Sexy Filthy Boss - Piper Rayne - E-Book
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Sexy Filthy Boss E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Es gibt gute Gründe, sich von Enzo Mancini fernzuhalten: Er ist ein Playboy. Und ihr Boss. Enzo ist ein Arbeitstier und wechselt seine Assistentinnen schneller, als kostenlose Donuts im Pausenraum verschwinden. Doch seine neue Assistentin Annie ist nicht auf den Mund gefallen. Um Partner zu werden, muss er gemeinsam mit ihr den größten Klienten an Land ziehen, den die Firma je gesehen hat. Wenn Annie es schafft, erfolgreich mit ihrem Boss zusammenzuarbeiten, winkt endlich die Beförderung. Dafür muss sie nur eines tun: Enzos Grinsen, seinen braunen Augen und seinem verführerischen Sixpack widerstehen, während sie bis tief in die Nacht zusammenarbeiten. Doch Enzos Charakter ist vielschichtiger, als Annie erwartet hat. Und wenn sie nicht aufpasst, könnte sie seinetwegen alles verlieren ...

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Sexy Filthy Boss

Die Autorin

PIPER RAYNE ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller-Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Das Buch

Es gibt gute Gründe, sich von Enzo Mancini fernzuhalten: Er ist ein Playboy. Und ihr Boss.

Enzo ist ein Arbeitstier und wechselt seine Assistentinnen schneller, als kostenlose Donuts im Pausenraum verschwinden. Doch seine neue Assistentin Annie ist nicht auf den Mund gefallen. Um Partner zu werden, muss er gemeinsam mit ihr den größten Klienten an Land ziehen, den die Firma je gesehen hat.

Wenn Annie es schafft, erfolgreich mit ihrem Boss zusammenzuarbeiten, winkt endlich die Beförderung. Dafür muss sie nur eines tun: Enzos Grinsen, seinen braunen Augen und seinem verführerischen Sixpack widerstehen, während sie bis tief in die Nacht zusammenarbeiten.

Doch Enzos Charakter ist vielschichtiger, als Annie erwartet hat. Und wenn sie nicht aufpasst, könnte sie seinetwegen alles verlieren ...

Piper Rayne

Sexy Filthy Boss

White Collar Brothers 1

Aus dem Amerikanischen von Peter Groth

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Originalausgabe bei Forever Forever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin November 2021 (1)© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021 Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic®E-Book powered by pepyrus.com ISBN 978-3-95818-621-7

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Inhalt

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Leseprobe: Saving Chicago Band 1-3

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Annie

»Ich kündige!«, hallt eine Frauenstimme durch das Büro.

»Sehr gut. Ich wollte Sie ohnehin rauswerfen. Damit ersparen Sie mir viel Papierkram.« Die Bürotür von Lorenzo »Enzo« Mancini geht auf, und seine Stimme dringt bis zu meinem Schreibtisch.

Sekunden später läutet mein Telefon.

»Und … weg ist sie«, sagt mein Freund und Kollege Jake grinsend.

»Das muss man ihr lassen: Sie hat zwei Wochen länger ausgehalten, als ich ihr zugetraut habe.«

Er seufzt. »Verdammt. Schon wieder eine Wette, die Mae gewonnen hat! Halt dich bereit, heute Abend gehen wir aus.«

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie meine Chefin Shelby auf ihren hohen Absätzen über den Flur stöckelt und alle wieder an die Arbeit scheucht, als wären wir ein Haufen Viertklässler. Offiziell ist sie für das gesamte Verwaltungspersonal zuständig, doch jeder von uns arbeitet direkt mit einem der leitenden Werbemanager zusammen, weshalb wir im Grund zwei Chefs haben. Ganz toll.

»Shelby ist unterwegs«, sage ich mit gesenkter Stimme.

»Sie wirkt ein wenig hektisch«, kommentiert Jake, der von seinem Schreibtisch eine bessere Sicht auf das Geschehen hat als ich hier am Ende des Büros. Während ich das Privileg habe, die Toilettengänge unseres Kollegen Milo mit der schwachen Blase mitzählen zu können, ist Jake damit gesegnet, jederzeit Enzo Mancini sehen zu können. Das Leben ist nicht fair.

Ich lehne mich auf meinem Bürostuhl zurück und tippe mit dem Stift auf den Schreibtisch. »Tut mir leid, dass du allein mit Mae um die Blöcke ziehen musst. Ich habe andere Pläne.« Ich spähe zur Uhr auf meinem Monitor. »Verdammt, ich muss los, wenn ich es noch schaffen will.«

»Wohin gehst du?«, fragt er.

Mr Mancini muss aus seinem Büro gekommen sein, denn seine mittlerweile ruhigere Stimme dringt deutlicher an mein Ohr. »Erklär mir mal was, Shelby …« Damit schließt er offenbar seine Bürotür, denn ich höre nichts mehr.

»Ich erzähl’s dir nachher«, sage ich.

Jake schüttelt vorwurfsvoll den Kopf. »Mit Geheimnissen machst du dir keine Freunde, Annie.«

Ich hole meine Handtasche aus der unteren Schublade des Schreibtisches.

»Oh, Mist.« Jake legt auf.

Ich blicke mich um und sehe, wie die Kollegen eilig in verschiedene Richtungen verschwinden. Ein paar gehen zum Pausenraum, andere zur Toilette, und der Rest verteilt sich auf meiner Büroseite. Ich kontrolliere noch einmal meinen Schreibtisch, damit ich nichts vergesse, was ich an diesem Wochenende brauche. Als ich wieder aufsehe, kommen Shelby und Mr Mancinis ehemalige Mitarbeiterin in meine Richtung, wobei Shelby der Assistentin den Arm um die Schultern gelegt hat.

»Mr Mancini ist wirklich schwer zufriedenzustellen. Sie sind nicht die Erste, die kündigt. Nehmen Sie sich das nicht zu sehr zu Herzen«, sagt Shelby in beruhigendem Tonfall.

»Ich hatte gedacht, ich würde etwas lernen. Hätte er denn nicht mit mir zusammenarbeiten müssen?« Das arme Mädchen hat keine Ahnung, dass es von dem Augenblick an verloren war, als man ihm die Stelle als Lorenzo Mancinis Assistentin gab.

»Mr Mancini macht die Dinge etwas anders als unsere übrigen Marketingleute. Wenn Sie für eine neue Stelle ein Empfehlungsschreiben benötigen, dann sagen Sie ihnen, dass sie mich kontaktieren sollen.« Shelby wirft mir ein mitfühlendes Lächeln zu, als sie an meinem Schreibtisch vorbeikommt.

Ich lächle zurück, hänge mir die Handtasche über die Schulter und nehme meine Regenjacke vom Garderobenhaken vor Mr Beardsmans Büro. Ich beeile mich, denn ich kann heute eigentlich früher gehen, doch jeder weiß, dass jemand einspringen muss, da Mr Mancini keine Assistentin mehr hat. Schließlich ist es völlig ausgeschlossen, dass sich Enzo Mancini seinen Kaffee selbst holt, ganz zu schweigen davon, den großen bösen Kopierer zu benutzen. Gott bewahre!

Heute Nachmittag hat er die Präsentation für Coddle, und wenn er diesen Kunden an Land zieht, dann stehen seine Chancen gut, zum Ende des Jahres neuer Gesellschafter zu werden. Etwas so Großes wird er gewiss nicht allein vorbereiten.

Ich klopfe an Mr Beardsmans Tür.

»Herein.« Er legt den Hörer auf und dreht sich in meine Richtung, sein übliches Lächeln im Gesicht.

»Brauchen Sie noch etwas, bevor ich gehe?« Ich binde meine Regenjacke an der Taille zu.

»Nein, ich komme direkt hinterher. Können Sie sich vorstellen, dass meine Scarlett in ihrem ersten Stück mitspielt?« Er strahlt das Foto seiner Tochter auf dem Schreibtisch an.

»Richten Sie ihr viel Glück von mir aus, obwohl ich mir sicher bin, dass sie es großartig machen wird. Oh, ich hätte Blumen besorgen sollen, die Sie ihr anschließend überreichen können.« Verdammt, ich wollte heute Morgen während meiner Pause zum Blumenladen gehen.

»Sie verwöhnen mich, Annie. Die Blumen bedeuten aber mehr, wenn ich sie selbst besorge. Außerdem haben Sie mir schon bei dieser Nektar-Werbung geholfen. Ich muss mich bei Ihnen bedanken.«

Könnte mein Boss netter sein? Er kommt um neun ins Büro und geht um fünf. Erwartet niemals, dass ich am Wochenende arbeite oder Überstunden mache. Mr Beardsman hat mich vor zwei Jahren unter seine Fittiche genommen, womit er mir die Gelegenheit gegeben hat, langsam die Erfahrungen zu sammeln, die ich benötige, um eines Tages selbst Werbemanagerin zu werden. Bisher habe ich zwar noch bei keiner richtigen Kampagne mitgearbeitet, doch bei allen anderen Sachen bin ich dabei.

Er steht auf und nimmt seine Aktentasche und den Regenschirm. Er späht zur Uhr und sieht mich an. »Bald werden Sie bestimmt befördert und dann über mir stehen.«

Er lächelt, als würde ihn der Gedanke überhaupt nicht stören. Obwohl ich nicht glaube, dass er damit recht hat.

Ich lächle. »Wir sehen uns am Montag.«

»Ich wünsche Ihnen ein großartiges Wochenende.« Er zieht sich den Mantel an.

Ich verlasse sein Büro und laufe direkt in Shelby.

»Annie«, seufzt sie erleichtert, als wäre ich ihre rettende Boje, nachdem sie stundenlang im Wasser getrieben ist.

»Ich bin jetzt weg. Leider kann ich das nicht übernehmen.«

»Er braucht jemanden.« Sie verfolgt mich bis zum Fahrstuhl.

Ich drücke den Knopf, um den Aufzug zu rufen. »Mich nicht.«

»Es ist doch nur für einen Nachmittag«, beharrt sie.

Wir stehen wartend am Fahrstuhl, Shelby an meiner Seite. Ich betrachte ihren Pullunder, der mit unzähligen abstehenden Katzenhaaren übersät ist. Werde ich eines Tages wie sie sein? Nein, ich habe es mir ausgesucht, allein zu sein. Das ist ein Unterschied.

»Ich habe schon etwas vor, sonst würde ich es machen, wie du weißt«, sage ich, um die Stille zu überbrücken.

»Shelby!«, bellt Mr Mancini, während er den Gang entlangkommt.

Ich drücke erneut auf den Fahrstuhlknopf, diesmal fester, und blicke zum Treppenhaus. Für einen Moment bin ich in Versuchung, doch fünfundsiebzig Etagen mit meinen Absätzen sind wirklich kein Spaß. Ich wäre schweißgebadet, bevor ich es auf die Straße geschafft hätte.

Shelby wird blass, als sie Mr Mancini auf uns zukommen sieht. »Bitte! Ich gebe dir auch zwei zusätzliche Urlaubstage. Sag, was du willst!«

»Tut mir leid.«

Die Fahrstuhltür öffnet sich mit einem Klingeln, und ich trete ein, als Mr Mancini Shelby erreicht. Sie wirft sich zwischen die schließenden Fahrstuhltüren, und sie öffnen sich wieder. Ich bemerke, wie Jake und Mae feixend zusehen, kneife die Augen zusammen und drücke den Knopf für das Erdgeschoss.

Mr Mancini hält einen Stapel Unterlagen in den Händen. »Wer gehört mir für den Rest des Tages?«

Shelby wirft mir einen kläglichen und irgendwie auch verzweifelten Blick zu. Dann lächelt sie Mr Mancini an und hebt den Finger. »Einen Moment.« Sie dreht sich zu mir und bricht in Tränen aus. »Ich würde es ja selbst tun, aber ich muss heute noch mit Pinkie zum Tierarzt. Sie hat schreckliche Schmerzen. Ich glaube, irgendwas stimmt mit ihr nicht.«

Ich seufze. Eine kranke Katze ins Spiel zu bringen, ist ein mieser Trick. Doch Shelby würde niemals lügen, denn sie hat viel zu große Angst davor, dass das Karma sich an ihr oder einer ihrer geliebten Katzen rächen würde.

Ich denke über meine Optionen nach. Die geplante Pediküre vor dem Umzug in meine neue Wohnung kann warten. Wenn ich es bis um vier aus dem Büro schaffe, könnte ich zumindest meine restlichen Pläne einhalten.

»Ich kann aber nur bis um vier.« Damit steige ich aus dem Fahrstuhl.

Mr Mancini hält noch immer die Papiere und tippt gleichzeitig wie ein Teenager auf seinem Handy herum.

»Sie kennen Annie Stewart, die Assistentin von Ted Beardsman?« Shelby berührt ihn am Oberarm.

Ich wette, er ist steinhart wegen seiner Muskeln.

Er nickt, ohne den Kopf zu heben, noch immer beschäftigt mit seinem Telefon. Einen Augenblick später macht er eine Pause vom Tippen und reicht mir den Stapel Papiere, ohne mich auch nur anzublicken. »Dieses Angebot muss kopiert und gebunden werden. Insgesamt kommen sechs Leute zu dem Meeting.« Er dreht sich auf dem Absatz und geht über den Flur davon.

»Wir sehen uns, Enzo«, sagt Mr Beardsman, der gerade in unsere Richtung kommt und die Stirn runzelt.

»Ted?« Mr Mancini hält ihn auf.

Sie sprechen über etwas, das ich nicht verstehen kann, doch Mr Beardsman lacht und schlägt Mr Mancini auf den Rücken.

»Vergiss nur nicht: Am Montag gehört sie wieder mir.«

Mr Mancini muss noch etwas gesagt haben, denn mein Chef lacht erneut. Lorenzo Mancini, ein witziger Typ. Ja, ganz genau.

Mr Beardsman kommt zu uns und drückt den Abwärtsknopf des Fahrstuhls. »Annie, Sie sind einfach zu nett. Sie hätten weglaufen sollen.«

Er steigt in den Aufzug, während ich im Flur stehe, einen Stapel Papier in den Händen und Anweisungen von einem Mann, der sich nicht einmal bemüht hat, mir in die Augen zu sehen. »Sie schulden mir eine ganze Menge, Shelby.«

Ich stampfe den Flur zurück und werfe Handtasche und Jacke auf den Stuhl. Wie ein Kleinkind, das einen Wutanfall hat. Wenn ich könnte, dann würde ich jetzt schreiend auf und ab springen. Ich hole das Handy aus der Tasche, schreibe Jake und Mae eine SMS und gehe zum Kopierraum.

Ich bin kaum eine Minute dort, als sie hereinkommen und die Tür hinter sich schließen. Ich atme laut aus und sortiere die Papiere, die ich bekommen habe.

»Tut mir leid«, sagt Jake und setzt sich mit einer Tüte Weingummi auf den Tisch. Offensichtlich hatte er sich im Pausenraum versteckt.

»Du hättest dich auch opfern können.« Ich jage die Unterlagen durch den Farbkopierer.

»Ich bin unschuldig. Ich bin bei der Buchhaltung.« Mae hebt die Hände und setzt sich zu Jake auf den Tisch, steckt dann ihre Hand in die Tüte Fruchtgummis auf seinem Schoß.

»Ich wollte woanders sein«, jammere ich und nehme mir auch ein Gummi aus Jakes Vorrat. Wilder als nötig beiße ich die Hälfte davon ab.

Jake legt den Kopf schief. »Und wo ist das?«

Ich verdrehe die Augen.

Mae sagt nichts, denn sie weiß es bereits.

»Nirgendwo, doch wenn ich bis um vier Uhr nicht raus bin, dann mache ich von dir eine kleine Voodoopuppe, Jake Hill, und steche dir mit der Nadel genau zwischen die Beine.«

Mae lacht.

Jake presst die Beine zusammen. »Hey, das ist echt brutal.«

Die Kopien sind schnell gemacht, und ich kümmere mich um das Binden der Blätter. Jake bleibt sitzen, doch Mae hüpft vom Tisch und legt mir die Hand auf die Schulter.

»Ich komme heute Abend vorbei, um zu helfen«, flüstert sie.

»Was verpasse ich da? Ich dachte, wir hätten eine Dreier-Freundschaft?«

Mae und ich blicken über die Schulter und lachen. Ich stecke mir das restliche Fruchtgummi in den Mund.

»Das wünschst du dir vielleicht, dass es ein Dreier wäre.« Mae beugt sich in dem engen Raum vor, nimmt noch zwei Gummis und reicht mir eins.

»Wir sind allein, und da ist ein Schloss an der Tür …«

Ich lege die Hand an mein Ohr. »Schon mal was von sexueller Belästigung gehört?«

»Entspann dich, ich sehe euch beiden eher als Schwestern.«

Ich zwinkere und binde die dritte Präsentation. Es ist still, abgesehen von unseren Kaugeräuschen.

»Kommt schon, Leute. Ich fühle mich wie dieser Verliererfreund, dem niemand etwas erzählt«, jammert Jake.

Mae schüttelt den Kopf und schaut mich an, um herauszufinden, ob ich meine Neuigkeit mitteilen will. Der einzige Grund, weshalb ich es vor ihm verheimliche, besteht darin, dass ich keine große Sache daraus machen will. Wobei es für mich eine ziemlich große Sache ist, obwohl sich natürlich ständig irgendwelche Leute eine Wohnung kaufen.

Ich drehe mich um, und Mae übernimmt für mich das Binden der nächsten Präsentation. »Ich ziehe um. Ich habe mir eine Wohnung gekauft.«

Er springt vom Tisch auf und umarmt mich, um dann mit mir im Raum herumzutanzen.

»Sie ist klein, nur ein Schlafzimmer. Und sie ist in Inwood, also …«

Er schwingt uns weiter von einer Seite zur anderen, während er mich im Arm hält und Mae die ganze Arbeit für mich erledigt.

»Ich muss jetzt meinen Dad anrufen, dass er sich mit den Leuten von der Spedition trifft«, stöhne ich.

»Dein Dad liebt es doch, solche Sachen zu machen«, sagt Mae.

»Wir müssen feiern!« Jake dreht mich gerade im Kreis, als sich die Tür öffnet. Er verliert den Halt, und ich wirbele herum, bis ich gegen einen steinharten Körper stoße. Ein flüchtiger Blick in sanfte braune Augen, dann rutsche ich seinen Körper hinab, als wäre er mit Vaseline bestrichen, bevor ich zu seinen Füßen lande.

»Was zum Teufel ist denn hier los?«, dröhnt Mr Mancinis Stimme durch den kleinen Raum.

Hat Gott ihn verflucht, weil er so schön ist? Als er die Eigenschaften verteilt hat, hat er da auch ein Kreuz bei »Arschloch« gemacht, um zu beweisen, dass man nicht alles im Leben haben kann?

Kapitel 2

Enzo

Ich blicke runter auf die Vertretungsassistentin. Ann, Erin, oder so ähnlich. Sie pustet sich die dunklen Haare aus den Augen und sieht mich wütend an.

Rückgrat hat sie, das muss ich ihr lassen.

»Tut mir leid, Annie«, sagt der männliche Assistent, dessen Schreibtisch neben meinem Büro steht. Er lauscht immer meinen Gesprächen und denkt, ich wüsste das nicht.

»Es tut mir leid, Mr Mancini, ich bin sofort mit den Akten in Ihrem Büro«, sagt die Vertretung.

Ich verschränke die Arme. »Ich wollte Ihre Party nicht unterbrechen.«

»Ach nein, wir haben nur gerade, ähm … Ich habe meinen Freunden eine gute Nachricht mitgeteilt.« Sie wird rot. Das sieht niedlich aus bei ihr. Unschuldig und anziehend. Es würde mich nicht stören, diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen, wenn sie vor mir kniet und mir einen bläst.

Ich runzle irritiert die Stirn, während ich mich selbst zurechtweise: Meine Gedanken sind nicht angemessen, und ich habe so etwas noch nie über jemanden gedacht, der für mich arbeitet. Selbst damals nicht, als diese Blondine mit den Brust- und Po-Implantaten meine Assistentin war.

Doch diese Frau hier ist nicht meine Assistentin. Ich leihe sie mir nur von Ted Beardsman. Ich bin mir sicher, dass sie von ihm ohnehin nicht genug Arbeit bekommt.

»Das macht man um siebzehn Uhr unten bei Blarneys.« Ich drehe mich zum Gehen, warte kurz an der Tür. »Drei Minuten, Erin.«

Der männliche Assistent atmet hörbar aus, offenbar habe ich mich mit ihrem Namen vertan. Aber sie ist nur vorübergehend da, was spielt es also für eine Rolle, solange sie das macht, was ich brauche?

Auf dem Weg zu meinem Büro werfe ich einen Blick auf den verwaisten Schreibtisch der Assistentin. Zumindest hat das gefeuerte Mädchen seine Blume mitgenommen. Gott sei Dank. Sie hat die ganze Zeit davon geredet, dass es sich dabei um eine Aloe handle und ich mir gern ein Stück abreißen und meine Haut damit einreiben könne. Was zur Hölle? Ob sie nicht gemerkt hat, dass wir eine Werbefirma sind und kein Massagesalon?

Mein Handy vibriert auf dem Tisch, und ich antworte, bevor ich bemerke, dass es Carm ist. »Was ist?«

»Nette Art, deinem jüngeren Bruder zu antworten, Schwachkopf.«

Ich setze mich, wobei ich mich auf den Monitor konzentriere und die einzelnen Seiten der Präsentation durchgehe. »Ich bin beschäftigt. In ungefähr einer Stunde habe ich eine Präsentation, und meine Assistentin hat gerade gekündigt.«

Er lacht. Natürlich. Carm müsste sich seine Assistenten wie Blutegel abzupfen, denn er behandelt sie viel zu nett. Einmal hat er einer Assistentin eine Handtasche gekauft, als er bemerkte, wie sie sie bei einer Hausbesichtigung bewundert hat. Natürlich hat er sie wahrscheinlich auch gevögelt. Er hat es abgestritten, doch jeder weiß, dass Carm bei diesem Mist immer lügt.

»Ist das die Präsentation, mit der du Gesellschafter werden könntest?«

»Beschwör das nicht noch herauf!« Ich klicke durch die restlichen Seiten. »Warum rufst du mich überhaupt an?«

»Ich habe für morgen ein Basketballspiel klargemacht.«

»Cool.«

»Wir spielen auf dem Feld bei Ma.«

»Was? Warum spielen wir denn nicht hier in Manhattan?«

»Weil das andere Team in Brooklyn ist. Ich habe angenommen, dass ihr nichts dagegen habt. Wir holen uns unseren Meistertitel zurück.«

Ich reibe die Hände zusammen. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wie bist du mit deiner Art überhaupt so ein erfolgreicher Immobilienmakler geworden?«

»Weil ich weiß, wie man Dinge klarmacht. Da kannst du noch was von mir lernen.«

»Ach, leck mich doch.«

Es klopft an meiner Glastür.

»Ich muss los.« Ich beende das Gespräch und winke die Vertretung herein.

»Bitte schön, Mr Mancini. Was brauchen Sie noch?« Sie zieht Notizblock und Stift heraus. »Ich weiß nicht, wo Denise bei allem stand.«

»Denise?«

Sie beißt kurz die Zähne zusammen, löst sie dann gleich wieder. Zu spät, ich habe es gesehen. »Ihre vorige Assistentin.«

»Ach so, ja. Ich nehme an, dass sie ihre Notizen auf dem Schreibtisch hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nichts getan hat.« Ich blicke auf meinen Monitor. Die Wortwahl ist perfekt, und diese Präsentation ist das Beste, was ich je im Familienbereich gemacht habe. Ich habe keine Ahnung, wieso ich dafür ausgewählt wurde, eine Werbekampagne für Familien zu entwerfen, die Windeln kaufen, doch wenn ich diesen Kunden bekomme, dann bin ich ein sicherer Kandidat als Gesellschafter.

»Ich werde es mir ansehen, und ich, ähm …« Sie richtet sich auf. Falscher Wagemut. »Um vier muss ich weg.« Sie dreht sich auf den Absätzen, um zu gehen.

»Ähm, nein. Ich brauche Sie bei der Präsentation, damit Sie Notizen für mich machen.«

Ihr falsches Lächeln verschwindet, und sie sieht mich mit einem Ausdruck an, den ich inzwischen von meinen Assistentinnen kenne. Ihre Wangen sind nicht länger leicht gerötet, die Augen sind blutunterlaufen und ihre Muskeln angespannt. »Ich tue Ihnen hiermit einen Gefallen. Ich hatte vor, den ganzen Nachmittag weg zu sein, da Mr Beardsman ebenfalls nicht da ist. Ich helfe Ihnen, weil Sie in der Klemme sind. Bei Mr Beardsmans Meeting bin ich auch nicht die ganze Zeit dabei, deshalb sehe ich nicht ein, warum ich bei Ihnen sitzen soll.«

Wenn ich Teddy nicht mögen würde, dann würde ich seiner Assistentin jetzt sagen, dass sie nur deshalb nicht in seinen Meetings sitzt, weil er sie bewusst auf Abstand hält. Ich halte zwar auch nicht gerade Händchen mit meiner Assistentin oder suche irgendeinen Input von ihnen, während ich meine Präsentationen vorbereite, doch sie waren alle bei den Pitches dabei. Sie haben das Gute gesehen, sie haben das Schlechte gesehen – verdammt, eine hat mich am Anfang meiner Karriere sogar betteln gesehen.

Ich setze mich auf. »Ich bin neugierig, Miss …?«

»Stewart. Annie Stewart.« Ihr Kiefermuskel zuckt.

»Miss Stewart, abgesehen davon, dass Sie Tanzpartys im Pausenraum veranstalten, nehme ich an, dass Sie Ihre Arbeit schätzen. Meine andere Annahme besteht darin, dass Sie nicht daran interessiert sind, für immer als Assistentin zu arbeiten, sonst hätten Sie Shelby gesagt, dass sie Ihnen den Buckel runterrutschen kann, und wären in den Fahrstuhl gestiegen, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern.«

Ihr Blick ruht auf meinen gefalteten Händen.

»Dabei zuzusehen, wie ich einen Pitch bei unserem womöglich bald größten Kunden mache, ist eine großartige Gelegenheit für Ihre Karriere. Das wollen Sie einfach sausen lassen, um sich für Ihr Freitagabend-Date herauszuputzen?«

Ihre Brust hebt und senkt sich, und sie sieht mich an. »Natürlich haben Sie recht. Ich freue mich darauf, bei Ihrem Pitch dabei zu sein.«

»Möchten Sie im Anschluss zu Abend essen?«, frage ich.

Sie schnaubt und wendet sich zum Gehen.

Ich grinse. »Ein Abendessen mit den Kunden zur Feier des Tages, natürlich.«

Sie dreht sich wieder zu mir und schluckt. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich die Situation so sehr genieße. Das sollte ich nicht. Sie hat recht, sie hat mir einen Gefallen getan, indem sie geblieben ist. Doch da sie Teddys Assistentin ist, mache ich mir keine großen Hoffnungen, dass sie im Hinblick auf ihr Talent eine wertvolle Unterstützung ist. Wahrscheinlich muss ich sie den ganzen Nachmittag anleiten.

»Das wäre großartig. Vielen Dank, Mr Mancini.«

»Enzo.«

Nur für einen Sekundenbruchteil weiten sich ihre Pupillen, doch ich bemerke es.

»Nennen Sie mich Enzo.«

»Dann können Sie mich gern Annie nennen, nicht Erin.«

»Wir stehen hier nicht auf einer Stufe, Miss Stewart. Bitte vergessen Sie das nicht.«

Sie blinzelt, sagt aber nichts dazu und verlässt mein Büro, während sie sich wahrscheinlich wünscht, die Tür zuschlagen zu können.

Und erneut finde ich sie aus irgendeinem Grund wieder eher amüsant als irritierend.

Ich trete um fünfzehn Uhr dreißig in den Sitzungssaal und bin beeindruckt: In der Tischmitte stehen Tabletts mit Erfrischungen. An jedem Platz befindet sich eine Wasserflasche einer Marke, für die wir die Werbung machen. Alle Unterlagen liegen gedruckt und gebunden daneben.

Ich richte meine Anzugjacke und streiche die Krawatte glatt, während ich den Raum in mich aufnehme. Vielleicht habe ich Miss Stewart unrecht getan. Ich richte ein paar Mappen. »Hübsch.«

»Ich habe die Techniker bereits kommen lassen, und alles ist bereit für Ihre Präsentation.« Sie deutet auf meinen Computer und die weiße Leinwand vor dem ovalen Tisch.

»Vielen Dank.«

Es klingelt. »Annie, die Kunden sind da«, sagt Elise vom Empfang durch das Interfon.

Sie lächelt mich an und streicht über ihr Kleid. »Ich bin gleich zurück.«

Ich sage nichts, als sie aus dem Raum geht. Ich könnte ihr ein Kompliment aussprechen, dafür, dass sie bisher wirklich einen guten Job gemacht hat, doch in diesem Moment ist es eher ihr Hintern in dem engen Bleistiftkleid, für den ich sie loben möchte.

Verdammt. Sie muss wieder zurück zu Teddy, und zwar schnell.

Mit den Händen in der Tasche starre ich auf die New Yorker Skyline, während ich warte. Du machst das. Du bist Lorenzo Mancini. Der Beste im Business.

»Mr Mancini«, unterbricht Annie meine mentale Aufmunterung, die ich mir vor jedem Pitch gebe.

Ich glätte noch einmal meine Krawatte und drehe mich um. Dann vergewissere ich mich, dass ich allen in die Augen blicke und ihnen ein offenes Lächeln zuwerfe. Ich lege die Hände zusammen und gehe auf die Kunden zu. »Wie schön, Sie alle wiederzusehen.«

Wir schütteln uns die Hände und begrüßen uns, und Billy aus der Kreativabteilung kommt dazu, bevor wir uns an den Tisch setzen.

»Miss Stewart assistiert mir heute. Wenn Sie also irgendwas benötigen, wird sie Ihnen gern helfen.« Ich gehe zum Tischende, und Mr Jacobson, unser Firmeneigentümer, rückt Annie einen Stuhl zurecht, auf den sie sich lächelnd niederlässt.

»Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was Sie für uns haben, Enzo«, sagt Mr Peterson, der Präsident von Coddle.

Ich nicke. Es ist seit Jahren das erste Mal, dass ich nervös bin.

»Zunächst einmal haben wir uns entschieden, einen eher lockeren und weniger gefühlsbetonten Ansatz zu wählen. Wir konzentrieren uns stärker auf die Daddys und die Erleichterung …« Nachdem ich mit dem Text begonnen habe, den ich seit einer Woche eingeübt habe, löst sich die Spannung in meinen Schultern, und ich bin ganz in meinem Element. Ich bin zuversichtlich bei der Kampagne, die ich zusammengestellt habe.

Ich muss Annie nicht einmal ein Zeichen geben, das Licht auszuschalten: Offenbar hat sie meine Unterlagen gelesen und weiß genau, wann es dafür an der Zeit ist.

Während ich mich an die Fensterbank lehne und den kurzen Film auf mich wirken lasse, den Billy aus der Kreativ-Abteilung zusammengestellt hat, fühle ich mich gut. Er ist witzig, und jeder Dad wird ihn lieben. Die letzte Zeile erscheint unten vor dem Bild eines schlafenden Vaters und einem Kind, das nur eine Windel trägt: … Daddydicht.

Langsam geht das Licht wieder an, sodass niemand blinzeln muss und Sterne sieht. Gut mitgedacht von Miss Stewart.

Mr Jacobson zeigt mir den erhobenen Daumen, doch ich richte meine Aufmerksamkeit auf Bill Peterson. Er trifft die Entscheidung.

»Nun, das war schon mal ganz okay … haben Sie noch etwas anderes?«, fragt er, und seine Aufmerksamkeit richtet sich auf die Frau ihm gegenüber.

Ich spähe zu Billy auf meiner rechten Seite. »Wir hatten noch ein paar Ideen, doch keine war so gut wie diese.«

Mr Petersons Schweigen zeigt mir, dass ich keinen Volltreffer gelandet habe.

»Geben Sie uns ein paar Tage, um darüber nachzudenken.« Er nimmt seine Unterlagen vom Tisch.

Mr Jacobsons Augen werden groß, denn wir wissen beide, wenn Mr Peterson jetzt geht, dann wird er irgendwo anders landen.

»Mr Peterson«, ich nehme mir den Stuhl neben ihm und setze mich, »offenbar sind Sie nicht überzeugt.«

Er lehnt sich zurück und faltet die Hände vor der Brust. »Wir gehen normalerweise den emotionaleren Weg und appellieren ans Herz.«

»Aber machen das nicht alle Windelhersteller? Mit so etwas stechen Sie heraus.« Ich werfe einen kurzen Blick auf die Frau, die zuvor als seine Tochter vorgestellt wurde. Schon während der Werbefilm gezeigt wurde, hatte ich bemerkt, wie Mr Peterson immer wieder zu ihr geblickt hatte, um ihre Reaktion abzuschätzen, also hat sie wohl auch etwas zu sagen.

»Blair, richtig?«, frage ich.

Sie nickt.

Ich lege eine Hand auf den Tisch, nehme meinen Stift und suche nach etwas, worauf ich schreiben kann.

»Hier.« Ein Schreibblock rutscht über den Tisch.

Ich danke Miss Stewart mit einem Nicken. Sie lächelt nicht.

»Geben Sie mir fünf Wörter«, sage ich zu Blair.

»Wozu soll das gut sein?«, fragt sie.

Ich winke. »Fünf Wörter, die Sie in Ihrer Werbung sehen wollen. Nicht genau das Wort, sondern die Gefühle oder Handlungen. Zum Beispiel Liebe, Weinen …«

Sie schaut ihren Vater an. »Wirklich, Enzo, ich glaube, wir haben schon genug Informationen. Lassen Sie uns darüber nachdenken.«

Mr Jacobson schüttelt den Kopf.

Mein Blutdruck steigt, und ich spüre, wie es in meinem Nacken pocht. Ich bin mir sicher, dass es jeder am Tisch sehen kann.

»Suchen Sie nach einer Mutter in der Werbung?« Selbst ich höre die Panik in meiner Stimme. Beruhige dich.

»Oder suchen Sie einen gemeinsamen Moment zwischen den Eltern?«, schaltet sich Annie ein.

Ich brauche ihren Input wirklich nicht, doch Blairs Augen leuchten auf, und sie schenkt Annie ihre ganze Aufmerksamkeit.

»Zum Beispiel was?«, frage ich und ziehe ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich.

»Sie stellen sich vor, dass Babys Menschen zusammenbringen. Ein Paar muss nicht verheiratet sein oder sich nicht einmal mögen, um gemeinsam über sein Baby zu lächeln. Familien kommen zusammen, wenn ein Baby geboren wird. Es ist Magie, wenn ein neues Leben auf die Welt kommt.« Ich schwöre, Annies Augen werden feucht, während sie die Szene entwirft.

Blair zeigt auf sie. »Ganz genau.« Sie blickt wieder zu mir. »Was sie gerade gesagt hat, das wollen wir.«

»Eine Familie? Da können Sie von Glück reden, denn ich komme aus einer großen italienischen Familie. Ich weiß alles über Familie. Geben Sie uns ein paar Wochen, und wir haben eine ganz neue Kampagne für Sie.« Ich erhebe mich und strecke Blair Peterson die Hand entgegen.

Sie steht auf und nickt ihrem Vater zu, dann schüttelt sie mir die Hand.

»Wird sie auch in Ihrem Team sein?«, fragt Bill Peterson.

Mr Jacobson lächelt Annie an und dann mich. »Dafür werde ich sorgen«, antwortet er, bevor ich noch anfügen kann, dass sie nur eine Assistentin ist. Und nicht einmal meine.

»Großartig. Es war uns ein Vergnügen.«

»Ich begleite Sie nach draußen.« Annie geleitet Mr Peterson, seine Tochter und sein Team aus dem Raum, und Mr Jacobson folgt ihnen.

Ich lasse mich auf den Stuhl gegenüber von Billy fallen.

»Ich kapier das nicht«, sage ich.

»Sie hat uns gerade den Arsch gerettet.« Billy steht auf.

Sie kehrt zurück und bleibt in der Tür stehen.

»Danke, Annie.« Billy tätschelt ihr den Rücken, als er nach draußen geht.

»Haben Sie ein großartiges Wochenende, Mr Mancini.« Sie lächelt und verlässt den Sitzungsraum.

Ich mache mir nicht die Mühe, das Abendessen zu erwähnen, das wir einnehmen wollten. Im Augenblick gibt es nicht viel zu feiern, abgesehen davon, dass ich von einer Assistentin an die Wand gespielt wurde.

Kapitel 3

Annie

Meine Stimmung ist wunderbar, als ich meine neue Wohnung erreiche. Coddle hat meine Idee geliebt. Ich will loslaufen und die Absätze zusammenknallen, nachdem ich aus dem Taxi gestiegen bin und den Umzugswagen davonfahren sehe.

Ich renne förmlich durch die Lobby und in den Fahrstuhl. Meine Wohnungstür steht offen, und mein Dad, Mae und Jake sind in der Wohnung und packen Kartons aus.

»Dad, vielen Dank«, sage ich und lasse meine Handtasche und den Beutel auf die Couch fallen.

»Was hätte ich denn sonst heute zu tun gehabt?«

»Und ihr wolltet ausgehen«, sage ich zu Mae und Jake. Ich beeile mich, meinem Dad dabei zu helfen, die Tassen in den Schrank zu sortieren.

»Je schneller du eingezogen bist, desto eher kauft Mae uns unsere Drinks.« Jake zwinkert mit den Augen. »Wenn nicht vorher jemand deine Schwester zum Krankenhaus bringen muss.«

»Was?«, kreische ich und lasse meinen Vater stehen, doch ich muss nicht weit gehen.

Beth kommt über den Flur gewatschelt und hält sich den Rücken. »Jemand muss die Klopapierpolizei rufen. Sie hatte zwei Kartons voller Toilettenpapier.«

»Beth, setz dich.« Ich schiebe meine Sachen von der Couch.

Sie winkt ab. »Ich will, dass das Baby kommt.« Sie blickt auf ihren gewölbten Bauch. »Ich gebe dir noch zwei Tage, dann erde ich dich für den Rest deines Lebens.« Sie setzt sich und legt die Füße auf den Couchtisch.

»Was sagt Sam dazu?«, frage ich lächelnd.

Sie winkt wieder ab. »Frag ihn. Sam!«

»Was denn?« Ein Haufen Metall klappert vom Flur her. »Ist es so weit?« Er taucht mit verschwitztem Gesicht in der Tür auf.

»Nein, weil das Baby genauso stur ist wie du.«

Sam verdreht die Augen in meine Richtung, und ich lächle. »Du hast ja recht, Süße, ich bin hier der Sturkopf.«

»Spricht wie ein erfahrener Ehemann.« Mae setzt sich mit einer Chipstüte zu Beth auf die Couch, dann legt sie ihr das Ohr auf den Bauch. »Kann ich mal hören?«

»Ihr seid einfach zu viel. Ich schaffe das auch allein.« Obwohl die Kartonstapel an den Wänden schon ein wenig überwältigend sind.

»Wer baut dein Bett zusammen? Jake?« Beth nimmt sich Chips aus Maes Tüte.

»Diese Stichelei habe ich überhört. Ich hätte es ja machen können.« Jake reißt mit Schwung eine Kiste auf.

Beth verdreht die Augen. »Wow, Herkules, mach uns nicht mehr Arbeit, als nötig ist.«

»Oh!« Maes Kopf schießt von Beths Bauch hoch. »Ärger sie noch mal, Jake, es bewegt sich.« Sie legt den Kopf wieder runter.

Ich lasse die beiden auf der Couch, da ich weiß, dass Mae wahrscheinlich nur versucht zu erreichen, dass Beth sitzen bleibt. Ich packe ein paar Töpfe und Pfannen aus, mache mich zuerst an die Küche, so wie es mir mein Dad beigebracht hat.

»Also?« Jake sieht mich fragend an.

»Was?« Ich reiche meinem Dad einen Stapel Töpfe, und er räumt sie in einen Schrank. Ich werde sie woanders hintun, wenn er gegangen ist.

»Als ich gegangen bin, da hast du mit Lorenzo Mancini in einem dunklen Raum gesessen.«

»Wer ist das?«, fragt Beth Mae.

Mae seufzt dramatisch. »Nur das heißeste Arschloch, das du dir jemals in dein Bett wünschst.«

»Der Akzent liegt auf Arschloch.« Jakes Blick fällt auf meinen Vater, der ihm gerade den Rücken zudreht. »Tut mir leid, Mr Stewart.«

»Danke, Jake, aber ich habe das Wort schon einmal gehört.«

»Warum war meine kleine Schwester mit ihm in einem dunklen Raum?« Beth taucht die Hand in Maes Chipstüte und wirft sich dann einen Chip in den Mund. So viel zu ihrem Ich-esse-gesund-für-das-Baby-Mantra!

»Es gab eine Präsentation für einen Kunden, und Mr Jacobson war ebenfalls im Raum, dazu noch eine Menge anderer Leute«, sage ich und hole weitere Küchenartikel aus der Kiste.

»Sexy. Ich hatte ja keine Ahnung«, lacht Jake.

»Vorsicht bei der Wortwahl!«, sagt mein Dad.

Ich strecke Jake die Zunge raus und zeige auf ihn, als wären wir zehn und er in Schwierigkeiten.

»Ich dachte, du arbeitest für einen Mr Bartmann?«, fragt Beth.

»Das tut sie auch, doch Mr Mancini ist berühmt dafür, jede Assistentin zu verlieren, die für ihn arbeitet. Dann bemühen sich immer alle, ganz schnell zu verschwinden, wenn das um die Mittagszeit herum passiert, denn dieser Mann kann wirklich nichts allein machen.« Jake reißt eine weitere Kiste auf.

»Es wäre so schön, wenn er mir mal eine Tasse Kaffee bringen würde. Am besten nackt.« Mae blickt zur Decke, als würde dort jemand ihren Wunsch erhören.

»Er sieht also so gut aus, dass das seine Fiesheit übertüncht?«, fragt Beth und greift nach den Chips.

Mae gibt ihr einen, dann legt sie die Hände auf den Bauch meiner Schwester. »Magst du es so salzig?«, spricht sie in Babysprache zum Bauch meiner Schwester.

»Nein. Es schmälert seine Attraktivität gewaltig, dass er nicht einmal eine einzige Kopie machen oder sich meinen Namen merken kann, glaub mir.« Selbst ich erkenne die Lüge an meinem Tonfall.

»Hach. Vielleicht muss ich auch mal ins Büro kommen.«

Ich zeige auf meine Schwester. »Du bleibst da weg.«

Sie lacht, und Mae setzt sich auf, kreuzt die Beine auf der Couch und zieht ihr Handy raus. »Hier.«

»Wieso hast du überhaupt ein Foto von ihm?« Ich verlasse die Küche und gehe zu ihr, um es mir anzusehen.

»In einem Businessmagazin in Manhattan gab es einen Artikel über ihn, und jetzt ratet mal, wer sein Bruder ist?«

Keiner antwortet.

»Carmelo Mancini, der Immobilientyp.«

»Der halb nackte Kerl auf den Reklametafeln, auf denen steht: ›Du weißt, dass du es willst‘?« Beth lacht, während sie mit dem Finger über das Display streicht.

Ich setze mich auf den Couchrand. »Ich bin mir sicher, das war die Idee seines Bruders.«

»Er sieht aber genauso gut aus wie sein Bruder. Wenn ich mir eine Immobilie kaufen wollte, dann würde ich ihn garantiert anrufen.«

Ich verdrehe die Augen in Maes Richtung und stehe auf, bevor mir noch der Speichel aus dem Mund läuft. Das Bild von Mr Mancini in dem Artikel kann einen auf jeden Fall zum Sabbern bringen. Mit einem Drink in der Hand sitzt er auf einer Couch und blickt auf die Skyline New Yorks, als würde ihm die Stadt gehören.

»Sehr essbar«, sagt Beth und gibt das Telefon zurück.

»Du meinst zum Anknabbern?«, frage ich und kehre zu meinem Dad zurück, der die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

»Ich habe das Gefühl, dass Sam meine Hilfe braucht«, murmelt er.

Wir lachen, als mein Dad kopfschüttelnd in den Flur geht.

»Dann magst du ihn?«, fragt Beth.

»Nein!«, kreische ich.

»Das tut sie«, erwidert Jake trocken. »Jedes Mal, wenn er vorbeigeht, tropft ihr die Spucke vom Kinn, und sie bekommt herzförmige Pupillen. Ich muss dich loben, denn das war heute bestimmt schwer.«

»Halt den Mund!« Ich werfe mit zusammengeknülltem Zeitungspapier nach ihm. »Ich würde niemals mit einem Mann wie Enzo Mancini ausgehen. Wobei er ohnehin nicht nach einer Freundin Ausschau hält. Ich meine, er ist ungefähr so seelenlos wie Ted Bundy.«

»Oh ja, vergleiche ihn nur mit einem Serienmörder. Könnte es sein, dass du die Augen vor der Wahrheit verschließt?« Mae tippt sich an die Lippen.

Ich kneife die Augen zusammen.

»Sie hat schon immer Männer gemocht, die nicht verfügbar waren«, sagt Beth und rutscht an den Rand der Couch. Ich bete, dass sie genau in diesem Augenblick das Baby bekommt, damit ich um dieses Gespräch herumkomme.

»Beth …«

Sie lacht. Mae hilft ihr auf die Beine, als sie sieht, wie meine Schwester sich abmüht. Wirklich, ich liebe meine Nichte oder meinen Neffen bereits jetzt dafür, meine Schwester so leiden zu lassen.

»Du liebst immer diejenigen, die keine Liebe wollen. Erinnerst du dich an Timmy Gross im letzten Schuljahr?«

»Was war mit ihm nicht in Ordnung, von seinem Namen einmal abgesehen?«, fragt Jake und reicht mir einen Stapel Teller.

»Er war der Quarterback der Footballmannschaft und hat Annie zum Abschlussball eingeladen. Dann hat er den Ball sausen gelassen und ist lieber auf eine College-Party gegangen. Deshalb musste sie allein hingehen.«

»Danke für diese schöne Erinnerung, Schwesterchen. Noch irgendwelche anderen Momente, die du gern ansprechen würdest, um mein Selbstvertrauen nach oben zu treiben?« Ich zerlege einen Karton und stelle mir vor, es sei Timmys Kopf.

»Ich sage dir bei diesen Männern immer, dass es deren Pech ist, doch dieser Typ klingt wirklich wie jemand, der dir das Herz brechen könnte.«

»Du kannst mir ruhig mal etwas mehr zutrauen. Immerhin bin ich jetzt siebenundzwanzig und erkenne einen bösen Jungen schon von Weitem. Vor allem einen, der keine Verpflichtungen eingeht. Außerdem wird es dich freuen zu erfahren, dass er nicht einmal meinen Namen kennt. Also kann sich jeder aus meinem Liebesleben heraushalten.«

Beth trinkt einen Schluck Wasser und sieht mich an, die Hand am Bauch. »Ich will dich nur daran erinnern. Vergiss nicht, dass Sam diesen Cousin hat, dem du auf der Hochzeit sehr gut gefallen hast.«

Mae windet sich hinter meiner Schwester, denn ich habe ihr alles über den Kerl mit dem üblen Mundgeruch und dem Diamanten im Ohr erzählt, der mich auf der Hochzeit meiner Schwester nicht in Ruhe lassen wollte.

»Danke, doch ich glaube nicht, dass er mein Typ ist.«

Beth verdreht die Augen. »Schon klar. Ich meine, er ist ein echt netter Typ, der eine Frau sucht und gern eine Familie hätte. Also ganz eindeutig niemand für Annie Stewart.«

Ich war noch nie so glücklich, meine Schwester endlich davonwatscheln zu sehen.

Mae kommt zu mir und setzt sich auf einen Kistenstapel. »Also, erzähl es uns jetzt richtig. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?«

»Nun, nach seinem Striptease, als er mich gebeten hat, die Schlagsahne von seinen Bauchmuskeln zu …«

Maes Augen glühen förmlich auf.

»Reiß dich zusammen«, schimpfe ich. »Es war schrecklich, und jetzt will Mr Jacobson, dass ich mit ihm an der Kampagne für Coddle arbeite, weil ich in der Sitzung meine große Klappe nicht halten konnte.«

Jake bleibt stehen und lässt sich an den Kartons heruntergleiten. »Du arbeitest an dem Coddle-Projekt?«

»Na ja, ich meine, wer weiß. Mr Mancini wird mich wahrscheinlich rausdrängen.«

»Lass das nicht zu. Das ist deine Riesenchance!« Jakes Hände landen auf meinen Schultern. »Lass mich dich auf der Straße des Erfolgs begleiten.«

Ich lache. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nirgendwo hingehe.«

»Das ist der größte Kunde, den Jacobson and Earl jemals im Visier hatten. Ich habe gehört, dass das Windelprojekt erst der Anfang ist. Wenn wir die Windelkampagne bekommen, dann werden sie uns alles geben: das vollständige Rebranding aller Produktlinien.« Jake ist bedeutend aufgeregter als ich. »Ziemlich bald bist du raus aus Inwood und ziehst an die Upper East Side.«

Ich verdrehe die Augen. »Halt den Mund. Wirklich. Da wird nichts passieren.«

Jake hebt die Brauen und packt weiter Kartons aus. Mae drückt mir den Arm und lächelt mich an.

Ich nehme mir einen Moment Zeit, um es sacken zu lassen … was es womöglich heißt, wenn ich wirklich bei der Coddle-Kampagne mitmache. Das könnte einen Durchbruch für meine Karriere bedeuten. Doch mit Enzo Mancini zu arbeiten, das bringt auch ganz besondere Herausforderungen mit sich. Ich bin bereit, mich ihnen zu stellen.

Kapitel 4

Enzo

»Warum bist du so angepisst?«, fragt Carm und wirft mir den Basketball an die Brust.

»Nichts. Lass uns einfach spielen.«

»Du hast mich gestern Abend hängen lassen. Willst du darüber reden?«

»Tut mir leid.« Ich dribble und dränge mich an ihm vorbei, hole einen Punkt.

Wir wärmen uns auf, während wir auf den Rest unserer Mannschaft warten. Dom ist noch nicht da, was seltsam ist. Normalerweise ist er immer derjenige, der auf uns wartet.

»Tut mir leid? Hallo, ich habe eine ganze Stunde an der Bar auf dich gewartet, Mann.«

»Ich habe es dir gesagt: Ich bin im Büro aufgehalten worden.« Ich nehme den Ball und werfe ihn zu ihm.

Er schüttelt den Kopf. »Wer ist sie?« Carm dribbelt an mir vorbei, und mir fehlt die Kraft, gegen ihn anzukämpfen. Ich war die halbe Nacht wach und habe mir überlegt, warum es mir nicht gelungen ist, den Kunden an Land zu ziehen. Ein Kunde, der mir einen Ehrenplatz am Tisch garantiert hätte. Gesellschafter mit einunddreißig? Das ist unerhört, aber ich verdiene es. Oder habe es bis gestern verdient.»Sie? Wovon zum Teufel redest du?«, frage ich.

»Du hast mich noch nie hängen lassen, außer das eine Mal, als dich diese Frau überrascht hat. Erinner dich daran, die Dessous, die sanfte Musik, das Abendessen …«

»Du bist so ein sentimentaler Idiot. Wie kannst du dich an dieses Zeug erinnern? Ich weiß von dem Abend nur noch, wie sie vor mir kniet und mir einen blasen will und mich dann fragt, ob ich am nächsten Morgen ihre Eltern zum Brunch treffe. Entweder war sie brillant oder eine vollkommene Idiotin. Es war eine gute Taktik, doch sie hat mich damit nicht rumgekriegt.« Ich dribble und mache drei Punkte.

Carm nimmt sich den Ball, dribbelt zum Anfang der Linie. »Du bist so ein Arschloch. Wenn Ma wüsste, was du machst, dann würde sie dir den Arsch versohlen.« Er wirft mir den Ball zu, und ich lasse ihn zurück zu ihm prallen.

»Du verurteilst mich? In deinem Leben sehe ich auch keine festen Beziehungen.«

Er zuckt mit den Schultern und grinst.

»Was denn? Triffst du dich mit jemandem?«

»Verdammt, nein, aber ich denke, dass ich nicht so verkorkst bin wie du. Dass ich Mama eines Tages zeigen werde, warum ich ihr Liebling bin.« Er zwinkert, duckt sich nach links weg und geht dann nach rechts für einen Korbleger.

»Zunächst einmal bin ich nicht verkorkst. Ich mag mein Leben. Ich bin nicht gegen alles, doch es gefällt mir, niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Ich bin gern Single.«

»Und jede Woche magst du eine andere Frau.« Er lacht und wirft mir den Ball zu.

»Abwechslung ist die Würze des Lebens, Bruder.«

Er lacht.

»Aber ernsthaft, es geht nicht einmal um die Frauen. Es geht darum, dass mir niemand am Samstag erzählt, ich muss einkaufen gehen, und mich durch eine Million Kerzenläden schleppt oder mich bei einer sinnlosen Suche nach einem Teppich in einer bestimmten Farbe mitzerrt.« Ich werfe ihm den Ball zu.

Er verdreht die Augen. »Gott behüte.«

»Oh bitte, du kannst dir die selbstgefällige Tour sparen. Du bist ja auch nicht gerade ein Heiratskandidat.«

Er lacht. »Das stimmt, doch es macht mehr Spaß, mich über dich lustig zu machen. Bei mir ist der Zeitplan das Problem. Ich habe keine Zeit.«

»Apropos, wie läuft die neue Werbekampagne?« Ich trete an die Seite und werfe noch einen Ball rein für drei weitere Punkte.

»Das Image des großspurigen Arschlochs funktioniert.« Er zuckt mit den Schultern.

Ich verziehe den Mund zu einem Grinsen. Das ist eben mein Spezialgebiet. Gib mir einen Sportwagen, ein Parfüm, ein Deodorant, irgendein Produkt für Männer, und ich gestalte mit einem einzigen Vorschlag die perfekte Kampagne. Doch dieser ganze Scheiß mit Windeln, Baby, Familie ist einfach unmöglich zu begreifen. Fast die ganze letzte Nacht habe ich über das Meeting mit Coddle nachgedacht. Einschließlich der Art und Weise, wie Annie eingesprungen ist, die Aufmerksamkeit von mir abgelenkt und uns den Tag gerettet hat.

»Hallo?« Carm wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum.

Ich blinzle und schüttle den Kopf, um mich davon abzuhalten, den ganzen Tag nach dem fehlenden Puzzlestück zu suchen.

»Was ist los?«, hakt er nach, als ich losdribble und er meinen Wurf ohne große Mühe blockt.

»Nichts. Nur die Arbeit.«

Er sieht auf die Uhr. »Wo zum Teufel ist Dom?« Wieder sucht er meinen Blick. »Willst du reden?«

Ich gucke zur Seite und frage mich, ob ich das will. Ich bin nicht gerade der gefühlsbetonte Typ, doch hier geht es um die Arbeit, und wenn irgendjemand weiß, wie man dabei in Bestform ist, dann ist es mein Bruder. Ich nicke, und wir gehen zur Tribüne und setzen uns. Wir trinken beide etwas Wasser. Wenn ich in der Sporthalle meiner alten Schule spiele, dann erinnert mich das immer an die Zeit, als ich eine ziemlich große Nummer war.

»Dieser neue Kunde«, sage ich. »Es geht da um Windeln, und so ungern ich das zugebe: Ich habe Schwierigkeiten, eine richtig gute Kampagne zusammenzustellen.«

Er lacht und hält sich den Bauch. »Warum zum Teufel geben sie dir auch eine Windelkampagne?«

»Weil das der ganz große Fisch ist und ich den längsten Haken habe.«

Er grinst und zerdrückt seine leere Wasserflasche. »Dein Ego erstaunt mich immer wieder.«

»Du hast dasselbe, also weiß ich nicht genau, warum dich das erstaunt.«

Die Türen gehen auf, und Dom stürmt mit weit geöffneten Armen herein. »Es kann losgehen!«

»Nur einer von uns hat ein größeres Ego in dieser Familie.« Carm verdreht die Augen. »Endlich.«

Dom lässt seine Tasche auf die Tribüne fallen. »Tut mir leid, Jungs. Hatte heute Morgen Schwierigkeiten, aus dem Bett zu kommen.« Er schlägt mir den Ball unter dem Arm weg, dribbelt ihn durch seine Beine und dreht ihn dann auf seinem Finger, als wäre er der nächste Globetrotter.

»Will ich Details wissen?«, frage ich.

»Nein.« Carm schlägt Dom den Ball aus der Hand und dribbelt zum Korb.

»Vielleicht lohnt sich bei ihr ein zweites Mal.« Dom schnalzt mit der Zunge. »Und hört zu: Nach dem Sex heute Morgen unter der Dusche war sie diejenige, die mir meine Sachen gab und meinte, dass sie losmüsse.«

Ich blicke meinen Bruder verblüfft an. »Moment mal, du wolltest bleiben, und sie hat dir gesagt, du sollst gehen? Und das soll eine gute Sache sein?«

Dom klaut Carm den Ball und wirft ihn mir zu. »Ja, denn das heißt, dass sie keine Verpflichtungen will. Wie verdammt perfekt ist das denn? Ich suche nach einer dauerhaften Affäre, die nicht ständig dieselbe Leier über meine Zeit im Büro, Heirat und Babys vorbringt.«

»Schön, wenn man Ziele im Leben hat.« Ich werfe den Ball zu Carm, der an Dom vorbeidribbelt und einen Korb macht.

»Das ist der perfekte Plan. Ich muss nicht früh aus dem Büro, um irgendeiner Frau in einem Klub schöne Augen zu machen.«

»Perfekt. Du kannst an deinem Schreibtisch sitzen, dir von Lieferando dein Essen bringen lassen und jetzt auch noch Sex per Kurzwahl bestellen.« Carms sarkastischer Unterton prallt komplett an Dom ab.

»Cool, oder?«

Ich schüttle den Kopf. »Lasst uns einfach spielen.«

Ich will den Kopf von meinen Problemen frei bekommen – Annie Stewart und die Windelfirma –, zumindest für die nächste Stunde.

Völlig verschwitzt kommen wir drei zum Haus meiner Eltern.

Als wir eintreten, empfängt uns intensiver Knoblauchgeruch. Ich wette, auch meinen Brüdern knurrt davon der Magen. Wir gehen direkt durch das Wohnzimmer in die Küche, holen uns Gabeln aus der Schublade und spießen die schmorenden Fleischbällchen auf. Wir winken meiner Mum stumm zu, denn sie hat das Telefon ans Ohr gedrückt.

»Oh, Maria, ich bin ja so froh für dich. Ja, wir müssen mit der Vorbereitung anfangen. Sag uns Bescheid, wenn das Datum feststeht. Ciao.«

Meine Brüder und ich halten inne und blicken uns an, da wir merken, dass wir in eine weitere Aufführung von »Warum könnt ihr nicht mehr wie eure Cousins sein?« geraten sind.

Ma legt das Telefon ab und lächelt uns an. Kein Wort darüber, dass wir von der Mahlzeit genommen haben, die sie noch nicht fertig zubereitet hat. Sie sagt uns auch nicht, welche Möbel sie in den Keller getragen haben möchte, damit sie eins der Schlafzimmer zu einem Nähzimmer machen kann. Sie dreht uns einfach den Rücken zu und rührt die Soße um.

Wir sind verwirrt. Irgendwie ist das schlimmer als eine Standpauke.

Wir zeigen mit dem Finger aufeinander und versuchen, uns stumm gegenseitig dazu zu bringen, den ersten Schritt zu machen. Da wir damit nichts erreichen, legen wir unsere Gabeln ab und spielen eine Runde Schnick-Schnack-Schnuck.

Wir schlagen die Faust dreimal in die Hand.

Dom zeigt Papier.

Carm zeigt Papier.

Ich zeige Stein.

Verdammt.

Meine Arschlochbrüder lachen tonlos und nehmen grinsend ihre Gabeln wieder auf.

»Ma?«, frage ich. »Wie geht es Zia?«

»Luca hat seiner Freundin einen Antrag gemacht. Warte, bis dein Dad davon hört, wenn er von der Arbeit kommt. Er wird es nicht glauben. Ich sage es euch, wenn wir den Hochzeitstermin erfahren.«

Ich schließe die Augen. Der schlimmste Teil daran, drei Söhne als Junggesellen zu haben, besteht offenbar darin, eine Schwester zu haben, deren drei Söhne sich alle kürzlich verliebt haben. Das ist der zweite Antrag in der Bianco-Familie, und ich bin mir sicher, dass der dritte auch nicht mehr lange auf sich warten lässt.

Ich lege ihr die Hände auf die Schultern und küsse ihr die Wange. »Ich liebe dich.«

Sie tätschelt meine Hand auf ihrer Schulter. »Ich liebe dich.«

Wir bewegen uns hier in unbekanntem Terrain. Ma hebt normalerweise ihren Holzlöffel und sagt uns genau, was wir tun müssen, um ihre Stimmung zu verbessern. Sie ist nicht die Art Frau, die alles runterschluckt und für sich behält.

Ich blicke meine Brüder an, da ich nicht genau weiß, was ich jetzt machen soll. Sie zucken mit den Schultern, während sie weiter ihre Fleischbällchen kauen. Als ich die Augen weite, treten sie zu Ma und schwärmen davon, wie großartig das Essen doch ist und wie sehr sie sie lieben.

»Nehmt euch Teller.« Sie greift in den Schrank und drückt mir einen Stapel gegen den Bauch. »Esst.«

Wir machen, was sie uns sagt, füllen unsere Teller mit Pasta und Fleischbällchen, während Ma weiter in der Küche beschäftigt ist. Alle schweigen, bis wir im Esszimmer sind.

»Was zum Teufel?«, schreie ich im Flüsterton.

»Verdammte Biancos.« Dom schüttelt den Kopf. »Sie haben uns beschissen.«