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Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 13 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert. Die Stimmung im Festzelt erreichte ihren Höhepunkt, als die drei Burschen das Podium erklommen und nach ihren Instrumenten griffen. Während draußen die Kirmesbesucher, die keinen Einlass in das Zelt mehr gefunden hatten, eben davor tanzten, war drinnen die Tanzfläche gedrängt. Das ›Bergtrio‹ hatte sein Publikum schnell im Griff. Hits aus der Volksmusik kamen immer noch an, aber die jungen Musiker mischten ihre Repertoire auch noch mit aktuellen Popsongs und alten, bekannten Schlagern. Genau dieser Mix war es, der den Leuten gefiel. Franzl Grothe saß am Schlagzeug und trommelte sich die Seele aus dem Leib, Tobias Bachinger spielte Akkordeon, und Tim Holtmann war der ›Frontmann‹. Er spielte Gitarre und war der Sänger des Bergtrios. Nach eineinhalb Stunden war die Show beendet. Sie hatten noch mehrere Zugaben geben müssen, ehe das Publikum sie von der Bühne ließ, dann saßen die Burschen am Tresen und tranken das wohlverdiente Feierabendbier. Hinter ihnen leerte sich das Zelt, draußen waren die anderen Schausteller schon dabei, ihre Buden und Fahrgeschäfte abzubauen. Noch in der Nacht würden sie weiterziehen – ins nächste Dorf, zum nächsten Rummelplatz. Fahrendes Volk war beinahe das ganze Jahr über unterwegs, und die drei Musiker fühlten sich diesem Menschenschlag verbunden. Denn auch sie waren ständig auf Achse, hetzten von einem Engagement zum anderen, doch wenn sie ehrlich waren, dann mussten sie zugeben, dass, trotz ihres Talents, der große Erfolg bisher ausgeblieben war. Gut, es war ein Leben, das ihnen gefiel. Sie tingelten von einer Kirmes zur anderen, hatten hier und da einen Auftritt, wenn irgendwo ein Möbelhaus oder Einkaufszentrum eröffnet wurde. Aber Scharen von Fans, die sie für ein Autogramm umlagerten, die gab es nur in ihrer Fantasie, und in der Hitparade waren sie schon gar nicht vertreten. Tim Holtmann hatte zwar einige Lieder komponiert, Tobias und Franzl die Texte dazu gemacht, doch, um ihr Werk auf CD pressen und so an Rundfunksender und Musikproduzenten schicken zu können, dazu fehlte ihnen das nötige Geld. Die Gagen für ihre Auftritte reichten gerade mal so für das Nötigste. »Was liegt denn morgen an?«, fragte Tobias und strich sich müde über das Gesicht.
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Die Stimmung im Festzelt erreichte ihren Höhepunkt, als die drei Burschen das Podium erklommen und nach ihren Instrumenten griffen. Während draußen die Kirmesbesucher, die keinen Einlass in das Zelt mehr gefunden hatten, eben davor tanzten, war drinnen die Tanzfläche gedrängt.
Das ›Bergtrio‹ hatte sein Publikum schnell im Griff. Hits aus der Volksmusik kamen immer noch an, aber die jungen Musiker mischten ihre Repertoire auch noch mit aktuellen Popsongs und alten, bekannten Schlagern. Genau dieser Mix war es, der den Leuten gefiel.
Franzl Grothe saß am Schlagzeug und trommelte sich die Seele aus dem Leib, Tobias Bachinger spielte Akkordeon, und Tim Holtmann war der ›Frontmann‹.
Er spielte Gitarre und war der Sänger des Bergtrios.
Besonders ihm galt so mancher verträumter Augenaufschlag der Madeln, und der Bursche zwinkerte stets zurück, blickte sie so charmant an, dass jede Frau überzeugt war, er sänge nur für sie …
Nach eineinhalb Stunden war die Show beendet. Sie hatten noch mehrere Zugaben geben müssen, ehe das Publikum sie von der Bühne ließ, dann saßen die Burschen am Tresen und tranken das wohlverdiente Feierabendbier.
Hinter ihnen leerte sich das Zelt, draußen waren die anderen Schausteller schon dabei, ihre Buden und Fahrgeschäfte abzubauen. Noch in der Nacht würden sie weiterziehen – ins nächste Dorf, zum nächsten Rummelplatz. Fahrendes Volk war beinahe das ganze Jahr über unterwegs, und die drei Musiker fühlten sich diesem Menschenschlag verbunden. Denn auch sie waren ständig auf Achse, hetzten von einem Engagement zum anderen, doch wenn sie ehrlich waren, dann mussten sie zugeben, dass, trotz ihres Talents, der große Erfolg bisher ausgeblieben war.
Gut, es war ein Leben, das ihnen gefiel. Sie tingelten von einer Kirmes zur anderen, hatten hier und da einen Auftritt, wenn irgendwo ein Möbelhaus oder Einkaufszentrum eröffnet wurde. Aber Scharen von Fans, die sie für ein Autogramm umlagerten, die gab es nur in ihrer Fantasie, und in der Hitparade waren sie schon gar nicht vertreten. Tim Holtmann hatte zwar einige Lieder komponiert, Tobias und Franzl die Texte dazu gemacht, doch, um ihr Werk auf CD pressen und so an Rundfunksender und Musikproduzenten schicken zu können, dazu fehlte ihnen das nötige Geld. Die Gagen für ihre Auftritte reichten gerade mal so für das Nötigste.
»Was liegt denn morgen an?«, fragte Tobias und strich sich müde über das Gesicht.
»Ich will’s gar net wissen«, stöhnte Tim. »Ich will einfach nur mal wieder in einem richtigen Bett schlafen. Ausschlafen!«
Sie blickten Franzl fragend an. Er war der Mann in ihrer Gruppe, der die Termine machte, die Gage aushandelte und dafür sorgte, dass sie rechtzeitig zum nächsten Auftritt gelangten.
Der Schlagzeuger schlug den Terminkalender auf, der neben ihm auf dem Tresen lag.
»Morgen, wartete mal«, murmelte er und blätterte die Seiten um.
»Morgen sind wir in St. Johann.«
»Hä?«
Tobias runzelte die Stirn.
»Haben wir etwa ein Engagement in Österreich?«
Auch Tim merkte interessiert auf. »Das wär’ ja mal was!«
Franzl zuckte die Schultern.
»Tja, Jungs, da muss ich euch leider enttäuschen«, antwortete er. »Unser St. Johann liegt hier in Oberbayern. Genauer gesagt, im Wachnertal, und das ist ungefähr fünfundzwanzig Kilometer von hier entfernt.«
»Na, immerhin«, grinste der Sänger, »wenn man bedenkt, dass wir aus Franken sind und unser Publikum inzwischen sogar in Oberbayern haben, ist das doch ein beachtlicher Erfolg.«
Er hatte es mit einem Augenzwinkern gesagt, und ganz ernst gemeint war es ohnehin nicht.
Tim trank aus.
»Dann lasst uns mal unser ›Hotel‹ aufsuchen.«
Sie packten ihre Instrumente und die Anlage zusammen, verabschiedeten sich von dem Wies’n-Wirt und gingen hinter das Zelt. Dort stand ein alter Bus, den sie für wenig Geld gekauft und mit viel Liebe restauriert hatten. Dazu war er bunt angemalt worden. Früher waren in dem Bus Fahrgäste bis nach Italien kutschiert worden, jetzt diente der dem ›Bergtrio‹ als Reisegefährt, Transporter und Hotel. Die Betten waren an den Seiten befestigt, hinten befand sich der Stauraum für die Instrumente und ein, zwar enges, aber immerhin mit allem Komfort ausgestattetes, Bad. Es gab sogar eine kleine Küche an Bord, samt Kochplatte und Kühlschrank.
Nach einer Katzenwäsche, Zähneputzen war halt das Wichtigste, wünschten sich die drei Burschen eine gute Nacht.
Schon nach nur wenigen Stunden wurden sie aber wieder unsanft geweckt. Draußen rumorten die Arbeiter, die die Festzeltbänke, Tresen und Kühlanlage auf einen LKW luden und das Kirmeszelt abbauten.
Als die Musiker kurz darauf vor ihrem Bus, auf den Campingmöbeln saßen und frühstückten, erinnerten nur noch einige herumfliegende Papierfetzen und ein einsames Plakat daran, dass hier gestern noch die ›Marienthaler Sommerkirmes‹ stattgefunden hatte.
*
»Nun erzähl’ doch mal!«, rief Tobias gegen das Dröhnen des betagten Busses an. »Was ist denn das für ein Engagement?«
»Ja«, rief Tim, »das würd’ mich auch mal interessieren.«
Franzl, der den Bus steuerte, holte tief Luft.
»Also, ich will euch ja keine
zu großen Hoffnungen machen, aber das könnt’ der Durchbruch sein …«
Die beiden Freunde sahen ihn erwartungsvoll an.
»Echt? Schieß los!«
Die Straße führte leicht bergan, und Franzl musste auf den Gegenverkehr achten. Er ließ einige PKW durch, die einen Traktor überholten, dann gab er Gas und legte kurz den Kopf nach hinten.
»Offenbar haben wir Fans, von denen wir nix wissen«, antwortete er endlich. »Oder vielleicht ist’s auch ein Plattenproduzent, der uns engagiert hat. Jedenfalls spielen wir am Samstag auf einer Hochzeit in St. Johann.«
Tim und Tobias machten ratlose Gesichter.
»Und das nennst du Durchbruch?«
»Ach, der wollt’ uns doch bloß hochnehmen!« Tim zuckte die Schultern. »Was ihm ja auch gelungen ist.«
»Nun wartet’s doch ab«, entgegnete der Schlagzeuger. »Immerhin spielen wir dort auf ausdrücklichen Wunsch der Braut. Sie heißt Reni Oberlechner und ab kommenden Samstag Brunner. Besagte Reni hat mal einen Auftritt von uns gesehen und jetzt ihrem Bräutigam gegenüber den Wunsch geäußert, wir sollten auf ihrer Hochzeitsfeier aufspielen.«
»Aber Moment mal«, warf Tobias ein. »Wenn wir erst am Samstag spielen sollen, heißt das, dass wir die ganze Woche über kein Engagement haben?«
»Das heißt es«, nickte Franzl.
»Und wieso fährst du dann wie ein Rennfahrer nach St Johann, wenn’s net pressiert? Wenn ich dich erinnern darf, heut’ ist erst Montag. Und wenn das Dorf nur fünfundzwanzig Kilometer von Marienthal entfernt ist, von denen wir geschätzt schon mal locker zehn gefahren sind, dann müssten wir unser Ziel ja in fünf Minuten erreicht haben.«
»Stimmt«, nickte Franzl. »Aber ich glaub’, es sind net mal mehr fünf Minuten. Da hinten kann man schon die Kirchturmspitze seh’n.«
»Warum also diese Eile?«, hakte Tim nach.
»Weil«, Franzl streckte beide Arme in die Höhe und reckte sich, was recht leichtsinnig war, weil er ja hinter dem Steuer saß, »wir unser Quartier beziehen müssen.«
Tobias zog die linke Augenbraue hoch, was er immer tat, wenn er etwas geringschätzig betrachtete.
»Du meinst, den Bus hinter der Scheune irgendeines Bauernhofes abstellen, ja?«, höhnte er. »Und abends können wir dann vor lauter Mistgestank nicht einschlafen. Na, vielen Dank.«
»Nun komm«, versuchte Tim die Geschichte herunterzuspielen, »es ist net das erste Mal, dass wir auf einem Bauernhof campieren. Erinnre dich mal, da gab’s immer das beste Frühstück.«
»Recht hast du«, pflichtete Franzl ihm bei. »Allerdings weiß ich gar net, warum unser Kleiner sich so aufregt? Der Bursche hätt’ mich mal lieber ausreden lassen sollen, dann müsst’ ich jetzt net ellenlange Erklärungen abgeben.«
»Was gibt’s da noch zu erklären?«, fragte Tim.
»Zum Beispiel, dass wir keineswegs auf einem Bauernhof wohnen werden, sondern in einer Pension.«
»Was?«
Tim und Tobias hatten gleichzeitig gerufen.
»Eine richtige Pension, mit richtigen Betten?«, fragte der Sänger des ›Bergtrios‹.
»Mit richtigem Bett und richtigem Frühstück«, nickte Franzl. »Und wem habt ihr das zu verdanken? Mir! Ich hab’s nämlich so ausgehandelt!«
»Burschi, wir lieben dich!«, brüllte Tobias durch den Bus. »Dafür vergeb’ ich dir auch, dass du mich immer ›Kleiner‹ nennst.«
Körperlich war er nämlich gar nicht kleiner, als die beiden anderen, bloß ein Jahr jünger …
*
Der gute Hirte von St. Johann blickte seine beiden Besucher lächelnd an.
»Habt ihr denn schon einen Termin für eure Hochzeitsreise festgelegt?«
Bettina Rohwald und Carl Lindholm sahen sich verliebt an.
»Wenn’s nach mir ginge, dann würden wir schon morgen fahren«, erwiderte er. »Aber leider gibt es in der Firma vorher noch soviel zu erledigen, dass wir den Termin in den Herbst legen müssen.«
Die junge Frau seufzte. Ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass es ihr auch zu lange dauerte.
Indes war es überhaupt ein Wunder, dass das Paar hier saß, denn noch vor kurzer Zeit hatte es alles andere als gut für die Inhaberin der Glashütte und den jungen Mann aus Schweden ausgesehen. Und Schuld daran war – wieder einmal – Patricia Vangaalen.
Auch wenn die schwäbische Investorin sich noch immer auf der Flucht vor den deutschen Behörden im Ausland aufhielt, so reichte ihre Macht doch über Kontinente hinweg, um dort Schaden anzurichten, wo es ihr gefiel.
Zwar waren in diesem Fall Bettina und Carl die Leidtragenden gewesen, indes mussten sie als Werkzeug herhalten, um Sebastian Trenker zu treffen. Ihm galt die Rache einer verschmähten Frau.
Was nie ungefährlich war …
Carl Lindholm hatte im schwedischen Småland eine Glashütte besessen, doch das Unternehmen geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Auf der Suche nach einem Geldgeber geriet Carl eher zufällig an die ›Schwäbische Investment GmbH.‹ und an den Bevollmächtigten Patricia Vangaalens, Dr. Reimers. Der Mann machte ihm nur vage Hoffnungen, indes würde Carls Bereitschaft, in einer bestimmten Angelegenheit zu kooperieren, die Angelegenheit begünstigen.
Besagte Angelegenheit war, dass der Schwede Bettina den Hof machen sollte, um so an die Glasfabrik zu kommen, die die junge Frau seit dem Tode ihres Vaters leitete. Dr. Reimers würde dann die Fabrik übernehmen und liquidieren, was auf einen Schlag mehrere hundert Menschen arbeitslos gemacht hätte. Für diesen Deal sollte der Schwede dann den benötigten Kredit erhalten.
Fast wäre es auch soweit gekommen, hätte Sebastian nicht ein wachsames Auge gehabt. Schnell wurde ihm klar, was hinter der eigentlichen Absicht des trotz allem sympathischen Schweden steckte. Dem Bergpfarrer wurden dabei auch anonym Dokumente zugespielt, die Carl Lindholm belasteten und bewiesen, dass er längst pleite war und Insolvenz angemeldet habe.
Eine Fälschung, wie sich später herausstellte.
Nachdem es zum Bruch zwischen Bettina und Carl gekommen war, kehrte der Schwede in seine Heimat zurück. Der Bergpfarrer glaubte indes nicht, dass Carl der Bösewicht war, als der er offenbar hingestellt wurde. Es dauerte, bis Sebastian die Sache durchschaute, doch er unternahm alles, um den Schweden zurückzuholen.
Der hatte inzwischen seine eigene Fabrik und allen Besitz verkauft und bereitete seine Auswanderung nach Australien vor. Indes sorgte der Geistliche für ein gutes Ende.
Bettina und Carl gaben sich das Jawort, während einer romantischen Hochzeitsfahrt auf dem Achsteinsee, und inzwischen führten sie die Glasfabrik Rohwald gemeinsam.
»Warum nur, wollte diese Frau alles zerstören?«, fragte Bettina ratlos.
»Sie hasst mich und da ist ihr jedes Mittel recht, um mich zu treffen«, antwortete Sebastian. »Patricia Vangaalen weiß genau, was es für mich bedeutet, wenn mit einem Schlag so viele Menschen ohne Lohn und Brot sind. Und in ihrer Rache kennt sie keine Grenzen. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Eines Tages wird auch sie einen Fehler machen«, sagte Carl Lindholm. »Und dann wird sie ihre gerechte Strafe bekommen.«
»Dessen bin ich sicher«, stimmte der gute Hirte von St. Johann zu.
Nachdem die Besucher gegangen waren, setzte sich der Geistliche in sein Arbeitszimmer. Für die Hochzeit am Samstag musste noch eine Predigt geschrieben werden, am Mittwoch stand der Besuch im Altenheim in Waldeck an, und wenn es die Zeit zuließ, dann wollte Sebastian unbedingt noch eine Bergtour machen.
Aber das war alles eine Frage der Organisation. Darum widmete er sich erst einmal der alltäglichen Büroarbeit, führte ein paar Telefonate und suchte nach den passenden Bibelstellen für seine Predigt.
Erst am späten Nachmittag fand er wieder Zeit, in den Garten zu gehen und seiner Haushälterin beim Unkrautjäten zu helfen. Anschließend saßen sie auf der Terrasse und tranken Kaffee.
»Kommt der Max heut’ gar net?«, erkundigte sich Sophie Tappert.
»Nein, der steckt mitten in einer groß angelegten Verkehrskontrolle, der Arme«, antwortete Sebastian. »Hoffen wir mal, dass die Leut’ vernünftig fahren.«
Diesen Wunsch hatte der Bruder des Bergpfarrers auch. Max Trenker stand mit seinem Wagen ein paar hundert Meter vor dem Ortsschild und lauschte auf die Durchsagen der Kollegen, die ein ganzes Stück vorne postiert waren und den fahrenden Verkehr beobachteten. Bisher war es erfreulich ruhig gewesen.
»Achtung, Max«, hörte er die Stimme von Sepp Huber, »da kommt gleich ein Bus, der schaut mir ein bissel merkwürdig aus. Kontrollier’ den doch mal.«
»Hab’ verstanden, Sepp«, antwortete der Polizist.
Max nahm die Kelle vom Sitz, setzte seine Dienstmütze auf und stieg aus. Schon nach kurzer Zeit hörte er den Bus die Straße herunterkommen. Der Fahrer setzte den Blinker, als er die Polizeikelle sah und fuhr rechts an den Straßenrand. Mit einem schnaubenden Ton öffnete sich die Bustür.
»Servus, Herr Wachtmeister«, sagte der Bursche hinter dem Lenkrad. »Ich bin doch net etwa zu schnell gefahren?«
Max schüttelte den Kopf.
»Allgemeine Verkehrskontrolle«, antwortete er, nachdem er zurückgegrüßt und seinen Dienstgrad genannt hatte. »Den Führerschein und die Fahrzeugpapiere, bitt’ schön.«
Aus dem hinteren Teil des Busses kamen zwei weitere Burschen. Sie schauten neugierig, aber freundlich. Max wusste beim besten Willen nicht zu sagen, warum der Huber-Sepp diese Kontrolle wollte. Die Papiere waren in Ordnung. Der Polizist überprüfte wie üblich die Reifen des Busses und ob Nummernschilder und Zulassung übereinstimmten. Auch hier fand er keinen Grund für eine Beanstandung.
Vielleicht war es das bunt angemalte Äußere des Gefährts, das den Argwohn des Kollegen geweckt hatte. Doch es waren oft schlimmere Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs.
»Alles in Ordnung, vielen Dank«, sagte Max und gab die Papiere zurück. »Ihr wollt nach St. Johann?«
»Ja, zur Pension ›Edelweiß‹«, antwortete Franzl Grothe. »Da wohnen wir nämlich für eine Woche.«
Max nickte.
»Ihr seid Musiker, net wahr?«
»Richtig«, sagte Tim. »Und am Samstag spielen wir zur Hochzeit auf.«
»Etwa bei der Reni Oberlechner und dem Xaver Brunner?«
»Genau bei denen.«
»Na, dann seh’n wir uns ja da«, lachte Max. »Meine Frau und ich sind auch eingeladen.«
Er stieg aus dem Bus.
»Ach ja, und schöne Grüße an die Wirtsleute, der Andreas Trenker ist ein Cousin von mir.«