The Twisted King - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

The Twisted King E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

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Beschreibung

All Hail The King Sie haben uns nicht gewarnt, bevor sie meinen Vater getötet haben. Sie haben nicht gefragt, bevor sie mir mein Königreich wegnahmen. Sie haben gedacht, ich sei tot. Jetzt bin ich zurück, um mir zu holen, was mir gehört. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. "The Twisted King" ist der zweite Teil der "The Twisted Kingdom"-Reihe und kann nicht ohne das Vorwissen aus Band 1 gelesen werden. Alle Bände der Reihe sind bereits erschienen.

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Seitenzahl: 235

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Zeit:5 Std. 8 min

Sprecher:Ben Hofmann
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THE TWISTED KING

THE TWISTED KINGDOM 2

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

Copyright: Mia Kingsley, 2017, Deutschland.

Coverfoto: © Mia Kingsley unter der Verwendung von

© Viorel Sima – Fotolia.com

Korrektorat: http://sks-heinen.de

ISBN: 9783963705267

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

INHALT

THE TWISTED KING

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Nächster Band der Reihe: Twisted Empire

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Über Mia Kingsley

THE TWISTED KING

Sie haben uns nicht gewarnt, bevor sie meinen Vater getötet haben.

Sie haben nicht gefragt, bevor sie mir mein Königreich wegnahmen.

Sie haben gedacht, ich sei tot.

Jetzt bin ich zurück, um mir zu holen, was mir gehört.

Ohne Rücksicht auf Verluste.

PROLOG

Er lachte, bevor er erneut Blut hustete. »Du liebst sie. Du liebst sie wirklich, nicht wahr? Obwohl du weißt, was für ein verdammtes Luder sie ist?«

Ich konnte die Abscheu nicht länger verbergen und verzog den Mund. »Sei still, alter Mann, deine Zeit ist abgelaufen.«

Die Worte prallten an ihm ab, dabei stimmten sie.

In den letzten Monaten waren seine Haare grau und schütter geworden, als wäre mein Plan gewesen, ihm die Lebensenergie zu entziehen, statt sein Imperium zu zerstören. Offensichtlich hatte ich beides getan.

Seine Gesichtshaut hing schlaff nach unten, die Augen waren gerötet. Trotzdem lachte er noch immer. »Sie führt dich an der Nase herum. Genauso wie sie mich an der Nase herumgeführt hat. Dem Miststück ist nicht zu trauen. Hat sie dir je die Wahrheit gesagt?«

Mir war klar, dass ich ihn nicht noch bestätigen sollte, doch die Neugier war stärker. »Welche Wahrheit, Gaitán?«

Teodoro rappelte sich hoch und wischte seine blutigen Hände an der Hose ab. »Was wirklich passiert ist, wenn ich meine kleine Prinzessin nachts besucht habe …«

Ein Schuss zerriss unsere auf gewisse Art und Weise intime Zweisamkeit. Schockiert blickte Gaitán nach unten. Seine Augen wurden leer und er kippte um. Das Blut aus der Wunde genau auf Höhe des Herzens sickerte auf den bereits fleckigen Boden.

Genau hier war vor Jahren auch mein Blut vergossen worden. Man konnte sich wohl darüber streiten, ob das jetzt Schicksal oder Ironie war. Oder Ironie des Schicksals.

KAPITEL1

Dafür, dass ich fast zwanzig Jahre auf diesen Augenblick hingearbeitet hatte, fühlte ich mich erstaunlich ruhig. Zugegebenermaßen hatte ich nicht genau auf diesen Moment gewartet, aber er war ein wichtiger Zwischenschritt in meinem Plan, Teodoro Gaitán zu zerstören.

Das sollte keineswegs beschönigend klingen. Letztlich würde ich Gaitán töten. Nur sollte der Weg dorthin für ihn so brutal, qualvoll und unangenehm wie möglich werden. Ein Mann mit Familie bot so viel Angriffsfläche. Es war beinahe lächerlich einfach.

Ich hatte seine Organisation infiltriert, seinen Geldhahn so gut wie zugedreht und ihm die Geliebte ausgespannt. Damit war ich noch immer weit davon entfernt, am Ziel oder auch nur im Ansatz befriedigt zu sein.

Ich massierte meinen kleinen Finger, während ich die Treppe nach unten lief. Trotz all der Zeit schmerzte er recht oft. Gaitán hatte ihn mir gebrochen, als er versucht hatte, mich umzubringen. Ich plante, mich für jede Narbe, jeden Knochenbruch und jeden beschädigten Körperteil ausgiebig zu revanchieren.

Mit einem Blick auf meine geballte Faust – ein Produkt jahrelanger Physiotherapie – entspannte ich mich und musterte Dean.

Er wippte nervös auf seinen Fußballen und hatte mich offensichtlich nicht kommen hören.

»Ist sie hier?«, fragte ich und lächelte, als er zusammenzuckte.

»Ja, Boss.«

»Irgendwelche Schwierigkeiten?«

»Sie war ein bisschen hysterisch.« Er zuckte mit den Achseln.

»Angesichts der Umstände verständlich. Wenn etwas ist, sage ich Bescheid.«

Mit einem Nicken zog er sich zurück und ich atmete tief ein, bevor ich die Tür zum Esszimmer aufstieß. Endlich hatte ich den letzten Schlüssel zu meinem Glück in meiner Gewalt. Gaitáns Tochter.

Es würde ihn innerlich auffressen, wenn er herausfand, was ich getan hatte. Und ich würde dafür sorgen, dass er es mitbekam.

Schon als ich ihren Hinterkopf sah, meldete sich mein Bauchgefühl. Irgendetwas stimmte nicht. Ich umrundete ihren Stuhl und betrachtete das weinende, schluchzende Häufchen Elend. Unwillig packte ich ihr Kinn und zwang sie, mich anzuschauen. Sie starrte mich an wie das Kaninchen die Schlange.

Ich ließ sie los. »Dean!«

Er kam so schnell herein, die Vermutung, dass er an der Tür gelauscht hatte, lag nahe.

Mit dem Zeigefinger deutete ich auf die gefesselte Frau. »Wer ist das?«

»Helena Gaitán.«

»Das weiß ich. Und wen wollte ich?«

»G-G-Gaitáns Tochter«, stammelte er.

Am liebsten hätte ich mir durchs Gesicht gewischt. Wenn man nicht alles selbst machte. »Gaitáns jüngere Tochter. Aurelia. Ich wollte Aurelia!« Das Ende des Satzes brüllte ich.

Er krümmte sich zusammen. »Wir konnten sie nicht finden, Boss. Sie ist in Brasilien. Deshalb dachten wir, Helena wäre ein passender Ersatz.«

»Für das Denken bin ich zuständig. Wie man an diesem Desaster wohl merkt.« Ich rieb meinen Nasenrücken und dachte nach, wie ich das Chaos richten konnte.

Helena zwinkerte gegen die Tränen an und musterte Dean. »Wie konntest du nur? Ich dachte, du liebst mich.«

»Nicht so sehr wie Geld«, entgegnete er.

Ich konnte nicht leugnen, dass ich angewidert war. Zwar hatte ich ihn genau damit angeworben, als ich von seiner Verlobung mit Helena gehört hatte. Doch da hatte ich andere Pläne für ihn gehabt. Welcher Mann servierte denn seine eigene Verlobte auf einem Silbertablett?

»Verschwinde.«

Dean verharrte für meinen Geschmack zu lange an Ort und Stelle. Ich zog eine Augenbraue hoch. »Habe ich mich undeutlich ausgedrückt?«

Endlich verließ er den Raum, die schwere Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

Ich wandte mich zu Helena und löste ihre Fesseln. »Entschuldige die Verwechslung.«

»Fahr zur Hölle.«

»Wow«, sagte ich. »Der Wechsel kam jetzt schnell. Gerade warst du noch ein zitterndes Häufchen Elend.«

Sie rümpfte die Nase. Vermutlich dachte sie, auf diese Weise tapfer zu erscheinen, nur dass sie eher arrogant wirkte. »Ich werde nicht betteln. Mein Vater …«

Ich hob die Hand. »Da wären wir schon beim Thema. Dein Vater wird mich umbringen, wenn er mich findet?«

Ihr Mund klappte zu.

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und es war kein freundliches. »Es ist nicht so, als hätte er es nicht bereits versucht.«

Ihr Blick wanderte zu der Narbe an meinem Hals, und wie immer, wenn jemand sie anstarrte, spürte ich ein Jucken. Es kostete mich viel Kraft, dem Impuls, mich dort zu kratzen, nicht nachzugeben.

»Warum?«

Ich legte den Kopf schräg. »Du musst dich klarer ausdrücken. Warum was?«

»Warum wollte er dich umbringen?«

»Damit er sich unter den Nagel reißen konnte, was mir gehörte.«

»Also willst du Rache?« Ihre Stimme wurde schrill, wie Metall, das gegeneinanderrieb.

»Exakt.«

»Und was willst du von mir?«

»Tja.« Ich lehnte mich an die Tischkante und blickte auf sie herunter. »Jetzt wird es problematisch. Von dir will ich gar nichts. Ich wollte deine Schwester. Nun bist du hier und ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, was ich mit dir anfangen soll.«

Je länger ich Helena betrachtete, desto frustrierter wurde ich. Aurelia war das Objekt meiner Begierde, weil ich instinktiv ahnte, dass wir gleich ticken würden. Sie wäre die perfekte Partnerin.

Zwar hatte ich in den letzten Wochen gegraben, doch war mit leeren Händen zurückgekehrt. Niemand schien zu wissen, warum Gaitán seine damals siebzehnjährige Tochter nach Brasilien ins Exil verbannt hatte. Allerdings saß ich gerade vor einer geradezu makellosen Informationsquelle.

»Ich habe einen Vorschlag.«

»Nein«, keuchte sie und griff sich mit einer theatralischen Geste an den Hals. »Du wirst mich nicht anrühren.«

»Warum sollte ich das tun wollen?«

Nichts an Helena war in meinen Augen attraktiv. Sie war ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, hatte das gleiche Wieselgesicht und eine ausgezehrte Figur. Unter dem Ausschnitt ihres Shirts konnte ich sehen, wie die Haut über dem Brustbein spannte. Außerdem wirkten ihre Wangen eingefallen.

Nein. Egal, was sie befürchtete, meine Selbstkontrolle war in ihrer Gegenwart nicht im Geringsten gefährdet.

»Dean wird mir helfen«, erklärte sie. Vermutlich mehr, um sich selbst zu überzeugen, als mich.

»Bestimmt. Es sei denn, ich biete ihm Geld. Soll ich ihn rufen, damit wir es testen können?«

Sie wurde kreidebleich und krallte sich an den Stuhllehnen fest.

»Kein Grund zur Panik, Helena. Ich habe nicht vor, dir irgendwas zu tun oder dich zu vögeln.«

Es war offensichtlich, dass sie mir nicht ein Wort glaubte.

»Möchtest du etwas trinken?«

»Nein.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Deine Entscheidung. Ich habe ein paar Fragen.«

Helena Gaitán wandte das Gesicht ab. »Ich weiß nichts über die Geschäfte meines Vaters.«

»Aber du weißt, warum deine Schwester weggeschickt wurde, nicht wahr?«

»Nicht genau.« Ihre Stimme war leiser geworden.

Vielleicht, weil sie Aurelia vermisste? Ich kannte sie nicht gut genug, um es beurteilen zu können.

»Was heißt nicht genau?«

»Ich war bei dem letzten Streit dabei«, gestand sie zögerlich. »Aber Aurelia ist auch schwierig. Dad hatte gute Gründe.«

So viel zu meiner Theorie, sie würde ihre Schwester vermissen. Offenbar gab es nicht viel Liebe zwischen ihnen.

»Und die Gründe wären?«

»Sie hat sich immer gegen ihn aufgelehnt.«

»Wie ungewöhnlich für Teenager.«

Kurz verzog sie das Gesicht und schüttelte dann den Kopf. »Es war anders. Als er ihr ein Kompliment über ihre Haare gemacht hat, ist sie losgegangen, hat eine Schere genommen und sie abgeschnitten, bevor sie ihm den Zopf ins Essen geworfen hat. Aurelia ist … Sie ist rebellisch.«

Aurelia klang wie die Frau, die ich mir an meine Seite wünschte.

»Und weiter?«

»Ich dachte, er würde sie umbringen. Genau habe ich es nicht mitbekommen, weil sie aus dem Raum gerannt ist und er hinterher. Ich glaube, er hat sie gewürgt, aber früh genug aufgehört und dann Brock aufgetragen, sie wegzuschaffen. Es war schlimmer als üblich.«

»Als üblich? Solche Streitereien waren also normal?«

Helena zuckte mit den Achseln. Sie war sich augenscheinlich nicht sicher, wie viel sie mir überhaupt erzählen sollte. Mit einer Handbewegung bedeutete ich ihr, fortzufahren.

»Tagsüber ging es meistens. Nachts … Nachts war es schlimmer.«

Ich wurde hellhörig, da eine unangenehme Ahnung meine Magengrube füllte. »Nachts?«

»Mein Zimmer lag neben ihrem. Manchmal habe ich gehört, wie er in ihr Zimmer gegangen ist. Vermutlich, um ihr den Kopf zurechtzurücken. Am Ende hat sie ihn nur noch angeschrien und versucht, ihn zu schlagen.«

Heiße Wut pulsierte durch meine Adern. Wie konnte sie die Augen nur dermaßen vor der Wirklichkeit verschließen? Ihr musste doch klar sein, was dort vor sich gegangen war.

Ein Punkt mehr auf der Liste der Dinge, für die ich Gaitán im wahrsten Sinne des Wortes bluten lassen würde. Ich würde ihn ausweiden und ihn mit seinen eigenen Organen füttern, bis er erstickte, bevor er überhaupt die Möglichkeit hatte, zu verbluten.

Wahrscheinlich würde Aurelia mir mit dem größten Vergnügen helfen.

Zwar hatte ich noch keine Ahnung, was ich mit Helena anfangen sollte, aber ich würde Aurelia zu mir holen. Das sah ich jetzt noch klarer als vorher.

Ich nickte Helena zu. »Siehst du? Das war doch jetzt halb so wild. Ich zeige dir dein Schlafzimmer. Dann kannst du dich zurückziehen.«

»Was? Ich will nach Hause.« Wieder klang sie wie ein verwöhntes Kleinkind. Sie zog ihre Stimme am Ende des Satzes so unangenehm in die Höhe, dass ich förmlich spürte, wie meine Hoden schrumpften.

»Das ist im Moment leider nicht machbar. Bis ich eine Lösung gefunden habe, bleibst du hier.«

»Nein!«

Ich richtete mich auf. »Doch.«

»Dean«, brüllte sie. »Dean! Hilfe!«

Da ich gespannt war, was als Nächstes passieren würde, blieb ich sitzen.

Die Tür flog auf und Dean kam hereingehastet.

»Gott sei Dank. Du bist gekommen.« Sie knetete ihre Hände. »Du musst mich retten und nach Hause bringen, Schatz.« Als sie aufstehen und nach ihm greifen wollte, verpasste Dean ihr ohne Vorwarnung eine Ohrfeige.

Er holte bereits ein weiteres Mal aus, doch ich fing seinen Arm in der Luft ab und verdrehte ihn schmerzhaft auf seinem Rücken. Keine Sekunde später lag Dean mit dem Gesicht nach unten auf der Tischplatte und keuchte hörbar.

Langsam drückte ich seinen Unterarm höher. Es würde nicht mehr viel brauchen, um das Schultergelenk aus der Pfanne springen zu lassen. Das Geräusch klang erstaunlich harmlos für die Menge an Schmerz, die es verursachen würde. Ein leises Plopp und er würde weinen wie ein Baby.

»Wenn ich noch einmal mitbekomme, wie du eine Frau schlägst, werde ich dich umbringen. Haben wir uns verstanden?«

»Ja, Boss«, keuchte er. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

»Gut. Es gibt unzählige Wege, jemanden dazu zu bringen, das zu machen, was man will. Gewalt sollte immer die letzte Möglichkeit sein.«

Ich ließ ihn los und wandte mich zu Helena, die sich gegen die Wand presste. Es war offensichtlich, dass meine Worte sie weiter eingeschüchtert hatten, obwohl sie eher beruhigend gemeint gewesen waren.

Dean richtete sich auf und schüttelte den Arm aus. »Wird nicht wieder vorkommen, Boss.«

»Das hoffe ich für dich.«

Helena kämpfte mit den Tränen. »Ich will das nicht.«

Es war unglaublich anstrengend, dass sie dermaßen hysterisch war. Ich wusste nicht, was sie in ihrem Zuhause miterlebt hatte, aber sie schien davon überzeugt zu sein, ich würde mich innerhalb der nächsten drei Sekunden an ihr vergreifen.

»Unglücklicherweise bist du hier gestrandet, Helena. Wie ich schon gesagt habe, bin ich nicht an dir interessiert. Beruhige dich und hilf mir, eine Lösung zu finden.«

Ich ging an ihr vorbei zum Sideboard, um ihr einen Wein einzuschenken. Vielleicht würde der Alkohol ihre flatternden Nerven beruhigen.

Als ich ihr das Glas hinhielt, schlug sie es mir aus der Hand. Die Scherben glitzerten auf dem Boden, das Rot der Pfütze hob sich deutlich von den hellen Fliesen ab.

Im gleichen Moment zuckte Helena zurück und hob abwehrend die Arme. Ich musterte den verschütteten Wein und seufzte. Wie es aussah, würde ich mir etwas anderes einfallen lassen müssen, um sie auf meine Seite zu ziehen.

Hinter meinen Schläfen pochte es. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses Treffen angenehmer verlaufen wäre, wenn mir die richtige Frau gebracht worden wäre.

Wir befanden uns in einer Patt-Situation. Ich konnte ihr das Verhalten nicht durchgehen lassen, gleichzeitig wollte ich sie aber nicht bestrafen, um ihren falschen Eindruck von mir zu bestätigen.

»Warum setzt du dich nicht wieder?«, schlug ich vor und deutete auf den Stuhl.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich aus der Erstarrung löste und wie ein Zombie zum Tisch schlurfte. Ich hatte schon befürchtet, sie wäre mit der Wand verschmolzen.

»Hilf mir«, wisperte Helena mit Tränen in den Augen.

Dean schüttelte nur den Kopf.

Sie ballte die Fäuste. »Du mieses Schwein!«

Ohne Vorwarnung stürzte sie sich auf ihn. Da ich ihn gute dreißig Kilo schwerer schätzte als sie, ging ich davon aus, dass er klarkommen würde.

Nur leider unterschätzte ich ihren Gemütszustand.

Statt wie erwartet gegen seine Brust zu trommeln und zu schluchzen, griff sie zielsicher nach seiner Waffe.

Ich ging hinter dem Tisch in Deckung. Nur machte Helena keine Anstalten, auf mich zu schießen, was mein Glück war, denn einen wirklichen Schutz bot der Tisch nicht.

Sie schob sich den Lauf in den Mund und drückte ab. Kein Zögern, ihre Hände zitterten nicht einmal.

Ihr Blut mischte sich mit dem Wein, und obwohl es Unsinn war, hoffte ich, dass sie nicht in die Scherben gefallen war.

Dean stand da, das Gesicht und den Anzug voller Blutspritzer, und schien nicht glauben zu können, was passiert war.

Zuerst verspürte ich Wut. Helenas Tod war unnötig gewesen. Zwar wollte ich ihren Vater umbringen, doch sie war damals erst sieben Jahre alt gewesen. Es gab keinen Grund, sie zu verletzen.

Die Sekunden verstrichen, bis mir klar wurde, wie ich die unglücklichen Umstände für mich nutzen konnte.

Deans Gesichtsausdruck zeigte sein Unbehagen, als ich ihn mit einem Lächeln ansah.

»Bring die Leiche zu ihren Eltern.«

»Was?« Er schien zu glauben, dass ich den Verstand verloren hatte.

»Ist das so absurd? Du bist ihr Verlobter. Schaff die Leiche zu ihnen und sag ihnen, dass ich dafür verantwortlich bin. Gerüchteweise hast du gehört, ich hätte es als Nächstes auf Aurelia abgesehen. Wenn ihm wirklich so viel an ihr liegt, wird er sie aus ihrem Versteck holen. Schätzungsweise für die Beerdigung. Sobald sie hier ist, bringst du sie zu mir. So bekommen wir alle, was wir wollen.« Ich wollte mich abwenden, als ich meinen Fehler bemerkte. »Du warst ihr Verlobter, wollte ich sagen. Mein Beileid für deinen Verlust.«

Damit verließ ich das Esszimmer.

KAPITEL2

JETZT

Aurelia starrte nach oben, und als ich ihrem Blick folgte, bemerkte ich die Gitterstäbe vor einem der Fenster. Ich wusste, dass sie etwas vor mir verbarg. Was auch immer zwischen ihr und ihrem Vater passiert war, sie sperrte mich aus.

»Dein Zimmer?«

Ich bemerkte die Gänsehaut auf ihren Unterarmen, als sie langsam nickte. »Ja.«

Um sie zu beruhigen, nahm ich ihre Hand und streichelte sie, bevor ich sie drückte. Es flackerte in Aurelias hübschen blauen Augen.

»Ich vertraue dir und deshalb lasse ich dir die Wahl. Es ist vermutlich überwältigend für dich und ich will dich zu nichts drängen«, erklärte ich ihr.

Sie schluckte. »Du hast meinen Vater gefunden.«

Ich beobachtete, wie sie über ihre volle Unterlippe leckte und erneut schluckte. Es stand mir nicht zu, sie zu drängen. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir nicht mal vorstellen, wie es sein musste, an ihrer Stelle zu sein. Würde sie Gaitán konfrontieren und ihr Kinn recken, wie sie es immer tat, wenn sie sich mir gegenüber durchsetzte, oder war es alles zu viel für sie?

»Und du willst ihn töten«, schlussfolgerte sie.

Ich hob ihre Finger an meine Lippen. »Richtig. Die einzige Frage, die bleibt, lautet: Bist du dabei oder nicht?«

»Natürlich bin ich dabei.« Sie löste sich von mir und zog den Schlitten der Waffe zurück, um sicherzugehen, dass sie wirklich einsatzbereit war.

Mit einem Lächeln streichelte ich ihre Wange. Das Feuer war zurück in ihren Blick gekehrt, und obwohl ihr Puls verräterisch unter der Haut pochte, wusste ich, dass sie bereit war.

Wir stiegen aus und Miss Killer, das Kaninchen und Davey Shaw tauchten auf. Ich hatte Hunter und ein paar andere, treue Mitarbeiter auf dem Grundstück positioniert. Was auch immer Gaitán sich dabei gedacht hatte, eine Party zu veranstalten, mir kam es sehr gelegen. Wir hatten ihn umzingelt und vermutlich genug Munition dabei, um alle Gäste zu töten.

Doch ich wollte nur ihn.

Davey bot Miss Killer und dem Kaninchen seine Arme. Sie hakten sich bei ihm unter und schmiegten sich an ihn, als wären sie seine langjährigen Geliebten. In den eleganten Kleidern waren sie eine wahre Zierde, aber ich hatte nur Augen für Aurelia.

Allerdings trat selbst Aurelias Anblick in den Hintergrund, weil meine im Laufe von zwanzig Jahren angesammelten Emotionen drohten, mich in die Knie zu zwingen.

Ich sah über meine Schulter, als Hunter mit seinem röhrenden V8-Motor die Auffahrt hochkam. Er liebte seinen Wagen heiß und innig, unabhängig davon, wie hinderlich es war, dass man ihn schon aus zwei Kilometer Entfernung hören konnte.

Alles war, wie es sein sollte. Dennoch konnte ich das Kribbeln in meiner Magengegend nicht abschütteln. War es normale Nervosität oder wollte meine Intuition mich warnen?

Ich versuchte, das Gefühl zu ignorieren. Nach der ganzen Zeit, der investierten Arbeit und der Tatsache, wie viel davon abhing, konnten die Nerven wohl schon mal verrücktspielen.

Da es heiß war, standen alle Eingänge offen und wir mussten nicht einmal Türsteher passieren. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie das Kaninchen die Stirn runzelte und einen Blick mit Miss Killer tauschte. Vielleicht bildete ich mir doch nichts ein.

Wir betraten das Haus. Unser Plan war es, uns unter die Partygäste zu mischen und gleichmäßig zu verteilen, sodass wir die Kontrolle behielten, bis wir Aurelias Vater gefunden hatten.

Innerhalb einer Sekunde wurde mir bewusst, dass wir ganz offensichtlich erwartet worden waren. Ein Ruck schien durch den Saal zu gehen, als wir die Eingangshalle betraten. Ich hoffte, es mir nur eingebildet zu haben, aber aus dem Augenwinkel sah ich, wie unsere Begleiter ihre Waffen zogen.

Die Halle war voller Menschen – Miss Killer war das egal. Sie feuerte zweimal in die Decke. »Jeder, der am Leben bleiben möchte: raus hier!«

Sie musste nicht einmal ihre Stimme heben, die Leute gehorchten auch so. Die Menge strömte zu den Seiten, wo sich die Terrassentür und die bodentiefen, offen stehenden Fenster befanden.

Übrig blieben nur Gaitán und drei seiner Männer. Meine Alarmglocken meldeten sich. Warum waren nur so wenige seiner Leute hier, wenn er gewusst hatte, dass wir kommen würden?

Ich streckte den Arm aus und zog Aurelia hinter meinen Rücken.

»King«, sagte Gaitán und fletschte die Zähne.

Ich war mir nicht sicher, ob es ein Lächeln darstellen sollte, und hob nur eine Augenbraue. »Das ist mein Name.«

»Du hast etwas, das mir gehört.«

»Du hast alles, was mir gehörte.«

Er lachte und es klang abgrundtief böse. »Möchtest du tauschen?«

»Nein.«

Aurelia legte ihre Hand auf meinen Rücken, weil sie mich beruhigen wollte, und ich war dankbar für die Geste. Sie hatte recht. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um emotional werden.

»Wirf die Waffen weg«, forderte ich ihn auf. »Du hast keine Chance.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher.« Gaitán hob die Pistole ein Stück höher und drückte ab.

Seine Männer stürzten zur Seite, eröffneten im gleichen Moment ebenfalls das Feuer. Ich zerrte Aurelia mit mir hinter den Treppenaufgang.

Sie schielte an den Stufen vorbei. »Er steht noch immer mitten im Raum. Ist er verrückt?«

Es war ohrenbetäubend laut und stank nach Schießpulver, weil auch Miss Killer und das Kaninchen Gebrauch von ihren Waffen machten. Davey, der auf der anderen Seite hinter einem Sessel kauerte, der nur unzureichenden Schutz bot, deutete mit dem Finger nach oben.

Ich folgte seinem Blick und bemerkte den großen Kronleuchter. Mit einem Nicken zielte ich auf das Kabel. Wir schossen gleichzeitig, bis der riesige Kristalllüster zu Boden fiel. Unzählige Scherben splitterten in alle Richtungen, alle duckten sich und das Geräusch dröhnte in der großen Halle nach.

Davey nutzte die Gelegenheit und rannte los. Mit einem sauberen Kopfschuss tötete er einen der Handlanger. Das Kaninchen stand hinter dem zweiten, sie hatte ihm die Kehle durchgeschnitten und ließ das Messer sinken.

Gaitán stand im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand, auch wenn er sich hinter seinem verbleibenden Gorilla versteckte.

Bevor ich sie hindern konnte, stand Aurelia auf und ging zur Mitte des Saals. Ich folgte ihr und konnte nicht glauben, wie elegant sie inmitten des Staubs wirkte. Die Wände waren mit Einschusslöchern übersät, Glas und Putz knirschten unter unseren Schuhen, doch sie hielt ihren Rock gerafft und hatte eine Körperhaltung, als wäre sie im Begriff, den Hauptpreis einer Miss-Wahl entgegenzunehmen.

In diesem Moment wurde mir bewusst, wie viel sie mir bedeutete, und welch würdige Partnerin sie war. Gleichzeitig wollte ich ihr den Hals umdrehen, da sie sich in Gefahr gebracht hatte.

»Komm und hol mich, Daddy.« Der Spott in ihrer Stimme fügte selbst mir körperliches Unbehagen zu, obwohl ich nicht angesprochen war. Jahre voller Abneigung, Schmerz und Hass schwangen in dem Wort mit.

Sie zielte geradewegs auf seine Stirn. »Komm, wenn du dich traust.«

»Mi corazón«, sagte er. »Du machst einen Fehler.«

»Das glaube ich nicht. Oder meinst du allen Ernstes, ich hätte vergessen, was du mir versprochen hast? Was passieren würde, wenn ich in dein Haus zurückkehre?«

Es war unser Ziel gewesen und damit unvermeidlich, trotzdem schockierte es mich, dass Aurelia nicht mit der Wimper zuckte und abdrückte. Leider sprang Gaitán zur Seite.

Die Kugel blieb in seiner Schulter stecken, was er mit einem Aufschrei quittierte. Danach fluchte er auf Portugiesisch. Sein Blick war auf seine Tochter fixiert.

Bevor er auf dumme Ideen kam, packte ich den Arm meiner Frau und zerrte sie mit mir. Zusammen mit Miss Killer kauerten wir hinter dem abgestürzten Kronleuchter, während Davey und das Kaninchen hinter dem Aufbau der Band Stellung bezogen hatten. Das Kaninchen deutete hinter uns auf die Treppe, dann auf sich und Davey und in Richtung von Gaitán.

»Das ist brillant«, flüsterte Miss Killer. »Die beiden treiben Gaitán in den Garten und wir erschießen sie aus den oberen Fenstern.«

»Geht«, gab Aurelia zurück. »Ich schieße von hier aus auf ihn, damit ihr euch ungesehen hochschleichen könnt.«

Miss Killer und ich wollten uns gerade auf den Weg machen, als eine ohrenbetäubende Explosion das Haus zu erschüttern schien. Gaitán hechtete zur Gartentür.

Ohne uns abgesprochen zu haben, standen wir alle auf und schossen auf ihn.

Ich war mir sicher, ihn getroffen zu haben, weil er verharrte und sich umdrehte. Er hatte noch drei Kugeln, dann war sein Magazin leer und er warf die Waffe weg.

Miss Killer wollte ihm hinterherrennen, als sie bemerkte, dass das Kaninchen keine Anstalten machte, ihr zu folgen.

Langsam drehte die Blondine sich zu uns um. Blut strömte aus einer Wunde am Hals, wo eine Kugel sie gestreift haben musste. Viel Blut.

Noch mehr Sorgen machte es mir allerdings, dass sie die Hände vor den Bauch presste.

»Emma?«, schrie Miss Killer und kam näher.

Ich hatte keine Zeit, darauf zu reagieren, dass das Kaninchen in Wirklichkeit Emma hieß, denn sie sank auf die Knie und kippte um.

»Emma«, wisperte Miss Killer und ließ sich neben ihr nieder, ohne auf die Scherben zu achten. »Nein, nein, nein. Emma.«

Das Kaninchen war unnatürlich blass, und als sie die Hand hob, um zuerst ihr Herz zu berühren und dann das von Miss Killer, gab sie den Blick auf zwei grauenvolle Wunden an ihrem Bauch frei. Ich wusste es sofort und auch Miss Killer machte sich keine Illusionen.

Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Sie umfasste die blutige Hand und lehnte ihre Stirn an die des Kaninchens. »Du weißt, dass ich dich liebe.«

Das Kaninchen nickte, was sie sichtlich Kraft kostete.

Miss Killer flüsterte so leise, dass ich sie nicht verstand, während sie ihre Waffe an Emmas Schläfe ansetzte.

Als der Schuss die lähmende Stille durchschnitt, presste Aurelia die Augen zusammen und verbarg ihr Gesicht an meiner Brust. Ich schlang den Arm um sie und küsste ihren Scheitel. Draußen warteten Hunter und meine Männer auf Gaitán, er konnte nicht weit gekommen sein.

Miss Killer stand auf und kam auf uns zu. Auf ihrer Brust, halb auf der entblößten Haut, halb auf dem seidenen Kleid prangte der perfekte Handabdruck des Kaninchens. Als sie auf meiner Höhe war, hielt sie kurz inne. »Bete, dass du Gaitán vor mir findest. Sonst kannst du dich von deiner Rache verabschieden.«

Sie verließ das Haus und ich sparte mir jegliche Trostfloskeln. Ich wusste aus Erfahrung, wie wenig sie nutzten. Den Frauen war das Risiko bewusst gewesen und sie hatten sich darauf eingelassen. Doch nichts davon bedeutete, dass der Abschied leichter fiel.

Davey blickte auf das Kaninchen hinab, bevor er sich vorbeugte und ihre Leiche aufhob. Mit ihr auf den Armen folgte er Miss Killer.

KAPITEL3

In der Erwartung, dass Hunter sich um Gaitáns Verfolgung gekümmert hatte, nahm ich Aurelias Hand und führte sie aus dem Haus. Zu meiner Überraschung stieg direkt vor uns eine dicke Rauchsäule auf.

Miss Killer war keineswegs verschwunden, sondern stützte Hunter. Mir wurde klar, dass die Explosion, die wir gehört hatten, sein Auto gewesen sein musste.

»Geht es dir gut?«, wollte ich wissen, ließ Aurelia stehen und ging zu ihm.

»Ja«, behauptete er, obwohl Blut von seiner Stirn lief und bereits seinen Shirtkragen dunkel färbte.

Davey steuerte mit der Leiche des Kaninchens auf den Armen auf Miss Killers Wagen zu. Ich hielt ihn zurück. »Nicht! Runter!«

Er drehte sich mit gerunzelter Stirn zu mir um. Glücklicherweise war es das perfekte Timing, denn die zweite Bombe detonierte und zerfetzte Miss Killers blauen Mustang. Sie hatte sich rechtzeitig abgewandt.

Hinter einem anderen Wagen gekauert, wartete sie zusammen mit Hunter, bis die Flammen sich beruhigt hatten. Aurelia hockte neben mir, die Finger in meinen Arm gekrallt.

Mit geballten Fäusten stand Miss Killer auf und beobachtete, wie das Feuer die Reste des Wracks zerstörte. »Woher wusste der Bastard, dass wir kommen?«

Hunter lachte höhnisch. »Das fragt ihr noch?«

Als er den Blick zu Aurelia wandte, hob ich die Hand, um ihm Einhalt zu gebieten, doch Davey kam mir zuvor. »Mach dich nicht lächerlich, Hunter. Warum sollte sie das tun?«

»Um uns zu schaden.«