Star Trek - Voyager 7: Kinder des Sturms - Kirsten Beyer - E-Book

Star Trek - Voyager 7: Kinder des Sturms E-Book

Kirsten Beyer

4,6

Beschreibung

Wenig ist über die Kinder des Sturms bekannt, eine einzigartige und möglicherweise eine der gefährlichsten Spezies, die der Föderation jemals begegnet ist. Die Kinder des Sturms sind körperlos und bereisen den Weltraum in Raumschiffen, die offenbar nur durch Gedanken angetrieben werden, und sie haben es einst geschafft, Tausende Borg-Raumschiffe zu zerstören, ohne eine einzige konventionelle Waffe abzufeuern. Captain Chakotay und Flottenkommandant Afsarah Eden müssen auf ihrer jetzigen Mission zum Delta-Quadranten herausfinden, warum drei Raumschiffe der Föderation, die U.S.S. Quirinal, die Planck und die Demeter, plötzlich gnadenlos und ohne Provokation von den Kindern des Sturms als Ziel anvisiert wurden ... Tausende von Leben innerhalb der Sternenflotte stehen auf dem Spiel durch einen Feind, den die Föderation gerade erst beginnt zu verstehen ...

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KINDER DES STURMS

KIRSTEN BEYER

Based onStar Trekcreated by Gene RoddenberryandStar Trek: Voyagercreated by Rick Berman & Michael Piller & Jeri Taylor

Ins Deutsche übertragen vonRené Ulmer

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – VOYAGER: KINDER DES STURMS wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: René Ulmer; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Wibke Sawatzki und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – VOYAGER: CHILDREN OF THE STORMGerman translation copyright © 2015 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2011 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2015 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-424-6 (September 2015) · E-Book ISBN 978-3-86425-733-9 (Septembert 2015)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für Anorah …meine Grazie

Achte auf deine Gedanken,denn sie werden deine Worte.

Achte auf deine Worte,denn sie werden deine Taten.

Achte auf deine Taten,denn sie werden deine Gewohnheiten.

Achte auf deine Gewohnheiten,denn sie werden dein Charakter.

Achte auf deinen Charakter,denn er wird dein Schicksal.

Mahatma Gandhi

HISTORISCHE ANMERKUNG

»Kinder des Sturms« findet während und nach den Ereignissen von STAR TREK – VOYAGER»Unwürdig« statt, von Ende Mai bis Mitte Juli 2381.

PROLOG

U.S.S. QUIRINAL

Captain Regina Farkas stand vor dem, was einmal der Durchgang zum Hauptbereich des Maschinenraums der U.S.S. Quirinal gewesen war. Langsam ließ die adrenalininduzierte Anspannung der letzten Stunden nach, während sich ein seltsam beruhigender Gedanke in ihrem Bewusstsein festsetzte.

Schade, dass sich nur die wenigsten von uns den Zeitpunkt und die Umstände ihres Todes selbst aussuchen können.

Lediglich ein schwacher Trost, aber immer noch besser als das Schicksal von Milliarden von Bürgern der Föderation, die vor ein paar Monaten an einem völlig normalen Tag unerwartet den Tod gefunden hatten. Damals, als die Borg in den Alpha-Quadranten eingefallen waren.

Obwohl Regina während ihrer neunundvierzig Dienstjahre bei der Sternenflotte dem Tod schon häufiger gegenübergestanden hatte, als sie sich erinnern konnte, verblüffte sie die Ruhe, die sie empfand, nachdem die Würfel endgültig gefallen waren. Früher war ihr der Tod wie ein unwillkommener Gast erschienen, den man bei großen Familientreffen unweigerlich einladen musste; nun war Regina dazu bereit, auf ihn zuzugehen und dem Bastard die Hand zu reichen.

Nicht, dass sie hätte sterben wollen. So wie bei all jenen, die vor ihr die Bürde eines Kommandos getragen hatten, und bei allen, die eines Tages an ihre Stelle treten würden, gab es einiges, das sie bedauerte. Aber das schob sie im Stillen als »für immer unerledigt« beiseite und entschied, dass es einfacher war, den Frieden willkommen zu heißen, wenn man vollkommen überzeugt war, den Großteil seines Lebens damit verbracht zu haben, die Dinge zu tun, die einem das Gefühl gegeben haben, am Leben zu sein.

In Reginas Fall war das die Erforschung des unendlichen Weltraums gewesen und die Tatsache, dass sie andere auf ehrfurchtgebietende Reisen ins Unbekannte geführt hatte. Natürlich hatte es dabei auch scheinbar endlose Zeiten voller Langeweile gegeben. Aber diese wurden mit Leichtigkeit von den unvorstellbaren Anblicken, den fremdartigen Aromen und Gerüchen und der unermesslichen Fülle an einfachem und komplexem Leben wettgemacht, die sie das Glück gehabt hatte während ihrer Reisen zwischen dem, was ihr wie eine unendliche Anzahl von Sternen der Galaxis vorkam, erleben zu dürfen.

Die bittere Wahrheit war, dass ihr keine wirkliche Alternative blieb. Oder vielmehr hatte sie die Entscheidung, die ihr nun diese absolute Gewissheit verlieh, bereits vor Jahren getroffen, als sie ihr erstes Kommando angenommen hatte. Und vielleicht hatte ein kleiner Teil von ihr damals bereits gewusst, dass sie, indem sie das Leben ihrer Träume wählte, letztendlich auch ihr Schicksal gewählt hatte – zumindest die grobe Richtung, wenn auch nicht die Einzelheiten.

Der beißende Geruch in der Luft, den die Umweltanlagen des Raums nicht herausfiltern konnten. Die erstickende Hitze, die vom Deck aufstieg. Der Schweiß, der ihren weißen Pony an der Stirn kleben ließ und ihren Rücken hinablief. Das ockerfarbene Pulsieren der Notbeleuchtung und das Gewicht des Kompressionsgewehrs in ihrer Armbeuge. Die leuchtende Kontrolltafel des tragbaren Strahlenemitters, auf den sie noch vor Sekunden gezielt hatte, und das unangenehme Kratzen des Lederbands, das sie sich eben um das Handgelenk gebunden hatte. All das stellte im Detail das Bild dar, das sie akzeptiert hatte, als sie beschlossen hatte, zu dienen – ein Bild, das vage und unscharf geblieben war, bis diese letzten wertvollen Sekunden eingetreten waren.

Mechanisches Heulen, Zischen, Scheppern und das gelegentliche Ächzen hinter ihr waren die letzte Symphonie, die sie hören würde. Es war zwar nicht ihr geliebter Chatschaturjan, aber es würde genügen müssen. Sich darauf zu konzentrieren, machte es einfacher, die unregelmäßigen Rufe und Phaserentladungen zu ignorieren, die von einem anderen Teil des Decks entfernt zu ihr drangen – nervenaufreibende Ermahnungen, dass der Kampf um das Leben der über sechshundert Besatzungsmitglieder auch nach ihrem Tod weitergehen würde.

Das Kommunikationssystem knisterte vor Statik und riss sie aus ihrer Träumerei. Darauf folgte die Stimme von Lieutenant Psilakis von der Brücke.

»Zwei Gegner und acht Begleitpersonen nähern sich Ihrer Position, Captain.«

Nur zwei?

Sie lächelte grimmig, bevor sie schlicht antwortete: »Ich weiß.« Dasselbe hatte ihr Trikorder ihr vor zweiundvierzig Sekunden bereits mitgeteilt.

Während sie sich vorstellte, wie die Gegner durch den Korridor vor ihr taumelten, wurde ihr verkniffenes Lächeln breiter. Sie waren wild entschlossen, zu beenden, was sie angefangen hatten: sie und ihr Schiff zu zerstören. Aber noch bestand die winzige Möglichkeit, dass es ihnen nicht gelingen würde. Zwischen den Kindern des Sturms und ihrem endgültigen Sieg stand ein verängstigter, aber erfinderischer Lieutenant Junior Grade Phinnegan Bryce. Es war noch immer möglich, dass es ihnen gelingen würde, den Slipstream-Antrieb wieder in Betrieb zu nehmen, um ihr Schiff weit aus der Gefahrenzone zu bringen. Nur er konnte diese Aufgabe bewältigen, und sie war fest entschlossen, ihm so viel Zeit zu verschaffen, wie sie konnte. Selbst wenn es das Letzte wäre, das sie tat.

»Noch ein paar Sekunden, Captain«, rief Bryce und gab sich nicht einmal mehr Mühe, tapfer zu klingen.

Ich weiß.

»So schnell wie möglich, Lieutenant«, erwiderte Farkas und wünschte sich, sie könnte etwas von der absurden Hoffnung, die sie in seine schlaksige Gestalt gesetzt hatte, auf ihn übertragen.

Stattdessen sorgte Bryce’ spürbares Entsetzen dafür, dass sie ihr Gewehr noch etwas fester packte.

Entspann dich, ermahnte sie sich selbst und konzentrierte ihre Atmung auf das Zentrum ihres Körpers. Es würde keinem nutzen, wenn das Sperrfeuer sein Ziel verfehlte, weil ihr Finger auf dem Abzug unnötig angespannt war. Nachdem sie die Gegner umzingelt hatten, würde sie ruhig bleiben müssen im Kampf gegen die Eskorte der Kinder, die sich ohne Zweifel opfern würde, um den Kindern den Weg zu ebnen.

Farkas’ Blick schweifte über die freigelegten Stücke schweren Metalls, die den Durchgang umgaben. Schartig und ineinander verdreht waren sie schmerzhafte Mahnmale der zerstörerischen Kraft der Gegner, denen sie sich gegenübersehen würde. Sie konnte sich nur vorstellen, wie der Rest ihres Schiffs nach den Ereignissen der letzten Stunden aussehen musste. Auf dem Weg zum Maschinenraum hatte sie klaffende Wunden gesehen, mit scharfkantigen Rändern aus Tritanium, und Oberflächen, die wegen der sengenden Hitze und Radioaktivität der Energiegeschosse der Kinder zerfielen. Mittlerweile sah womöglich jedes Deck so aus.

Ein schriller Piepton zeigte an, dass Bryce die schiffsweite Kommunikation aktiviert hatte. »An die gesamte Besatzung,auf mein Signal hin auf Slipstream-Geschwindigkeit vorbereiten.«

Verdammt noch mal, jetzt machen Sie schon, Lieutenant, konnte sich Regina gerade noch verkneifen hinzuzufügen.

»Fünf … vier … drei …«

Zwei.

Zwei der fremden Sphären, die sie zum ersten Mal in Captain Ezri Dax’ Logbüchern von der Aventine gesehen hatte, kamen um die Ecke des Korridors und damit in ihr Blickfeld. Wären sie nicht so todbringend, hätte Regina sie vielleicht schön gefunden. Tatsächlich fand die Forscherin in ihr sie vollkommen und erschreckend prächtig.

Captain Regina Farkas atmete zischend ein und hielt dann die Luft an, bevor sie die Eindämmungsstrahlen aktivierte. Orangefarbenes Licht schoss hervor und hielt die Sphären an Ort und Stelle fest.

Ein einzelner Schuss zischte an ihrem Kopf vorbei und schickte sie zu Boden, wo sie sich abrollte. Noch während sie sich aufrichtete, hob sie ihr Phasergewehr und eröffnete mit tödlicher Präzision das Feuer auf ihre eigenen Leute.

1

STERNZEIT 58450,2

U.S.S. VOYAGER

»Also, das ist einfach nur völlig übertrieben«, sagte Harry Kim niedergeschlagen, als er die Reihe von Kanonen betrachtete, die sich auf dem Kamm erhoben, der ihn und den anderen namenlosen Sklaven, Tom Paris, von Chaoticas Schloss trennte.

»Chaotica war noch nie ein Freund von Subtilität«, erinnerte ihn Tom, außerstande, seine Erschöpfung zu verbergen.

»Ja, aber das ist nicht Chaotica«, argumentierte Harry. »Es ist Cambridge.«

»Du hast nicht genug Zeit mit unserem Counselor verbracht, Harry. Gegen den ist Chaotica harmlos.«

So sehr er es auch wollte, dem konnte Harry nichts entgegensetzen. Obwohl Hugh Cambridge seit beinahe drei Jahren Teil der Besatzung der Voyager war, hatte Harry bislang weder die Zeit noch das Bedürfnis gehabt, den Mann besser kennenzulernen. Selbst während der Zeit, die Harry als die letzten guten Tage an Bord der Voyager im Gedächtnis geblieben war, einer ausgedehnten Forschungsmission zum Yaris-Nebel, war er dem Counselor aus dem Weg gegangen. Die scheinbar endlosen Kämpfe der folgenden eineinhalb Jahre sowie der Verlust so vieler Personen, die ihm wichtig gewesen waren, und sein eigener Beinahe-Tod hätten ihn mehr als einmal zu Cambridge führen sollen. Wenn es so gewesen wäre, musste sich Harry eingestehen, würde er sich jetzt vielleicht nicht so verloren vorkommen. Andererseits hatte er sich immer wieder selbst versichert, dass er mit allem fertigwerden könne, was ihm das Universum zu bieten hatte. Bis zu dem Moment, an dem er herausgefunden hatte, dass er es nicht konnte.

Und so stellt sich Cambridge eine Therapie vor?, dachte Harry verbittert. In stinkende, zerschlissene Fetzen gekleidet, in einer monochromen Wüste, Seite an Seite mit dem Mann, den er mal wie einen Bruder geliebt hatte. Nun machte ihn dessen Anwesenheit nur wütend. Harry entschied, dass er richtig gehandelt hatte, den Counselor nicht aufzusuchen. Je früher Tom und er das Schloss einnahmen, umso besser. Dann konnte er diese mühselige Übung abhaken, sich in die Einsamkeit seines Quartiers zurückziehen und darüber nachdenken, was er mit dem Rest seines Lebens und seiner Kariere anstellen sollte.

Tom schaffte es nicht, sein schmerzverzerrtes Gesicht zu verbergen, und weckte damit Harrys Aufmerksamkeit.

»Was?«, wollte Harry wissen.

»Nichts.«

»Was?«

»Ist nicht dein Problem«, antwortete Tom knapp.

»Sag’s mir einfach«, beharrte Harry ohne Mitgefühl in der Stimme. »Wenn du ein Problem hast, das uns dabei behindert, den Kamm zu überqueren, muss ich das wissen.«

»Mir geht’s gut«, entgegnete Tom.

»Tut es nicht.«

»Sieh mal, Kumpel. Du bist gerade nicht Chef der Sicherheit«, erinnerte ihn Tom. »Du bist Namenloser Sklave Nummer Zwei, und Namenloser Sklave Nummer Eins kommt auch ohne deine Hilfe mit ein paar Sandflohbissen am Hintern zurecht«, ergänzte er aufgebracht.

Und seit wann bist du der Namenlose Sklave Nummer Eins?, wollte Harry fragen, schwieg jedoch. Sie trotteten gefühlt seit Ewigkeiten durch die Wüste, und sich jetzt über Rangfolgen zu streiten, oder Tom zu zwingen, zuzugeben, dass so etwas hier nicht existierte, würde ihr gemeinsames Problem nicht lösen. Trotzdem, typisch Tom.

Er beschränkte sich darauf, das Offensichtliche auszusprechen: »So kommen wir nicht weiter, oder?«

»Nein«, stimmte Tom zu, »aber ich glaube, ich weiß, wie wir weiterkommen.«

Das bezweifelte Harry, zuckte aber dennoch mit den Schultern. »Lass hören.«

Tom schlug sich in den Nacken und kratzte sich gleich darauf an einem weiteren Biss, während er seinen Plan erklärte: »Ich gehe nach Süden. Das Schloss verfügt kurz hinter den Mauern über ein Abflusssystem, und wenn ich es hinein schaffe …«

Harry fielen auf Anhieb mehrere Fehler an diesem Vorschlag auf. Nicht zuletzt der, dass es Stunden dauern würde, zur südlichen Mauer zu kommen, und er dieses sinnlose Unterfangen nicht so lange hinauszögern wollte.

»Selbst wenn wir davon ausgehen, dass du es so weit schaffst, was du nicht tun wirst«, versicherte er Tom, »haben wir diesen Abfluss nicht in Folge drei zerstört?«

»Captain Proton und der gemeine, dreckige, stinkende Roboter?«

»Genau.« Harry nickte und hätte beinahe gelächelt.

»Keine Bange, ich finde einen Weg hinein.«

»Nein, du wirst bei dem Versuch sterben«, beharrte Harry.

Tom schwieg lange genug, um Harry zynisch anzugrinsen.

»Besser ich als du.«

»Seit wann?«, entfuhr es Harry überrascht.

»Schon immer, Harry«, antwortete Tom ernster.

Harry war ernsthaft verblüfft.

»Ach, komm schon«, beantwortete Tom seine unausgesprochenen Zweifel. »Du weißt, ich würde für dich sterben. Zugegeben, die Liste ist nicht besonders lang. Und du stehst nicht an oberster Stelle. Aber du kommst gleich nach B’Elanna und Miral.«

»Du musst nicht … ich meine …« Harry fehlten unangenehmerweise die Worte.

»Anscheinend doch«, sprach Tom weiter. »Seit B’Elanna und Miral zurück sind, scheint es, dass du die vielen Jahre vergessen hast, die wir zusammen verbracht haben und die dazu geführt haben, dass ich im Falle eines Falles für dich sterben würde. Und ob du es glaubst oder nicht, das war noch immer der Fall, als ich dir nicht gesagt habe, dass B’Elanna und Miral noch leben. Dabei ging es übrigens genauso sehr darum, dich zu schützen, wie sie.«

Tom hatte das seit dem Beginn ihrer »Sitzung« am vorherigen Morgen schon Dutzende Male gesagt, aber Harry wollte es nicht glauben. Er verstand die Umstände: Eine wahnsinnige klingonische Sekte wollte den Tod von Toms Tochter. Aber Harry hätte es an Toms Stelle nie fertiggebracht, ihn über diesen verzweifelten Plan, Miral zu retten, anzulügen. Er hätte seinen besten Freund niemals glauben lassen können, dass zwei der Personen, die ihm im Universum am wichtigsten waren, tot waren. Für Harry war dieser Verrat ein deutliches Zeichen dafür, dass Tom ihm nicht vertraute. Nach zehn Jahren Freundschaft war das unmöglich zu verkraften. Harry fühlte sich, als treibe er in einem einsamen Meer aus Frustration, für dessen Beschreibung ihm mittlerweile die Kraft fehlte.

»In Ordnung«, schnappte er. »Du würdest für mich sterben.«

»Würde ich.«

»In Ordnung.«

»Das würde ich, Harry.«

»Das sagtest du bereits.«

»Und ich werde es genau jetzt tun«, ergänzte Tom ausdrücklich, während er sich hochstemmte, um nach Süden zu marschieren.

Harry setzte sich auf und sah Tom hinterher, wie dieser davontrottete. Er wusste, er sollte ihm folgen. Selbst ohne Schmerzen würde Tom es alleine nicht schaffen, überhaupt bis auf einen halben Kilometer an diesen Abfluss heranzukommen. Aber Harry wollte niemandem mehr irgendwohin folgen. Er wollte seinen eigenen Pfad finden und irgendwie den Optimismus zurückgewinnen, der ihn früher von seinen Kollegen unterschieden hatte. Damals hatte er sein Leben genossen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass ein Großteil seiner derzeitigen Probleme damit zu tun hatte, dass er sich nicht einmal daran erinnern konnte, wann er das letzte Mal etwas empfunden hatte, das Freude auch nur annähernd glich. Die Stunden, die Tom und er zusammen auf genau diesem Holodeck verbracht hatten, waren immer der Höhepunkt des Tages gewesen. Überraschend fiel ihm noch etwas ein.

»Kannst du mir zumindest noch eine Frage beantworten?«, rief er Tom hinterher.

Tom blieb stehen, drehte sich aber nicht um. »Klar.«

»Warum macht das keinen Spaß mehr?«, fragte Harry schlicht.

Daraufhin drehte sich Tom um, sah Harry an, aber von der Leichtfertigkeit, die immer seine beste Verteidigung gewesen war, war nichts zu sehen.

»Meinst du das ernst?«, fragte Tom mit aufrichtigem Mitgefühl.

Und dann traf Harry die Erkenntnis härter als der Anblick von B’Elannas und Mirals Namen auf dieser gefälschten Opferliste.

»Wir erleben es schon zu lange in echt, oder?«

Ein Hauch des Übermuts kehrte zurück, als Tom sich mit dem Zeigefinger an der Nasenspitze berührte und zur Betonung dagegen tippte. Seufzend ging er zurück und ließ sich neben Harry in den Sand fallen.

»Als wir mit diesem Spiel angefangen haben, waren wir seit ein paar Jahren im Delta-Quadranten gestrandet und hatten schon einiges durchgemacht …«

»Ich war schon zweimal gestorben«, erinnerte ihn Harry.

»Und hattest die reizende Erfahrung gemacht, bei lebendigem Leibe von diesem Virus, oder was es auch war, von Spezies 8472 aufgefressen zu werden«, ergänzte Tom.

»Nicht.« Harry hob eine Hand, um weitere grausige Details der Geschichte abzuwehren.

»Aber wir hatten noch nichts wirklich Wichtiges verloren.«

»Da war die Sache mit Kes.« Traurig erinnerte sich Harry an ihr sanftes liebliches Gesicht und ihr freundliches Wesen, die im Gegensatz zu der inneren Stärke standen, die er der jungen Ocampa bei ihrem ersten Treffen nie zugetraut hätte.

»Mein Fehler«, stimmte Tom zu. »Aber sie hat sich entwickelt, und das war für sie ein Gewinn, wenn auch nicht für uns.«

»Stimmt.«

»Tatsache ist …«, versuchte es Tom noch mal.

»Ich verstehe«, unterbrach ihn Harry.

Ich verstehe es wirklich. Und auch wenn es ihm nicht die vermisste Freude brachte, erstickte es das unangenehme Feuer, das so lange in seiner Brust geschwelt hatte.

Tom sah ihm in die Augen, und endlich war Harry in der Lage, die Hölle der letzten Jahre durch die Augen eines anderen zu sehen. Für Tom hatte alles damit begonnen, dass er fast seine Tochter verloren hätte, gefolgt vom viel zu frühen Tod Admiral Janeways. Zu bald darauf hatten die Borg seinen Vater getötet, Admiral Owen Paris, und beinahe die Hälfte der Besatzung der Voyager. Etwas Wundes und Verletztes hatte vor langer Zeit den leichtsinnigen Egoismus ersetzt, der früher Tom Paris definiert hatte. Und Harry, der sich immer als einen wahren Freund betrachtet hatte, hatte es nicht einmal bemerkt. Er hatte seine eigenen Verluste hinnehmen müssen, aber letztendlich konnten sie sich nicht mit Toms messen lassen. Beschämt wurde Harry klar, was er in letzter Zeit für ein völliger und grenzenloser Esel gewesen war.

Sie schwiegen, aber seit Langem war es das erste Mal, dass es keinem von beiden unangenehm war.

»Es tut mir leid, Tom«, sagte Harry schließlich leise.

»Das muss es nicht. Es hat mich fast umgebracht, dich anzulügen. Ich habe es schlichtweg gehasst. Aber ich habe mir eingeredet, dass ich keine Wahl hatte und du es verstehen würdest. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie sehr es dich belasten musste, sondern zuerst an mich gedacht. Und um ehrlich zu sein, du hast Besseres verdient.«

»Aber du bist immer so gut darin gewesen, zuerst an dich selbst zu denken«, neckte Harry und ergänzte: »Namenloser Sklave Nummer Eins.«

Mit einem sachten Kopfschütteln bekannte Tom sich schuldig im Sinne der Anklage.

Harry kam ein neuer und besorgniserregender Gedanke.

»Du glaubst doch nicht, dass es sich so anfühlt, wenn man alt wird, oder doch?«

Tom tat erschrocken. »Ich weiß nicht. Falls ich mich jemals dazu entschließe, alt zu werden, sage ich dir Bescheid.«

»In Ordnung«, stimmte Harry zu.

»Also, was sagst du? Stürmen wir den Abfluss gemeinsam und lassen allem Weiteren seinen Lauf?«, fragte Tom.

»Ich habe eine bessere Idee.« Harry lächelte schalkhaft.

Tom war offensichtlich neugierig. »Lass hören.«

»Erinnerst du dich an das eine Mal, als wir …«

Captain Chakotay hatte erst vor zwei Tagen wieder das Kommando über die Voyager übernommen, aber er fühlte sich bereits, als wäre er nie weg gewesen. Natürlich gab es eine Menge neuer Namen und Gesichter, die er sich einprägen musste. An die Umrüstungen, die das Schiff auf seine gegenwärtige Mission in den Delta-Quadranten vorbereitet hatten, musste er sich erst noch gewöhnen. Aber er fühlte sich hier mehr zu Hause als anderswo in den letzten Jahren. Ihm entging die Ironie nicht, dass er die ersten sieben Jahre, die er auf diesem Schiff verbracht hatte, verzweifelt versucht hatte, zurück »nach Hause« in den Alpha-Quadranten zu kommen.

Ein leises »Herein« erklang von der anderen Seite der Tür, und er betrat einen der Räume an Bord des Schiffs, die er bislang noch nicht gesehen hatte: Flottenkommandantin Captain Afsarah Edens persönliches Quartier. Was er sah, verschlug ihm regelrecht die Sprache.

Die Spezifikationen, die er sich nach seiner Rückkehr in den aktiven Dienst angesehen hatte, hatten ihm bereits verraten, dass das Quartier ungefähr halb so groß wie der Speisesaal des Schiffs war, in dem bequem bis zu fünfzig Personen Platz fanden. Aber das hatte ihn nicht auf die tatsächliche Größe vorbereitet. Der Gedanke, dass auf einem Raumschiff so viel Platz für eine einzelne Person reserviert wurde, war gelinde gesagt verstörend. Er wusste, dass das Quartier für den ursprünglichen Flottenkommandanten, Willem Batiste, entworfen worden war. Aber er wusste auch, dass Batiste nur an der Mission der Flotte teilgenommen hatte, um in seine wahre Heimat zurückzukehren. Die Vorstellung war nach wie vor erschreckend, dass ein Mitglied von Spezies 8472 es geschafft hatte, die höchsten Ränge des Sternenflottenoberkommandos zu infiltrieren. Es hatte unbemerkt einen hochdekorierten Admiral ersetzt. Dann hatte es eine Flotte von Schiffen in den Delta-Quadranten geführt, einen Spalt in den Flüssigraum geöffnet und dabei beinahe sich selbst getötet und die Voyager zerstört. Chakotay war noch immer erleichtert, dass das Wesen, das er als Valerie Archer kannte, geschickt worden war, um sich im Namen ihres Volks der Krise anzunehmen. Sie hatte ihm geglaubt, dass die Verletzung ihres Raums die Tat eines der ihren gewesen war anstatt die erste Salve eines Angriffs durch die Föderation. Auf jeden Fall konnte Chakotay nicht verstehen, warum das persönliche Quartier des Admirals so groß sein musste.

Vielleicht ist er davon ausgegangen, dass er länger bei der Flotte sein würde und ein Büro brauchen würde, in dem man ein Shuttle abstellen könnte, überlegte Chakotay.

»Anstößig, nicht wahr?«, stimmte Eden zu.

Chakotay erinnerte sich nicht, in Edens Akte etwas darüber gelesen zu haben, dass sie telepathisch veranlagt war. Aber das war wahrscheinlich nicht nötig, um seine derzeitigen Gedanken zu erraten.

»Auf jeden Fall ist es …«

»Lächerlich«, beendete Eden seinen Satz und stand von dem großen, aus Mahagoni geschnitzten Schreibtisch auf, in dem standardisierte Daten- und Kontrolltafeln eingelassen waren. Sie lehnte ihren schlanken Körper mit katzenhafter Eleganz gegen eine Ecke, während sie die langen Arme vor der Brust verschränkte. »Im Schlafzimmer gibt es sogar eine Golf-Übungsbahn.«

»Sie veralbern mich«, antwortete Chakotay verblüfft.

»Der bedauernswerte Ensign, der den Auftrag bekommen hat, es zu entfernen, kann es ihnen bestätigen«, versicherte ihm Eden.

Chakotay erkannte das Gemälde hinter ihrem Schreibtisch, eine wirbelnde Masse aus kräftigen, impressionistischen Impasto-Pinselstrichen in Rot-, Orange und Blautönen. Und auf einem Buffet stand die Bronzeskulptur einer Katze, die auf ihren Vorderpfoten auf einem Ball balancierte. Bis vor Kurzem hatten sich die Gegenstände noch im Bereitschaftsraum befunden, der nun ihm gehörte. Als diese Mission vor ein paar Wochen begonnen hatte, hatte Eden das Kommando über die Voyager geführt, und es war ihr Bereitschaftsraum gewesen.

»Was soll ich sagen?«, sprach Eden sichtlich verlegen weiter. »Willem hat sich nicht mit Kleinigkeiten zufriedengegeben.«

»Das wissen Sie besser als ich«, antwortete Chakotay. Viele Jahre vor dieser Mission waren Eden und Batiste verheiratet gewesen. Er nahm an, dass sie immer noch mit der Enthüllung zu kämpfen hatte, dass Batiste geschickt worden war, um die Föderation auszuspionieren, und sie nur als Teil seiner Tarnung geheiratet hatte. Aber ihre gelassene, an einen Vogel erinnernde Miene mit den mandelförmigen, obsidianfarbenen Augen zeigte nur eine Spur von Bedauern.

»Eigentlich denke ich darüber nach, den Platz bis zur nächsten Umrüstung und seiner völligen Zerlegung anderweitig zu nutzen«, gab Eden zu. »Die Dusche würde einen guten zusätzlichen Frachtraum abgeben.«

Chakotay schwieg einen Moment. Er wusste ihren Versuch, aus der Situation das Beste zu machen, zu würdigen, aber er machte sich Sorgen, dass sie sich mit der Verteidigung, die sie gerade aufbaute, unangenehm von denen distanzierte, für die sie nun die Verantwortung trug. Dann entschied er sich, sein Glück zu versuchen.

»Sie müssen sich nicht für ihn entschuldigen, Captain«, sagte er aufrichtig. »Sie sind für seine Taten nicht verantwortlich.«

»Stimmt.« Sie nickte. »Ich habe ihn nur geheiratet, jahrelang mit ihm zusammengelebt, und währenddessen ist es mir irgendwie völlig entgangen, dass er nicht einmal ein Mensch war.«

»Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt, in San Francisco zu sein, als wir vor ein paar Jahren die Simulation von 8472 betreten haben. Ihre Technologie, insbesondere ihre Möglichkeiten der Genmanipulation übertreffen alles, was ich für möglich gehalten habe. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Hälfte der Besatzung des Maquis-Schiffs, über das ich das Kommando hatte, für andere Leute gearbeitet hat.«

Eden lächelte leicht. »Also haben wir beide Scheuklappen getragen, die größer als dieses Quartier waren? Warum fühle ich mich trotzdem nicht besser?«

»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Zumindest kann mich nichts mehr so leicht überraschen wie früher.«

»Sie unterstellen gleich jedem, den Sie treffen, das Schlimmste?«

»Nein«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich warte einfach etwas länger, bevor ich jemandem völlig vertraue.«

»Werde ich mir merken.«

Chakotay war sich nicht sicher, ob sie gerade die Kluft zwischen ihnen überbrückten oder sie unabsichtlich noch breiter machten.

»Sie haben einen Bericht für mich?«, fragte Eden und kehrte damit zum Beruflichen zurück.

»Wir haben uns mit der Esquiline, der Curie und der Achilles getroffen«, antwortete er. »Wir warten noch immer auf die Quirinal, die Planck und die Demeter.«

Eden runzelte die Stirn. »Haben wir eine Nachricht von Captain Farkas?«

»Bislang nicht.«

»Teilen Sie es mir augenblicklich mit, sobald sie eintreffen.« Chakotay wusste, dass Captain Farkas auf der Quirinal zusammen mit der Planck und der Demeter losgeschickt worden waren, um eine äußerst gefährliche Spezies zu untersuchen. Allerdings hatte er angenommen, dass sie der Aufgabe gewachsen wären.

»Ich bin mir sicher, es geht ihnen gut, Captain«, versuchte er Eden zu beruhigen. »Wenn sie sich wie geplant auf dem Rückweg befinden, können sie aus dem Slipstream-Korridor keine Nachricht abschicken.« Beunruhigt stellte er fest, dass er sie mit etwas anderem als ihrem Rang ansprechen wollte. Aber »Afsarah« oder »Eden« fühlten sich seltsam an, wie ein Raum, in den man ihn nicht eingeladen hatte.

»Haben Commander Paris und Lieutenant Kim ihren medizinisch bedingten Kurzurlaub mittlerweile beendet und sind zurück im aktiven Dienst?«, fragte Eden.

»Nein, Ma’am«, erwiderte Chakotay leicht grinsend.

Eden schien ernstlich überrascht. »Haben Sie von Counselor Cambridge einen Bericht über ihre Fortschritte erhalten?«

Chakotay nickte. »Habe ich. Und ich sehe keinen Grund, ihre Sitzung zu beenden, bis sich der Counselor sicher ist, dass sie ihre Probleme bereinigt haben.«

Obwohl ihn Eden skeptisch ansah, beschloss sie offenbar, das Thema ruhen zu lassen.

»In der Zwischenzeit«, fuhr er fort, »haben wir einen Besucher, der sich gerne ein paar Minuten mit Ihnen unterhalten würde.«

»Wer?«

Chakotay grinste. »Ein alter Freund.«

Eden hob die Augenbrauen. »Na gut.« Sie ließ die Arme sinken und zupfte sich die Uniformjacke zurecht.

»Er wartet im Konferenzraum.«

Während sie zusammen auf die Tür zugingen, sagte Eden leise: »Sie haben sich Sorgen gemacht, dass ich hier nicht den Platz hätte, ihn zu empfangen?«

»Ich wollte nicht einfach davon ausgehen, dass Sie gerade Zeit haben.«

Eden nickte anerkennend. »Werde ich mir auch merken.« Als Eden den Konferenzraum betrat und Neelix gegenüberstand, erkannte sie, dass die Bilddateien, von denen sie ihn bereits kannte, zwar korrekt gewesen waren, aber der Wirklichkeit nicht gerecht wurden.

Sie kannte Chakotays »alten Freund« nicht persönlich, aber so wie beim Großteil der Originalbesatzung der Voyager hatte sie das Gefühl, ihn zu kennen. Vor dieser Mission hatte sie Projekt Full Circle geleitet, die Arbeitsgruppe der Sternenflotte, die die Missionslogbücher der Voyager über ihre sieben Jahre dauernde Reise durch den Delta-Quadranten analysiert hatte. Neelix’ Logbücher waren unter den ausführlichsten und unerwartet persönlich gewesen. Sie hatten den Eindruck erweckt, als wäre er nicht im Entferntesten in der Lage, seine Gefühle Personen oder Ereignisse betreffend für sich zu behalten.

Der etwas untersetzte Talaxianer reichte Eden kaum bis an die Schultern, aber die schiere Ausstrahlung seiner Persönlichkeit stand im absoluten Gegensatz zu seiner Statur. Strähnen sandfarbenen Haars sprossen aus seinem gefleckten Kopf, und auch wenn die Oberfläche seiner Haut rau und grob wirkte, waren die Hände, mit denen er ihre angebotene Rechte ergriff, sowohl weich als auch warm. Goldfarbene Augen sprühten regelrecht vor aufrichtiger Freude, als er sie mit den Worten begrüßte: »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Captain Eden. Ich bin Neelix von Neu-Talax, der erste Botschafter der Föderation im Delta-Quadranten, und es wäre uns eine Ehre, wenn ich oder meine Leute Ihnen oder der Flotte behilflich sein können.«

»Die Ehre wäre ganz unsererseits, Herr Botschafter«, antwortete Eden ehrlich.

Chakotay stand ein paar Schritte hinter Neelix und strahlte stille Zufriedenheit aus. Das war verständlich. Der Captain hatte wahrscheinlich nicht erwartet, Neelix jemals wieder zu treffen, und Eden war sich sicher, wäre sie an seiner Stelle, würde sie dieses Wiedersehen ebenso als Geschenk des Schicksals betrachten.

»Sie sind weit weg von zu Hause, Mister …«

»Bitte, nennen Sie mich Neelix«, bestand der Talaxianer.

»Neelix«, beendete Eden lächelnd.

»Eigentlich nicht«, korrigierte er sie freundlich. »Unsere Asteroiden-Kolonie ist bei hoher Warpgeschwindigkeit nur etwas mehr als zwei Tage von hier entfernt. Und die Reise war es wert. Ich komme mit unerwarteten Geschenken«, fügte er geheimnisvoll hinzu.

Eden warf Chakotay einen Blick zu, der diesen Teil von Neelix’ Geschichte bestimmt schon kannte, und nickte ihrem Gast dann zu, damit er weitersprach.

»Kann es sein, dass Sie eines Ihrer Shuttles vermissen, Captain?«

»Tun wir.« Augenblicklich machte Eden sich Sorgen um Neelix. Das Shuttle war von einem Wesen gestohlen worden, das sie für sehr gefährlich hielt. Wenn es seine Leute angegriffen hatte …

»Ein paar Wochen nachdem B’Elanna unsere Kolonie besucht hat, fingen unsere Langstreckensensoren ein anderes Föderationssignal auf. Da B’Elanna uns darüber informiert hatte, dass die Föderation plant, in den Quadranten zurückzukehren, ließ ich unsere Systeme selbstverständlich neu einstellen, um solche Signale bestmöglich auffangen zu können.«

»Selbstverständlich«, erwiderte Eden und konnte nicht glauben, wie sehr sie diese einfache Geste rührte. Sie hätte von ihm nichts anderes erwarten sollen, ermahnte sie sich selbst.

»Unsere Kundschafter haben das verlassene Shuttle geborgen, und ich habe es Ihnen heute zurückgebracht.«

Obwohl Eden nachvollziehen konnte, dass das sein erster Gedanke gewesen war, war sie ebenso erstaunt darüber, wie leicht ihm diese Entscheidung gefallen zu sein schien. Für ein Volk wie seines, das in einem Asteroidenfeld ums Überleben kämpfte, wäre die Technologie des Shuttles sehr nützlich gewesen.

»Ich bin Ihnen äußerst dankbar«, gestand Eden aufrichtig. »Es war verlassen?«

»Ja.« Neelix’ Antwort ließ Eden erleichtert aufseufzen. »Da es ziemlich mitgenommen war, habe ich mir erlaubt, vor meiner Abreise von Neu-Talax die Logbücher des Shuttles anzusehen. Allem Anschein nach wurde es von einer Sternenflottenmedizinerin namens Meegan McDonnell befehligt.«

Eden sah erneut zu Chakotay. Sein Kopfschütteln verriet ihr, dass er Neelix nicht über die Tragweite seiner Entdeckung informiert hatte.

»Sind die Logbücher intakt?«

Neelix wirkte etwas nervös. »Um, ehrlich zu sein, waren sie … nun … Es sah aus, als hätte man sie absichtlich beschädigt.« Er schien sich Sorgen zu machen, etwas Falsches getan zu haben. »Ich konnte aber die meisten davon wiederherstellen. Man überlebt nicht so lange wie ich, ohne ein paar Tricks zu lernen«, ergänzte er mit einer Spur Selbstironie. »So wie es aussieht, traf Miss McDonnell in der Nähe unserer Grenze auf eines von Noconas Bergbau-Schiffen. Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon erzählt habe, Chakotay, aber seine Arbeiter sind in das Asteroidenfeld zurückgekehrt, und wir konnten tatsächlich ein recht lukratives Handelsabkommen schließen.«

»Das wundert mich überhaupt nicht«, antwortete Chakotay.

Bei dem Kompliment errötete Neelix etwas. »Es scheint, als hätten sie aufeinander geschossen, und dann hat McDonnell das Shuttle aufgegeben und … nun … Sie hat das Bergbau-Schiff gestohlen.«

»Konnten Sie oder dieser Nocona verfolgen, wohin das gestohlene Bergbau-Schiff geflogen ist?«, fragte Eden.

»Nein«, antwortete Neelix. »Aber wir suchen weiter.«

Der Blick aus Chakotays tiefbraunen Augen bohrte sich regelrecht in ihre, als sie aufsah, um sich zu vergewissern, wie sie weiter vorgehen sollte. Sie hatte das Recht, Neelix einfach nur zu danken und ihn zu verabschieden. Sie bezweifelte, dass Meegan jemals wieder in die Nähe von Neu-Talax kommen würde, aber ein paar Worte der Warnung dürften die Sicherheit seines Volkes gewährleisten. Chakotay hingegen schien darauf zu bestehen, dass Neelix mehr verdiente, und sie musste zugeben, dass sie ihm recht gab. Neelix war ein wahrer Verbündeter im Delta-Quadranten, und er war von Captain Kathryn Janeway zum Botschafter der Föderation ernannt worden. Außer Janeway hatte nie jemand seine Ernennung ernst genommen, aber sein bedingungsloses Vertrauen sollte entsprechend belohnt werden.

»Vor ein paar Wochen trafen wir auf eine Ansammlung von Spezies, die sich Indign nennen.«

»Mhh.« Neelix sah kurz überlegend zur Decke. »Nie von ihnen gehört.«

»Da haben Sie Glück gehabt«, sagte Chakotay leise.

»Sind sie feindselig?«, fragte Neelix ernst.

»Nicht sehr«, versicherte ihm Eden. »Sie betrieben eine absonderliche Verehrung für die Borg, was sie in der Vergangenheit zu ein paar eher unangenehmen Taten verleitet hat.«

»Das gibt’s doch nicht«, stammelte Neelix.

»Das haben wir auch gedacht«, stimmte Chakotay zu.

»Eine der Indign-Spezies, die Neyser, haben die Möglichkeit entwickelt, die Bewusstseine mehrerer Individuen einzusperren, die zu Feinden ihres eigenen Volkes wurden. Es waren acht, und eines davon hat unglücklicherweise von Meegan Besitz ergriffen.«

»Meine Güte«, war alles, was Neelix sagen konnte.

»Es wird noch schlimmer«, versicherte ihm Chakotay.

»Wird es das nicht immer?« Neelix drehte sich zu ihm und sah ihn wissend an. Es war der erste Hinweis für Eden, dass er keinesfalls so unbedarft war, wie er auf den ersten Blick schien.

»Meegan ist eigentlich ein unglaublich fortschrittliches Hologramm«, führte sie weiter aus. »Das Bewusstsein, das Besitz von ihr ergriffen hat, muss als feindselig und überaus gefährlich betrachtet werden. Wir haben vor, die Suche nach ihr fortzusetzen, aber sollten Sie auch nur die kleinste Spur von ihr finden, möchte ich Ihnen raten, sofort mit uns Verbindung aufzunehmen, aber davon abzusehen, sie selbst zu verfolgen.«

»Eine weise Vorsichtsmaßnahme, Captain«, stimmte Neelix zu.

»Bitte, nennen Sie mich Afsarah«, gab Eden seine höfliche Geste zurück.

»Afsarah«, wiederholte Neelix mit ehrlicher Wärme.

»Wäre es möglich, dass Sie noch etwas Zeit bei uns verbringen, Neelix?«, fragte Chakotay und wirkte dabei aus für Eden nicht nachvollziehbaren Gründen verwirrt.

»Ich dachte schon, Sie würden nie fragen.« Neelix grinste breit. »Ich würde gerne B’Elanna und Miral sehen. Ich nehme an, es geht Miral mittlerweile besser?«, fragte Neelix etwas besorgt.

»Tut es«, versicherte ihm Chakotay, »und ich bin mir sicher, dass sich auch andere über ein Wiedersehen freuen würden.«

»Mit Ihrer Erlaubnis, Afsarah«, bat Neelix.

»Selbstverständlich.« Sie lächelte. »Willkommen an Bord, und betrachten Sie sich so lange als unser Ehrengast, wie Sie bleiben möchten. Wenn Sie später noch etwas Zeit haben, hätte ich gerne einen offiziellen Bericht darüber, was sich seit dem Abflug der Voyager in dieser Gegend zugetragen hat. Obwohl diese Föderationsflotte geschickt wurde, um diplomatische Beziehungen zu allen Spezies, denen wir begegnen, aufzubauen, werden wir die besonderen Bemühungen des ersten Botschafters im Quadranten stets zu würdigen wissen. Ich denke, wir werden dieses Gebiet häufiger als Sammelpunkt für die Flotte benutzen, und wir würden gerne auch in Zukunft regelmäßig Kontakt mit Ihnen aufnehmen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass stetige Informationen durch Sie äußerst wertvoll für unser Vorhaben sein werden, Herr Botschafter.«

Die dunklen Flecken, die Neelix’ Stirn bedeckten und seinen Hals hinabführten, wurden erkennbar dunkler, und Eden vermutete, dass es sich um ein Anzeichen von Freude handelte.

Lieutenant Nancy Conlon, Chefingenieurin der Voyager, traf sich vor dem Speisesaal mit B’Elanna Torres – Chefingenieurin der Flotte und ihre neue Vorgesetzte. B’Elanna und sie waren vor einem Tag dafür verantwortlich gewesen, Harry und Tom für Counselor Cambridge auf das Holodeck zu seiner Sitzung zu locken. Da sie seitdem nichts mehr von den beiden gehört hatten, machte sich Conlon Sorgen, ob es ein Fehler gewesen war, dem Counselor zu vertrauen. Sie war noch nicht lange mit Harry befreundet und hoffte, dass die Freundschaft nicht vorbei war, wenn er das Holodeck verließ.

»Irgendwas Neues?«, fragte sie B’Elanna ohne Umschweife. Der finstere Blick der Halbklingonin war nicht die Antwort, auf die sie gehofft hatte.

»Nein«, bestätigte B’Elanna. »Und ich habe Cambridge gesagt, wenn sie heute nicht rauskommen, hole ich sie. Mir egal, was er dazu sagt.«

Der Gedanke beruhigte Conlon etwas. So eindrucksvoll der Counselor auch sein mochte, sie wollte sich nicht vorstellen, was es bedeutete, sich B’Elanna in den Weg zu stellen.

»Du glaubst doch nicht, dass ihnen etwas zugestoßen ist?«, fragte Conlon dennoch besorgt.

»Ich überwache ihre Lebenszeichen. Gesundheitlich geht es ihnen gut, und wahrscheinlich sind sie immer noch sauer aufeinander. Ich kann nicht glauben, dass ich mich von Cambridge zu dieser lächerlichen Möchtegern-Sitzung habe überreden lassen.«

»Ich dachte, du hast es für eine gute Idee gehalten.«

»Klar, gestern Morgen«, gab B’Elanna zu. »Aber die beiden können so dickköpfig wie targs sein.«

»Bis wir Genaueres wissen, sollten wir auf das Beste hoffen«, schlug Nancy vor.

B’Elanna lächelte matt. »Du willst doch nicht etwa frech werden?«

»Ganz bestimmt nicht.«

»Gut.«

»Haben die Esquiline, die Achilles und die Curie mit der Arbeit an ihren neuen Benamit-Rekristallisationsmatritzen begonnen?« Conlon schnitt bewusst ein harmloseres Thema an. Sie wusste, dass B’Elanna ihnen die Spezifikationen hatte zuschicken wollen, sobald sie in Reichweite waren. Wenige Tage nach Missionsbeginn hatte die Flotte feststellen müssen, dass die wertvollen Kristalle, die ihre Slipstream-Antriebe mit Energie versorgten, Mikrofrakturen aufwiesen. Hätte es zu lange gedauert, bis man eine Lösung gefunden hätte, wären ihre Vorräte lange vor dem Ende der dreijährigen Mission der Flotte erschöpft gewesen. B’Elannas Entwurf der Matrix, die dieses Problem löste, hatte in Conlons Augen die sagenumwobene Genialität der ehemaligen Chefingenieurin der Voyager bestätigt.

B’Elanna nickte. »Haben sie.«

»Commander Drafar wird dafür sorgen, dass sie spätestens bis heute Abend mit Hochdruck daran arbeiten«, überlegte Nancy.

»So gut ist er?«

»Ja. Die Arbeitsmoral der Lendrin ist etwas, das man gesehen haben muss. Bestimmt hat man ihm deshalb das Kommando über die Achilles gegeben.«

»Ich bin noch nie einem Lendrin begegnet«, sagte B’Elanna nachdenklich. »Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich habe nicht einmal von ihnen gehört.«

»Als sie der Föderation beigetreten sind, warst du, ähm, ›vermisst‹«, erwiderte Nancy vorsichtig.

»Welches Mal meinst du?«, fragte B’Elanna gelassen. Damit wollte sie wohl wissen, ob sich Nancy auf den ersten Aufenthalt der Voyager im Delta-Quadranten bezog oder auf ihre Reise während der letzten Jahre.

»Das erste Mal.«

»Nun, dann nehme ich an, ich bekomme morgen früh etwas geboten. Der erste Punkt meines morgigen Tagesplans ist eine Besichtigung der Achilles.«

»Oh.« Nancy riss die Augen auf.

»Was willst du damit sagen?«, fragte B’Elanna besorgt.

»Nichts.« Conlon versuchte, es abzutun. »Ich habe nicht daran gedacht, dass du Drafar noch nicht getroffen hast. Aber das kannst du ja gar nicht haben.«

»Verheimlichst du mir etwas, das ich wissen sollte?«, fragte B’Elanna noch besorgter.

»Nein«, versuchte es Conlon wieder, obwohl die Tatsache, dass sie gegen ihr Grinsen ankämpfte, nicht dabei half, B’Elanna zu überzeugen. »Sag mir hinterher einfach, wie es war.« Mit diesen Worten ging sie auf die Türen des Speisesaals zu.

B’Elanna sah ihr hinterher. Bestimmt wusste sie nur zu genau, dass sich Nancy köstlich amüsierte. Nancy fragte sich, ob B’Elanna ihren Rang geltend machen wollte, um sie zu zwingen, ihr zu sagen, was für einen Eindruck sie von Drafar hatte. Sie beeilte sich, in den geschäftigen Speisesaal zu kommen, um dieser Möglichkeit zu entgehen. So sehr sie B’Elanna mittlerweile mochte und respektierte, sollte diese sich ein eigenes Bild von Drafar machen. Sofern Nancy ihn richtig einschätzte, würde er schon zurechtkommen, und zu sehen, wie B’Elanna und er zusammenarbeiteten, wäre bestimmt Eintrittsgeld wert.

Hoffentlich übersteht sie das, dachte Nancy, während sie ihr Frühstück replizierte.

Nachdem sie noch einmal darüber nachgedacht hatte, änderte sie das jedoch zu: Hoffentlich übersteht er das.

U.S.S. GALEN

»Ich gehe davon aus, dass Sie seit unserem Abflug aus dem Indign-System keine weiteren Nebenwirkungen Ihrer Catome festgestellt haben?«, fragte der Doktor Seven of Nine. Er vermutete, dass sie ihn darüber informiert hätte, wenn das der Fall gewesen wäre. Aber während ihrer Routineuntersuchung heute Morgen wirkte sie etwas abwesend, und diese Zurückhaltung konnte ein Grund zur Besorgnis sein.

»Nein«, antwortete Seven schlicht, schob sich von der Kante des Biobetts und wollte offensichtlich gehen.

»Freut mich zu hören«, sagte der Doktor aufrichtig. Als sie sich der Flotte angeschlossen hatte, hatte Seven eine »Stimme« in ihrem Kopf große Probleme bereitet. Als Ergebnis der Transformation durch die Caeliar hatte diese Stimme scheinbar darauf bestanden, dass Seven ihre vorherige Identität als Borg ablegte. Der Doktor hatte sich gefragt, ob sie jemals wieder die ruhige und selbstbewusste Frau werden würde, die er kennengelernt hatte. Aber beständige Arbeit mit Counselor Cambridge und ihre kürzlichen Erlebnisse mit den Indign schienen die Stimme eliminiert zu haben. Seven machte den Eindruck, wieder ganz die Alte zu sein.

»Wenn es sonst nichts mehr gibt …«, sagte sie etwas gedankenverloren.

»Seven?« Der Tonfall des Doktors schien sie in das Hier und Jetzt zurückzuholen.

»Ja?«

»Sie wirken leicht abgelenkt. Bedrückt Sie etwas?«

»Mir geht es gut«, antwortete sie seufzend.

»Seven?«

»Ich habe diesen Morgen noch viel Arbeit zu erledigen, bevor ich mich heute Nachmittag um Miral Paris kümmere.«

Der Doktor trat ein paar Schritte zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wich seinem Blick erkennbar aus.

»Das entspricht den Tatsachen«, beharrte sie.

»Daran zweifle ich nicht«, erwiderte er unnachgiebig.

Schließlich lehnte sich Seven gegen das Biobett und sagte: »Ich weiß wirklich nicht, warum, aber es fällt mir in den letzten Tagen schwer, mich zu konzentrieren.«

»Warum sagen Sie mir nicht, was Sie beschäftigt?«, schlug der Doktor vor.

»Das ist schwer zu sagen«, antwortete Seven etwas ratlos.

Der Doktor registrierte einen unangenehmen Stich in seinen Subroutinen für zwischenmenschliche Beziehungen. Er hatte Sevens Freundschaft und Vertrauen so lange als selbstverständlich betrachtet, dass er sich kein Thema vorstellen konnte, über das sie nicht mit ihm sprechen würde.

»Vielleicht wollen Sie lieber mit Counselor Cambridge darüber sprechen?« Während er das fragte, wusste er, dass es ihn schwer treffen würde, wenn sie dem zustimmen würde.

»Nein«, widersprach Seven augenblicklich, und ihre Augen weiteten sich für einen Augenblick.

Der Doktor fühlte sich sofort erleichtert. Verwirrung und große Neugierde ersetzten dieses angenehme Gefühl jedoch schnell.

»Dann verstehe ich es nicht.«

»Ich ebenso wenig. Ich habe seit Tagen Schwierigkeiten damit, mich zu konzentrieren. Sobald ich mit einem Projekt beginne, schweifen meine Gedanken ab.

»In welche Richtung?«, fragte der Doktor freundlich.

»In die Vergangenheit«, erklärte Seven nachdenklich.

»Das ist verständlich. Die von Ihnen durchlebte Transformation hat Sie auf einen Pfad der tiefen Selbstbetrachtung geführt. Ohne Zweifel haben Sie während Ihrer Arbeit mit Counselor Cambridge viele Aspekte Ihrer Vergangenheit besprochen, und es könnte sein, dass Sie das beunruhigt hat. Das ist unter den gegebenen Umständen völlig normal und wird mit der Zeit vergehen.«

Seven sah ihn zweifelnd an. »Aber die Ereignisse, zu denen ich in meinen Gedanken zurückkehre, sind definitiv persönlicher Natur.«

»Persönlich, wie in …?«, fragte der Doktor.

»Zwischenmenschlich.«

»Oh«, stieß der Doktor überrascht aus und hob die Augenbrauen.

Wenn es um Sevens frühere zwischenmenschliche Beziehungen ging, gab es keine große Auswahl. Seven hatte sich nie viel Zeit für Herzensangelegenheiten genommen, aber wie dem Doktor deutlich bewusst war, waren die Eindrücke, die solche Beziehungen hinterließen, keine Frage der Quantität, sondern der Qualität.

Schließlich entschied er sich, etwas nachzubohren. »Sie haben Ihre Beziehung mit Chakotay recht abrupt beendet. Überdenken Sie diese Entscheidung?«

»Nein.« Seven meinte es offensichtlich aufrichtig. »Chakotay und ich funktionieren als Freunde weitaus effizienter.«

»Ich glaube nicht, dass es eine Frage der Effizienz ist, Seven.«

Sie errötete leicht. »Was ich zu sagen versuche, ist, dass ich Chakotay für keine gute Partnerwahl halte.«

»Sind Sie jemandem begegnet, von dem Sie glauben, dass er geeignet wäre?«

Sevens Wangen wurden sichtbar wärmer.

»Nein.«

»Seven?«

»Bitte entschuldigen Sie mich, Doktor. Ich muss auf die Voyager zurückkehren. Es tut mir leid, Sie belästigt zu haben«, sagte sie noch, bevor sie die Krankenstation hastig verließ.

Nachdem sie weg war, bemerkte der Doktor, dass er leicht lächelte.

Ungeachtet ihres Widerspruchs glaubte er ihr nicht, dass sie das Thema zur Sprache gebracht hätte, wenn es niemanden gäbe, der ihr Interesse geweckt hatte. Nach seinen Erlebnissen mit Meegan McDonnell wusste er selbst, dass die Leidenschaft an den unerwartetsten Orten entfacht werden konnte. In Anbetracht all dessen, was Seven durchgemacht hatte, befürchtete er allerdings, dass sie vielleicht noch nicht bereit für eine neue Beziehung sein könnte, und das bereitete ihm Sorgen. Sie war ein außergewöhnliches Individuum, und soweit der Doktor es beurteilen konnte, gab es niemanden, der ihr als gleichwertiger und beständiger Partner begegnen konnte.

2

EINUNDZWANZIG TAGE ZUVOR

U.S.S. QUIRINAL

Der wirbelnde Dunst aus verzerrter Energie, aus dem der sichtbare Teil eines Slipstream-Tunnels bestand, wirkte, als würde er jeden Augenblick kollabieren. Captain Farkas hatte diesen Anblick schon Dutzende Male gesehen, aber sie verspürte immer noch das leichte Gefühl, sich ducken zu müssen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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