Star Trek - Voyager 13: Kleine Lügen erhalten die Feindschaft 2 - Kirsten Beyer - E-Book

Star Trek - Voyager 13: Kleine Lügen erhalten die Feindschaft 2 E-Book

Kirsten Beyer

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Beschreibung

Captain Regina Farka von der U.S.S. Vesta stellt einen vielversprechenden Erstkontakt mit den Nihydron her – humanoiden Fremden, die Geschichtsforscher sind. Selten interagieren sie mit den Spezies, die sie studieren. Allerdings haben sie eine riesige Datenbank zahlreicher Rassen, bewohnter Planeten und geopolitischer Informationen eines großen Teils des Quadranten zusammengestellt. Bei einem Treffen zum Datenaustausch sind die Vertreter der Nihydron sichtlich schockiert, von Admiral Janeway begrüßt zu werden.

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STAR TREKVOYAGER™

KLEINE LÜGEN ERHALTEN DIE FEINDSCHAFT

BUCH 2

KIRSTEN BEYER

Based onStar Trekcreated by Gene RoddenberryandStar Trek: Voyagercreated by Rick Berman & Michael Piller & Jeri Taylor

Ins Deutsche übertragen vonRené Ulmer

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – VOYAGER 13: KLEINE LÜGEN ERHALTEN DIE FEINDSCHAFT 2 wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: René Ulmer; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Wibke Sawatzki; Korrektorat: André Piotrowski; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – VOYAGER: A POCKET FULL OF LIES 2

German translation copyright © 2019 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2016 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2019 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-95981-692-2 (März 2019) · E-Book ISBN 978-3-95981-693-9 (März 2019)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für Lynne

Inhalt

WAS BISHER GESCHAH

Kapitel 15

U.S.S. VESTA

U.S.S. VOYAGER

U.S.S. DEMETER

SORMANA

Kapitel 16

U.S.S. VOYAGER

Kapitel 17

U.S.S. VESTA

SORMANA

Kapitel 18

U.S.S. VESTA

SORMANA

U.S.S. VESTA

SORMANA

Kapitel 19

U.S.S. VESTA

SORMANA

U.S.S. VOYAGER

Kapitel 20

U.S.S. VESTA

U.S.S. VOYAGER

SORMANA

Kapitel 21

U.S.S. VESTA

U.S.S. VOYAGER

SORMANA

U.S.S. VOYAGER

Kapitel 22

U.S.S. VESTA

SORMANA

U.S.S. VESTA

SORMANA

Kapitel 23

U.S.S. VOYAGER

SCHIFF DER KRENIM-TEMPORALVERTEIDIGUNGSBEHÖRDE TRUON

SORMANA

U.S.S. VESTA

SORMANA

Kapitel 24

BATIBEH

SORMANA

Kapitel 25

U.S.S. VESTA

U.S.S. GALEN

U.S.S. VOYAGER

Kapitel 26

U.S.S. VOYAGER

U.S.S. GALEN

U.S.S. DEMETER

Kapitel 27

U.S.S. VESTA

SCHIFF DER KRENIM-TEMPORALVERTEIDIGUNGSBEHÖRDE TRUON

U.S.S. VESTA

BATIBEH

EPILOG

U.S.S. VESTA

U.S.S. VOYAGER

SCHIFF DER KRENIM-TEMPORALVERTEIDIGUNGSBEHÖRDE ARCANA

DANKSAGUNGEN

WAS BISHER GESCHAH

Die Full-Circle-Flotte stellt einen Erstkontakt zu den Nihydron, einer Spezies von Chronisten im Delta-Quadranten her, die Admiral Janeway überrascht bestaunen: Sie ist das exakte Ebenbild der Denzit, der Kommandantin der Rilnar in ihrem Kampf gegen die Zahl auf dem gemeinsamen Heimatplaneten Solmanar. Chakotay findet heraus, dass die Denzit eine Version Kathryn Janeways aus einer anderen Zeitlinie ist, der er bereits einmal begegnet ist (STAR TREK – VOYAGER„Zersplittert“). Sie ist von den Zahl gefangen genommen und gefoltert worden, da diese sie für den Niedergang ihres Imperiums verantwortlich machen. Bei einem Angriff durch die Rilnar wurde Janeway gerettet und hat sich zu deren Kommandantin im Kampf um Solmanar hochgekämpft.

Alle Versuche, die Denzit zu überreden, mit ihnen in den Alpha-Quadranten zurückzukehren, scheitern. Da kommt Admiral Janeway die Idee, ihren alten Freund Tuvok auf der Titan zu kontaktieren und in den Delta-Quadranten zu bitten. Ihn kennt die andere Version von ihr ebenfalls und vertraut ihm. Tuvok trifft sich mit der Denzit und erfährt, dass sie Gründe für ihre Entscheidung hat, bei den Rilnar zu bleiben, die sie aber vorerst nicht offenlegen möchte.

In der Zwischenzeit stellen die restlichen Besatzungsmitglieder eigene Nachforschungen an. Wie Seven und der Doktor herausfinden, verfügen die Zahl tatsächlich über rudimentäre temporale Technologie, die sie dazu nutzen, Zahl aus anderen Zeitlinien zu rekrutieren. Aber für das, was Denzit Janeway angetan wurde, scheinen sie nicht verantwortlich zu sein.

Captain O’Donnell und Counselor Cambridge erhalten auf einer Rilnar-Kolonie ein Buch über die Legende zweier geheimnisvoller Brüder, denen es vor 200 Jahren beinahe gelungen wäre, Frieden auf Solmanar zu schaffen. Es ist von „heiligen Becken“ die Rede, in denen man die Zukunft Solmanars sehen kann.

Schließlich finden Ensign Icheb und Lieutenant Bryce eine Nachrichtenboje, die nur von der Voyager und nur in dieser speziellen Zeitlinie geborgen werden kann. Darauf befinden sich verschlüsselte persönliche Logbucheinträge Janeways, die von einem Kampf gegen die Spezies der Krenim während des ersten Aufenthalts der Voyager im Delta-Quadranten berichtet, der von der Mannschaft „ein Jahr Hölle“ getauft worden sei. Keines der Besatzungsmitglieder hat irgendwelche Erinnerungen an diese Zeit. Doch die Krenim verfügen über höchst fortschrittliche Technologie, mit der sie die Zeit manipulieren können.

Tuvok begibt sich erneut in die Kommandozentrale der Denzit und erfährt, dass sie selbst an einem Kampfeinsatz im Tunnelsystem des Planeten beteiligt ist. Er bemerkt, dass seine Freundin in Gefahr ist, und beschließt, ihr beizustehen – gerade noch rechtzeitig, denn sie ist kurz davor, in eine Mine zu laufen. Tuvok kann sie aufhalten und die Mine durch einen Steinwurf zur Explosion bringen.

Dabei stürzt jedoch der Tunnel ein, in dem sie sich befinden. Während er das Bewusstsein verliert, bleibt unklar, ob einer von ihnen beiden diesen Einsturz überleben wird …

»Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive,keine Wahrheit.«– Marcus Aurelius

»Die Wahrheit wird euch befreien,aber vorher wird sie euch unglücklich machen.«– Unbekannt

Als Tuvok das erste Mal wieder zu sich kam, war sein erster Gedanke, warum es um ihn herum völlig dunkel war. Er hörte einen schrillen Alarm. Die Tonhöhe war schmerzhaft, und er fragte sich, warum ihn niemand abschaltete. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, schwemmte Trägheit über ihn hinweg. Die Dunkelheit senkte sich wieder über ihn.

Als er zum zweiten Mal erwachte, drangen zwei nicht zueinanderpassende Geräusche an seine Ohren. Das eine war ein leises, gleichmäßiges Schnarchen, das andere das hübsche Trällern eines Singvogels. Um ihn herum war es nicht mehr völlig dunkel. Durch Bandagen auf seinen Augen erkannte er helles Licht. Eine kurze körperliche Überprüfung verriet ihm, dass er anscheinend keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hatte. Er konnte seine Arme, Beine, Finger und Zehen bewegen, auch wenn die Anstrengung ihn erschöpfte und dafür sorgte, dass seine unteren Rückenmuskeln schmerzten.

»Kathryn?«, fragte er mit trockenen Lippen. Seine Kehle war wie ausgedörrt und das Wort klang mehr wie ein Krächzen als ein Kommunikationsversuch.

Fast augenblicklich legte sich eine weiche, warme Hand um seine. »Da sind Sie ja«, hörte er eine vertraute Stimme erleichtert sagen. Einen Moment lang glaubte er, sich auf der Krankenstation der Voyager zu befinden. Bestimmt saß Admiral Janeway an seinem Bett.

Dann erinnerte er sich an das Vogelgezwitscher.

»Wo?«, fragte er.

»Pssst!« Sekunden später spürte er, wie etwas seine Lippen berührte. Er öffnete sie, ließ das kühle Wasser seinen quälenden Durst lindern.

Er hörte ihre Stimme wieder, ruhig, emotionslos. »Man hat Sie nach Felstar evakuiert. Das ist die einzige Rilnar-Siedlung auf Sormana, die der Krieg nie erreicht hat. Sie liegt auf einem isolierten Gebirgszug, über fünftausend Kilometer von meinem derzeitigen Kommandozentrum entfernt. Sie wurde vor siebenhundert Jahren errichtet, und bis heute wissen die Zahl nicht einmal, dass es sie gibt. Sie ist auch die Heimat unserer besten Ärzte, darunter mein Leibarzt. Nachdem Sie mir vor vier Tagen das Leben gerettet haben, konnte ich ihnen nichts anderes als das Beste zukommen lassen.«

Tuvok hob die Hand zu dem Verband auf seinen Augen.

»Nicht«, warnte sie ihn. »Doktor Mastin kommt in ein paar Stunden vorbei, um ihn abzunehmen. Sie haben eine Gehirnerschütterung, und der Druck auf Ihren Sehnerv war beunruhigend. Ihre Wirbelsäule hat durch den Einsturz der Tunneldecke ebenfalls ein beachtliches Trauma erlitten. Sie werden ein paar Tage lang Schmerzen haben, aber wir haben die Brüche geheilt.«

»Danke.«

Die Denzit lachte abweisend. »Ich denke, ich schulde Ihnen im Moment mehr als Sie mir.«

»Wurden Sie verletzt?«

»Eine leichte Gehirnerschütterung und ein paar Hautabschürfungen. Ihre Warnung hat mir das Leben gerettet. Ich habe tatsächlich vergessen, wie sich das anfühlt, obwohl es kaum das erste Mal war, oder?«

Tuvok seufzte zustimmend.

»Ich habe darüber nachgedacht, die Voyager zu informieren, aber nachdem mir Doktor Mastin versichert hat, dass wir Ihre schwersten Verletzungen problemlos behandeln können, habe ich in Ihrem Namen zugestimmt. Wahrscheinlich ist es albern, aber ich konnte es einfach nicht über mich bringen, Sie zu Admiral Janeway zurückzuschicken, solange Sie an der Schwelle zum Tod gestanden haben.«

Das amüsierte Tuvok. Seine Miene blieb allerdings ausdruckslos.

Es folgte langes Schweigen. Tuvok fragte sich, ob sie das Zimmer verlassen hatte. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme belegt.

»Sie hat so richtig damit gelegen, Sie herzuschicken. Ich hätte fast erwartet, dass sie selbst kommen würde. Ich bin mir immer noch nicht sicher, warum sie es nicht getan hat. Das passt nicht so ganz zu uns.«

»Sie kennen ihr Leben so wenig wie sie Ihres«, erinnerte Tuvok sie.

»Jemand mit einem Mindestmaß an Vernunft hat sie an einen Stuhl gefesselt, oder?«

»Im Verlauf ihrer Reisen ist sie mehr als einer Alternativversion von sich begegnet. Es ist eine schwierige Situation, bei der Vorsicht geboten ist.«

»Es tut mir nicht im Geringsten leid, dass mir das erspart geblieben ist.«

Tuvok schwieg, wartete darauf, dass sie weitersprach.

»Ich verstehe, warum sie es für ihre Pflicht hält, mich zurückzubringen. Ich an ihrer Stelle würde vielleicht dasselbe tun. Aber ich kann jetzt nicht gehen.«

»Sofern ich ihr kein rationales Argument dagegen vorlegen kann, bin ich sicher, dass der Admiral Ihr nächster Besucher sein wird.«

»Ich muss ihren Transport nicht autorisieren.«

»Glauben Sie wirklich, dass sie sich davon aufhalten lassen würde?«

»Nein.« Nach längerem Schweigen erklärte sie: »Sie hat die Wahrheit nicht verdient. Sie hat kein Recht darauf. Es ist meine, nicht ihre. Aber Sie verdienen sie.«

Sie nahm wieder seine Hand. Dieses Mal waren ihre Finger kälter.

»Ich weiß, ich kann Ihnen nicht verbieten, es ihr weiterzuerzählen. Aber ich muss einfach glauben, dass Sie es nicht tun werden, sobald Sie verstehen, worum es geht.«

»Bitten Sie mich nicht um Zusicherungen, von denen Sie wissen, dass ich sie nicht geben kann.«

Mit dem Daumen strich sie ihm noch einmal über den Handrücken und ließ dann los. Während sie weitersprach, machten es ihre Emotionen immer schwerer, die Worte zu formulieren.

»Als Captain Chakotay hier war und mich nach Sternzeit 57445 gefragt hat, habe ich gedacht, er wüsste es. Ich dachte, die Zahl hätten ihn auch erwischt. Sonst ergab nichts einen Sinn. Aber er war zufrieden, als ich ihm gesagt habe, dass ich gestorben bin. Warum?«

»Ich kann es nicht so detailliert erklären, wie Sie es gerne hätten. Admiral Janeway ist am besten dazu geeignet, diese Frage zu beantworten. Sie wissen, dass auch sie an diesem Tag allem Anschein nach gestorben ist. Sie wurde zum Zeitpunkt ihres Todes ins Q-Kontinuum gebracht, und sie sagt, dass jede Version von Kathryn Janeway, die jemals in irgendeiner Quantenrealität existiert hat, zum selben Fixpunkt in der Zeit ums Leben gekommen ist. Die Q haben ihr einen Augenblick erweiterten Bewusstseins gewährt, während dessen sie diese Tode miterlebt hat. Dass Sie dasselbe Schicksal erlitten haben, war der stichhaltige Beweis, den er gebraucht hat, um ihre Identität zu bestätigen.«

»Jede einzelne Version von uns … aber warum?«

»Das ist eine lange Geschichte.«

»Dann muss ich sie nicht hören. Um ehrlich zu sein, nichts, was das Universum tut, überrascht mich noch.«

»Was ist an dieser Sternzeit so besonders, abgesehen von Ihrem Tod und Ihrer Wiederbelebung?«

»Hat Chakotay Ihnen von Dayne erzählt?«

»Der Rilnar-Offizier, der Ihnen nach Ihrer Rettung von den Zahl geholfen hat und mit dem sie eine intime Beziehung geführt haben?«

»Mehr als das. Vor drei Jahren haben wir in einer kleinen Zeremonie geheiratet.«

Der offensichtliche Schmerz in ihrer Stimme hielt Tuvok davon ab, sie zu beglückwünschen.

»Kurz danach habe ich erfahren, dass ich schwanger war. Ich war im Zentrum, als mitten während eines ungewöhnlich heftigen Angriffs, selbst nach Zahl-Standards, die Wehen eingesetzt haben. Wir hatten zuerst ein verbessertes Schildgitter entwickelt und aktiviert, und sie waren entschlossen, es zu zerstören. Sie wussten, was passieren würde, wenn wir alle unsere Siedlungen mit ähnlichen Verteidigungssystemen ausstatten. Es ist ihnen nicht gelungen, aber es war ein sehr langer Tag.

Ich bin nicht infolge irgendwelcher im Kampf erlittener Verletzungen gestorben. Mit Beginn der Wehen im Morgengrauen hat man mich im sichersten Sektor des Zentrums isoliert. Ich bin bei der Geburt gestorben, verblutet. Mastin kann mir bis heute nicht sagen, wer der Arzt war, der mich zurückgeholt hat, oder wie er es geschafft hat. Aber was auch immer es war, es hat offensichtlich funktioniert.

Zum Zeitpunkt meines Todes hat Dayne ein Versprechen gehalten, das er mir Monate vorher gegeben hatte. Abgesehen von der Befreiung Sormanas war für uns nur die Sicherheit unserer Tochter wichtig. In dem Glauben, ich wäre tot, hat er sie aus dem Zentrum gebracht. Als sie versucht haben, die Oberfläche zu verlassen, haben die Zahl sie gefangen genommen. Sie haben es nie zugegeben. Sie behaupten sogar felsenfest, dass sie sie nicht haben. An schlechten Tagen frage ich mich, ob sie die Wahrheit sagen und wir nur ihre Leichen nie gefunden haben. Aber mehrere Augenzeugen haben beschworen, gesehen zu haben, wie Dayne und unser Kind umstellt und dann weggebeamt wurden.

Ich glaube wirklich, ich wüsste, wenn sie tot wäre; ich würde es spüren. Und das habe ich nie. Sie ist da draußen, irgendwo. Dayne ist bei ihr. Selbst wenn die Zahl nicht wissen, was er mir bedeutet oder wer das Kind ist, sie verhandeln nicht über die Freilassung von Gefangenen. Ich kann sie nur zurückbekommen, wenn ich diesen Krieg gewinne.«

Bis zu diesem Moment hatte Tuvok geglaubt, was auch immer die Denzit für Beweggründe hatte hierzubleiben, er wäre dazu verpflichtet, sie davon zu überzeugen, sie aufzugeben.

Das war nicht länger der Fall. Es war nicht das ungeschönte Leid in ihrer Stimme, das ihn bewegte. Es war ihre geteilte Tragödie. Sie hatten beide ein Kind verloren. Aber in ihrem Fall bestand noch Hoffnung, so gering sie auch sein mochte, diese inakzeptable Realität zu korrigieren.

»Ich verstehe«, antwortete er schließlich.

»Aber …«

»Sie müssen sich keine Sorgen machen. Wenn ich weitergeben würde, was Sie mir gerade gesagt haben, würde ich möglicherweise das Leben Ihrer Tochter noch mehr gefährden. Das würde ich nie tun.«

15

U.S.S. VESTA

»Fangen wir am Anfang an«, sagte Admiral Janeway zu denjenigen, die sich im Hauptbesprechungsraum der Vesta eingefunden hatten: die Captains Chakotay und Farkas, die Commander O’Donnell und Glenn, zusammen mit Counselor Cambridge, Seven, dem Doktor und Tuvok. Letzterer war vor ein paar Stunden von Sormana zurückgekehrt und hatte berichtet, dass er während seines Aufenthalts auf dem Planeten schwer verletzt worden war. Doktor Sharak hatte ihn eingehend untersucht und Janeway davon unterrichtet, dass es zwar Hinweise auf Traumata an Tuvoks Wirbelsäule und seinem zentralen Nervensystem gab, die Behandlung durch die Rilnar aber mehr als geeignet gewesen war. Sharak hatte Tuvok ohne Vorbehalte bescheinigt, dass er seinen Dienst weiter ausüben konnte.

»Solange keiner hier einen noch früheren Zeitpunkt nennen kann als den Moment, als die Stämme der Rilnar und der Zahl auf Sormana angefangen haben, sich mit Steinen zu bewerfen, würde ich sagen, das ist der Anfang«, schlug Counselor Cambridge vor.

»Stämme?«, fragte Admiral Janeway. »Sie gehören zur selben Spezies?«

»Ja.«

»Also war das schon seit jeher ein Bürgerkrieg?«

»Als würde es das besser machen«, sagte O’Donnell.

»Fahren Sie fort, Counselor«, befahl Janeway.

Cambridge, O’Donnell und Fife berichteten detailliert von der Geschichtsstunde, die sie erhalten hatten. Seven und der Doktor bestätigten, dass die Version der Zahl im Wesentlichen dieselbe war. Beide Außenteams stimmten ebenso darin überein, dass die ideologische Spaltung zwischen dem überwiegenden Teil der Rilnar und der Zahl, die in den Kolonien lebten, und den Einheimischen auf dem Planeten nie deutlicher gewesen war.

»Das ergibt einfach keinen Sinn«, stellte Captain Farkas fest. »Es handelt sich um zwei fortschrittliche, raumfahrende Zivilisationen. Sie verfügen über die notwendigen Ressourcen, jede Person auf diesem Planeten an Bord eines Frachters zu beamen, sie in ein sicheres Gebiet zu übersiedeln und das Ganze innerhalb von Wochen zu beenden. Stattdessen geben sie sich damit zufrieden abzuwarten, bis es von selbst ein Ende findet?«

»Ich bin mir nicht so sicher, ob es etwas ändern würde, wenn man die Einheimischen vom Planeten holt«, sagte Cambridge. »Wenn man ihnen Zugang zur fortschrittlichen Technologie der Kolonien und der interstellaren Flotten gibt, dann könnte sich der Hass ausbreiten und zu einem den gesamten Sektor umfassenden Konflikt ausarten. So können die Kolonisten und ihre Führung traurig auf ihre fehlgeleiteten Vettern auf Sormana hinabblicken, behaupten, sie respektierten deren Recht auf Selbstbestimmung, und weiterhin selbstgefällig und arrogant bleiben, ohne dabei viel zu riskieren.«

»Das Minenfeld ist zu einer Barriere zwischen Sormana und dem Rest des Sektors geworden. Solange sich die Kämpfe nicht ausbreiten, ist es für die Führung der Kolonien kein wirkliches Problem, nur etwas Peinliches«, stellte Chakotay fest.

»Ich weiß, dass die Politik öfter mal Däumchen dreht«, stimmte Farkas verbittert zu. »Aber Tausende Jahre später haben die Bewohner von Sormana noch immer nichts dazugelernt? Jede Seite glaubt ernsthaft noch, dass sie gewinnen kann?«

»Ich kann nicht für die Zahl sprechen«, sagte Cambridge, »aber es gibt einige Rilnar, die sich an die verzweifelte Hoffnung klammern, dass Frieden möglich sein könnte.«

»Worauf basiert diese Hoffnung?«, fragte Janeway.

»Auf einem Mythos oder einem nicht beweisbaren historischen Ereignis, das vor ein paar Hundert Jahren geschehen sein soll«, erklärte Cambridge. Er gab eine kurze Zusammenfassung der Legende der zwei Brüder wieder und wie es ihnen beinahe gelungen war, den Konflikt ein für alle Mal zu beenden.

»Wenn es die Oberste Direktive nicht verbieten würde und wenn die Möglichkeit bestünde, dass sie nach zweihundert Jahren noch leben, würde ich vorschlagen, dass wir versuchen, diese silberzüngigen Teufelskerle aufzuspüren«, sagte Chakotay.

»Ich glaube nicht, dass es nur die Brüder waren«, merkte Cambridge an. »Zumindest so, wie ich diese Legende verstehe, war auch der Zeitpunkt ihrer Ankunft von größter Bedeutung. Erst nach etwas wie Batibeh waren beide Seiten bereit, ernsthaft nach einer anderen Lösung zu suchen.«

»Früher oder später wird es auf Sormana ein weiteres Batibeh geben«, sagte Farkas traurig. »Das ist immer so.«

»Also besteht so gut wie keine Möglichkeit, dass die Regierungen der Kolonien irgendetwas tun, um dem Konflikt ein Ende zu setzen, es sei denn, die Einheimischen kommen zur Vernunft«, fasste Janeway zusammen.

»Vereinfacht ausgedrückt«, stimmte Cambridge zu.

Janeway sah Seven an. »Haben Sie irgendwelche Daten gefunden, die die Behauptung der Denzit stützen, dass die Zahl die Voyager mit einem Chronotontorpedo angegriffen und sie gefangen genommen haben oder dass die Zahl dazu irgendeinen Grund gehabt hätten?«

»Nein. Die Quellen, mit denen ich gesprochen habe, waren zwar nicht besonders gut informiert, aber sie haben angedeutet, dass nur sehr wenig zivile Forschung auf diesem Gebiet betrieben wird. Wenn die Zahl über Temporaltechnologie verfügen, dann nur zur militärischen Nutzung und gut versteckt vor der allgemeinen Bevölkerung.«

»Möglicherweise existiert sie also auch gar nicht?«, fragte Janeway.

»Und ob sie existiert«, unterbrach Glenn. Als alle sie ansahen, berichtete sie von Velth und Barclay und ihrer Begegnung mit dem sterbenden Zahl auf Lillestan.

Nachdem sie fertig war, führte der Doktor weiter aus: »Ich habe mir die von Commander Glenn beschafften Akten der besagten Patienten angesehen, und was sie offenbaren, ist äußerst beunruhigend. In den letzten Jahren sind einige Zahl, die auf Lillestan als ›Deserteure‹ bezeichnet werden, an einem degenerativen Zustand gestorben, für den eine Quantenfehlausrichtung verantwortlich ist.«

»Quantenfehlausrichtung?«, wiederholte Janeway. »Die Zahl bringen Verstärkung aus anderen Quantenrealitäten in diese Zeitlinie, um für sie in diesem Krieg zu kämpfen?«

»Es macht den Anschein«, sagte der Doktor.

»Wie?«

»Ich weiß es nicht. Die von mir durchgesehenen Aufzeichnungen machen lediglich deutlich, je länger sie in dieser Zeitlinie bleiben, umso schlimmer wird ihr Zustand. Ich kann nicht sagen, ob eine Rückkehr in ihre eigene Zeitlinie den degenerativen Schaden rückgängig machen würde. So wie es aussieht, legen die Zahl auch nicht sehr viel Wert darauf, es herauszufinden.«

»Einen Moment«, sagte Janeway. »Wir sind schon Individuen aus anderen Zeitlinien begegnet. Aber wir haben nie etwas Vergleichbares gesehen.«

»Möglicherweise wird die Krankheit nicht einfach vom Wechsel von einer Zeitlinie in eine andere ausgelöst, sondern durch einen geringfügigen Unterschied in unserer Quantenrealität, an den sich ihre Körper nicht gewöhnen können«, schlug Glenn vor.

»Es kann auch sein, dass die Methode, wie man sie herbringt, der eigentliche Verantwortliche ist«, merkte Seven an. »Sie könnten beim Übergang verletzt werden, ohne sofortige Symptome zu zeigen.«

»Die Denzit hat gesagt, dass die Zahl über endlose Verstärkung zu verfügen scheinen, und nicht einmal sie weiß, woher oder wie sie nach Sormana kommen«, ergänzte Chakotay.

»Es gibt einen Zahl-Akademiker«, begann Seven, stockte aber, als der Doktor bei der Bezeichnung laut hustete.

»Nun gut, Doktor«, räumte sie ein, »einen Geschichtsenthusiasten, der uns gesagt hat, dass vor ein paar Hundert Jahren ein Zahl von Sormana namens Rahalla behauptet hat, er hätte auf der Oberfläche des Planeten Chronotonpartikel entdeckt. Er hat sie lange untersucht und schließlich den Planeten verlassen, um sein Wissen mit anderen Wissenschaftlern zu teilen.«

»Ich frage mich, ob Rahallas Chronotonpartikel etwas mit den Becken zu tun haben, in denen die Brüder Sormanas Anführern angeblich die Schrecken ihrer Zukunft gezeigt haben«, sagte Cambridge.

»Wenn zwei Quellen aus verfeindeten Lagern ähnliche Legenden haben, wird es schwieriger, sie einfach zu ignorieren, oder?«, fragte O’Donnell.

»Diese Quellen sind ein Mythos und ein kaum glaubwürdiger Geschichtsforscher«, erinnerte ihn Janeway.

»Aber die toten Zahl-Deserteure sind eine Tatsache«, sagte Chakotay.

»Wenn es auf dem Planeten Temporaltechnologie gibt und sie dazu benutzt wird, die Zeitlinie zu korrumpieren …«, begann Janeway.

»Dann rufen wir die Behörde für temporale Ermittlungen?«, fragte Farkas.

Janeway lächelte matt. »Ich befürchte, das liegt ein wenig außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs.«

»Dasselbe gilt auch für uns«, merkte Chakotay an.

»Eine der Zahl-Quellen, mit der wir gesprochen haben, hat auch erwähnt, dass es ein weitverbreitetes Gerücht ist, dass die Krenim über Temporaltechnologie verfügen«, sagte Seven.

»Das glaube ich«, erklärte Janeway.

»Sind Sie den Krenim begegnet, als Sie die Quelle des Föderationssignals geborgen haben?«, fragte Chakotay.

»Sind wir«, bestätigte Farkas. »Sie schienen kein Problem damit zu haben, dass wir uns in ihrem Territorium aufhalten, auch wenn sie uns den schnellsten Weg hinaus gezeigt haben.«

»Die Krenim haben einmal über unglaublich fortschrittliche Temporaltechnologie verfügt«, sagte Janeway. »Die von uns geborgene Nachrichtenboje deutet darauf hin, dass das Jahr Hölle tatsächlich passiert ist, und unser derzeitiger Zustand lässt darauf schließen, dass die Voyager die schrecklichen Auswirkungen letztendlich umgekehrt hat.«

Die Anwesenden verfielen in angespanntes Schweigen, während sie diese Information verarbeiteten.

»Lassen die von Ihnen gesammelten Informationen darauf schließen, dass die Krenim diese Technologie noch immer benutzen?«, fragte Chakotay. »Wenn sich die Voyager gegen sie durchgesetzt hat, wurde die Zeitlinie dann ausreichend verändert, um zu verhindern, dass sie es noch einmal versuchen?«

»Was ich gehört habe, reicht alleine nicht aus, um das zu sagen. Für mich ist von Interesse, dass in keinem der von uns entdeckten Logbücher, die zugegebenermaßen unvollständig sind, die Zahl oder die Rilnar überhaupt erwähnt werden. Selbst wenn wir die Hypothese aufstellen, dass die Zahl eine unserer Bojen gefunden haben – ein Schuss ins Blaue, da sie so entworfen wurden, sich nur bei Vorhandensein eines Föderationssignals mit unserer Quantensignatur zu aktivieren, und mit meinem persönlichen Zugriffscode verschlüsselt sind –, habe ich nichts gefunden, was sie dazu ermutigen würde, die Voyager anzugreifen.«

»Und wenn, wie von Ihnen vermutet, das Endergebnis der Begegnung zwischen der Voyager und den Krenim eine vollständige Rückstellung der Zeitlinie war, wissen vielleicht nicht einmal die Krenim davon«, sagte Seven.

»Ich weiß nicht«, meinte Janeway nachdenklich. »Es kann sein, dass die Krenim gar nichts damit zu tun haben. Ihr Imperium ist riesig und gut verteidigt, und sie haben ihre Nachbarn während der letzten Jahrhunderte nicht einmal nach einer Tasse Zucker gefragt.«

»Es gibt Berichte, dass Rahalla die Krenim und die Rilnar seinerzeit dazu eingeladen hat, sich seine Entdeckung anzusehen«, merkte Seven an.

»Er hat gehofft, die Geheimnisse und Erhabenheit der Wissenschaft dazu nutzen zu können, die Bewohner dieses Gebiets näher zusammenzubringen?«, fragte Cambridge sarkastisch.

»Welche Krenim?«, fragt Janeway. »Haben Sie Namen?«

»Ein paar. Die Bruchstücke, die wir haben, sprechen von einem Symposium auf einer der Raumstationen um Zahlna. Der Leiter der Krenim-Delegation war ein Wissenschaftler namens Annorax.«

Janeway stützte das Gesicht in die offenen Hände und massierte sich die Schläfen. »Annorax hat das Waffenschiff gebaut, das die Voyager angegriffen hat.«

»Wie kann nur der Weltraum so groß sein und das Universum so klein?«, fragte O’Donnell rhetorisch.

Zum ersten Mal seit Beginn dieser Besprechung wandte sich Janeway an Tuvok. »Hat die Denzit die Krenim erwähnt?«

»Das hat sie nicht.«

»Konnten Sie einen guten Grund finden, warum sie sich weigert, die Rilnar zu verlassen und mit uns zurückzukommen?«, fragte Chakotay.

»Ja, Captain. Ihre persönlichen Belange überwiegen jede ideologische Verpflichtung gegenüber den Rilnar bei Weitem.«

»Was für persönliche Belange?«, wollte Janeway wissen.

»Die Denzit glaubt, dass die Zahl den Rilnar-Offizier, der ihr nach ihrer Rettung geholfen hat, gefangen genommen haben. Vor diesem Vorfall haben sie mehr als nur eine intime Beziehung geführt. Sie waren verheiratet. Sie ist entschlossen, Dayne zu retten, und ist davon überzeugt, dass ihr dies nur gelingen kann, wenn sie die Zahl besiegt.«

Admiral Janeway lehnte sich zurück und atmete langsam aus, während sie über diese neue Information nachdachte.

»Weiß sie, wo man ihn festhält?«, fragte Chakotay.

Tuvok schüttelte den Kopf. »Die Zahl haben seine Gefangennahme nie bestätigt, sondern bestreiten sogar, dass er ihr Gefangener ist. Sie findet das nicht überzeugend genug, um ihre Suche aufzugeben.«

»Wir können uns ihretwegen nicht in einen Krieg mit den Zahl stürzen, und wir können ihr auch nicht helfen, sie zu besiegen«, merkte Farkas an.

»Wir können sie aber auch nicht zwingen, mit uns nach Hause zu kommen, oder?«, fragte O’Donnell.

»Ich glaube nicht, dass die Sternenflotte Einwände hätte, wenn wir es schaffen, nahe genug an Sormana heranzukommen und sie hochzubeamen«, schlug Chakotay vor.

»Sie hätte Einwände«, widersprach Tuvok. »Auch wenn sie ihren Eid gegenüber der Sternenflotte zurzeit zuwiderhandelt, ist es weder illegal noch unmoralisch, wenn ein Föderationsbürger seine Staatsbürgerschaft aufgibt und eine andere annimmt. Sie hat sich dazu entschieden, als sie geglaubt hat, es würde nie zu einer Rettung durch die Sternenflotte kommen. Jetzt wird sie ihre Meinung nicht ändern. Jeder Versuch, sie dazu zu zwingen, wird fehlschlagen.«

»Sie denken, wir sollten sie ihrem Schicksal überlassen?«, fragte Janeway.

»Ich denke, sie hat das Recht, selbst über ihr Schicksal zu entscheiden. Ihre Entscheidungen wurden ihr von extremen Umständen diktiert, aber sie handelt nicht unvernünftig oder unlogisch. Ihre Prioritäten sind nicht länger dieselben wie unsere, aber deswegen müssen wir sie trotz allem respektieren.«

Admiral Janeway wusste, dass Tuvok ihr ihre Enttäuschung ansehen konnte. Sie wusste auch, dass er ihr in dieser Angelegenheit nicht länger behilflich sein würde. Irgendwie hatte die Denzit sein Mitgefühl geweckt. Vielleicht hatte sie ihr geteilter Verlust einander nähergebracht. Insgeheim verfluchte sie sich dafür, dass sie Tuvoks derzeitigem emotionalen Zustand nicht mehr Beachtung geschenkt hatte, bevor sie zugelassen hatte, dass er sich mit der Denzit trifft.

»Wie wurden Sie auf Sormana verletzt?«, fragte sie.

»Ich habe die Denzit während eines Gefechts mit den Zahl beobachtet. Ich habe gehandelt, als ich der Meinung war, ihr Leben schwebe in Gefahr, und habe den Großteil einer Explosion abbekommen, die für sie gedacht war.«

»Sie haben ihr das Leben gerettet?«, fragte Chakotay.

»Ich hätte nicht anders handeln können, Captain. Hätten Sie es gekonnt?«, fragte Tuvok unumwunden.

Janeway ersparte es Chakotay, diese schwierige Frage zu beantworten. »Die Oberste Direktive schränkt unsere Optionen hier ein, auch wenn unsere Pflicht gegenüber einem anderen Sternenflottenoffizier verlangt, dass wir handeln. Wir können uns nicht direkt in diesen Konflikt einmischen. Wie dem auch sei, was wir erfahren haben – über unsere Vergangenheit mit den Krenim und die Beweise für eine anhaltende temporale Korruption –, wirkt sich auf alle Fälle auf unsere Interessen aus wie auch auf die jedes Bewohners dieses Quadranten.«

»Knöpfen wir uns die Krenim vor?«, fragte Farkas.

»Ich habe ein paar Fragen, die nur sie mir beantworten können«, antwortete Janeway. »Sind Bryce und Icheb fertig damit, auf der Vesta temporale Schilde zu installieren?«

»Sie brauchen noch mindestens einen Tag.«

»Bevor wir weitermachen, möchte ich, dass ihre endgültigen Spezifikationen an jedes Schiff der Flotte weitergegeben werden und dass sie in unsere Verteidigungssysteme integriert werden«, befahl Janeway. »In der Zwischenzeit werde ich mich mit der Denzit unterhalten.«

»Admiral«, begann Tuvok.

Sofort hob sie eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich weiß, welche Vorsicht diese Situation verlangt. Aber ich werde mich auch nicht vor ihr verstecken. Weder Sie noch Captain Chakotay haben es geschafft, sie davon zu überzeugen, zu uns zurückzukommen. Ich würde meine Pflichten vernachlässigen, wenn ich es nicht wenigstens versuchen würde.«

»Erbitte Erlaubnis, Sie nach Sormana begleiten zu dürfen«, sagte Tuvok.

»Erlaubnis verweigert. Wir sprechen uns wieder, wenn ich von Sormana zurück bin.«

U.S.S. VOYAGER

»Sie wollten mich sehen, Doktor Sharak?«, fragte Lieutenant Conlon, nachdem sie an den Türrahmen seines Büros in der Krankenstation geklopft hatte.

Sharak stand sofort mit ungewöhnlich ernster Miene auf. »Ich wollte Sie vor drei Tagen sehen, Lieutenant.«

»Wir haben im Maschinenraum alle Hände voll zu tun, Doktor. Entschuldigen Sie die Verspätung.«

Sharak nickte und bedeutete ihr, in den Hauptbereich der Krankenstation zurückzugehen und sich auf eines der Biobetten zu setzen. »Unsere letzten Tests lassen darauf schließen, dass Ihr Immunsystem noch immer Unregelmäßigkeiten aufweist. Ich habe selbst eine Analyse Ihrer gesamten Krankenakte vorgenommen, um festzustellen, ob es noch einen anderen Grund als Ihre Begegnung mit Xolani geben könnte. Es freut mich, berichten zu können, dass keine Ihrer bisherigen Begegnungen mit fremden Erregern etwas damit zu tun zu haben scheint. Ich muss noch ein paar Scans und ein Blutbild machen, um Ihre derzeitigen Werte festzustellen und einschätzen zu können, ob Ihr Immunsystem von selbst wieder in den Normalzustand zurückkehrt.«

»Es geht mir gut«, versicherte Conlon.

»Keine ungewöhnliche Erschöpfung?«

»Nein?«

»Kopfschmerzen?«

»Nein.«

»Wie schlafen Sie?«

»Ganz gut, wenn ich denn kann.«

»Das ist ein gutes Zeichen.« Sharak nickte, während er seinen medizinischen Trikorder weiter über ihren Körper führte. »Ich werde Ihnen jetzt etwas Blut abnehmen, und dann würde ich gerne einen vollständigen genetischen Scan machen.«

»Warum?«, fragte Conlon nervös.

»Es besteht die Möglichkeit, dass Sie etwas ausgesetzt waren, was wir nie gefunden haben. Etwas, das geruht hat, aber vom Versuch Ihres Immunsystems, Xolanis Essenz abzuwehren, geweckt wurde. Wenn es genetische Schäden gibt, müssen wir das wissen und etwas dagegen unternehmen.«

»Was für genetische Schäden?«

»Es gibt eine Handvoll genetische Abnormitäten, die die Fähigkeit der DNA beeinflussen, sich richtig zu replizieren. Diese Schadensreparaturstörungen sind degenerativ und führen für gewöhnlich durch Folgeerscheinungen zum Tod, bevor sie sich selbst als tödlich erweisen. Die meisten sind schon bei der Geburt vorhanden. Die Sternenflotte ist ein paar fremden Erregern begegnet, die eine ähnliche Auswirkung auf menschliche DNA haben. Die Behandlung jedes einzelnen dieser Erreger ist einzigartig und auf den jeweiligen Typ zugeschnitten. Seit Xolanis Angriff weisen Sie ein paar seltsame Hormonwerte auf, die vielleicht auf das Vorhandensein eines solchen Erregers hindeuten. Aber ohne weitere Tests kann ich das nicht bestätigen.«

»Maschinenraum an Lieutenant Conlon«, ertönte Lieutenant Neols Stimme über das Kommunikationssystem.

Conlon berührte hastig ihren Kommunikator. »Sprechen Sie, Neol.«

»Wir haben gerade die Spezifikationen für die neue temporale Abschirmung bekommen, die der Admiral installiert haben möchte. Wir brauchen Sie sofort hier unten.«

»Verstanden.« Conlon rutschte vom Biobett. »Ich bin gleich da.«

»Nein, sind Sie nicht«, widersprach Sharak, nachdem sie den Kanal geschlossen hatte.

»Doktor, ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, aber ich werde gerade im Maschinenraum gebraucht. Ich komme wieder, sobald ich kann, dann können Sie Ihre Tests beenden. Es geht mir wirklich gut. Ich will, dass Sie Ihre Arbeit machen können, besonders wenn meine Werte immer noch erhöht sind. Aber das ist ein direkter Befehl des Flottenbefehlshabers. Ich kann ihr nicht sagen, dass wir das neue Schildsystem nicht installiert haben, weil ich Ihre medizinische Neugierde über meine Pflicht gegenüber diesem Schiff gestellt habe.«

Sharak war sichtlich frustriert. »Sie werden nach Ende Ihrer Schicht in die Krankenstation zurückkommen, ansonsten werde ich mit Commander Torres über Ihre Nachlässigkeit sprechen, wenn es um Ihre medizinischen Bedürfnisse geht.«

»Dazu wird es nicht kommen, Doktor Sharak. Versprochen«, versicherte ihm Conlon.

U.S.S. DEMETER

Auch wenn es sich anfühlte, als würde es ein ganzes Leben zurückliegen – ein aufregendes und kompliziertes Leben –, hatte Ensign Icheb in den Wochen, die seit ihrem letzten Gespräch vergangen waren, sein Versagen bei Commander O’Donnell nicht vergessen. Seine Arbeit mit Lieutenant Bryce hatte ihm sehr dabei geholfen, sein angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder geradezurücken. Phinn respektierte seine Erfahrung, und es schien ihn nie zu stören, bei der Suche nach der Nachrichtenboje oder bei der Entwicklung der temporalen Schilde, die sie nun benötigten, die Führung einem frischgebackenen Ensign zu überlassen. Ein Grund konnte sein, dass Bryce trotz ihres Rangunterschieds nur ein paar Jahre älter war als Icheb. Sie hatten sofort und mühelos eine Verbindung hergestellt. Es war lange her, seit Icheb jemandem begegnet war, von dem er ehrlich sagen konnte, dass er ihm eines Tages so nahestehen könnte wie der Originalbesatzung der Voyager.

Commander Torres hatte ihm befohlen, die Angelegenheit zu vergessen, aber das machte es nur noch schlimmer. Er hatte sie enttäuscht, und er hatte Commander O’Donnell enttäuscht. Er musste den Grund herausfinden.

Nachdem die Spezifikationen der neuen Schilde vollendet und an die ganze Flotte weitergegeben waren, richtete Icheb seine Aufmerksamkeit ein weiteres Mal auf die Bewertung der Demeter. Nach sorgfältiger Überlegung eliminierte er sämtliche kritischen Systemdefizite bis auf drei, auf die er Commander Elkins hinweisen wollte. Er hatte das Gefühl, dass dies weiter ging als ein persönlicher Kompromiss. Wäre das ein Test an der Akademie, würde er damit rechnen durchzufallen, wenn er eine so jämmerlich unvollständige Analyse vorlegen würde. Aber Commander O’Donnell war nun das unbewegliche Objekt, das zwischen Icheb und seinem persönlichen Seelenfrieden stand. Wenn O’Donnell Ichebs ernsthaftes Bestreben, nützlich zu sein, anstatt ein Hindernis darzustellen, erkennen könnte, könnten sie vielleicht beide die Angelegenheit hinter sich lassen, und der Ensign könnte sich wieder interessanteren und aufregenderen Aufgaben zuwenden.

Commander O’Donnell hob den Blick nicht, als Icheb sein persönliches Labor betrat. Icheb wartete ganze fünf Minuten an der Tür, bis ihn der Commander überhaupt zu bemerken schien.

»Ensign?«, fragte O’Donnell überrascht.

»Guten Tag, Commander! Entsprechend unserm letzten Gespräch habe ich meine Beurteilung von Lieutenant Elkins erneut überarbeitet und möchte ihm, mit Ihrer Erlaubnis, diesen Bericht vorlegen.«

Schweigend nahm O’Donnell Ichebs Padd entgegen. Er hatte kaum einen Blick darauf geworfen, bevor er es zurückgab.

»Nö.«

»Nö?«

»Nö.«

»Commander, ich verstehe nicht«, gestand Icheb, von der strikten Ablehnung des Olivenzweigs, den er so großzügig angeboten hatte, verblüfft.

»Ich weiß«, stimmte O’Donnell zu.

»Ich … aber …«

»Kommen Sie erst wieder, wenn Sie es verstehen.« Mit diesen Worten entließ ihn O’Donnell.

Icheb hielt sein enttäuschtes Seufzen zurück, bis er das Labor verlassen hatte und auf dem Weg zum Transporterraum der Demeter war. Er hoffte nur, dass Commander Torres nichts von seinem erneuten Versagen erfahren würde.

SORMANA

Als der verbesserte Transporter Admiral Janeway aus seinem Eindämmungsstrahl entließ, staunte sie über die Effizienz dieser außergewöhnlichen Technologie. Sie benutzte eine Reihe von Subraum-Musterverstärkern, um Offiziere von Schiffen, die sich normalerweise außerhalb der Reichweite befinden würden, auf Sormanas Oberfläche zu bringen. Es könnte aber ein paar Fehler geben. Sie rechnete damit, wie Chakotay und Tuvok im Transporterraum des Zentrums zu materialisieren, stattdessen fand sie sich in einer Einöde wieder.

Es war offensichtlich, dass es sich hierbei einmal um eine atemberaubende Metropole gehandelt hatte. Wo einst hohe Gebäude gestanden hatten, ragten nun verbogene Metallträger wie kranke, missgestaltete Bäume aus dem Geröll. Jahre der Erosion hatten den Boden freigelegt. Hier wuchs nichts.

In der Ferne erkannte sie kleinere Gebäude; alles, was von den früheren Wohnhäusern noch übrig war. Hier hatten Leute gelebt. Hier hatten Familien gelebt. Der Admiral konnte nicht sagen, wie lange das her war. Ihre Geister umgaben sie und schienen sich zu nähern, während sie auf einen Haufen aus großen Steinbruchstücken zuging. Die Trümmer befanden sich in einem relativ freien Gebiet, und die einsame Gestalt der Denzit erwartete sie dort.

Der Himmel war voller tief hängender Wolken, die eine graue Totenblässe über die Verwüstung um sie herum legten. Die Luft war etwas kühl, auch ohne die Anspannung, die den Admiral mehr und mehr befiel.

Die Denzit stand neben dem Geröll. Auf einem der größeren Steine standen eine große Thermoskanne und zwei Metallbecher. Sie wirkte gelassener als der Admiral; vielleicht war es auch Resignation. Janeway versuchte die Ausstrahlung der Frau zu imitieren, die dasselbe Gesicht wie sie trug, deren Leben sie sich jedoch kaum vorstellen konnte.

»Willkommen auf Sormana!«, begrüßte die Denzit sie, als sie sich bis auf ein paar Meter genähert hatte.

»Was ist das hier für ein Ort?«, fragte Janeway unumwunden. Sie wusste, die Denzit hatte ihn absichtlich gewählt. Sie errichtete eine Bühne, versuchte, sie zu einer emotionalen Reaktion zu bewegen. Janeway konnte das nicht zulassen – nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand –, aber sie erkannte, wenn jemand sie manipulieren wollte.

»Batibeh. Das war mal die älteste Rilnar-Siedlung des Planeten. Wie ihr Gegenstück bei den Zahl, Hillresh, hat man sie vor Tausenden von Jahren zu einem Zufluchtsort gemacht. Der Krieg mochte anderswo toben, aber hier hatten die Rilnar Gelegenheit, etwas über ihre Vergangenheit zu lernen und die Art von Stadt zu bauen, die auch in einer besseren Zukunft noch Bestand haben würde. Fünftausend Jahre lang haben die Zahl davon abgesehen, diese kleine, völlig wehrlose Stadt anzugreifen, genau wie die Rilnar Hillresh verschont haben. Irgendwann hat man eine befestigte Grenze gezogen, um die Rilnar drinnen und neue Siedler draußen zu halten. Aber bis vor zweihundert Jahren wurde ihre historische Bedeutung respektiert. Dann haben es sich die Zahl allem Anschein nach anders überlegt. Fast hunderttausend Männer, Frauen und Kinder sind bei dem acht Tage anhaltenden Bombardement ums Leben gekommen. Trotz dieser Gräueltat existiert Hillresh bis heute.«

»Die Zahl sind das Problem?«, fragte Janeway. »Ist das der Grund für das hier?«

»Die Zahl sind Ungeheuer, Admiral«, erwiderte die Denzit schlicht. »Zivilopfer waren seit jeher die unglückselige Realität auf Sormana gewesen. Aber ohne Zivilisten, die bereit sind, den Planeten weiter zu bewohnen, wäre Sormanas Verlust unausweichlich. Ohne die absolute Grausamkeit der Zahl wären die Rilnar nicht mehr hier.«

»Eine Eigenschaft, die Sie meines Wissens am eigenen Leib erfahren haben«, stellte der Admiral fest.

Die Denzit lächelte verbittert. »Hier geht es nicht um mich. Was die Zahl mir nach meiner Gefangennahme angetan haben, war nicht mehr als das, was wir unserer Ausbildung zufolge von den Cardassianern zu erwarten haben. Es war erniedrigend, gnadenlos und unvorstellbar schmerzhaft. Aber ich wusste bereits, wie ich mich wehren kann, wie ich genug von mir selbst vor dem bewahren kann, was sie meinem Körper antun, um zu überleben. Sie haben mich so weit gebracht, mir den Tod zu wünschen, aber sie haben mich nie dazu gebracht, die atemberaubende Schönheit zu vergessen, die das Leben für einen bereithält.«

»Was ist in der Thermoskanne?«, fragte Janeway.

Dieses Mal war das Lächeln der Denzit einen Moment lang aufrichtig. Sie schenkte in beide Becher eine dampfende, schwarze Flüssigkeit und bot einen davon Janeway an, während sie an ihrem eigenen nippte. Der Admiral nahm den Becher und trank einen Schluck. Das Brennen hatte nichts mit der Temperatur der Flüssigkeit zu tun, und Janeway musste zugeben, dass es belebend war. Dem Getränk fehlten die milden Charakterzüge von wirklich gutem Kaffee, der sanfte Abgang, der dem Biss folgte. Stattdessen fühlte sie sich sofort belebt, nicht gänzlich unangenehm, aber einen Hauch zu unkontrolliert.

»Wie finden Sie es?«, fragte die Denzit.

»Ich finde, mit dem Zeug kann man wahrscheinlich einen Warpkern betreiben. Und ich finde, es ist Zeit, dass Sie mir genau sagen, was Sie hier tun.«

Die Denzit wirkte enttäuscht, aber nicht überrascht. »Ich beende einen Krieg, Admiral.«

»Danach sieht es irgendwie nicht aus«, entgegnete Janeway.