Star Trek - Voyager 17: Das Streben nach mehr, Buch 2 - Kirsten Beyer - E-Book

Star Trek - Voyager 17: Das Streben nach mehr, Buch 2 E-Book

Kirsten Beyer

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Beschreibung

Der lang ersehnte Nachfolger von Voyager: Architekten der Unendlichkeit der New York Times Bestsellerautorin und Mitschöpferin von Star Trek: Picard! Während die Besatzung der Full-Circle-Flotte fieberhaft daran arbeitet festzustellen, was mit ihrem Schwesterschiff, der U.S.S. Galen, geschehen ist, nimmt am äußerten Rand der Galaxis ein Kampf ums Überleben seinen Lauf. Neue Erkenntnisse über Spezies 001 – die Verantwortlichen für den Bau der Biodome, die für die Flotte den Ausschlag gaben, DK-1116 zu erforschen – zwingen Admiral Kathryn Janeway alles aufs Spiel zu setzen, um die Wahrheit ans Licht zu zerren …

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DAS STREBENNACH MEHRBUCH 2

KIRSTEN BEYER

Based onStar Trekcreated by Gene RoddenberryandStar Trek: Voyagercreated by Rick Berman & Michael Piller & Jeri Taylor

Ins Deutsche übertragen vonRené Ulmer

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – VOYAGER 17: DAS STREBEN NACH MEHR 2 wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler, Übersetzung: René Ulmer; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Wibke Sawatzki; Korrektorat: André Piotrowski; Satz: Rowan Rüster; Cover Artwork: Martin Frei; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the EU.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – VOYAGER: TO LOSE THE EARTH (PART 2)

German translation copyright © 2021 by Cross Cult.

Original English language edition copyright © 2020 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2021 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-96658-623-8 (Dezember 2021) · E-Book ISBN 978-3-96658-624-5 (Dezember 2021)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für John Van Citters.Er weiß, warum.

»Die vertrauten Gefilde für reicheres Wissenhinter sich zu lassen; das alte Leben für einerfüllteres; die geliebten Freunde für einegrößere Liebe; um ein Land, gefälligerals die Heimat, weitläufiger als die Erde,zu entdecken.«

– Thomas Wolfe

INHALT

HISTORISCHE ANMERKUNG

WAS BISHER GESCHAH

KAPITEL 11

U.S.S. GALEN

KAPITEL 12

U.S.S. VOYAGER

U.S.S. VESTA

U.S.S. VOYAGER

KAPITEL 13

U.S.S. GALEN

KAPITEL 14

OBERFLÄCHE EINES NAMENLOSEN ASTEROIDEN

U.S.S. VESTA

KAPITEL 15

U.S.S. GALEN

KAPITEL 16

U.S.S. VESTA

U.S.S. VOYAGER

WEWUS

KAPITEL 17

U.S.S. GALEN

KAPITEL 18

U.S.S. VOYAGER

RUNABOUT OKINAWA

U.S.S. VOYAGER

U.S.S. DEMETER

U.S.S. VESTA

KAPITEL 19

U.S.S. GALEN

KAPITEL 20

U.S.S. VOYAGER

U.S.S. GALEN

U.S.S. DEMETER

U.S.S. VOYAGER

KAPITEL 21

U.S.S. VOYAGER

DANKSAGUNGEN

ÜBER DIE AUTORIN

HISTORISCHE ANMERKUNG

Admiral Kathryn Janeway befehligt die Full-Circle-Flotte – bestehend aus den Schiffen Voyager, Vesta, Galen und Demeter –, die sich auf einer Forschungsmission im Delta-Quadranten befindet. Vieles hat sich verändert, seit die Voyager alleine versucht hat, ihren Weg zurück nach Hause zu finden. Die Flotte hat den Auftrag, festzustellen, wie sich die Situation im Quadranten seit dem letzten Aufenthalt der Voyager und dem Verschwinden der größten Supermacht, den Borg, entwickelt hat.

Die Handlung spielt im September 2382, unmittelbar nach den Ereignissen des Romans STAR TREK – VOYAGER»Das Streben nach mehr, Buch 1«.

WAS BISHER GESCHAH

Die Galen wurde durch die Edrehmaia von den anderen Schiffen getrennt und dabei schwer beschädigt. Commander Glenn wird verletzt und ist bewusstlos; Lieutenant Kim übernimmt vorübergehend das Kommando. Für den Rest der Flotte sieht es allerdings so aus, als wäre die Galen zerstört worden. Der Verlust wird heftig betrauert – bis Ensign Gwyn in eine Besprechung platzt und verkündet, die Besatzung der Galen sei noch am Leben.

Es stellt sich heraus, dass Gwyn sich mit der in einer Reifekammer der Galen schwebenden Tochter von Nancy Conlon und Harry Kim während ihres Finiis’ral verbunden hat, eines psionischen Zustands, den nur kriosianische Frauen durchleben und der sie zwingt, sich empathisch an ein anderes Wesen zu binden. Sie spürt nun, dass das Kind noch am Leben ist. Zunächst sind alle skeptisch, doch auch Ensign Icheb und Lieutenant Bryce finden in den Sensoraufzeichnungen Hinweise darauf, dass die Galen nur transportiert und nicht zerstört wurde.

Auf der Galen wird derzeit fieberhaft daran gearbeitet, das Schiff instand zu setzen. Während er Reparaturarbeiten an der Außenhülle durchführt, stellt Lieutenant Velth fest, dass die Edrehmaia eine Art Flicken hinterlassen haben, die kleinere Hüllenbrüche verschließen. Auf dem Rückweg ins Schiff wird er von einigen Edrehmaia mitgenommen und sein Raumanzug beschädigt. Kim weiß, das kann Velth nicht überlebt haben. Nancy Conlon wird in Velths Vertretung Chefingenieurin der Galen. Doch ihre Krankheit schreitet immer mehr voran und greift ihr Bewusstsein an. Das äußert sich vor allem in Wahrnehmungsstörungen. Der Doktor und Reg Barclay haben eine radikale Idee, wie sie ihr mehr Zeit verschaffen können: Sie wollen ihr Bewusstsein in eine Holomatrix übertragen und ihren Körper in ein Koma versetzen. Als Conlon sich einverstanden erklärt, beginnen die beiden mit den Vorbereitungen.

Commander O’Donnell entwickelt tieferes Interesse am Planeten DK-1116, den er in Welt der Wunder von Spezies 001, kurz WeWuS, umbenennt. Während seiner Forschungen gelingt es ihm, Spezies 001 zu identifizieren – als die Borg.

Sowohl auf der Galen als auch auf der Voyager gibt es Fortschritte beim Versuch, die Lichtsignale zu entschlüsseln, mit denen die Edrehmaia kommunizieren. Es handelt sich offenbar um DNA-Sequenzen. Die Frage ist nur, was antwortet man darauf? Und wie?

11

U.S.S. GALEN

PERSÖNLICHES LOGBUCH:LIEUTENANT HARRY KIM

Hallo, ich bin es wieder. Dein Dad.

Seit unserem letzten Gespräch sieht alles sehr viel besser aus. Deine Mom hat den Fusionsreaktor repariert. Die meisten Systeme sind wieder mit Energie versorgt. Noch weißt du nicht, was das heißt, aber glaub mir, das sind gute Neuigkeiten.

Ich habe die letzten achtzehn Stunden versucht, ein Problem zu lösen. Irgendwie ist es mathematisch und irgendwie auch Kunst. Du solltest dich auf alle Fälle für beides interessieren, okay? Mathe ist einfach eines dieser Dinge, die du beherrschen musst. Anfangs scheint es schwer zu sein, aber sobald du es beg…

Ach du Scheiße, was war das?

Entschuldige. Ich habe einfach hier gesessen, den Eintrag aufgenommen und plötzlich ganz deutlich etwas gehört. Wie ein kleines Tier oder ein Hund, wenn er mit den Krallen auf dem Boden schabt. Wenn der Boden nicht mit synthetischen Fasern bedeckt ist, sondern fest, wie unsere Deckplatten. Ich hatte mal einen Hund. Ich habe ihn Forelle genannt. Keine Ahnung, warum. Eigentlich war er der Hund meiner Mutter. Er ist ihr überallhin gefolgt. Ist ihr auf den Schoß gehüpft, sobald sie sich gesetzt hat. Er hat gerne mit mir gespielt, aber sie hat er geliebt. Hunde können so sein.

Auf dem Schiff gibt es keine Hunde. Ich weiß nicht, was das für ein Geräusch war. Auf jeden Fall erwähne ich es in meinen heutigen Bericht, nur für den Fall, dass hier auf einmal Geisterhunde auftauchen.

Ich frage mich, ob du mal ein Haustier haben willst. Hunde sind toll. Auf einem Raumschiff etwas schwierig, aber nicht unmöglich. Nicht, dass du auf einem Raumschiff leben würdest. Na okay, vielleicht wirst du das.

Tut mir leid, ich verliere ständig den Faden. Ich bin ziemlich müde.

Aber Mathe. Und Kunst. Manchmal sind sie dasselbe, besonders wenn es um Musik geht. In beiden Fällen geht es um Lösungen und wie man sie erreicht. Bei Mathematik ist es manchmal einfach. Eins plus eins ist immer zwei. Und manchmal, so wie jetzt, weißt du, es gibt eine Lösung, du kommst nur nicht darauf. In dem Fall hilft die Kunst. Kunst findet im intuitiven Teil des Hirns statt. Und in der Seele. Was das ist, darüber reden wir irgendwann mal. Nicht jeder glaubt daran. Ich schon. Schon immer. Weil ich meine bei Dingen wie dem Musizieren spüre. Es ist, als würde sie übernehmen und das Spielen für mich erledigen. Das ist toll, kannst du mir glauben.

Aber dieses Matheproblem ist etwas schwieriger. Kurz gesagt, dein Körper besteht aus Zellen, und etwas namens DNA bestimmt, was für welche. Deine DNA hast du von deiner Mom und mir. Von jedem die Hälfte. Aber wem du ähnlicher sehen wirst oder ob du dasselbe Essen magst oder einen Hund willst, wird nicht unbedingt zu gleichen Teilen vom DNA-Anteil bestimmt. DNA verschmilzt auf sehr interessante Weise. Man weiß nie sicher, was am Ende herauskommt.

Es gibt auch Moleküle … Gruppen aus Atomen, die durch die Art, wie sie sich verbinden, bestimmen, was etwas ist … und obwohl sie Teil der zellularen DNA sind, können sie sich von denen deiner Mutter oder meinen unterscheiden. Wir sind menschlich, darum besteht unsere DNA aus vier Arten von Molekülen, die durch Wasserstoffatome miteinander verbunden sind. Andere Spezies haben andere DNA, aber bei den meisten sind es dieselben Basismoleküle in unterschiedlichen Anordnungen. Ein paar wenige verfügen noch über zusätzliche Moleküle, und diese Lebensformen sehen normalerweise ganz und gar nicht aus wie du oder ich.

Okay, das war ganz eindeutig ein Hund, der da rumläuft. Oder ich bilde mir Dinge ein. Vielleicht sollte ich noch nichts ausschließen. Hier draußen tritt das Unmögliche häufiger ein, als man meinen sollte.

Hast du das gehört? Stimmt, noch keine Ohren. Tut mir leid. Vergiss es.

Deine Mom und ich mögen es, in einem Raumschiff durch den Weltraum zu fliegen, um neue Leute kennenzulernen. Neue Spezies. Normalerweise ist das klasse. Manchmal aber auch Furcht einflößend. Aber bei dieser ganzen Sache mit neuen Leuten, welche Spezies auch immer, kommt es immer darauf an, dass du nicht nur die Unterschiede sehen und dann entscheiden darfst, dass man nie miteinander auskommen wird. Man muss nach den Gemeinsamkeiten suchen. Manchmal sind sie schwer zu finden, aber es gibt sie fast immer. Und sobald man eine gemeinsame Grundlage hat, lernt man sich besser kennen.

Vor Kurzem haben wir eine neue fremde Spezies entdeckt. Bisher konnten wir noch nicht Hallo sagen, aber sie sind da draußen, nicht weit von unserem Schiff entfernt, und sie haben uns bereits Nachrichten geschickt. Das Problem ist, keine davon verrät uns, wer sie sind oder was sie wollen. Nur, woraus ihre DNA besteht. Das weiß ich, weil sie uns eindeutig gescannt und eine vollständige Aufzeichnung der DNA von jedem auf dem Schiff mitgeschickt haben. Ihre DNA ist nicht ganz wie unsere, daher kann ich nicht sagen, wie viele von ihnen da draußen warten und versuchen, sich uns vorzustellen. Kann sein, dass es nur einer ist. Oder ein paar Hundert. Schwer festzustellen, ohne zu wissen, wie ihre DNA funktioniert.

Aber das Wichtige daran ist, sie haben versucht, sich vorzustellen. Und sie sagen uns, dass sie etwas davon verstehen, wer wir sind. Zumindest unsere DNA. Ich habe das Gefühl, sie versuchen, mit uns zu kommunizieren, um uns besser kennenzulernen. Ich will sie auf jeden Fall besser kennenlernen. Aus mehreren Gründen. Der wichtigste ist, dass sie uns sehr weit von unseren anderen Schiffen weggebracht haben, und ich hoffe, wenn wir eine Möglichkeit finden zusammenzuarbeiten, können wir schneller zu unseren Freunden zurückkehren.

Aber der Wunsch zu kommunizieren reicht nicht aus. An dem Punkt kommen Mathematik und Kunst ins Spiel. Bei der Mathematik geht es darum, gemeinsame Begriffe zu finden, Worte, die beide Seiten benutzen und die aneinandergereiht eine Bedeutung haben. Die Kunst ist es, diese Bedeutung zu interpretieren. Selbst wenn man dieselbe Sprache spricht, ist die Bedeutung nicht immer eindeutig. Erfahrung hilft uns, die Bedeutung hinter den Worten zu erkennen. Aber bis jetzt haben wir nur einige wenige Worte dieser gemeinsamen Sprache, und um ehrlich zu sein, ist keines davon geeignet, eine Bedeutung zu vermitteln.

Also, was sollen wir machen?

Ich wüsste es wirklich gerne.

Wir wissen, aus der chemischen Perspektive verstehen sie Biologie. Wir teilen bestimmte Moleküle. Was auch bedeutet, dass wir beide die mathematischen Konzepte verstehen, die dem physikalischen Universum zugrunde liegen. Aber wie kommt man von da zu einer Sprache, mit der man mehr als diese Konzepte ausdrücken kann? Es gibt kein mathematisches Problem, dessen Lösung Liebe, Hunger, Gelächter oder Warum lautet. Selbst wenn sie uns die Spezifikationen der Technologie geben, mit der sie uns durch den Quadranten befördert haben, wie sollen wir sie nach dem Grund fragen? Wie fragen wir sie, wer sie sind, abgesehen von den Basismolekülen, aus denen ihre Anatomie besteht? Was bedeutet es überhaupt zu fragen, wer man ist?

»Lieutenant Kim, bitte melden Sie sich umgehend auf der Brücke.«

»Bestätigt. Ich bin gleich da, Captain.«

Ich muss los. Ich liebe dich, kleine Erbse. Ich komme, so schnell ich kann, zurück.

Commander Clarissa Glenn hatte während der letzten Tage ihrem ersten Blick auf die Edrehmaia entgegengefiebert. Teils aus Neugier, teils aus Wut. Sie wusste, beides musste sie beiseiteschieben. Die Vergangenheit ließ sich nicht ändern. Sie musste in der Gegenwart bleiben und ihre Ängste im Auge behalten, ohne sich von ihnen beeinflussen zu lassen.

Bisher lautete die einzige Beschreibung, dass sie vier Meter hohe und zwei Meter breite Rechtecke waren, die sich durch den Weltraum bewegten und in Form von Lichtsignalen entlang des vollen sichtbaren und unsichtbaren Spektrums kommunizierten. Ob diese »Rechtecke« nun Schiffe oder die Fremden selbst waren, war unbekannt. Lieutenant Kim und Ensign Drur hatten vor Kurzem die photonischen Emissionen als eine Art Selbstidentifikation entschlüsselt. Nicht ganz, was sie sich erhofft hatte, aber sehr viel besser, als das Feuer zu eröffnen. Je länger sie nicht angriffen, desto mehr Grund gaben sie Glenn zu hoffen, dass es für ihr Handeln einen Grund gab, auch wenn sie den bislang nicht verstanden.

Es war ein gutes Gefühl, wieder auf der Brücke zu sein. Es fühlte sich normal an in einem Universum, in dem nichts normal war. Und es fühlte sich richtig an. Ihr Befürchtung, Lieutenant Kim könnte einen langsam voranschreitenden Coup vorbereiten, hatte sich als völlig unbegründet herausgestellt. Mehrmals täglich meldete er ihr alle Fortschritte und führte ihre Befehle ohne Widerspruch aus. Tatsächlich schien er froh zu sein, ihr das Kommando zu überlassen. Als Ensign Selah ungewöhnliche Sensoraktivitäten meldete, überraschte es Glenn festzustellen, dass Kim die erste Person war, die sie an ihrer Seite haben wollte.

»Der Kontakt hat sich nun zu Sektor B-17 bewegt«, meldete Selah.

Der »Kontakt«, was immer es auch war, war plötzlich und ohne Vorwarnung auf ihren Sensoren aufgetaucht und bewegte sich allem Anschein nach über die Hülle ihres Schiffs. Eine visuelle Bestätigung war schwierig, da dieser, anders als seine Vorgänger, keine Lichtsignale von sich gab, während er tat, wofür er gekommen war. Allerdings erzeugte er bei seinem Weg über die Hülle ein beunruhigendes Kratzen.

Als Kim den Turbolift verließ – der endlich wieder voll funktionsfähig war –, kam er sofort zu Glenn und blieb neben ihr stehen. Es gab nur einen Kommandosessel. Bislang hatte sie sich nie daran gestört, aber plötzlich hatte Glenn das Verlangen, Kim einen Sitzplatz neben sich anbieten zu können.

»Captain«, begrüßte er sie.

»Wir haben einen Besucher«, antwortete sie ohne Umschweife.

Kim schwieg, als das Kratzen wieder ertönte. »Also doch kein Hund.«

»Was?«, fragte Glenn.

»Nichts. Ist es nur einer?«

»Den Sensoren nach ja, aber wir können keine hundertprozentige visuelle Bestätigung bekommen.«

»Haben Sie die Schilde aktiviert?«, lautete Kims nächste Frage.

Glenn schüttelte den Kopf. »Ich wollte nichts machen, was man als Provokation auffassen könnte. Bis jetzt bin ich bereit, diesen Wesen trotz der gegenteiligen Beweislage nur gute Absichten zu unterstellen.«

Kim nickte. Sein verkniffenes Lächeln zeigte, dass er verstand, wie schwer es ihr fiel, seinen Rat zu befolgen. »Ich hoffe wirklich, damit nicht falschzuliegen«, flüsterte er.

»Das sagen Sie mir jetzt?«, scherzte sie.

»Hat er was gesagt?«

Nun meldete sich Drur zu Wort. »Nein, Sir. Keine photonischen Emissionen entdeckt.«

»Was zum Teufel macht er?«

Ensign Selah sah von ihrer Wissenschaftsstation auf. »Würden Sie sich das mal ansehen, Lieutenant?«

»Klar.« Kim ging an ihre Station, und als er in der Sensoraufzeichnung sah, wie sich der Besucher über die Hülle bewegte, ging ihm ein Licht auf. »Er überprüft die Flicken, oder?«

»Ich denke schon«, stimmte Selah zu. »Es sieht so aus, als hätte der Flicken auf B-17 sein Volumen um ein paar Hunderttausend Kubikzentimeter vergrößert.«

»Sprechen Sie von der ungewöhnlichen Substanz auf der Hülle?«, fragte Glenn. »Die, die Velth untersuchen sollte?«

»Richtig«, bestätigte Kim. »Aus offensichtlichen Gründen haben wir es nicht mit einem weiteren Ausstieg bestätigt, aber wir haben die Flicken mit den Sensoren und internen Messungen überwacht. Sieht so aus, als würden sie Hüllenfrakturen reparieren.«

»Nicht nur stabilisieren?«

»Nein, Captain. Und ich kann Ihnen nicht sagen, wie sie dieses Wunder zustande bringen.«

»Wenn man bedenkt, was wir auf DK-1116 gesehen haben, würde ich sagen, es liegt durchaus im Rahmen ihrer Möglichkeiten«, stellte Glenn fest. »Also, was verrät uns das über unsere neuen Freunde? Jeder darf sich gerne zu Wort melden.«

»Zumindest beweist es, dass die Edrehmaia die Flicken angebracht haben«, sagte Selah.

»Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen«, entgegnete Glenn. »Es könnte zudem auf ein anhaltendes Interesse an unserem weiteren Überleben hindeuten.«

Kim ging zu Drur. »Hey, Mike, wie geht es Ihnen?«

Mike?, dachte Glenn. Als sie sah, wie der Ensign die Schultern zurückzog und sein fast schon beschwingtes »Hi, Harry!« hörte, stellte sie fest, etwas hatte sich für den jungen Ops-Ensign entscheidend geändert. Trotz ihrer Bemühungen während des vergangenen Jahres, ihn aus seiner Schale zu locken, hatte er bislang kaum mehr als ein paar Sätze pro Schicht von sich gegeben. Gute Arbeit, Mister Kim.

Als das Kratzen wieder zunahm, fragte Kim: »Gibt es Fortschritte bei der Anpassung der Kommunikationsanlage, um den Edrehmaia zu antworten?«

»Für die Emissionen im unsichtbaren Spektrum können wir die Deflektorphalanx benutzen, aber für das sichtbare musste ich ein Drittel unserer Positionslichter isolieren.«

Kim lächelte strahlend. »Das ist hervorragend. Ich denke, wir sollten es versuchen, und Sie?«

»Mister Kim?«, fragte Glenn.

»Entschuldigung, Captain. Nachdem wir herausgefunden haben, wie die Fremden mit uns kommunizieren, habe ich Drur gebeten, einen Weg zu finden, wie wir mit unseren Systemen so ähnlich wie möglich in ihrer Sprache antworten können.«

»Und Sie sind bereit, mit ihnen zu sprechen?«

»Einen Versuch ist es wert.«

»Was genau wollen Sie ihnen sagen?«

»Ich dachte, ich versuche es einfach mal mit: ›Hallo, ich bin Harry Kim.‹«

Glenn lehnte sich zurück. »Na schön. Klingt recht harmlos.«

»Ich habe unsere Genome in überschaubare Datenpakete aufgeteilt«, erklärte Drur.

»Hervorragend. Senden Sie meines, dann listen Sie alle Subraumfrequenzen unter Verwendung ihrer numerischen Basis auf. Sobald das erledigt ist, senden Sie meinen Namen in Föderationsstandard über alle Frequenzen.«

»Wissen wir überhaupt, ob sie den Subraum überwachen?«, fragte Glenn.

»Nein, aber wenn nicht, wird das eine sehr kurze Unterhaltung«, antwortete Kim. »Wir haben nur ein paar Begriffe ihrer ›Sprache‹, die wir benutzen können. Für eine Kommunikationsgrundlage müssen wir das erweitern, indem wir ihnen unsere näherbringen. Ich hoffe, sie werden unsere herkömmlichen Kommunikationsfrequenzen erkennen.«

»Nun, worauf warten Sie, Ensign Drur?«, fragte Glenn mit einem Lächeln.

»Bereit?« Kim sah den Ensign an.

»Beginne Übertragung.«

Die erste Reaktion war, dass die Geräusche des Fremden auf ihrer Hülle verstummten. Nach ein paar Augenblicken befahl Kim: »Erneut senden.«

Drur befolgte die Anweisung.

»Sirs, die Sensoren erkennen Bewegung«, meldete Selah.

»Wohin?«, wollte Glenn wissen.

Die Antwort erfolgte Sekunden später, als der Hauptsichtschirm plötzlich durch eine Breitseite blitzender Lichter erhellt wurde. Kim und Drur sahen auf die Opskonsole, während sie die Antwort übersetzte.

»Der Fremde hat sich von der Hülle gelöst und hält etwa hundert Kilometer vor dem Schiff Position«, berichtete Selah.

»Wissen wir, was er sagt?«, fragte Glenn, da es so aussah, als würde es niemand unaufgefordert übersetzen.

Kim schüttelte den Kopf. »Das ist eine Nachricht, die wir schon mal bekommen haben. Sieht nach einem Teil ihres Genoms aus.«

»Aber das könnte wichtig sein, Sir«, sagte Drur. »Das ist unser erster Kontakt mit einem einzelnen Edrehmaia. Es könnte sein eigenes Genom sein.«

»Irgendeine Antwort über Subraum?«, fragte Kim.

»Nein, Sir.« Drur klang enttäuscht.

Kim dachte einen Moment lang nach. »Senden Sie jetzt das Genom des Captains, dann ihren Namen.«

Nachdem der Ensign den Befehl ausgeführt hatte, wiederholte sich das Lichtspektakel von eben.

»Selbe Nachricht, Sir.«

»Na schön, zumindest haben wir seine Aufmerksamkeit«, sagte Kim.

»Wie sollen wir dann weitermachen?«, fragte Glenn. »Wir tauschen nur Informationen aus, die beide Seiten bereits kennen.«

Kim fing an, auf der Brücke auf und ab zu gehen. »Der Schlüssel zur Kommunikation ist eine gemeinsame Sprache. Bei den Bewahrern war es schließlich möglich, eine zu etablieren, indem wir unsere Sensorlogbücher benutzt haben. Sie haben Bilder unserer eigenen Erlebnisse verwendet, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken. Das war nicht sehr präzise, hat aber funktioniert. Ich frage mich, was Doktor Sharak hiermit anfangen würde.«

»Warum Sharak?«, fragte Glenn neugierig.

»Er hat als Erster die Verbindung zwischen der Datenflut und den Bewahrern erkannt. Da seine Sprache metaphorisch ist, war es für ihn kein solcher Gedankensprung, darauf zu kommen, wie für uns.«

»Na schön, was würden wir als die Basis der Edrehmaia-Sprache betrachten?«, fragte Glenn.

»Genetik«, schlug Selah vor.

»Chemie«, war Kims Gedanke.

»Mathematik«, kam es von Drur.

Glenn nickte. »Können Sie unsere gesamte wissenschaftliche Datenbank in ihre Sprache übersetzen und senden?«

Drur zuckte mit den Schultern. »Der Algorithmus ist derselbe.«

»Einen Versuch ist es wert«, stimmte Kim zu. »Wir müssen unsere Sprache um ein paar Worte erweitern.«

»Tun Sie es, Ensign«, befahl Glenn.

Während sich Drur an die Arbeit machte, sagte Kim: »Ich frage mich, ob sie entsprechend antworten.«

»Kommt unsere Übersetzungsmatrix mit einer solchen Datenmenge zurecht?«, fragte Glenn.

»Das bezweifle ich.«

»Denken wir nicht darüber nach, was schlimmstenfalls passieren kann, bevor es so weit ist«, schlug Glenn vor.

»Nachricht gesendet«, bestätigte Drur an der Ops.

»Bei der Menge Daten, die wir senden, könnte es sein …«, begann Glenn, als der Edrehmaia einen einzelnen weißen Lichtblitz abgab.

»Captain, zusätzlich zu der Standard-Emission empfange ich eine Antwort auf allen Subraumbändern.«

»Wie lautet sie?«, fragte Kim, bevor Glenn dazu kam.

»Zwei Worte, Sir. BESTIMME ZUSAMMENSTELLUNG.«

Glenn und Kim sahen einander verwirrt an.

»Was soll das heißen«, fragte der Commander.

»Das könnte vieles bedeuten. Aber fangen wir doch mit dem Offensichtlichsten an. Drur, antworten Sie mit dem Genom und Namen jedes unserer Besatzungsmitglieder.«

»Sollten wir nicht auch unsere Standard-Grußfrequenzen senden?«, fragte Glenn.

»Gerne, sobald Sie mir das mathematische Äquivalent von ›Wir kommen in Frieden‹ nennen können«, erwiderte Kim.

Ein paar Momente später folgte eine Reihe blitzender Lichter auf dem ganzen Spektrum.

»Mike?«, fragte Glenn.

Drur starrte zweifelnd seine Anzeige an. »Die Subraumantwort ist länger. AUSWERTUNG GEGENWÄRTIGER EINGABEN UNKLAR.«

»Klingt nach einer umständlichen Art zu sagen: ›Ich verstehe nicht‹«, stellte Glenn fest. »Was war der Rest?«

»Noch ein Genom, Captain. Eines von unseren, fast.«

»Fast?«

»Es beinhaltet ein paar zusätzliche Basenpaare, die ich nicht identifizieren kann, die aber zur DNA des Edrehmaia gehören.«

»Können Sie es ohne diese Zusätze durch unsere Datenbank schicken?«, fragte Kim.

»Schon dabei.« Als der Vorgang beendet war, sagte Drur leise: »Es ist Velths Genom.«

»War es bei der Liste der Besatzung dabei?«, fragte Kim.

»Nein, Sir. Ich nahm an, Sie wollen, dass ich nur unsere gegenwärtige, Sie wissen schon, lebendige Mannschaft sende.«

»Also, stellt er uns eine Frage oder will er sichergehen, dass wir uns nicht verzählt haben?«, fragte Glenn.

»Senden Sie unsere Liste erneut, dieses Mal inklusive Velths Daten«, schlug Kim vor.

Es gab keine sichtbare Antwort. Stattdessen verschwand der Fremde einfach vom Sichtschirm.

Als Lieutenant Reginald Barclay Nancy Conlon im Maschinenraum antraf, war es, als würde er den Raum an jedem gewöhnlichen Tag im Delta-Quadranten betreten. Jede Station hatte Energie. Der Großteil der organischen Besatzung fehlte, trotzdem war es ein angenehmes Gefühl, dass es so aussah, als würden die Dinge langsam wieder in geordneten Bahnen verlaufen.

Conlon stand mit Ensign Unhai an der Steuerungskonsole des Slipstream-Antriebs. Während Reg näher kam, hörte er sie sagen: »Versuchen Sie es noch mal.«

Barclay sah zu einem kleinen, rechteckigen Modul, das gleich neben dem Slipstream-Generator stand. Er erkannte es augenblicklich, da es kurz nach Beginn der Mission der Flotte gebaut worden war. In dem Gerät lag auf einer ebenen Fläche ein kleiner Staubhaufen. Auf Conlons Befehl hin verschwand er in einem Wirbel, der dem eines Transporters ähnelte, und an seiner Stelle erschien ein kleiner Kristall.

»Und?«, fragte Conlon.

Unhai überprüfte die Anzeige und antwortete: »Reinheit liegt bei siebenundsechzig Prozent.«

Conlon seufzte schwer. »Besser, aber das reicht nicht.«

»Wir könnten es mit einer kleineren Probe versuchen«, schlug Unhai vor.

»Dieses Gerät wurde entworfen, um Benamit mit leichten Brüchen zu rekristallisieren«, erklärte Conlon. »Unseres wurde pulverisiert. Ich denke, wir müssen von ganz vorne anfangen. Ich mache mich am besten an die neuen Spezifikationen. Bitte sammeln Sie alle Testproben ein und lagern Sie sie wieder ein.«

»Aye, Chief.«

»Guten Abend, Lieutenant!«, sagte Reg zu Conlon.

»Hi, Reg! Kann ich was für Sie tun?«

»Ich frage mich, ob Sie vorhaben, in nächster Zeit Ihre Schicht zu beenden.«

Conlon sah auf das Chronometer. »Ich hätte mich schon vor einer Stunde abmelden sollen.«

»Wenn das ein Ja ist, gäbe es da etwas, das ich Ihnen gerne zeigen würde.«

Conlon starrte Reg verständnislos an, bis er spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg, als er begriff, wie man seine Aussage verstehen oder missverstehen konnte. Hastig sagte er: »Ich habe eine Testm…mah… matrix erstellt, die Sie sich ansehen sollten.«

Conlon schüttelte den Kopf, Sorgenfalten gruben sich in ihre Stirn. »Tut mir leid. Ich hatte das nicht verstanden, soll heißen, ich konnte nicht …«

Barclay versuchte es erneut. »Verstehe. Folgen Sie mir.«

Conlon informierte die Ingenieure, dass sie ging, und folgte Barclay durch die Korridore zu seinem holografischen Labor. Als sie eintraten, bedeutete er ihr, sich zu ihm an seine Arbeitsstation zu setzen. Direkt dahinter befand sich eine runde Plattform mit einer hüfthohen, transparenten Barriere.

»Ich muss noch ein paar Parameter in die Primärmatrix eingeben. Ich wollte erst Ihre Ansicht hören, bevor wir den ersten Testlauf starten«, erklärte Barclay.

»Das ist sehr zuvorkommend von Ihnen, Reg.«

»Also gut, fangen wir an.«

Sekunden später erschien ein Hologramm auf der Plattform. Körperlich entsprach es Conlons Aussehen in Uniform perfekt. Barclay warf einen Blick zu ihr, um ihre Reaktion zu sehen. Sie betrachtete sein Werk beinahe traurig.

»Die physische Präsentation ist kaum mehr als eine Hülle. Wir können die Parameter problemlos anpassen.«

»Könnte ich größer sein?«

Barclay machte die Darstellung vier Zentimeter größer.

»Nein, das ist seltsam«, widersprach Conlon sofort.

»Ich denke wirklich, Sie werden sich am wohlsten fühlen, wenn Ihnen das Hologramm so ähnlich wie möglich ist, da es dem Vertrauten entspricht«, erläuterte Barclay, während er die Änderung rückgängig machte.

»Sehe ich auch so, aber nur aus Spaß, zeigen Sie es mir mit platinblondem Haar. Das hat mich schon immer interessiert, aber ich habe mich nie getraut, es auszuprobieren.«

Barclay tat ihr den Gefallen.

»Ähm, nein«, lehnte Conlon ab.

»Es gibt bestimmte Fähigkeiten, die Sie unter Umständen nützlich finden werden. Beispielsweise können alle Hologramme kontrollieren, ob sie fest oder durchlässig sind.«

»Ich verstehe … was?«

Barclay griff nach einem Padd neben sich und warf es dem Hologramm zu. Sie fing es mühelos auf, um es dann zurückzuwerfen. Dann änderte er an seiner Konsole eine Einstellung und warf das Padd erneut. Dieses Mal flog es durch das Hologramm und landete klappernd auf dem Deck dahinter.

»Es könnte zu Situationen kommen, in denen es von Vorteil wäre, wenn Sie durchlässig sind. Der Doktor hat diese Funktion gelegentlich genutzt, wenn sein Schiff angegriffen wurde.«

Conlon nickte. »Okay, nehm ich.«

»Erledigt.« Barclay freute sich sichtlich, dass ihr sein Vorschlag gefiel.

»Was mir der Doktor nicht wirklich beantworten konnte, war, wie es sich anfühlen wird, ein Hologramm zu sein«, sagte sie.

Barclay sah sie mitfühlend an. »Die ehrliche Antwort ist, wir wissen es erst, wenn der Transfer abgeschlossen ist. Sie haben sensorische Erinnerungen, die der Doktor nie erleben wird. Das könnte Ihre Erfahrung auf Arten bereichern, die er sich nicht einmal vorstellen kann.«

»Besteht die Möglichkeit, dass der Transfer schiefgeht?«, fragte Conlon.

»Die Möglichkeit besteht immer«, räumte Barclay ein. »Aber je besser Sie darauf vorbereitet sind, umso unwahrscheinlicher ist eine Abstoßung. Als der Doktor Danara Pel in ihren holografischen Körper übertrug, empfand sie die Erfahrung als so verlockend, dass sie sich weigerte, in ihren eigenen Körper zurückzukehren.«

»Er sagte auch, es kann nicht auf Dauer sein. Wissen Sie, warum?«

Barclay seufzte. »Das liegt an der Art, wie die Holomatrix Daten speichert und abruft. Wir erschaffen für Sie kein neues Gehirn. Das können wir nicht. Unser Hauptcomputer wird als Prozessor für die Matrix fungieren, und er arbeitet nicht auf dieselbe Art wie organische Materie. Mit der Zeit werden Ihre neuen Erfahrungen als Hologramm Ihre Erinnerungen verdrängen. Sie werden sich immer mehr daran gewöhnen, wie ein Hologramm zu ›denken‹ und Dinge zu verarbeiten.«

»Soll heißen, ich werde meine Menschlichkeit verlieren?«

»Der Doktor ist eine der ›menschlichsten‹ Lebensformen, die ich kenne«, widersprach Barclay hastig. »Aber er wird nie wie wir sein. Für lange Zeit wird es nur einen geringen Abbau geben. Aber irgendwann wird sich ihre Selbstwahrnehmung verändern. Es gäbe kein Bewusstsein mehr, das wir nach der Heilung Ihres Körpers zurücktransferieren könnten.«

»Werde ich davon etwas bemerken?«

»Nicht u…unb…unbedingt«, sagte Barclay mit sichtlich Mühe.

Conlon stand auf, ging zu dem Hologramm und betrachtete sich. Als sie sich wieder zu Barclay umdrehte, hatte sie Tränen in den Augen.

»Vielleicht ist das eine schlechte Idee«, sagte sie.

»Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Ich denke allerdings, dass der Doktor Ihren Körper heilen kann, bevor es zu ernsthaften Verlusten kommt.«

»Das könnte er auch, wenn er mich ins Koma versetzt.«

»Das könnte er, aber …«

»Aber dann hätten Sie keinen Chefingenieur.«

Barclay nickte.

Conlon hob die Hände an die Wangen. Schließlich fragte sie: »Können wir einen Testlauf machen? Einen teilweisen Transfer, damit ich eine Vorstellung davon bekomme?«

»Davon würde ich abraten. Ich kann Ihnen aber garantieren, sollte der Transfer schiefgehen oder Sie sich in Ihrem neuen Zustand unwohl fühlen, können wir es jederzeit abbrechen.«

»Wenn ich darum bitte, woher wollen Sie wissen, dass ich das bin?«

Barclay dachte einen Moment darüber nach. »Treten Sie bitte einen Moment zurück.«

Nachdem sich Conlon entfernt hatte, erwachte das Hologramm zum »Leben«. Zuerst sah sie Conlon an und sagte gut gelaunt: »Guten Abend, Lieutenant!« Danach wandte sie sich Barclay zu. »Hallo, Lieutenant Barclay! Was kann ich für Sie tun?«

Conlon starrte das Hologramm mit vor der Brust verschränkten Armen an. »Das bin nicht ich.«

»Nein, sind Sie nicht«, stimmte Barclay zu. »Und das werden Sie bis zum Transfer auch nicht sein. Glauben Sie mir, ich werde den Unterschied immer sehen.«

Conlon ging auf sich selbst zu. »Ich bin gerade dabei, eine Benamit-Rekristallisationskammer umzubauen. Kannst du mir die Spezifikationen unseres aktuellen Modells geben?«

»Modul X016.2, Aktivierung zur Sternzeit …« Mitten im Satz erstarrte sie.

Conlon sah Barclay an. »Habe ich es kaputt gemacht?«

»Nein, warten Sie kurz.« Barclay startete eine kurze Diagnose. »Im Moment benutzt das Programm ihre grundlegende Ingenieursdatenbank und auf die Galen ausgerichtete Modifikationen als primäre Referenzbibliothek. Das ist als Sicherung Ihres Kenntnisstands gedacht.«

»Von jetzt an wird jeder meiner Testläufe ein offenes Buch sein?«

»So in der Art«, bestätigte Barclay. »Es könnte sich als nützlich erweisen. Aber da ist eine Berechnungsverzögerung, die ich mir nicht erklären kann.«

Conlon ging an seine Konsole zurück, um ihm über die Schulter zu sehen.

»Ich bin kein Holografie-Experte, aber es sieht so aus, als wären diese Partitionen zu klein.«

»Versuchen wir es noch mal.« Zum Hologramm sagte er: »Bitte die Erläuterung der technischen Spezifikationen von Modul X016.2 fortsetzen.«

Das Hologramm öffnete den Mund, aber es gab nur unzusammenhängende Wortfetzen von sich. Die Gestalt verlor erneut ihren Zusammenhalt und verschwand Augenblicke später.

Barclay warf einen weiteren Blick auf seine Diagnoseeinheit und erkannte das Problem sofort. »Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben, Lieutenant. Ich glaube meine Bitte war verfrüht. Es gibt ein paar Probleme, die ich erst noch beheben muss, bevor wir weitermachen können.«

»Was für Probleme?«

»N…ni…ni…nichts, worum Sie sich Sorgen machen müssen«, stotterte Barclay.

»Reg, wir reden hier über mein Leben. Sie müssen es mir sagen«, beharrte Conlon.

Barclay wollte ihr nichts sagen. Er wollte seine Ergebnisse überprüfen und sichergehen, dass er sich nicht irrte. Nur, dass er es bereits wusste. Um Conlons Bewusstsein in die Matrix zu integrieren, hatte er so viel Platz wie nur irgend möglich geschaffen. Sie benötigte sämtliche Speicherkapazitäten, den vorher die dreiunddreißig anderen Hologramme an Bord eingenommen hatten.

Aber es reicht nicht.

Natürlich gab es eine Lösung. Allerdings keine, von der er je gedacht hätte, er würde sie in Erwägung ziehen.

Während er diesem entmutigenden Gedanken nachhing, sagte Conlon: »Schon okay, Reg. Wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht.«

»Oh, es geht durchaus«, versicherte er ihr. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass wir dabei den Doktor verlieren.

»Ich verstehe nicht«, sagte Commander Glenn. »Dieses Schiff wurde entworfen, damit Dutzende Hologramme gleichzeitig in Betrieb sein können, inklusive Meegan. Wieso gibt es dabei plötzlich ein Problem?«

Der Doktor war ebenso neugierig, auch wenn er keine Zweifel an Barclays Schlussfolgerung hegte. Die drei saßen in seinem persönlichen Büro neben dem Hauptbereich der Krankenstation.

»Meegan war ein besonderer Fall«, erklärte Barclay. »Damit sich ihre Holomatrix zusammen mit ihrem Bewusstsein erweitern kann, haben wir eine Version des holografischen Emitters des Doktors gebaut, unvorstellbar fortschrittliche Technologie aus dem neunundzwanzigsten Jahrhundert. Aber als die Seriareen ihr Programm gestohlen haben, ging auch dieser Emitter verloren. Unsere restlichen Hologramme waren nie dafür vorgesehen, sich auf diese Art weiterzuentwickeln. Wir haben uns für eine Optimierung in Sachen Quantität statt dieser besonderen Qualität entschieden. Ich habe gehofft, wenn ich alle andern Hologramme lösche, würde das in unserem Computer genug Raum schaffen, um Nancy Conlons Bewusstsein in der Matrix am Leben zu erhalten, aber mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass das funktionieren würde. Sogar ohne ihr Bewusstsein benötigen die leeren Partitionen mehr Rechenleistung, als uns zur Verfügung steht.«

»Sie haben einen mobilen Emitter gebaut, und der hat allem Anschein nach einwandfrei funktioniert«, sagte Glenn. »Bauen Sie noch einen.«