Vom Glück des Umziehens - Sidonie-Gabrielle Colette - E-Book

Vom Glück des Umziehens E-Book

Sidonie-Gabrielle Colette

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Beschreibung

Colette weiß, es ist gefährlich, zu lange in der Hülle einer alten Wohnung zu verweilen. Besser ausziehen und anderswo sein Glück versuchen: Zwischen Bücherkisten und Körben voller Geschirr wird die Katze gesucht und das letzte Bild geborgen, die Wände klingen seltsam hohl, und draußen steht der Umzugswagen bereit – auf in ein neues Leben, wo die Sonne einen anderen Weg an die Wand zeichnen wird. Die französische Kultschriftstellerin zieht mit uns durch Paris, in kleine, große, windschiefe, dunkle und erhellende Wohnungen, sinniert über die Nachbarn im Hinterhaus und die Schritte im Flur, übers Ankommen und Loslassen und über den richtigen Ort. In einer liebevollen Ode an das Umziehen schreibt Colette all jenen, denen der Umzug dräut, einen Silberstreif an den Horizont.

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Seitenzahl: 99

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über dieses Buch

Colette weiß, es ist gefährlich, zu lange in einer Wohnung zu verweilen. Besser ausziehen und anderswo sein Glück versuchen: Die französische Kultschriftstellerin zieht mit uns durch Paris, sinniert über Nachbarn im Hinterhaus und Schritte im Flur, übers Ankommen, Loslassen und über den richtigen Ort. Eine liebevolle Ode an das Umziehen.

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Sidonie-Gabrielle Colette (1873–1954) war Schriftstellerin, Varietékünstlerin und Journalistin. Sie polarisierte mit ihrem Lebensstil und ihren Werken und wurde dennoch als erste Frau zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. Ihr wurde, ebenfalls als erster Frau, ein Staatsbegräbnis zuteil.

Zur Webseite von Sidonie-Gabrielle Colette.

Ina Kronenberger (*1965 in Otterberg) studierte Romanistik und Skandinavistik, übersetzt aus dem Französischen und Norwegischen, u. a. Werke von Anna Gavalda, Philippe Claudel, Per Petterson und Nina Lykke, erhielt den Deutschen Jugendliteraturpreis und wurde auf die IBBY Ehrenliste aufgenommen.

Zur Webseite von Ina Kronenberger.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Hardcover, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Colette

Vom Glück des Umziehens

Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Ina Kronenberger

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Die Originalausgabe erschien 1944 bei Éditions Corrêa, Frankreich.

Die Übersetzerin dankt dem Deutschen Übersetzerfonds e.V. sehr herzlich für die Förderung der Arbeit am vorliegenden Text.

Originaltitel: Trois … Six … Neuf …

© by Unionsverlag, Zürich 2025

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Christopher Nevinson, A Paris Window (CMA/BOT/Alamy Stock Foto); Foto S. 2: Index/Heritage Images (Alamy Stock Photo)

Umschlaggestaltung: Sven Schrape

ISBN 978-3-293-31193-0

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

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Version vom 30.01.2025, 17:38h

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VOM GLÜCK DES UMZIEHENS

Vom Glück des UmziehensColetteColettes Wohnsitze in ParisPersonenverzeichnis

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Vom Glück des Umziehens

Über Umzüge können nur Menschen wie ich sprechen, die vom Wesen her sesshaft sind. Und die es sich trotz einer starken Bindung an ihre Wohnung zur Gewohnheit gemacht haben, diese zu verlassen. Ein gesunder Fatalismus, Glückserfahrungen und ihr Gegenteil sind die besten und bewährtesten Räumungsvollstrecker.

Sobald eine Wohnung ihren ganzen Saft gegeben hat, sollte man schon aus reiner Vorsicht ausziehen. Sie ist nur mehr eine Schale, eine Hülle. Wir selbst laufen Gefahr, zu Fruchtfleisch und Samenkern zu werden und uns bis zur völligen Selbstaufgabe zu verzehren. Lieber ausziehen und anderswo sein Glück versuchen, um endlich den Rückzugsort zu finden, der nie versiegt. Zu bleiben wäre von allen Gefahren die größte.

Aus diesem Grund bin ich mehrmals umgezogen, keineswegs aus einer Laune heraus. Oft auch erzwungenermaßen, bisweilen zum Schutz meiner psychischen Gesundheit. Wenn meine wenigen Habseligkeiten dabei Schläge einstecken mussten und Narben davontrugen, war es nicht zu ändern.

Der verhältnismäßig häufige Umgang mit Körben voller Bücher und Geschirr, mit dem nach Keller und Stall riechenden Stroh, das durch den ständigen Einsatz in Mitleidenschaft gezogen ist; mit Männern, die sich den Tragegurt dreimal um den Bauch wickeln, sich mit einem Ringerwurf gekonnt Truhen und Buffets auf den Rücken wuchten und die ihren Proviant und einen Liter billigen Roten mithaben – kurzum: Das gute Verhältnis zu einer Zunft, die geschickt mit dem Spiegelschrank und dem kleinen Boot aus geschliffenem Glas umzugehen weiß, ist mir sehr nützlich. Und ist ein Erdbeben nicht eine herrliche Massage!

Wer Umzugshelfer in dreißig Jahren nur einmal sieht, findet ihr Erscheinungsbild, ihre Anwesenheit und ihr Vorgehen abschreckend. Alles bedarf der Übung. Danach jedoch folgt eine Form der Begeisterung. Manchmal entsteht sie unerwartet in den schlimmsten Momenten, damit meine ich in der letzten Stunde des Umzugs. Die beladenen Wagen fahren ab: Einer ist in ordentlichem Zustand, noch neu und verfügt über einen Motor, die beiden anderen sind unwürdige, von Pferden gezogene Wagen, die Last mit Seilen festgezurrt und die Zugtiere ein trauriger Anblick. Man selbst – Sie, ich, wir, die Zugvögel – bleibt allein in der Wohnung zurück, an der man Verrat begeht, inmitten von Strohfetzen, verbogenen Nägeln, einem Rahmen mit nur noch drei Seiten. Der kaputte, ursprünglich mit Stroh bespannte Hocker? Wir lassen ihn stehen, soll die Concierge damit machen, was sie will. Die Wände, die seltsam hohl klingen, werfen unsere letzten Worte zurück.

»Wo ist die Katze?« Unter der Badewanne. Die Hündin muss niesen. Selbstverständlich hat sie sich erkältet, seit fünf Uhr morgens stehen hier alle Türen offen. Von wegen, der aufgewirbelte Staub ist schuld.

»Es ist gewiss das letzte Mal, dass ich mich für derart helle Tapeten entscheide, schau dir die Wände an, wie ausgebleicht sie von der Sonne sind. Nimm du die Katze, gib mir die Leine der Hündin. Ja, aber wer trägt das Votivbild Unserer Lieben Frau von Liesse?«

»Ich nicht, Madame. Eine falsche Bewegung, schon ist es hinüber, und ich kann mir was anhören!«

»Gehen wir runter, gehen wir runter, hier ist es eiskalt. Wo wollen wir zu Mittag essen, während wir auf die Wagen warten? Ach, uns bleibt reichlich Zeit, darüber nachzudenken.«

Zwischen den beiden Adressen liegt nur noch die Taxifahrt. Wir werden vom Schlottern der Vertriebenen gepackt. Die Katze hat Hunger, die Hündin behält ihre Meinung für sich. Heute Abend beginnt ein neues Leben, an einem unbekannten Ort, in kalten Betten, die wir hastig beziehen werden.

Aber es ist ein neues Leben, ja, die Sonne wird einen neuen Weg an die Wand zeichnen, neue Geräusche werden den Tagesanbruch markieren, das Arbeitszimmer zeigt jetzt nach Süden.

Los geht’s, los geht’s! Unser Abenteuer von einem Arrondissement zum nächsten gleicht einer Überfahrt. »Halte die Katze gut fest, lass das Votivbild nicht fallen, binde dir das alte Barometer mit der Hundeleine um den Hals, so hast du die Hände frei. Leg mir die Decke über die Schulter, während du das Taxi bezahlst, und mach dir um den Rest keine Sorgen. Los geht’s! Wieso ist der Koffer so schwer, hast du etwa Steine eingepackt?« Seit achtundvierzig Stunden hat keiner von uns ein Auge zugetan. Egal, der Horizont steht uns offen. Los geht’s!

Ich habe Freunde, die überall als Personen mit gesundem Menschenverstand durchgehen würden, doch allein bei der Vorstellung, umziehen zu müssen, schließen sie krampfhaft die Augen, ziehen die Schultern hoch und halten sich die Ohren zu, ganz so, als stünden sie an einem stürmischen Tag auf der Pont des Arts. Besonders die Bibliophilen leiden beim Gedanken an einen Umzug schon im Voraus und mehr als alle anderen. Der Sammler von seltenem Porzellan leidet weniger, denn er weiß – selbst wenn sein Haus einstürzt oder im Stockwerk über ihm eine Tanzschule und ein Konservatorium für Gesang einziehen sollten –, er würde lieber sterben als umziehen.

Manche stehen schon seit zwanzig Jahren kurz vor einer Entscheidung: »Lucienne hat kürzlich etwas wirklich Traumhaftes gefunden. Wobei … so traumhaft war es nun auch wieder nicht, aber egal. Und dann, na ja, wir haben es ziehen lassen.« Hier liegt schlicht ein Fall von Masochismus vor, diese Fälle interessieren mich nicht. Ich erinnere mich nur zu gut und nicht ohne Verachtung meiner Person daran, dass ich wie krank in einem neuen Zuhause lag und mich weigerte, richtig anzukommen. Ich saß zwischen zusammengelegten, schlummernden Vorhängen, ungeöffneten Kisten, einem Bettgestell, einem zusammengerollten Teppich, der von weit her kam, es aber ablehnte, auch nur einen weiteren Schritt zu gehen. In mir der anhaltende Drang zu weinen, der sich ebenso schwer kontrollieren lässt wie Inkontinenz. Ich schlief ganz am Rand des Ausziehbetts, klappte morgens einen Zipfel des Teppichs um, nahm einen der zusammengelegten Vorhänge, dessen Kupferringe beim Gegeneinanderschlagen wie der Hüftschmuck einer Bauchtänzerin klangen. Im Esszimmer war es dunkel, und in der Toilette roch es nach Gas.

Schließlich setzte sich mein Ehrgefühl durch. Innerhalb einer Woche verwandelte sich das Kämmerchen, die auf das Verbrechen folgende Zelle, der Unterschlupf für eine arme Geschiedene, der Brutkasten für allerlei Spleens in eine zwar kümmerliche, aber gemütliche kleine Wohnung im dritten Stock. Die Waschkommode, die in geschlossenem Zustand die Augen beleidigte, verschwand wie ein schlechter Traum, und der ihr treu ergebene blaue Emaille-Eimer folgte gleich hinterher. Meinen Hygienebedürfnissen opferte ich ein kleines Zimmer, in das ich die Behelfsdusche und das Eisenkraut zum Einreiben trug, und schloss meinen Frieden mit dieser ersten Wohnung. Ganz so wie ein neu angeschaffter Hund, der noch nicht recht glücklich ist, aber klein beigibt, den Ball holt und sein Kissen kennt.

Vorhin habe ich diejenigen Masochisten geschimpft, die allein der Gedanke an einen Umzug entsetzt und die sich der Katastrophe stellen, als würden sie den Eiffelturm besteigen, bloß, um hinter einer Balustrade ihren Schwindel zu zelebrieren. Diese Spielart des Perversen gebiert eine Unterart des Sesshaften, die sich durch Besichtigungen von Mietwohnungen auszeichnet. Ich hatte das Glück, einen Vertreter dieser Spezies zu begleiten, ihn zu erleben, wie er Wände und Öffnungen vermaß, seine Schritte zählte, die Arme ausbreitete: »Ein Meter fünfundsechzig, die Spannweite meiner Arme beträgt einen Meter fünfundsechzig. Das Bücherregal würde haargenau hierhin passen … Aber der Geschirrschrank? Der Geschirrschrank stellt alles wieder infrage.«