Star Trek - Voyager 8: Ewige Gezeiten - Kirsten Beyer - E-Book

Star Trek - Voyager 8: Ewige Gezeiten E-Book

Kirsten Beyer

4,5

Beschreibung

Die Voyager-Flotte setzt ihre Erforschung des Delta-Quadranten fort und untersucht den derzeitigen Zustand der Sektoren, die früher in den Händen der Borg waren. Vor Beginn der überaus wichtigen Mission wirft eine gründliche Analyse des Genoms der Flottenkommandantin Afsarah Eden neue Fragen über ihre Herkunft auf. Auf Drängen Captain Chakotays fliegt sie mit der Achilles zu dem einzigen Planeten in der Galaxis, auf dem es möglicherweise die von ihr gesuchten Antworten und Informationen über ihre lang verlorene Heimat gibt. Aber niemand hätte die erschreckenden Konsequenzen ihrer Suche erahnen können. Ebensowenig, dass die einzige Möglichkeit der Voyager, diese Konsequenzen zu überstehen, mit der unerwarteten Rückkehr eines ganz besonderen Offiziers der Sternenflotte zusammenhängt, und den Entscheidungen, die er trifft.

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EWIGE GEZEITEN

KIRSTEN BEYER

Based onStar Trek created by Gene Roddenberry andStar Trek: Voyager created by Rick Berman & Michael Piller & Jeri Taylor

Ins Deutsche übertragen von René Ulmer

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – VOYAGER: EWIGE GEZEITEN wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: René Ulmer; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Kerstin Feuersänger und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei;

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – VOYAGER: THE ETERNAL TIDE German translation copyright © 2016 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2012 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2016 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-775-9 (Februar 2016) · E-Book ISBN 978-3-86425-734-6 (Februar 2016)

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Für Heather Jarman …

Das war schon längst überfällig

Was bin ich nun, was war ich damals?

Möge die Erinnerung immer und immer wiederkehren

Die belangloseste Farbe des belanglosesten Tages:

Zeit ist die Schule, in der wir lernen,

Zeit ist das Feuer, in dem wir brennen.

– Delmore Schwartz

Teile von »Ewige Gezeiten« spielen außerhalb der normalen Zeit, wie wir sie erleben. Der Rest findet direkt nachSTARTREK – VOYAGER»Kinder des Sturms«, im August und September 2381 statt.

Lassen Sie sich einfach darauf ein.

»Ihr Tod ist ein Fixpunkt in der Zeit.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Ich auch nicht.«

»Q!«

»Spar dir das großspurige Gehabe. Ich sage dir nur, was ich weiß.«

»Aber das ist unmöglich.«

»Ich weiß.«

»Es ist unmöglich, dass der Tod eines einzelnen Menschen ein Fixpunkt in der Zeit ist.«

»Normalerweise.«

»Was das angeht, war Q in seinem Kurs Jenseits temporaler Mechaniken sehr spezifisch.«

»Ich kann immer noch nicht glauben, dass du es ein ganzes Semester bei diesem scheinheiligen Windbeutel ausgehalten hast. Hast du überhaupt bestanden?«

»Ich habe sogar mit Auszeichnung bestanden, nett, dass du fragst. Und diejenigen von uns, die nicht das erste und einzige Kind zweier Q waren, speziell erschaffen, um das Kontinuum zu retten, hatten keine große Auswahl, was für Kurse wir belegen konnten.«

»Deine Eltern waren beide Q.«

»Sie haben das Kontinuum lange vor meiner Geburt verlassen.«

»So wie du dich entwickelt hast, hätte ich gedacht, das sei eine Nebensächlichkeit.«

»Glaub bloß nicht, ich hätte nicht mit meinem Studienberater gesprochen, nachdem ich erfahren habe, dass du die Prüfung für Jenseits temporaler Mechaniken nicht einmal ablegen musstest. Q bestand darauf, dass meine zweifelhafte Herkunft es zwingend erforderlich mache, einige Voraussetzungen zu erfüllen, die die meisten Q nicht einmal ansatzweise erdulden mussten.«

»Arme Q.«

»Nenn mich nicht so.«

»Das ist dein Name.«

»Die anderen können mich nennen, wie sie wollen, aber wenn wir unter uns sind …«

»Schon gut. Arme Amanda.«

»Danke, Junior.«

»Nenn mich nie … ach, egal. Ich dachte, du würdest es verstehen, aber offensichtlich …«

»Nein, das macht mich wirklich neugierig. Ihr Tod ist ein Fixpunkt in der Zeit. Was bedeutet das?«

»In jeder vorstellbaren Zeitlinie, in der sie existiert, stirbt sie ungefähr zum selben Zeitpunkt.«

»Unter denselben Umständen?«

»Meistens.«

»Das klingt verdächtig.«

»Ich weiß. Es gibt sogar eine Zeitlinie, in der es der weiterentwickelte Kubus nie in den Alpha-Quadranten schafft, und in der rutscht sie aus, während sie aus der Badewanne steigt, und ertrinkt.«

»Jetzt machst du dich über mich lustig.«

»Ganz und gar nicht. Es scheint beinahe so, als hätte das Multiversum auf eine Art etwas gegen sie, die allem widerspricht, was man mir jemals beigebracht hat.«

»Fixpunkte in der Zeit sind wichtige Ereignisse, keine unwichtigen. Sie beziehen sich nicht auf die Existenz eines einzelnen sterblichen Wesens. Alle großen weltweiten Kriege auf irgendeinem Planeten zum Beispiel. Große interstellare Konflikte. Der Auslöser mag sich in jeder einzelnen Zeitlinie geringfügig unterscheiden, aber die Fixpunkte finden trotz allem statt, egal ob ein Individuum etwas dafür tut oder nicht. Sie sind Teil des Raum-Zeit-Gefüges, die Ansammlung von Energien und Ereignissen, die das übersteigen, was wir normalerweise als Ursache und Wirkung betrachten.«

»Danke für den Auffrischungskurs, aber der Name verrät schon das Konzept dahinter: Fixpunkt in der Zeit.«

»Was ich zu sagen versuche, ist, dass es noch nie ein sterbliches Wesen, schon gar nicht einen Menschen, gegeben hat, dessen Tod es wert wäre, ein Fixpunkt in der Zeit zu sein.«

»Und trotzdem ist ihrer einer.

»Wow.«

»Und es wird noch schlimmer.«

»Wie das denn?«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht immer so war.«

»Aber wenn es nicht immer so war, bedeutet das, dass es mal eine Zeitlinie gegeben hat, in der sie nicht gestorben ist. Und sollte das der Fall sein, kann man ihren Tod nicht als Fixpunkt in der Zeit bezeichnen.«

»Das bedeutet, jetzt ist ihr Tod ein Fixpunkt in der Zeit. Aber ich glaube, das ist noch nicht lange so.«

»Und woher willst du das wissen?«

»Ich weiß es nicht. Es ist nur … so ein Gefühl.«

»Hast du mit deinem Vater darüber gesprochen?«

»Mehrmals.«

»Und?«

»Und er hat mir gesagt, ich soll die Finger davon lassen. Manchmal passieren Dinge aus Gründen, die sich unserer Kontrolle entziehen, und wir müssen sie akzeptieren.«

»Das hat dein Vater gesagt?«

»Ich weiß. Klingt nicht unbedingt nach ihm.«

»Dein Vater? Der Q, der aus dem Kontinuum geworfen wurde, weil er seine Kräfte immer wieder aufs Gröbste missbraucht hat?«

»Ja, aber sie bitten ihn immer wieder, zurückzukommen, oder?«

»Warte mal … wir sind Q, oder etwa nicht? Wir müssen gar nichts akzeptieren. Das ist doch der Sinn der ganzen Omnipotenz, oder etwa nicht?«

»Er hat mir versichert, bei einem Fixpunkt in der Zeit wie diesem irgendwie einzugreifen, würde so viel Chaos ins Multiversum bringen, dass vielleicht nicht einmal das gesamte Kontinuum damit fertigwürde.«

»Wow.«

»Ich weiß.«

»Und was wirst du deswegen unternehmen?«

»Ich habe keine Ahnung. Aber ich muss herausfinden, was genau passiert ist, wie der Tod dieses Menschen für das Multiversum so wichtig geworden ist, dass es im wahrsten Sinne des Wortes seine eigenen Regeln gebrochen hat, um für seinen Tod zu sorgen.«

»Du tust es schon wieder.«

»Was denn?«

»Das Multiversum anthropomorphisieren. Etwas, das schon aufgrund seiner grundlegenden Natur nicht durch solche begrenzten Begriffe verstanden werden kann.«

»Ja, ich musste auch Jenseits existenzieller Konstrukte belegen, aber ich fand die Argumente nicht sonderlich überzeugend und jetzt sogar noch weniger. Wenn ihr Tod irgendetwas anschaulich beweist, dann, dass das Multiversum manchmal ziemlich kleinlich und engstirnig sein kann.«

»Warum nimmst du das so persönlich?«

»Sie ist meine Patentante.«

»Du hast sie nur zweimal getroffen.«

»Sie hat Besseres verdient.«

»Sehe ich auch so. Aber du kannst nichts tun. Wo würdest du nach Beweisen für eine Realität suchen, die deiner eigenen Argumentation zufolge nicht existieren kann?«

»Keine Ahnung.«

»Ach du meine Güte.«

»Was?«

»Das kann unmöglich …«

»Was?«

»Warte mal kurz.«

»Amanda? Amanda! Q!« Wo ist sie hin?

Captain Afsarah Eden konnte den Blick nicht vom Bildschirm losreißen, auf dem sich die Sterne auf die für diese Art von Warpflug typische Weise zu strecken schienen. Die Voyager flog mit maximaler Warpgeschwindigkeit, was das Deck durch die Belastung der Triebwerke unter Edens Stiefeln erzittern ließ.

Eden und ihre Besatzung flohen vor dem sicheren Tod. Und mit jeder verstreichenden Sekunde holte das Vergessen auf. Das Schiff konnte seine derzeitige Geschwindigkeit nicht ewig halten, ebenso wenig konnten sie gefahrlos einen Slipstream-Tunnel aufbauen, um ihre Chancen zu erhöhen, ihrer Zerstörung zu entgehen.

Eden wusste, dass sie durch Flucht das Unausweichliche nur hinauszögerten. In einer kalten einsamen Ecke ihres Herzens hatte sie ihren eigenen Tod bereits akzeptiert. Aber das Pflichtbewusstsein, das sie gegenüber der Sternenflotte empfand und das ihr durch die schwierigsten Zeiten ihres Lebens geholfen hatte, zwang sie dazu, es wenigstens für ihre Untergebenen zu versuchen.

Es wurde immer schwieriger, die Versuchung – nein, das verzweifelte Verlangen, den Befehl zum Wenden zu geben und sich zu stellen – zu ignorieren. Musste sie der Bestie in die Augen blicken, sie beim Namen nennen, bevor sie sie alle verschlang? Handelte es sich um ein absurdes Verständnis von Ehre, das von ihr verlangte, selbst vor der sicheren Zerstörung nicht zurückzuweichen?

Oder hatte sie nur keine Lust mehr, davonzulaufen? Das Monster hatte ihr bereits zu viel genommen. Es gab keinen Sieg mehr zu erringen. Sie flüchtete nicht vor einem Raubtier, das irgendwann aufgeben würde. Sie versuchte, vor etwas davonzulaufen, das ihr bereits jedes bisschen ihrer Identität entrissen hatte. Sie konnte ihm weder widerstehen noch ihm die Stirn bieten. Es würde sie bekommen. Und mit genügend Zeit würde es sie sogar davon überzeugen, dass seine Version Afsarah Edens mehr der Wahrheit entsprach als die, die sie in über fünfzig Jahren ihres Lebens aufgebaut hatte.

Sie gehörte dieser Finsternis, und als diese Erkenntnis sie mit der Wucht einer tosenden Welle traf, verließ sie der Mut. Ihr wurde seltsam schwindelig und ihre Knie gaben nach. Eden griff hinter sich nach dem Kommandosessel, von dem sie nur zu gut wusste, dass sie nie wieder darauf sitzen würde.

Kurz sah sie aus dem Augenwinkel noch jemanden neben sich stehen, wodurch die Bewegung, mit der sie sich abstützen wollte, zu einem ungelenken Taumeln wurde, während sie sich unbewusst gegen den Anblick auflehnte, den ihr Verstand nicht wahrhaben wollte.

Ich bin bereits tot.

Das war die einzige Erklärung.

Eden konzentrierte sich auf den Anblick, aber je länger sie die Gestalt neben sich mit offenem Mund anstarrte, umso deutlicher wurde sie.

»Unmöglich«, flüsterte sie.

Neben ihr stand Admiral Kathryn Janeway und sie erwiderte Edens Blick unnachgiebig mit einer schmerzvollen Mischung aus Entschlossenheit und Verzweiflung.

»Das ist ein Traum.« Eden bemühte sich um einen gelassenen Ton, während ihr Verstand nach einem Fluchtweg suchte.

»Für mich sieht es mehr nach einem Albtraum aus«, erwiderte Kathryn.

Die Gamma-Schicht war nicht einmal zur Hälfte vorbei und der Speisesaal völlig verlassen. Die meisten Besatzungsmitglieder, deren Schicht vor ein paar Stunden geendet hatte, hatten bereits gegessen, und diejenigen, die schon lange vor Beginn der Alpha-Schicht wach sein mussten, würden frühestens in einer Stunde auftauchen.

Captain Chakotay sah trotzdem nicht von seinem Padd auf, bis die Person, die eben hereingekommen war, schweigend hinter dem Stuhl ihm gegenüber wartete.

»Ich dachte, du wolltest heute früh ins Bett, um möglichst lange schlafen zu können«, vernahm er die müde Stimme der Flottenkommandantin.

»Und ich dachte, du könntest nur während der frühen Morgenstunden schlafen.« Während er das sagte, zog Eden sich den Stuhl zurück und setzte sich unruhig.

»Darf ich?«, fragte sie, als sie bereits saß.

»Selbstverständlich«, antwortete er aufrichtig. »Ich werde mit diesem Brief heute Nacht sowieso nicht mehr fertig.« Als er das Padd beiseiteschob, unterdrückte er ein Gähnen und nahm einen Schluck von seinem seit einer Stunde kalten Tee.

»Kommt selten vor, dass dir die Worte fehlen«, sagte Eden leise, während sie sich die Augen rieb.

Als Chakotay antwortete, schlich sich ein schwaches Lächeln auf seine Züge. »Ist das etwas Gutes?«

»Nach meinen bisherigen Erfahrungen, ja.« Mittlerweile klang Eden ernster.

Vor ein paar Monaten, noch bevor die Flotte den Kindern des Sturms begegnet war, hätte sich Chakotay kaum vorstellen können, sich dermaßen ungezwungen mit Eden zu unterhalten. Obwohl sie ein hervorragender Offizier und eine fähige Anführerin war, war es ihm schwergefallen, mit ihr warm zu werden. Wahrscheinlich hauptsächlich, weil das Oberkommando der Sternenflotte beim Aufbruch der Flotte entschieden hatte, ihr das Kommando über die Voyager zu übertragen, da er noch immer als dienstuntauglich gegolten hatte. Nachdem Eden den Befehl über die Flotte übernommen und offiziell darum gebeten hatte, dass Chakotay wieder seinen angestammten Posten als Captain der Voyager übernahm, hatte sie weiterhin Distanz zu ihren Untergebenen gewahrt.

Die beinahe katastrophalen Ereignisse vor Kurzem hatten jedoch den Grundstein gelegt, diese Kluft zwischen ihnen zu überbrücken, da sie dazu gezwungen worden waren, die Einschränkungen der formellen Kommandokette etwas zu lockern und gemeinsam Lösungen für eine Vielzahl von Problemen zu finden. Darunter der Verlust eines der neun Schiffe, mit denen sie aufgebrochen waren, der Beinaheverlust eines weiteren und die Kaperung eines dritten durch die Kinder. Eden hatte sich vor Kurzem auch dazu durchgerungen, ihm etwas über ihre Vergangenheit, beispielsweise ihre mysteriöse Herkunft, zu erzählen, und er sah sie seitdem nicht nur als seinen kommandierenden Offizier, sondern als Person: komplex, pflichtbewusst, aber quälend einsam. Darum bereitete es ihm keine Gewissensbisse, ihr Vertrauen zu erwidern, und er war sogar dankbar dafür, mit jemandem über das reden zu können, was ihn belastete.

»Es ist meine Schwester, Sekaya.« Er seufzte.

Während Eden überlegte, löste sie den Blick von ihm. »Sie ist nicht bei der Sternenflotte. Oder?«

»Nein. Sie hat gelegentlich zivile Aufträge übernommen, aber während ich die Möglichkeit gesehen habe, durch die Sternenflotte etwas Positives zu erreichen, blieb sie immer skeptisch.«

Eden nickte. »Die Erfahrungen deiner Leute mit den Cardassianern haben wahrscheinlich etwas damit zu tun.«

»Das auch«, stimmte Chakotay zu.

Plötzlich weiteten sich Edens Augen. »Sie hat gedacht, dein Abschied sei endgültig.«

»Nicht nur sie.« Chakotay kicherte. »Ich habe ihr natürlich gleich geschrieben, als ich das Kommando über die Voyager wieder angenommen habe, aber ich habe ihre Antwort erst bekommen, als wir uns letzte Woche mit dem Rest der Flotte getroffen haben.«

»Sie ist nicht damit einverstanden«, schlussfolgerte Eden.

»Überhaupt nicht.«

Was als kurzes Schweigen begonnen hatte, drohte sich noch ewig hinzuziehen, bis Chakotay ergänzte: »Ich mache ihr keine Vorwürfe. Sie hat nicht miterlebt, was Kathryns Tod aus mir gemacht hat. Aber wir haben genug gemeinsame Freunde, dass sie trotzdem davon gehört hat. Damals war ihre Erleichterung über meinen Abschied ein Trost gewesen. Aber jetzt fällt es mir umso schwerer, ihr zu erklären, dass es zwar absolut notwendig war, den Dienst für kurze Zeit zu quittieren, aber dass es für mich keine bessere Entscheidung geben könnte, als jetzt wieder einzutreten.«

»Hast du Zweifel an deiner Entscheidung?«

»Ganz im Gegenteil«, antwortete Chakotay nachdrücklich. »Ich weiß, dass ich keinen ›Schritt zurück gemacht habe oder vor einer besseren Zukunft geflüchtet bin‹.«

Eden verengte die Augen. »Sie nimmt kein Blatt vor den Mund.«

»Das liegt in der Familie.« Chakotay grinste vielsagend. »Aber ich weiß nicht, wie ich sie überzeugen soll, außer ihr zu versichern, dass sie sich irrt, oder es ihr von Angesicht zu Angesicht zu erklären. Je länger ich darüber nachdenke, umso sicherer bin ich mir, dass meine Entscheidung mehr mit Instinkt … oder einem Gefühl zu tun hat, dem ich vertrauen, das ich aber nicht wirklich erklären kann. Ich habe mich mit meiner Vergangenheit abgefunden.«

Eden schüttelte den Kopf und lächelte betrübt. »Dann hat das wenigstens einer von uns.«

Chakotay schob seine eigenen Sorgen erst mal beiseite und betrachtete Eden. Die Anspannung legte ihre Stirn in Falten und zog ihre Schultern hoch. Ihre mandelförmigen schwarzen Augen wirkten uncharakteristisch verunsichert.

»Also, warum schläfst du heute Nacht nicht, Afsarah?«, fragte er freundlich.

Sie lehnte sich zurück und nahm einen langen Schluck von dem warmen Getränk, das sie sich repliziert hatte, bevor sie sich zu ihm gesetzt hatte. »Es ist nichts.«

»Das bezweifle ich.«

Es freute ihn, zu sehen, wie sie ihre Zurückhaltung weit genug aufgab, um eine Nuance fröhlicher zu wirken.

»Seit ein paar Wochen habe ich immer wieder denselben Traum.«

»Tatsächlich?« Das weckte seine Neugier. Auch wenn er kein Experte in Traumanalyse war, hatte er sich schon sein ganzes Leben lang für die Erforschung des Unterbewusstseins interessiert. Seine Leute glaubten fest an eine Geisterwelt, die neben der Realität existierte und die man willentlich und mit genug Übung betreten konnte. Unter Offizieren der Sternenflotte war dieser Glaube nicht sehr verbreitet – sie glaubten felsenfest an Vernunft, Logik und Wissenschaft.

Bevor sie weitersprach, nahm Eden einen weiteren Schluck. »Ich bin alleine auf der Brücke. Zumindest am Anfang.«

Chakotay sah sie weiter ausdruckslos an und nickte, damit sie weitersprach.

»Wir flüchten vor etwas mit hoher Warpgeschwindigkeit. Wir sollten schneller fliegen, können aber nicht. Ich bin absolut davon überzeugt, dass das Schiff zerstört wird. Und dann …« Sie wurde leiser.

»Und dann?«

»Ich sollte dich nicht damit belästigen.«

Ihre plötzliche Verschlossenheit verwirrte Chakotay. »Und dann?«, drängte er vorsichtig.

Eden sah ihm kurz ins Gesicht und Chakotay erkannte, dass ihre Sorge nicht war, dass sie sich lächerlich machen, sondern dass sie ihn beleidigen würde.

»Es ist ein Traum, Afsarah. Ich bin der Letzte, der irgendwas, das du sagst, persönlich nehmen würde.«

Eden seufzte und ließ das Kinn aufgrund seines Scharfsinns sinken. Mit einem knappen Schulterzucken sprach sie weiter: »Und dann sehe ich nach rechts und Kathryn Janeway steht neben mir. Ich weiß, dass ich mich deswegen eigentlich besser fühlen sollte. Ich meine, wen hättest du in einem Kampf lieber an deiner Seite? Aber ihr Anblick macht mir eine Heidenangst.«

Chakotay ließ den Kopf hängen, um das breite Lächeln zu verbergen, das diese Offenbarung erzeugte. Mit einem Mal war überdeutlich, was Eden so unangenehm war. Als er sie wieder ansah, hoffte er, dass es so mitfühlend wirkte, wie sie verdiente.

»Das ist der Albtraum eines Captains.« Er musste sich wirklich zusammenreißen.

»Der was?«

»Der Albtraum eines Captains. Die meisten Berufe haben ihre eigene Version davon. Schauspieler träumen oft davon, mitten in einem Stück auf der Bühne zu stehen, und ihr Text fällt ihnen nicht ein. Musiker versuchen, ein Konzert zu geben, aber ihre Instrumente sind verstimmt. Lehrer kommen ins Klassenzimmer, fangen mit dem Unterricht an und merken, dass sie splitternackt sind.«

Während er weitersprach, zogen sich die Mundwinkel von Edens vollen Lippen endlich etwas hinauf.

»Und Captains der Sternenflotte sehen sich dem sicheren Tod und der Zerstörung ihres Schiffs durch einen unüberwindbaren Feind gegenüber.«

»Verstehe.« Eden nickte, jedoch zurückhaltend.

»Jeder Captain, den ich jemals kennengelernt habe, hat eine Version davon«, beharrte Chakotay.

Einen Augenblick später fragte Eden zögernd: »Und die Anwesenheit von Admiral Janeway?«

Chakotay spürte, wie seine Miene ernster wurde. »Kathryn wird, mehr als irgendjemand sonst, der jemals auf dem Schiff gedient hat, mit der Voyager in Verbindung gebracht. Als du das Kommando übernommen hast, musstest du einer Legende gerecht werden. Es hätte mich überrascht, wenn du das nicht als beängstigend empfunden hättest, bewusst oder unbewusst.«

»Hast du dich auch so gefühlt, als du den Befehl über die Voyager übernommen hast?«

Chakotay schüttelte den Kopf. »Das war etwas anderes. Ich war bereits ein Teil der Voyager und zumindest am Anfang hatte ich das Gefühl, dass ich nur dort weitermache, wo Kathryn aufgehört hat.« Er wählte seine nächsten Worte mit Bedacht, entschied dann jedoch, dass dies nicht die Zeit für Zurückhaltung war. »Aber du hast mir auch erzählt, dass du dir bis zu einem gewissen Punkt die Schuld an Kathryns Tod gibst; du hast geglaubt, dass sie nicht gestorben wäre, hätten du und Admiral Batiste nicht so sehr darauf gedrängt, diese Mission in den Delta-Quadranten genehmigt zu bekommen. Das sehe ich anders. Aber für mich klingt es so, als müsstest du, was das angeht, noch mit dir selbst ins Reine kommen.«

Während sie über seine Worte nachzudenken schien, saß Eden traurig da. Schließlich sagte sie: »Du hast bestimmt recht.«

Chakotay spürte, dass sie nicht überzeugt war, aber er wusste, dass sie das sagen musste, wahrscheinlich mehrmals, bis sie es schließlich auch selbst glauben konnte.

»Hast du über meinen anderen Vorschlag nachgedacht?« Er fragte sich, ob ihre Entscheidung, das wenige mit ihm zu teilen, was sie über ihre Vergangenheit wusste, sowie ihre Überzeugung, dass die Antworten auf dieses Geheimnis möglicherweise im Delta-Quadranten lagen, für ihre deutlich spürbare Nervosität mitverantwortlich waren.

Eden sah ihn kurz verwirrt an, bevor ihr klar wurde, wovon er sprach. »Darüber, mit dem Doktor zu sprechen?«

»Ja.«

»Ich weiß nicht.«

»In Ordnung.« Er wollte sie nicht zu sehr drängen.

»Es ist ein völlig nachvollziehbarer Vorschlag«, gab sie zögernd zu. »Ich habe noch nie mit einem mich untersuchenden Arzt über meine Herkunft gesprochen, da ich, um ehrlich zu sein, keinen Grund dafür gesehen habe. Aber du hast recht, dass er vielleicht einen physiologischen Hinweis auf meine Herkunft finden könnte. Es widerstrebt mir nur, Ressourcen zum reinen Eigennutz zu verschwenden«, gestand sie schließlich ein. »Wie ich Hugh bereits gesagt habe, bin ich vollauf zufrieden damit, meinem persönlichen Mysterium zu erlauben, sich nach und nach zu offenbaren. Ich habe keinen Grund zur Eile.«

Chakotay dachte über ihre Bedenken nach. »Ich betrachte es nicht als Ressourcenverschwendung und ich bin überzeugt, der Counselor auch nicht. Antworten auf eine Frage zu suchen, die dich offensichtlich bedrückt, stellt keinen Versuch dar, die vielen Möglichkeiten der Flotte zu deinem eigenen Vorteil zu nutzen. Du bist nicht Admiral Batiste, Afsarah. Du hast dein ganzes Leben mit dieser Unsicherheit verbracht, und mittlerweile hast du dich sozusagen daran gewöhnt. Aber deine Reaktionen auf den Stab von Ren und das Mikhal-Artefakt haben die Dinge verändert. Meiner Meinung nach schadet es niemandem, wenn du dir das eingestehst und jedes dir verfügbare Mittel nutzt, um zu sehen, ob wir weitere fehlende Teile dieses Puzzles freilegen können, solange es unsere anderen Pflichten nicht beeinflusst.«

»Vor uns liegen einige Wochen voller Arbeit.«

»Wir verbringen zwei Tage auf Neu-Talax, bevor die Voyager wieder aufbricht.«

Eden zog die Augenbrauen zusammen und legte ihre Stirn in Falten. »Zwei Tage?«

»Du hast doch nicht etwa den Empfang vergessen?«

Eden hob die Hände und massierte ihre Schläfen. »Doch, habe ich.«

Chakotay lächelte breit. »Ich hätte dich warnen sollen, aber eines solltest du über Neelix wissen: Für eine Feier ist ihm jede Entschuldigung recht. Und nach den letzten Monaten habe ich nicht vor, ihn zu enttäuschen.«

»Ich auch nicht«, stimmte Eden zu.

»Das bedeutet, du hast jede Menge Zeit, dich für eine Untersuchung auf die Galen zu schleichen.«

Eden lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und gab sich widerwillig geschlagen. »Sieht so aus.«

Lieutenant Thomas Eugene Paris war im siebten Himmel – wenn man sich darunter vorstellte, das schnittigste, fortschrittlichste und reaktionsfreudigste Raumschiff zu fliegen, in dem er jemals gesessen hatte.

In den letzten Wochen, während der Bemühungen der Voyager, die Quirinal und die Demeter vor den Kindern des Sturms zu retten, hatte Paris ein Bauchgefühl gequält, dass ihm seine Frau, Flotten-Chefingenieurin B’Elanna Torres, etwas verheimlichte. Vor ein paar Jahren hatten sie bereits Probleme mit Geheimniskrämerei gehabt, die ihre Ehe beinahe zerstört hätten. Darum hatte er Schwierigkeiten gehabt, zu verstehen, wieso sie ihm, kurz nachdem sie wieder so etwas wie Normalität in ihrem Leben erreicht hatten, etwas verheimlichte. Nachdem sie ihm gesagt hatte, dass dieses Geheimnis rein beruflich war, hatte er beschlossen, ihr zu vertrauen – was alles andere als einfach gewesen war. Und vor ein paar Tagen war dieses Vertrauen belohnt worden. Auf einer Sonderbesprechung der Führungsoffiziere war bekannt gegeben worden, dass ein Teil der Ausrüstung der Flotte aus bis zu diesem Moment vertraulichen experimentellen einsitzigen Schiffen bestand, von denen sie zwei Dutzend mit sich führten. Die Schiffe waren dafür vorgesehen, in Nahkampfsituationen eingesetzt zu werden, um die Menge der verfügbaren Schiffe in der Hoffnung zu vergrößern, dass sie den Unterschied zwischen dem Überleben der Flotte und der anderen undenkbaren Option machten.

Unbestreitbar entsprachen diese Schiffe nicht den herkömmlichen Entwürfen der Sternenflotte. Eine Organisation, die sich durch friedliche Forschung definierte, sollte kaum Bedarf an Schiffen haben, deren Hauptfunktion im Kampf bestand. Selbst den Delta Flyer und seinen Nachfolger, die von B’Elanna gebaute Home Free, konnte man nicht als etwas anderes als ein Shuttle bezeichnen: gefechtstauglich, aber für Forschung und zur Verteidigung entworfen. Tom hatte nicht das Recht zu beurteilen, ob es richtig von der Sternenflotte war, solche Schiffe zu entwickeln. Aber man musste schon in einem völlig abgelegenen Teil vom Nirgendwo leben, um der Meinung zu sein, dass man nach der Borg-Invasion nicht jede einzelne Verteidigungs- und Angriffsmöglichkeit und ihren Nutzen für den Fall in Betracht ziehen sollte, dass jemals wieder eine alles vernichtende Macht die Föderation angriff.

Der Fliegernarr in Tom hatte den gut formulierten Begründungen für die Entwicklung des taktischen Unterstützungsjägers mit seinen Phaserbänken und Torpedorampen gar nicht mehr zugehört. Ab dem Augenblick, als er die dreidimensionale Projektion des Schiffs gesehen hatte, die Captain Eden während der Besprechung aufgerufen hatte, hatte er nur noch Augen für diese atemberaubende Schönheit gehabt. Obwohl die Form der des Delta Flyers ähnelte, war der TU-Jäger bedeutend kleiner. Die seitlichen Streben, an denen die Phaser und die Torpedorampen montiert waren, waren länger. Das Heck war stromlinienförmiger, Schubdüsen stellten die einzige Antriebsart dar. Eden hatte erwähnt, dass darüber diskutiert worden war, ihn warpfähig zu machen, aber auf diese Prototypen traf das nicht zu.

Das Detail, das Tom wie das leise Flüstern einer Geliebten in der Dunkelheit wahrgenommen hatte, waren die integrierten bioneuralen Flugkontrollsysteme gewesen. Die Voyager war das erste Föderationsschiff gewesen, das mit bioneuralen Gelpacks ausgestattet worden war – kleinen flüssigen Geräten, die Daten, anders als die herkömmlichen Prozessoren der Sternenflotte, mehr wie das menschliche Nervensystem verarbeiteten. Die Systeme des TU-Jägers waren dazu entworfen, sich mit dem jeweiligen Piloten zu verbinden. Es gab keine organische Verbindung zwischen dem Schiff und seinem Piloten – das hätte Tom verstörend gefunden –, aber der neue Steuerknüppel, der das herkömmliche Flug-Interface ersetzte, gestattete es dem Piloten, sich seine persönlich bevorzugte Kontrollschaltung mit den Fingerspitzen einzustellen. Das war kein Steuerrad oder lichtwellengeleiteter Steuerknüppel. Diese Kontrollen ermöglichten es dem Piloten, seinen Flugstil nahtlos an die Steuerkontrollen des Schiffs zu übertragen und sie den Bruchteil einer Sekunde schneller umsetzen zu lassen. Tom war klar, dass das in einer Kampfsituation einen entscheidenden Unterschied machen konnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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