopf. »Ich schaffe es allein nach Hause. Geh du dich mit Mr Momentaufnahme amüsieren.«

Sie schiebt die Hüfte raus und verschränkt die Arme vor der Brust. »Ich weiß, dass du allein nach Hause kommst, aber du musst nicht.«

Wir stehen einen Moment lang da und starren einander an, bis sie fortfährt.

»Mir ist schon klar, dass du auf keinen Fall auf jemanden angewiesen sein willst, Whit, aber nicht alles ist eine Zumutung. Nicht jeder wird dich enttäuschen.« Als ich sie niederstarre, hebt sie beschwichtigend die Hände. »Ich sag’s ja nur.«

Und so finde ich mich in einem verdammten Riesen-Einhorn wieder und fahre durch die hügeligen Straßen von San Francisco, während Lil Wayne aus den Lautsprechern plärrt.

Kapitel 2

Am nächsten Abend wandere ich in der Stadt herum und suhle mich im Selbstmitleid über meine missliche Lage. Irgendwann entscheide ich mich für eine kleine Bar namens Thirsty Monk in Nob Hill. Es ist eine süße Bar mit kleinen, runden Tischen und einer langen, u-förmigen Theke in der Mitte. Ich setze mich an besagte Theke und plaudere mit der Barfrau, während sie mich beständig mit Drinks versorgt.

Je länger ich da sitze, desto deutlicher dämmert mir, dass ich fünfundzwanzig bin, arbeitslos und bei meinen Großeltern wohne. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie als größere Versagerin gefühlt. Die gammelige Zierkirsche auf diesem beschissenen Eisbecher ist, dass Tahlia heiratet.

Versteht mich nicht falsch, ich freue mich sehr für meine Freundin. Ehrlich. Aber ich weiß, dass die kommenden Monate voller Partys, Hochzeits-Übergangsriten und solchem Zeug sein werden. Wofür ich weit mehr Enthusiasmus übrig hätte, wenn ich nicht gerade am tiefsten Punkt meines Lebens angekommen wäre. Außerdem weiß die kleine Stimme in meinem Kopf, die mich dazu bringen will, die Wahrheit zu akzeptieren, dass ich gerade im Selbstmitleid bade. Warum kann ich das alles nicht haben?

Als wir jünger waren, träumten wir davon, alle ungefähr zur selben Zeit zu heiraten und gemeinsam Familien zu gründen. Mädchenträume, ich weiß, aber die Enttäuschung darüber, dass es nie passieren wird, ist ziemlich niederschmetternd. Tahlia macht den nächsten Schritt in ihrem Leben und ich … stecke fest.

Damals, als wir noch Teenager mit funkelnden Augen waren, beschlossen wir, dass ich Tahlias Trauzeugin sein würde, Tahlia die von Lennon und Lennon meine. Das schien uns das Einfachste zu sein, um Streit vorzubeugen. Das und dass wir eine Folge Friends gesehen hatten, in der Monica, Rachel und Phoebe dasselbe taten. Okay, vielleicht waren wir auch einfach nur Nachmacherinnen.

Tahlias Trauzeugin zu sein wird nicht billig, und im Moment habe ich kaum genug, um mir bei Taco Bell ein Abendessen zu kaufen. Ich brauche einen Job, und zwar schnell.

Ungefähr eine Stunde nach dieser Erkenntnis schaue ich auf dem Smartphone in meine Mails, falls eine der Firmen, bei denen ich mich beworben habe, geantwortet hat. Die Tinder-App fällt mir ins Auge.

Vielleicht ist es der Alkohol, vielleicht ist es der Müllhaufen, der sich mein Leben nennt, aber mich von einem Fremden flachlegen zu lassen, ohne dass einer von uns mehr will, klingt nach einer großartigen Idee.

Und so fange ich an zu wischen. Und zu wischen.

Irgendwann schickt mir einer der attraktiveren Kerle, die ich nach rechts gewischt habe, ein Bild von seinem Schwanz.

Was soll denn das für eine Begrüßung sein?

Ausgehend von dem Bild ist er allerdings nicht schlecht bestückt.

Da soll noch mal einer sagen, ein Schwanzfoto könne keine Leute zusammenbringen.

Sekunden später kommt eine zweite Nachricht.

Pussylickr69: Ficken?

Nun ja. Er verschwendet wenigstens keine Zeit mit Höflichkeiten, was? Ich ignoriere den Fakt, dass dieser Depp sich nicht einmal die Mühe macht, hallo zu sagen oder nach meinem Namen zu fragen, bevor er fragt, ob ich mit ihm vögeln will, und antworte ihm. Denn die Wahrheit ist: Heute Abend brauche ich nur, womit ihn die Erbanlagen so eindeutig gesegnet haben.

Whiteebanter: Das wäre der Plan.

Pussylickr69: Geil. Wo bist du?

Whiteebanter: Im Thirsty Monk in Nob Hill.

Pussylickr69: Wie wär’s wenn du zu mir kommst?

Da das mein erstes Abenteuer dieser Art ist, weiß ich nicht, ob es normal ist, zum anderen nach Hause zu gehen. Aber ich werde auf gar keinen Fall ins Haus eines Fremden gehen, ohne ihn vorher in der Öffentlichkeit getroffen zu haben und zu wissen, ob er wie ein Widerling wirkt oder nicht. Ich habe ein sehr gesundes Widerling-Barometer.

Whiteebanter: Ich mach das zum 1. Mal. Wie wär’s mit hier treffen & wir trinken was und gehen dann zu dir?

Ich leere den Rest meines Drinks, während ich auf eine Antwort warte. Irgendwie fühlt sich die halbe Minute länger an als das Warten auf die nächste Staffel Breaking Bad. Endlich kommt seine Antwort.

Pussylickr69: Bin in 20 min da.

Ich lasse mein Smartphone mit der Geste einer Frau, die gerade ihr Leben wieder in die Hand genommen hat, in meine Handtasche fallen, die an der Stuhllehne hängt.

Okay, ich tu’s. Ich tu’s wirklich.

Ich brauche noch einen Schuss flüssigen Mut, bevor der Typ hier auftaucht. Ich schaue auf, um noch einen Drink zu bestellen und erwarte, die hübsche Blonde zu sehen, die mich den ganzen Abend bedient hat. Stattdessen trifft mein Blick ein Paar haselnussbrauner Augen, gesäumt von dunklen Wimpern. Diese Augen gehören zum Gesicht eines Kerls, dessen Züge jedes Model neidisch gemacht hätten. Eine genauere Inspektion sagt mir, dass sein Körper nicht weniger beeindruckend ist. Muskeln wölben sich unter seinem strammen T-Shirt, die harten Flächen seiner Brust- und Bauchmuskeln zeichnen sich deutlich ab. Mein Blick wandert eilig wieder zu seinem Gesicht hinauf, und ich sehe ein leicht schiefes Lächeln und ein Funkeln in seinen Augen, die mir sagen, dass er weiß, wie heiß er ist.

Es kostet ein wenig Mühe, meine Synapsen wieder mit meiner Zunge zu verbinden, dann kann ich endlich etwas sagen. »Hallo, du siehst nicht wie die Barfrau aus«, sage ich und schiebe ihm mein leeres Glas zu.

»Du hast recht. Sie ist viel hübscher als ich.«

Sein Grinsen wird breiter. Und oh! Da ist noch ein Grübchen. Ich hatte immer eine Schwäche für Typen mit Grübchen. Andererseits: wer nicht? Ich glaube, Grübchen sind der Schlüssel zum Keuschheitsgürtel.

»Noch einen?« Er nickt zu dem leeren Glas hin.

Als mir wieder einfällt, dass ein Fremder auf dem Weg hierher ist, um Sex mit mir zu haben, flackert Panik in mir auf. Ich brauche unbedingt noch einen Drink.

»Ja!«, sage ich mit zu viel Begeisterung.

Zum Glück lässt er meinen Übereifer unkommentiert. »Was hättest du gern?«

Ich denke kurz nach und komme zu dem Schluss, dass ich etwas Stärkeres brauche als das, was ich bisher getrunken habe – ich muss für diese Sache dringend angeheitert sein –, weiß aber nicht recht, was ich bestellen soll. »Etwas, das mir Haare auf der Brust wachsen lässt«, ist meine geistreiche Antwort auf seine Frage.

Sein Blick gleitet kurz zu meinem Ausschnitt. »Warum willst du eine prima Brust wie deine ruinieren?« Er zieht die Augenbraue hoch, doch statt auf meine Reaktion zu warten, dreht er sich um und fängt an, meinen Drink zu mixen.

Mein Gesicht wird heiß und ein kleines Stück des Selbstvertrauens, das mir in letzter Zeit gefehlt hat, kehrt zurück. Ich lächle vor mich hin, während er ein Glas nimmt und Eis hineingibt, und genieße, wie sich seine Armmuskeln bei der Arbeit zusammenziehen und entspannen.

Ich bin so versunken darin, seinen Körper zu beäugen, dass ich es kaum bemerke, als er einen Drink vor mich hinstellt.

»Für die Dame«, sagt er mit dieser tiefen, leicht rauen Stimme.

»Danke.« Ich beuge mich vor und sauge am Strohhalm; mir entgeht nicht, wie er sich auf meine Lippen konzentriert. Die Süße der Cola kommt zuerst auf meiner Zunge an, dann der Geschmack von Whiskey, gefolgt von etwas, das mir nicht einfallen will.

»Der ist echt gut. Wie heißt er?«

»Das ist ein Stiffy.« Einer seiner Mundwinkel zieht sich nach oben.

»Was ist da drin?«, frage ich, während ich mich zum nächsten Schluck nach vorn beuge. Ich war nie eine große Whiskeytrinkerin, aber das Zeug ist süffig.

»Das ist eine Eigenkreation von mir.« Er zwinkert und beugt sich so weit über die Bar, dass seine Lippen praktisch mein Ohr berühren. »Wenn ich es dir verraten würde, müsste ich unaussprechliche Dinge mit dir anstellen, damit du darüber schweigst.«

Mir läuft ein Schauer über den Rücken und er muss es bemerkt haben, denn er lacht in sich hinein, als er sich wieder aufrichtet, und Heiterkeit bringt seine Augen zum Leuchten.

»Wie heißt du?«, fragt er.

»Whitney Knight. Meine guten Freunde nennen mich aber meistens Whit.«

Er legt beide Handflächen auf die Bar und stützt sich darauf, wodurch alle seine Muskeln hervortreten. Nicht, dass ich es bemerken würde, denn das wäre schlampenhaft, wo doch gerade ein anderer Kerl auf dem Weg hierher ist, um mir das Hirn rauszuvögeln.

Der Duft seines Parfums weht in meine Richtung, als er sich ein klein wenig vorbeugt. »Ich hoffe, dann werde ich eines Tages das Vergnügen haben, dich Whit zu nennen.«

Ich schlucke trocken, meine Zunge fühlt sich zu groß für meinen Mund an. »Wie heißt du?«, frage ich mit belegter Stimme, die wahrscheinlich verrät, wie angetörnt ich in diesem Moment bin.

»Cole«, sagte er schlicht.

Cole. Nur ein Blick auf diesen Kerl und ich weiß, er bedeutet Ärger. Was ich noch nicht weiß, ist, ob er mehr Ärger bedeutet, als er wert ist.

Kapitel 3

Anderthalb Stunden später sitzt der Hottie auf meiner Seite der Bar und hilft mir bei meiner Mission, mich volllaufen zu lassen. Ich muss zugeben, ich genieße seine Gesellschaft, aber es macht ihn nicht direkt zum Mitarbeiter des Jahres, denn eigentlich sollte er ja arbeiten.

»Wird dein Boss nicht sauer, wenn du bei der Arbeit trinkst?«, frage ich.

Schon wieder erscheint dieses verdammte Grübchen, bevor er antwortet. »Nö, der ist cool. Heute Abend ist hier tote Hose. Falls jemand kommt, sorge ich schon dafür, dass derjenige bekommt, was er will.« Sein Blick wandert an mir auf und ab, und ich habe das deutliche Gefühl, er stellt sich mich nackt vor.

Oh Mann, ich hoffe, meine Nacktheit sieht in seinem Kopf umwerfend aus. Angesichts seines frechen Lächelns scheint es so zu sein. Ich frage mich, ob seine Fantasie ausreicht, um sich das Grübchen an meinem Hintern vorzustellen, das einfach nicht verschwinden will, egal, wieviel ich wiege.

Als hätte er mit seinen Worten das Schicksal herausgefordert, läutet die Glocke über der Tür und ein älterer Herr kommt herein und setzt sich an einen der Tische am anderen Ende des Raums.

»Bin gleich wieder da.« Cole tätschelt meine Hand, bevor er aufsteht.

Es ist eine unschuldige Geste, aber sie impft mir schmutzige Gedanken ein. Die Wärme seiner Hand wandert meinen Arm hinauf wie ein Bienenstich und nistet sich irgendwo in meiner Brust ein.

Ich schaue ihm nach und komme nicht umhin zu bemerken, wie perfekt sein Hintern seine Jeans ausfüllt. Er wölbt und strafft sich, als sein Besitzer mit langen Schritten durch die Bar geht. Vielleicht hat Lennon recht und es ist wirklich zu lange her, dass ich mit einem Mann zusammen war.

Erst da fällt mir auf, dass der Tindertyp immer noch nicht aufgetaucht ist. In der Bar ist nicht viel los, wahrscheinlich weil es Mitte der Woche ist, und ich habe mit Cole geplaudert – okay, geflirtet – und nicht bemerkt, wieviel Zeit vergangen ist. Ich ziehe mein Smartphone aus der Handtasche und öffne die App, um festzustellen, dass ich eine neue Nachricht habe.

Pussylickr69: Komme doch nicht. Sorry, hab ne andere mit weniger Aufwant gefunden.

Die Wut heizt mein Gesicht auf, als ich eine schnelle Antwort schreibe, die möglicherweise, und damit meine ich auf jeden Fall, vom Alkohol befeuert ist.

Whiteebanter: Ja, ich verstehe schon, dass eine halbe Stunde Konversation zu viel Vorspiel für dich ist. Fick dich und deine Unkenntnis der englischen Sprache. Aufwand schreibt man mit »d«, Vollidiot.

So. Jetzt habe ich es ihm gezeigt. Mit finsterem Blick lasse ich mein Handy in die Handtasche fallen.

»Alles okay?«, fragt Cole, als er sich wieder neben mich setzt.

Ich seufze. »Ja, ich habe nur eben erfahren, dass Pussylicker nicht mehr kommt.«

Cole spuckt fast den Schluck aus, den er gerade genommen hat und bekommt einen Hustenanfall, bevor er sich wieder erholt. »Wie bitte?«

»Ich habe auf einen Typ von Tinder gewartet, aber er hat mich gerade versetzt, weil es ihm anscheinend zu viel Arbeit war, etwas mit mir zu trinken, bevor er mich mit zu sich nimmt, um mich zu ficken.« Ich drehe mein Glas auf der Bar.

»Du angelst auf Tinder nach Typen?« Cole prustet so vor Lachen, dass er sich den Bauch halten muss. Er sieht toll aus, wenn er lacht, ich liebe es, wie sich seine Augenwinkel kräuseln und wie es seine perfekten Zähne in Szene setzt. Abgesehen davon ist es aber irritierend.

»So lustig ist das nicht.« Der Kerl mag heiß sein, aber jetzt strapaziert er gerade meine Nerven.

»Doch, ist es. Warum zum Teufel sollte es eine Frau wie du nötig haben, auf einer Dating-App jemanden zum Vögeln zu suchen?«

Die Art und Weise, wie er »Vögeln« sagt, bringt meine weiblichen Teile dazu sich zusammenzuziehen und ich wünsche mir, es sei eine Einladung, genau das zu tun. Aber das ist egal, denn ich bin sauer auf ihn, ich kann mich durch den Nebel der Trunkenheit nur nicht mehr so genau erinnern, warum.

»Was meinst du mit eine Frau wie ich?« Ich versuche, um den zweiten Satzteil Anführungsstriche in der Luft zu malen, aber mein Gleichgewicht ist nicht mehr das, was es vor drei Stunden einmal war, und ich kippe fast vom Hocker. Also halte ich mich schnell an der Bar fest.

»Schön. Intelligent. Liebenswert. Verführerisch.« Er hakt beim Sprechen jedes Wort mit der Hand ab und sagt es, als meinte er es ernst. Ich starre ihm eine Weile in die Augen, bevor mir die Erkenntnis dämmert.

»Hey! Ich bin eine S.I.L.V. Du weißt schon, wie eine M.I.L.F. Nur anders.« Ich bin so beeindruckt, dass mir das in meinem momentanen Zustand eingefallen ist.

Cole lächelt mit belustigt funkelnden Augen. »Nur besser«, sagt er.

Unsere Blicke bleiben einen Wimpernschlag lang an einander hängen, und in diesem Moment weiß ich, wenn ich mich diesem Kerl opfere, wird er nur zu gern bereit sein, mich morgen Früh auf den Walk of Shame zu schicken. Hitze steigt mir in die Wangen und ich wende den Blick ab. So tollkühn ich eben noch war, als ich über meine Tinder-Eskapade gesprochen habe, jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich bin: die Frau mit so viel Selbstbewusstsein, dass sie ohne Skrupel einen Fremden knallt.

Meine Euphorie macht vollends eine Bruchlandung, als mir klar wird, dass ich es nicht durchziehen und einen Schritt auf ihn zu machen kann. Ich weiß außerdem, dass ich es wahrscheinlich ewig bereuen werden, denn dieser Mann ist so weit über gutaussehend hinaus, dass Schönheit nur noch ein kleiner Fleck im Rückspiegel ist. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er verdammt sexy ist und auch menschlich brauchbar zu sein scheint. Was in der Bay Area mindestens so unmöglich zu finden ist wie jemand, der nicht glaubt, er sei allergisch gegen Gluten.

Ich hole tief Luft, trinke die letzten Schlucke aus und schiebe Cole mein Glas hin.

»Noch einen, bitte.«

Cole leert sein Glas ebenfalls und ich schaue zu, wie dabei sein Adamsapfel hüpft.

Verdammt. Das ist sexy.

Warum ist das sexy?

»Ich trinke auch noch einen mit.« Er steht auf, und bevor er geht, stellt er sich direkt hinter mich. »Ich gehe mal davon aus, dass du noch bleiben willst?«

Sein Atem streicht mir über den Nacken und das Ohr, und ich schließe kurz die Augen, um das Gefühl zu genießen. »Ja, gerne«, sage ich ehrlich.

»Gut. Ich weiß, der erste Typ hat dich enttäuscht, aber keine Sorge … Ich habe mir sagen lassen, ich lecke wie ein Profi.«

Und damit geht er, während ich Mühe habe, mein Herz davon abzuhalten, mir aus der Brust zu springen. Dieser Kerl spielt nicht in meiner Liga. Ich weiß es und die Chancen stehen gut, dass er es auch weiß.

Aber fragt euch mal, Ladies … wenn ihr von der Kreisklasse in die Bundesliga geholt würdet, würdet ihr nein sagen?

Kapitel 4

Ich glaube, ich bin tot.

Moment. Hätte ich solche Schmerzen, wenn ich tot wäre? Wahrscheinlich nicht.

Vielleicht liege ich nur im Sterben.

Ich kneife die Augen zu und versuche, den hämmernden Schmerz zu dämpfen, der in meinem Schädel auflodert, sobald ich mich bewege.

Ich meine es ernst. Ich habe gerade mit dem großen Zeh gezuckt und es fühlte sich an, als würde mir ein Messer ins Gehirn getrieben.

Es dauert eine Minute, aber ich stelle fest, dass ich anscheinend in einem Bett liege. Ich kann das Kissen unter meinem Kopf spüren, die Decke um meine Hüfte. Ich versuche, mich an das Letzte zu erinnern, was ich getan habe, bevor ich mit einer gefühlten Fünf-Kilo-Hantel auf dem Kopf aufgewacht bin. Ich fühle mich wie Wile E. Coyote, auf den Road Runner gerade den Safe fallen lassen hat.

Nach einer Weile, die vielleicht Minuten dauert, vielleicht auch eine Stunde – das weiß ich wirklich nicht so genau –, wage ich, die Augen zu öffnen. Langsam schälen sich meine Augenlider auseinander, und Gott sei Dank für die kleinen Dinge im Leben … Ich werde nicht mit gleißendem Sonnenlicht auf meinen Netzhäuten begrüßt.

Aber ich habe keine Ahnung, wo zum Kuckuck ich bin.

Es ist ein Schlafzimmer. So viel kann ich sagen. Ein sauberes, spärlich eingerichtetes Schlafzimmer. Auf dem Boden Parkett, das aussieht, als wäre es echt, aber aufgearbeitet ist, und weiße Laken bedecken mich auf einem großen Bett. Dunkle Vorhänge wurden so vor eine große Fensterfront am anderen Ende des Raums gezogen, dass sie ein klein wenig Licht hereinlassen, und eine abgenutzte Kommode steht auf der anderen Bettseite.

Ich versuche, mich aufzusetzen, um weiter zu forschen, aber mein Kopf wehrt sich, also lege ich ihn wieder auf das Kissen. Während ich mich zur Seite drehe, versuche ich, meinen Kopf zu zwingen, sich zu erinnern, was ich verdammt noch mal letzte Nacht getan habe.

Ich entdecke eine Flasche Wasser und zwei Kopfschmerztabletten auf dem Nachttisch, und beides kommt mir vor wie eine Fata Morgana mitten in der Wüste, so dankbar bin ich. Dieses Gefühl ist nur kurzlebig, als ich einen Zettel daneben bemerke.

Denn da bricht plötzlich die Erinnerung an die Nacht herein. Wie leid ich mir tat. Dass mich der Tinder-Idiot versetzt hat. Der Flirt mit dem Barmann …

Widerstrebend hebe ich den Kopf, ganz langsam, damit mir nicht die Hirnmasse aus den Ohren fließt. Was wäre ich sonst für ein Hausgast? Im Zimmer ist genug Licht, sodass ich das männliche Gekritzel lesen kann.

Ich muss davon ausgehen, dass du die nach gestern Nacht brauchst. Tut mir leid, dass ich gehen musste, aber ich hatte heute Morgen einen frühen Termin. Bleib, solange du willst, aber lass mir auf jeden Fall deine Nummer da. Mach dir keine Sorgen wegen der Tür, wenn du gehst, sie schließt automatisch ab.

Cole

P.S.: Darf ich dich jetzt Whit nennen? Da du halbnackt in meinem Bett aufwachst, nehme ich an, du betrachtest uns als »befreundet«.

O. Mein. Gott.

O mein Gott!

Ich zermartere mir das Hirn nach irgendeiner Erinnerung daran, was gestern Nacht passiert ist, aber ich weiß nicht mal mehr, wie ich mit ihm die Bar verlassen habe.

Ich trage immer noch meine Unterwäsche, also kann ich mir nicht vorstellen, dass wir Sex hatten, oder? Ich bewege ein wenig das Becken. Es fühlt sich nicht an, als hätte ich Sex gehabt.

Ich halte mir die Hände vors Gesicht und ächze.

Ich habe keine Ahnung, ob ich gestern Nacht Sex hatte oder nicht. Das alles trägt nicht gerade zu einem besseren Selbstwertgefühl bei.

Ganz zu schweigen davon, dass ich mich gern erinnert hätte, wenn ich Sex mit ihm gehabt hätte. Es könnte gut sein, dass ich nie wieder so einen Mann zwischen den Beinen haben werde. Nicht, weil ich glaube, ich wäre es nicht wert, sondern weil es sexuelle Fantasien wie Cole, die nicht total eingebildet sind, nicht gerade wie Sand am Meer gibt.

Ich kann den Presslufthammer in meinem Kopf nicht länger ignorieren, also setze ich mich auf und greife nach den Tabletten und dem Wasser. Als ich die Pillen geschluckt habe, stelle ich das Glas wieder auf den Nachttisch und bemerke einen Stift. So soll ich seiner Meinung nach wohl meine Nummer dalassen.

Auf gar keinen Fall.

Mein Handy liegt auch auf dem Nachttisch, also nehme ich es hoch und rufe Lennons Kontaktinfo auf. Wenn jemand eine Expertin für One-Night-Stands ist, dann sie. Es klingelt ein paarmal, aber irgendwann geht sie ran.

»Ich will hoffen, dass es wichtig ist. Mein Date von gestern Abend wollte gerade runtergehen.«

»Oh, tut mir leid. Störe ich bei der Verabschiedung?«

Lennon lacht. »Süße, unschuldige Whitney. Ich meinte runter zu meiner Muschi.«

Darauf fällt mir nichts ein, also ignoriere ich es komplett. »Ich bin gerade im Bett eines Fremden aufgewacht, er ist weg und hat mir einen Zettel dagelassen, und ich habe keine Ahnung, was gestern Nacht zwischen uns passiert ist.«

Ich höre, wie sie das Mikro zuhält, ihre gedämpfte Stimme, dann kehrt sie wieder zu unserem Gespräch zurück. »Erzähl mir alles!«

»Wenn du mir versprichst, nicht so laut zu reden, ich habe einen tierischen Kater.«

»Du warst gestern Nacht betrunken?«

»Wenn ich von meinem momentanen Kater ausgehe und von der Tatsache, dass ich rein gar nichts mehr von gestern Nacht weiß, muss ich richtig betrunken gewesen sein.«

»O-oh.«

»Genau.«

Meine Freundinnen und ein paar von meinen Exfreunden haben mich darüber informiert, wie ich bin, wenn ich richtig betrunken bin. Sagen wir einfach, ich bin verliebt. Extrem. Verliebt in meine Freunde. Ich liebe alle.

»Ich kann dir garantieren, dass du handgreiflich geworden bist«, sagt Lennon, dann lacht sie auf meine Kosten.

Ich kann mir nur vorstellen, wie ich wohl in Gegenwart von jemandem war, der so fickbar ist wie Cole. Das Letzte, was ich tun werde, ist noch selbst zu unterschreiben, dass ich mich der Peinlichkeit aussetzen werde, ihn wiederzusehen. Nein, danke.

»Ich weiß, ich weiß. Hör zu. Wie sind die Regeln für so etwas?«, frage ich. Ich wälze mich aus dem Bett (und das meine ich wörtlich) und finde das Bad direkt neben seinem Schlafzimmer.

»Was meinst du damit?«

»Er hat mir einen Zettel dagelassen und will meine Nummer.«

»Okaaay … und was ist das Problem?«

Ich erledige schnell meine Morgentoilette und halte das Telefon dabei in der Halsbeuge eingeklemmt.

»Das Problem ist, dass es mir furchtbar peinlich ist. Ich habe keine Ahnung, was letzte Nacht passiert ist und was ich womöglich gesagt habe.« Während ich mir die Hände wasche, werfe ich einen Blick auf mich. »Ich habe mich gerade im Spiegel gesehen. Ich sehe schrecklich aus.«

Das Make-up ist im ganzen Gesicht verschmiert und ich habe dunkle Ringe unter den Augen. Ich bin blass wie eine Leiche, die schon seit ein paar Tagen verrottet, und meine Haare sind an mehreren Stellen verfilzt. Ich würde als Statistin am Set von The Walking Dead durchgehen.

Du meine Güte, wie viel habe ich getrunken?

»Dann geh einfach.«

»Kann ich das machen?«

»Du kannst tun, was du willst. Ich gebe meine Nummer keinem Typen, der scheiße im Bett war. In dem Fall bin ich weg, bevor er aufwacht.« Ich höre die tiefe Stimme eines Typen im Hintergrund, verstehe aber nicht, was er sagt. »Mach du das Ding mit deiner Zunge noch mal, dann gebe ich dir meine Mailadresse noch dazu.«

»Ich nehme an, damit meintest du den Mann, der nackt bei dir im Bett liegt, nicht mich«, sage ich trocken.

»Er ist nicht ganz nackt. Wir hatten gerade Spaß mit Nutella.« Sie kichert.

»Können wir bitte auf mein Problem zurückkommen?« Ich lehne mich mit dem Hintern ans Waschbecken, damit ich dem Spiegel den Rücken zudrehe, denn ich habe null Interesse an meinem momentanen Aussehen.

»Hau einfach ab. Schnapp dir deine Sachen und mach die Fliege.

»Ist das nicht unhöflich?« Ich kaue an meiner Fingerspitze.

»Wen interessiert das? Du siehst den Kerl nie wieder.«

»Du hast recht. Okay, ich muss los, bevor er wieder hier auftaucht.«

»Aufstehen, Krone richten, gehen – und ruf mich später an.«

Ich mache mich daran, meine Klamotten in der Wohnung zusammenzusuchen. Anscheinend war ich wild drauf, als ich sie letzte Nacht losgeworden bin, denn ich finde mein Shirt im Wohnzimmer. Das übrigens echt hübsch ist, mit einem cremefarbenen Teppich auf dem Parkett. Ein offener Kamin mit Bücherregalen links und rechts verleiht dem Raum Gemütlichkeit, und hätte ich nicht solche Angst, einzuschlafen und noch hier zu sein, wenn er wiederkommt, wäre das große, braune Sofa jetzt meins gewesen.

Aber ich nehme Abstand. Meine Hose liegt in Coles Schlafzimmer und ich finde einen meiner Schuhe an der Wohnungstür, den anderen meine ich im Bad gesehen zu haben. Jetzt muss ich nur noch meine Handtasche finden, dann kann ich vom Tatort fliehen.

Wieder versuche ich, mich an irgendetwas von gestern Nacht zu erinnern, doch mein Kopf bleibt leer. Ich suche hektisch herum und habe das Gefühl, eine riesige Uhr zählt im Hintergrund die Zeit bis zu meiner Vernichtung herunter.

Ach, warte. Da ist sie. Als ich in die Küche komme, sehe ich, dass er tatsächlich eine riesige Uhr an der Wand hängen hat, deren Sekundenzeiger das Drama nur vergrößert, das sich in meinem Kopf abspielt.

Da. Meine Handtasche steht auf dem Küchentresen, und Erleichterung durchflutet mich. Ich eile hinüber und durchsuche ihre Tiefen nach meiner Brieftasche; ich will wissen, ob ich noch Geld für die Öffentlichen habe. Nach dem Betrag, den ich gestern Nacht sicherlich in der Bar ausgegeben habe, muss ich jeden Cent zweimal umdrehen. Falls ich kein Bargeld bei mir habe, werde ich Uber nutzen müssen.

Ich schiebe ein paar Sachen herum, finde die Brieftasche aber nicht. Mist. Habe ich sie gestern Nacht verloren? Durch meinen Körper schießt ein Adrenalinstoß, was bei meinem schwummrigen Magen nicht gerade hilfreich ist.

Ich wusste, ich hätte das weinrote Portemonnaie nicht kaufen sollen. Etwas Helles oder Neonfarbenes wäre in diesem riesenhaften Beutel leichter zu finden. Tahlia und Lennon haben sich schon immer über das Gewicht meiner Handtasche lustig gemacht. Was soll ich sagen? Ich bin gern vorbereitet.

Frustriert darüber, wie lang es dauert, fange ich an, Dinge aus der Tasche zu nehmen und auf dem Tresen zu stapeln. Handcreme, Lippenstift und Notizbuch sind die ersten. Dann meine Wasserflasche, Tampons und der Vibrator, den Lennon mir gestern Abend geschenkt hat. Als ich ihn auf den kühlen Granit stelle, verdrehe ich die Augen. Erwartet sie wirklich von mir, dass ich das Ding benutze und ihr dann berichte? Als nächstes kommt mein Gesichtspuder, eine kleine Bürste, und dann schließt sich meine Hand endlich um meine Brieftasche.

»Yay!«, juble ich. Ich öffne den Reißverschluss und sehe, dass noch fast genauso viel Cash darin ist wie am Abend, als ich das Haus meiner Großeltern verließ.

Hab ich meine Zeche nicht bezahlt? Innerlich stöhne ich, aber tun kann ich jetzt nichts. Denn ich werde Cole definitiv und auf gar keinen Fall je wiedersehen. Ich bete, dass er meine Rechnung, wie hoch sie auch immer gewesen sein mag, nicht von seinem Lohn abgezogen bekommt.

Kopfschüttelnd schnappe ich die Sachen und stopfe sie eilig wieder in die Tasche, denn jetzt will ich nur noch weg.

Zügig erreiche ich die Tür und schaue mich nicht um, als ich versuche, mir das letzte bisschen Stolz, das ich noch habe, zu erhalten, und hinausmarschiere.

Wie sich herausstellt, wohnt Cole im obersten Stock eines umgebauten viktorianischen Hauses. Da ich mir nicht so ganz sicher bin, wo ich mich befinde, vollführe ich den Walk of Shame zur nächsten Straßenecke, um die Straßenschilder zu lesen und mich zurechtzufinden. Zum Glück weiß ich, wo ich bin, als ich die Kreuzung sehe, und wenn ich noch ein Stück die Straße entlanggehe, kann ich sogar einen direkten Bus zu meinen Großeltern nehmen. Ich danke dem Universum kurz, dass es Herbst ist, denn das bedeutet in San Francisco, dass nicht tausendundein Grad herrschen. Die kurze Strecke bis zur Bushaltestelle bringt mich sowieso schon fast um, und wäre es dazu auch noch tierisch heiß, könnte der Leichenbeschauer am Straßenrand eine Linie um meinen Körper ziehen.

Mein Kopf hämmert immer noch, aber zum Glück sitzt sonst niemand auf der Bank, also lasse ich mich mit meiner Tasche auf dem Schoß hinplumpsen. Hoffentlich kommt der Bus bald. Ich will meine Brieftasche herausholen, damit ich meinen Fahrpreis schon einmal abzählen kann, aber sie hat sich natürlich irgendwie wieder ganz unten in der Tasche vergraben.

Mit einem tiefen Seufzer beginne ich die Jagd.

Diesmal finde ich die Brieftasche leicht, aber was ich nicht sehe ist das leuchtend pinke Sexspielzeug, das mir Lennon geschenkt hat. Wo zum Henker ist das Ding? Wenn ich es verliere, bringt sie mich um. Ich suche noch eine Minute und finde es nicht. Moment …

Nein.

Nein!

Es ist niemand da, der es sehen könnte, aber mir steigt die Hitze in die Wangen, als die Demütigung einsetzt.

Verdammte. Scheiße.

Ich habe den Vibrator in Coles Wohnung doch wieder in die Tasche gesteckt, nachdem ich meine Brieftasche gefunden hatte, oder?

Fieberhaft wühle ich alle Gegenstände in meiner Tasche durch, dann lege ich sie nebeneinander auf die Haltestellenbank, bis meine Tasche leer ist. Immer noch kein Vibrator.

In diesem Moment kommt ein Mann mittleren Alters daher, beäugt mich skeptisch und beschließt, lieber ein paar Meter weiter auf den Bus zu warten, statt in meine Nähe zu kommen. Ich kann es ihm nicht verdenken.

Ich sinke vor der Bank auf die Knie. »Das kann nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein!« Ich fahre mir mit den Händen durch die Haare und wiege mich in einem Mini-Nervenzusammenbruch vor und zurück.

Ich hatte vielleicht oder auch nicht einen One-Night-Stand mit einem Typ, der auch ein Model sein könnte, ich habe keine Ahnung, was passiert ist, aber ich weiß, es war höchstwahrscheinlich nicht meine Sternstunde, und jetzt habe ich ein Sexspielzeug auf seinem Küchentresen zurückgelassen.

Kann mir jemand eine Schaufel geben, damit ich mir ein Loch graben und nie wieder herauskommen kann?

»Alles in Ordnung, Miss?«, fragt der Mann, der mit mir auf den Bus wartet, aber ich merke, er wagt es nicht, einen Schritt näher zu kommen.

Ich fange an, alles wieder in meine Tasche zu stopfen. »Klar. Geht schon. Anscheinend kann man nicht wirklich vor Scham sterben.«