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Sie war ein Star, doch jemand wollte sie tot sehen ...
Lieutenant Eve Dallas ist nicht gerade das, was man ein Partygirl nennt, sie hat aber trotzdem erstaunlich viel Spaß auf der promiüberladenen Veranstaltung zur Feier von The Icove Agenda, einem Film, der auf Eves berühmtestem Fall basiert. Ein bisschen unheimlich ist es für sie zwar schon, die Schauspielerin, die sie selbst spielt, zu beobachten, denn sie könnte fast ihr lange verloren geglaubter Zwilling sein. Doch das ist nicht halb so beunruhigend, wie die Schauspielerin, die ihre Partnerin Peabody spielt, ertrunken auf dem Grund des Dachterrassenpools im Luxusgebäude des Regisseurs zu finden …
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Seitenzahl: 665
Veröffentlichungsjahr: 2017
Buch
Lieutenant Eve Dallas ist nicht gerade das, was man ein Partygirl nennt, sie hat aber trotzdem erstaunlich viel Spaß auf der promiüberladenen Veranstaltung zur Feier von The Icove Agenda, einem Film, der auf Eves berühmtestem Fall basiert. Ein bisschen unheimlich ist es für sie zwar schon, die Schauspielerin, die sie selbst spielt, zu beobachten, denn sie könnte fast ihr lange verloren geglaubter Zwilling sein. Doch das ist nicht halb so beunruhigend, wie die Schauspielerin, die ihre Partnerin Peabody spielt, ertrunken auf dem Grund des Dachterrassenpools im Luxusgebäude des Regisseurs zu finden. Talentiert, aber unhöflich und unbeliebt, hat diese gerade erst beim Dinner eine peinliche Szene hingelegt. Jetzt ist sie tot und Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungen, die Eve leitet. Und die ist mehr als bereit, die High Heels auszuziehen und wieder die Rolle einzunehmen, für die sie geboren wurde: die als Cop.
Autor
J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und veröffentlichte 1981 ihren ersten Roman. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 500 Millionen Exemplaren überschritten. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.
Von J. D. Robb bereits erschienen (Auswahl)
Blutige Verehrung · Sein teuflisches Herz · Eiskalte Nähe · Im Licht des Todes · Der liebevolle Mörder · Geliebt von einem Feind · So tödlich wie die Liebe · Das Böse im Herzen · Zum Tod verführt · Aus süßer Berechnung · Verführerische Täuschung · Tödlicher Ruhm
J. D. Robb
Tödlicher Ruhm
Roman
Deutsch von Uta Hege
Vom Ruhm zur Schande führt ein ausgetretener Pfad.
Thomas Fuller
Die Gier nach Macht, danach, andere zu beherrschen,
entflammt das Herz mehr als jede andere Leidenschaft.
Tacitus
1
Frustriert und gleichzeitig bedauernd sah sie sich den Toten an. Er lag in dem stillen Zimmer auf einem weinroten Sofa, und auf seinem hellgrauen Pullover breitete sich um den Griff des silbernen Skalpells sein Herzblut aus. Langsam wanderte ihr grimmiger Blick über den Leichnam und das kunstvolle Arrangement aus Obst und Käse auf dem hübschen Holztablett, das auf dem Couchtisch stand.
»Er wurde ebenfalls aus nächster Nähe umgebracht.« Sie hatte nicht nur die Augen, sondern auch die Stimme eines Cops. Langsam richtete sie ihren schlanken, durchtrainierten Körper wieder auf. »Er liegt gemütlich auf der Couch. Der Droide ist deaktiviert, und über der Tür leuchtet das Bitte-nicht-stören-Schild. Trotzdem liegt er entspannt auf dem Sofa und hat keine Angst, als jemand den Raum betritt und sich über ihn beugt. Vielleicht weil er unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln steht. Allerdings gehe ich davon aus, dass die toxikologische Untersuchung nichts ergeben wird. Er kannte sie. Er hatte keine Angst vor ihr.«
Sie trat an die Tür. Den Kopf zwischen den Händen haltend, saß eine hübsche, blonde Frau auf dem Fußboden im Flur, grinsend stand ein frischgebackener, weiblicher Detective neben ihr.
Sie selbst blieb in der Tür des Zimmers stehen, in dem der Tote lag.
»Und cut! Das habt ihr wirklich super hingekriegt!«
Auf das Signal des Regisseurs brachen am Set – das dem privaten Arbeitszimmer des verstorbenen W. B. Icove Junior nachempfunden war – geschäftiger Lärm und Bewegung aus.
Eve Dallas, Lieutenant der New Yorker Polizei, die schon einmal in diesem Arbeitszimmer über einem toten Mann gestanden hatte, der sich anders als der Tote jetzt nicht aufgerichtet hatte, um sich ausgiebig am Hinterteil zu kratzen, spürte, wie das seltsame Gefühl des Déjà-vu verflog.
»Ist das Wahnsinn oder was?« Neben ihr führte Peabody einen zurückhaltenden, kleinen Tanz auf und trommelte fröhlich mit den Absätzen der pinkfarbenen Cowboystiefel, die sie zwischenzeitlich täglich trug, auf dem Fußboden herum. »Wir sind an einem echten Filmset und sehen uns selber bei der Arbeit zu. Und wir machen eine ausgezeichnete Figur.«
»Es ist seltsam.«
Noch seltsamer war es, als sie sich plötzlich selbst mit einem breiten Grinsen im Gesicht entgegenkam.
So dämlich grinste sie doch sicher nicht. Das war mindestens so seltsam, wie sich selbst – oder zumindest einer ziemlich guten Doppelgängerin – bei bereits getaner Arbeit zuzusehen.
»Lieutenant Dallas. Super, dass Sie es geschafft haben, ans Set zu kommen. Ich konnte es wirklich kaum erwarten, Sie kennenzulernen.« Die Schauspielerin gab ihr die Hand.
Eve hatte Marlo Durn schon einmal gesehen, allerdings mit dunkelgrünen Augen, blondem Haar und solariumgebräunter Haut. Deshalb brachten ihr aktuelles kurzes, wild zerzaustes, braunes Haar, die braunen Augen und das kleine Grübchen in der Mitte des Kinns, das ihrem eigenen Grübchen nachempfunden war, Eve ein wenig aus dem Gleichgewicht.
»Und Detective Peabody.« Marlo drückte ihren langen Ledermantel – der genauso aussah wie der Mantel, den Eve während der Ermittlungen im Icove-Fall von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte – einer Garderobiere in die Hand.
»Ich bin ein Riesenfan von Ihnen, Miss Durn. Ich habe mir alle Ihre Filme angesehen.«
»Nennen Sie mich bitte einfach Marlo«, bat sie Peabody. »Weil wir schließlich Partnerinnen sind. Na, was halten Sie von alledem?« Sie zeigte auf das Set und an ihrem Finger blitzte die Kopie des Eherings, den Eve am Finger trug. »Kommen wir der Sache nahe?«
»Unbedingt«, erklärte Eve, denn tatsächlich kam sie sich hier wie am Ort eines Verbrechens vor, an dem die Leute Spuren verwischten, weil sie durch die Gegend trampelten, bevor die Kriminaltechnik erschien.
»Roundtree – der Regisseur – will, dass es möglichst authentisch rüberkommt.« Marlo zeigte mit dem Kopf auf den bulligen Mann, der vor einem Bildschirm saß. »Und er kriegt immer, was er will. Deshalb filmen wir ja auch hier in New York. Hoffentlich hatten Sie Zeit, um sich in Ruhe alles anzuschauen und ein Gefühl dafür zu kriegen, was hier läuft. Obwohl ich das Buch von Nadine Furst damals noch gar nicht gelesen hatte, wollte ich die Rolle unbedingt, als ich von dem Projekt erfuhr. Und Sie, Sie beide, haben diese Dinge tatsächlich erlebt. Ach, was brabbele ich für ein dummes Zeug.«
Sie lachte unbekümmert auf. »Aber ich bin eben meinerseits ein Riesenfan von Ihnen, Eve. Ich beschäftige mich schon seit Monaten mit allem, was Sie betrifft. Ich war sogar mehrmals mit zwei richtigen Detectives unterwegs, auch wenn es Roundtree leider nicht geschafft hat, Ihren Commander dazu zu bewegen, dass er mich und K. T. Ihnen beiden bei der Arbeit zusehen lässt. Aber«, fuhr sie fort, ehe Eve ihr eine Antwort geben konnte, »seitdem ich selbst Eve Dallas bin, kann ich verstehen, warum Sie das nicht wollen.«
»Okay.«
»Ich brabbele schon wieder dummes Zeug. K. T. Komm her und sag der richtigen Detective Peabody hallo.«
Die Kollegin, die in ein Gespräch mit ihrem Regisseur vertieft war, drehte sich verärgert um, setzte dann aber sofort ihr Lächeln für die Öffentlichkeit auf.
»Es ist mir eine Ehre.« Sie trat auf die Gruppe zu, gab den beiden Polizistinnen die Hand und sah sich Peabody genauer an. »Sie haben sich die Haare wachsen lassen.«
»Ja, ein bisschen. Ich habe gerade Ihren letzten Film Teardrop gesehen. Sie waren einfach fantastisch.«
»Ich werde Dallas kurz entführen.« Marlo hakte sich bei ihrem Rollenvorbild ein. »Lassen Sie uns einen Kaffee trinken«, schlug sie vor und schleifte Eve aus Icove Juniors nachgebautem Arbeitszimmer in den nächsten nachgebauten Raum. »Die Produzenten haben dafür gesorgt, dass ich dieselbe Sorte kriege, die Sie trinken, und inzwischen bin ich einfach süchtig nach dem Zeug. Meine Assistentin hat den Tisch in meinem Wohnwagen für uns gedeckt.«
»Müssen Sie denn nicht mehr arbeiten?«
»Ein Großteil unserer Arbeit besteht darin, stundenlang darauf zu warten, dass es weitergeht. Was in Ihrem Job wahrscheinlich ähnlich ist.« In Stiefeln, Jeans und mit einem Schulterhalfter, in dem, wie Eve hoffte, nur eine Attrappe steckte, führte Marlo sie an den verschiedenen Kulissen, zahlreichen Gerätschaften und all den Leuten, die das Studio bevölkerten, vorbei.
Vor der Kulisse, die ihrer eigenen Abteilung nachempfunden war, blieb Eve stehen. Der abgenutzte Fußboden, die Arbeitsplätze mit den übervollen Schreibtischen, vor allem aber die Tafel mit den Aufnahmen der Toten sahen genauso aus wie im vergangenen Herbst auf dem Revier. Das Einzige, was fehlte, waren die Cops und der Geruch nach Schweiß, Kristallzucker und abgestandenem Kaffee.
»Ist es richtig so?«
»Ja – vielleicht ein bisschen größer als in Wirklichkeit, nehme ich an.«
»Das wird man im Film aber nicht sehen. Auch Ihr eigenes Büro haben sie genau kopiert, damit sie mich oder die anderen aufnehmen können, wenn wir an den Schreibtischen der anderen vorbei dorthin oder von dort aus loslaufen, wenn es zum nächsten Einsatz geht. Wollen Sie es sich mal ansehen?«
Sie liefen weiter an der falschen Wand und einer Freifläche vorbei, die im Film wahrscheinlich nicht zu sehen wäre, und betraten die Kopie von Eves Büro auf dem Revier. Sogar an das schmale Fenster hatte man gedacht, auch wenn durch dieses Fenster statt der Stadt das Studio zu sehen war.
»Die Aussicht auf die Wolkenkratzer und die Flieger wird mithilfe des Computers eingefügt«, erklärte Marlo, als Eve vor das Fenster trat. »Ein paar Szenen hier und auch die Szene im Besprechungsraum, in der Sie die Verschwörung zwischen Icove, Unilab und der Akademie Brookhollow aufdecken, haben wir schon gedreht. Das war unglaublich intensiv. Die Dialoge haben wir direkt dem Buch entnommen, weil es heißt, dass Nadine Furst zahlreiche Originalzitate eingeflochten hat. Sie hat die Realität unglaublich gut in eine spannende Handlung eingepackt. Obwohl ich davon ausgehe, dass die Realität als solche schon spannend genug gewesen ist. Sie wissen nicht, wie sehr ich Sie bewundere.«
Überrascht und etwas unbehaglich sah Eve die Schauspielerin an.
»Die Arbeit, die Sie täglich leisten, ist unglaublich wichtig, und Sie machen einen sehr guten Job. Aber auch ich bin wirklich gut in meinem Job und habe das Gefühl, dass meine Arbeit wichtig ist. Nicht so wichtig wie die Aufdeckung eines globalen Klon-Kartells, aber ohne Kunst, ohne Geschichten und die Leute, die diese Geschichten erst lebendig machen, wäre unsere Welt ein engerer und traurigerer Ort.«
»Auf jeden Fall.«
»Als ich angefangen habe, mich mit dieser Rolle zu befassen, wurde mir bewusst, dass mir Authentizität noch nie zuvor so wichtig war. Nicht nur wegen der Möglichkeit, damit einen Oscar zu gewinnen – obwohl der hübsche, goldene Kerl sich auf dem Sims meines Kamins gut machen würde –, sondern weil die Sache wirklich wichtig ist. Ich weiß, Sie haben bisher nur die eine Szene verfolgt, aber ich hoffe, dass Sie mir sagen werden, falls Ihnen dabei etwas nicht richtig vorgekommen ist.«
»Aus meiner Sicht haben Sie alles richtig dargestellt«, beruhigte Eve die Schauspielerin achselzuckend. »Die Sache ist die, es ist ein bisschen seltsam und verwirrend, jemanden zu sehen, der genau dasselbe tut und sagt wie damals ich. Aber gerade, weil es seltsam und verwirrend für mich ist, haben Sie Ihre Sache offenbar sehr gut gemacht.«
Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf den Lippen ihres Gegenübers aus. Und nein, sagte sich Eve, so lächelte sie selbst ganz sicher nie.
»Dann bin ich beruhigt.«
»Und das hier.« Eve betrachtete noch einmal die Kopie ihres Büros. »Ich habe das Gefühl, als müsste ich mich an den Schreibtisch setzen, um ein paar Papiere durchzugehen.«
»Wenn Carmandy das hört, wird sie begeistert sein. Sie ist für die Requisite zuständig. Und jetzt lassen Sie uns Kaffee trinken gehen. Ich muss nämlich bald wieder ans Set.«
Sie traten durch die Tür in die Oktobersonne, die 2060 wesentlich beständiger als in den Jahren davor war, und Marlo zeigte auf ein anderes Haus. »Wenn wir hier entlanggehen, kommen wir an einem Teil der Kulisse Ihres eigenen Wohnhauses vorbei. Preston hat Ihnen sicher schon gesagt, dass sie dort ein paar Werbeaufnahmen machen wollen, während Sie und Peabody hier sind? Valerie Xavier, unsere Frau fürs Marketing, wird sich um alles kümmern. Sie ist wirklich gut.«
»Die Fotos wurden kurz erwähnt.«
Wieder verzog Marlo ihren Mund zu einem breiten Lächeln und rieb Eve den Arm. »Ich weiß, Sie stehen nicht gern im Rampenlicht, aber das wäre eine super Werbung für den Film – und vor allem würden wir uns alle über ein paar Aufnahmen mit Ihnen beiden riesig freuen. Ich hoffe natürlich, dass Sie heute Abend zu der Dinnerparty kommen. Sie und Roarke.«
»Wir haben es auf jeden Fall eingeplant.« Denn leider gab es keinen echten Grund, um nicht zu diesem blöden Fest zu gehen.
Marlo lachte fröhlich auf. »Im Grunde aber wünschten Sie, Sie hätten einen heißen Fall und kämen deshalb um die Einladung herum. Stimmt’s?«
»Sie sind anscheinend wirklich gut in Ihrem Job.«
»Es wird heute Abend netter, als Sie denken. Was nicht weiter schwierig werden dürfte, weil ein solches Fest aus Ihrer Sicht die reinste Folter ist.«
»Haben Sie mein Büro verkabelt?«
»Nein, aber ich hoffe, dass ich mich inzwischen gut in Sie hineinversetzen kann.« Marlo tippte sich gegen die Stirn. »Deshalb weiß ich, dass Sie sich auf dieser Feier besser amüsieren werden, als Sie denken. Von Julian werden Sie begeistert sein. Er hat Roarkes Akzent, seine Körpersprache, hat sich dessen Aura des verführerischen, einflussreichen Mannes zugelegt, und außerdem sieht er fantastisch aus, ist lustig und charmant, und die Zusammenarbeit mit ihm macht wirklich Spaß. Haben Sie gerade einen Fall?«
»Wir haben gerade einen abgeschlossen.«
»Den Whitwood-Center-Fall, wie er in den Medien heißt. Wie gesagt, ich verfolge Sie auf Schritt und Tritt. Aber selbst, wenn Sie gerade keinem neuen Fall nachgehen, haben Sie mit den Ermittlungen Ihrer Kollegen sicher noch genug zu tun, werden als Zeugin vor Gericht gebraucht und beraten die Beamten Ihres Dezernats. Sie haben also immer alle Hände voll zu tun. Und daneben …«
Als Eves Handy schrillte, brach sie ab.
»Dallas.«
Hier Zentrale, Lieutenant Dallas. Kontaktieren Sie bitte den Beamten an der Ecke Zwölfter, Dritter West. Es gibt dort einen ungeklärten Todesfall.
»Verstanden. Lieutenant Dallas und Detective Delia Peabody sind unterwegs.« Sie legte auf und rief ihre Kollegin an. »Wir haben einen Fall. Wir treffen uns am Auto.«
Eilig steckte sie ihr Handy wieder ein, sah Marlo an und meinte: »Tut mir leid.«
»Kein Problem. Sie haben einen Fall hereinbekommen, während wir hier stehen. Das ist wahrscheinlich eine blöde Frage, aber was ist es für ein Gefühl, wenn man Sie kontaktiert und Ihnen sagt, dass irgendwo ein Mensch gestorben ist?«
»Als müsste ich mich wieder an die Arbeit machen. Danke für die Führung.«
»Dabei haben Sie bisher nur einen kleinen Teil gesehen. Big Bang Productions haben hier in den Chelsea Piers so was wie Dallas World erbaut. Wir werden mindestens noch zwei, drei Wochen drehen. Vielleicht schaffen Sie es ja, noch einmal vorbeizukommen, bevor die Dreharbeiten abgeschlossen sind.«
»Vielleicht. Aber jetzt muss ich wirklich los. Wir sehen uns dann heute Abend, falls die Arbeit nicht dazwischenkommt.«
»Viel Glück.«
Eve bahnte sich einen Weg zurück zum VIP-Parkplatz, auf dem ihr Wagen stand. Sie war bestimmt nicht froh, dass wieder einmal ein Mensch gestorben war, aber wenn der arme Tropf schon hatte sterben müssen, war sie auch nicht unfroh, dass der Anruf der Zentrale vor dem schwachsinnigen Fotoshooting mit den Schauspielern gekommen war.
Marlo Durn erschien ihr durchaus nett. Vielleicht war sie etwas zu emotional, doch davon abgesehen kam sie ihr sympathisch, klug und ganz bestimmt nicht wie ein Arschloch vor. Trotzdem hatte es sie etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, in einer Umgebung, die genauso wie ihr eigenes Umfeld aussah, ihrer Doppelgängerin bei ihrer eigenen Arbeit zuzuschauen.
Dallas World.
Oje.
Inzwischen hatte Peabody den Parkplatz ebenfalls erreicht. »Hätte ich mir denken sollen, dass ausgerechnet jetzt ein neuer Fall reinkommt. Aber das hat wirklich Spaß gemacht. Und Preston – Preston Stykes, der Assistent des Regisseurs – hat mir eine Statistenrolle angeboten. Nächstes Wochenende wollen sie ein paar Straßenszenen drehen. Da darf ich eine Passantin spielen, in Großaufnahme und vielleicht sogar mit einem kurzen Text. Ich wette, ausgerechnet dann kriege ich einen dicken Pickel oder so.« Sie fuhr suchend mit der Hand durch ihr Gesicht. »Weil man immer Pickel kriegt, wenn man in Großaufnahme abgelichtet wird.«
»Ist Ihnen das schon oft passiert? Das mit den Großaufnahmen, nicht das mit den Pickeln. Ihre Pickel interessieren mich nicht.«
»Das wird das erste Mal für mich.« Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück, während sich Eve hinter das Steuer schwang. »Und heute Abend geht’s auf Tuchfühlung mit echten Stars. Ich werde in der Park Avenue im schicken Haus eines der coolsten Regisseure Hollywoods und Gründers von Big Bang Productions mit lauter Berühmtheiten zu Abend essen.« Peabody brach ihre Pickelsuche ab und presste eine Hand gegen ihren Bauch. »Ich glaube, mir wird schlecht.«
»Dann kotzen Sie einfach nachher dem coolsten Regisseur von Hollywood in sein ohne Zweifel schickes Gästeklo.«
»Er, ich meine Roundtree, hat Sie eben gesucht. Er wollte gerade einen seiner Laufburschen losschicken, um zu gucken, wo Sie sind.«
»Ich hatte das unwirkliche Erlebnis, von mir selbst durch mein Büro geführt zu werden.«
»Oh! Unser Büro. Ich hätte mich an meinen eigenen Schreibtisch setzen können. Oder vielleicht auch an Ihren.«
»Nein.«
»Es ist doch nur eine Filmkulisse.«
»Trotzdem nein.«
»Sie sind gemein. Aber Ihr anderes Ich ist wirklich nett. Ich darf sie Marlo nennen. Wogegen mein eigenes anderes Ich relativ zickig ist.«
»Da haben Sie’s. Sie haben die Rollen eben wirklich gut besetzt.«
»Haha. Aber im Ernst, nach zwei, drei kurzen Sätzen hat das Weib mich einfach abserviert. Wissen Sie, was sie gesagt hat?«
»Woher sollte ich das wissen? Ich war schließlich nicht dabei.«
»Dann werde ich es Ihnen sagen.« Stirnrunzelnd setzte Peabody ihre geliebte mehrfarbige Sonnenbrille auf. »Sie hat gesagt, wenn mich Nadine in ihrem Buch tatsächlich richtig dargestellt hätte, würde ich es nie zu etwas bringen, weil es mir an Durchsetzungsvermögen fehle. Ich müsste dringend an mir arbeiten, wenn ich nicht bis zum Ende meiner Dienstzeit Ihre Handlangerin bleiben wolle.«
Eve runzelte erbost die Stirn. Immerhin war ihre Partnerin aufgeweckt und couragiert genug gewesen, einen Ring korrupter Cops aus dem Verkehr zu ziehen.
»Dann ist sie sogar eine Oberzicke«, stimmte Eve ihr zu. »Und Sie sind bestimmt nicht meine Handlangerin.«
»Das stimmt. Ich bin Ihre Partnerin, und, okay, Sie sind mein Lieutenant, aber das macht mich noch lange nicht zu einer arschkriecherischen Untergebenen.«
»Es ist nicht unterwürfig, sondern zeichnet eine gute Polizistin aus, wenn sie Befehle, die man ihr im Dienst erteilt, befolgt. Im Übrigen sind Sie meistens alles andere als devot, sondern gehen mir mit Ihrer permanenten Besserwisserei entsetzlich auf den Keks.«
»Vielen Dank. Mein anderes Ich ist echt nicht nett.«
»Was mein anderes Ich genauso sieht.«
»Jetzt bin ich verwirrt.«
»Marlo und K. T. können sich nicht ausstehen. Das hat man nach den Aufnahmen gemerkt. Kaum, dass die Szene im Kasten war, haben sie sich wortlos voneinander abgewandt und kein Wort mehr gewechselt, bis Marlo K. T. gerufen hat, um sie uns vorzustellen.«
»Offenbar hatte ich meine rosarote Hollywoodfan-Brille auf, denn ich habe nichts davon gemerkt. Sie haben wahrscheinlich recht. Es ist bestimmt nicht leicht, so eng mit jemandem zusammenzuarbeiten, den man nicht leiden kann.«
»Deshalb heißt es ja auch Schauspielkunst.«
»Und davon abgesehen kam es mir vor, als ob mein anderes Ich einen viel dickeren Hintern hat als ich.«
»Auf jeden Fall.«
»Echt?«
»Peabody, ich habe mir den Hintern dieser Frau nicht näher angesehen, und ich habe auch nur selten die Gelegenheit, mir Ihren Hintern anzuschauen. Aber ich bin bereit zu sagen, dass der Hintern der Zicke dicker ist, wenn Sie das glücklich macht und das Thema Hollywood und Schauspieler damit erledigt ist.«
»Okay, nur eins noch. Mein anderes Ich ist außerdem noch eine Lügnerin. Sie hat zu mir gesagt, sie müsste sich auf ihre nächste Szene vorbereiten, aber als ich an den Wohnwagen vorbei zum Parkplatz ging, habe ich sie gesehen und vor allem gehört. Sie hat gegen die Tür eines der Wohnwagen gehämmert und gebrüllt: ›Ich weiß, dass du da drin bist, du verdammtes Schwein. Mach die verfluchte Tür auf.‹ Oder etwas in der Art.«
»Und vor wessen Wohnwagen hat sie so rumgeschrien?«
»Keine Ahnung, aber sie war wirklich angefressen, und es war ihr vollkommen egal, wer ihr Gekeife alles mitbekommt.«
»Habe ich nicht immer schon gesagt, dass Sie eine jähzornige Zicke ohne jede Klasse sind?«
Peabody seufzte, stellte dann aber mit einem Lächeln fest. »Auf alle Fälle bin ich nicht devot.«
»Nachdem das geklärt ist, kümmern wir uns jetzt vielleicht erst einmal um unseren neuen Todesfall«, schlug Eve vor und stellte den Wagen hinter einem Streifenwagen ab.
»Ein Besuch in einem Filmstudio, ein neuer Fall und ein Abendessen mit Berühmtheiten. Das ist ein wirklich toller Tag.«
Für Cecil Silcock war er das leider nicht, denn er hatte schon früh an diesem Tag sein Leben ausgehaucht.
Er lag auf dem Boden seiner teuren Küche, und die Fliesen mit dem schwarz-goldenen Leopardenmuster erinnerten Eve aufgrund des Blutes, das aus der Kopfwunde des armen Kerls geflossen war, an ein erlegtes Tier.
In Wahrheit aber hatte jemand nicht ein Tier, sondern den armen Cecil umgebracht. Auch der hauchdünne Kaschmirmorgenmantel, den er angezogen hatte, bevor jemand einen schweren, stumpfen Gegenstand auf seinen Schädel krachen ließ, war mit seinem Blut getränkt. Aus der Platzwunde in seiner Stirn schloss Eve, dass er bei dem Sturz gegen den Rand der goldenen Arbeitsplatte auf der schwarzen Kochinsel geprallt und dann erst auf den Fliesen aufgekommen war.
Der Rest der Küche, Ess- und Wohn-, Schlaf-, Gäste- und Badezimmer war makellos sauber und so steril wie die Ausstellungsräume eines exklusiven Innendekorateurs.
»Es gibt keine Einbruchsspuren«, erklärte der Beamte an der Tür. »Der Ehemann des Opfers ist im Schlafzimmer. Er sagt, er wäre in den letzten beiden Tagen auf Geschäftsreise gewesen und hätte den Toten in der Küche vorgefunden, als er heute Morgen statt wie eigentlich geplant erst heute Nachmittag wieder nach Hause kam.«
»Und wo ist sein Koffer?«
»Ebenfalls im Schlafzimmer.«
»Ich brauche die Aufnahmen der Überwachungskameras.«
»Der Partner sagt, dass die Alarmanlage ausgeschaltet war, als er nach Hause kam. Angeblich hat das Opfer häufiger vergessen, das Ding anzustellen.«
»Sehen Sie trotzdem nach, ob die Kamera vielleicht irgendetwas aufgezeichnet hat.« Eve sprühte ihre Hände und die Schuhe ein, warf das Spray in ihren Untersuchungsbeutel, hockte sich neben den Toten und bat ihre Partnerin: »Überprüfen Sie seine Identität und finden den genauen Todeszeitpunkt heraus. Er hat einen harten Schlag gegen die linke Kopfhälfte bekommen. Seine Schläfe und die Augenhöhle wurden von einem breiten, schweren, flachen Gegenstand erwischt.«
»Cecil Silcock, sechsundfünfzig Jahre alt, wohnhaft unter dieser Anschrift, seit vier Jahren verheiratet mit Paul Havertoe, Gründer und Betreiber von Good Times, einem Unternehmen, das sich auf die Planung und die Ausrichtung von Partys spezialisiert hat.«
»Für ihn selber sind die guten Zeiten jetzt vorbei.« Eve setzte sich auf ihre Fersen und schaute sich in der Küche um. »Es gibt keine Einbruchsspuren, und die ganze Bude sieht so aus, als hätte eine Putzfee ihren Zauberstab geschwenkt. Er trägt einen Ehering – bestimmt aus Platin – mit einem dicken, fetten Diamanten, und allein hier in der Küche stehen jede Menge teurer elektronischer Geräte, die man relativ problemlos aus der Wohnung schaffen kann. Raub scheidet als Motiv demnach wohl aus.«
»Todeszeitpunkt zehn Uhr sechsunddreißig. So, wie Cecil angezogen ist, und da offensichtlich niemand in die Wohnung eingebrochen ist, hat er den Mörder sicherlich gekannt. Er hat ihn hereingelassen, ist dann wieder in die Küche gegangen, wahrscheinlich, um Kaffee aufzusetzen oder so. Und dann macht’s plötzlich Bäng, und seine guten Zeiten sind vorbei«, mutmaßte Peabody.
»So könnte es gewesen sein. Oder vielleicht hatte Cecil auch Gesellschaft, während Paul auf Reisen war. Wir werden noch überprüfen, wo genau er sich während der letzten beiden Tage aufgehalten hat. Er ist also in die Küche gegangen, um ein feines Frühstück für sich selbst und seinen Gast zu zaubern, und dann schlägt ihm dieser Gast den Schädel ein. Oder der Ehemann kommt heim, stellt fest, dass Cecil ungezogen war, und geht deshalb auf ihn los.« Eve musterte den Toten.
Der Beamte kam zurück. »Die Alarmanlage ist seit achtundvierzig Stunden aus, Lieutenant. Es gibt keine Aufnahmen von letzter Nacht oder von heute früh.«
»Okay. Fangen Sie schon einmal an, die Nachbarn zu befragen. Wollen wir doch mal sehen, ob irgendwer was mitbekommen hat.«
Sie setzte ihre Mikrobrille auf und wandte sich erneut dem Toten zu. »Cecil ist genauso sauber wie die Wohnung. Er riecht nach Zitrone.« Sie schob ihr Gesicht vor das des Toten, schnupperte und richtete sich wieder auf. »Außerdem verströmt er einen leichten Kaffeeduft. Er hat also geduscht und Kaffee getrunken, bevor jemand auf ihn losgegangen ist. Es gibt keine sichtbaren Abwehr- oder anderen Verletzungen außer der, die er aufgrund des Schlags davongetragen hat. Er kriegt eins gegen den Kopf, kracht gegen den Rand der Kochinsel und schlägt sich beim Aufprall auf die Fliesen noch die andere Schläfe auf. Seltsam, oder?«
»Was?«
»Wie sauber und wie aufgeräumt hier alles ist.«
»Vielleicht war das Opfer einfach ordentlich?«
»Vielleicht. Wahrscheinlich.« Eve nahm ihre Brille wieder ab, stand auf und sah sich suchend um. »Ich sehe keinen AutoChef. Was soll das für eine Küche sein?« Sie öffnete die Kühlschranktür. »Lauter frische Lebensmittel, und der Kühlschrank ist genauso blank geputzt wie alles andere.« Sie zog Schubladen und Schranktüren auf. »Jede Menge Töpfe, Pfannen, technische Geräte, Geschirr, Weingläser und all das Zeug.« Sie nahm eine große, schwere, breite, flache Pfanne aus dem Schrank und wog sie prüfend in der Hand. »Die hat ganz schön Gewicht.«
»Oh, so eine hat meine Oma auch. Die ist aus Gusseisen. Sie hat sie von ihrer Großmutter geerbt und schwört, dass es nichts Besseres gibt.«
Eve betrachtete die Pfanne, hockte sich noch einmal hin und setzte ihre Brille wieder auf, um sich Cecils Kopfverletzung genauer anzusehen. Dann zog sie ein Lineal aus ihrem Untersuchungsset, legte es erst an die Wunde und dann an die Pfanne und nickte knapp.
»Habe ich es doch gewusst. Versiegeln Sie das Ding und überlassen Sie es der Spurensicherung. Vielleicht gibt es an dem Teil irgendwelche Spuren von Cecil. Cecil hat oder bekommt also Gesellschaft, beide gehen in die Küche und treten hinter die Kochinsel. Aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass gekocht wurde – und da anders als in zivilisierten Küchen der bekannten Welt hier nirgendwo ein AutoChef zu sehen ist, hätte er zum Kochen eine Pfanne, einen Rührlöffel und solches Zeug gebraucht. Und was ist mit dem Kaffee?«
»Da drüben steht eine Espressomaschine, die man mit ganzen Bohnen und mit Wasser füllt. Dann mahlt sie die Bohnen und brüht den Kaffee auf.«
»Aber sie ist leer und sauber.«
»Vielleicht hatte er ja keine Zeit mehr, um sie zu benutzen, bevor der andere auf ihn losgegangen ist.«
»Er verströmt einen ganz leichten Kaffeeduft, also kann der Mörder nicht sofort, nachdem sie hier hereingekommen waren, auf ihn losgegangen sein. Ich wette übrigens, dass dieses gusseiserne Was-auch-immer die Mordwaffe ist. Wenn er die aus dem Schrank geholt hat, wo ist dann das Zeug, das er darin hätte kochen oder braten wollen? Falls er sich mit jemandem gestritten hat, hat er dann etwa gleichzeitig über das Frühstück nachgedacht? Und warum hat der Mörder die Mordwaffe nach der Tat nicht einfach stehen lassen oder eingesteckt, als er gegangen ist? Stattdessen spült er sie und stellt sie wieder in den Schrank. Und zwar genau dorthin, wo sie immer steht.« Sie wandte sich an ihre Partnerin: »Was tun Sie als Erstes, wenn Sie Frühstück machen?«
»Kaffee kochen.«
»Jeder kocht als Erstes Kaffee«, stimmte Eve ihr zu. »Und so, wie Cecil riecht, hat er das ebenfalls getan. Aber ich sehe nirgendwo gekochten Kaffee, und ich sehe nirgends eine Tasse oder einen Becher stehen.«
Mit nachdenklich zusammengepressten Lippen sah auch ihre Partnerin sich in der Küche um. »Vielleicht hatte er oder hatten sie beide ja bereits gefrühstückt und schon wieder alles aufgeräumt, bevor sie in Streit geraten sind.«
»Könnte sein, aber warum hätte dann noch die verfluchte Pfanne auf der Arbeitsplatte stehen sollen? Sie hätten doch bestimmt nicht nur die Pfanne stehen lassen, aber alles andere ordentlich an seinen Platz geräumt. Wobei die Pfanne ganz eindeutig noch hier draußen rumgestanden hat.« Sie wies auf das Gerät, das inzwischen sorgfältig versiegelt war. »Der Mörder hat die Waffe ganz spontan gewählt. Er war sauer, hat das Ding gepackt und Wham. Er hat bestimmt nicht erst die Schränke aufgemacht und eine von den Pfannen ausgewählt, um damit auf Cecil loszugehen.«
»Sie denken, dass sein Partner ihn erschlagen, danach aufgeräumt und dann die Polizei gerufen hat.«
»Ich denke, es ist an der Zeit für ein Gespräch mit ihm.«
Eve schickte den Beamten, der bisher bei Havertoe gesessen hatte, zu den Kollegen, die bereits die Nachbarschaft befragten, und schaute sich im Schlafzimmer des Paares um. Wie die Küche war der Raum mit seinem breiten Bett mit schlanken Silberpfosten und einem Berg sorgsam drapierter, schwarzer sowie weißer Kissen auf der glattgezogenen Zebra-Tagesdecke der Inbegriff urbanen Schicks. Hochglanzschränke, moderne Bilder an den Wänden und eine sinnlich geschwungene Vase, in der eine stachelige, rote Blume stand, die sicher irgendwelche scharfen, spitzen, nadeldünnen Zähne unter ihren Blütenblättern verbarg, vervollständigten das Bild.
Vor der doppelten Terrassentür war eine Sitzecke, in der Paul Havertoe auf einer silberfarbenen Couch mit roten Kissen kauerte und sich mit einem aufgeweichten Taschentuch über die Augen fuhr.
Eve schätzte, dass er gute zwanzig Jahre jünger als sein toter Gatte war. Der warme, goldfarbene Teint der glatten Wangen passte ausgezeichnet zu der Mähne dicht gewellten, seidig weichen, karamellfarbenen Haars, und der schlanke, offenbar im Fitnessclub gestählte Körper wurde durch die ordentliche Jeans mit Bügelfalte und das blütenweiße Hemd vorteilhaft betont.
Er hob den Kopf und schaute Eve aus veilchenblauen, allerdings vom Weinen rot verquollenen Augen an.
»Ich bin Lieutenant Dallas, und das hier ist Detective Peabody. Mein Beileid, Mr. Havertoe.«
»Cecil ist tot«, stieß er mit rauer Stimme aus, und Eve roch einen Hauch von Sirup neben dem Geruch seines Magnolienparfüms.
»Ich weiß, es ist im Augenblick nicht leicht für Sie, aber wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.«
»Weil Cecil tot ist.«
»Ja. Wir werden das Gespräch zu Ihrem Schutz aufzeichnen, Mr. Havertoe. Außerdem werde ich Sie über Ihre Rechte aufklären, damit alles seine Ordnung hat, okay?«
»Ist das wirklich nötig?«
»Es ist besser so. Wir werden uns so kurz wie möglich fassen, ja? Sollen wir vor Beginn dieses Gesprächs jemanden kontaktieren – einen Freund, ein Familienmitglied oder so?«
»Ich … ich kann gerade nicht nachdenken.«
»Nun, falls Ihnen jemand einfällt, geben Sie einfach Bescheid.« Sie nahm ihm gegenüber Platz und klärte ihn mit knappen Worten über seine Rechte und seine Pflichten auf. »Haben Sie alles verstanden?«
»Ja.«
»Okay, gut. Sie waren also geschäftlich unterwegs?«
»Bei einem Kunden in Chicago«, stimmte er ihr zu. »Wir haben eine Eventagentur. Ich kam heute früh zurück und …«
»Sie kamen also heute Morgen aus Chicago. Wann genau?«
»Ich schätze gegen elf. Ich hätte erst um vier wieder nach Hause kommen sollen, aber ich war früher fertig, und ich wollte Cecil überraschen.«
»Also haben Sie den Flug kurzerhand umgebucht?«
»Ja, genau. Ich habe meinen Rückflug vorverlegt und kam dann mit dem Taxi her. Wie gesagt, ich wollte Cecil überraschen.« Mit einem erstickten Schluchzen presste er das feuchte Taschentuch erneut vor sein Gesicht.
»Sie haben einen fürchterlichen Schock erlitten, Mr. Havertoe, ich weiß. Welches Taxiunternehmen haben Sie benutzt? Nur fürs Protokoll.«
»Wir fahren immer mit Delux.«
»Okay. Und als Sie nach Hause kamen«, fuhr Eve fort, während Peabody auf leisen Sohlen den Raum verließ, »was ist da passiert?«
»Ich kam herein und brachte mein Gepäck ins Schlafzimmer, aber Cecil lag nicht mehr im Bett.«
»Hätte er denn um diese Zeit daheim sein sollen?«
»Er wollte heute hier zu Hause arbeiten. Er hatte für heute Nachmittag einen Kunden einbestellt. Den sollte ich wahrscheinlich jetzt kontaktieren.« Er blickte sich mit tränenfeuchten Augen um. »Ich sollte …«
»Wir werden Ihnen dabei helfen«, fiel ihm Eve erneut ins Wort und sah ihn fragend an. »Was haben Sie dann getan?«
»Ich … ich habe nach ihm gerufen – so, wie man das macht, wenn man nach Hause kommt. Ich ging davon aus, dass er in seinem Arbeitszimmer ist. Das liegt direkt neben der Küche, mit Blick auf den Hof, weil er gerne bei der Arbeit hinunter auf unseren kleinen Garten schaut. Doch dann sah ich ihn auf dem Boden liegen. Sah ihn auf dem Boden liegen. Er war tot.«
»Haben Sie irgendetwas in der Küche angefasst?«
»Ich habe Cecil berührt. Ich habe seine Hand genommen. Er war tot.«
»Fällt Ihnen irgendjemand ein, der Cecil etwas hätte antun wollen?«
»Nein. Nein. Alle lieben Cecil.« In einer dramatischen Geste presste er das nasse Tuch gegen sein Herz. »Ich liebe Cecil.«
»Wen hätte er Ihrer Meinung nach hereingelassen, während er nur seinen Morgenmantel trug?«
»Ich …« Verzweifelt kämpfte Havertoe gegen das Zittern seiner Lippen an. »Ich glaube, dass Cecil ein Verhältnis hatte. Ich glaube, dass es einen anderen gab.«
»Warum glauben Sie das?«
»Er kam ein paarmal erst sehr spät nach Hause und – es gab deutliche Anzeichen.«
»Haben Sie ihn deshalb zur Rede gestellt?«
»Ja, aber er hat es abgestritten.«
»Hatten Sie deswegen Streit?«
»Jedes Paar hat hin und wieder Streit. Wir waren glücklich. Ich mit ihm und er mit mir.«
»Aber trotzdem hatte er eine Affäre.«
»Das war nur ein kleiner Seitensprung.« Havertoe betupfte sich die Augen. »Das wäre bald wieder vorbei gewesen. Mit wem auch immer Cecil mich betrogen hat … dieser Kerl hat ihn sicher umgebracht.«
»Wer könnte das aus Ihrer Sicht gewesen sein?«
»Ich weiß es nicht. Ein Kunde? Irgendwer, den er auf einem unserer Events getroffen hat? Wir lernen immer jede Menge Leute kennen, da ist die Versuchung groß, es mitunter mit der Treue nicht allzu genau zu nehmen.«
»Sie haben eine wirklich schicke Wohnung, Mr. Havertoe.«
»Wir sind sehr stolz auf unser Heim. Wir empfangen häufig Gäste. Das ist gute Werbung fürs Geschäft.«
»Ich schätze, deshalb haben Sie die Küche aufgeräumt«, erklärte Eve im Plauderton, als Peabody wieder ins Zimmer kam. »Sie wollten nicht, dass irgendwer die Unordnung dort sieht.«
»Ich … was?«
»Wollte Cecil gerade Frühstück machen, als Sie früher als erwartet heimgekommen sind? Oder hatte er bereits gefrühstückt, und Sie konnten sehen, dass er dabei nicht allein gewesen war? Dass er sie betrogen hatte, während Sie in Chicago waren? Dass er ein böser Junge war?«
»Er ist tot. Sie sollten nicht so über ihn reden.«
»Wann, haben Sie gesagt, dass Sie zu Hause waren?«
»Ich … ich glaube, gegen elf.«
»Das ist seltsam, Mr. Havertoe«, mischte sich Peabody in das Gespräch. »Weil Ihr Flieger nämlich schon um acht Uhr fünfundvierzig in New York gelandet ist.«
»Ich … ich musste noch ein paar Besorgungen machen.«
»Und der Fahrer von Delux hat Sie um zehn nach neun hier vor der Haustür abgesetzt.«
»Ich … ich habe noch einen Spaziergang gemacht.«
»Mit Ihrem Gepäck?«, fragte Eve mit schräggelegtem Kopf. »Nein, das haben Sie nicht. Sie sind um zehn nach neun hier angekommen, und Sie und Cecil haben angefangen zu streiten, während einer von Ihnen beiden beim Kaffeekochen und beim Frühstückmachen war. Sie wollten wissen, mit wem er zusammen war, während Sie in Chicago waren. Sie wollten, dass er aufhört, Sie zu betrügen. Sie haben gestritten, und dann haben Sie nach der gusseisernen Bratpfanne gegriffen und sie ihm vor lauter Wut gegen den Kopf geknallt. Nach allem, was Sie für ihn getan hatten, musste er Sie derart schändlich hier in Ihrer eigenen Wohnung hintergehen. Wer kann es Ihnen da verdenken, dass Sie ausgerastet sind? Sie wollten ihn nicht töten, nicht wahr, Paul? Sie waren einfach fürchterlich verletzt und außer sich vor Zorn.«
»Ich habe ihn nicht umgebracht. Sie haben sich mit der Zeit vertan. Das ist alles.«
»Nein, Sie haben sich mit der Zeit vertan. Sie sind zu früh zurückgekommen. Dachten Sie, Sie würden ihn erwischen, während er es hier in Ihrem Bett mit jemand anderem treibt?«
»Nein, nein, so war das nicht. Ich wollte ihn überraschen, wollte, dass es wieder so wie früher wird. Ich habe sogar sein Lieblingsfrühstück für ihn gemacht! Mandarinen-Orangensaft-Mimonas, Haselnusskaffee, Eier Benedikt und Toast mit Himbeermarmelade.«
»Sie haben sich sehr viel Mühe gemacht.«
»Ich habe alles selbst gemacht und den Tisch mit seinem Lieblingsporzellan gedeckt.«
»Aber das wusste er nicht zu schätzen. Sie hatten all die Zeit und Mühe investiert, um ihm etwas Besonderes zu bieten, und er hat es Ihnen nicht gedankt.«
»Ich … bin noch einmal weggegangen, ein bisschen rumgelaufen, um mich abzuregen, und als ich zurückkam, war er tot.«
»Nein, Paul. Sie haben sich mit ihm gestritten und sind mit der Pfanne auf ihn losgegangen. Es war wie ein Reflex. Sie waren so verletzt und wütend, dass Sie mit der Pfanne auf ihn losgegangen sind. Und dann war es zu spät. Also haben Sie die Küche aufgeräumt und alle Sachen wieder in den Schrank gestellt.« Während sein toter Partner direkt vor ihm auf dem Boden lag. »Sie haben die gusseiserne Pfanne sorgfältig geschrubbt.« Hatte das Blut des eigenen Ehemanns vom Pfannenboden abgewischt. »Haben dafür gesorgt, dass alles wieder ordentlich und sauber ist, wie es ihm gefallen hat.«
»Ich habe das nicht gewollt! Es war ein Unfall.«
»Meinetwegen.«
»Er hat mir erklärt, dass er die Scheidung will. Dabei war ich immer für ihn da. Ich habe stets für ihn gesorgt. Er hat gesagt, ich würde ihn ersticken, und er hätte endgültig genug davon, dass ich in seinen Sachen wühle, in seinem Terminkalender schnüffele und ihn ständig anrufe. Er hätte genug von mir. Von mir. Ich habe Frühstück für ihn gemacht, und er wollte sich scheiden lassen.«
»Das ist wirklich hart.«
2
Nachdem Havertoe verhaftet, der Bericht geschrieben und der Fall erfolgreich abgeschlossen war, saß Eve an ihrem Schreibtisch und suchte verzweifelt eine Möglichkeit, um dem verfluchten Abendessen zu entgehen.
In der Hoffnung, eine Spur zu finden, der sie umgehend persönlich nachgehen müsste, ging sie alle offenen Fälle ihrer Leute durch, und als das nichts brachte, überlegte sie, ob sie nicht einfach irgendeinen alten Fall ausgraben und behaupten sollte, dass es unerlässlich war, ihm schnellstmöglich noch einmal nachzugehen.
Wie ein echter Notfall klänge das natürlich nicht, vor allem nicht für Peabody, die bei der Aussicht, auf zahlreiche Berühmtheiten zu treffen, bereits völlig aus dem Häuschen war
»Was ziehen Sie heute Abend an?«
»Keine Ahnung. Irgendwas.«
»Lang oder kurz?«
»Wie, lang oder kurz?«
»Ihr Outfit. Kurz, um Ihre tollen Beine zu betonen, oder lang und enganliegend, damit alle sehen, wie schlank Sie sind?«
Eve ging zum dritten Mal einen Bericht ihres Kollegen Baxter durch, denn schließlich war es immer besser, wenn man gründlich arbeitete. »Sie denken eindeutig zu häufig über meinen Körper nach.«
»Ich denke Tag und Nacht an kaum was anderes. Aber im Ernst, Dallas, machen Sie eher einen auf sexy oder auf zurückhaltend, auf elegant oder auf hipp?«
»Vielleicht mache ich einen auf zurückhaltende, sexy, hippe Eleganz. Was zum Teufel das auch immer ist.« Sie zeichnete Baxters Bericht gemächlich ab. »Vor allem kann Ihnen mein Outfit doch vollkommen schnuppe sein.«
»Kann es nicht, denn ich habe zwei Möglichkeiten, und sobald ich weiß, in welche Richtung Sie tendieren, kann ich mich daran orientieren. In einem meiner Oberteile kommen meine beiden Mädels wirklich gut zur Geltung, aber wenn Sie ein dezentes Outfit wählen, stelle ich sie vielleicht besser nicht derart zur Schau. Also …?«
Verblüfft fuhr Eve auf ihrem Stuhl herum. »Bilden Sie sich allen Ernstes ein, ich würde Ihnen dabei helfen zu entscheiden, ob Sie diesen Leuten heute Abend Ihre Titten zeigen sollen?«
»Schon gut. Ich werde einfach Mavis fragen.«
»Gut. Warum sind Sie und Ihre beiden hübschen Mädels überhaupt in meinem Büro?«
»Weil unsere Schicht gleich endet, und weil Sie versuchen, Zeit zu schinden und wenn möglich einen Grund zu finden, um nicht mit auf dieses Fest zu gehen.«
»Da haben Sie recht.«
Peabody öffnete den Mund, fing dann aber an zu lachen und erklärte gut gelaunt: »Nun kommen Sie schon, Dallas, es wird sicher lustig. Schließlich werden auch Nadine, Mavis und Dr. Mira dort sein, und wie oft bekommen wir schon die Gelegenheit, mit Berühmtheiten zu feiern?«
»Hoffentlich wird dies das letzte Mal. Und jetzt fahren Sie mit Ihren Mädels heim.«
»Wirklich? Aber wir haben noch zehn Minuten Dienst.«
Und die Chance, innerhalb von zehn Minuten noch einen brandheißen Fall hereinzukriegen, war gering. »Wer ist hier der Boss?«
»Sie, Ma’am. Danke! Tausend Dank! Wir sehen uns dann heute Abend.«
Glücklich stürzte Peabody davon, traurig unterschrieb Eve einen weiteren Bericht und starrte auf ihr Link. Doch sie konnte starren, wie sie wollte, es klingelte nicht, weil sämtliche Touristen, die durch die Fifth Avenue flanierten, von einem verrückten Heckenschützen ins Visier genommen wurden, also gab sie mit einem Seufzer auf und wandte sich ebenfalls zum Gehen.
Es war nur ein Abendessen, machte sie sich auf dem Weg in die Garage selber Mut. Das Essen wäre sicher gut, und wie Peabody ihr in Erinnerung gerufen hatte, wären dort jede Menge Leute, die sie kannte, deshalb müsste sie sich auch nicht stundenlang mit irgendwelchen Fremden unterhalten, die sich einzig deshalb für sie interessierten, weil sie Mordermittlerin und obendrein die Frau eines schwerreichen Unternehmers war.
Doch sie käme an dem Abend sicher nicht umhin, sich an Vater und Sohn Icove zu erinnern, angesehene Ärzte, die versucht gewesen waren, in ihrem unterirdischen Labor Gott zu spielen. Sie hatten dort Menschen geklont, die nicht perfekten Exemplare aussortiert und andere ein ums andere Mal kopiert, erzogen, ausgebildet und versklavt.
Am Ende hatte eines ihrer eigenen Geschöpfe die beiden Männer umgebracht.
Nach dem Abendessen wäre dieser Fall für sie endgültig abgeschlossen. Abgesehen davon, dass sie zur Premiere der Verfilmung des Falls müsste. Aber danach wäre es für sie vorbei mit der Berühmtheit, und sie schlösse ein für alle Mal mit dem Fall Icove ab.
Wie viele dieser Wesen liefen wohl noch irgendwo da draußen durch die Gegend?, überlegte sie. Wie viele der Geschöpfe, die von diesen Unholden erschaffen worden waren? Sie dachte an die Kinder, die sie hatte gehen lassen, und an Avril Icove, die drei Avril Icoves, die mit Icove Sohn verheiratet gewesen waren.
Ob die Klone Nadines Buch gelesen hatten? Ob sie mitverfolgten, ganz egal, wo sie auch immer waren, wie groß das weltweite Interesse an ihrer Entstehung immer noch war?
Sie dachte auch an das, was sie und Roarke nicht hatten retten können, als das unterirdische Labor mit all den Reagenzgläsern und Waben in die Luft geflogen war. Wegen des Buchs, des Films, des allgemeinen Hypes und der Schauspielerin in dem langen schwarzen Mantel gingen ihr die Leben, die in dem Labor des Grauens geschaffen, aber auch beendet worden waren, einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Sie wollte und sie musste endlich einen Schlussstrich unter den Fall Icove ziehen und wäre deshalb froh, wenn die Sache mit dem Film vorüber war.
Sie ließ die Schultern kreisen, als sie in die Einfahrt ihres Grundstücks bog. Es war nur ein Abend, machte sie sich nochmals Mut, als sie in Richtung ihres prachtvollen Zuhauses fuhr.
Falls das milde Wetter anhielt, würden sie und Roarke an ihrem nächsten freien Abend auf einer der zahlreichen Terrassen speisen. Mit Wein und Kerzenlicht. Und vielleicht würden sie danach im Licht der Sterne noch auf ihrem Anwesen spazieren gehen.
An solche Dinge hatte sie, bevor sie Roarke getroffen hatte, nie gedacht und hätte sie auch nicht gewollt. Aber inzwischen gab es Roarke und dieses prächtige Zuhause, und sie hatte das Verlangen, beides zu genießen, wann auch immer sich eine Gelegenheit dazu ergab.
Sie parkte vor dem ausgedehnten Haus und blickte zu den hübschen Türmen und Zinnen auf. Vielleicht würde die Party ja nicht so lange dauern. Vielleicht könnten sie nach ihrer Rückkehr zumindest noch im Sternenlicht spazieren gehen.
Beim Aussteigen fuhr sie mit einer Hand über den frisch verheilten Arm. Sie spürte immer noch ein leichtes Ziehen in ihrem Ellbogen, aber davon abgesehen waren die Verletzungen aus Dallas fast verheilt. Die Erinnerung hingegen … Ja, sie hatte das Verlangen, alles zu genießen, was das Leben ihr inzwischen bot.
Wie immer, wenn sie heimkam, wartete der dürre Summerset zusammen mit dem fetten Kater im Foyer.
»Wie ich sehe, haben Sie keine Ausrede gefunden, um der abendlichen Feier fernzubleiben«, stellte er sarkastisch fest.
Die Nervensäge hatte sie durchschaut. »Für einen schnellen Mord reicht meine Zeit auf jeden Fall noch aus. Vor allem, wenn ich ihn gleich hier verüben kann.«
»Trina hat eine Nachricht für Sie hinterlassen.«
Eve erstarrte, weil das Blut in ihren Adern schockgefror. »Falls Sie sie in dieses Haus gelassen haben, bringe ich Sie beide um.«
»Sie ist noch in der Stadt und macht Mavis und Peabody zurecht, deshalb schafft sie es nicht mehr, vor dem Event vorbeizukommen und nach Ihrem Haar zu sehen. Aber wie dem auch sei«, fuhr er mit monotoner Stimme fort, noch während die Erleichterung das Blut erneut durch ihre Adern fließen ließ, »hat Sie Ihnen telefonisch detaillierte Anweisungen für Ihr Haar und Ihr Make-up erteilt.«
»Ich weiß selber, wie ich mich für eine blöde Dinnerparty fertig mache«, murmelte sie böse vor sich hin und stürmte in den ersten Stock.
Sie warf ihre Jacke und ihr Waffenhalfter auf das Bett im Schlafzimmer und starrte böse auf das Blinklicht des dort installierten Links. »Bildet Trina sich tatsächlich ein, ich wüsste nicht, wie man eine verdammte Dusche nimmt oder sich irgendwelche Sachen ins Gesicht klatscht?«, fragte sie den Kater, der ihr hinterhergelaufen war. »Ich mache so was schließlich nicht zum ersten Mal.«
Zwar hatte sie sich früher nie derart gestylt, aber seit zwei Jahren brezelte sie sich – wenn auch meistens mit Roarkes Hilfe – regelmäßig auf.
Der Kater starrte sie mit seinen zweifarbigen Augen reglos an, und knurrend trat sie vor das Link und rief die Nachricht der Stylistin auf.
Tun Sie einfach, was ich sage, und Sie werden präsentabel sein. Ich werde erfahren, wenn Sie es vermasseln, also geben Sie sich etwas Mühe, ja? Also, am besten fangen Sie mit einer ausgiebigen, heißen Dusche und dem Granatapfel-Peeling an.
Eve setzte sich aufs Bett und ließ den Vortrag über sich ergehen. Sie sollte tausend Sachen tun. Dabei würde sich doch sicher niemand, der noch ganz bei Trost war, so viel Arbeit machen, nur, weil er auf eine Party eingeladen war.
Wer zum Teufel sollte merken, ob sie sich mit der Granatapfelpampe einrieb?
Okay, falls Trina auf dem Fest erschiene, würde sie es sofort sehen.
Wenigstens wäre die ausgiebige, heiße Dusche kein Problem für sie.
Bis sie mit der Dusche und dem Peeling, mit der Bodylotion, dem Gesichtsauffrischer und der rotzähnlichen Glibbermasse für die Haare durch war, hegte sie ernsthafte Mordgedanken. Während sie irgendwelches buntes Zeug auf ihre Wimpern und die Lider, ihre Wangen und die Lippen schmierte, fluchte sie über die Person, die irgendwann auf die bescheuerte Idee gekommen war, dass eine Frau nur attraktiv war, wenn sie Kriegsbemalung trug.
Sie beschloss, dass es ihr reichte, und kehrte in dem Moment ins Schlafzimmer zurück, als Roarke den Raum betrat.
Wie zum Teufel schaffte er es, ohne all den Kleister in Gesicht und Haaren so fantastisch auszusehen? Keins der zahlreichen Produkte, die ihr Trina aufzwang, könnte noch etwas verbessern an dem seidig weichen, dichten schwarzen Haar und dem von wohlmeinenden Engeln fein gemeißelten Gesicht mit den leuchtend blauen Augen und dem vollen, perfekten Mund, der lächelte, als er sie sah.
»Da bist du ja.«
»Woher weißt du, dass ich es bin? Unter all der Farbe könnte auch jemand anderes stecken.«
»Lass mich gucken.« Er trat auf sie zu und presste ihr die Lippen auf den Mund.
»Doch, du bist es«, bestätigte er mit seiner melodiösen Stimme, in der stets ein Hauch von Irland mitklang. »Meine Eve.«
»So fühle ich mich aber nicht. Warum kann ich nicht mit meinem eigenen Gesicht auf diese Feier gehen?«
»Also bitte, Schatz, das tust du doch. Du hast es nur ein bisschen aufgemotzt. Du siehst nicht nur unglaublich sexy aus, sondern du riechst auch so.«
»Das ist Granatapfel und noch irgendein anderes Zeug, das mir Trina aufgezwungen hat. Warum ertrage ich es überhaupt, dass sie mich derart schikaniert?«
»Das kann ich nicht sagen.« Und das würde er auch niemals tun. »Wie war es im Studio?«
»Seltsam, aber diese Durn ist echt okay. Allerdings sind wir schon früher wieder weggegangen, weil wir zu einem neuen Fall gerufen worden sind.«
»Ach ja?«
»Der im Handumdrehen abgeschlossen war.«
»Wobei es dir wahrscheinlich leidtut, dass du nicht noch länger aufgehalten worden bist«, stellte er mit einem breiten Grinsen fest. »Aber erzähl mir doch erst mal von Marlo Durn und von den anderen, während ich unter die Dusche springe«, schlug er vor.
»Ich nehme an, dass du zumindest einen Teil der Leute kennst, weil du schließlich schon des Öfteren auf Tuchfühlung mit irgendwelchen Stars gegangen bist.«
Er brummte unbestimmt, als er aus seinen Kleidern stieg. »Hmm. Mit Marlo Durn bin ich niemals auf Tuchfühlung gegangen, was es für uns alle deutlich leichter machen sollte, nachdem sie in ihrer neuen Rolle in den Zeitungen zu sehen war. Denn, so wie sie jetzt aussieht, könnte sie deine Schwester sein.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Was ziemlich seltsam ist.« Die Hände in den Taschen ihres Morgenrocks, lehnte sie an der Tür und schaute seinem Prachtarsch auf dem Weg zur Dusche hinterher. »Aber K. T., die Peabody im Film, ist eine blöde Kuh.«
»Das habe ich gerüchteweise schon gehört«, rief er über das Rauschen des Wassers hinweg. »Und auch, dass sie und Durn sich angeblich nicht riechen können. Also wird der Abend sicher interessant.«
»Vielleicht gehen sie ja aufeinander los«, überlegte Eve mit hoffnungsvoller Stimme. »Das würde ich wirklich gerne sehen.«
»Also lass uns hoffen, dass eine der beiden Grazien die Contenance verliert.«
»Die Kulissen sind echt unheimlich. In meinem Studio-Dezernat haben nur die Krümel auf Jenkinsons Schreibtisch gefehlt. Die und der Geruch, aber der stellt sich auch auf einer Wache erst nach Jahren ein.«
Als er wieder aus der Dusche trat und sich ein Handtuch um die Hüften schlang, fragte sie mit neiderfüllter Stimme: »Das ist alles? Das ist alles, was du machen musst? Es ist einfach nicht gerecht.«
»Vielleicht macht ja die Tatsache, dass du dich nicht rasieren musst, einen Teil von deinem Elend wett.«
»Das reicht ganz sicher nicht.«
Sie trat vor den Schrank, öffnete die Tür und runzelte erneut die Stirn.
»Was soll ich anziehen? Die Auswahl ist einfach zu groß. Wenn man nur ein schickes Kleid besitzt, zieht man es einfach, ohne nachzudenken, an. Ein voller Schrank verkompliziert die Dinge nur. Peabody hat mich vorhin so lange wegen meines Outfits vollgelabert, dass ich ihr am liebsten kurzerhand die Zunge aus dem Mund gezogen hätte, um sie damit zu erwürgen. Sie und Trina haben mich mit ihren stundenlangen Vorträgen fast wahnsinnig gemacht.«
Amüsiert gesellte Roarke sich zu ihr vor den Schrank. »Das hier«, meinte er und reichte ihr ein kurzes Kleid mit einer Schärpe und mit einer Blume in derselben Farbe und demselben Material. Es schimmerte nicht wirklich blau und auch nicht wirklich grün, hatte zwei daumenbreite Schulterträger und wies einen tiefen, runden Ausschnitt auf.
»Woher weißt du, dass es dieses Kleid hier ist?«
»Das kleine Schwarze ist aus gutem Grund ein echter Klassiker, aber vor allem hier in New York sieht man die Dinger überall. Deshalb wirst du etwas Buntes nehmen, einen vollen Ton, der obendrein noch einen warmen Schimmer hat. Es ist feminin, doch schlicht und sexy, ohne dass du dich um diesen Sexappeal bemühst.«
Sie nahm das Kleid entgegen, drehte es herum und zog die Braue hoch, als sie den tiefen Rückenausschnitt sah. »Ohne dass ich mich darum bemühe?«
»Ohne, dass du dich zu sehr darum bemühst. Du hast auch passende Schuhe zu dem Kleid.«
»Ach ja?«
»Ach ja, und als Schmuck legst du am besten Diamanten an. Überlass die Farbe deinem Kleid.«
»Welche Diamanten? Du hast mir inzwischen jede Menge von dem Zeug geschenkt. Warum machst du das?«
Amüsiert von der Verzweiflung in ihrer Stimme, gab er gut gelaunt zurück: »Das ist eine Krankheit. Ich kann nichts dagegen tun. Ich werde sie dir holen, wenn du angezogen bist.«
Wortlos sah sie zu, wie er einen Anzug aus dem Wald an Anzügen in seinem Teil des Schrankes nahm. Dazu wählte er ein schiefergraues Hemd und einen silbergrauen Schlips.
»Warum trägst du selber keine Farbe?«
»Weil ich auf diese Art als Hintergrund für meine wunderschöne Frau fungieren kann.«
Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Den Satz hast du dir vorher schon zurechtgelegt.«
»Die Wahrheit muss man sich nicht erst zurechtlegen.«
Sie pikste den Anzug mit ihrem Zeigefinger an. »Genau wie den.«
»Wie zynisch du mitunter bist.« Er ging an ihr vorbei und tätschelte ihr leicht das Hinterteil. Sie hatte auch noch andere zynische Bemerkungen auf Lager, doch die hob sie sich auf.
Grimmig stieg sie in das Kleid, bat ihre Füße, ihr den Abend in den meterhohen High Heels zu verzeihen, steckte ihre Waffe, ihre Dienstmarke sowie ihr Handy in eine der lächerlichen Taschen, die für Frauen ein vorgeschriebenes Accessoire auf abendlichen Festen waren, und schaute auf den Schmuck, mit dem ihr Mann zurückgekommen war.
»Das alles?«
»Ja, das alles«, meinte er und zog seine Krawatte ordentlich zurecht.
»Mit diesem Zeug könntest du sicher ganz New Jersey kaufen.«
»Ich sehe diesen Schmuck lieber an meiner Frau.«
»Damit kann man mich wahrscheinlich sogar aus dem Weltraum sehen.« Widerstrebend legte sie die schicke Uhr, das funkelnde Armband und die hell glitzernden Ohrgehänge an.
»Nein, nicht so«, erklärte er, als sie mit dem Verschluss der Drei-Strang-Kette rang. »So.« Er rückte die drei Ketten sorgfältig zurecht, damit sie in ihren Ausschnitt vorn und hinten fielen, und bevor sie eine zynische Bemerkung über Diamanten auf den Schulterblättern machen konnte, drehte sie den Kopf und musste zugeben, dass sie sehr elegant und gleichzeitig echt cool aussah.
»Inzwischen sind die Abende recht kühl.« Er hielt ihr einen kurzen, durchsichtigen Mantel hin, der wie ein dünner Film über dem Kleid und den wie Sterne durch den Stoff hindurchfunkelnden Diamanten lag.
»Seit wann habe ich den denn?«
»Auf jeden Fall hast du ihn jetzt.«
Wieder lag ihr eine vorlaute Bemerkung auf den Lippen, aber als sie ihn im Spiegel lächeln sah, sagte sie sich, verflucht, was soll’s.
»Wir sehen beide ziemlich gut aus.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern, schmiegte sein Gesicht an ihre Wange und erklärte: »Allerdings.«
»Dann fahren wir jetzt besser los und spielen ein bisschen Hollywood.«
Sie fühlte sich tatsächlich wie in einem Film. Die Kulisse, die Kostüme all der anderen Gäste und selbst die Beleuchtung waren sorgsam arrangiert. Obwohl Mason Roundtree hauptsächlich in Kalifornien lebte, hatte er auch bei der Ausstattung seiner New Yorker Bleibe nicht gespart.
Das in der Park Avenue gelegene Stadthaus hatte drei Etagen sowie einen Dachgarten mit kuppelförmig überdachtem Pool. Eingerichtet hatte er das Haus modern minimalistisch hauptsächlich mit Glas, Chrom und hellem Holz, hier und da beleuchtete ein in die Decke eingelassener Strahler eine sinnliche Skulptur, eine diamantene Kugel, ein modernes, buntes Bild oder eine dramatische Schwarz-Weiß-Fotografie.
Die in Silberlicht getauchte Eingangshalle führte in den offenen Wohnbereich, der trotz der hohen Decken dank des Feuers in dem silbernen Kamin durchaus behaglich war.
»Endlich.« Mit seinem perfekt getrimmten, feuerroten Kinnbart und den wilden, roten Locken ragte Roundtree wie ein wunder Daumen aus dem schwarzen Anzug, den er trug. Er reichte Eve die Pranke, und sie fand, er hätte seinem Aussehen nach eher als Holzfäller in einen Wald als in einen eleganten Stadtsalon gepasst.
»Lieutenant Dallas«, grüßte er. »Sie zu erwischen ist nicht leicht.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Ich habe Sie heute am Set verpasst. Bevor ich Sie auch nur begrüßen konnte, waren Sie schon wieder weg.«
»Es ging um einen Mord.«
»Das habe ich gehört.« Er sah sie durchdringend aus leuchtend blauen Augen an. »Verdammt ungünstiges Timing. Ich hoffe doch, Sie finden bald die Zeit, um sich das Studio anzusehen.« Grinsend drückte er auch Roarke die Hand.
»Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
»Wir haben die Sache bald im Kasten. Ich will nichts beschreien, aber bisher lief alles völlig glatt.« Er wandte sich erneut an Eve und zupfte mit der Hand an seinem Bart. »Die Einzige, die nicht ganz mitgespielt hat, waren Sie. Sie haben uns nicht beraten, wollten uns nicht treffen, sind bisher nicht einer Essenseinladung gefolgt und geben nicht einmal Interviews.«
»Weil es mein Job ist, Morde aufzuklären, und das habe ich getan.«
»Ha!«
»Mason, du belegst unsere Ehrengäste mit Beschlag.« Eine üppige, brünette Frau mit leuchtend rotem Lippenstift und glitzernden Saphiren glitt lautlos auf sie zu. »Ich bin Masons Frau Connie Burkette. Herzlich willkommen.«
»Ich bin ein großer Fan von Ihnen«, klärte Roarke sie lächelnd auf.
»So etwas höre ich von einem attraktiven Mann natürlich gern. Aber ich bewundere Sie beide ebenfalls«, gab sie zurück und wandte sich an Eve. »Mason lebt seit beinah einem Jahr fast nur noch für dieses Projekt. Und wenn er ganz in einer Sache aufgeht, überträgt sich das natürlich auch auf mich. Ich habe das Gefühl, als würde ich Sie beide bereits kennen. Also, möchten Sie ein Glas Champagner? Wein? Was Stärkeres?«
Auf ihr unmerkliches Signal erschien ein Page mit einem Tablett voller Champagnerflöten neben ihr.
»Das ist nett. Danke.« Eve nahm sich ein Glas.
»Ihr Kleid ist einfach umwerfend. Sie tragen Leonardo, stimmt’s?«
»Richtig erkannt.«
Connie lachte kehlig und sah sie aus ihren braunen, schwerlidrigen Augen an. »Es hat mir großen Spaß gemacht, ihn und Mavis kennenzulernen. Sie ist ein unglaublich positiver Mensch. Und erst ihr süßes Baby! Aber kommen Sie erst mal mit. Ihre alten und auch Ihre neuen Freunde sind bereits fast alle da.«
»Dallas!« Elegant in einem matten bronzefarbenen Etuikleid stürzte Marlo auf sie zu. »Ich bin so froh, dass Sie es noch geschafft haben. Peabody hat erzählt, Sie hätten Ihren neuen Fall schon abgeschlossen. Ist das nicht der reine Wahnsinn?«, wollte sie von Connie wissen. »Innerhalb von ein paar Stunden hatten sie den Mörder überführt.«
»Wenn der Mörder ein Idiot ist, ist das keine große Kunst«, bemerkte Eve.
»Ihr zwei seid mir ein Paar …« Connie ergriff Eves und Marlos Hände, und Eve fragte sich, warum in Hollywood anscheinend jeder ständig das Bedürfnis hatte, andere Leute zu berühren.
»Ich kenne Marlo schon seit Jahren«, fuhr Connie fort. »Aber sie jetzt direkt neben Ihnen stehen zu sehen ist irgendwie surreal. Wobei es selbstverständlich Unterschiede gibt.« Sie legte ihren Kopf ein wenig schräg und unterzog die beiden Frauen einer eingehenden Musterung. »Marlo ist ein bisschen kleiner, ihre Augen sind ein bisschen runder, und ohne das Make-up fehlt ihr natürlich auch das Grübchen, aber auf den ersten Blick ist es …«
»… ein bisschen unheimlich«, beendete Eve den Satz.
»Genau.«
»Joel, unser Produzent, wollte sogar, dass ich mir das Grübchen anoperieren lasse.«
»Sie machen Witze, oder?«
»Nein. Er übertreibt es manchmal, aber deshalb ist er schließlich auch der Beste seines Fachs.«
»Seinetwegen habe ich mich für Unreasonable Doubt kahl rasieren lassen«, warf Connie fröhlich ein. »In dem Fall hatten er und Mason auch recht. Was der Oscar, den man mir für die Rolle verliehen hat, beweist.«
»Es war ja wohl kaum dein kahl rasierter Kopf, der dir den Oscar eingetragen hat. Du hast einfach brillant gespielt.«
»Verstehen Sie jetzt, warum ich dieses hübsche, junge Ding so gern in meiner Nähe habe?«, wandte Connie sich den beiden anderen Gästen zu. »Oh, das muss Charlotte Mira sein.«
Eve drehte sich um. »Ja, das sind Dr. Mira und ihr Mann Dennis.« Gott, wie süß er wieder mal in seinem schicken Anzug und mit den verschiedenen Socken aussah. Es reichte schon, ihn anzusehen, damit ihre Anspannung verflog.
»Ich muss mich den beiden erst einmal vorstellen. Pass gut auf unseren Star auf, Marlo«, wandte sie sich an Eves Doppelgängerin.