Seelenschwingen: Fügung - Calin Noell - E-Book

Seelenschwingen: Fügung E-Book

Calin Noell

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Beschreibung

"Durchtrenne die Verbindung, auf dass sie glauben, du wärst gefallen."   Durch einen feigen Hinterhalt wurden Talil und ihre Gefährten in die Menschenwelt verbannt und alle Übergänge zerstört. Zweifel breiten sich aus, verdunkeln unaufhaltsam das reine Strahlen der Seelenschwingen, schwächen Talils Macht. Ihre Rückkehr nach Sjeldor scheint aussichtslos und doch ist es die einzige Möglichkeit, die Lebensbahnen aller zu erretten.   Eine spannende letzte Reise steht bevor, in der Mut und Hoffnung ihre bedeutsamsten Waffen sind.   Leserstimmen: "Ein würdiges Ende und doch bin ich unendlich traurig, dass diese Reise nun zu Ende geht!" "Spannend und unglaublich schön! Ich werde sie sehr vermissen." "Sjeldor und das Volk der Dunkelelben. Ich hoffe auf ein Wiedersehen!"   Fünfter und letzter Band der Seelenschwingen-Reihe.

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Calin Noell

Seelenschwingen – Fügung

Band V

Impressum:

Erstauflage 2018

Calin Noell

c/o Papyrus Autoren-Club

R.O.M. Logicware GmbH

Pettenkoferstr. 16-18

10247 Berlin

www.calin-noell.com

Texte © 2018 Copyright by Calin Noell

Bilder © 2018 Copyright by Calin Noell

Coverdesign: Saskia Lackner

www.saskia-illustration.de/

Lektorat: Kerstin Barth

www.kerstin-barth.de/lektorat/

Alle Rechte vorbehalten

Über die Autorin

»Um Wunder zu erleben, musst Du an sie glauben.«

Schon immer spielten sich etliche Geschichten in meinem Kopf ab. »Zu viel Fantasie«, dachte ich damals noch und tat es einfach als Spinnerei ab. Erst viele Jahre später kam mir überhaupt in den Sinn, dass man dieses Wirrwarr in meinem Kopf auch aufs Papier bringen könnte und wagte den Versuch. Was als diffuse Möglichkeit begann, endete etwa 450.000 Wörter später mit der Janaii-Trilogie als mein Erstlingswerk. Heute kann ich mir eine Welt ohne meine Geschichten gar nicht mehr vorstellen.

Viele liebe Grüße

Eure Calin

Schaut auch gerne auf meine anderen Seiten, dort gibt es weitere Infos, zu meinen Büchern, aber auch zu meiner Person:

www.calin-noell.com

www.facebook.com/calin.noell.Autorin

www.instagram.com/calinnoell_autorin/

Danksagung

»Wenn nicht jetzt, wann dann?«

Dies ist tatsächlich mein Lebensmotto geworden und ich möchte mich hiermit bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben.

Meiner Grafikdesignerin Kia, wie immer eine kreative Seele, die mich berührt und begeistert! Meiner Lektorin Kerstin, die mich mit ihren Kommentaren regelmäßig zum Schmunzeln bringt. Und besonders meine Autoren-Kollegen und Kolleginnen, die unermüdlich meine verhassten Klappentexte mit mir diskutiert haben, und über das ein oder andere Detail eines Covers. Ihr seid alle unbezahlbar!

Natürlich darf meine Familie nicht fehlen, denn ohne ihre Unterstützung könnte ich all das niemals bewältigen.

Buchbeschreibung

»Durchtrenne die Verbindung, auf dass sie glauben, du wärst gefallen.«

Durch einen feigen Hinterhalt wurden Talil und ihre Gefährten in die Menschenwelt verbannt und alle Übergänge zerstört. Zweifel breiten sich aus, verdunkeln unaufhaltsam das reine Strahlen der Seelenschwingen, schwächen Talils Macht. Ihre Rückkehr nach Sjeldor scheint aussichtslos und doch ist es die einzige Möglichkeit, die Lebensbahnen aller zu erretten.

Eine spannende letzte Reise steht bevor, in der Mut und Hoffnung ihre bedeutsamsten Waffen sind.

Leserstimmen:

»Ein würdiges Ende und doch bin ich unendlich traurig, dass diese Reise nun zu Ende geht!«

»Spannend und unglaublich schön! Ich werde sie sehr vermissen.«

»Sjeldor und das Volk der Dunkelelben. Ich hoffe auf ein Wiedersehen!«

Fünfter und letzter Band der Seelenschwingen-Reihe.

Seelenschwingen

Fügung

Band V

von

Für all jene, die mich von Beginn an

unterstützt habenund an mich glaubten ♥

Inhaltsverzeichnis

 

Flucht

Rausch

Geheimnisse

Befreiung

Erkenntnis

Rückkehr

Freund oder Feind?

Wahrheiten

Verbundenheit

Verstoßen

König

Neuordnung

Zusammenschluss

Überraschungen

Einigung

Offenbarungen

Rettung

Zweifel

Glauben

Beistand

Täuschung

Entscheidungen

Zwiespalt

Schattenschwingen

Rückkehr

Heimkehr

Zusammenhalt

Vorbereitungen

Wege

Willenlos

Geständnis

Vervielfältigung

Pläne

Möglichkeiten

Auferstehung

Hinterlist

Taktik

Hinterhalt

Wahn

Hass im Herzen

Wilton

Epilog

 

Flucht

Talil

Kaum lag der Übergang hinter mir, bemerkte ich die Menschen um mich herum, doch sie schienen sich in keiner Weise für mich zu interessieren. Dann jagten plötzlich Paddy, Quinn, Bruce und Hoyer durch das Tor. Ich nahm Kiljans Aufregung wahr, die Furcht und seine ansteigende Hoffnungslosigkeit, gefolgt von kurzer Erleichterung, als Leo, Konrad und Reed auf uns zu stürmten. Seine Gefühle schwankten einen Moment deutlich, dann aber stiegen seine Anspannung und seine Furcht derart, dass ich zu zittern begann. Was nahm er nur wahr? Ängstlich blickte ich zum Übergang und spürte unvermittelt Jul und Nio. Erst jetzt ergaben seine Eindrücke einen Sinn. Er durchlebte Todesangst, nicht seinetwegen, sondern wegen der beiden Kleinen.

Schließlich sah ich den Pfeil, spannte meinen Körper an, bereit zum Sprung, doch bevor ich eingreifen konnte, landete ausgerechnet Sewolt mit einem gewaltigen Satz zwischen ihnen und packte sie im vollen Lauf, ohne innezuhalten. Nur einen einzigen Wimpernschlag später schlug der Pfeil in den Boden ein, dort, wo Nio eben noch gelaufen war. Wenige Atemzüge darauf erreichten die drei das rettende Tor.

Als sei ihre Durchquerung ein unsichtbares Zeichen, breitete sich eine gewisse Unruhe unter den Menschen um uns herum aus. Doch niemand griff uns an oder bedrohte uns. Es schien, als würden sie noch immer auf irgendetwas warten.

Unvermittelt trat Alys in unser Blickfeld und half einigen Menschen beim Übertritt zurück in ihre Welt. Sie wirkte aufrichtig bekümmert und genauso ausgezehrt wie Paddy. »Du darfst niemals aufgeben, Talil, weil du unsere einzige Hoffnung bist«, flüsterte sie. »Wir beschützen alle, die zurückbleiben, mit unserem Leben. Gib auf dich acht – und auf Quinn.« Über ihre Züge huschte ein kurzes Lächeln, das ebenso schnell verblasste. Nach einem letzten Blick lief sie eilig davon, hinein in ihre Welt, die inzwischen auch wieder meine geworden war, fort von dem Tor, das mich von denen trennte, die ich liebte.

»Kusch!«, rief plötzlich einer der Männer. Sein Gewehr in beiden Händen haltend, vollführte er damit eine fortscheuchende Geste. Halb auf dem Boden kauernd wichen wir zurück, es waren einfach zu viele.

»Pass mal auf, ich zeige dir, wie man das macht«, fuhr ein weiterer Mann dazwischen und richtete seine Waffe direkt auf uns. Sofort packte der erste den Lauf und drückte ihn nach unten.

»Für’s Töten bezahlen sie uns nicht«, zischte er und pfiff einmal laut durch die Finger. Augenblicklich wandten sich uns alle zu, trieben uns erbarmungslos von dem Übergang fort.

»Lass uns doch den Spaß«, schaltete sich der andere wieder ein. Nach einem harten Blick schwieg er jedoch. Unvermittelt knallte irgendwo ein Schuss. Auch wenn wir spürten, dass er direkt in den Boden ging, verstanden wir die Gesten deutlich.

»Los, lauft!«, drängte ich und scheuchte Nio und Jul vor mir her. Endlich liefen sie los, immer schneller, bis die Menschen schon ein ganzes Stück hinter uns lagen. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Beben. Schlitternd kamen wir zum Stehen und wandten uns um. »Sie haben den Übergang gesprengt«, flüsterte ich betroffen. »Warum nur?«

Als ich einen der Männer erblickte, wusste ich, dass all die Fragen warten mussten. Erneut drängte ich Nio und Jul voran, in den immer undurchdringlicher werdenden Wald hinein. Paddy, Sewolt und meine Gefährten blieben dicht hinter uns. Obwohl uns die Menschen nicht weiter verfolgten, hielt ich erst an, als ich die Schwäche der Kleinen spürte. Auch ich empfand eine bisher ungeahnte Erschöpfung, als hätten mich die Geschehnisse vollkommen ausgelaugt.

»Es gibt noch genügend andere Übergänge«, erscholl Reeds Stimme in meinem Geist.

»Nein«, fuhr Paddy dazwischen. »Sie haben alle Tore unserer Welt zerstört, so lautete zumindest ihr Plan.«

»Aber wie? Woher wussten sie … Wie kann das möglich sein?« Mein Herz hämmerte hart in meiner Brust und krampfte sich zusammen. Paddys Bestimmtheit schockierte mich zutiefst. »Die Tore zerstört? ALLE?« Starr vor Angst schloss ich die Augen. »Bei allen Ahnen, bitte sagt mir, dass es nicht wahr ist!« Kein Gefühl, keine Eingebung folgte. Meine Verzweiflung überrollte mich, bis ich die bebenden Körper der Kleinen spürte. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Kopflose Panik würde uns jetzt auch nicht weiterhelfen. »Bruce, meinst du, dein Haus ist weiterhin ein sicherer Unterschlupf?«

»Wenn du daran glaubst, dass weder Alasdair noch Ean darin verwickelt sind, dann ja. Niemand in unserer Welt wird es je mit mir oder meinen Brüdern in Verbindung bringen.«

Ich dachte über seine Worte nach. War ich mir wirklich sicher, dass auch Ean auf unserer Seite stand? Bei meinem Vater empfand ich längst eine unverrückbare Gewissheit, doch bei meinem Großvater schwankte ich immer wieder. »Wir müssen darauf vertrauen, dass es so ist«, entgegnete ich ausweichend. »Weiß jemand von euch, wo wir uns befinden?«

»Nein. Wir sollten aus diesem Wald heraus und ein Dorf oder eine Stadt suchen. Von dort aus dürfte es kein Problem sein, alles zu beschaffen, was wir benötigen, um zu mir nach Hause zu gelangen.«

Bruce’ Selbstsicherheit beruhigte mich ein wenig. Ich verdrängte sämtliche Fragen und Zweifel. Hier und jetzt besaßen wir keine Zeit für Ängste. Wir mussten handeln und uns einen Überblick verschaffen, doch dazu brauchten wir einen sicheren Zufluchtsort. »Also gut, hat jemand einen Vorschlag, in welche Richtung wir aufbrechen sollten?«

Plötzlich spürte ich Leos Grinsen, während er sich an mich drängte. »Wir nicht, dein Falke aber schon.«

»Ich glaube nicht, dass meine Magie auf dieser Seite funktioniert, Leo«, gab ich zweifelnd zu bedenken.

»Außerdem ist sie noch immer geschwächt«, fuhr Quinn dazwischen. »Und verletzt.«

»Hoyer, kennst du dich hier aus? Immerhin liegt dieser Übergang in eurem Gebiet.« Obwohl ich mir über die Worte keine weiteren Gedanken gemacht hatte, überschwemmte mich augenblicklich das gesamte Misstrauen meines übrig gebliebenen Rudels.

»Ja, genau. Wie kam es überhaupt dazu? Warum bist du hier, am Leben, während wir angegriffen wurden und Kiljan …« Trotz seiner überschäumenden Wut brach Konrad mitten im Satz ab.

»Hört sofort auf!«, zischte ich wütend. »Er trägt unser Zeichen, handelte stets als Freund und Gefährte.«

»Lass es gut sein, Talil. Ich verstehe ihren Argwohn. Ich schwöre jedoch, dass weder der Splitterclan noch ich irgendetwas damit zu tun haben. Jetzt sollten wir dringend hier verschwinden!« Er lief einige Schritte, sah sich um und witterte, bevor er langsam zurückkehrte. »Ich bin nicht sicher, es ist so lange her, aber ich glaube, dass wir uns im Pokaini Wald befinden. Wenn wir diesen Teil durchdringen, müssten wir einen kleinen Ort mit dem Namen Naudīte erreichen. Zumindest früher wanderten hier regelmäßig sogenannte Touristen umher, also Besucher, die sich die Gegend ansehen wollen. Das hat sich bestimmt nicht geändert und daher fallen Fremde wie wir nicht besonders auf. Außerdem gibt es das Postamt dort sicherlich ebenfalls noch. Da könnt ihr Geld transferieren. Es sollte somit möglich sein, alles Nötige zu veranlassen, damit wir von hier wegkommen.«

Nachdem wir uns an einem Bach erfrischt und unseren Durst gestillt hatten, liefen wir schweigend durch den Wald. Bis auf Sewolt in Wölfe gewandelt, drangen wir immer weiter vor, darauf bedacht, die von Menschen angelegten Pfade zu meiden. Tief im Wald aber standen die Bäume unglaublich dicht beieinander und der von Gestrüpp überwucherte Boden, in Verbindung mit dem ansteigenden Berg, sorgte dafür, dass wir nur langsam vorankamen. Die einsetzende Dämmerung und die Erschöpfung der Kleinen zwangen uns schließlich dazu, einen Schlafplatz zu suchen. Wir entschieden uns, die Nacht im Schutze eines aus Bäumen gebildeten Ringes zu verbringen, der ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Nicht nur Nio und Jul hatten das Ende ihrer Kräfte erreicht.

»Kommt mit, ihr beiden. Schauen wir mal nach Pilzen, Kräutern oder Beeren. Das wäre doch gelacht, wenn wir hier gar nichts finden würden.« Zwinkernd nahm Quinn die zwei Kleinen an die Hand und ging ein Stück weiter. Ich wusste, dass er uns die Möglichkeit verschaffen wollte, über die Geschehnisse zu sprechen.

»Sewolt«, begann ich. Seine Augen wirkten dunkel wie die Nacht und verstärkten seinen erhabenen, unnahbaren Ausdruck. »Niemals werde ich vergessen, dass du den beiden zu Hilfe gekommen bist und ihre Lebensbahn gerettet hast.« Außer einem leichten Kopfneigen folgte keine Reaktion. »Ich danke dir von ganzem Herzen«, ergänzte ich um einiges nachdrücklicher.

Ernst erwiderte er meinen Blick. »Meine Schuld ist erst beglichen, wenn Kiljan und du wieder vereint seid.« Ich musterte ihn noch einen Augenblick, wandte mich dann aber Paddy zu.

Er räusperte sich nervös, als hätte ich ihm bereits die erste unangenehme Frage gestellt. »Es nahm schon vor über einem Mond seinen Anfang«, brach es aus ihm heraus. »Kurz nachdem du mich im Traum aufgesucht hast. Ich weiß nicht im Einzelnen, wer alles dafür verantwortlich ist, doch ich bin mir sicher, dass Loth nicht oder zumindest nicht allein die Schuld trägt. Obwohl ich Shar dort niemals antraf, fiel auch ihr Name auffallend oft. Ich befürchte, sie ist ebenfalls darin verstrickt. Jedenfalls begannen eines Nachts Überfälle, zunächst nur vereinzelt, bis sie sich häuften. Jeder verdächtigte plötzlich jeden, das Misstrauen wuchs, weil immer mehr Dunkelelben verschwanden oder starben. Wir, also Tage, Wulff und mindestens die Hüter, die Hoyer wieder zurückschickte, versteckten uns in geheimen Gängen, durchkämmten die Stadt, als auch Yele und all unsere Generäle vermisst wurden. Dann geschahen die Überfälle plötzlich am helllichten Mondgang, immer häufiger, brutaler und gewissenloser. Wir fanden heraus, dass man die wichtigen Dunkelelben oberhalb der Stadt in einem großen Lagergebäude festhielt. Doch es war uns unmöglich, in ihre Nähe zu gelangen, geschweige denn, sie zu befreien. Das Gleiche galt für die Grenze. Dort starben die meisten meiner Clanmitglieder, die diesen Krieg unbedingt verhindern und euch warnen wollten.« Mit Tränen in den Augen sah er zu Boden. »Wir hörten, dass sie beabsichtigten, alle Zugänge zu zerstören, nachdem sie dich und deine menschlichen Gefährten in die Menschenwelt verbannt haben, und dennoch waren wir unfähig, irgendetwas dagegen zu tun. Vielleicht … hätten sie offen angegriffen, doch so?«

Ich zog ihn in meine Arme. »Es ist nicht deine Schuld, Pad, hörst du?«

»Wir glaubten, dass sie euch alle töten wollten, nur Kiljan begehrten sie lebend. Wulff hörte während der Zusammenkunft bei eurem Clan das Gerücht, dass Kiljan sterben würde, solltest du gerichtet werden, also erwähnte er es, so oft sich die Gelegenheit bot, bis sie ihn überwältigten und fortbrachten. Es war die einzige Idee, die wir hatten, und es scheint gelungen zu sein, sie genau daran glauben zu lassen. Du lebst, ebenso wie sie!« Traurig lächelnd schüttelte er den Kopf. »Danach drängten sie uns jedoch immer weiter zurück, ins Innere der Stadt, weg von der Grenze. Damit nahmen sie uns jede Möglichkeit, euch rechtzeitig zu warnen. Dessen ungeachtet planten wir unentwegt eure Flucht. Wir wollten euch alle in Sicherheit bringen. Es tut mir so leid, dass wir Kiljan nicht genügend schützen konnten.«

Er weinte so unendlich bittere Tränen, dass es auch mich meine mir verbliebene Kraft kostete, nicht vor Kummer zusammenzubrechen. Aufmunternd ergriff ich seine Hand und drückte sie.

»Doch einen Mondgang vor eurer Ankunft drangen sie plötzlich in unser Versteck ein. Sie schlugen unerwartet zu, sodass nur wenige von uns entkamen. Sonst wäre es uns ganz bestimmt gelungen, ihn ebenfalls zu retten. Verdammter Plan«, fluchte er niedergeschlagen.

»He, sieh mich an.« Ich wartete, bis sich sein Blick wieder hob. »Wir sitzen hier und das verdanken wir euch. Auch Kiljan lebt. Wir schaffen das, wir alle, gemeinsam.«

Er nickte und atmete tief durch. »Vorher haben wir viel geredet, der ganze Clan. Loth versuchte zwar, Unruhe zu stiften, doch es war das erste Mal, dass beinahe alle für diesen Frieden und die dazugehörenden Verhandlungen stimmten. Wir spürten die Hoffnung so deutlich, aber nun ist alles einfach wieder dahin …«

Erneut zog ich ihn in meine Arme, hielt ihn, während ich unentwegt überlegte, was wir tun könnten. Verzweifelt kämpfte ich inzwischen selbst dagegen an, seinen Worten zu viel Macht zu überlassen, um nicht ebenfalls von meinen niederdrückenden, hoffnungslosen Gefühlen übermannt zu werden.

Quinn fand tatsächlich Pfifferlinge, Steinpilze und einen grell aussehenden Pilz, den er violetter Lacktrichterling nannte. Für mich sah der so unnatürlich aus, dass ich ihn lieber ausließ, obwohl Quinn mehrfach versicherte, dass man ihn gefahrlos essen konnte. Da die zahlreichen Pfifferlinge und Steinpilze teilweise erstaunliche Ausmaße aufwiesen, musste niemand verhungern, selbst ohne von den Lacktrichterlingen zu probieren. Zwar aßen die Kleinen nur sehr zögerlich und äußerst wenig, dennoch genügend, um meine vordergründigste Sorge zu vertreiben. Inzwischen hatten sich die Unruhe und das Misstrauen etwas gelegt und nachdem es Leo, Sewolt und Reed tatsächlich gelungen war, ein Lagerfeuer zu entzünden, schliefen die beiden Kleinen schon bald auf meinem Schoß ein. Nun saßen wir schweigend im Kreis und starrten in die Flammen.

»Ich werde versuchen, Cadan zu erreichen«, überlegte ich laut. »Obwohl ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass Ean etwas damit zu tun hat, fühlt es sich für mich sicherer an.«

»Sie müssen mehr über deine Fähigkeiten wissen, als wir bisher dachten«, schaltete sich Reed ein. »Wie sonst sollte es möglich sein, dass sie im richtigen Moment solch ein Netz bei sich trugen und auch noch wussten, wann du den Falken nutzt?«

»Erik«, entgegnete ich nachdenklich.

»Dein Korrelat?« Konrad wirkte nicht weniger erstaunt als Bruce, denn beide starrten mich stirnrunzelnd an.

»Das behauptet er. Wer weiß, was er von mir wahrgenommen hat, während ich seine Zeichnungen berührte.« Kopfschüttelnd über meine eigene Naivität, meinen Leichtglauben, seufzte ich. »Wer sonst besitzt solch eine Gabe? Sie müsste der von Jul oder meinem Vater ähneln.«

»Kannst du es nicht erst mal bei einem Wolf erproben? Mir ist unwohl bei dem Gedanken, nach allem, was dir als Falke zustieß«, bat Hoyer.

»Fedon«, überlegte ich und hoffte, dass er überhaupt noch lebte. »Ich versuche es«, flüsterte ich unbehaglich. Wer wusste schon, was passieren konnte, sollte durch die Trennung dieser zwei Welten die Verbindung gestört oder gar abgebrochen sein.

»Niemand von uns ist in der Lage, dich zurückzuholen, wenn du feststeckst«, fuhr Quinn wütend dazwischen und packte meinen Arm. »Denk daran, wie es war, als Kiljan dich mit dem Stachel fand. Du hättest den Weg niemals allein zu uns zurückgefunden.« Seine Stimme besaß einen flehenden Unterton.

»Ich muss doch irgendetwas tun, irgendetwas versuchen.«

»Dann warte wenigstens, bis wir zu Hause sind – und Jul wach ist.«

Traurig fiel mein Blick auf den kleinen Dunkelelben, der aufgrund seiner Gaben schon so viel miterlebte, unzählig Grausames wahrhaftig durchleben musste. »Zu Hause, was für ein seltsamer Ausdruck.«

Wir einigten uns darauf, erst eine Kontaktaufnahme zu versuchen, nachdem wir Bruce’ Haus erreicht hatten. Dass ich noch immer die Verletzungen spürte, die ich durch das dornige Netz erlitten hatte, verstärkte meine Furcht, ich könnte erneut irgendwo stecken bleiben. Also fügte ich mich.

Obwohl die Nacht kalt, feucht und unruhig war und die ganzen Geschehnisse an uns zerrten, verhielten sich Nio und Jul unglaublich gefasst. Selbst Sewolt, der sich als Einziger nicht wandeln konnte, hielt unser Tempo und beschwerte sich nicht.

Schließlich erreichten wir eine für uns sichtbare Grenze, die den unbezwungenen, wilden Teil dieses Landes von dem von den Menschen unterworfenen Teil trennte. Hoyer versicherte uns ein weiteres Mal, dass es niemandem auffallen würde, wenn wir zu Fuß aus dem Wald kämen, und er sollte recht behalten. Die Sonnenstrahlen fielen warm vom Himmel herab, das Wetter erschien sommerlich, obwohl dieser noch nicht lange angebrochen war. Viele Wanderer nutzten die Wege, begannen ihre Abenteuer oder kehrten gerade von ihnen zurück. Außerhalb ihres Blickfeldes wandelten wir uns. Zu meiner Erleichterung gelang es mir fast schmerzfrei, dennoch spürte ich die unzähligen kleinen Verletzungen wieder wesentlich deutlicher.

»Alles in Ordnung?« Obwohl ich die Frage allgemein in die Runde warf, blieb mein Blick an Jul und Nio hängen. Ich ging in die Knie und zog die beiden zu mir. »Ihr seid unglaublich tapfer, wirklich. Schafft ihr es, menschliche Gestalt anzunehmen und euch auch bei ungewöhnlichen Geschehnissen nicht in ein Wolfsjunges zu wandeln?« Ängstlich sahen sie erst einander, dann mich an, antworteten jedoch nicht. »He, keine Angst. Seid einfach ehrlich, egal wie die Antwort lautet.« Mir war es lieber, sie gaben offen zu, dass sie es nicht versprechen konnten, als dass sie sich aus Furcht plötzlich vor den Augen eines Menschen wandelten. »Also gut, ich bleibe mit ihnen im Wald. Ihr beschafft alles, was wir brauchen, um von hier wegzukommen und kehrt dann hierher zurück«, entschied ich.

»Ich warte mit dir hier.« Allein Quinns Ton machte deutlich, dass er sich von niemandem daran hindern lassen würde.

»Ich ebenfalls, wenn ich darf«, schaltete sich Hoyer in das Gespräch ein.

»Dem schließe ich mich an«, entgegnete Sewolt selbstbewusst.

»Dann bleibe ich auch.« Reeds Blick ging beinahe wütend von mir zu Hoyer und Sewolt.

Ich seufzte. »Also gut, es gehen Bruce, Leo und Konrad.« Überrascht blickte Paddy zu mir auf. »Du bleibst bei uns«, entschied ich einfach über seinen Kopf hinweg. Obwohl er nur schweigend nickte, wirkte er unendlich erleichtert.

»Wie lange haltet ihr im Zweifel noch durch?« Bruce sah zu Nio und Jul, dachte wohl in etwa dasselbe wie ich. Wir mussten dringend einen sicheren Ort erreichen, an dem wir ganz wir selbst sein und uns von all den Schrecken erholen konnten, ohne Angst, entdeckt zu werden.

»Je eher, je besser«, entgegnete ich daher.

»Geht tiefer in den Wald hinein. Hier laufen mir eindeutig zu viele Hunde herum, wir finden euch schon.«

Nacheinander schlossen sie mich in die Arme und küssten meine Stirn, bevor sie ohne einen Blick zurück auf den von Menschen gemachten Weg zu gingen.

»Werden sie auch wirklich wiederkommen?«, flüsterte Nio ängstlich.

»Ja, natürlich.« Das war zur Zeit eines der wenigen Dinge, die ich mit absoluter Gewissheit beantworten konnte. Niemals würden sie uns im Stich lassen. »Also, wir laufen zurück«, trieb ich die beiden Kleinen vorwärts. Paddy folgte unverzüglich, Hoyer und Sewolt aber zögerten.

»Was ist?« Reed sah misstrauisch zwischen ihnen hin und her. Sie antworteten nicht, liefen uns nun jedoch langsam nach.

Ich hielt erst wieder an, als ich sicher war, dass selbst ein gut ausgebildeter Jagdhund niemals so tief in den Wald eindringen würde.

Es dauerte etwa anderthalb Tage, bis Bruce mit seinen Brüdern zurückkehrte. Dafür hatten sie jedoch alles Nötige dabei: Kleidung, Rucksäcke und Wanderschuhe. »Alles zur Tarnung«, wie mir Bruce zwinkernd versicherte. Trotz all der kleinen Gesten spürte ich auch ihre Anspannung deutlich.

Nachdem selbst Jul und Nio menschliche Bekleidung trugen, an der sie ständig herumzerrten, nutzten wir den öffentlichen Wanderweg, um keinen Argwohn zu erwecken.

»Sobald wir den Ort erreichen, sollte ein Wagen bereitstehen. Wir wechseln uns mit dem Fahren ab, dann müssten wir spätestens morgen Abend ankommen. Wenn wir im Fahrzeug sitzen, könnt ihr euch wieder wandeln, Jungs. So lange müssen wir uns jedoch wie die Menschen über menschliche Dinge unterhalten.« Bruce deutete mit dem Kopf vor uns. Es war noch früh am Morgen, doch einige Wanderer machten sich bereits auf den Weg. Je näher wir dem Dorf kamen, je mehr Menschen begegneten uns. Meist schwiegen wir, grüßten aber freundlich zurück, sobald sie uns lächelnd einen Gruß zuriefen. Diese Geste erstaunte mich, denn sie wirkte keinesfalls aufgesetzt, sondern absolut aufrichtig, also antworteten wir, obwohl niemand von uns wirklich Freude empfinden konnte.

Als wir das Dorf erreichten, wartete wie vorhergesagt bereits ein Wagen auf uns. »Was ist das?«, fragte ich schockiert, obgleich ich es natürlich wusste.

»Wir benötigen elf Sitzplätze und dies war die logische Konsequenz.« Gleichgültig zuckte Bruce mit den Achseln. Ich fragte lieber nicht nach, was ihn dieser Luxus-Reisebus gekostet hatte.

»Wie habt ihr das in so kurzer Zeit geschafft?«, hakte ich nach, nun doch ein wenig misstrauisch, Leo aber zog mich lachend in seinen Arm, als hätte er meine Befürchtung gespürt.

»Wir brachten niemanden dafür um, mein Sonnenschein. Es ist ganz einfach: Wir riefen einen Freund an, der uns Geld zu diesem Postamt transferierte. Außerdem zahlte er dem Besitzer des Tourbusses einen gewissen Betrag und schickte ihm unsere Lizenzen zum Führen solcher Kolosse, damit alles seine Richtigkeit und Ordnung hat. Voilà, so löst man derlei Dinge ohne Probleme, und ohne den Weg mit Leichen zu pflastern. Und keine Sorge, der Bus ist nur gemietet. Das Geld für einen Kauf dieser Größenordnung zu transferieren, wäre viel zu auffällig und unsicher.« Er küsste meine Stirn und öffnete mir die Tür. »Wir haben uns erlaubt, schon mal das Essen auftragen zu lassen.« Leo lachte, als er mein leises Stöhnen hörte. Allein der Geruch von warmen, deftigen Speisen, der mir entgegenkam, reichte dafür aus.

Wir stiegen in den Bus ein. Nio und Jul liefen staunend den Gang entlang, während ich mich fassungslos umblickte. Es gab vier Sitzecken mit je einem Tisch. In der Mitte eine kleine Küchenzeile mit Kühlschrank, Kaffeemaschine und Waschbecken, gegenüber sogar ein WC. Ganz hinten stand eine Art Konferenztisch mit je fünf Sesseln auf beiden Seiten. Drei Tabletts mit duftenden warmen Kleinigkeiten und eine riesige Obstschale warteten dort bereits auf uns.

»Die Sitzecken lassen sich zu Doppelbetten umbauen. Wir haben also acht Schlafplätze, wenn sich zwei von uns je eines davon teilen. Das sollte ausreichen, immerhin sind wir ja nicht so lange unterwegs.« Bruce wies vor mich und ich nickte verstehend und zustimmend.

Leo setzte sich ans Steuer, während Quinn neben ihm Platz nahm. Nio und Jul ließen sich begeistert an einem der Tische direkt am Fenster nieder und blickten hinaus.

»Ihr könnt sie sehen, sie uns hier drinnen jedoch nicht«, erklärte Konrad schmunzelnd, weil die beiden immer wieder winkten, ohne dass von den Menschen auf der Straße eine Reaktion erfolgte.

Ich ging bis ganz nach hinten und sank in einen der bequemen Ledersessel. »So, dann genießt den Ausblick und greift ordentlich zu«, witzelte Leo und schloss die Türen. Bruce reichte mir ein warmes Brötchen, belegt mit Salat, einer Scheibe Burgunderbraten und Soße. Herzhaft biss ich hinein und machte vor Entzücken die Augen zu. Die Kleinen bedienten sich hingegen eifrig an den Früchten. Ich lächelte dankbar, weil die Jungs wirklich an alles gedacht hatten. Pad, Hoyer und Sewolt nahmen nur zögernd an meiner Seite Platz und griffen noch zögerlicher bei den Speisen zu.

»Wie kannst du Derartiges essen?« Angewidert musterte Sewolt das Brötchen in meiner Hand.

Ich grinste. »Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.«

»Mit der Zeit?«

»Dies hier ist wirklich lecker, keine Geschmacksverstärker. Die Jungs wissen, was gut ist und achten auf gesunde Nahrung. Nimm, du musst auch essen.« Mein Grinsen verbreiterte sich, während sich sein Gesichtsausdruck immer mehr verfinsterte. Hoyer und Paddy hielten sich nicht so lange zurück. Beherzt griffen sie zu. Nach den ersten Bissen zuckte Hoyer mit den Schultern und wirkte ehrlich beeindruckt.

Schweigend blickte ich aus dem Fenster, überlegte, wie wir jetzt vorgehen sollten, als ich aus dem Augenwinkel Sewolts zögernde Bewegung wahrnahm. Unauffällig beobachtete ich ihn, wie er nur widerwillig eines der warmen Brötchen ergriff und misstrauisch daran roch, als erwarte er etwas Furchtbares. Unfähig, mein Grinsen zu verhindern, sah ich von der spiegelnden Scheibe zum Tisch und begegnete seinem Blick, während ich ebenfalls noch einmal zugriff, den Deckel vom Brötchen anhob und ein wenig mehr Soße über das Fleischstück goss. Genüsslich biss ich wieder hinein, nahm Bruce die Serviette ab und wischte mir lächelnd etwas Soße vom Kinn. Endlich tat Sewolt es mir nach und obwohl er keine Miene verzog, bemerkte ich seine Überraschung, während er zu kauen begann. Er aß es vollständig auf. Ungeachtet der Tatsache, dass er danach nur noch zu den Früchten griff, war ich mir sicher, dass es ihm geschmeckt hatte.

»Warst du jemals zuvor in der Menschenwelt?«, fragte ich schließlich.

»Nein, und ich ersehnte es nie.« Erneut zeigte er äußerlich keinerlei Regung.

»Weshalb bist du uns dann gefolgt, wohlwissend, dass dich dieser Weg durch einen Übergang führt?«

»Ich schwor, alles für diesen Frieden zu tun, also sorge ich dafür, dass du zurückkehrst.« Die Selbstsicherheit und seine Überzeugung ließen keinen Zweifel an seinen Worten.

Als wir endlich bei Bruce ankamen, waren wir alle vollkommen erschöpft und ausgelaugt. Zwar sprachen wir noch einmal über die Dinge, die wir durch Paddy erfahren hatten, doch dass niemand wirklich wusste, wie es weitergehen sollte, zerrte an unseren Nerven. Trotz all der anstehenden Schwierigkeiten einigten wir uns darauf, ein wenig zu schlafen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Niemand von uns wollte völlig übermüdet zusammenbrechen.

Mit der Gewissheit, dass mich meine Wanderungen viel Kraft kosten würden, ging ich unter die Dusche, ließ mir danach von Quinn die unzähligen kleinen Verletzungen mit einer abschwellenden und heilenden Salbe einreiben und legte mich schließlich hin. Es dauerte nicht lange, da lagen außer Quinn, der mich fest in seine Arme geschlossen hatte, auch Nio und Jul in meinem Bett. Eng aneinandergeschmiegt spendeten wir einander Trost. Ihre Anwesenheit verhinderte außerdem, dass ich mich meinem unermesslichen Kummer ergab. So atmete ich tief durch, ließ mich von Quinns Lippen auf meiner Stirn und seiner Wärme umhüllen und schloss die Augen. Niemals empfände ich all das derart furchterregend, stünde Kiljan an meiner Seite. Doch das tat er nicht und meine größte Sorge galt momentan der Frage, ob er es je wieder tun könnte.

Rausch

Kiljan

Nachdem sie mich zu einem großen Lagergebäude gezerrt hatten, streng bewacht und ohne eine einzige meiner Fragen zu beantworten, zwangen sie mich dazu, einen Becher zu leeren. Das Wasser schmeckte seltsam schal und irgendwie falsch. Grölend und teilweise schon berauscht schlossen sie einen massiven Eisenring um meinen Hals, ehe sie mich schließlich zurückließen. Sie feierten ihren Sieg, laut und ausgiebig. Noch immer wusste ich nicht, was mit unserem Clan geschehen war, ich hatte niemanden von ihnen gesehen, nichts gehört und konnte nur hoffen, dass ihnen der Rückzug gelungen war.

Obwohl ich nicht der einzige Gefangene in diesem Gebäude zu sein schien, saß ich allein in einer Zelle. Bewacher benötigte ich keine, denn durch den Ring um meinen Hals, dessen Eisenkette fest in der Wand verankert war, gab es kein Entrinnen. Talil spürte ich weiterhin, wenn auch nur ganz schwach. All unsere Gefährten, die sich noch innerhalb unserer Welt hier in Sjeldor befanden, nahm ich hingegen sehr deutlich wahr. Sie alle umgab eine gewisse Aufregung und Unruhe, was wohl kaum verwundern konnte. Doch ich schien nicht in der Lage, mich auf einen von ihnen zu konzentrieren. Sobald ich es versuchte, drehte sich alles in meinem Kopf. Ich wusste natürlich, dass sie mir irgendetwas in das Wasser getan hatten, das ihnen helfen würde, mich zu brechen. Besorgt erkannte ich, dass mir keinerlei Möglichkeit blieb, mich zukünftig dagegen zu wehren. Also tat ich einfach das, was mir am logischsten erschien, ich sandte ununterbrochen eine Warnung an unser Rudel: »Tötet Shar, flieht, bringt euch in Sicherheit.« Ob sie das jedoch überhaupt wahrnahmen, mich verstanden, das wusste ich nicht.

Ich erwachte durch das laute Poltern vor meiner Tür. Der Eisenring um meinen Hals wog schwer, drückte sich inzwischen schmerzend in meine Haut. Angespannt horchte ich und versuchte irgendetwas zu erkennen, vergeblich, denn in der Zelle war es stockdunkel. Als sich die Tür öffnete, erkannte ich einen von Fackeln erleuchteten Gang, doch von den vermutlich fünf Dunkelelben erahnte ich nur Schemen, zu sehr brannte das plötzliche Licht in meinen Augen und zwang mich, sie zu schließen.

»Hier, iss«, befahl die mir unbekannte Stimme eines Hüters. Er stellte eine Schale und einen Becher auf den Boden.

»Was wollt ihr von mir? Was soll das?«

Nur einen Atemzug später schloss sich die Tür wieder, ohne dass einer von ihnen mir geantwortet hatte. Ich überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte. Ich brauchte Nahrung, um bei Kräften zu bleiben, doch mir war ebenso bewusst, dass ich meinen eigenen Untergang besiegeln würde, wenn ich das aß. Ich entschied mich, nichts davon anzurühren, in der Hoffnung, dadurch genügend Klarheit zu erlangen, um unsere Gefährten zu erreichen. Meine letzte Mahlzeit lag noch nicht allzu lange zurück, sodass ich jetzt nicht unbedingt etwas essen musste. Aber wie viele Mondgänge konnte ich das durchhalten?

Plötzlich öffnete sich die Tür erneut und ich fuhr erschrocken zusammen. Ich war eingeschlafen, ohne es zu bemerken. Ein Hüter kam herein, nahm die Schale, lachte und stellte sie wieder auf den Boden. »Glaubst du wirklich, wir würden es dem Schicksal überlassen, ob du die Drogen nimmst? Im Essen sind sie jedenfalls nicht drin. Iss das oder wir füttern dich, schließlich haben wir noch einiges mit dir vor und dafür musst du bei Kräften bleiben.« Zu zweit traten sie an mich heran und packten zu, bis ich vollkommen wehrlos in ihrem Griff hing. Ein weiterer Hüter zwang meinen Mund auf und kippte mir den Inhalt eines Bechers schluckweise hinein. Zwar spuckte ich einen Teil wieder aus, doch ein schmerzhafter Ruck an meinem Haar ließ mich den Rest schlucken. »Iss jetzt«, befahl er.

Sie gaben mich frei und schlossen die Tür lautstark hinter sich. Schweratmend sank ich auf die Knie, spürte, wie mein Geist schwerer wurde, langsamer. Seinem Befehl nachkommend, begann ich wie unter Zwang zu essen, obwohl ich versuchte, mich gegen die Macht der Rauschmittel zu wehren. Meine Gedanken auf Talil richtend, beschwor ich ihre Erscheinung in meinem Bewusstsein herauf, den Anblick unserer Seelenschwingen. Ihr Bild ließ ein Lächeln über meine Züge huschen. Für sie würde ich stark sein und kämpfen, immer.

»Kiljan«, hallte eine Stimme seltsam in mir nach. »Kiljan Caluhn!«, erscholl es, drängender diesmal.

»Mhmm«, seufzte ich, fühlte mich so leicht und zufrieden.

»Ich bin es, Yele Esratal vom Splitterclan. Kiljan, sie wollen dich brechen, indem sie dir die Trottelbeeren verabreichen, hörst du?«

Es fiel mir so schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, mich auf die Worte zu konzentrieren. Alles erschien ohne Sinn, ohne Bedeutung.

»Kiljan!«

Mein Name, unendlich scharf, beinahe befehlend ausgesprochen, ließ mich zusammenzucken. »Ja?«

»Was ist mit Talil?«

Dieser eine Name brachte eine gewisse Klarheit. »Yele?«, überlegte ich, dann kehrten schlagartig die Erinnerungen zurück. »Talil, sie konnte fliehen.« Ich lachte bitter. »Sie trieben sie durch euren Übergang, direkt in die Menschenwelt.«

»Sie lebt.« Die ungetrübte Erleichterung, die in diesen zwei schlichten Worten mitschwang, überraschte und berührte mich tief in meinem Innern. Dieses Gefühl, vermischt mit etwas Vertrautem, das ich plötzlich stärker wahrnahm, sorgte dafür, dass der Nebel in meinem Kopf vollständig verschwand. Talil, sie hatte das getan, das spürte ich deutlich.

»Yele«, rief ich leise.

»Du hast den Schleier durchbrochen«, flüsterte sie zufrieden. »Du darfst sie das unter keinen Umständen bemerken lassen. Sobald sie glauben, dass du dem Einfluss der Droge vollkommen erlegen bist, mischen sie den Sud direkt in dein Essen oder ins Wasser. Du musst den Trunk aus dem Becher zu dem Mahl in die Schale schütten. Wenn du ein Klopfen hörst, dreimal gegen diese Wand, schiebst du sie sofort hier durch diese Ritze.«

Es folgte ein seltsames Kratzen, dann sah ich ihre Fingerspitzen und tastete daran entlang. »Ich werde es versuchen. Aber was machst du damit? Niemand darf den Sud der Trottelbeeren länger als zehn Mondgänge einnehmen«, flüsterte ich erstickt. Ich konnte wohl kaum zulassen, dass sie der Droge erlag.

»Wir sitzen hier seit einem Mond, hörten vielerlei Gerüchte und haben daraufhin bereits alle Wände derart bearbeitet. Wir verteilen deine Mahlzeiten untereinander. Hoffen wir, dass es Talil und unserem Volk rechtzeitig geling, uns zu befreien.«

»Unser Volk?«

»Soweit wir wissen, ist den Clanen, auch eurem eigenen, der Rückzug gelungen. Ich bete zu unseren Ahnen, dass es so ist. Wenn sie sich besinnen und sich zusammenschließen, angeführt von Talil, dann kann es ihnen gelingen, uns zu erretten. Doch dazu darfst du dich Shar nicht hingeben, hörst du?«

Vermutete sie ebenfalls, die Trennung, in Verbindung mit irgendwelchen Rauschmitteln, würde ausreichen, um Talil und mich zu entzweien? Vertraute ich Yele genügend, um ihr zu versichern, dass all dies niemals das Band zwischen uns brechen könnte? Denn daran glaubte ich fest. »Ja. Glaub mir, ich werde alles in meiner Macht Stehende versuchen, um das zu verhindern.« Müde fuhr ich mir übers Gesicht. »Yele?«

»Ja?«

»Paddy geht es gut. Ihm gelang gemeinsam mit ihr die Flucht.«

Die folgende Pause dauerte derart lange, dass ich schon befürchtete, sie hätte mich nicht verstanden, dann aber glaubte ich, sie leise weinen zu hören. Niedergeschlagen schloss ich meine Augen. Wie war es nur so weit gekommen?

»Danke«, riss Yele mich aus meinen Gedanken.

»Wir müssen durchhalten, wir alle.« Nur gemeinsam konnten wir diesen furchtbaren Albtraum beenden, dessen war ich mir sicher.

Als ich das nächste Mal erwachte und mich aufsetzte, fühlte sich mein Kopf seltsam benommen an, alles drehte sich. Stöhnend ließ ich mich zurücksinken und griff mir verzweifelt ins Haar, um einen Halt zu finden. Kaltes Gelächter drang an mein Ohr, dennoch behielt ich meine Augen geschlossen.

»Hier, iss.« Ein klarer Befehl. Sofort richtete ich mich auf, musste mich jedoch abstützen, um nicht gleich wieder umzufallen. Das Lachen verstärkte sich.

Als der Schwindel ein wenig nachließ, griff ich nach dem Teller. Ich hörte Schritte, die sich entfernten. »Meinst du nicht, wir sollten warten?«, erscholl eine andere Stimme.

»Sieh ihn dir an.«

Das Gelächter klang leiser, die Tür schlug zu und ich nahm den ersten Löffel, führte ihn an meinen Mund heran, als ein drängendes Klopfen ertönte, dreimal. Seltsam hallte es in mir nach.

»Kiljan, jetzt!«

Ich blickte auf die Finger hinab, dann fiel es mir plötzlich wieder ein. Hastig ließ ich den Löffel sinken, schüttelte leicht den Kopf, als könnte das helfen. Doch es verstärkte den Schwindel nur.

»Hörst du? Los jetzt!«

Erneut ein Befehl, ich folgte, nahm den Becher, kippte seinen Inhalt vorsichtig über das Essen und schob die Schale behutsam durch die Ritze. Sie passte geradeso hindurch und es dauerte nur einen Wimpernschlag, dann kam von der anderen Seite eine zurück. Woher sollte ich wissen, ob es nicht dieselbe war? Doch letztendlich blieb mir keine andere Wahl, als ihr zu vertrauen. »Danke«, flüsterte ich und begann zu essen. Zwar wirkte es fade, aber der Beigeschmack fehlte. Hungrig aß ich gerade den letzten Bissen, während sich die Tür erneut öffnete. Als stünde ich vollkommen neben mir, starrte ich nur vor mich hin und ließ die leere Schale in meinen Schoß sinken.

»Los, gib her!«, forderte der Hüter.

Langsam, als bräuchte sein Befehl einen Moment, um zu mir durchzudringen, hob ich die Hände und reichte sie ihm, sah ihn jedoch nicht an.

Er griff nach dem Becher. »So folgsam«, lachte er verächtlich und schloss die Tür hinter sich.

»Wann wird er kommen?«, hörte ich dumpf aus dem Gang.

»Er will kein Wagnis eingehen und wartet ab, bis er ihren Tod spürt.«

»Wenn er länger als elf Mondgänge den Sud verabreicht bekommt, dann wäre er für immer verloren, ist das wirklich sein Wille?« Die zweite Stimme klang beinahe mitleidig.

»Sollte er nicht vorher kommen, wird es so geschehen. Er muss sichergehen, dass ihre Verbindung zerbricht. Du wolltest diese neue Welt doch ebenso, also hör auf zu klagen, oder begehrst du, gemeldet zu werden?« Seine Frage triefte vor Misstrauen.

»Nein, bei allen Ahnen. Ich begehre diese Einigung.«

Danach hörte ich nichts mehr, überlegte, wie lange Yele und die Hüter, die uns halfen, das durchstehen konnten, ohne der Wirkung selbst zu erliegen. Was genau hatte Nevan über die Trottelbeeren gesagt? Sein Wortlaut fiel mir nicht ein, doch wahrscheinlich wäre es kaum vergleichbar. Wie viele mochten die Mahlzeiten mit uns tauschen? Sicherlich nicht genügend, damit unser Vorgehen unentdeckt blieb. Es würde bald auffallen. »Danke, Yele«, flüsterte ich, erhielt jedoch keine Antwort mehr.

 

Geheimnisse

 

Talil

 

Als ich erwachte, spürte ich, dass ein Teil meiner Anspannung von mir abgefallen war. Verwundert, weil das kaum durch das bisschen Schlaf geschehen sein konnte, horchte ich in mich hinein, oder viel mehr in die Verbindung zu Kiljan. Überrascht stellte ich fest, dass ich ihn viel deutlicher wahrnahm, als noch vor unserer Ankunft hier. Bebend schloss ich die Augen. »Kiljan, hörst du mich?«

Ich spürte, dass er durchaus etwas bemerkte, nur schien er meine Worte tatsächlich nicht zu hören oder nicht zu verstehen.

»Es geht mir gut!«, sandte ich ihm dennoch. »Ich liebe dich, unendlich wie eine Sternennacht.« Ich gab all meine Gefühle in diese Gedanken mit hinein. Seine Reaktion schien ein Echo meiner Empfindungen zu sein. »Wir schaffen das, glaube an uns. Ich gebe niemals auf, niemals!«

Vorsichtig erhob ich mich, um die anderen nicht zu wecken. Lächelnd wechselte ich die Kleidung, während mein Blick immer wieder zu der Szene auf meinem Bett huschte. Quinn lag in menschlicher Gestalt auf der Seite, Nio quer zwischen seiner Schulter und seinem Kopf, Jul hingegen schmiegte sich eng in Quinns Rücken, berührte mit einer ausgestreckten Pfote aber Nios Kopf. Dieses Bild wirkte derart harmonisch, dass ich mich gleich ein wenig beschwingter fühlte. Zusammen mit Kiljans Gefühlen erschien plötzlich alles gar nicht mehr so grau und düster. Ich spürte ihn, zwar gedämpft, dennoch deutlich. Mehr brauchte ich für den Augenblick nicht.

Als ich das Wohnzimmer betrat, saß Bruce in einem Sessel. Mit einem Glas Whisky in der Hand starrte er gedankenverloren vor sich hin. »Ist das etwa der ganz besondere Malt, den du vor mir versteckst?« Lächelnd ließ ich mich auf seinem Schoß nieder und nahm ihm das Glas ab. Ein kleiner Schluck bestätigte es mir. »Sagtest du nicht, wir sollten die Finger davon lassen?« Ich lehnte meine Stirn an seinen Hals und atmete tief durch. »Ich mag deinen Geruch«, flüsterte ich, weil er noch immer nicht reagierte.

»Das liegt bestimmt an deinem wölfischen Anteil.« Ich hörte sein Lächeln deutlich heraus. »Wie geht es dir?«

»Momentan besser als dir, vermute ich. Was bedrückt dich?«

»Ich hätte es niemals für möglich gehalten, aber ich habe tatsächlich Sehnsucht. Dies war immer meine Zuflucht, mein Heim, und dennoch bin ich hier längst nicht mehr zu Hause.«

»Ich hatte Angst, dich noch einmal danach zu fragen.« Verständnislos blickte er auf mich hinab. Lächelnd strich ich ihm über seine Wange. »Ob du nicht doch bleiben würdest, obwohl du sagtest, dass deine Zukunft nicht innerhalb von Sjeldors Grenzen liegt. Ich kann es mir ohne dich nicht mehr vorstellen«, flüsterte ich betroffen, atmete zitternd ein, um mich zu sammeln. »Wir kehren zurück, Bruce, glaube daran.«

»Niemals würde ich an dir zweifeln.« Die Selbstsicherheit in seinem Blick, die Gewissheit, die darin lag, berührte mich zutiefst.

»Ich habe versucht, Kiljan zu erreichen. Er nimmt mich wahr, wenn ich mit ihm spreche, aber es scheint, als würde er mich nicht wirklich verstehen.«

»Geht es ihm gut?« Ich hörte seine Furcht und stutzte.

»Was spürst du?«

»Nur, dass da noch irgendetwas ist, aber ich kann den Gefühlen nicht folgen. Leo, Quinn, Konrad, Reed und dich nehme ich dagegen so deutlich wahr wie zuvor auch. Selbst Hoyer spüre ich.« Er seufzte. »Bei Kiljan und unserem zurückgebliebenen Rudel aber fühlt es sich an, als würden diese Stränge ins Leere verlaufen, verstehst du?«

Ich konnte es mir tatsächlich vorstellen, denn diese enorm gedämpften Wahrnehmungen schienen mich in einer erschreckenden Deutlichkeit anzuschreien, so schnell wie möglich zurückzukehren, bevor sie vollkommen verschwanden.

»Wir brauchen also einen Schlachtplan. Als Erstes müssen wir aufschreiben, was wir alles wissen: Über meine Gaben, die Geschehnisse und was uns sonst noch wichtig erscheint. Dann versuche ich Fedon, meinen Vater und einen Wolf zu erreichen, in dieser Reihenfolge. Sollte das alles nicht gelingen, teste ich eine Wanderung.« Hastig hob ich die Hand. »Ich unternehme den ersten Versuch in diesem Haus. Funktioniert es, wiederhole ich es, nehme aber einen von euch mit, das müsste eigentlich möglich sein.«

»Und nur, wenn das alles problemlos gelingt, reisen wir zu Umi.«

»Warum ausgerechnet zu ihr?«

»Sie gilt als Verstoßene. Sollte es ihnen geglückt sein, unseren gesamten Clan zu überwältigen, wird sie sich hoffentlich nicht unter den Gefangenen befinden.« Er zuckte mit den Schultern.

Letztendlich war seine Idee ebenso gut wie jede andere. Schließlich hatten wir nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was nach unserem abrupten Aufbruch geschehen war.

»Du solltest dir jedoch vornehmen, nichts davon zu tun«, durchbrach er meine Gedanken. Verständnislos betrachtete ich ihn. »Wenn sie tatsächlich vorhersehen können, was du tust, müssen wir uns auf ein Ziel konzentrieren, obwohl du ein ganz anderes wählen wirst.«

»Warum hast du dann ihren Namen genannt?« Skeptisch hielt ich seinen Blick, er aber grinste.

»Weil ich sie vielleicht gar nicht meinte?« Vielsagend hob er eine Augenbraue. »Wenn du dich aber vorerst auf diesen Plan konzentrierst, mit dieser Begründung, wird es mehr als glaubwürdig, dass du genau das beabsichtigst zu tun.«

»Also Umi.« Grinsend küsste ich seine Wange und erhob mich. Nachdem ich das Glas im Ausguss entleert hatte, füllte ich eine Karaffe mit Wasser und setzte eine große Kanne Kaffee auf. Warum auch immer, ich mochte dieses ungemein menschliche Getränk.

»He, warum hast du den Malt weggekippt?«

»Wir brauchen einen klaren Kopf. Wenn du unbedingt etwas zu dir nehmen willst, der Kaffee läuft bereits.«

»Du bietest mir ernsthaft Kaffee als Ersatz für den unglaublichsten Malt an, den wir jemals wieder trinken werden?«

»Ja«, lachte ich und ließ mich von ihm umarmen. »Glaub an uns, Bruce. Wir schaffen das.«

»Meinst du, sie haben doch nicht alle Übergänge zerstört?«