Steinzeitland - Axel Schade - E-Book

Steinzeitland E-Book

Axel Schade

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Beschreibung

Der 13-jährige Adam König erwacht im Jahr 2122 auf einem Baum im Freizeitpark Steinzeitland. Ihm fehlt jede Erinnerung, wie er dort hinkommt. Alle Menschen sind verschwunden, nur ihre Kleidung blieb übrig. Durch Stromausfall stehen die Gehege offen. Mammuts, Säbelzahntiger, Höhlenbären und Riesenhyänen streifen umher. Wollnashörner greifen an, er schwebt in Lebensgefahr! In einem Bunker für Wildhüter findet er Schutz. Mit einem Funkgerät bekommt er Kontakt zum 85 Jahre alten Professor Doktor Wilhelm Kuchen, der im Schutzraum unter dem wissenschaftlichen Zentrum des Parks überlebte. Mit einem Ruderboot begibt sich Adam auf den Weg zu ihm. Er gerät in Stromschnellen und kentert. Zu Fuß kämpft er sich durch die urzeitliche Wildnis und trifft Neandertaler-Klone. Mit ihrer Hilfe gelangt er zum Professor und erfährt eine verstörende Wahrheit über sich. Als der alte Mann stirbt, hinterlässt er seinen Roboter Willi. Nach einer Schlacht mit der Riesenschlange Titanoboa, brechen Adam und der Maschinenmann in die Stadt auf, um Überlebende zu finden.

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Inhaltsverzeichnis

Erwachen.5

Der Anfang vom Ende.11

Die Einladung.15

CORONEX.24

Die Schreckschraube!34

Willkommen in STEINZEITLAND!41

Weiche Schnuten und Säbelzähne.46

Neandertaler-Klone!54

Bunker Nummer 27.58

Leere Hüllen.72

Angriff der Wollnashörner!77

Funkkontakt.81

Allein in der Urzeit.84

Im Tal der Mammuts.88

Bunker Nummer 19.91

Riesenhyänen zum Frühstück!97

Beim Totenkopffelsen.103

Auf dem Fluss Urdu.109

Stromschnellen.112

Ein Mammutbulle stirbt.117

Unter Neandertalern.124

Strapaziöser Marsch.127

Smilodon!134

Ankunft im WZ.139

Dekontamination!143

Der sitzende Mann!145

Homunkulus.158

Lagerkoller.165

Vorwitzige Affenbande.167

Ewiger Schlaf.173

Unheimliche Stille!190

Im Gefahrgutlager.197

Feuerwerk für Titanoboa.203

Aufbruch in die Stadt.207

Über den Autor:

Axel Schade wurde 1959 in Siegen geboren.

Als staatlich anerkannter Erzieher arbeitete er in der Kinder- und Jugendhilfe!

30 Jahre sang er in Rockbands, textete, komponierte und veröffentlichte CDs.

Als Mitbegründer eines Mitmachtheaters für Kinder trat er erfolgreich auf.

Seine erste Buchveröffentlichung erfolgte 1994.

Es folgten drei Science Fiction Parodien, mehrere Kriminal- und Abenteuerromane, eine Betrachtung der 1970er Jahre und ein Buch mit Tiergeschichten.

Alle Werke sind im Buchhandel als Taschenbuch erhältlich.

Im Onlinehandel zusätzlich als EBook .

STEINZEITLAND

Teil 1

Von Axel Schade

1. Auflage, 2023

© Alle Rechte vorbehalten.

„Dieses Abenteuer spielt in einer Zukunft, die hoffentlich nie Wirklichkeit wird.“

Erwachen.

An einem Sonntagmorgen im Jahr 2122 erwacht Adam König aus tiefem Schlaf.

Als er die Augen öffnet, ist er wie vom Donner gerührt. Statt im Hotelbett liegt er in luftiger Höhe auf einem Baum. Sein Oberkörper ruht auf einem dicken Ast. Mit dem Po sitzt er in einer Astgabel. Die Beine baumeln in der Luft.

Im Kopf stechen zehntausend Nadeln. Der Nacken schmerzt, die Brust ebenfalls. Er fühlt sich, wie bei einer starken Erkältung. Mit dem Handrücken testet er die Temperatur der Stirn. Sie ist nicht heiß.

„Wie komme ich auf diesen Baum?“

Adam hat nicht die geringste Ahnung! Dichter Nebel verdeckt seine Erinnerungen. Er durchsucht das Gedächtnis, forscht nach Hinweisen und findet - nichts!

Verwirrt blickt er in eine tiefe schwarze Leere. Es dauert Minuten, bis Adam eine Winzigkeit Gedächtniskraft aktivieren kann und Fetzen der Vergangenheit entdeckt. Wie ein Puzzle setzt er sie zusammen, bis sie Sinn ergeben.

Er befand sich auf Safari in STEINZEITLAND. Mit Mama, Papa, seinen Schwestern Carola und Svenja. Ein Wildhüter namens Dominik führte sie umher und erklärte wissenswertes zu Tieren und Vegetation. An Einzelheiten entsinnt er sich nicht und fragt: „Warum bin ich allein?“

Adam formt die Hände vor dem Mund zu einem Trichter, ruft mit ganzer Kraft: „Mama! Papa! Carola! Svenja!“

Mit gespitzten Ohren wartet er auf Antwort. Vögel zwitschern. Geschrei streitender Affen erreicht ihn. In weiter Ferne trompetet ein Mammut. Sanft bläst eine Sommerbrise. Blätter rascheln. Niemand antwortet!

„Ich rufe Mama an!“ Adam greift an die rechte hintere Hosentasche. Das Smartphone ist nicht da! Fiel es vom Baum? Er schaut zum sechs Meter unter sich befindlichen Waldboden und sucht ihn ab. Das Telefon entdeckt er nicht. Aus heiterem Himmel schleicht sich eine Erinnerung an. Mist! Es liegt zu Hause! Papa erteilte Handyverbot! „Die bleiben hier! Sonst daddelt Ihr nur darauf herum!“, behauptete er. Carola war auf hundertachtzig. Sie schwor, nie wieder ein Wort mit ihm zu wechseln.

„Es ist Sonnenaufgang, also muss früher Morgen sein“, überlegt er. „Bedeutet das, ich verbrachte die ganze Nacht auf dem Baum?“ Er späht durch eine Lücke im dichten Laub. Von diesem Standort hat er keinen Weitblick und sieht nur Baumkronen um sich herum.

Er will vom Baum hinunterklettern, hält jedoch inne. Knackende Geräusche aus dem Wald dringen zu ihm, die ihn zur Vorsicht mahnen. Erst sind sie leise. Mehr schlecht als recht vernehmbar. Flott werden sie lauter. Grob geschätzt, kommen sie aus der Richtung links von ihm. Äste krachen. Mit Gewalt bahnt sich irgendetwas schweres einen Weg durchs Dickicht. Das ist kein Mensch. Nie und nimmer. Ein massiges Lebewesen bewegt sich auf ihn zu. Ob es ein Riesenfaultier ist? Seine angeschlagene Erinnerung behauptet, er war zuletzt in deren Gehege.

Stimmt! Jetzt sieht er klarer! Auf einer kreisrunden Waldlichtung war das. Wildhüter Dominik führte sie zu diesem Ort. Er wollte der Familie etwas zeigen, was Parkbesucher sonst nie zu sehen bekommen. Svenja, seine jüngere Schwester, befürchtete, ein Riesenfaultier käme, um sie zu fressen. Der Wildhüter beruhigte sie. „Keine Sorge! Es sind träge Pflanzenfresser. Darum ist es gefahrlos, ihren Lebensraum zu betreten. Aus diesem Grund ist hier, eine der wenigen Stellen, wo ich Euch Einblick in die Unterwelt von STEINZEITLAND gewähren kann!“ Es klang geheimnisvoll und weckte Adams Interesse auf das, was Dominik zeigen würde.

Knacksende Geräusche aus dem Dschungel nähern sich und unterbrechen die Gedanken. Unter den Hufen eines schweren Wesens zerbrechen morsche Äste. Adam fürchtet sich. Welche Gefahr droht? Nach Riesenfaultier klingt es nicht. Die sind langsam, setzen bedächtig einen Fuß vor den anderen. Beinah geräuschlos geschieht dies. Was auf ihn zukommt, ist laut und schnell!

Adam geht in Deckung. Presst sich flach auf den Ast. Äugt mucksmäuschenstill hinab. Was erwartet ihn? Bisher sieht er das Tier nicht, hört einzig seine Geräusche. Schnaubend nähert es sich. Bahnt einen Weg durch das Dickicht. Bleibt hin und wieder stehen. Saugt witternd Luft ein. Bewegt sich weiter vorwärts. Hält erneut. Schnüffelt. Stößt Atem aus. Steht es still, zerrt es an Sträuchern. Es reißt Blätter von Ästen. Frisst schmatzend. Trabt wieder voran. Schnurgerade auf ihn zu.

All das hört Adam und meint, es dauert eine Ewigkeit, bis das Lebewesen seinen Baum erreicht. Schließlich wackelt ein Gebüsch. Ein kolossales Wollnashorn walzt hindurch wie eine Planierraupe. Die Schulterhöhe beträgt zwei Meter. Der Körper ist muskelbepackt und mit Fell bedeckt. Zwei mächtige Hörner ragen hinter den Nüstern empor. Dampfend bläst es Atem aus. Ein typisches Wesen der Urzeit. Gewaltig!

Direkt unter ihm bleibt es stehen. Das graue Monstrum lehnt sich an Adams Baum, drückt seinen Körper dagegen, reibt den schweren Leib hin und her. Ausgiebig kratzt es sich an der harten Rinde. Dabei grunzt es wohlig. Es betreibt Körperpflege. Adam bleibt nichts übrig, wie dem Tier zuzusehen.

Fünf erwachsene Männer wären nötig, den Baumstamm zu umfassen. Trotz dieses Umfangs wackelt der Baumriese. Das Wollnashorn bringt den Stamm mit seiner enormen Kraft zum Schwingen. Adam klammert sich am Ast fest wie ein Babyäffchen am Rücken der Mama.

„Zum Glück ist es kein Bär! Der könnte den Baum hinaufklettern und mich schnappen. Ein Wollnashorn ist dazu nicht fähig.“ Dank dieser Einsicht merkt Adam, dass seine Erinnerung zurückkehrt. Zugegebenermaßen im Schneckentempo, doch besser, als im Dunkeln zu stochern.

Der Nachname des Wildhüters fällt ihm ein, er lautet Goldmann. Er erklärte Wissenswertes zu den Urzeittieren, die in STEINZEITLAND leben. Darum ist Adam sicher, dass er keine Entdeckung befürchten muss. Wildhüter Dominik sagte, es drohe geringe Gefahr, von einem Wollnashorn gesehen zu werden. „Die Tiere sind extrem kurzsichtig. Sie verfügen jedoch über einen ausgeprägt guten Geruchssinn!“

„Hier oben wittert mich Wolli Hörnchen nicht. Falls doch, stellt sich die Frage, ob es sich die Mühe macht, mich vom Baum zu schütteln? Ich denke, nein. Fleisch gehört nicht zum Ernährungsplan des Pflanzenfressers. Da ich kein Apfel bin, verzichtet es vermutlich darauf, mich in seinen Speiseplan aufzunehmen. Dennoch ist es schlau, unbemerkt zu bleiben“, ist Adam überzeugt und bleibt vorsichtig.

Wildhüter Dominik Goldmann erklärte: „Steht man einem Wollnashorn gegenüber, verhält man sich am besten still. Zieht keine Aufmerksamkeit auf Euch! Vermeidet, den Koloss zu provozieren. Aufgrund seines mangelhaften Sehvermögens ist es sehr schreckhaft. Die Art wird schnell aggressiv. Deswegen ist es ratsam, ihm aus dem Weg zu gehen. Gerät es in Wut, ist das schwerfällige Tier zu erheblichem Tempo fähig. Ein Mensch hat keine Chance.“

Mittlerweile nimmt das Wollnashorn unter Adams Baum Platz. Wo es steht, geht es auf seine Knie, bettet den schweren Leib ins Moos. Gemütlich liegt es auf dem Waldboden, um ein Nickerchen zu machen. Nachdem es sich von vorne bis hinten, links, rechts und vor allen Dingen am Popo gekratzt hat, überkommt es Müdigkeit und keine Sekunde später schlummert das Ungetüm. Wolli Hörnchen schnarcht mit der Lautstärke einer Kreissäge. Im Schlaf wackeln seine Ohren wie Propeller. Scheinbar träumt der dicke Brocken, wie es wäre, fliegen zu können. Der Schwanz fungiert als Höhenruder. Er zappelt hin und her. Unruhig scharrt das Tier mit den Füßen. Vermutlich versucht es, ins blaue Himmelszelt abzuheben.

Adam überlegt, ob es eine Möglichkeit gibt, es zu vertreiben, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In der Mehrzahl der Fälle hat er flott eine Problemlösung parat. Doch dabei sieht er sich keinem tonnenschweren Untier gegenüber!

„Na ja! So ganz stimmt das nicht“, grinst er und denkt an seine dicke Kunstlehrerin, Frau Schrödinger. Zugleich fällt ihm Lina Schlotterbeck ein, die pummelige Naturkatastrophe aus der Klasse 6a! Dieses mopsige Mädel will ihn unbedingt küssen, bevor er 14 wird! Das kündigte sie lautstark, für alle Mitschüler hörbar, auf dem Pausenhof an! Warum sie sich dieses Ziel setzte, ist nebulös. Versteh einer die Frauen!

Der Anfang vom Ende.

Adam bleibt nichts übrig, als auf dem Baum auszuharren. Die Wartezeit vertreibt er sich mit Gedächtnistraining. Er forscht nach Erinnerungen und findet ein Gespräch, das er eines Tages mit seinem Vater führte. Papa erzählte, es war im Jahr vor Adams Geburt, als der CORONEX Konzern zu einer Veranstaltung einlud. Vertreter aus Stadt und Kreis, Umweltverbände und Unternehmer nahmen teil. Darunter Adams Vater, dem die Firma ZAUNKÖNIG gehört, die Zäune, Tore, Sicherheitsanlagen, Carports, Garagen, Gartenhäuser und Schuppen produziert. Bei der Veranstaltung stellten Manager das Projekt STEINZEITLAND vor. Ein Freizeit- und Vergnügungspark mit angeschlossenem wissenschaftlichen Zentrum sollte vor den Toren der Stadt entstehen, der alles Bisherige übertraf.

Papa trank einen Schluck Wein und erzählte von früher. „Stell Dir vor, Adam. Auf dem Gelände, wo der Park geplant war, wuchs einst Wald! Das ist lange her. Es war noch vor meiner Geburt. Ich weiß davon, weil mir mein Opa Fotos zeigte. Er war zu seiner Zeit Förster in dem Revier. So weit das Auge reichte, wuchsen Bäume. Dann kam die Klimakatastrophe! Erst litt der Wald unter saurem Regen, der brachte Umweltgifte mit. Als Nächstes folgten Jahre der Dürre. Es regnete zu wenig. Zunehmende Trockenheit schwächte viele Bäume. Es gab Plagen. Schädlinge breiteten sich aus. Borkenkäfer zerstörten ganze Fichtenschonungen. Die Bäume wurden schwächer, bis sie zugrunde gingen. Oft brannten Wälder in heißen Sommermonaten ab. Übrig blieb Sand und Geröll. Schuld daran, das muss man zugeben, war der Mensch.“

Vater hob sein Weinglas, schaute, wie sich das Sonnenlicht darin brach und sprach mit stolzem Unterton weiter. „Und heute? Ein Garten Eden! Was für eine großartige Leistung! Es gibt nur Gewinner! An erster Stelle die Natur. Schau, was in zehn Jahren Bauzeit entstand.“

Mit diesen Worten schob er einen Prospekt über den Tisch. Adam schaute Fotografien an. Ein Bild zeigte, wie es vorher aussah. Trockenes Ödland bis zu einem Gebirge am Horizont. Abgestorbene Baumstämme, Sand, Geröll. Ein trauriger Anblick. Das Vergleichsfoto von heute präsentiert eine blühende Landschaft, wo es allerorten grünt. Bäume recken sich in den blauen Himmel. Vielfältige Sträucher wachsen. Saftiges Gras bedeckt den Boden. Ein Bach glänzt in der Sonne.

„Wie haben sie das geschafft?“, fragte Adam.

„Wissenschaft!“, antwortete Vater, „Man nennt es Terraforming. Blättere eine Seite weiter, da wird es erklärt.“

Dort steht: Terraforming, auf Deutsch Erdumbildung genannt, ist ein Verfahren für die Umformung von Himmelskörpern in bewohnbare erdähnliche Planeten durch Technologie. Sie werden derart umgestaltet, dass menschliches Leben mit geringem technischen Aufwand möglich ist.

„Du siehst, es ist eigentlich ein Verfahren, um andere Planeten zu besiedeln“, erklärte Papa, „Wissenschaftler arbeiten seit Jahren auf diesem Gebiet. Den Experten von CORONEX gelang ein Durchbruch. Die Ingenieure und Erfinder entwickelten eine neue Technologie. Eine bahnbrechende Methode, die das Umformen beschleunigt“, sagte er und fügte an, „Soweit die Theorie. Um es in der Praxis auszuprobieren, suchte der Konzern nach geeigneten Orten. Wüsten, wie Sahara, Gobi und Kalahari eigneten sich. Es entstand die Idee, Parks auf dem Ödland zu errichten, die Lehre, Forschung und Vergnügen dienen.“

„Papa, hier steht, das CORONEX Verfahren unterscheidet sich von anderen Modellen. Was ist damit gemeint?“

„Ihr Terraforming ist imstande, unterschiedliche Erdzeitalter zu erzeugen. Das ist das Besondere. Aufgrund dessen gibt es verschiedene Parkanlagen. Besucher erleben, wie es in der jeweiligen Erdepoche zuging. Es ist wie eine Zeitreise!“

„Es gibt Kreidezeitland, Eiszeitland, Juraland“, ergänzte Adam, der im Prospekt blätterte.

„Weil die Parks riesengroß sind, empfiehlt es sich, mehrere Tage zu verweilen. Darum entstanden Vergnügungspark mit Hotels und wissenschaftlichem Institut“, erklärte Vater.

„In den Forschungseinrichtungen gibt es Begegnungsstätten, wo man Wissenschaftlern zusehen darf, was sie entwickeln“, steht in der Broschüre. An weitere Details des Gesprächs erinnert sich Adam nicht.

Die Einladung.

Die Firma ZAUNKÖNIG profitierte finanziell in hohem Maße vom Bau von STEINZEITLAND! Vater erhielt den Auftrag zur Produktion für Zäune, Tore, Sicherungsanlagen und deren Installation. Eines Tages lag auf dem Schreibtisch von Adams Papa ein Briefumschlag, der eine Einladungskarte enthielt. Darin stand:

Danke für Ihren geleisteten Beitrag bei der Errichtung von STEINZEITLAND. Wir erlauben uns, Sie mit Ihren Mitarbeitern nebst Familien zu einem kostenlosen Wochenende (Freitag bis Sonntag) in unseren Themenpark einzuladen. Melden Sie uns bitte die Anzahl der Teilnehmer bis zum ....

Weiter las Vater nicht. Stattdessen drückte er den Knopf der Gegensprechanlage. Er bat seine Sekretärin zu sich und überreichte Ihr das Schreiben. „Tolle Sache! Lies mal.“

Sabine setzte ihre Lesebrille auf, die an einem goldenen Kettchen um ihren Hals hing und widmete sich dem Brief. „Das ist super!“, freute sie sich.

„Kümmere Dich bitte ums Organisatorische.“

„Sehr gerne!“, versicherte Sabine.

---

Beim Abendessen erzählte Papa die Neuigkeit. „Wir verbringen ein Wochenende in STEINZEITLAND. Nur Mitarbeiter von ZAUNKÖNIG mit ihren Familien und andere am Projekt beteiligte Firmen, dürfen hinein. Dazu Politiker und Vertreter der Stadt nebst Anhang. Für den regulären Publikumsverkehr ist der Zutritt erst ab kommenden Monat gestattet!“

„Wie schön!“, freute sich Mama, „Dann ist nicht so ein Andrang. Sehr nett, uns vor der offiziellen Eröffnung, einzuladen!“

„Die Parkbetreiber testen auf diese Weise den Betrieb unter realen Bedingungen. Es ist ein Probelauf zur Einarbeitung der Angestellten, um zu prüfen, ob Abläufe reibungslos funktionieren. Man macht es, um zu erkennen, wo nachgebessert werden muss“, erklärte Papa.

„Was ist STEINZEITLAND?“, fragte Adams 6-jährige Schwester Svenja mit vollem Mund.

Die Große („Hallo? Ich bin 15! Also praktisch erwachsen!“), riss sich von ihrem Smartphone los und meldete sich zu Wort. Die Augen verdrehend, mit dem Kopf einen Halbkreis vollführend, stöhnte sie theatralisch. „Oh, wie doof! Von nichts hast Du Ahnung!“

Die Kleine stierte sie mit gekonntem Todesblick an und konterte. „Ich bin 6! Ich muss nicht alles wissen, Pickelgesicht Carola!“

„Stopp! Alle beide!“, rief Mama und pochte mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr schepperte. „Sofort Schluss! Bevor hier Zickenkrieg ausbricht!“, beendete sie eine aufkeimende Streiterei im Keim.

„Und was ist STEINZEITLAND nun?“, wiederholte Svenja ihre Frage, und schob ein betont freundliches „Bitte“ hinterher.

„STEINZEITLAND ist ein Vergnügungspark“, erklärte Adam. „Na ja, nicht nur. Genau gesagt, ist es ein Erlebnis-, Freizeit-, Themenpark und Forschungszentrum. Für ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten. Die kannst Du dort ansehen.“

„Ein Museum? Darauf hab ich keine Lust. Muss ich da mit hin? Kann ich zu Oma?“, jammerte die Kleine.

„Es ist kein Museum. Es gibt auch Karussells. Aber das Tollste ist, die Tiere und Pflanzen leben!“

„Hä? Wie soll das gehen, wenn sie doch tot sind? Du hast gesagt, sie sind gestorben!“

„Ich erkläre es Dir. Im Jahr 2013 entdeckten Wissenschaftler in Ostsibirien im Eis ein eingefrorenes Mammutweibchen. Du weißt, was ein Mammut ist?“

Svenja nickte, stopfte ein Fischstäbchen in den Mund, biss ab, und antwortete kauend.

„Du hast eines als Spielfigur. Der Elefant mit dem Buckel.“

„Genau. Das Mammut ist ein Vorfahre vom Elefanten. So eines haben Wissenschaftler damals gefunden. Das Tier war gut erhalten. Sie fanden noch flüssiges Blut und intaktes Muskelgewebe vor. Es war der erste Fund, in einem derartigen Zustand. Obwohl das Mammut schon 10.000 Jahre im Eis lag. Stell Dir das vor! Eine echte Sensation!“

„Woher weißt Du das?“

„In der Schule sah ich einen Dokumentarfilm darüber. Daher weiß ich es. Die Forscher hofften, einen Weg zu finden, Mammuts zu züchten. Das ist den Wissenschaftlern von CORONEX gelungen.“

„Die haben jetzt ein Lebendiges?“, staunte Svenja.

„Nicht bloß eines. Jede Menge! Und verschiedene weitere Tiere dazu! Sie züchten ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten im Labor. Du weißt, dass es früher andere Lebewesen gab wie heutzutage, oder?“

„Die Dinosaurier?“, fragte sie schmatzend. „Genau. Warte einen Moment. Iss in Ruhe weiter“, sagte Adam zur kleinen Schwester und bat Mutti: „Darf ich in mein Zimmer gehen? Ich möchte etwas holen, um es Svenja besser begreiflich zu machen.“ Sie erlaubte es. Adam holte Spielzeugmodelle und erklärte: „Nachdem die Dinos ausstarben, entwickelten sich neue Tierarten. Urzeittiere nennt man sie.“

„Konnten sie die Uhr lesen?“, kicherte Svenja.

Er ging nicht auf ihren Quatsch ein, sondern stellte Modelle auf den Tisch. „Säbelzahntiger und Riesenfaultier gehören dazu.“

Sie grinste. „War der faul? Hat er Schule geschwänzt?“

„Sei nicht albern. Hör zu, wenn Dein Bruder was erklärt!“, schnaubte Papa.

„Die Urzeittiere kamen nach den Sauriern und sind ebenso wieder ausgestorben. Zum Beispiel das Mammut. Einige überlebten und entwickelten sich weiter. Dazu gehören Krokodile und Schildkröten. Unsere heutigen Vögel sind Nachfahren der Dinosaurier. Die Hühner vom Nachbarn, zum Beispiel. Stell sie Dir nackt und 12 Meter groß vor.“

Svenja lachte: „Lustig! Nackige Hühner! Wie hoch ist 12 Meter? Bis zur Zimmerdecke?“

„Nein, höher als unser Haus!“

Sie riss die Augen auf. „Boah, das ist viel!“

„Es gab sogar gefiederte Saurier!“, meldete sich die Große.

„Stimmt, das wurde inzwischen festgestellt. Die Forscher entdecken immer wieder was Neues.“

Papa erklärte: „Um den Sinn der Themenparks zu verstehen, ist Folgendes wichtig. Die Zeitabschnitte, in denen diese Tiere lebten, erhielten Namen, wie Jura, Trias, Kreidezeit, Steinzeit und weitere. Man sagt auch Erdepochen. Entsprechend sind die Parks aufgebaut. Man kann von einzelnen Abteilungen sprechen. Jede stellt ein anderes Erdzeitalter dar und beherbergt darin vorkommende Pflanzen und Tiere. Das Ganze kombiniert mit vergnüglichen Attraktionen, wie Wasserbahn oder Riesenrad. Besucher lernen was und haben Spaß dabei. Ihr seht Lebewesen, die lange ausgestorben waren, lebendig herumlaufen!“

„Sind die Tiere gefährlich?“, erkundigte sich Svenja besorgt.

„Na und ob! Stellt Euch die riesigen Zähne und Krallen vor. Von Gewicht und Größe ganz zu schweigen!“, erklärte Papa. „Aber keine Angst. Sicherungsanlagen und Zäune sind die Besten weltweit! Das garantiere ich! Von ZAUNKÖNIG entwickelt und gebaut!“, lachte er und trommelte mit beiden Fäusten auf der Brust wie ein Gorilla.

„Ich erinnere mich, als Kind war ich mit meinen Eltern in einer Dinosaurier - Ausstellung. Ein Brachiosaurus war über 20 Meter lang“, erzählte Mama.

„Das sind gewaltige Tiere!“, stimmte Vater zu, „Solche leben im Jurapark. STEINZEITLAND zeigt andere Spezies.“

„Was sind Spezies?“, erkundigte sich Svenja und rief im gleichen Atemzug, „Oh, ich weiß! So kleine Vögelchen!“

„Du meinst Spatzen“, berichtigte Papa, „Spezies bedeutet Arten. Ich wollte sagen, in STEINZEITLAND seht Ihr lebende Exemplare, wie die Modelle, die Adam auf den Tisch stellte.“

Carola suchte im Internet nach Tieren der Urzeit und las vor: „Zur Zeit der Neandertaler lebten Mammut, Riesenfaultier, Riesenhirsch, Höhlenbär, Höhlenlöwe, Wollnashorn und Säbelzahntiger. Weniger bekannt ist die Riesenpython! In der Nähe von Frankfurt fand man Überreste von ihr und in der Pfalz entdeckte man in einem Steinbruch das Fossil eines Riesenskorpions. Der war 2,5 m lang! Eine Klaue allein 0,5 m. Diese Skorpione spritzten mit einem Stachel Gift in ihre Opfer und fraßen sie bei lebendigem Leib!“

„Ich schwöre, in meinem ganzen Leben betrete ich keinen Steinbruch!“, nölte Svenja.

„Mach Dir keine Sorgen. Geklonte Tiere sind ungiftig“, beruhigte Papa, „Dafür haben Forscher gesorgt.“

Carola begeisterte sich immer mehr für das Thema. Sie überflog Artikel im Internet. „Hier steht, zu Beginn der Steinzeit bedeckte Eis Teile der Erde.“

„Das ist die Eiszeit“, wusste Mama.

„Was jetzt?“, wunderte sich Svenja, „Eiszeit oder Steinzeit? Warum ist immer alles so kompliziert?“

„Es ist nicht leicht, zu verstehen“, stimmte Adam zu, „Es geht um eine sehr lange Zeit. Millionen Jahre! Diese unterteilen Wissenschaftler in Zeitabschnitte. Bronzezeit und Kupfersteinzeit zum Beispiel. Die Steinzeit selbst wird nochmals unterteilt. In Jung-, Mittel- und Altsteinzeit.“

„Zu Hüüülfe!“, jaulte Svenja. „Das ist zu ko-hom-pli-zi-tiert!“

„Woher weißt Du so gut Bescheid, Adam?“, erkundigte sich Carola.

„Aus der Schule. Wir nehmen es bei Herrn Bienlein in Erdkunde durch.“

„Wo war denn Steinzeit?“, wollte Svenja von Adam wissen.

„Wie meinst Du das?“

„War die nur hier bei uns?“

„Nein, auf der ganzen Welt.“

„Menschen siedelten in der Nähe von Tierherden, um sich von deren Fleisch zu ernähren“, las Carola vor, „Das waren Nomaden. Sie zogen mit den Herden. Andere wohnten in kleinen Gruppen in Höhlen. Dörfer gab es erst später. STEINZEITLAND beschäftigt sich mit der Epoche der Höhlenmenschen, wie die Neandertaler. Sie lebten in Europa etwa 260.000 Jahre lang.“

„Komischer Name“, sagte Svenja, „Wieso heißen die so?“

„Man benannte sie nach dem Ort, an dem man ihre Überreste entdeckte. Das Neandertal liegt bei Düsseldorf zwischen den Orten Mettmann und Erkrath. 1856 fanden Steinbrucharbeiter dort in einem Tal Knochen von Höhlenmenschen“, erklärte Adam.

„In einem Bericht heißt es, dass Raubtiere wie Höhlenbären, Höhlenlöwen oder Hyänen tief in den Höhlen lebten. Menschen nutzten eher den Eingangsbereich. Aber nie zur selben Zeit“, ergänzte Carola.

„Neandertaler waren Beute für diese Tiere“, wusste Adam, „Hyänen jagten kranke oder alte Menschen. Die hatten keine Chance! Eine urzeitliche Hyäne wog um 100 Kilogramm. Sie waren größer, wie heute lebende Exemplare.“

„Woher weiß man das, wenn es doch ewig her ist?“, rätselte Svenja.

„Dafür gibt es Wissenschaftler, mein Kind“, erklärte Papa, „Paläontologen, Archäologen, Geologen und andere. Sie suchen nach Hinweisen in der Erde.“

„Ich dachte, Arschologen sind Doktoren für Popos!“, alberte Svenja und sie lachten über ihren Witz.

Adam berichtete: „Zum Beispiel forschen sie in Höhlen. Da finden sie Lagerfeuerstellen mit Knochen von Menschen und Tieren. Oft entdeckt man Werkzeuge aus Stein oder Waffen, wie Speere, Pfeil und Bogen. Höhlenmalereien findet man auch. Die sind lehrreich. Weil Höhlenmenschen aufmalten, wie sie lebten.“

„Auf der STEINZEITLAND Homepage habe ich zu Höhlenforschung Informationen gefunden!“, jubelte Carola, „Ich lese es vor: Wurde eine Höhle durch einen Erdrutsch verschlossen, war der Inhalt wie in einer Zeitkapsel bewahrt. Dadurch bestand Hoffnung, Erbgut in Knochen oder Zähnen zu finden. Wissenschaftlern von CORONEX gelang es, DNA zu isolieren. Daraus entwickelten Forscher Klone, die Neandertalern entsprechen.“

„Was ist DNA?“, wollte Svenja wissen.

Carola war im Biologie Leistungskurs, weshalb sie gut informiert war. Sie erklärte es ihrer Schwester auf verständliche Weise. „Stell Dir DNA wie einen langen Faden vor. So einer ist in jedem Menschen und Tier. Darin ist gespeichert, wie das Geschöpf aufgebaut ist und funktioniert. Wie eine Bauanleitung! Sie enthält alle Hinweise, ein Lebewesen herzustellen. Diese Informationen nutzen Wissenschaftler zur Erschaffung von Tieren, Pflanzen und Höhlenmenschen.“

CORONEX.