Tied To Fear - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

Tied To Fear E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

5,0

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Beschreibung

TIED TO … FEAR (The Moretti Family 4) Mein idiotischer Bruder hat so viel Geld verspielt, dass wir nur davon träumen können, es jemals zurückzuzahlen – bis Sin Moretti anbietet, mir dabei zu helfen, das Problem zu lösen. Doch ich verstehe ihn falsch. Absolut falsch. In seinem Schlafzimmer frage ich mich nicht länger, wieso mich selbst seine überaus kriminellen Cousins vor ihm gewarnt haben … Durchsetzungsfähige Männer, in deren Jobbeschreibung das Wort "Mafia" vorkommt. Frauen, die keine Lust haben, sich sagen zu lassen, was sie zu tun haben. Rohe Gewalt. Schmutziger Sex. Wilde Emotionen. Zuckersüße Happy Ends. Die neue Dark-Romance-Serie von Mia Kingsley. Alle Teile in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren verbunden. Empfohlene Lesereihenfolge: Band 1 – Tied To Rage (The Moretti Family 1) Band 2 – Tied To Hate (The Moretti Family 2) Band 3 – Tied To Pain (The Moretti Family 3) Band 4 – Tied To Fear (The Moretti Family 4) Band 5 – Tied To Need (The Moretti Family 5) Band 6 – Tied To Vice (The Morettiy Family 6) Alle Bände sind bereits erschienen.

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Seitenzahl: 175

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Zeit:3 Std. 38 min

Sprecher:Christopher Kussin

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TIED TO FEAR

THE MORETTI FAMILY 4

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

Copyright: Mia Kingsley, 2017, Deutschland.

Covergestaltung: Mia Kingsley

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

INHALT

Tied To Fear (The Moretti Family 4)

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Nächster Band der Reihe: Tied To Need

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Über Mia Kingsley

TIED TO FEAR (THE MORETTI FAMILY 4)

Mein idiotischer Bruder hat so viel Geld verspielt, dass wir nur davon träumen können, es jemals zurückzuzahlen – bis Sin Moretti anbietet, mir dabei zu helfen, das Problem zu lösen. Doch ich verstehe ihn falsch. Absolut falsch.

In seinem Schlafzimmer frage ich mich nicht länger, wieso mich selbst seine überaus kriminellen Cousins vor ihm gewarnt haben …

Durchsetzungsfähige Männer, in deren Jobbeschreibung das Wort »Mafia« vorkommt. Frauen, die keine Lust haben, sich sagen zu lassen, was sie zu tun haben.

Rohe Gewalt. Schmutziger Sex. Wilde Emotionen. Zuckersüße Happy Ends.

Die neue Dark-Romance-Serie von Mia Kingsley. Alle Teile in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren verbunden.

KAPITEL1

SIN

Während ich darauf wartete, dass ich an die Reihe kam, schob ich das Handy tiefer in meine Hosentasche und erging mich in Fantasien, diesen Hipster umzubringen, der sich viel zu weit über den Tresen beugte. Eigentlich hatte ich auf die Textnachricht meines Bruders Lucas antworten wollen, aber ich musste den Kerl im Auge behalten. Er starrte vollkommen ungeniert in den Ausschnitt von Harlowes Poloshirt und versuchte, sie zum Lachen zu bringen.

Obwohl das Braun des Stoffs sich furchtbar mit dem Kupfer ihrer Haare biss, sah sie bezaubernd aus. Harlowe sah immer bezaubernd aus.

Ich konnte mich nicht erinnern, sie früher beachtet zu haben, doch in den letzten drei Jahren war es kaum möglich gewesen, sie nicht zu bemerken. Zu Schulzeiten war ich mit ihrem 15 Jahre älteren Bruder Jason befreundet gewesen. Damals hatte ich sie nur als seine jüngere Schwester betrachtet.

Vermutlich sollte ich sie lieber nicht zur Kenntnis nehmen. Nicht die beeindruckenden Titten, die großen Augen, vollen Lippen oder den Arsch, der geradezu einlud, sie zu …

Die Schlange bewegte sich endlich, nachdem der Kerl sich verabschiedet hatte. Er warf einen Blick über die Schulter zurück und zwinkerte ihr zu. Das Blut schoss in Harlowes Wangen, verlegen sah sie nach unten und biss sich auf die Unterlippe. Ich ballte die Fäuste fester. Dabei hatte ich nicht den geringsten Grund dazu.

Harlowe war für mich tabu. Sie war zu jung und unschuldig für jemanden wie mich. Mein Job, mein Alter und meine Vorlieben waren in diesem Fall einfach ein Rezept für Desaster. Ihrem Bruder würde es auch nicht gefallen – nicht, dass er das Rückgrat gehabt hätte, mich abzuhalten.

Ich war an der Reihe. »Guten Morgen, Harlowe.«

»Sin. Wie immer?« Sie legte den Kopf schräg und lächelte mich an.

Ich nickte. Wie immer. Und dich dazu. Nackt. Ihre Hände zitterten leicht, als sie den Kaffee in den Pappbecher goss. Interessant.

Manchmal wusste ich selbst nicht genau, warum ich jeden verdammten Morgen, wenn sie arbeitete, den Weg auf mich nahm, einen schwarzen Kaffee zu kaufen, der nicht schmeckte. Harlowe war nicht die richtige Frau für mich.

Ich suchte nicht einmal eine Frau, wenn ich ehrlich zu mir selbst war, und als Gespielin würde sie auch nicht taugen. Sie geriet bereits in Panik, sobald unsere Hände sich berührten. Also sorgte ich immer dafür, dass es passierte. Ich genoss ihre körperlichen Reaktionen.

Großer Gott. Was tat ich hier überhaupt? War ich wirklich über dreißig? An manchen Morgenden wagte ich das stark zu bezweifeln.

Wie jeden Tag winkte ich ab, als sie mir das Wechselgeld geben wollte, und deutete auf ihr Trinkgeldglas. Wenn ich so weitermachte, brachte ich sie allein durchs College. Sie studierte Literatur und Journalismus.

Darauf, wieso ich einen Detektiv beauftragt hatte, der sie im Auge behielt, hatte ich ebenso wenig eine Antwort wie auf die Frage, warum ich ständig in den Coffeeshop zurückkehrte.

Harlowe hielt mir den Becher entgegen, und ich legte meine Hand so darum, dass ich ihre Finger mit meinen bedeckte. Ihre Wimpern flatterten, als sie mich von unten ansah. »Danke«, hauchte sie, wurde rot und fügte hinzu: »Ich meine bitte. Aber danke für das Trinkgeld.«

Die Art, wie sie zu mir aufschaute, rief meine Fantasie auf den Plan. Vermutlich würde sie ähnlich aussehen, wenn sie vor mir kniete und meinen Schwanz im Mund hatte. Ein paar Tränen auf den Wangen und einen etwas flehenderen Ausdruck in den blauen Augen …

Sofort kribbelte es in meinen Hoden. Ich nickte Harlowe zu und drehte mich um, bevor ich den Fehler machte, sie über den Tresen zu ziehen und einfach mitzunehmen.

Denn ich wusste, dass niemand es wagen würde, mich aufzuhalten. Zumal es den Zorn der ganzen Familie Moretti nach sich zog, wenn man sich mit einem von uns anlegte.

Vor der Tür ließ ich den Kaffee in den Mülleimer fallen und stieg in meinen Wagen. »Zum Quick And Dirty«, sagte ich zum Fahrer und starrte aus dem Fenster. Ich ahnte bereits, dass ich mir gleich vornehmen würde, nicht mehr zu dem verdammten Coffeeshop zu fahren, in dem Harlowe arbeitete. Trotzdem würde ich morgen früh wieder in der Schlange stehen und jeden Mann, der sie nur anlächelte, in die Hölle wünschen.

Ich brütete vor mich hin, bis wir das Ziel erreicht hatten. Die miese Laune ließ sich in letzter Zeit immer schlechter abschütteln. Langsam begann es, mich zu nerven.

Vier bewaffnete Männer standen vor dem Eingang. Doch sie machten keine Anstalten, mich aufzuhalten. Ich ging ohne Umweg zu Quentins Büro. Dank des flirtenden Hipsters war ich fünf Minuten zu spät dran.

Tatsächlich war ich der Letzte, der kam. Quentin, Sage, Jed und Gavin warteten bereits auf mich. Meine Brüder hingegen hatten es nicht nötig, aufzutauchen. Ich nahm an dem runden Tisch Platz und hörte mit halbem Ohr zu, wie sie sich kurz über ihr Privatleben austauschten.

Zu dem Thema hatte ich ohnehin nichts beizusteuern, bis auf Jed waren alle bereits verheiratet. Ich hingegen war Single – obwohl ich der Älteste war.

Sage kratzte sich am Hinterkopf und wirkte plötzlich verlegen. Er räusperte sich zweimal. »Wynter ist schwanger.«

Ich murmelte etwas in Richtung Gratulation und überließ es Gavin, Jed und Quentin, ihn zu drücken und ihm die Hand zu schütteln. Herzlichen Glückwunsch, er hatte es geschafft, seine Frau zu vögeln. Was war daran besonders? Die Vorstellung von Kindern ließ mich erschauern. Nein. Das war absolut nicht meine Baustelle.

Endlich gingen wir zum Tagesgeschäft über. Mit Zahlen und Fakten konnte ich besser umgehen als mit Emotionen.

»Ich warte noch auf einen Gegenschlag der verbleibenden Pain Bringers. In den letzten Wochen war es auffällig ruhig.« Gavin lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Quentin warf ihm einen Blick zu. »Ich gehe stark davon aus, dass sie ihre Lektion gelernt haben, als wir ihr Klubhaus samt Präsidenten bis auf die Grundmauern niedergebrannt haben.«

Sage brummte: »Der Bastard hatte es verdient.«

»Wir sollten trotzdem vorsichtig sein. Mehr sage ich nicht«, ergänzte Gavin.

»Wann sind wir nicht vorsichtig?«, wollte ich wissen.

Sofort lagen alle Augen auf mir. Quentin hob eine Augenbraue. »Sieh an. Du bist wieder anwesend.«

»Ich bin immer anwesend.«

»Vor allem in den letzten Wochen.« Sage grinste breit.

»Was soll das heißen?« Ich runzelte die Stirn und versuchte, meinen Zorn unter Kontrolle zu halten. »Willst du mir unterstellen, ich würde meinen Job nicht richtig machen?«

Mit einem Lachen klopfte Jed auf meine Schulter. »Ruhig bleiben, Kumpel. Uns ist nur aufgefallen, dass du selbst für deine Verhältnisse sehr ruhig bist.«

»Verzeihung. Das nächste Mal bringe ich eine Truppe Cheerleader mit, um die Stimmung aufzuhellen. Ich dachte irrtümlicherweise, wir wären hier, damit wir übers Geschäft sprechen können.«

Quentin und Sage tauschten einen Blick, bevor Quentin sich an mich wandte. »Wenn du unbedingt übers Geschäft reden willst: Wir haben zwei neue Kandidaten, denen du den Eintritt verwehren musst, bis sie ihre Schulden gezahlt haben.«

Ich nickte zufrieden. Wir hatten eine sehr gute Strategie entwickelt, unser Geld zu vermehren, ohne es aus der Hand geben zu müssen. Da ich mehrere, teilweise auch illegale, Kasinos betrieb, in denen sich Leute gern mal verschuldeten, schickte ich sie zu Quentin, der ihnen das nötige Geld lieh. Natürlich nur gegen die entsprechende Sicherheit. Sie brachten das Geld zu mir, womit es nie unsere Hände verließ, und zahlten es Quentin mit Zinsen zurück. Wenn sie nicht zahlen konnten, war Sage freundlich genug, sie an ihre Verpflichtungen zu erinnern.

»Da hätten wir Mister Harper mit etwas über 50.000 Dollar Schulden und mein Favorit Jason Sutherland mit knapp 100.000 Dollar. Sag mal, bist du nicht mit ihm zur Schule gegangen?«

Mein Puls beschleunigte sich. Jason war Harlowes Bruder. Innerhalb von Sekunden formte sich in meinem Kopf ein Plan, der an Niederträchtigkeit kaum zu übertreffen war. »Ja.«

Ich dachte nach und tippte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Mir war klar, dass ich mich von Harlowe fernhalten sollte, sie hatte nichts mit den Problemen ihres Bruders zu tun, aber ich war nun mal ein Mistkerl – um nicht Monster zu sagen.

»Überlass die Schulden mir.«

Bereits zum zweiten Mal heute starrten mich alle an. Quentin massierte sich die Nasenwurzel. »Seit wann machen wir so was und warum sollte ich?«

»Weil ich dein Cousin bin und dich darum bitte?«

»Oh.« Quentin blickte mich mit gespielter Überraschung an. »Das war eine Bitte? Das muss mir unter dem scharfen Tonfall entgangen sein.«

»Ich gebe dir das Geld und du mir den Schuldschein. Wo ist das verfickte Problem?«

»Dass wir unsere Geschäfte nicht von Gefühlen leiten lassen. Er mag dein Schulfreund sein, nur …«

Ich fiel Quentin ins Wort: »Jason geht mir am Arsch vorbei.«

»Nein.«

Wütend schlug ich mit der Faust auf den Tisch. »Doch. Ich will diesen Schuldschein.«

»Du vergisst, wer hier der Boss ist«, ließ Quentin mich wissen.

»Warum ist es ein Problem, wenn ich dir das Geld gebe?«

»Ich will den Grund wissen.«

Gavin schnalzte mit der Zunge. »Ich glaube, du willst den Grund nicht wissen.«

Wütend deutete ich mit dem Finger auf ihn. »Vielleicht hältst du dich da raus.«

»Ah«, machte jetzt auch Sage. »Quentin, du willst es wirklich nicht wissen.«

Jed grinste lediglich wissend.

In solchen Momenten hasste ich meine Cousins. Aus tiefstem Herzen.

»Ihr habt keine Ahnung, wovon ihr redet. Ich will es einfach nur ein bisschen anders handhaben als sonst. Jason wird das Geld zurückzahlen.«

»Ich verstehe kein Wort.« Der Muskel in Quentins Wange zuckte. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er bald explodierte.

Sage grinste. »Der Grund ist ungefähr 1,60 Meter groß und hat beachtliche Titten.«

»Und rote Haare«, ergänzte Gavin. »Kurven bis übermorgen.«

»Ihr haltet beide sofort die Fresse«, warnte ich sie.

»Ach. Jasons Schwester?« Quentin lehnte sich nach vorn. »Er hat doch eine Schwester, nicht wahr? Ist das nicht sehr viel Geld, um sie ins Bett zu bekommen?«

»Du machst dir sonst immerhin nicht viel aus Frauen. Also schon, aber nicht aus einer speziellen.« Sage musterte mich, als würde er mich in einem ganz neuen Licht sehen.

»Ich wette, du bekommst nicht einmal die letzten zehn Namen der Damen zusammen, die du gefickt hast.« Gavin lachte über seinen eigenen Witz.

»Muss ich auch nicht«, gab ich zurück. »Ich nummeriere sie durch. Das ist praktischer. Willst du wissen, welche Nummer Elsie hat?«

Mir war klar, dass ich zu weit gegangen war. Trotzdem machte es mir keine Angst, dass Quentin, Jed und Sage unseren Cousin kaum unter Kontrolle bekamen und ihn von mir wegzerren mussten. Wenn er mich angriff, würde er mit einem gebrochenen Kiefer nach Hause gehen. Familie hin oder her.

»Das war unnötig«, erklärte Sage.

Ich zuckte mit den Achseln. »Er hat angefangen.«

Quentin seufzte. »Du wirst keine Ruhe geben, bis ich dir den Schuldschein überlasse, oder?«

»Nein.«

»Wie alt ist sie überhaupt? Achtzehn?«

»Neunzehn.«

»Weiß sie von deinen Vorlieben?«

Ich zeigte ihm mein teuflischstes Lächeln. »Nein.«

KAPITEL2

HARLOWE

Es war ein guter Tag. Das merkte ich daran, dass ich heute auf der Arbeit lediglich zwei Kaffeebecher aus Versehen umgestoßen hatte und mein Rucksack nach dem Kurs über Jane Austen nur einmal auf den Boden fiel, während der Inhalt sich über den Boden des weitläufigen Flurs verteilte.

Freddy, der nette Kerl aus dem Aufbaukurs Französisch, kniete sich neben mich und half mir, die Stifte und Notizen einzusammeln. »Ich wollte gerade fragen, ob es dir gut geht. Du hast heute noch gar kein Chaos angerichtet.«

Er zwinkerte mir zu, und ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Gleichzeitig gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf.

»Danke, mir geht es gut. Ich meine, so gut, wie es einem nach dem Kurs bei Professor Clarrington gehen kann. Die Bücher sind fabelhaft, aber wenn er darüber redet, habe ich die ganze Zeit Angst, einzunicken. Allerdings sollte ich mir eher Notizen machen, denn wir müssen am Ende die Hausarbeit schreiben, und wie soll ich das machen, wenn ich den Kurs verschlafe? Gehst du nachher zum Footballspiel? Ich hatte überlegt, es mir anzusehen, leider gab es keine Karten mehr. Jetzt soll das Wetter schlecht werden, und ich bin froh, nicht im Regen sitzen zu müssen.«

Endlich war alles wieder in meinem Rucksack und die Panik ließ langsam nach. Warum schaffte ich es denn nicht, meine Klappe zu halten, wenn ich aufgeregt war? Nicht, dass es an Freddy gelegen hatte – ich war dauernervös.

Zu Schnitzlers und Freuds Zeit wäre ich wahrscheinlich gegen Hysterie behandelt worden.

»Ich wollte nicht zum Footballspiel.« Freddys Lächeln vertiefte sich. »Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest vielleicht mit mir ins Kino gehen.«

Mein Herz hörte auf zu schlagen. Bat er mich gerade um ein Date? Sein Gesichtsausdruck und die Tatsache, dass er mit mir auf dem Boden kniete, sprachen dafür. Störte es ihn gar nicht, dass ich so viel plapperte?

»Kino? Kino klingt gut. Ich war schon ewig nicht mehr im Kino – nicht mehr, seit Leo den Oscar gewonnen hat. Längst überfällig, wenn du mich fragst. Hast du einen speziellen Film im Sinn? Ich mag eigentlich fast alles. Sogar Horror. Läuft gerade ein Horrorfilm? Nicht die romantischste Wahl für ein Date. Grundgütiger. Was rede ich da? Wird es überhaupt ein Date?«

Inzwischen glühten meine Ohrspitzen, und ich war dankbar, dass Freddy meinen Redefluss unterbrach, indem er vorsichtig den Finger auf meine Lippen legte.

»Alles ist gut, Harlowe. Ja, es wird ein Date und ich würde mich sehr freuen.« Er stand auf und hielt mir die Hand hin.

Mein Puls raste, und ich betete, dass ich keine schwitzigen Handflächen hatte. »Ja.« Schnell presste ich die Lippen aufeinander, damit ich nicht wieder wie ein Wasserfall weitersprudelte. Ich konnte nichts dagegen machen: Wenn ich nervös wurde, konnte ich meinen Mund nicht unter Kontrolle bringen. Mein Bruder hatte mir schon früher oft empfohlen, einen Ballknebel dabeizuhaben, um ihn notfalls anlegen zu können. Er war fünfzehn Jahre älter und hatte schon damals nichts mit mir anfangen können.

Unsicher, wie es jetzt weiterging, strich ich meine Haare hinters Ohr. Zaghaft lächelte ich Freddy an. Hoffentlich wirkte es nicht so verkrampft, wie es sich anfühlte.

»Miss Sutherland?«, fragte eine Stimme.

Ich drehte mich um und starrte auf eine breite Brust. Sehr breit und sehr hoch. Damit ich den Kerl ansehen konnte, musste ich ein paar Schritte nach hinten gehen und bemerkte seinen Kollegen, der direkt hinter ihm stand. »Ja?«

Während ich sie musterte, wurde mir klar, dass sie keine guten Absichten haben konnten. Die dunklen Anzüge wirkten zwar seriös, doch dass ihre Nasen jeweils mehrfach gebrochen gewesen sein mussten, war nicht zu übersehen. Das waren Schläger oder Geldeintreiber. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was sie von mir wollten – nur eine unangenehme Vermutung.

Der zweite starrte Freddy an und nickte in den Flur, der verlassen hinter uns lag. Freddy wollte protestieren. Ich hob die Hand. »Ist schon okay, Freddy. Wir sehen uns im Geschichtskurs.«

Mein Instinkt sagte mir, dass ich ihn unnötig in Gefahr gebracht hätte, wenn ich ihn den Helden hätte spielen lassen. Die Männer umgab eine eindeutig kompromisslose Aura.

»Sicher?«

»Ganz sicher.« Obwohl ich der Panik nahe war, musste ich die Worte dieses Mal hervorwürgen. Der Wasserfall stand endlich still. Ich sah Freddy hinterher, froh, dass er nicht mitbekommen würde, was die Kerle von mir wollten.

»Miss Harlowe Sutherland?«, vergewisserte der Typ sich erneut.

»Ja.«

»Schwester von Jason Sutherland?«

Mir wurde schwindelig. Ich hätte mir denken können, dass Jason in Schwierigkeiten war. Um nicht zu weinen, biss ich mir auf die Unterlippe.

Ich nickte schwach.

Der erste Schrank wirkte zufrieden, während der zweite sich umsah. »Würden Sie bitte mit uns kommen, Miss? Es ist in Ihrem eigenen Interesse, kein Aufsehen zu erregen.« Wie im Film öffnete er sein Jackett und zeigte mir die Waffe im Holster darunter, als hätte ich mir nicht längst denken können, dass er gefährlich war.

Mehr als ein weiteres Nicken brachte ich nicht zustande. Mir fiel auf, dass sie mich nicht anfassten.

Meine Hand umklammerte den Träger meines Rucksacks und ich ging gehorsam mit ihnen. Was hätte ich sonst tun sollen? Ich verwünschte den Tag, an dem Jason angefangen hatte, zu spielen. Wir kamen ohnehin kaum über die Runden und ich musste ständig Überstunden im Coffeeshop machen, kam knapp mit dem Stoff meiner Kurse mit – alles nur, weil er sich gnadenlos überschätzte.

Bisher war ich noch nie von brutal aussehenden Männern abgeholt worden. Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle auf.

Sie führten mich zu einem schwarzen SUV und bedeuteten mir, auf den Rücksitz zu klettern, bevor sie vorn Platz nahmen. Beide behielten mich im Rückspiegel die ganze Zeit im Auge.

Nach ein paar Minuten gewann ich meine Fassung wieder. »Geht es meinem Bruder gut? Es hat doch mit meinem Bruder zu tun, oder? Ich meine, es kann kein Geheimnis sein, sonst hätten Sie mir bestimmt die Augen verbunden. Wohin fahren wir?«

»Zu Mister Moretti, Miss.«

Mein Magen machte einen Satz. Aus einem Grund, der mir selbst nicht klar war, fragte ich mich unmittelbar: zu welchem Moretti? Eigentlich war es nämlich egal, ich wollte nichts mit irgendeinem von ihnen zu tun haben. Sie waren Gangster und skrupellos. Ich hatte als Kind unzählige Horrorgeschichten gehört, die meine Mum Jason erzählt hatte, damit er nicht mit ihnen durch die Gegend zog.

Bestimmt war es Quentin, der Boss. Verlieh er nicht Geld? Oder war es Sage? Ich hatte keine Ahnung, wer von ihnen was tat und wie genau ihr Unternehmen lief, und ich wollte es nicht herausfinden. Mein Blutdruck verkraftete es schon kaum, Sin Moretti jeden Morgen zu sehen.

Der Name wurde ihm gerecht. Er war schön wie die Sünde und wahrscheinlich sehr viel gefährlicher, als der maßgeschneiderte Anzug vermuten ließ. Dann waren da die Tattoos, die unter dem Hemd hervorschauten. Am Hals und den Handgelenken.

Früher war er öfter zu unserem Haus gekommen, wenn er Jason abgeholt hatte, doch da war ich ein Kind gewesen. Ich kam nicht auf die Namen der anderen Cousins, nahm mir aber vor, Jason danach zu fragen, wenn ich fertig damit war, ihn anzubrüllen, weil er uns ständig in Schwierigkeiten brachte. Grundgütiger. Wie viele Morettis gab es eigentlich?

»Dauert es noch lange, bis wir da sind? Ich habe heute Nachmittag zwei Kurse, die ich nicht verpassen darf. Außerdem bin ich gerade um ein Date gebeten worden, zu dem ich wirklich gern gehen würde. Ich meine, ich verstehe sowieso nicht, was ich bei Mister Moretti soll. Es ist ja nicht so, als hätte ich Geld, um meinen Bruder auszulösen. Darum geht es, oder?«

»Das wissen wir nicht, Miss.« Schrank Nummer zwei klang inzwischen recht genervt.

Ich wollte die nächsten Fragen abfeuern, als der Fahrer auf einen großen Parkplatz bog. Es war ein normaler Bürokomplex – einer dieser glänzenden Wolkenkratzer, bei denen man sich wunderte, welcher arme Kerl die ganzen Fenster putzen musste. Zumindest fragte ich mich das immer.

Er hielt vor dem Eingang und Schrank Nummer zwei stieg aus. Als er die Tür öffnete, schnallte ich mich mit zitternden Fingern ab und ließ mir von ihm aus dem Wagen helfen. Er nahm meinen Rucksack und sein Kollege fuhr davon.

Ich folgte ihm in die Eingangshalle und bewunderte den polierten Marmorboden. Es war zumindest kein abgelegener Schrottplatz, auf dem niemand meine Schreie hörte. Trotzdem hatte meine Atmung sich beschleunigt.

Statt mit dem Aufzug nach oben zu fahren, glitt die Kabine nach unten. Irritiert spähte ich in den dunklen Raum, der vor uns lag. Das wenige Selbstbewusstsein, das noch übrig war, zerkrümelte zu winzigen Partikeln.

Der Schrank schaltete das Licht an und ich starrte mit großen Augen in den Saal. Ich befand mich in einem Kasino. In einem sehr gespenstischen, da außer uns niemand da war. Warum sollte man ein unterirdisches Kasino in einer Stadt wie Las Vegas eröffnen? Die Antwort durchzuckte mich wie ein glühender Blitz: weil hier illegale Dinge geschahen. Was für Dinge, das überstieg meine Vorstellungskraft.