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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Die Sonne stand am strahlend blauen Himmel, die Luft flirrte und war erfüllt von den Gerüchen des Sommers. Valerie von Eicken tänzelte durch den Salon und »schwebte« durch die weit geöffnete Flügeltür hinaus auf die Terrasse. Agatha van Huismann schüttelte missbilligend den Kopf: Die ältliche Hausdame, eine entfernte Verwandte mit holländischen Wurzeln, die von allen mit Tante angeredet wurde, räusperte sich. »Mein liebes Kind«, sagte sie, mit hoher Stimme und in empörtem Ton, »es schickt sich nicht für eine Baroness, sich derart fortzubewegen. Mein Gott, wie oft muss ich es dir noch sagen? Schreiten, Valerie, du musst schreiten!« »Ach, Tante Agatha«, lachte das hübsche Freifräulein und schüttelte den Kopf, dass die blonden Locken nur so flogen, »wir sind hier doch nicht bei ›Königs‹, sondern ganz stinknormale Adlige. Verarmt sogar, wie man vermutlich hinzufügen muss.« Die gute Hausdame stieß einen Seufzer aus und bedeckte ihr Gesicht mit der Hand. »Herrgott, war denn meine ganze Erziehung umsonst?«, fragte sie, den Blick jetzt zum Himmel gerichtet. Doch von dort bekam sie keine Antwort. Stattdessen ertönte eine tiefe Stimme von der Tür her. »Was ist denn, meine liebe Agatha?« Julius von Eicken trat auf die Terrasse hinaus. Sofort lief Valerie zu ihm und fiel ihm um den Hals. Sie gab ihm einen Kuss und führte ihn zu dem Tisch auf dem schon Kaffee und Kuchen bereitstand.
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Die Sonne stand am strahlend blauen Himmel, die Luft flirrte und war erfüllt von den Gerüchen des Sommers.
Valerie von Eicken tänzelte durch den Salon und »schwebte« durch die weit geöffnete Flügeltür hinaus auf die Terrasse.
Agatha van Huismann schüttelte missbilligend den Kopf: Die ältliche Hausdame, eine entfernte Verwandte mit holländischen Wurzeln, die von allen mit Tante angeredet wurde, räusperte sich.
»Mein liebes Kind«, sagte sie, mit hoher Stimme und in empörtem Ton, »es schickt sich nicht für eine Baroness, sich derart fortzubewegen. Mein Gott, wie oft muss ich es dir noch sagen? Schreiten, Valerie, du musst schreiten!«
»Ach, Tante Agatha«, lachte das hübsche Freifräulein und schüttelte den Kopf, dass die blonden Locken nur so flogen, »wir sind hier doch nicht bei ›Königs‹, sondern ganz stinknormale Adlige. Verarmt sogar, wie man vermutlich hinzufügen muss.«
Die gute Hausdame stieß einen Seufzer aus und bedeckte ihr Gesicht mit der Hand.
»Herrgott, war denn meine ganze Erziehung umsonst?«, fragte sie, den Blick jetzt zum Himmel gerichtet.
Doch von dort bekam sie keine Antwort. Stattdessen ertönte eine tiefe Stimme von der Tür her.
»Was ist denn, meine liebe Agatha?«
Julius von Eicken trat auf die Terrasse hinaus. Sofort lief Valerie zu ihm und fiel ihm um den Hals. Sie gab ihm einen Kuss und führte ihn zu dem Tisch auf dem schon Kaffee und Kuchen bereitstand.
»Papa, ist das nicht ein herrlicher Tag?«, rief sie begeistert aus. »Machen wir nachher noch einen kleinen Ausritt?«
»Julius«, mischte sich Frau van Huismann ein, bevor der Baron seiner Tochter antworten konnte, »würdest du bitte das Kind darauf hinweisen, dass es nicht immer über unsere Familie als von verarmten Adel spricht! Was sollen denn die Leute denken?«
Valeries Vater zog belustigt die rechte Augenbraue in die Höhe, während das Madel ihm zuzwinkerte.
»Also wirklich«, sagte er betont streng, »da muss ich Tante Agatha Recht geben. Das geht doch nicht, mein Kind.«
Die alte Dame sah die Baroness triumphierend an.
»Hoffentlich merkst du es dir, Valerie«, bemerkte sie noch, ehe sie hineinging, um ein kleines Schläfchen zu halten.
Kaffee trank sie ohnehin nicht, und Kuchen, womöglich noch mit Sahne, verabscheute Frau Agatha van Huismann geradezu.
»Setz’ dich«, sagte Julius von Eicken zu seiner Tochter, als sie alleine waren, »ich muss mit dir reden.«
Irgendetwas an seinem Tonfall machte sie stutzig.
»Was gibt’s denn?«, fragte sie. »Du bist doch wohl nicht ernsthaft wegen der ›armen Adligen‹ verärgert, oder?«
Der Baron schüttelte den Kopf.
»Unsinn«, antwortete er, »zumal der Vergleich gar nicht so verkehrt ist …«
Die Baroness horchte auf. Es waren ernste Worte, die sie da aus dem Mund ihres Vaters hörte.
Stand es tatsächlich so schlecht um das Vermögen ihrer Familie?
Valerie wusste, dass sie nicht immens reich waren. Doch immerhin warf das Gut so viel ab, dass es zu einem standesgemäßen Leben reichte. Sie hatten das Schloss, eine stattliche Anzahl von Bediensteten, und in ein paar Wochen würde sie in die Verwaltung des Gutbetriebes einsteigen. Alles in allem waren die Aussichten doch ganz rosig.
Indes – die nächsten Worte ihres Vaters holten Valerie von Eicken ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Wie …, wie meinst du das?«, fragte sie zaghaft.
Der Baron sah seine Tochter nachdenklich an.
Dreiundzwanzig Jahre war sie jetzt alt und sah ihrer viel zu früh verstorbenen Mutter so ähnlich, dass er manchmal glaubte, mit Katharina zu sprechen, wenn Valerie vor ihm saß.
Eine ausgesprochene Schönheit war sie, mit den blonden gelockten Haaren, die ihr weich auf die runden Schultern fielen. Das Gesicht war fein geschnitten, die kleine Nase gerade und wohlgeformt. Auch die Figur hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Schlank und genau richtig proportioniert, zog Valerie die begehrlichen Blicke der Männer auf sich, wenn sie und ihr Vater Gäste auf einer Gesellschaft waren oder die Oper besuchten.
»Du wirst ja nun bald in die Verwaltung unseres Gutes eintreten«, antworte Julius von Eicken, mit seiner dunklen sonoren Stimme, »daher halte ich es für angebracht, dich schon jetzt auf einige Umstände aufmerksam zu machen. Valerie, es steht nicht gut mit unseren Finanzen …«
Die Baroness war bleich geworden.
»Was sagst du?«, hauchte sie tonlos.
»Es ist leider so«, antwortete ihr Vater. »Die Ernte im letzten Jahr war miserabel, wie es in diesem Jahr wird, hängt ganz von der Witterung ab. Wenn wir wieder so einen schlechten Sommer haben, sehe ich Schwarz. Die Brauerei konnten wir nur halten, weil das Geschäft mit Polen nicht geplatzt ist, und was die Jagd und Fischerei angeht, da verzeichnen wir ohnehin seit Jahren keine großen Gewinne mehr. Seit der Öffnung der EU-Grenzen zum Osten hin, kommen von dort billige Importe, bei denen wir nicht mithalten können.«
»Und was können wir da tun?«
Valerie war wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich besaßen sie keine Reichtümer, keine Konten in der Schweiz und keine Aktienpakete irgendwelcher Firmen, die hohe Rendite abwarfen. Den »verarmten Adel« hatte sie freilich nur im Scherz gesagt. Dass es aber tatsächlich so schlimm stehen könne, damit hatte sie nicht gerechnet.
Julius von Eicken räusperte sich.
»Gero von Hohenstetten hat mir eine Beteiligung angeboten«, sagte er endlich, nachdem ihm die Worte so gar nicht über die Lippen wollten.
Sie blickte ihn erstaunt an.
»Du willst einen Fremden in das Geschäft holen?«, fragte Valerie ungläubig.
»Na ja, ein Fremder ist Gero ja nun nicht. Immerhin kenne ich ihn seit unserer gemeinsamen Internatszeit.«
»Für mich ist er ein Fremder«, beharrte die Baroness. »Schließlich bin ich ihm erst einmal begegnet. Und was man so über seinen Sohn liest – da vergeht einem ohnehin die Lust, diese Familie näher kennen lernen zu wollen.«
Julius verzog das Gesicht, als hätte er puren Zitronensaft getrunken und biss sich auf die Unterlippe.
Dieser letzte Satz, der hätte besser nicht kommen dürfen …
»Gero hat bei mir im Namen seines Sohnes Alexander um deine Hand angehalten …«, brachte er mühsam hervor.
*
Valerie sah ihren Vater ungläubig an, suchte in seinem Gesicht nach irgendeinem Anzeichen, dass er sich einen Spaß mit ihr erlaubt hätte.
Doch Julius von Eicken blieb ernst. Sein markantes Gesicht war zu einer Maske erstarrt.
»Das ist doch wohl ein Scherz!«, sagte die Baroness, obwohl sie längst die Antwort wusste.
Der Baron schüttelte den Kopf.
»Nein, Valerie, mit so etwas scherze ich nicht«, entgegnete er. »Aber bitte – du sollst wissen, dass ich dich zu nichts zwinge. Du kannst frei entscheiden …«
Sie wartete.
Der Satz war doch noch nicht beendet, da kam doch noch was?
»Allerdings?«, fragte die Baroness.
»Allerdings wird es für uns sehr schwer werden, dieses Jahr zu überstehen, wenn Gero sein Angebot zurückzieht«, fuhr ihr Vater fort. »Möglicherweise müssen wir uns dann doch von der Brauerei trennen und auch die Fischereirechte verkaufen. Vielleicht auch die Grundstücke …«
Valerie hielt den Atem an. »Eicken-Bräu« war ein weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekanntes Bier, gegründet hatte die Brauerei ihr Ururgroßvater und seither war sie im Besitz der Familie. Und seit Generationen besaßen die von Eickens Grundstücke am Achsteinsee, sowie Fischereirechte.
Dies alles zu verkaufen, wäre wie …, als würde man einem Menschen einen Körperteil amputieren.
Hinter der Stirn der Baroness arbeitete es.
War eine Hochzeit vielleicht das kleinere Übel?
Valerie dachte an Alexander von Hohenstetten, dessen Bild sie nur aus der Klatschpresse kannte. Der fünfundzwanzigjährige Graf geriet immer wieder in die Schlagzeilen. Oft wegen seiner sportlichen Erfolge, meistens aber, weil er wieder einmal die Freundin gewechselt hatte. Als Sohn einer reichen Adelsfamilie brauchte er sich in finanzieller Hinsicht keine Gedanken machen. Die Hohenstetten besaßen eine Privatbank, waren an mehreren Industrieunternehmen beteiligt und züchteten edle Rennpferde, von denen keines unter hunderttausend Euro zu haben war. Das Gestüt Hohenstetten hatte zudem einen legendären Namen im Kreise der deutschen Springreiterelite. Pferde aus diesem Stall waren stets auf den Siegerplätzen der verschiedenen Turniere zu finden. Kein Wunder also, dass der gut aussehende Grafensohn ein begehrter Junggeselle war, dem die Frauen scharenweise nachliefen.
Doch gerade deshalb fand Valerie von Eicken es absolut nicht verlockend, in diese Familie hineinheiraten zu müssen.
Alexander von Hohenstetten mochte noch so attraktiv sein, ihr konnte er gestohlen bleiben!
Andererseits …
Die Brauerei – fünfhundert Männer und Frauen aus der Umgebung arbeiteten dort.
Was würde mit ihnen geschehen, wenn man verkaufen müsste?
Vermutlich sogar an einen dieser Großkonzerne, die alles aufkauften, was ihnen Konkurrenz machte, und den Standort schlossen‚ wenn es gerade in die Firmenpolitik passte.
Fünfhundert Menschen und deren Familien stünden von heute auf morgen ohne Lohn und Brot da!
Nicht anders verhielt es sich mit den Grundstücken am Achsteinsee, die dort am Ufer lagen. Auf ihnen standen Lokale und Geschäfte, die verpachtet waren und guten Gewinn einbrachten. Auch die Zukunft dieser Pächter wäre bei einem Verkauf ungewiss, ebenso wie die der Fischer, die für das Gut Eicken jeden Morgen hinausfuhren und mit gefüllten Netzen zurückkamen. Zu ihren Aufgaben zählte nicht nur das Fischen, in erster Linie war es das Pflegen des Bestands im See, das Setzen der Jungfische und darauf zu achten, dass nicht überfischt wurde, um die Arbeit auch noch für kommende Generationen zu sichern. Das alles wäre in Gefahr, wenn sie, Valerie, sich verweigerte.
»Wie kommt Alexander von Hohenstetten ausgerechnet auf mich?«, fragte sie, mit belegter Stimme. »Er kennt mich doch gar nicht. Aus den Zeitungen weiß ich ja mehr über ihn, als er über mich.«
Ihr Vater nickte.
»Ich kann deine Bedenken verstehen«, sagte er. »Was man über Alexander hört und liest, lässt ihn wahrlich nicht in einem guten Licht erscheinen. Seine Eskapaden sind ja nur zu gut bekannt. Aber gerade deswegen würde Gero sich von Herzen wünschen, dass ihr zwei heiratet. Sein Sohn weiß übrigens noch gar nichts davon. Aber mein alter Schulfreund hat genug von dem, was Alexander so treibt. Er ist überzeugt, dass du es schaffen kannst, den wilden jungen Grafen zu zähmen.«
Julius von Eicken beugte sich vor und lächelte Valerie an.
»Davon bin ich auch überzeugt«, setzte er hinzu. »Gegen deinen Kopf kann doch kein Mann an!«
Die Baroness musste unwillkürlich ebenfalls lächeln.
»Also gut«, sagte sie schließlich, »ich bin einverstanden. Allerdings zu meinen Bedingungen …«
»Was für Bedingungen?«
»Da Alexander und ich uns überhaupt nicht kennen, nehme ich an, du und dein Freund, ihr habt da an einen Ball oder etwas Ähnlichem gedacht, damit wir einander offiziell vorgestellt werden können.«
Julius von Eicken nickte.
»Ja, wir denken, der jährliche Sommerball auf Schloss Hohenstetten wäre ein guter Anlass …«
Valerie winkte ab.
»Der Ball findet ohne uns statt«, widersprach sie. »Und auch ohne Alexander. Ich habe nämlich die Absicht, nach St. Johann zu fahren, und dort, genau dort, will ich seine Bekanntschaft machen.«
Der Baron runzelte die Stirn.
»Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Warum so kompliziert?«
»Nicht kompliziert, sondern ganz einfach, liebster Paps«, schüttelte die Baroness den Kopf. »Wie ich den guten Grafensohn einschätze, wird er versuchen, mich zu erobern. Ich aber werde ihm eine Lehre erteilen, und wenn er die bestanden hat, dann, und nur dann, bin ich bereit, Alexander von Hohenstetten zu ehelichen!«
*
Die rassige schwarzhaarige Frau schmiegte sich an den jungen Mann. Ihre Lippen suchten seinen Mund, und ihre Hände fuhren liebkosend durch sein braunes Haar.
Alexander von Hohenstetten löste sich mit einem unwilligen Laut von der Frau, als sein Handy klingelte.
»Entschuldige«, bat er, nach einem Blick auf das Display, »mein Vater. Da muss ich rangehen.«
Komtess Regine lächelte, lehnte sich zurück und griff nach dem Champagnerglas. Während sie trank, blickte sie dem jungen Grafen, der mit dem Mobiltelefon in der Hand auf den Balkon gegangen war, begehrlich hinterher.
Sie trank einen Schluck und ließ den Champagner genüsslich die Kehle hinunterrinnen. Die Balkontür war nicht ganz geschlossen, und so konnte Regine ein paar Wortfetzen verstehen, auch wenn sie nicht ganz mitbekam, worüber Alexander mit seinem Vater sprach.
Sein Gesicht hingegen zeigte sehr deutlich, dass dieser Anruf ihm nicht besonders gefiel.
Hoffentlich wurden dadurch nicht ihre Pläne zerstört!
Regine von Strehlen hatte Alexander von Hohenstetten nach vier Jahren wiedergetroffen. Damals, noch auf der Universität, hatten sie eine längere Beziehung gehabt, die letztendlich dann doch gescheitert war. Lange Zeit hatten sie sich aus den Augen verloren, aber jetzt hatte das Schicksal es gefügt, dass sie sich wieder über den Weg gelaufen waren. Um diese neuerliche Beziehung zu festigen, hatte Regine vorgeschlagen, ein paar Tage ins Wallis zu fahren, wo ihre Familie ein Chalet besaß. Dort, so hoffte sie, würde es bestimmt gelingen, Alexander wieder fester an sich zu binden.
Vielleicht sogar für immer …?
Sie hoffte es. Gerade erst hatte sie einen Mann an eine andere verloren. Noch einmal sollte es nicht passieren.
Der junge Graf klappte das Mobiltelefon zusammen und ließ es in die Hosentasche gleiten. Alexander maß gut eins achtzig. Er war schlank, sportlich und durchtrainiert. Das markante Gesicht konnte undurchdringlich wie eine Maske sein, oder freundlich und zuvorkommend blicken, je nachdem, wie es die Situation erforderte.
Er war mehrfacher Meister im Sportbootrennen, und im Schloss standen zahlreiche Pokale, die er im Motorsport und auf Turnieren errungen hatte. Zwar hatte er Betriebswirtschaft studiert, um eines Tages mal in den Betrieb der von Hohenstettischen Verwaltungsgesellschaft einzusteigen, doch vornehmlich war es sein Bestreben, den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen und die Frauenwelt zu beglücken, die sich nur zu gerne von dem charismatischen Adligen erobern ließ.
»Tut mir leid«, sagte er zu Regine, »aber aus unsrem Trip in die Schweiz wird nichts. Vorerst zumindest. Ich muss nach Hause. Es gibt da irgendwelche Probleme, die ich mit meinem Vater erörtern muss.«
Die Komtess versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Vielleicht kannst du nachkommen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Er schüttelte den Kopf.
»Ich fürchte, das ist eine längere Geschichte«, antwortete Alexander bedauernd. »Am besten mache ich mich auch gleich auf den Weg.«
Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf den Mund.
»Ich melde mich.«
Sehnsüchtig schaute sie ihm hinterher.
Alexander fuhr so schnell, wie es der Verkehr zuließ. Trotz aller Leichtsinnigkeit, die er ansonsten an den Tag legte, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, zu rasen und sich und andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Es dauerte gut eine Stunde, ehe er Schloss Hohenstetten, knapp hundert Kilometer von München entfernt, erreichte.
Graf Gero erwartete seinen Sohn bereits ungeduldig.
»Wo bleibst du denn?«, fragte er tadelnd. »Ich habe dir doch gesagt, dass es wichtig ist.«