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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Josef Sterzinger warf einen skeptischen Blick zum Himmel. Innerhalb von Minuten waren über dem Zwillingsgipfel, ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹, dunkle Wolken aufgezogen. »Schau nur, dass du das Heu noch rechtzeitig hereinholst«, sagte der Bauer zu seinem Angestellten. Alois Birkner nickte. Der alte Knecht vom Sterzingerhof kletterte den Traktor hinauf und setzte sich auf den Fahrersitz. »Hast dein Handy eingeschaltet?«, wollte Sepp wissen. »Ruf mich an, wenn du net allein zurechtkommst.« Der Birkner-Loisl nickte wieder, zog aber die Stirn dabei kraus. Dieses neumodische Zeugs behagte ihm überhaupt nicht. Der Bauer hatte ihm letztes Weihnachten so ein Mobiltelefon geschenkt. »So was hat man heutzutag«, hatte er gemeint. »Damit ist man jederzeit und überall erreichbar.« Loisl hatte nicht so recht gewusst, ob er sich über dieses Geschenk freuen sollte. Abgesehen davon, dass er es ganz und gar nicht erstrebenswert fand, immer und überall erreichbar zu sein, kannte er außer seinen Bauern kaum jemanden, der ihn hätte anrufen sollen. »Mach's aber auch an!«, rief Sepp Sterzinger auch schon, ehe der Knecht den Motor anließ. Kopfschüttelnd, ein Grinsen auf den Lippen, blickte er dem davonfahrenden Traktor hinterher, ehe er ins Haus hineinging.
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Josef Sterzinger warf einen skeptischen Blick zum Himmel. Innerhalb von Minuten waren über dem Zwillingsgipfel, ›Himmelspitz‹ und ›Wintermaid‹, dunkle Wolken aufgezogen.
»Schau nur, dass du das Heu noch rechtzeitig hereinholst«, sagte der Bauer zu seinem Angestellten.
Alois Birkner nickte. Der alte Knecht vom Sterzingerhof kletterte den Traktor hinauf und setzte sich auf den Fahrersitz.
»Hast dein Handy eingeschaltet?«, wollte Sepp wissen. »Ruf mich an, wenn du net allein zurechtkommst.«
Der Birkner-Loisl nickte wieder, zog aber die Stirn dabei kraus. Dieses neumodische Zeugs behagte ihm überhaupt nicht. Der Bauer hatte ihm letztes Weihnachten so ein Mobiltelefon geschenkt.
»So was hat man heutzutag«, hatte er gemeint. »Damit ist man jederzeit und überall erreichbar.«
Loisl hatte nicht so recht gewusst, ob er sich über dieses Geschenk freuen sollte. Abgesehen davon, dass er es ganz und gar nicht erstrebenswert fand, immer und überall erreichbar zu sein, kannte er außer seinen Bauern kaum jemanden, der ihn hätte anrufen sollen. Meistens hatte er das Handy zwar bei sich, aber nur selten eingeschaltet …
»Mach’s aber auch an!«, rief Sepp Sterzinger auch schon, ehe der Knecht den Motor anließ.
Kopfschüttelnd, ein Grinsen auf den Lippen, blickte er dem davonfahrenden Traktor hinterher, ehe er ins Haus hineinging.
In der Diele zog der Bauer die Stiefel aus und schlüpfte in seine Hausschuhe. Mit einem Seufzer auf den Lippen betrat er die Küche und machte sich ans Kartoffelschälen.
Frauenarbeit wurde auf dem Sterzingerhof von Männern erledigt, denn Frauen gab es hier nicht.
Nicht mehr …
Sepp schälte die Kartoffeln, holte anschließend einige Mohrrüben aus dem Garten hinter dem Haus, und wusch und putzte sie. Mit ein wenig Butter, je einer Prise Salz und Zucker standen sie kurz darauf im Topf und waren bereit, auf den Herd gesetzt zu werden. Aber noch war es zu früh für das Mittagessen. Der Bauer wusch sich die Hände am Spülbecken und ging dann in die kleine Kammer hinter der Wohnstube, die ihm als Büro diente.
Zeit für die Steuerunterlagen! Morgen war schon wieder Ultimo, und die Frau von der landwirtschaftlichen Steuerberatungsgesellschaft hatte die Belege bereits angemahnt. Spätestens morgen würde Sepp also in die Stadt fahren und alles abgeben müssen.
Während er die einzelnen Posten durchsah und eintrug, fiel sein Blick gelegentlich auf die beiden Fotos, die an der Wand über seinem Schreibtisch hingen. Eines zeigte Anna, seine Frau, auf dem anderen lächelte Vroni in die Kamera.
Veronika, seine Tochter, ebenso viel zu früh von ihm gegangen, genau wie seine Anna!
Einen Moment hielt der Bauer inne und presste die Lippen aufeinander. Immer wieder kam der Schmerz zurück, auch wenn das alles schon so lange her war.
Sepp schob die traurigen Erinnerungen beiseite und machte weiter. Eine Viertelstunde später erhob er sich und nahm die Steuerunterlagen mit. Er hatte den Ordner gerade auf dem Tisch in der Diele abgelegt, als er eine bekannte Gestalt über den Hof gehen sah, die sich dem Haus näherte. Der Bauer öffnete die Haustür und nickte dem Mann entgegen.
»Grüß Gott, Hochwürden. Mal wieder auf Bergtour?«
Sebastian Trenker lächelte.
»Grüß dich, Sepp«, entgegnete er. »Na, eine Bergtour ist’s net so richtig, eher eine Wanderung. Ich komm grad von der Jenneralm, wo ich in der Hütte von der Maria nach dem Rechten geschaut hab. Und auf dem Rückweg wollt ich halt mal grüß Gott sagen.«
Der gute Hirte von St. Johann kniff das rechte Auge zu.
»Du kommst ja net zu mir in die Kirche …«, setzte er hinzu.
Der Bauer hob die Linke und winkte ab.
»Ich hab meine Gründe, wie Sie wissen«, sagte er nur.
Sebastian nickte.
»Freilich. Ich hab’s ja auch schon längst aufgegeben, dich bekehren zu wollen«, meinte er, »aber deshalb können wir ja doch hin und wieder ein paar Worte miteinander wechseln.«
»Freilich. Und einen Kaffee zusammen trinken!«
Sepp Sterzinger machte eine einladende Handbewegung und deutete auf die Bank, die vor dem Haus stand.
»Nehmen S’ nur Platz. Ich koch rasch Kaffee.«
»Danke schön. Du weißt ja, wie ich ihn mag.«
Der Bergpfarrer setzte sich, während der Bauer ins Haus ging.
Sebastian ließ seinen Blick schweifen. Der Hof bot einen prächtigen Anblick. Sepp und sein Knecht gaben sich alle Mühe, ihn gut in Schuss zu halten. Indes fragte sich der Geistliche aber auch, für wen der alte Sterzinger das alles tat. Längst hätte er den Hof verkaufen und sich mit dem Geld ein schönes Leben machen können. Nach dem Tode der Tochter hatte es auch zunächst so ausgesehen. Sepp war ein gebrochener Mann gewesen, und Sebastian hätte nie geglaubt, dass er sich jemals von diesem Schicksalsschlag würde erholen können.
An Vronis Beerdigung war es auch der letzte Tag gewesen, an dem Sepp Sterzinger die Kirche in St. Johann betreten hatte. Zwar besuchte er regelmäßig das Grab der Familie Sterzinger auf dem Friedhof von St. Johann, aber in das Gotteshaus kam er nie.
In den ersten Wochen hatte der Bergpfarrer ihm oft beigestanden. Er hatte zumindest versucht, zu helfen und Trost zu spenden, so weit es der Bauer zuließ. Doch nie war es ihm gelungen, den Alten in den Schoß der Kirche zurückzuholen.
»So, da ist er.«
Sepp stellte zwei Kaffeebecher auf den grob gezimmerten Holztisch, den noch sein Großvater aus einem Baumstamm gebaut hatte, ebenso wie die Bank, auf der der Bauer nun neben Pfarrer Trenker Platz nahm.
»Heiß, stark und schwarz, ganz so, wie Sie ihn mögen.«
Sebastian nickte dankend und trank einen Schluck.
»Ah, das tut gut!«
Der Bauer deutete zum Himmel hinauf.
Mit dem Wetter haben S’ ja noch mal Glück gehabt. Die Wolken sind weitergezogen.«
»Ja«, erwiderte der Geistliche, »aber das will ja net unbedingt was heißen. In den Bergen schlägt’s Wetter ja oft von einem Moment auf den andren um. Darum hab ich’s ja auch heut früh so eilig gehabt, zur Hütte zu kommen.«
Er war am frühen Morgen zur Jenneralm aufgebrochen. Als eine der letzten noch gut erhaltenen Berghütten stand dort jene, die der berühmten Sängerin Maria Devei gehörte. Dort war sie geboren und aufgewachsen und von dort war sie als junge Frau ausgezogen, die Welt zu erobern.
Was ihr auch gelungen war!
Die Sängerin hatte in Windeseile die Karriereleiter erklommen und war in den berühmtesten Konzerthäusern der Welt aufgetreten. Sie hatte in Fernsehshows und Filmen mitgewirkt und brachte jedes Jahr ein neues Album heraus. Auch wenn Maria in München lebte, kamen sie und ihr Mann, Richard Anzinger, doch immer wieder gerne in die Heimat der Sängerin zurück, sofern es ihre Zeit erlaubte. Denn hier, in den Wachnertaler Alpen hatten sie sich gefunden, unter Umständen, wie sie dramatischer nicht hätten sein können.
In dem tragischen Irrtum gefangen, todkrank zu sein, war Maria Devei nach St. Johann zurückgekehrt, um hier zu sterben …
Auf der Fahrt ins Wachnertal machte sie die Bekanntschaft des Münchner Kaufmannes Richard Anzinger, der sich unsterblich in die wunderschöne Frau verliebte, die ihm im Abteil des ICEs gegenübersaß. Doch in München trennten sich ihre Wege, und Richard wurde vor Kummer fast krank.
Sollte seine Liebe auf ewig unerfüllt bleiben?
Wolfgang Winkler, ein befreundeter Fotograf, erkannte die Sängerin auf der Titelseite eines Magazins und Wolfgang war es auch, der durch seine weitreichenden Verbindungen herausfand, wohin Maria gefahren war.
Richard folgte ihr sofort!
Doch als er der Frau seiner Träume seine Liebe gestand, musste er von ihrem schrecklichen Schicksal erfahren. Indes ließ Richard nichts unversucht, dass Maria sich noch einmal von Dr. Wiesinger, dem hiesigen Dorfarzt, untersuchen ließ. Unterstützt wurde er dabei von Sebastian, der seinem einstigen Pfarrkind in dieser schweren Zeit zur Seite stand.
Und das Wunder geschah!
Wie sich herausstellte, war die Sängerin kerngesund, lediglich eine stressbedingte Schwäche ließ sie an ihrer Gesundheit zweifeln. Ihr Arzt war niemand anderer, als der berühmte Internist Professor Ulrich Bernhard, der auch seinerzeit Toni Wiesingers Doktorvater gewesen war. In seiner Praxis hatte Maria heimlich die folgenschwere Diagnose gehört, die allerdings nicht die ihre, sondern die eines anderen Patienten war …
Nachdem endlich alles aufgeklärt war, stand einem glücklichen Ende nichts mehr im Wege, und zur Hochzeit ließ Richard Anzinger die alte Hütte, in der seine Frau geboren war, renovieren. Jetzt zog sich das Paar immer wieder einmal in die Einsamkeit der Berge zurück und verlebte hier glückliche Stunden.
»Wie steht’s denn mit der Ernte bei dir?«, erkundigte sich der Bergpfarrer.
Sepp Sterzinger nickte zufrieden.
»Recht gut«, antwortete er. »Wird ein gutes Jahr werden.«
»Das freut mich. Man hört’s ja allgemein.«
Sebastian trank aus und stellte den Becher auf den Tisch zurück.
»Tja, dann will ich mal wieder weiter. Dank dir noch mal, Sepp, für den Kaffee, und Pfüat di Gott, bis zum nächsten Mal.«
»Pfüat Gott«, entgegnete der Bauer und machte sich daran, den Tisch abzuräumen.
Der gute Hirte von St. Johann schritt kräftig aus. Kurz vor Mittag erreichte er das Dorf. Sebastian hatte gerade den Kiesweg überquert und nach der Klinke an der Tür des Pfarrhauses gegriffen, als es in der Ferne krachte. Grollender Donner war zu hören, und über dem Zwillingsgipfel standen schwarze Wolken.
Der Bergpfarrer schickte ein Lächeln zum Himmel und dankte dem lieben Gott, dass der ihn vor dem Unwetter, das jetzt über dem Sterzingerhof niederging, bewahrt hatte.
*
Dass der Geistliche während des Abstiegs noch lange an ihn gedacht hatte, ahnte der Bauer nicht. Josef Sterzinger stand in seiner Küche und schaltete die Platte des Herdes ein, auf der der Topf mit den Kartoffeln stand. Sepp zuckte zusammen, als es draußen plötzlich krachte.
War das Unwetter doch noch gekommen!
Der Bauer lief zur Haustür. Im selben Moment bog der Traktor in die Einfahrt des Hofes ein. Es fielen die ersten Regentropfen.
Jetzt war Eile geboten, wenn sie das Heu noch einigermaßen trocken in die Scheune bringen wollten!
Während Loisl aus dem Führerhaus kletterte, schlüpfte Sepp in seine Stiefel.
»Rasch!«, rief er und lief zum Anhänger. »Rasch, bevor alles nass wird!«
Die beiden Männer arbeiteten wie besessen, und von oben goss es in Strömen. Immerhin war das Heu in Bündeln, die schnell transportiert werden konnten. Der Bauer stand auf dem Hänger und warf sie hinunter, Sepp fing sie auf und schleuderte durch das offene Scheunentor.
»Kann ich helfen?«
Durch den prasselnden Regen war die Stimme kaum zu vernehmen. Sepp Sterzinger wischte sich über die Augen und das Gesicht und erkannte eine junge Frau, ein Madel eher noch, die unten stand und zu ihm hinaufschaute.
Der Bauer kannte sie zwar nicht, aber jetzt konnte er jede helfende Hand gebrauchen. Er nickte.
»In die Scheune damit.«
Die Unbekannte nickte und griff nach einem Heubündel. Loisl lächelte ihr zu, und gemeinsam schafften sie es in kurzer Zeit, den Anhänger zu entleeren. Dennoch hatten sie nicht verhindern können, dass viel von dem Heu nass geworden war.
»Am besten stapeln wir alles so auf, dass es trocknen kann, ehe wir es auf den Boden schaffen«, sagte der Bauer.
Sie stapelten die viereckigen Packen so übereinander, dass zwischen ihnen genug Raum frei blieb, dass der Wind hindurchfahren und das Heu trocknen konnte.
Josef Sterzinger atmete tief durch. Endlich hatte er Zeit, das hilfsbereite Madel genauer anzuschauen. Wie die beiden Männer auch, war es klitschnass geworden. Der Regen rann über den blonden Schopf, der im Nacken zu einem Zopf gebunden war, und lief über das hübsche Gesicht.
»Vielen Dank für die unerwartete Hilfe«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Ich bin der Sterzinger-Sepp, und das ist der Loisl Birkner, mein Knecht.«
Sie lächelte die beiden Männer an.
»Katharina Perlacher«, stellte sich die junge Frau vor und holte ein Taschentuch hervor, mit dem sie sich das Gesicht abtrocknete.
Sie mochte gerade mal zwanzig Jahre alt sein, hatte eine ansprechende Figur und erinnerte Sepp plötzlich an seine verstorbene Tochter.
Nicht, dass sie mit der Vroni Ähnlichkeit gehabt hätte, es war mehr ihr offensichtlich furchtlose, offene Art, auf die Menschen zuzugehen und mit anzupacken, wenn Not am Mann war.
»Freut mich«, nickte sie und schüttelte sowohl dem Bauern als auch dem alten Loisl die Hand.
»Was macht denn so ein junges Madel so ganz allein in den Bergen?«, fragte Sepp.
»Ich bin auch vom Unwetter überrascht worden«, erklärte Katharina Perlacher. »Eigentlich war ich auf Wanderung durch diese herrliche Gegend.«
In ihrem Gesicht zuckte es.
»Mein Rucksack!«, rief sie. »Hoffentlich ist er net vom Regen fortgeschwemmt worden. Als das Gewitter anfing, hab ich ihn unter einen Busch geschoben und bin rasch hergelaufen.«
Sie lächelte.
»Na ja, er wird sich schon wieder anfinden.«
Draußen war es leiser geworden. Der Regen hatte aufgehört, die dunklen Wolken zogen weiter nach Osten.
»So, auf Wanderschaft bist also«, stellte der Bauer fest, als sie vor der Scheune standen. »Hast denn gar keine Furcht, so ganz allein?«
Das Madel schüttelte unbekümmert den Kopf.
»Bis jetzt bin ich nur netten Menschen begegnet«, meinte es. »Solchen wie euch.«
»Wo kommst du denn eigentlich her?«, erkundigte sich der Knecht nebenbei.
»Ich bin aus Passau. Und jetzt wollt ich mich hier umschau’n, bevor ich nach dem Sommer mit dem Studium beginn.«
Sie sah den Bauern fragend an.
»Ihr habt wohl net eine Kammer, in der ich für ein paar Tage wohnen kann?«, fragte Kathi.
Sepp schaute skeptisch.
»Wir sind eigentlich net auf Besuch eingestellt«, antwortete er. »Und ein Hotel sind wir gleich gar net.«
Nicht, dass ihm das Madel unsympathisch gewesen wäre, ganz im Gegenteil. Aber seit diese Kathi da war, ließ ihn die Erinnerung an Vroni nicht mehr los, und die Selbstvorwürfe, die er sich seit Jahren machte, waren schlimmer, denn je.
»Eine Mahlzeit könnt ich dir höchstens anbieten«, setzte er hinzu. »Als Dank für deine …«
Erschrocken brach er ab.
»Himmelsakra …!«, rief Sepp. »Ich hab in der Aufregung ganz und gar die Kartoffeln vergessen!«
Zusammen liefen sie ins Haus. Aus der Küche drang ein brenzliger Geruch und aus dem Topf stieg eine dunkle übel riechende Rauchwolke.
»Wenn’s schief geht, dann gründlich!«
Der Bauer riss den Topf von der Herdplatte und nahm den Deckel ab.
»Schöne Bescherung!«
Er sah Kathi und Loisl an.
»Wird wohl nix mehr mit dem Mittagessen.«
Das Madel trat zu ihm.
»Lass mal schau’n.«
Kathi griff sich ein Geschirrtuch und nahm den Topf hoch.
»Na, daraus kann man auf jeden Fall noch was machen«, meinte sie. »Darf ich?«
Sepp sah sie schmunzelnd an.
»Ich glaub, erst mal brauchen wir ein paar trockne Sachen zum Anziehen«, sagte er. »Sonst erkälten wir uns noch.«
*
Freilich waren ihr Hemd und Hose viel zu groß, aber das machte nichts. Kathi hatte die Ärmel aufgekrempelt und die Hosenbeine umgeschlagen. Ihre nassen Sachen hingen schon, neben der nassen Kleidung der beiden Männer, zum Trocknen hinterm Haus auf der Leine.