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Fesselnd, leidenschaftlich, unglaublich cool!
Eve Dallas und ihre Partnerin Peabody untersuchen ein scheinbar sinnloses Verbrechen: Ein Lebensmittelhändler wurde von drei drogensüchtigen jungen Männern ermordet – nur für den Kick? Es ist der erste Fall für Peabody, den sie leiten darf, und sie stolpert gleich in eine heikle Situation: Sie belauscht unfreiwillig ihre Kollegen Garnet und Oberman bei einer Unterhaltung, in der es eindeutig um Korruption geht. Eve und Peabody setzen alles daran, ausreichend Beweise zu finden, um das schmutzige Spiel der Cops zu enttarnen. Aber auch der eigentliche Fall bereitet den beiden zunehmend Kopfschmerzen …
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Seitenzahl: 669
Veröffentlichungsjahr: 2017
Buch
Lieutenant Eve Dallas und ihre Partnerin Peabody ermitteln in einem scheinbar sinnlosen Verbrechen: Ein sehr alter Lebensmittelhändler wurde von drei drogensüchtigen jungen Männern ermordet – nur für den Kick und ein paar Snacks? Die frischgebackene Detective Peabody stolpert bald darauf in eine heikle Situation: Nach einer Trainingseinheit steht sie unter der Dusche des verlassenen Fitnessraums im Revierkeller, als sie auf einmal die Tür zur Umkleidekabine aufgehen hört. Unfreiwillig belauscht sie ihre Kollegen Oberman und Garnet bei einer Auseinandersetzung. Schnell begreift Peabody, dass es dabei um Korruption geht – und die beiden nicht nur bestechlich sind, sondern anscheinend auch mindestens einen Mord begangen haben. Eve Dallas, Peabody und Eves Ehemann Roarke setzen alles daran, ausreichend Beweise zu finden, um das schmutzige Spiel der Cops zu enttarnen – in dem Wissen, dass diese auch über Leichen gehen würden …
Autor
J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts, einer der meistgelesenen Autorinnen der Welt. Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht sie seit Jahren erfolgreich Kriminalromane.
Liste lieferbarer Titel
Rendezvous mit einem Mörder · Tödliche Küsse · Eine mörderische Hochzeit · Bis in den Tod · Der Kuss des Killers · Mord ist ihre Leidenschaft · Liebesnacht mit einem Mörder · Der Tod ist mein · Ein feuriger Verehrer · Spiel mit dem Mörder · Sündige Rache · Symphonie des Todes · Das Lächeln des Killers · Einladung zum Mord · Tödliche Unschuld · Der Hauch des Bösen · Das Herz des Mörders · Im Tod vereint · Tanz mit dem Tod · In den Armen der Nacht · Stich ins Herz · Stirb, Schätzchen, stirb · In Liebe und Tod · Sanft kommt der Tod · Mörderische Sehnsucht · Ein sündiges Alibi · Im Namen des Todes · Tödliche Verehrung · Süßer Ruf des Todes ∙ Sündiges Spiel ∙ Mörderische Hingabe
Mörderspiele. Drei Fälle für Eve Dallas
Nora Roberts ist J. D. Robb
Ein gefährliches Geschenk
J. D. Robb
Verrat aus Leidenschaft
Roman
Deutsch von Uta Hege
In der Natur des Menschen gibt es eine feste, unumstößliche Entschlossenheit, im Guten wie im Bösen, nur im Augenblick der Ausführung des Akts.
– Nathaniel Hawthorne
Sie hegte ihren Zorn, damit er nicht erlosch.
– Robert Burns
1
Der alte Mann lag tot auf einem Haufen Kaugummi und Schokoladenriegel. Durch die geborstene Scheibe eines Kühlregals ergoss sich ein Strom bunter Flüssigkeit aus kaputten Limonaden-, Sport- und Energiedrinkdosen auf den Boden und weichte die zerdrückten Sojachips, die aus aufgerissenen Tüten quollen, auf.
In einem gerahmten Foto an der Wand hinter dem Tresen sah man eine jüngere Version des toten Manns und eine Frau – wahrscheinlich seine Witwe – eng umschlungen vor der Tür des kleinen Supermarktes stehen. Ihre Augen leuchteten vor Stolz und vor Freude auf die unzähligen Möglichkeiten, die die Zukunft für das Paar bereitzuhalten schien.
Dass die Zukunft irgendwann in einer Lache leuchtend roten Bluts und zerdrückter Süßigkeiten enden würde, hatte dieser glücksstrahlende, junge Bursche sicher nicht vorausgesehen.
Inmitten dieser Szenerie von Tod und Zerstörung stand Lieutenant Eve Dallas und betrachtete die Leiche, während sie sich von einem der Beamten, die zuerst vor Ort gewesen waren, über das Geschehen informieren ließ.
»Das ist Charlie Ochi. Himmel, er und seine Frau haben diesen Laden beinah 50 Jahre lang geführt.«
Das Zucken seines Kiefermuskels verriet Eve, dass der Beamte den Toten gekannt hatte.
»Mrs Ochi ist im Hinterzimmer, wo ein Sanitäter nach ihr sieht.« Der Muskel zuckte abermals. »Sie haben nicht nur ihren Mann ermordet, sondern auch ihr selbst ein paar geklatscht.«
»Sie?«
»Die Täter waren zu dritt, hat sie gesagt. Drei junge Kerle, Anfang 20. Sie hat ausgesagt, dass einer weiß, einer schwarz und einer Asiate ist. Sie waren vorher schon mal im Laden und wurden rausgeschmissen, weil sie beim Klauen erwischt wurden. Sie hatten irgendein selbstgebautes Gerät dabei, mit dem sich die Überwachungskamera ausschalten ließ.«
Er nickte in Richtung der Kamera. »Sie meint, die drei waren total zugedröhnt. Haben gelacht wie die Hyänen, und als sie versucht hat, sie daran zu hindern, sich die Taschen wahllos mit verschiedenen Schokoriegeln vollzustopfen, haben sie ihr eine gelangt. Dann kam ihr Mann nach vorne, und obwohl er ebenfalls geschlagen wurde, hat er sich gegen die Täter behauptet, bis er das Gerät, das sie dabeihatten, in die Brust gerammt bekommen hat. Mrs Ochi sagt, er wäre umgefallen wie ein Stein. Trotzdem haben sie nicht aufgehört zu lachen, sich noch einen Haufen Bonbons, Chips und so geschnappt, ein bisschen randaliert und sind dann abgehauen.«
»Konnte sie die drei beschreiben?«
»Sogar ziemlich gut. Und was noch besser ist – wir haben einen Zeugen, der gesehen hat, wie sie abgehauen sind, er kennt einen von den Typen. Bruster Lowe, Spitzname Skid. Der Zeuge, ein gewisser Yuri Drew, sagt aus, sie wären zu Fuß in Richtung Süden abgehauen. Er hat den Überfall gemeldet und steht draußen vor der Tür.«
»In Ordnung, halten Sie die Stellung, Officer.« Eve wandte sich an ihre Partnerin. »Wie wollen Sie die Sache angehen?« Als Peabody verblüfft die dunklen Augen aufriss, fragte sie: »Wie sieht es aus? Übernehmen Sie die Leitung der Ermittlungen in diesem Fall?«
Als frischgebackener Detective brauchte ihre Partnerin einen Moment, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, aber schließlich meinte sie: »Okay. Wir überprüfen diesen Lowe, besorgen uns seine Adresse und sehen nach, ob er schon aktenkundig ist. Vielleicht stoßen wir dabei auch auf die Namen möglicher Komplizen. Außerdem geben wir sofort eine Beschreibung dieser Kerle und die Namen, falls wir welche finden, raus, weil ich mir die Schweinehunde möglichst auf der Stelle schnappen will.«
Eve beobachtete ihre Partnerin und sah, dass sie mit jedem Satz Selbstvertrauen gewann.
»Die Spurensicherung soll sich den Laden ansehen, denn diese Idioten haben sicher jede Menge Fingerabdrücke und andere Spuren hinterlassen. Außerdem hat die Kamera vielleicht noch etwas aufgenommen, ehe sie den Dienst quittiert hat, falls wir nichts darauf sehen, finden die elektronischen Ermittler vielleicht etwas.«
Der kurze, dunkle Pferdeschwanz der Polizistin wippte, als sie auf die Leiche sah. »Am besten überprüfen wir zuerst die drei Verdächtigen, zumindest den, dessen Namen wir kennen.«
»Das übernehme ich«, erbot sich Eve, und ihre Partnerin riss abermals die Augen auf.
»Echt?«
»Sie sind schließlich die Ermittlungsleiterin.«
Eve rief die Daten auf dem Bildschirm ihres Handcomputers auf. »Bruster Lowe alias Skid, weiß, 23 Jahre alt. Die letzte bekannte Adresse ist die Wohnung seiner Mutter in der Avenue B. Hat ein ellenlanges Vorstrafenregister und eine Jugendstrafakte, die nicht versiegelt ist. Drogenbesitz, Sachbeschädigung, Ladendiebstahl, Zerstörung fremden Eigentums, Autodiebstahl und so weiter und so fort.«
»Überprüfen Sie, ob er Komplizen …«
»Schon erledigt. Schließlich sind Sie nicht die Einzige, die weiß, wie man so etwas macht«, rief Eve ihr in Erinnerung. »Leon Slatter alias Slash, Mischling, 22 Jahre alt, und Jimmy K. Rogan alias Smash, schwarz, 23 Jahre alt, waren bei den meisten Straftaten dabei.«
»Das ist wirklich gut. Adressen?«
»Slatter hat anscheinend eine Bude in der Vierten West.«
»Ausgezeichnet. Officer, lassen Sie sich vom Lieutenant die Adresse und die Namen geben. Die drei Typen sollen sofort eingesammelt werden. Meine Partnerin und ich werden bei der Suche helfen, wenn wir mit der Arbeit hier am Tatort fertig sind.«
»Okay.«
»Ich knöpfe mir den Zeugen vor, und Sie nehmen die Ehefrau, okay?«, wandte sich Peabody an Eve.
»Sie sind die …«
»Ermittlungsleiterin, ich weiß. Danke, Dallas.«
Irgendwie war es makaber, dass ihr Peabody dafür dankte, dass sie ihr einen Toten weitergab, überlegte Eve, während sie in die Hocke ging, um zu überprüfen, ob der Tote wirklich Charlie Ochi war. Aber schließlich hatten sie als Mordermittlerinnen Tag für Tag mit Leichen zu tun.
Sie brachte noch ein paar Minuten mit der Untersuchung des Leichnams zu. Der Pathologe würde zweifellos bestätigen, dass Charlie Ochi weder an der aufgeplatzten Schläfe noch an den diversen blauen Flecken, die sie an seinen Armen entdeckte, gestorben war. Bestimmt hatte sein Herz aufgrund des Stromschlags, den er mit dem selbstgebauten Störsender verpasst bekommen hatte, nach knapp 83 Jahren die Arbeit eingestellt.
Sie stand wieder auf und schüttelte den Kopf über die sinnlose Zerstörung dieses vorher sicher hübschen, kleinen Markts. Soweit sie sehen konnte, hatten die beiden alten Leute ihren Laden liebevoll geführt. Zwischen den Getränkeströmen und der Lache leuchtend roten Blutes sah der Fußboden so sauber wie Fenster und Tresen aus, und die Waren, die die Bastarde nicht ausgekippt oder zertrümmert hatten, waren ordentlich in den Regalen aufgereiht.
50 Jahre, hatte der Beamte, der zuerst vor Ort gewesen war, gesagt. 50 Jahre lang hatten die Ochis dieses Geschäft betrieben, den Kunden gedient und zufrieden vor sich hingelebt, bis drei Arschlöcher beschlossen hatten, dieses Leben für nicht mehr als ein paar Tüten Sojachips und eine Handvoll Schokoriegel zu zerstören.
Nach zwölf Jahren als Polizistin konnte nichts, was Menschen anderen Menschen anzutun vermochten, sie noch wirklich überraschen, aber die Unbekümmertheit, mit der Menschenleben oft vergeudet wurden, erregte noch immer ihren heißen Zorn.
Sie ging in das Hinterzimmer, das zugleich Büro und Warenlager war.
Der Sanitäter packte gerade seine Sachen ein.
»Sie sollten sich wirklich von uns ins Gesundheitszentrum fahren lassen, Mrs Ochi.«
Doch die alte Dame schüttelte den Kopf. »Ich bleibe hier. Meine Kinder kommen mit den Enkelkindern her.«
»Aber wenn Ihre Verwandten hier sind, fahren Sie ins Krankenhaus und lassen sich dort durchchecken, okay?« Der Sanitäter legte sanft die Hand auf ihren Arm. »Es tut mir wirklich leid, Ma’am.«
»Danke.« Müde wandte sie sich ab und blickte Eve aus leuchtend grünen Augen an. »Sie haben Charlie umgebracht.«
Eve sah in ihr vom Alter faltiges und von den Schlägen angeschwollenes Gesicht. »Ja, Ma’am. Es tut mir leid.«
»Das tut es allen. Und auch diesen dreien, die ihn getötet haben, wird es eines Tages leidtun. Wenn ich könnte, würde ich persönlich dafür sorgen, dass sie diese Tat bereuen.«
»Das werden wir für Sie erledigen. Ich bin Lieutenant Dallas, und ich müsste Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Mrs Ochi fuhr mit einem Finger durch die Luft. »Ich kenne Sie. Ich habe Sie im Fernsehen in Now gesehen. Bei Nadine Furst. Charlie und ich haben die Sendung immer gern gesehen und uns sogar das Buch gekauft, das Mrs Furst über Sie geschrieben hat.«
»Im Grunde geht es darin nicht um mich.« Dabei ließ sie es bewenden, weil es wichtigere Dinge zu besprechen gab und weil ihr dieses Thema immer etwas peinlich war. »Warum erzählen Sie mir nicht, was passiert ist, Mrs Ochi?«
»Das habe ich bereits dem anderen Cop erzählt, aber wenn Sie wollen, erzähle ich es noch einmal. Ich stand hinter dem Tresen, und Charlie war hier hinten, als sie reinkamen. Sie hatten Hausverbot bei uns, denn sie waren vorher schon mal in unserem Supermarkt gewesen, hatten Sachen mitgehen lassen, Dinge umgeworfen und uns beide und unsere Kunden wüst beschimpft. Diese drei Rabauken haben stets nur Scherereien gemacht. Der weiße Kerl hat mit dem Ding auf unsere Überwachungskamera gezeigt und plötzlich hat man auf dem Monitor über dem Tresen nur noch ein Flimmern gesehen.«
Sie sprach mit kalter, abgehackter Stimme und sah Eve aus trocknen, zornblitzenden Augen an. Die Tränen würden später kommen, wusste Eve. Im Augenblick war sie noch ganz vom kalten Zorn erfüllt.
»Sie haben gelacht«, fuhr Mrs Ochi fort. »Haben sich gegenseitig auf den Rücken geklopft, die Fäuste in die Luft gereckt, und der Schwarze hat gefragt: ›Na, was machst du alte Hexe jetzt?‹, während er eine Handvoll Schokoriegel eingesteckt hat. Ich habe die Kerle angeschrien, dass sie verschwinden sollen, worauf mich der andere, der halbe Asiate, mit irgendeinem Gegenstand geschlagen hat. Ich habe Sterne gesehen und versucht, zu Charlie in das Hinterzimmer zu gelangen, aber da hat er noch einmal zugeschlagen, und als ich zu Boden ging, haben die Kerle laut gelacht. Sie waren total zugedröhnt«, erklärte sie. »Ich weiß, wie Leute aussehen, die was genommen haben, denn das kommt hier in der Gegend öfter vor. Dann kam Charlie aus dem Nebenraum. Der Mischling wollte mich noch einmal schlagen, während ich noch auf dem Boden lag, aber Charlie ging dazwischen und hat ihm eine verpasst. Ich habe versucht, mich aufzurappeln und zu helfen, aber …«
Jetzt brach ihre Stimme und aufkommende Schuldgefühle verdrängten den Zorn, von dem sie bisher angetrieben worden war.
»Sie waren verletzt, Mrs Ochi.«
»Der Schwarze, er hat Charlie so geschlagen wie vorher der andere mich, nur, dass Charlie nicht zu Boden ging. Charlie war nicht groß und nicht so jung wie diese Mörder, aber für sein Alter war er noch erstaunlich stark.«
Sie atmete tief durch. »Er hat zurückgeschlagen. Ich habe versucht, mich aufzurichten, und nach irgendwas gesucht, womit ich diesen Kerlen eine verpassen kann. Aber da meinte der Weiße plötzlich: ›Fick dich, Alter‹ und hat meinem Charlie dieses Ding, diesen Störsender oder den Stunner oder was auch immer in die Brust gerammt.«
Die alte Frau griff sich ans Herz.
»Es hat ein knisterndes Geräusch gemacht – wie bei einem Kurzschluss, wenn Sie wissen, was ich meine. Dann hat es geknackt, und Charlie kippte einfach um. Er hat sich noch ans Herz gegriffen und ›Kata‹ gesagt.« Ihre Lippen fingen an zu zittern, doch sie presste sie zusammen und fuhr heiser fort: »Hat ein letztes Mal nach mir gerufen, doch dann fiel er einfach um. Ich bin auf ihn zugekrochen, die Typen haben weiter rumgeschrien und laut gelacht, Sachen auf den Fußboden geworfen, sind drauf herumgetrampelt, einer von den Kerlen hat noch mal nach mir getreten, und dann sind sie herausgerannt.«
Mrs Ochi klappte kurz die Augen zu. »Sie sind nach draußen gerannt und kurz darauf – höchstens eine Minute später – tauchte Yuri auf. Er hat noch versucht, Charlie wiederzubeleben, denn er ist ein wirklich anständiger Junge, dessen Dad vor langer Zeit Verkäufer hier in unserem Laden war, aber er konnte nichts mehr für ihn tun. Dann hat er den Notarzt und die Polizei verständigt, Eis für meinen Kopf geholt und bei mir und Charlie ausgeharrt, bis die Polizei erschienen ist.«
Jetzt beugte sie sich vor. »Diese Kerle sind nicht wichtig. Auch ich und Charlie sind bei weitem nicht so wichtig wie die Leute, über die bei Nadine Furst in Now geredet wird. Aber Sie lassen sie doch trotzdem nicht einfach davonkommen, oder?«
»Der New Yorker Polizei sind Sie sehr wichtig, Mrs Ochi. Sie und Mr Ochi sind für mich, meine Partnerin und jeden Cop, der mit dem Fall zu tun hat, genauso wichtig wie die Leute, über die im Fernsehen geredet wird.«
»Ich glaube Ihnen, denn Sie sehen aus, als glaubten Sie das selbst.«
»Ich glaube nicht, sondern ich weiß, dass es so ist. Wir suchen bereits nach den Tätern, aber trotzdem würde es uns helfen, wenn wir die Diskette aus der Kamera bekämen. Denn falls sie sie erst gestört haben, nachdem sie durch die Tür gekommen waren, sind sie unter Umständen darauf zu sehen. Außerdem haben wir Sie und Yuri als Augenzeugen. Diese Schweinehunde kommen also ganz bestimmt nicht ungeschoren davon.«
»In dem Kästchen unter dem Tresen ist ein bisschen Geld. Nicht viel, aber zumindest etwas, doch daran waren sie gar nicht interessiert. Auch die Chips, die Schokoriegel und die Limo wollten sie nicht wirklich haben. Es ging ihnen nur darum, etwas kaputtzumachen und uns wehzutun. Sie haben sich wie wilde Bestien aufgeführt. Wissen Sie, was manche Jungs zu solchen Bestien macht?«
»Nein«, antwortete Eve. »Das weiß ich nicht.«
Eve sah zu, wie die Familie Mrs Ochi sanft zu einem Wagen führte, um mit ihr zum Arzt zu fahren – und wie man den Leichnam ihres Mannes ebenfalls zu einem Wagen brachte, der mit ihm zum Leichenschauhaus fuhr.
Sie stand in der Gluthitze, die bereits den ganzen Sommer 2060 über währte, raufte sich das kurz geschnittene, braune Haar und sehnte sich nach einer kühlen Brise, während sie gleichzeitig das Verlangen unterdrückte, Peabody zur Eile anzutreiben, die Ermittlungen zu lenken und ein paar Befehle zu erteilen.
Denn Gründlichkeit war immer gut, doch schließlich machten bereits Fotos der Verdächtigen die Runde, und die Polizisten klopften an die Türen in der Nachbarschaft, um zu erfragen, ob es vielleicht neben Yuri auch noch andere Zeugen gab.
Verspätet dachte sie an ihre Sonnenbrille und war überrascht, als sie sie tatsächlich in ihrer Jackentasche fand. Eilig setzte sie sie auf, damit ihr die Sonne nicht mehr direkt in die bernsteinbraunen Augen schien, und blieb heldenhaft in einer braunen Jacke, dunklen Hose und abgetragenen Stiefeln in der prallen Sonne stehen, bis auch ihre Partnerin den Supermarkt verließ.
»Bei den Adressen, die wir haben, konnten wir keinen von den Kerlen finden. Brusters Mutter meint, sie hätte ihren Sohn schon wochenlang nicht mehr gesehen und würde hoffen, dass er sich nach Möglichkeit nie wieder bei ihr blicken lässt. Aber einer der Nachbarn von Slatter hat erklärt, er hätte heute Morgen alle drei das Haus verlassen sehen. Außerdem hat er erzählt, dass Slatters Kumpel vor zwei Wochen bei ihm eingezogen wären.«
»Sie sind dumme Arschlöcher«, schloss Eve, »und kriechen sicher bald schon in ihr Loch zurück.«
»Ich habe zwei Beamte dort postiert, die uns sofort Bescheid geben, wenn sie die Jungs sehen. Unser Zeuge Yuri Drew hat mitbekommen, wie sie aus dem Laden rannten, als er selbst gerade über die Straße ging. Er hat Bruster erkannt, weil er schon häufiger beim Basketball auf einem Platz hier in der Nähe Ärger mit ihm hatte und weil er im Laden war, als unser Opfer ihn und seine Kumpel rausgeschmissen hat. Obwohl er dem Namen nach nur Bruster kannte, hat er alle drei erkannt. Der arme Kerl ist während seiner Aussage zweimal in Tränen ausgebrochen«, fügte Peabody hinzu. »Weil sein Vater …«
»… früher für die beiden tätig war, ich weiß«, beendete Eve den Satz.
»Er hat sich auf meinem Handcomputer ein paar Bilder angesehen, sie alle drei ohne zu zögern herausgepickt und kann es kaum erwarten, bis er endlich eine offizielle Aussage über die Schweinehunde machen kann. Haben Sie mich zur Ermittlungsleiterin gemacht, weil der Fall praktisch jetzt schon abgeschlossen ist?«
»Sie wissen doch selbst, wie oft ein Ball vom Rand des Korbes abprallt, wenn man denkt, man hätte ihn versenkt.«
Jetzt setzte auch Peabody sich eine Sonnenbrille auf, weswegen Eve mit einem Mal nur noch ihr Spiegelbild in den bunt schillernden Gläsern sah. »Wie zum Teufel können Sie durch diese Dinger sehen? Sieht damit vielleicht alles wie eine Märchenlandschaft aus?«
»Ich sehe ganz normal. Nur von außen sehen die Gläser wie zwei Regenbogen aus. Echt abgefahren, finden Sie nicht auch?«
Auf alle Fälle war die Brille nichts für eine Polizistin, dachte Eve, zuckte aber einfach mit den Achseln und wandte sich wieder ihrem eigentlichen Thema zu. »Wie wollen Sie jetzt weitermachen?«
»Wir sollten wahrscheinlich mit der Mutter und den Nachbarn sprechen, um herauszufinden, ob die drei vielleicht bei irgendeinem anderen Kumpel sind. Aber vorher klappern wir noch die Umgebung ab. Sie waren bekifft, wollten was futtern und sind deswegen in das Geschäft gegangen. Jetzt berauschen sie sich sicher noch daran, dass es unglaublich witzig war, die beiden Alten rumzuschubsen und den Supermarkt zu demolieren. Vielleicht ist ihnen klar, dass Ochi nicht mehr lebt, vielleicht aber auch nicht.«
Wenigstens hatte die Regenbogenbrille nicht auf ihre grauen Zellen abgefärbt, sagte sich Eve. Denn ihre Partnerin dachte auch weiter wie ein Cop. »Ich wette, dass sie das nicht wissen und dass sie so dämlich sind, weiter in der Nähe abzuhängen und abzuwarten, ob sich noch was anstellen lässt.«
»Der Zeuge und die Mutter haben mir eine Handvoll Treffpunkte der drei genannt. Die Kollegen sind schon auf der Suche, aber …«
»… wenn wir beide auch noch nach dem Trio suchen, schadet das ganz sicher nicht. Wer fährt?«
Abermals riss Peabody die Augen auf, obendrein klappte ihr noch die Kinnlade herunter, und sie stieß mit schriller Stimme aus: »Ist das Ihr Ernst?«
»Sie sind die Ermittlungsleiterin.«
»Okay, das stimmt. Und deshalb fahre ich.« Sie schwang sich begeistert auf den Fahrersitz. »Davon habe ich geträumt, seit Sie das Ding von Roarke bekommen haben. Denn vielleicht sieht diese Kiste alt und klapprig aus, aber, Baby, sie ist Hightech im Quadrat.«
Das war sie, stimmte Eve ihr zu. Schließlich kannte sich ihr Mann bestens mit all diesen Dingen aus, und vor allem liebte er es, ihr etwas zu schenken. Wie den dicken Diamanten, der aussah wie eine große Träne, und den sie wie immer unter ihrem Hemd verborgen trug.
Er war exquisit und wunderschön und sicher mehr wert als das Bruttonationaleinkommen eines kleinen Staats. Aber wenn sie zwischen ihm und ihrer Klapperkiste wählen müsste, nähme sie auf alle Fälle das Gefährt.
»Ich habe einen Sexclub, einen Spielsalon, eine Pizzabude und den Sportplatz«, begann ihre Partnerin. »Ich könnte das Navi nach einer Route fragen, die uns so schnell wie möglich an all diese Orte bringt.«
»Klingt nach einem Plan.«
»Aber? Los. Ich denke schließlich auch mit nach, wenn Sie die Chefin sind.«
»Sie sind mit den Taschen voller Junk-Food aus dem Supermarkt gestürzt, warum also sollten sie in eine Pizzabude gehen, vor allem so zugedröhnt, wie sie anscheinend sind? Vielleicht würden sie in einen Sexclub gehen, wenn sie eine schnelle Nummer schieben wollten.«
»Aber?«, wiederholte Peabody.
»Sie haben gerade zwei alte Leute plattgemacht. Es ist unwahrscheinlich, dass sie wissen, dass einer der beiden gestorben ist. Denn für sie war dieser Überfall einfach ein Riesenspaß. Sie haben weder Geld noch die Eheringe, Uhren oder Geldbeutel der beiden eingesackt.«
»Und in einem Sexclub braucht man Geld. Vor allem, wenn man eine Nummer schieben will.«
»Sie haben jede Menge Junk-Food gutgemacht und gleichzeitig gezeigt, wie obercool sie sind. Wenn man high ist, sich für cool hält und sich gerade super amüsiert hat, will man damit angeben und vielleicht noch mal zeigen, dass man’s draufhat.«
»Und das geht entweder im Spielsalon oder beim Basketball am besten. Verstehe. Also fahren wir erst mal dort vorbei. Wenn sie da nicht sind, klappern wir auch noch die beiden anderen Läden ab.«
»Das klingt nach einem wirklich guten Plan.«
Peabody gab die Ziele in das Navi ein. »Glauben Sie, sie wissen wirklich nicht, dass Ochi tot ist?«
»Sie sind high, blöd und Riesenarschlöcher. Aber keiner von den dreien denkt, dass er einen Mord auf seinem Konto hat. Denn als sie aus dem Supermarkt gerannt sind, haben sie sich lachend abgeklatscht. Wenn ihnen bewusst gewesen wäre, dass sie jemanden getötet haben, hätten sie die Frau wahrscheinlich auch noch umgebracht, auf alle Fälle hätte Yuri ihnen angemerkt, dass gerade etwas Furchtbares geschehen war. Aber das hat er nicht.«
Als Erstes gingen sie in den Spielsalon, der voller Leute war. Zwar war es in dem Laden nicht so heiß wie draußen, doch als Eve den Höllenlärm aus Klingeln, Pfeifen, Schreien, Brüllen und Gelächter hörte und die unzähligen bunten Lichter und das Blinken der Geräte sah, verstand sie trotzdem nicht, wie irgendwer an einem Sommernachmittag vor einer der Maschinen kleben konnte, statt in ein Café oder in eine Eisdiele zu gehen.
Der pummelige Angestellte mit dem teigigen Gesicht, der vorn am Eingang saß, sah achtlos auf die Fotos der Verdächtigen und räumte dann mit gleichmütiger Stimme ein: »Ja, stimmt. Die drei sind regelmäßig hier. Slash hat vor zwei Tagen sogar einen neuen Rekord am Todesschützen aufgestellt. Den ich persönlich brechen werde, wenn ich wieder mal zum Spielen komme, weil der Kerl ein blöder Wichser ist.«
»Waren sie auch heute hier?«, erkundigte sich Peabody.
»Nee. Sie tauchen meist erst abends auf und sind dann in der Regel total zugedröhnt.« Er zuckte mit den Achseln. »Was ham sie denn angestellt?«
»Wir müssen mit ihnen reden.« Peabody hielt ihm ihre Visitenkarte hin. »Rufen Sie mich an, wenn Sie sie sehen. Wie sieht denn der Rekord bei Bust It aus?«
Mit einem Mal bedachte der Kerl sie mit einem durchaus interessierten Blick. »Kennen Sie das Spiel?«
»Echt der Hammer, oder? Super schwierig, aber trotzdem habe ich es irgendwann geschafft, das Ass zu schlachten.« Während sie dies sagte, reckte sie drei Finger in die Luft. »Und inzwischen sogar einen Triple hingelegt.«
»Nicht schlecht«, erklärte er respektvoll. »Woll’n Sie jetzt noch mal Ihr Glück versuchen?«
»Ich muss leider wieder los, aber vielleicht komme ich irgendwann noch mal vorbei.«
»Das hoffe ich«, stellte er grinsend fest.
»Auf jeden Fall. Und falls sich die drei hier blicken lassen, rufen Sie mich an.«
Er griff sich ans Herz und steckte ihre Karte ein.
»Was sollte das denn?«, fragte Eve.
»Die Chancen, dass er anruft, standen ziemlich schlecht, denn eigentlich ist es ihm scheißegal, ob wir die Kerle kriegen oder nicht. Aber ich wollte nicht, dass er die Karte einfach wegwirft, deshalb dachte ich, am besten spreche ich ein Thema an, für das der Typ sich interessiert. Von Spielerin zu Spieler. War vielleicht ein bisschen dämlich, aber hat auf alle Fälle funktioniert.«
»Das stimmt«, erklärte Eve und brachte Peabody mit ihrem beeindruckten Nicken zum Lachen, während sie an mit Graffiti geschmückten Fertighäusern, die kurz nach den Innerstädtischen Revolten eilig hochgezogen worden waren, vorüberfuhr.
Auf den abbröckelnden Eingangsstufen hockten Männer, die nichts anderes zu tun hatten, als an Bier- und Schnapsflaschen zu nuckeln, die in braunes Packpapier gehüllt waren, während auf den Bürgersteigen kleine Gruppen jugendlicher Schlägertypen standen, deren tätowierte, schweißglänzende Körper in der Sonne brieten.
Ein rostiger Zaun umgab den löchrigen Asphalt des Sportplatzes, an dessen Rand ein Haufen Abfall lag. Die Scherben auf dem Müll, den irgendwer vom Platz gefegt oder geschoben hatte, glitzerten wie Diamanten, was den jungen Männern, die dort gerade spielten, aber sicher noch nicht aufgefallen war.
Sie waren um die 20, spielten teilweise mit nackten Oberkörpern, diverse Schürfwunden und blaue Flecken zeigten, dass sie schon des Öfteren zu Fall gekommen waren. Zwei Teenies saßen in der Ecke und versuchten, mit den Zungen durch den Hals des jeweils anderen bis an dessen Nabel zu gelangen, andere Zuschauer lehnten am Zaun und ließen einen Schwall an lautstarken Beleidigungen auf die Spieler niedergehen.
Peabody hielt hinter einem Kombi, der erst ausgeschlachtet und dann mit der Aufschrift FUKU auf der stark verbeulten Kühlerhaube stehen gelassen worden war.
»Traurig, wenn man nicht mal weiß, wie fuck geschrieben wird«, bemerkte Eve.
»Bruster«, meinte Peabody und zeigte mit dem Kinn in Richtung Platz.
»Ja, die beiden anderen Arschlöcher sind auch da.«
»Am besten rufe ich erst mal Verstärkung.«
»Uh-huh.«
Eve verfolgte das Geschehen auf dem Platz. Die drei spielten in T-Shirts, und der Schweiß hatte den Stoff an ihren Oberkörpern festgeklebt. Jimmy K. hatte sich die schlabberige Hose bis zu den knubbeligen Knien aufgerollt, und seinem Laufrhythmus zufolge stand er kurz vor einem Zusammenbruch. Er schwitzte wie ein Schwein, und offenkundig ließ die Wirkung der von ihm genossenen Drogen langsam, aber sicher nach. Bruster hatte einen feuerroten, schweißglänzenden Kopf, seinem wütenden Gesichtsausdruck zufolge trat die gegnerische Mannschaft ihm und seinen Kumpels gerade kräftig in den Arsch. Leon rannte hechelnd wie ein Hund über den Platz, selbst auf die Entfernung konnte Eve das Heben und Senken seines Brustkorbs sehen.
»Sie sind fix und fertig«, meinte sie. »Wahrscheinlich wäre selbst ein einbeiniges Kleinkind schneller als die drei.«
»Verstärkung kommt in vier Minuten.«
Als Eve einfach schweigend nickte, rutschte Peabody auf ihrem Sitz herum. »In Ordnung, schnappen wir uns die Arschlöcher.«
»Okay.«
Eve stieg aus dem Wagen, als sie die Straße überquerte, merkten einige der Zuschauer, dass Cops im Anmarsch waren. Die einen verzogen die Gesichter, andere blinzelten nervös, wieder andere bemühten sich um einen möglichst ausdruckslosen Blick und hofften offenbar, sie würden dadurch unsichtbar.
Auf dem Platz stieß Bruster seinem Gegenspieler wenig sanft den Ellenbogen in den Magen, und der wilde Krieg, der daraufhin entbrannte, gab den beiden Frauen Gelegenheit, den Sportplatz zu erreichen, ohne dass einer der drei Typen es mitbekam.
Eve tippte die Nabelkitzler mit der Spitze ihres Stiefels an und schlug die Jacke über ihrem Waffenhalfter auf. »Verzieht euch, ja?« Erschrocken rappelten die zwei sich auf und brachten sich in Sicherheit.
Ohne auf die anderen Zuschauer zu achten, die spontan beschlossen, dass es Zeit zum Aufbruch war, marschierte sie zu Slatter, der blutend auf dem Boden lag, und stellte einen Fuß auf seine Brust.
»Bleib, wo du bist. Wenn du dich rührst, verpasse ich dir eins mit meinem Stunner, und zwar so, dass du dir in die Hose machst.« Sie zückte ihre Waffe, während Peabody versuchte, Ellbogen und Fäusten auszuweichen und die Hand nach Bruster auszustecken, der in einem Knäuel von Kämpfern auf der Erde lag.
Jimmy K. saß etwas abseits, tastete nach seiner aufgesprungenen Lippe und stieß heulend aus: »Wir haben nichts gemacht. Der kleine weiße Bastard da ist einfach auf mich losgegangen.«
»Ach ja?« Er hatte offenbar vergessen, dass er in einem Markt gewesen und mit seinen Freunden selber auf zwei unschuldige Menschen losgegangen war. »Bleib da sitzen«, wies sie ihn mit kalter Stimme an.
Aber Bruster wusste eindeutig noch, was in dem Markt passiert war. Seine Augen blitzten, als Peabody ihn von seinem Gegner zerrte und versuchte, sich als Polizistin auszuweisen, während seine Faust in ihre Richtung flog.
Als Slatter sich bewegte, trat Eve ihm einfach ein wenig fester auf die Brust. »Ich kann dir auch gerne ein paar Rippen brechen und behaupten, dass das während eures Spiels geschehen ist. Überleg dir also, was du tust.«
Peabody blockte geschickt den nächsten Schlag von Bruster ab. Trotzdem landete seine Faust auf ihrer Schulter und traf sofort danach ihr Ohr.
Die Regenbogen-Sonnenbrille rutschte über ihre Nase, und sie schlug eher halbherzig zurück.
Sie war einfach zu schwerfällig, erkannte Eve, Peabody überraschte ihren Gegner nicht.
Bruster riss den Störsender aus seiner Tasche, und Eve zückte ihre eigene Waffe, doch im selben Augenblick erklärte Peabody erbost: »Verdammt!« und trat ihm kraftvoll in den Unterleib.
Keuchend ließ der Kerl sich auf den Boden sinken, und der Sender flog in hohem Bogen durch die Luft.
»Du bist verhaftet!«, schnauzte Peabody und fing den Sender auf, bevor sie Bruster auf den Rücken rollte und die Handschellen klicken ließ.
Während Eve ihr in Gedanken noch zu ihren Reflexen gratulierte, blickte Peabody auf Jimmy K., der langsam rückwärts krabbelte, und fragte ihn: »Soll ich rüberkommen?«
Er erstarrte. »Also bitte. Das war schließlich nur ein Spiel. Machen Sie sich nicht ins Hemd.«
»Wer sich gleich ins Hemd macht, bin bestimmt nicht ich.« Sie richtete sich wieder auf und blickte kurz zu Eve, die Slatter auf die Beine zog. »Aufs Gesicht«, befahl sie Jimmy K. und drehte ihm die Arme auf den Rücken, während die Verstärkung mit laut heulenden Sirenen näher kam.
»Bestellen Sie eine Ambulanz«, befahl Peabody dem Beamten, der als Erster auf der Bildfläche erschien. »Ein paar von diesen Burschen brauchen einen Arzt. Und lassen Sie sich ihre Namen geben«, fügte sie hinzu. »Denn wir können sie als Zeugen dafür brauchen, dass sie von den Typen, die wir festgenommen haben, tätlich angegriffen worden sind. Danach nehmen Sie die Kerle mit.«
»Zu Befehl, Ma’am.«
Grinsend blickte Peabody auf Eve, sie stellte tonlos fest: »Er hat mich Ma’am genannt«, und räusperte sich kurz. »Lieutenant, bitte sagen Sie den Wichsern, weswegen sie festgenommen worden sind, und klären Sie sie über ihre Rechte auf.«
»Mit Vergnügen. Bruster Lowe, Leon Slatter und Jimmy K. Rogan, Sie stehen unter Mordverdacht …«
»Wir haben niemanden ermordet!«, kreischte Jimmy K. und ließ sich widerstrebend von zwei Polizisten bis zu einem Streifenwagen ziehen. »Sie haben die falschen Typen, Mann. Wir ham nur Ball gespielt.«
»Außerdem geht’s um versuchten Mord, tätlichen Angriff, Zerstörung von fremdem Eigentum, Diebstahl und in Brusters Fall Widerstand gegen die Festnahme und tätlichen Angriff auf eine Polizistin. Vielleicht gehen wir einfach zum Spaß sogar so weit und machen daraus noch einen versuchten Mord.«
Als die drei im Streifenwagen saßen, fuhr sich Peabody mit beiden Händen durchs Gesicht und befingerte ihr rotes Ohr. »Das war wirklich gute Arbeit. Aber sie hat ganz schön wehgetan.«
»Sie sind ziemlich schwerfällig.«
»Also bitte, keine bösen Kommentare über mein Gewicht, solange ich die Chefin bin.«
»Es geht mir nicht um Ihr Gewicht, obwohl man denken könnte, Ihre Füße wären aus Blei. Außerdem sind Sie zu zögerlich. Sie haben ausgezeichnete Reflexe, aber wenn Sie sich bewegen, müssen Sie erheblich schneller sein. Polieren Sie Ihre Nahkampftechnik etwas auf.«
»Da mein Ohr noch immer klingelt, sollte ich das vielleicht wirklich tun.«
»Immerhin haben Sie ihn erledigt, also haben Sie Ihre Sache trotzdem wirklich gut gemacht.« Während Eve dies sagte, schrillte plötzlich die Alarmanlage ihres Wagens und ein hoffnungsfroher Autoknacker landete infolge eines Stromschlags wenig sanft auf seinem Hinterteil.
»Gut zu wissen, dass es funktioniert.« Sie schlenderte in Richtung des Gefährts, ließ aber den kleinen Gauner hinkend seiner Wege gehen, denn schließlich hatte ihm die Kiste selbst bereits eine Lektion erteilt.
»Ich habe Durst und will was trinken«, meinte Peabody im Ton der Chefin, die sie seit zwei Stunden war. »Auf dem Weg zur Wache halte ich noch kurz irgendwo an. Weil ich diese Kerle erst noch etwas schwitzen lassen will. Ich habe die Kollegen angewiesen, sie zu trennen und schon einmal Verhörräume zu reservieren. Jimmy ist das schwache Glied der Kette, stimmt’s? Deshalb knöpfen wir ihn uns als Ersten vor.«
»Okay.«
»Ich will der böse Bulle sein.«
Sagte der Cop, vor dessen Augen man zwei Regenbogen sah.
»Sollte ich mir Sorgen um Sie machen?«, fragte Eve.
»Ich darf nie der böse Bulle sein. Aber jetzt bin ich Ermittlungsleiterin, deshalb werde ich heute mal die Oberhexe spielen, während Sie das sanfte, mitfühlende Frauchen sind. Er hat schon bei der Festnahme geflennt. So böse muss ich also sicher gar nicht sein.«
»In Ordnung«, meinte Eve und lehnte sich bequem auf ihrem Sitz zurück. »Aber die Getränke zahlen Sie.«
Jimmy K. flennte noch immer, als die beiden Frauen das Verhörzimmer betraten, doch obwohl er wie ein Häuflein Elend wirkte, starrte Peabody ihn bitterböse an. »Vernehmung von Jimmy K. Rogan durch Detective Delia Peabody und Lieutenant Eve Dallas wegen des Mordes an Charlie Ochi sowie einer Reihe anderer Straftaten, die damit in Verbindung stehen.«
»Ich habe niemanden ermordet!«, heulte Jimmy K.
»Halt die Klappe!« Peabody warf ihren Aktenordner auf den Tisch, zog die Aufnahme des Mordopfers daraus hervor und klatschte sie dem Jungen hin. »Siehst du das hier, Rogan? Das warst du und deine Freunde.«
»Nein, das waren wir nicht. Das waren wir nicht.«
»Und hier.« Sie legte ihm die Aufnahmen vom Loch in Mrs Ochis Kopf, von ihrem blauen Auge und dem angeschwollenen Kiefer hin. »Na, ist dir blödem Dreckskerl einer abgegangen, während du auf eine alte Oma losgegangen bist?«
»Das bin ich nicht. Das bin ich nicht.«
Peabody sprang auf.
»Warten Sie einen Moment.« Entsprechend ihrer Rolle drückte Eve die Partnerin zurück auf den Stuhl. »Geben Sie ihm eine Chance, ja? Der arme Kerl sieht ziemlich fertig aus. Ich habe was zu trinken mitgebracht. Willst du eine Pepsi, Jimmy K.?«
»Ja, Mann, ja.« Gierig riss er ihr die Dose aus der Hand und hob sie an seinen Mund. »Ich habe niemanden ermordet. Sicher nicht.«
»Wir haben Zeugen, Arschloch.«
»Uh-uh.« Er schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Denn schließlich war niemand im Laden, als wir reingegangen sind, und außerdem hat Skid die Kamera zerstört.«
Meine Güte, dachte Eve, so dämlich konnte man doch gar nicht sein. »Du warst heute also in Ochis Supermarkt?«, hakte sie nach. »Zusammen mit Bruster Lowe alias Skid und Leon Slatter alias Slash?«
»In Ordnung, ja. Wir wollten was zu futtern, wissen Sie? Also sind wir los und ham uns was besorgt.«
»Macht ihr jedes Mal die Überwachungskameras kaputt, wenn ihr in einen Laden geht?«, erkundigte sich Peabody.
»Wir haben nur ein bisschen Spaß gemacht, verstehen Sie?«
»Ein bisschen Spaß gemacht?«, schrie Peabody ihn an und hielt ihm Ochis Foto vors Gesicht. »So etwas nennt ihr Spaß?«
»Nein, Mann, nein, Ma’am. Das war ich nicht.«
»Entspann dich, Jimmy K.«, bat Eve mit einem missbilligenden Blick auf ihre Partnerin. »Störsender sind illegal, auch, wenn sie selbst gebastelt sind.«
Er seufzte abgrundtief. »Ich weiß. Aber wissen Sie, ich habe nur ein bisschen mit den Sachen rumexperimentiert. Ich arbeite als Aushilfe in einem Elektronik-Shop und kriege dabei jede Menge mit. Lauter Zeug, was wirklich lehrreich ist. Als ich erzählt habe, ich könnte aus den Einzelteilen, die dort im Laden rumliegen, einen Störsender zusammenbauen, haben Skid und Slash behauptet, dafür wäre ich doch viel zu blöd. Also musste ich ihnen beweisen, dass ich das wirklich kann. Ich habe stundenlang an diesem Ding gesessen, Mann. Und dann waren sie plötzlich total heiß drauf, es zu testen. Mann, Sie wissen doch, wie’s ist, wenn man zusammen abhängt und was eingeworfen hat. Da kommt man ab und zu auf dämliche Ideen.«
»Ja.« Eve nickte. »Sicher weiß ich das.«
»Wir ham das Ding an Slashs Computer ausprobiert, dabei ging die Kiste drauf. Skid und ich ham uns vor Lachen fast ins Hemd gemacht. Aber Slash war ziemlich angepisst und wollte mir den Sender aus der Hand reißen, doch ich habe ihn festgehalten und dabei aus Versehen noch einmal auf den Auslöser gedrückt. Slash hat einen Riesenschlag gekriegt. Gott, Sie hätten sehen sollen, wie der gesprungen ist. Wir haben uns fast totgelacht. Und danach ham wir noch ein bisschen rumgespielt, uns gegenseitig Stromschläge verpasst und die Stärke immer weiter raufgedreht. Dann hatten wir plötzlich Hunger und haben gedacht, verdammt, am besten gehen wir zu Ochis, holen uns was zu futtern und spielen im Laden noch ein bisschen mit dem Zipzap rum. So haben wir das Ding genannt. Zipzap. Ich habe es ganz allein gebaut.«
Eve hörte den Stolz, der bei dem Satz in seiner Stimme lag, und sah das Mitgefühl im Blick der Partnerin.
»Das war bestimmt nicht einfach, Jimmy K.«, erklärte sie, während sie Peabody ans Schienbein trat.
Sofort setzte diese wieder eine bitterböse Miene auf. »Du Arschloch«, fauchte sie. »Ihr wart also in Ochis Supermarkt, um dort zu klauen, den Laden zu zertrümmern und die beiden alten Leute mit einem verbotenen, elektronischen Gerät zu attackieren, das Kameras blockiert und Menschen Stromschläge verpasst? Und hattet zur Vorsicht auch noch ein paar Plastiktüten voller Sand dabei?«
»In Ordnung, hören Sie zu, hören Sie mir einfach zu.« Er streckte beschwichtigend die Hände aus. »Wir waren drauf und hatten Hunger. Das Zeug in Ochis Laden ist echt lecker, nur dass uns der alte Mann schon öfter rausgeworfen hat. Einmal hat er sogar bei den Bullen angerufen und Skid in der Wohnung seiner Alten abholen lassen, nur weil wir in seinem Laden aus Versehen irgendwelche Sachen umgeschmissen hatten oder so. Wir wollten nur etwas zu futtern und den beiden deutlich machen, dass sie uns in Ruhe lassen sollen. Wollten ihnen einen kleinen Schreck einjagen, weiter nichts.«
»Also wolltet ihr den Supermarkt nur überfallen«, griff Eve den Rhythmus seiner Worte auf. »Ihr habt das Zipzap und die sandgefüllten Plastiktüten eingepackt und seid in der Absicht, diese beiden alten Menschen zu beklauen, einzuschüchtern, und falls sie euch Ärger machen, vielleicht etwas zu verprügeln, in dem Laden aufgetaucht.«
»Ja, genau. Wir waren einfach gut drauf, Mann. Skid hatte das Zipzap, weil er an der Reihe war, und he, der Alte hatte ihm schließlich schon mal die Bullen auf den Hals gehetzt und so. Also hat er erst einmal die Kamera kaputtgemacht. Aber die alte Lady, wissen Sie, die hat das alles mitbekommen, also hat ihr Slash eine verpasst.«
»Leon Slatter alias Slash hat mit einer sandgefüllten Plastiktüte auf die alte Frau eingeschlagen«, wiederholte Eve, »weil sie euch angeschrien hat.«
»Genau. Sie hat gekreischt, wir sollten aufhören, also hat Slash ihr eine verpasst, damit sie die Klappe hält. Ich habe währenddessen ein paar Chips und Süßigkeiten und so eingesteckt, doch plötzlich kam der Alte aus dem Nebenraum geschossen und ist völlig ausgeflippt. Er wollte sich auf mich stürzen, also habe ich mich gewehrt und ihm eine geschmiert. Danach hat er sich auf Skid geworfen und noch immer wie ein Wilder rumgebrüllt, also hat Skid ihn mit meinem Zipzap abgewehrt. Danach ham wir noch ein paar Regale umgeschmissen, dann sind wir abgehauen. Sehen Sie? Wir haben den alten Mann nicht umgebracht.«
Peabody zog ein Papier aus ihrem Ordner. »Das hier ist der Autopsiebericht von Ochi. Weißt du Arschloch, was das ist?«
Er leckte sich die Lippen. »Eine Autopsie ist, wenn man tote Menschen aufschneidet. Echt eklig, Mann.«
»Als sie diesen toten Menschen aufgeschnitten haben, haben sie herausgefunden, dass der Mann an einem Herzstillstand gestorben ist.«
»Ich habe doch gesagt, dass wir’s nicht waren.«
»An einem Herzstillstand infolge eines Stromschlages, den er durch ein elektrisches Gerät bekommen hat. Dessen Abdruck deutlich auf der Brust zu sehen ist. Ihr habt diesen Mann also mit deinem Zipzap umgebracht.«
Jimmy riss die Augen auf. »Nein. Scheiße, nein.«
»Doch, Scheiße, doch.«
»Das war ein Unfall, Mann. Ein Unfall, okay?«, wandte er sich unglücklich an Eve.
Doch die war inzwischen den guten Bullen leid. »Ihr seid in den Supermarkt gegangen, um das Eigentum der Ochis zu zerstören und sie auszurauben, einzuschüchtern und den beiden sowie jedem anderen, der möglicherweise dort gewesen wäre, körperlichen Schaden zuzufügen. Entweder mit euren sandgefüllten Plastiktüten oder mit einem verbotenen, elektronischen Gerät, von dem ihr wusstet, dass es jemanden verletzen kann. Wie du selber zugegeben hast, habt ihr die beiden Menschen ausgeraubt, ihr Eigentum zerstört und ihnen körperlichen Schaden zugefügt. Weißt du, wie die Polizei es nennt, wenn jemand infolge einer Straftat oder während der Begehung einer Straftat stirbt? So etwas nennt sie Mord.«
»Das kann nicht sein.«
»Oh doch«, versicherte ihm Eve.
2
Eve ließ Peabody das Tempo während der Vernehmungen bestimmen. Und obwohl es vielleicht etwas länger dauerte, als es bei ihr selbst der Fall gewesen wäre, gab sie unumwunden zu, dass ihre Partnerin dabei sehr gründlich vorging. Am Ende des langwierigen Prozesses landeten drei brandgefährliche Idioten hinter Gittern und brächten dort ohne Zweifel mehrere Jahrzehnte ihres sinnentleerten Lebens zu.
In ihrem Büro wies sie in Richtung AutoChef und stellte gespielt verwundert fest: »Ich sehe keinen Kaffee für mich auf dem Schreibtisch stehen. Wenn Sie daran etwas ändern, können Sie sich auch einen bestellen.«
Peabody holte zwei volle Becher und gab einen davon weiter.
»Gute Arbeit«, meinte Eve und stieß zur Feier des Erfolgs mit ihrem Becher gegen den der Partnerin.
»Das war schließlich eine todsichere Sache.«
»Aber nur, weil Sie so gründlich waren. Sie haben wichtige Details aus einem Zeugen rausgeholt und sie sinnvoll mit den Aussagen der Frau des Opfers und mit den Beweismitteln, die wir am Tatort eingesammelt haben, in Zusammenhang gebracht.«
Eve lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch. »Sie sind Ihrem Instinkt gefolgt und haben die Verdächtigen gefunden, statt darauf zu warten, dass eins von den Teams, die bereits auf der Suche waren, irgendwo auf diese Kerle stößt.«
Peabody setzte sich vorsichtig auf den nicht gerade einladenden Besucherstuhl, der vor dem Schreibtisch stand. »Sonst hätten Sie mir sicher in den Arsch getreten. Weil das schließlich unser Fall, unser Opfer und deshalb auch unsere Verdächtigen gewesen sind.«
»Da haben Sie durchaus recht. Und ebenso zu Recht haben Sie sich zuerst das schwächste Glied der Kette vorgeknöpft und geschickt dazu gebracht, nicht nur alles zu gestehen, sondern auch mit Einzelheiten rauszurücken. Ihnen zu erzählen, wer was wann und wie gemacht hat und vor allem, dass Bruster Lowe absichtlich mit dem Störsender auf Ochi losgegangen ist. Sie haben es dadurch geschafft, den Druck auf Slatter zu erhöhen, obwohl er deutlich zäher ist als Jimmy K.«
»Wahrscheinlich ist sogar Kartoffelbrei noch zäher als das Weichei Rogan, aber hören Sie trotzdem bitte noch nicht auf, sondern erzählen mir weiter, was für eine geniale Ermittlerin ich bin.«
»Sie haben die Sache nicht vermasselt«, meinte Eve, und Peabody hob grinsend ihren Kaffeebecher an den Mund. »Sie haben Slatter damit weich gekriegt, dass Rogan ihn verpfiffen hat – was Sie ihm dadurch beweisen konnten, dass Sie Einzelheiten wussten, die Sie niemals hätten wissen können, hätte diese Memme nicht die Klappe aufgemacht. Slatter war so angepisst, dass er versucht hat, seine Kumpel tiefer reinzureißen als sich selbst. Schließlich hat Jimmy K. die Waffe hergestellt und Bruster hatte die Idee, in das Geschäft zu gehen, und ist dann mit der Waffe auf den alten Ochi los. Deswegen dachte er, er könnte es so darstellen, als hätte er im Grunde mit der ganzen Sache nichts zu tun gehabt. Und Sie haben ihn denken lassen, dass er damit durchkommt.«
»Ja. Woran Sie allerdings als guter Bulle nicht ganz unbeteiligt waren. Aber eine geniale Ermittlerin weiß eben auch, wann Teamwork sinnvoll ist.«
»Schlachten Sie die Sache meinetwegen noch ein paar Minuten aus«, bot Eve ihr freundlich an.
»Auf jeden Fall. Wir haben den Typen richtiggehend vorgeführt.«
»Auf alle Fälle war es schlau, ein verächtliches Gesicht zu machen und ihm so zu zeigen, dass wir ihn bereits im Sack haben, egal, was er uns noch erzählt. Weil man bei solchen Typen nur mit Häme und Sarkasmus was erreicht. Denn er ist nicht völlig dämlich, und wenn Sie versucht hätten, ihm Feuer unter dem Arsch zu machen, hätte er eventuell nach einem Rechtsbeistand verlangt. Die Kälte hat bei ihm erheblich besser funktioniert.«
»Ich glaube, irgendwie war ihm bewusst, dass Ochi tot war, als er das Geschäft verlassen hat, und irgendwie hat er dem alten Mann den Störsender aufs Herz gedrückt, weil oder obwohl er wusste, dass der Stromschlag vielleicht tödlich für ihn ist.«
Nicht nur Instinkt und Teamwork, sondern auch Verständnis gehörte zum Handwerkszeug einer genialen Polizistin, dachte Eve.
Genau wie Sachlichkeit.
»Da haben Sie wahrscheinlich recht, aber trotzdem hätten wir die Typen niemals wegen Mordes drangekriegt. Sie haben aus der Sache rausgeholt, was rauszuholen war, und wenn man den versuchten Angriff durch Bruster auf Sie dazu nimmt, haben wir die drei im Sack. Sie werden länger hinter Gitter sitzen, als sie bisher frei herumgelaufen sind. Das bringt Mrs Ochi ihren Mann natürlich nicht zurück, aber am besten rufen Sie sie trotzdem sofort an, um ihr zu sagen, dass die Kerle, die ihn ihr genommen haben, bereits angefangen haben, für die Tat zu zahlen.«
»Vielleicht rufen besser Sie sie an. Denn schließlich haben Sie vorhin mit ihr gesprochen, deswegen würde es ihr sicher mehr bedeuten, wenn Sie selbst ihr sagen, dass die Mörder ihres Mannes von uns festgenommen worden sind.«
»Okay.«
»Und ich rufe den Zeugen an.« Peabody stieß einen Seufzer aus. »Es hat mir wirklich Spaß gemacht, den bösen Bullen rauszukehren. Aber irgendwie habe ich dabei Kopfschmerzen gekriegt.«
»Weil Ihnen diese Rolle ganz einfach nicht auf den Leib geschneidert ist. Sie haben das natürliche Talent, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen, und diese Fähigkeit zu nutzen, um Verdächtige dazu zu bringen, Ihnen zu vertrauen. Was wirklich nützlich ist. Natürlich können Sie, wenn nötig, auch das Arschloch spielen, aber trotzdem fällt es Ihnen leichter, Leuten während der Verhöre Brei ums Maul zu schmieren. Und jetzt schreiben Sie noch den Bericht.«
»Ich bin die Ermittlungsleiterin. Da gehört doch sicher auch dazu, dass ich Sie zum Schreiben des Berichts verdonnern kann.«
»Nein. Weil ich noch immer Ihre Vorgesetzte bin – und finde, dass die Sache jetzt genügend ausgeschlachtet worden ist. Also werde ich Ihnen meine Notizen schicken, und nach dem Gespräch mit Ihrem Zeugen schreiben Sie noch schnell Ihren Bericht und fahren dann heim.«
Peabody erhob sich sachte von dem wackligen Besucherstuhl. »Es war ein guter Tag. Nicht für die Ochis«, schränkte sie zusammenzuckend ein. »Aber … Sie wissen schon. Ich bin irgendwie noch total aufgedreht. Vielleicht spiele ich, wenn ich nach Hause komme, noch einmal den bösen Bullen. Wollen wir doch mal sehen, was mein Schätzchen dazu sagt.«
Eilig presste Eve den Zeigefinger auf ihr wild zuckendes Lid. »Denken Sie etwa, es interessiert mich, was für abartige Spielchen Sie und Ian spielen?«
»Eigentlich wollte ich nur meine Vernehmungstechnik üben, aber wo Sie es erwähnen …«
»Raus.«
»Ich bin schon weg. Und nochmals danke, Dallas.«
Eve zog ihre Füße von der Schreibtischplatte und hob den Kaffeebecher an den Mund. Sie würde Peabody ihre Notizen schicken und einen Vermerk in ihrer Akte machen, dass die Leitung der Ermittlungen durch ihre Partnerin hervorragend gewesen war.
Danach würde sie nach Hause fahren und auf diese Weise einen Arbeitstag beschließen, der tatsächlich rundum gut gewesen war.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und fluchte. Denn sie käme wieder einmal später als erwartet heim. Und den Eheregeln nach müsste sie Roarke anrufen, um ihm mitzuteilen, wann mit ihr zu rechnen war.
Während sie jedoch nach ihrem Link griff, ging ein Anruf für sie ein.
»Morddezernat. Eve Dallas.«
»Lieutenant.« Auf dem Bildschirm tauchte das Gesicht von Mrs Ochi auf. »Tut mir leid, dass ich so spät noch störe, aber … haben Sie vielleicht schon etwas rausgefunden?«
»Allerdings. Und ich wollte Sie gerade kontaktieren. Denn wir haben alle drei geschnappt, sie haben gestanden, sitzen hinter Gittern und der Staatsanwalt ist zuversichtlich, dass das auch für lange, lange Zeit so bleiben wird.«
»Sie haben sie erwischt.«
»Ja, Ma’am.«
In Mrs Ochis leuchtend grünen Augen sammelten sich Tränen. Eilig warf sie sich die Hände vors Gesicht und stieß leise schluchzend »Danke. Danke« aus.
Eve ließ sie erst einmal weinen, und als Mrs Ochis Sohn und Tochter auf dem Monitor erschienen und sie tröstend in die Arme nahmen, ging sie ruhig auf deren Fragen ein.
Bis zum Ende des Gesprächs war sie in Gedanken wieder ganz auf ihre Arbeit konzentriert. Eilig ging sie ihre Aufzeichnungen durch, schickte sie an ihre Partnerin und lief dann durch das Dezernat, in dem Peabody noch hinter ihrem Schreibtisch saß.
»Bis morgen.«
»Ja, bis morgen.«
Es würde noch ein wenig dauern, ehe sie daheim den bösen Bullen spielen könnte, dachte Eve, als sie den Raum verließ – und wünschte sich, sie hätte den Gedanken nie gehabt. Denn dabei fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, Roarke Bescheid zu geben, dass sie also wieder einmal eine schlechte Ehefrau gewesen war.
»Verdammt.«
Noch während sie ihr Handy aus der Hosentasche zerrte, sah sie, dass Carmichael auf sie zugelaufen kam.
»Lieutenant!«, rief der weibliche Detective ihr bereits von weitem zu. »Santiago und ich haben diese Wasserleiche, und ich wollte noch ein paar Aspekte des Falls mit Ihnen durchgehen.«
»Reden Sie im Gehen, ich bin nämlich gerade auf dem Sprung.«
Sie nahm die Gleitbänder und nicht den Lift, damit Carmichael etwas Zeit für den Bericht bekam. Zwischen zwei Bändern blieben sie kurz stehen und Carmichael zupfte sich nervös am Ohr.
»Wir würden diese Sache gerne heute Abend noch zum Abschluss bringen. Wäre das okay?«
»Auf jeden Fall. Die Überstunden boxe ich dann morgen beim Commander durch.«
»Danke, Lieutenant.«
»Und wie kommen Sie mit dem neuen Burschen klar?«
»Santiago ist okay. Er hat einen guten Riecher, und allmählich stellt sich zwischen uns ein guter Rhythmus ein.«
»Gut zu wissen. Waidmannsheil, Carmichael.«
Für den Rest des Wegs in die Garage stieg sie in den Lift und dachte an Carmichaels Wasserleiche, die Aspekte dieses Falls und die Überstunden, die noch nicht genehmigt worden waren.
Auf der Straße kam sie wieder einmal nur im Schritttempo voran und verkürzte sich die Zeit, indem sie ein ums andere Mal die Fahrspur wechselte und sich zum Ärger derer, die sie überholte, in die winzig kleinen Lücken dicht vor deren Kühlerhauben schob. Als sie wieder an die Eheregeln dachte, war sie schon fast daheim.
Es hätte keinen Sinn mehr, jetzt noch anzurufen, dachte sie. Am besten machte sie es einfach anders wieder gut. Wahrscheinlich hatte er gearbeitet, solange sie nicht da gewesen war, und wenn sie gleich nach Hause käme, würde er sich sicher über ein feudales Abendessen freuen. Sie würde sogar so weit gehen, es selber zu bestellen – irgendeine dieser schicken, aufwändigen Mahlzeiten, die er so liebte – und dazu noch eine Flasche Wein aufmachen, den er gerne trank.
Sie könnten sich entspannen und gemütlich abhängen, vielleicht mit einem dieser alten Filme, die er gerne sah. Schließlich machten Eheleute so etwas, wenn sie zu Hause waren. Zum Abschluss gäbe es vielleicht noch ehelichen Sex.
Ohne Mord, ohne Chaos, ohne Arbeit, ohne Druck. Nur sie zwei allein. Verdammt, vielleicht ginge sie sogar so weit, eins von diesen sexy Outfits zur Verführung ihres Partners aus dem Schrank zu kramen, passende Musik zu wählen und ihm dadurch zu beweisen, dass sie durchaus zu Romantik fähig war.
Zufrieden mit dem Plan preschte sie durch das Tor des Grundstücks und fing an zu lächeln, als sie all die Lichter hinter den zahlreichen Fenstern des prächtigen, steinernen Gebäudes schimmern sah. Sie könnten draußen essen, dachte sie, auf einer der Terrassen. Nachdenklich betrachtete sie die diversen Türmchen und Rondelle. Vielleicht auf der Dachterrasse mit dem kleinen Schwimmbad und dem wunderbaren Blick über die Stadt.
Das wäre rundherum perfekt.
Sie ließ den Wagen vor der Haustür stehen und ging hinein.
Sie sagte sich, sie wäre viel zu gut gelaunt, um sich daran zu stören, dass Summerset wahrscheinlich in der Eingangshalle lauerte, um sie mit einem bösen Blick zu strafen, weil sie wieder einmal zu spät nach Hause kam.
Doch das Foyer war menschenleer, und verwundert blieb sie stehen.
Kein Summerset?
»Anscheinend hast du eine Glückssträhne«, sagte sie sich und joggte in den ersten Stock.
Sie blickte durch die Tür des Arbeitszimmers ihres Liebsten, doch zu ihrer Überraschung saß er nicht an seinem Schreibtisch, machte irgendein Geschäft oder schloss Berechnungen zu irgendwelchen technischen Problemen ab.
Stirnrunzelnd trat sie vor den hausinternen Monitor und fragte: »Wo ist Roarke?«
Geliebte Eve, Roarke ist auf der hinteren Terrasse, Sektor zwei im ersten Stock.
»Das Haus ist in Sektoren aufgeteilt? Wo ist …«
Die Örtlichkeit ist rot markiert.
»Okay.« Sie suchte auf der Hauskarte, bis sie das rote Blinklicht fand. »Ich hab’s.«
Was machte er denn dort? Vielleicht trank er einen Schluck mit Summerset, das würde schließlich auch erklären, weshalb der Kerl nicht im Foyer gewesen war. Vielleicht unterhielten sie sich über alte Zeiten, über irgendwelche Trickbetrügereien, Einbrüche und andere Dinge, über die man in der Gegenwart von einer Polizistin für gewöhnlich höflich schwieg.
Doch jetzt hätten sie genug in der Erinnerung geschwelgt …
Sie trat auf die Terrasse und blieb wie angewurzelt stehen. Roarke saß wirklich dort mit Summerset zusammen, doch sie hielten nicht nur Gläser in den Händen, sondern sie waren auch nicht allein.
Zwei Menschen, die sie nie zuvor gesehen hatte, saßen ihnen gegenüber an dem hübsch mit einer weißen Leinendecke und mit sanft flackernden Kerzen eingedeckten Tisch und genossen dort ein schickes, aufwändiges Mahl.
Das fremde Paar bestand aus einer Frau von vielleicht Mitte 60 und aus einem gleichaltrigen Mann. Sie hatte kurz geschnittenes, glattes, goldenes Haar und große Kulleraugen, und ihr Partner sah mit seinem sorgfältig gestutzten Ziegenbärtchen und dem kantigen Gesicht wie ein Gelehrter aus.
Alle lachten schallend, während Roarke nach seinem Weinglas griff. Er sah entspannt und glücklich aus und hörte lächelnd zu, als die fremde Frau mit schnöseligem, britischem Akzent zu den drei Männern sprach.
Seine rabenschwarzen, beinah schulterlangen Haare schimmerten im Licht der Kerzen, und als er anfing zu reden, hörte sie in seiner Stimme die Melodik und die Wärme, die für Irland typisch waren.
Plötzlich drehte er den Kopf und blickte sie aus seinen leuchtend blauen Augen direkt an.
»Ah, und hier kommt Eve.« Geschmeidig schob er seinen Stuhl zurück, stand auf und streckte eine Hand in ihre Richtung aus. »Liebling, darf ich dir Judith und Oliver vorstellen?«
Sie wollte diese zwei nicht kennenlernen. Wollte nicht mit Fremden reden, deren schnöseliger, britischer Akzent ihr jetzt schon auf die Nerven ging, und wollte nicht, dass diese Fremden sahen, dass sie viel zu spät, verschwitzt und mit einer von einer Prügelei mit drei verdammten Arschlöchern verdreckten Hose heimkam.
Trotzdem konnte sie kaum einfach stumm dort stehen bleiben, deshalb setzte sie ein leicht gezwungenes Lächeln auf und sagte: »Hi. Verzeihung, dass ich einfach so dazwischenplatze.«
Roarke nahm ihre Hand, bevor sie sie in ihre Hosentasche stecken konnte, und zog sie ein wenig näher an den Tisch. »Meine Frau, Eve Dallas, Oliver und Judith Waterstone.«
»Wir freuen uns unglaublich, Sie zu treffen.« Judith blickte sie mit einem sonnenhellen Lächeln an. »Denn schließlich haben wir schon viel von Ihnen gehört.«
»Judith und Oliver sind alte Freunde von Summerset. Vor ihrer Rückreise nach England sind sie für zwei Tage in New York.«
»Sie arbeiten als Mordermittlerin in dieser Stadt«, erklärte Oliver. »Das muss faszinierend und zugleich unglaublich schwierig sein.«
»Manchmal ist es das durchaus.«
»Ich hole schnell noch ein Gedeck«, erbot sich Summerset, doch Eve schüttelte knapp den Kopf.
»Machen Sie sich keine Umstände. Ich habe noch zu tun.« Soweit sie sehen konnte, waren sie schon beim Nachtisch angekommen, weshalb also hätte sie sich kurz vor Ende ihrer Party noch dazugesellen sollen? »Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich zuhause bin. Also … hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Schönen Abend noch.«
Eilig trat sie den Rückzug an, doch kaum war sie wieder im Haus, holte ihr Gatte sie dort ein. »Eve.« Wie bereits auf der Terrasse nahm er ihre Hand, doch dieses Mal zog er sie eng an seine Brust und gab ihr einen innigen Willkommenskuss. »Falls du etwas Heißes reinbekommen hast, kann ich mich auch entschuldigen und zu dir raufkommen.«
»Nein.« Bei diesem Angebot kam sie sich kleingeistig und reizbar vor. »Es ist nichts wirklich Wichtiges. Nur …«
»Dann komm mit raus und trink ein Gläschen Wein mit uns. Du wirst diese Leute mögen.«
Doch sie hatte keinerlei Interesse daran, die beiden Engländer zu mögen. Denn sie kam auch so schon kaum mit all den Menschen, die inzwischen Teil von ihrem Leben waren, klar.
»Hör zu, es war ein langer Tag, und ich bin schmutzig und verschwitzt. Ich habe gesagt, ich hätte noch zu tun, also kehr einfach zu deiner kleinen Dinnerparty zurück, und lass mich in Ruhe meine Arbeit machen, ja?«
Verärgert stapfte sie davon, Roarke schüttelte kurz den Kopf und wandte sich dann wieder seinen Gästen zu.
Auf der Wache packte Peabody den fertigen Bericht zu ihren Unterlagen und klappte die Akte fröhlich zu.
Sie hatte diesen Fall erfolgreich abgeschlossen, dachte sie. McNab wusste bereits Bescheid, dass sie ein wenig später kommen würde, deshalb nahm sie sich ein paar Minuten Zeit, um ihren Schreibtisch aufzuräumen, so wie sie es gerne machte, wenn sie einmal dazu kam.
Während dieser Arbeit ging sie in Gedanken noch einmal die Schritte der Ermittlungen im Mordfall Ochi durch. Und dachte an die Treffer, die der blöde Lowe bei ihr gelandet hatte, und an Eves Kritik an ihrer Nahkampftechnik, die wahrscheinlich nicht ganz unbegründet war.
»Natürlich hat sie recht«, sagte sich Peabody, denn schließlich tat ihr Ohr noch immer weh. »Ich muss in der Beziehung wirklich etwas tun.« Vielleicht sollte sie zuhause nicht den bösen Bullen, sondern ihre Nahkampftechnik üben.
Aber wenn sie mit McNab trainierte, würden sie bestimmt bereits nach wenigen Minuten miteinander in der Kiste landen, und auch wenn sie dabei ganz bestimmt ins Schwitzen käme, sähe sie bei ihrer nächsten Schlägerei genauso blass wie heute aus.
Also ginge sie am besten gleich hier auf der Wache noch ins Fitnessstudio. Suchte sich dort ein Programm, um ihre bisherigen Schwachstellen zu verbessern, spränge kurz unter die Dusche, zöge frische Kleider an und käme blitzsauber und duftend heim.
Bereit für schweißtreibenden Sex.
Sie ging zu ihrem Spind, packte ihre frischen Kleider und die Sportklamotten ein und sagte sich, sie müsse daran denken, neue Sachen mitzubringen, wenn sie morgen wieder auf die Wache kam.
Am besten ginge sie in Zukunft täglich eine Stunde in den Fitnessraum. Okay, das täte sie niemals. Aber dreimal in der Woche wären doch wahrscheinlich drin.
Dreimal in der Woche, ohne dass sie irgendjemandem – außer McNab – etwas davon verriete, und in einem Monat wäre Dallas überrascht davon, wie leichtfüßig und schnell sie plötzlich war.
Sie lief zu dem Fitnessraum ihres Bereichs der Wache, doch kaum war sie durch die Tür getreten, sah sie mindestens ein halbes Dutzend durchtrainierter Cops, die dort Gewichte stemmten, rannten, boxten und dabei noch völlig ausgeruht aussahen.
Sie dachte an die schlabberigen Shorts und den hässlichen Sport-BH